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nachdem die Angehörigen des Angeklagten entfernt worden waren. In der Begründung wird gesagt, daß der Oberste Gerichtshof in der Ablehnung der von dem Verteidiger gestellten Beweisanträge keinen Nichtigkeitsgrnnd erblicken könne. Das Beweisverfahren sei erschöpfend durchgeführt worden. Die Geschworenen seien in der Lage gewesen, »inen Überblick über den ganzen Fall zu gewinnen. Auch in der Ablehnung der psychologischen Sachverständigen sowie in der Nichtwiederholung der Hanptverhandlung seien keine Richtigkeitsgründe zu erblicken. Erwerbslofenktawalle in München. Im Anschluß an ein. Münchener Erwerbslosen^ rsamm- lung, in der ein kommunistischer Reichstagsabgeordnetcr und ein kommunistischer Stadrrai über Erwerbslosensragen ge sprochen hatten, bilderen etwa 1000 Versammlungsteilnehmer einen Demonstralionszug. Die Polizei wurde mit Psui-Rufcn und mit dem Gesang der Internationale begrüßt. Es gelang, ven Zug auszulösen. Kommunistischer Oberbürgermeister für Groß-Golingen. In der Solinger Stadtverordnetenversammlung wurde der kommunistische Stadtverordnete Weber mit den Stim men der K o m m u niste n und Sozialdemokraten zum Oberbürgermeister von Groß-Solingen gewählt Die Sozial demokraten erklärten, sie hätten für den kommunistischen Kandidaten gestimmt, weil es nicht sein dürfe, daß die be stehende Linksmehrheit durch die bürgerliche Minderheit majorisiert werde. Oie spanische Diktatur. Neuer Konflikt zwischen Primo de Rivera und spanischen Studenten. Der Vorstand der Allgemeinen Studcntenvcreinigung in Madrid überreichte Primo de Rivera ein Gesuch, in dem die Freilassung eines bei den Studentenunruhen vom Februar 1929 verhafteten Studenten sowie die Wicdercinstellung von fünf Universitätsprofessoren gefordert wird. Primo de Rivera erklärte, daß die Professoren seinerzeit aus eigene« Wunsch ausgeschieden seien. Auch die Haftentlassung jenes Studenten müsse er ablshnen. In Madrid kam cs zu Studcntenlundgrbungcn, die von der Polizei zerstreut wurden. In Murcia und Salamanca sind die Studenten in den Streik getreten. Riesenbrand in einem polnischen Hüttenwerk. Wie aus Kattowitz gemeldet wird, vernichtete auf der Paulshütte ein Großfeuer die Wcrköfen und die technischen Bureaus vollständig. Vierzehn Wehren waren am Brandort tätig. Die Löscharbeiten gestalteten sich infolge Wasser mangels sehr schwierig. Der Schaden wird auf 300 000 Zloty geschätzt. Auffindung des vermißten französischen Flugzeuges. Zwei Insassen als Leichen geborgen. Nach einer Meldung aus Paris besteh nunmehr Gewiß heit über das Schicksal des Verkehrsflugzeuges, das am Sonn tag abend in Amiens aufgesticgen wär, um vier Zuschauer eines Futzballwettkampses nach Le Havre zu briugen. Es wurde nördlich von Dieppe an der Küst» zerschellt auf gefunden. Reben den Trümmern des Apparates fand man zwei der Insassen t o t auf. Die Leichen der übrigen In sassen dürsten wahrscheinlich von der Brandung fortgespült worden sein. Man nimmt an, datz das Flugzeug im Rebel gegen einen Felsen geflogen ist, zerschellte und ins Meer stürzte. Ernste Lage in Australien. Verteidigungsarmee der Arbeiter. — Versteckte Munitionslager. Im australischen Kohlenstretkgebiet hat sich die Lage in gefährlicher Weise zugespitzt. Die Bildung der Ver te i d i g u n g s a r m e e der streikenden Arbeiter macht weitere Fortschritte. Die Polizei entdeckt täglich versteckte Waffenlager und Munitionsvorräte. Im Weston-Abermain-Bezirk haben sich mysteriöse Explosionen ereignet; man vermutet, datz Munitionslager zerstört wurden, um ihre Auffindung zu ver hindern. Alle Geschäfte, die an Polizisten Nahrungsmittel ab geben, werden von den Streikenden boykottie r t. Oie Autobuskatastwphe von Cleveland. Furchtbare Einzelheiten. Zu dem furchtbaren Autobusunglück von Bevea bei Cle veland, bei dem zehn Schulkinder den Tod fanden, wird noch weiter gemeldet, datz der Autobus mit insgesamt 23 Kindern besetzt war. Der Autobus befand sich gerade auf der Mitte des Bahndamms, als er von einem Zug erfaßt und völlig zer trümmert wurde. Die Schmerzensschrcie der Verletzten und Sterbenden erhöhten den Schrecken des furchtbaren Unglücks. Das Personal des Unglückszuges beteiligte sich im Verein mit den Bewohnern der in Nahe befindlichen warmen an >m Rettungswerk. RiWheidc Zirmen voll Wilsdruff und Umgegend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Milch- und Buttcrhandlung Barthel, Alfred, Braunsdorf (tägl. Lieferung Ins Haus) Molkereierzeugnisfc jeglicher Art (tägliche Lieferung frei Haus) Dampfmolkerei Blankenstein (Inh. Hans Bräuer). Musik Philipp, Ewald, Stadlmusikdireklor, Orchesterschule, Hohe Straße 134 hl. S-»r- 76. Radio-Spezialgeschäft (Apparate und Zubehör, Reparaturwerkstatt) ehrmann, H., Meißner Straße 260. ----- 119. Rechtsanwälte * auch Notar. Bäßler, Hermann, Meißner Straße 266. 598. * H o fm a n n, A l f r e d, Markt 101, 1. Etage. e--»> 3. * Kronfeld, Dr. jur., Freiberger Straße 108. Schleifanstalt, Drechslerei und Schirmreparatur werkstatt Aberle, Kurt, Meißner Straße 266. Schlossermeister Linnert, Paul, Tvpfergasie 246. Nickel, Arthur (W. Trepte Nachfolger), Rofenstraße 73. Steinsetz-, Straffen- und Tiefbaugeschäft Fendler, Otto, Zellaer Straße 32. s-r- 24. Stuhlfabrik Schreiber, Arthur, Löbtauer Straße 298 g. 51. Tischlereien Adolf Schlichenmaier, Möbelfabrik, Anfertigung von Fenstern und Türen sowie Bauarbeiten aller Art, Möbellager, Spez. Schlafzimmer und Küchen. s-r- 38. Echte und imitierte Möbel, ganze Einrichtungen: Geißler, Robert, Feldweg 113. »-s- 131. Nur echte Möbel: Heeger, Georg, Zedtlerstraße 180. s«»- 31. Tonwaren-Spezialgeschäst Hänig, Clemens, Bahnhofstraße 142. Uhren, Gold- u. Silberwaren, Optik, Radio-Anlagen und Zubehör König, Fr. (Nicolas Nachf.), Freiberger Str. 58. 134. Viehhandlung (Nutz- und Schlachtvieh) Ferch, Gebr., Kesfelsdorf. r-o- Wilsdruff 471. Viehkastrierer Holfert, Paul, Freital-P., Coschützer Straße 49. Woll-, Strumpfwarcn- und Garnhandlung Rehme, Max, Bahnhofstraße 121. Zeitung Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29. o»»- 6. Zentralheizungen Schwepcke, Franz, Kngenieur, Meißner Str. 266. 511. Freilassung -es kommunistischen Abgeordneten Müller. Auf Ersuchen des Preußischen Landtages ist der in Worms verhaftete kommunistische Landtagsabgeordnete Müller aus der Haft entlassen worden. Dänischer Minister besucht das Gersonsche Sanatorium. In den nächsten Tagen wird der dänische Ernährungs- Minister Dr. Hindhede in Kassel eintrefscn Der Minister, der selbst Arzt ist, will hier vor allen Dingen das Gersonsche Diätsanatorium und seine Einrichtungen besichtigen. 30VV Todesfälle an Scharlach. Wie aus Teheran (Persien) gemeldet wird, ist im Gebiet von Täbris eine schwere Scharlachepidemie ausgebrochen. Im Laufe von zwei Wochen wurden bisher 3000 Todesfälle verzeichnet. polittlcbe kuncklAau Deutsches Reich Ostmarkp:rtreter beim Reichspräsidenten. . Der Reichspräsident empfing Donnerstag zur übet reichung einer gemeinsamen Denkschrift über die Not der preußischen Ostprovinzen und zu näheren Darlegungen über den Inhalt dieser Denkschrift den Landeshauptmann der Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen, Dr. Caspari, den Landesdirektor der Provinz Brandenburg, von Winterfeldt-Menkin, und den Landeshanptmann der Provinz Niederschlesien, Dr. von Thär. Bayern gegen deutsch-finnischen Handelsvertrag. In München nahm der sog. „Grüne Ausschuß- des Bayerischen Landtages Stellung gegen den deutsch-finni schen Handelsvertrag. In dem Antrag bzw. in seinem Zusatzabkommen, geltend bis 1. Oktober 1935, sieht der Grüne Ausschuß eine schwere Bedrohung der bayerischen Milchwirtschaft. Er ersucht die bayerische Staatsregierung. mit Entschiedenheit gegen die Verabschiedung dieses Handelsabkommens bei der Reichsregierung vorstellig zu werden. — Bei einer Massenkundgebung hx- Allgäuer Milchwirtschaft hielt der bayerische Staatsminister Dr. Fehr eine Rede, in der er den deutsch-finnischen Handelc- vertrag ebenfalls scharf kritisierte. Tumulte zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. In Hann.-Münden hielten Nationalsozialisten eine Versammlung ab. Dabei kam es zu schweren Zu sammenstößen zwischen Kommunisten und National sozialisten, wobei 15 bis 20 Personen verletzt wurden, davon zwei lebensgefährlich. Eine Anzahl von Personen wurde verhaftet. Die Schuld an den Ereignissen schieben beide Parteien sich gegenseitig zu. — Zu schweren Aus schreitungen kam es auch zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten in Berlin-Moabit. Anlaß war gleichfalls eine nationalsozialistische Versammlung, zu deren Besuchern vielleicht zur Hälfte Kommunisten gehörten. Es entstand eine grimmige Schlägerei, so datz die Polizei eingreifen mußte. Ein Polizeibeamter erhielt einen schweren Messerstich, vierzehn Zivilisten wurden verletzt. Zwölf Beteiligte wurden verhaftet. Jugoslawien. Denkmal für den Mörder Franz Ferdinands. Am 2. Februar wird in Serajewo ein unter Be günstigung durch die Regierung erbautes Denkmal für Gavrilo Princip, den bosnischen Studenten, der am 28. Juni 1914 die verhängnisvollen Schüsse gegen Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich abgegeben hat, enthüllt werden. Das Scrajcwocr Attentat gab seiner zeit das Signal für den Ausbruch des Weltkrieges. Das Denkmal wird an der Stelle des Attentats errichtet. Aus In- und Ausland Berlin. Der Rcichsbund der Jungdemokraten hat Friedrich Payer wegen seiner Abkehr von der demo kratischen Koalitionspolitik in Württemberg zum Ehrenmit glied ernannt. Madrid. Im Gebäude der medizinischen Fakultät der Madrider Universität kam es zu Demonstrationen gegen die Diktatur. Als die Polizei anruckte, schlossen ine Studenten die Tore und hißten die rote Fahne. Der Polizei gelang es, cinzudringen und das Gebäude von den Studenten zu säubern. So hab' ich Liebste dich gesunden Roma« vo« MargareteElzer. 79. Fortsetzung (Nachdruck verboten) Ruhig legte Gundula Hut und Bergstock fort. Ob gleich ihr armes Herz zitterte, ihn so vergrollt und so elend sehen zu müssen, sprach sie ganz ruhig und freundlich: „Viel verlangst, Xaver! Aber ich darf mich ein bissel ausruhen? Oder must ich vor der Hütte im Gras liegen?" „Unsinn! Du darfst schon bleiben, aber nur du ganz allein!" „Vin auch allein! Müßt nicht, wer sich den Weg wohl noch machen sollte sonst!" „Ich kann auch nit glauben, daß dich der Zufall da her führt!" „Sollst du auch gar nicht glauben. Das brächt mich viel zu weit von meiner Aufgabe ab." „Mit so was komm mir nicht!" „Xaver, wenn ich dich doch bitte." „Was willst eigentlich?" „Heim sollst kommen!" „Hab' kei' zu Haus nimmer! Hier bin ich und hier bleibe ich!" Er sprach in einer fieberhaften Aufregung, schrie säst in seiner Unbeherrschtheit. Gundula kam zögernd aus ihn zu: „Xaver! Um Gottes willen, beruhige dich doch, du armer Meusch." Er schüttelte ihre Haud ab. „Last mich, mir ekelt vor euch allen!" „Du tust mir weh." „Ja, ja, natürlich auch das noch!" „Xaver — deine Fran —" Mi» einer Bewegung voll wuchtiger Wut warf Xaver den Krug vom Tisch aus den Boden. „Schweig, du, schweig nm Gottes willen, oder ich kenn mich nimmer!" Es fiel ihm gar nicht ans, daß er mit Gundula ja verhandelte, als wüßte sie um seinen Jammer. Gun dula konnte dem Aermsten aber nicht Helsen, was hier zu erledigen stand, das mußte durchgekämpft werden. Wieder fing sie mit ihrer flehenden Stimme zag haft an: „Laver — deine Frau!" Mit großen, wütenden Schritten kam er auf sie zu. Er kannte sich nicht vor Schmerz und Zorn. Gundula aber blieb ruhig, ohne mit der Wimper zu zucken, vor ihm stehen. Da senkte er beschämt die Augen, liest die verkrampften Fäuste sinken: „Verzeih! Ich benehme mich wie ein Unmensch. Aber ich habe zu schreckliches dnrchgemacht. Ich bin hier in meine Einsamkeit gekrochen, um mit einer Welt voll Schlechtigkeit fertig zn werden." „Ich weiß ja, Xaver, ich weiß es ja!" „Du weißt, woher?" „Ich fand den Brief, Xaver, armer Guter." „Nur kein Mitleid, nur um Gottes willen kein Mit leid mit meiner grenzenlosen Dummheit und Ver trauensseligkeit." „Ich will dir Helsen!" „Mir kann kein Mensch helfen. Und wenn du als Abgesandter meiner Frau kommst, sage ihr, datz ich sie nie wieder sehen will, und datz ich Zeit, viel Zeit brauche, uw mit so viel Gemeinheit fertig zu werden." Gundula barg das Gesicht in ihren verbundenen Händen: „Das ist entsetzlich!" Er sah mitleidig auf sic herab und sah die verletz ten Hände. Da brach sich sein Gefühl für sie durch die Verwüstungen feiner Seele Bahn: „Gundel, was ist dir denn geschehen?" „Ach, nicht der Rede wert." Und sie verbarg die Hände auf dem Micken. Sie nutzte seine Weichheit aus und sagte flehent lich: „Xaver, du muht herunterkommen, es — es wartet so viel auf dich." „Solange meine Frau dort unten ist, seht ihr mich nicht." „Xaver, ich bin gekommen, dir etwas sehr Schlimmes mitzuteilen!" „Red' nur, ich bin abgehärtet jetzt. Mich trifft so leicht nichts mehr in das Herz, das ging in Stücke bei dem ersten Anhieb." Gundula wutzte wirklich nicht, wie sie ihm beikom men sollte, da er ihr sich immer wieder entzog. Es wür de also nichts helfen, als mit der Tür in dos Haus zu fallen. „Xaver, du brauchst deiner Frau nicht zu begeg nen." — „Ist sie abgcreist, hat wohl Angst und ein schlechtes Gewissen?" „Nein, sie ist schon abgereift, ehe sie von deiner be trüblichen Entdeckung gehört hat." „Ja, merkwürdig. Wo ist sie denn hin?" „Sehr weit fort!" „Ihr Reiseziel wird ja kein Geheimnis sein." „Nein, das ist es nicht." „Also?" „Ich habe mir das nicht so schwer gedacht." Er bekam Mitleid mit ihrer Oual. „Nnn red' doch ofsen, du siehst ja, datz du mich in punkto meiner Frau durchaus nicht mehr zu schonM brauchst." „Ich habe aber trotz allem eine Nachricht, die dich treffen muh." „Lah mir deine Hand und laß mich in deine Augen sehen, dann will ich alles ertragen, du tapferer Kamerad." „Xaver, deine Frau ist tot, und mit ihr Berty Hofs! ^Fortsetzung folgt.)