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Wilsdruffer Tageblatt : 15.02.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193002150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300215
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-02
- Tag 1930-02-15
-
Monat
1930-02
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 15.02.1930
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Die kranke Wirtschaft. Geschäftsbericht der Vereinigung der Arbeitgeberverbände. Die Vereinigung der Deutschen Arbeitgeververände e. V. veröffentlicht ihren Geschäftsbericht für die Jahre 1927/29. In dem 400 Setten starken Buch gibt die Vereinigung ein um fassendes Bild der wirtschaftlichen Lage Deutschlands. Es wird nicht verschwiegen, daß statt äußerster Einschränkung in den öffentlichen Ausgaben, wie sie bei unserer ganzen Lage selbst verständlich gewesen wäre, und nach allen Verlusten durch den Krieg auch in anderen Ländern geübt werde, wir bei uns eine hemmungslose Steigerung der öffentlichen Aufwendungen vor uns gehabt hätten, die in Verbi rvung mit einem eben falls unverhältnismäßig schnellet' Ansteigen der sozialen An forderungen und der Löhne zu euum Drück aus die Selbst- kosten geführt habe, der für die Kapitalbildung lm notwen digen Umsangc nicht mehr Naum gelassen habe. Der Bericht zeigt, wie verhängnisvoll on dem Gesamtkörver der deutschen Wirtschaft gesündigt worden ist, und spricht schonungslos von dem ,,A b st c r b e p r o z e ß", in den große Teile unserer Landw . r ischast bineinaelrieben seien. Es wird die Hoff nung ausgesorockeu daß es nickst noch weiterer und schwererer Schädigungen der Arbeiterschaft vedürjen möge, als wir sie be reits jetzt aus dem Gebiete der Arbeitslosigkeit sähen. Reichslan-bunb gegen Polenvertrag. Eine Rede des Ministers a. D. Schiele. Auf der Generalversammlung des Westfälischen Land bundes in Hamm sprach am Freitag der Präsident des Reichs landbundes, Reichsminister a. D. Schiele, der u a. ausführte: Trotz zahlloser Hemmnisse, die das heutige Regierungssystem jeder tatkräftigen Ersolgspolitik entgegenstelle, sei es den ver einten Kräften der Reichsbauernfront gelungen, eine Reihe wertvoller Hilfsmaßnahmen durchzusetzcn. Sie genügten aber keineswegs. Von einer großen Schuld an dem jetzigen Aus maß der Not sei auch der Reichsernährungsminister nicht frei zusprechen. Minister Schiele wandte sich dann außenpolitischen Fragen zu. Die Stellungnahme des Bundes gegenüber den Haager Abmachungen sei eindeutig ablehnend. Redner be schäftigte sich besonders mit dem deutsch-polnischen Ligui - d a t i o ns v e r I r a g e. Es sei falsch, dieses Abkommen ledig lich als eine Bereinigung finanzieller Streitfragen zu betrach ten. Polen habe bisher in seiner Minderheilspolitik die Be stimmungen des Minderheitcuschutzvertrages völlig außer acht gelassen. Seine Politik sei bewußt aus Ausrottung des Deutschtums und auf Polonisierung des Korridors gerichtet. Zu diesem Zweck sei es vor Rechtsbrüchen, Druck- maßnahmen schlimmster Art nicht zurückgeschreckt. Statt An kläger Polens zu sein und alle Mittel der Polink auszunutzen, um die unhaltbare deutsche Ostgrenze zu revidieren und der deutschen Minderheit in Polen einen wirklichen Schutz zu ge währleisten, machten wir in dem neuen Vertrage großmütig einen Strich unter alle diese polnischen Rechtsbrüche und ver zichteten auf Wiederherstellung und Entschädigung Wenn man nicht wolle, daß diese Politik in der Welt als erster Schritt zum Verzicht aus die Revision der deutschen Ostgrenzc aufgefaßt werde, wenn man nicht wolle, daß der Vertrag in seiner moralischen und bevölkerungspolitischen Wirkung einem Ostlocarno gleich geschätzt werde, so müßten wir ihn ablehncn. Der zweite Schritt aus diesem Wege wäre ein deutsch-polnischer Handelsvertrag. Jede Belastung des deutschen Marktes mit Roggen, Kartoffeln und Schweinen aus Polen führe zur Ein engung des deutschen Lebcnsraumes im Osten Die polnische Agrareinfuhr sei der Vorbote des polnischen Siedlers. Aus unser immer bedrohlicher werdenden wirtschaftlichen und nalionalpolitischen Lage gebe es nur einen Ausweg: Durch zielbewußte Agrarpolitik zur Rettung des deutschen Ostens und durch Wiederaufbau im Innern zur nationale» Freiheit unseres Vaterlandes. Das M'siwesen in DeuischSand. Ein volksparteilicher Gesetzentwurf. In der nächsten Woche soll sich der Reichstag bei seinem Wiederzusammentritt sofort mit der seit langem verlangten Neuregelung des Mieterschutzes und des Mietwesens beschäftigen. Die Deutsche Volkspartei hat zu der zu erwartenden Auseinandersetzung nun einen Gesetzentwurf eingereicht, der die bisherigen Bestimmungen ersetzen soll. Der erste Abschnitt des Gesetzentwurfs behandelt die Höhe der Miete. Die gesetzliche Miete soll auf der Grundlage einer Fricdcnsgrundmiete berechnet werden, die sich aus der Friedensmiete abzüg lich Betriebs- und Instandsetzungskosten, Kosten für Herz- stoffe und andere Nebenleistungen errechnet. Zu dieser Friedensgrundmiete treten Zuschläge für die laufenden Jnstandsetzungsarbeften sowie für die Kosten für große Instandsetzungen. Die gesetzlich sestgelegten Zinssteigerun gen und die Betriebskosten sollen in ihrer vollen Höhe auf die Mieter umgelegt werden. Ausgenommen von dieser Regelung sollen Mietverträge bleiben, die schriftlich als freie Vcrtragsvereinbarung über ein bestehendes Miet verhältnis neu abgeschlossen werden, ferner Verträge über Fünf- und Mehrzimmerwohnungen, über gewerbliche Räume und Untervermietungen und über Neubauten. Der zweite Abschnitt behandelt den Mieterschutz. Für Streitigkeiten wird ein Mietschöffengericht gebildet. In einem dritten Abschnitt werden die Übergangsvorschriften festgelegt und u. a. auch Wucherbestimmungen geschaffen, wonach die Forderung zu Hoher Mieten oder Abstands summen bestraft wird. Wer darf „Sachjengänger" beschäftige»? Kein Austausch mit inländischen Arbeitern. Mit Zustimmung des Reichsrats und nach Anhörung des Verwallungsrats für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen versicherung Hai der R e i ch s a r b c i l s m-. n i st e r bestimm!, daß im Jahre 1930 insgesamt für 109 000 ausländische Land arbeiter die Genehmigung zur Beschäftigung erteilt werden darf. In seinem Erlaß ersucht der Reichsarbeitsminister, dafür zu sorgen, daß die Notwendigkeit, ausländische Land arbeiter zu beschäftigen, in jedem Einzel falle mit be sonderer Sorgfalt geprüft wird. Insbesondere dürfen land wirtschaftliche Betriebe, die deutsche Landarbeiter entlassen und solche Landarbeiter nicht wieder eingestellt haben, ausländische Landarbeiter in der Regel nicht erhalten,'jedenfalls nur dann, Wenn eindeutig nachgewiesen wird, daß deutsche Land arbeiter tatsächlich nicht zur Verfügung stehen. Der preu ßische Minister für Volkswohl fahrt hat die staat lichen Vertreter in den Verwaltungsausfchüssen der Reichs anstall für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung durch einen Rnndcrlaß angewiesen, nachdrücklichst dafür ein- zutrcien, daß die versieb.:d erwähnte Anweisung des Reichs arbeitsministers genau durchgeführt wird. Bergarbeitsgeseh im Reichswirtschaffsrat. Der Sozialpolitische Ausschuß des vorläufigen Reichs wirtschaftsrates nahm am Freitag den Entwurf eines Beraarbeitsaesetzes an. den die Reichsregieruna im An schluß an das Arbeitsschutzgesetz vorgelegt hatte. Die A r - beitszeit für Bergarbeiter wird in diesem Gesetz auf 7^ Stunden beschränkt, es wird jedoch die Möglichkeit erner Verlängerung zugelassen. Anträge der Arbeitnehmer- nnd Arbeitgeberseite, die eine Verlängerung bzw. eine Verkürzung wünschten, fanden keine Mehrheit. Mr Prozeß gegen den litauischen Emigrantensührer Pletschkaitis Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz. In Insterburg begann der Prozeß gegen den litaui scheu Gewerkschaftssekretär und Emigranlenführer Pletsch kaitis und füns Genossen. Sie werden beschuldigt, db ostpreußische Grenze unbefugt und ohne Ausweis überschritten zu haben, Waffen und Munition bei sich gefühv zu haben, Abrede getroffen zu haben, durch Anwendung vor Sprengstoffen Gefahr für das Eigentum, die Gesundheit und das Leben anderer herbcizufnhrcn, ohne daß dieser Entschluß zur Ausführung gebracht wurde, und Sprengstoffe in Besitz gehabt zu haben. Man hatte die sechs Litauer im Verdacht, ein Attentat gegen den damaligen litauischen Außenminister Woldemaras, der auf einer Reise nach Genf durch Ostpreußen fahren «nutzte, geplant zu haben. Der Prozeß, zu dem Pressevertreter nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Litauen und aus Polen sowie zahlreiche Vertreter von Behörden erschienen sind, begann unter ungewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln. Die Zugänge zum Gerichtsgebäude und zum Zuhörerraum sind mit Doppelposten besetzt und es wird eine scharfe Überwachung ausgeübt. Die Vernehmung der Angeklagten Zuerst wird der Angeklagte Daugschas vernommen. Er ist ehemaliger Polizeibeainter. Im Dezember 1927 flüchtete er aus Litauen, weil er dort von der Polizei verfolgt worden sei. Zuletzt habe er sich in Wilna aufgehalten. Er habe Pletsch- kaitis seil längerer Zeit gekannt, die anoeren Angeklagten habe er erst nach der Flucht aus Litauen kcnnengelerm. Er sei mit den anderen in Suwalki zusammengetrosfen, um über die Grenze zu gehen. Den auf den Gerwhtstisch nieder- gelegteu Korb, in dem sich Bomben befunden haben sollen, will er nicht gesehen haben, auch nicht die den Verhafteten ab genommenen Gewehre, die gleichfalls auf dem Gerichtstische liegen. Der Angeklagte Zalenka war an dem Tauroggener Aufstand un Jahre 1927 beteiligt. Er ist auch damals nach Deutschland geflüchtet, wo er wegen unerlautben Grcnzübertritts mit einer Geldstrafe belegt wurde. Auch er will nicht gesehen haben, daß auf dem Marsche Bomben oder Gewehre mitgeführt wurden. Die übrigen Angeklagten sind ebenfalls an dein Tauroggener Putsch von 1927 beteiligt gewesen. Der Hauptangeklugte. Es wird dann in die Vernehmung des Hauptangeklagten eingetreten. Pletschkaitis trägt in deutscher Sprache seinen Lebenslauf vor. Er sei schon im Jahre 1906 voir der zaristischen Regierung politischer Umtriebe wegen mit drei Fahren Gefängnis bestraft worden Er habe dann in Deutsch land gelebt. Bei dem Umsturz im Jahre 1926 sei er verhaftet und ausgewiesen worden Er sei im Jahre 1927 nach Litauen zurückgekehrt und habe den Putsch von Olyta organisiert. Nach dein Putsch sei er über Eyotkuhnen nach Deutschland entflohen. Über die Vorgänge, die zu seiner Verhaftung geführt haben, verweigert Pletschkattls jede Aussage. Er erklärt, daß nur Gründe persönlicher Natur ihn veranlaßt hätten, nach Litauen zurückzugehen: durch Zeitungsmeldungen habe er nämlich erfahren, daß sich seine Frau auf Veranlassung der litauischen Regierung hin von ihm habe scheiden lassen. Rus unlep^ j Wilsdruff, am 15. Februar 1930. Merkblatt sür den 16. und 17. Februar. Donnenausgang 7" 7" !! Mondaufgang 21'" 23"' Sonnenuntergang 17'° 17'" » Monduntergang 8" N" 16. Februar: 1826 Der Dichter Viktor v. Scheffel geb. 17. Februar: 1856 Der Dichter Heinrich Heine gest. Oer Winter wird wieder wärmer. Allzulange hielt die Frostperiodc, die am Ende der ersten Februarwoche eingesetzt hatte, im Flachlande nicht an. Den Höhepunkt erreichte der Frost bei Beginn-der zweiten Februarwoche. In der Umgegend Berlins wurden 10 Grad Celsius Kälte gemessen. Noch starker >var die Kälte in Süddeutschland, wo bis zu 16 Grad Kälte vorkameu. Schon vor der Mitte der Woche änderte sich aber die Gcsamtlagc. Das Hochdruckgebiet zeigte bereits die ersten Anzeichen des Verfalls. Zugleich Drängten vom Nördlichen Eismeer Tiefdruckwirbel vor. Bei westlicheu Winden trat eine rasche Milderung des Frostes ein. Mitte der Woche lagen die Temperaturen im Flachlande im allgemeinen um den Gefrierpunkt her um oder etwas darüber. Da das Hochdruckgebiet unter gleichzeitiger Abnahme weiter südostwärts abzuwandern scheint, ist für die nächsten Tagc mit weiterer Erwärmung zu rechnen, ohne daß es aber zunächst zu erheblichen Niederschlägen kommen dürfte. * Bezirkstagswahlen. Mr erinnern daran, daß morgen Sonn tag die Bezirkstagswahlen stattfinden. Die Gemeindeordnung be stimmt hierüber, daß die Bezirkstagsmitglieder von den Gemein- deverordneten der im Bezirke der Amtshauptmannschaft liegenden Gemeinden gewählt werden. Dabei hat grundsätzlich jeder Ge- msindeverordnetc eine Stimme, doch wohnt dieser einen Stimme ein ganz verschiedener Stimmwert inne und zwar je nachdem in welcher Gemeinde der Verordnete gewählt worden ist. Grundsätz lich haben sämtliche Gemeindevervrdnete in einer Gemeinde für ihre Stimme gleichen Stimmwert. Dieser berechnet sich aus der Teilung der Wahlberechtigten bei der letzten Eemeindewahl durch die Zahl der Gemeindeverordneten. Vor jeder Wahl setzt der Be zirksausschuß den Stimmwert eines jeden Gemeindeverordneten in der einzelnen Gemeinde fest. Noch mehr als bei der Gemeinbe- verordnetenwahl hat jeder Gemeinbeverordnete jetzt die Aufgabe, sich an der Bezirkstagswahl zu beteiligen. Gerade infolge des verschiedenen Stimmwertes ist die Abgabe der Stimme durch jeden Gemeindeverordneten unbedingtes Erfordernis. Das Fern bleiben des einzelnen kann maßgeblich den Ausfall der Wahl nicht bloß im eigenen Stimmbezirk und im Bezirkstage selbst, sondern unmittelbar auch im Bezirksausschuß und im Kreis- ausschuß im Gefolge haben. Zum Besten der Heimatsammlung soll Sonntag, den 16. d. M-, abends 8 Uhr im „Löwen" auf vielfachen Wunsch wiederholt werden das ganz ausgezeichnete Lustspiel der Dvppelautvren Rei mann und Schwartz: B ö r s en f i e b e r. Wer in der „Lieder tafel" Zeuge gewesen P, wie dieses Stück Beifallsstürme weckte und wie es von Mitgliedern der „Liedertafel" ganz vorzüglich ge boten worden ist, wird es jedenfalls nur begrüßen, daß man sichs noch einmal ansehen kann und daß es außerhalb der Vereins grenzen noch einmal geboten wird. Dazu kommt, daß es zum Besten der Heimatsammlung geboten wird, die in der Herausgabe eines Heimatbuches steckt, das kurz vor seiner Vollendung steht, das aber auch ganz außergewöhnliche Anforderungen an die geld lichen Mittel der Heimatsammlung stellt. Um dieses Zweckes und um der ganz vorzüglichen Darbietungen der „Liedertafel"-Spieler wie um eines köstlichen Abends willen bitten wir um recht zahl reichen Besuch des Abends. Aerztlicher Sonntagsdienst (nur dringende Fälle) Sonntag den 16. Februar: Dr. Roch - Grumbach und Dr. Woll- bürg - Seeli gstad t. Der Landwirtschaftliche Verein hält kommenden Mittwoch nachm. 4 Uhr im „Adler" seine 46. Jahreshauptversammlung ab. Außer den üblichen Punkten stehen Wahlen, Auszeichnungen und ein Vortrag des Herrn Generaldirektor Böhme - Skassa über: „Betriebswirtschaftliche Zeitfragen" aus der Tagesordnung. Die Mitglieder werden um allseitiges und pünktliches Erscheinen gebeten. Schützenhaus-Lichtspiele: „Wetterleuchten": Camilla Horn, die durch ihr Gretchen im Faust schon zu internationaler Be rühmtheit gelangte deutsche Filmschauspielerin spielt die weibliche Hauptrolle in dem heute in den Schützenhaus-Lichtspielen laufen- den Russenfilm „Wetterleuchten", der ein ähnliches Thema behandelt wie der erfolgreiche Film ,/Wolgaschiffer". Mit oft nervenerregender Spannung und dramatischer Wucht gleiten Geschehnisse aus dem zaristischen und parallel dazu dem revolu tionären Rußland vorüber, die durch die hervorragende Kunst der vom Regisseur für jede einzelne Rolle mit großer Sorgfalt aus- gewähtten Darsteller zum Erlebnis werden. — Wir verweisen unsere Leser auf das heutige Inserat. * Höhere Abteilung an der Volksschule in Wilsdruff Betr. der Errichtung einer höheren Abteilung an der hiesigen Volksschule werden wir von gut unterrichteter, je doch nicht schulischer Seite um Aufnahme folgender Zeilen gebeten. Die geplante Einrichtung von Aufbauklassen für begabte Kinder sämtlicher Dolkskreise an der hiesigen Volksschule begeg net leider bei den meisten Gemeinden der Nachbarschaft nicht dein Entgegenkommen und Verständnis, das man in Anbetracht der Wichtigkeit der Sache eigentlich erwarten könnte. — Das ist um so bedauerlicher, als ohne Anschluß der größeren näher liegenden Gemeinden, die eine stärkere Schulkinderzahl pro Klasse auf- weisen, die Verwirklichung des Planes unmöglich ist. Wilsdruff allein weist die nötige Kinderzahl pro Schuljahrgang nicht aus, die als Grundlage dazu unbedingt erforderlich ist. Mit dem Verzicht auf diese Einrichtung wird vielen Eltern befähigter Kinder der Stadt und Umgegend die Möglichkeit ge nommen, ihren Kindern eine bessere Schulbildung, als sie die Volksschule vermitteln kann, zu geben. Der Andrang zu den be stehenden auswärtigen höheren Lehranstalten wird auch in den nächsten Jahren noch so stark sein, daß weitaus nicht sämtliche Kinder angenommen werden können. Zudem haben saft alle diese Anstalten — wenigstens soweit es städtische und Privatanstatten sind, die Schulgelder so erheblich heraufgesetzt (240—300 Mark pro Jahr und Kind), baß es sehr vielen Eltern schon aus wirt schaftlichen Gründen garnicht möglich sein wird, ihre Kinder dorthin zu schicken. — Wir leben aber in einer Zeit, in der einer guten Schulbildung erhöhter Wert bcigemessen wird. In vielen Berufen, in denen'früher die Volksschulbildung genügte, wird heute die mittlere Reife — also die lOklassige Schule — mit Ab schlußprüfung verlangt. — t Um die Möglichkeit einer derartigen Ausbildung für unsere Stadt und deren Umgebung zu schaffen, wind die Einrichtung einer höheren Abteilung angestrebt. Man glaubte, daß auch die Landgemeinden der Umgegend die Schaffung einer derart günsti gen Weiterbildungsmöglichkeit für ihre Kinder freudig begrüße» würden, zumal die Gemeinden felbst keinerlei Haftung und keine» Kvstenzuschuß übernehmen brauchten. Lediglich die Eltern aus wärtiger Kinder sollten — ähnlich wie in Lommatzsch, wo der artige Aufbauklassen seit Jahren unter Mitwirkung de» Landes mit bestem Erfolg eingerichtet sind — monatlich 5 M an Schulgeld entrichten. Dieser Betrag würde sicherlich von de» meisten Eltern gern aufgebracht werden, stellt er doch eine» Bruchteil des an höheren Schulen üblichen Schulgeldes dar. Ma» ist deshalb reichlich verwundert, daß die Mehrzahl der. Landgemeinden sich abwartend resp. ablehnend verhält und ma» versucht, anzunehmen, daß — nachdem Bedenken pekuniärer All nicht mitsprechen können — Einwirkungen der ländlichen Schule» vorhanden sein müssen, die in einer Abwanderung gut begabter Kinder eine Schwächung der eigenen Leistungsmöglichkeit er blicken. z Würde tatsächlich eine Behandlung der Angelegenheit unter diesem Gesichtswinkel stattgefunden haben, so wäre das im In teresse der gut veranlagten Kinder sehr zu bedauern! Wahrscheinlich bringen diese Zeilen überhaupt -erst große» Teilen der Elternschaft — ganz besonders in der Umgegend eine Aufklärung darüber, was mit der Einrichtung einer höhere» Abteilung an der Wilsdruffer Schule erstrebt wird. Ls wirk zweifellos darunter viele geben, die an dem Zustandekommen leb haftestes Interesse haben. In ihre Hand muß es gelegt werden, bei den Gemeindevertretungen vorstellig zu werden, damit ei» Plan, der für viele Eltern und Kinder der engsten Heimat von s» großer Bedeutung ist, nicht aus irgendwelchen lokalen, vielleicht auch persönlichen Gründen zum Scheitern verurteilt ist. -i- Polizeistunde 1 Uhr! Bei Beratung des Gaststättengesetze» im Volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstages wurde di» Polizeistunde reichsgesetzlich allgemein auf 1 Uhr festgesetzt: di» Nachgeordneten Behörden können jedoch Ausnahmen in gewisse» Umfange zulassen. Die Unfallversicherung 1928. 23 Millionen Versicherte. 160 000 Unfälle. — 978 000 laufende Renten. — Unfallver hütung. Die Zahl der versicherten Betriebe in der deutschen ge setzlichen Unfallversicherung ist 1928 um 39 059 (um 4,3 v. H. auf 956 880, die der Vollarbeiter um 448 744 (4,4 v. H.) aü 10,6 Millionen gestiegen. Nach der Zahl der Bestarbeiter wa die Zunahme überall erheblich geringer als von 1926 auf 192? Der Umfang der Unfallversicherung nach der Zahl der Versicher ten ist um 0 5 Millionen Personen auf 23,3 Millionen gestiegc» Tim Berichtsjahre wurden, ohne Berufskrankheiten, 159886 U» fälle erstmalig entschädigt, 17,6 v. H. mehr als 1927. Die Unfall' verliefen günstiger als 1927; 5,8 gegen 6 3 v. H. aller erstmal» entschädigten Unfälle hatten einen tödlichen Ausgang; 1 gegen ft v. H. hatten völlige Erwerbsunfähigkeit zur Folge. Bei den M rufskrankheiten waren wiederum die Erkrankungen durch Bl» oder seine Verbindungen weitaus am zahlreichsten. Im Iah» 1928 liefen insgesamt 977 696 Unfallrentcn gegen 916 127 Vorjahre. Die Ausgaben der Unfallversicherung betrugen 377/ Millivnen RM., d-s. 40,3 Millionen oder 119 v. H.,mehr a- 1927. Den Hauptteil der Ausgaben macken mit 313,6 Million» RM. (11,2 v. H. mehr als 1927) die Entsckädigungsleistung» und unter diesen wiederum die Rentenzahlungen aus. Verhältn" .
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