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für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumztilr 20Rpfe., die < gespaltene ^eile drr omNichcn Pekanmmachungen ^)«eichv. Pfennig, die 3gespaltene Reklomezeile i»n textlichen Teile 1 Reichsmark. Siachweijunxsgcdühr 20 Rekcyrpsenmge. «or- aeschriebeneEricheinunas^ .- tage und Piatzvorfcheisien .Verden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. b berücksichtist. Anreisen, annahmebis, orm.lOUdr. ' Für die Rlchtigkelt dn durch Fernruf übermitteltenAnzrtgen Übernehmen wrr Kerne Garantie. JederRabattansprr ch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden nruß oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen oilc Perwiitlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wirsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 19 — 89. Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 23 Januar 1930 s Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, rar »Wilsdruffer Tageblatt" eri<t>ein< an allen Weetill, en nachmittags s Uhr. Bezugspreist Bei Abholung in >er Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, te ustellun« durch die Boten 2,ZV AM., bet Postbeftellung 2 AM. zuzüglich Abtrag. ... , gebühr. Einzelnummern läRpsg.AUePos,anstatten Wochenblatt für Wilsdruff u. tlmgeaenv Postboten und unsereAus. -eägerundDeschäfisstellen — - nehmen zu jeder JettBe> nellungen entgegen. Im Falle HSHerer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung er Iritung oder Kürzung des Lezugspreiies. — B iictiiendung eingesandtcr Schrijtstüche erfolgt nur, wenn Porto deiliegt. Aufmarsch in London. Bei der Londoner Marinekonferenz ist vor allem an .ins zu denken: Die Waffenrüstung zur See kostet die Mächte, die sie tragen, immer wieder reparieren, moder nisieren und im Wettbewerb mit den anderen vervollstän digen müssen, von Jahr zu Jahr wachsende, geradezu grauenhaft hohe Summen. Heutzutage verschlingt der Bau eines Großkampfschiffes weit mehr als das Doppelte dessen, was vor dem Kriege dafür aufgewendet werden mußte — und dabei weiß man nicht einmal, ob so ein Niesenschlachtschiff von 35 000 Tonnen auch einen Ge- sechtswert hat, der den für den Bau aufgewendeten Summen entspricht. Angesichts der raschen Fortschritte, die während des Krieges und hernach die Luft- und namentlich die U-Boot-Waffe gemacht haben, mehren sich die Stimmen, die sich gegen eine Fortsetzung des Baues solcher Großkampfschiffe aussprechen. So will denn die Londoner Konferenz aus sehr verständlichen finanziellen Gründen das „uferlose Wettrüsten" zwischen den Seemächten wenigstens etwas begrenzen, sonst geht ihnen schließlich allen einfach „die Puste aus". Natürlich ist für England — wo man längst damit aufhören mußte, die stolze Hymne „kule, üritaumg,, rulo lko wanss", „Herrsche, England, herrsche über die Meere" zu singen; denn das „war einmal" — nach den Erfahrun gen des Weltkrieges die U-Boot-Frage besonders wichtig. Denn unter den Wogen herrschte schon damals diese Waffe, gefährdete aufs schwerste, was auf den Wogen schwamm. Aber die nicht an erster Stelle stehenden See mächte sträuben sich gegen den englisch-amerikanischen Vor schlag einer völligen Beseitigung der U-Boote, deren Größe ja jetzt schon angewachsen ist bis zu der eines kleinen Kreuzers und die damit schon längst ihren ur sprünglichen Defensivcharakter verloren haben. Ein wirk sames Kraut gegen diese ,,U - B o o t - P e st", wie man sie während des Weltkrieges in England in verständ licher Wut genannt hat, ist aber bisher immer noch nicht gewachsen. Deswegen und auch wegen der Entwicklung der Luftwaffe würde von dem „insulaken" Charakter Eng lands im Falle eines Angriffs etwa durch Frankreich wirk lich gar nichts mehr übrigbleiben. Neben dem Streit über die Frage, ob das U-Boot überhaupt „erlaubt" sein soll oder nicht, wobei die mitt leren nnd kleineren Seemächte natürlich gegen das anglo amerikanische Übereinkommen Widerstand leisten, geht es weiter um die Größe der U-Boote und um die „Parität" Japan, Italien, Frankreich — sie alle wollen ebenso viele U-Boote haben dürfen wie England. In der schon so lange hin- und hergedrehten Kreuzerfrage, wo ja auch der Streit um die „Parität" bzw. das gegenseitige Zahlen- und Tonnenverhältnis eine große Rolle spielt — 1927 scheiterte die letzte Genfer „Seeabrüstungskonferenz" an diesen Auseinandersetzungen — mag man wohl eher zu einer Einigung kommen, wenn . . . Ja, wenn nämlich in diesen marinetechnischen Fragen sich nicht die großen machtpolitischen Strö mungen und Gegen ström ungen so stark hinein mengen würden! Amerika ist z. B. ganz und gar nicht dafür, daß den Japanern eine Verstärkung ihrer See rüstung an Kreuzern in einem Umfange gestattet werden soll, daß von irgendeinem nennenswerten Übergewicht der entsprechenden amerikanischen Flottenstreitkräfte kaum noch die Rede sein würde. Ähnlich steht es zwischen Italien und Frankreich, die argwöhnisch aufeinander aufpassen, daß ja nicht der andere Staat stärkere Kräfte zwar nicht auf die Beine, Wohl aber aufs Wasser bringt. Italien ist ja dabei besonders schlecht daran infolge seines Charakters als Halbinsel mit den langgestreckten Küsten; für dieses Land gibt es einfach keine Mittel — wenigstens soweit sie finanziell erschwingbar sind —, um sich gegen den Angriff einer großen Seemacht wirksam zu schützen. Und aus dieser Erkenntnis heraus ist der überraschende, natürlich nirgends ernst genommene italienische Vorschlag einer radikalen Abrüstung der gesamten Seestreitkräfte vom Panzerschiff bis zum U-Boot zu verstehen. Die Besprechungen zwischen Frankreich und Italien wegen der Londoner Konferenz sind übrigens ebenso ge scheitert wie der französische Versuch, England zum Ab schluß eines „Mittelmeer-Locarnos" zu veranlassen. Zum mindesten Spanien und Italien sollten mit von der Partie sein. Aber die Londoner Regierung gab zur Antwort, es beständen ja schon so viele kriegverhindernde Abmachun gen zwischen den Völkern, namentlich Kellogg-Pakt und Völkerbundstatut, daß ein neues, dasselbe bezweckendes Abkommen wirklich nicht nötig sei. Ein Gesichtspunkt — den man ja auch Deutschland gegenüber mehr als ein Jahrzehnt lang geltend gemacht hat — ist auch auf der Londoner Konferenz und gegenüber allen dort gemachten oder noch bevorstehenden Vorschlägen maßgebend: Erst Sicherheit, dann Abrüstung! Und Erhaltung einer ge nügend großen Militär- und Marinemacht zur „etwaigen Erzwingung internationaler Verpflichtungen". Bei der Eröffnung der Londoner Konferenz hat man es vermieden, Hinsichtlich des Endresultats allzuviel Opti mismus zu zeigen. Veranlassung für diese Zurückhaltung ist genügend vorhanden. » Fördert die Ortspresse » Bedenkliche Zeichen Oie Finanznot des Reiches. Der Streit der Parteien. Das Rcichskabinett trat Mittwoch vormittag zusam men, um nach dem Abschluß der Haager Verhandlungen über diese nunmehr dem Rcichsrat und dem Reichstag zu unterbreitende Materie Beschluß zu fassen. Die Delc- gationsführer im Haag Reichsaußenmmister Dr. Cur tius und NcSchsfinanzministcr Dr. Moldenhauer erstatteten dem Kabinett ausführlichen Bericht. Darauf brachte Reichskanzler Müller den Delegierten den Dank der Negierung für ihre mühevolle Tätigkeit im Haag dar. Man zweifelt im Augenblick nicht daran, daß das Kabinett dem „Neuen Plan" so, wie er km Haag vereinbart wurde, seine Zustimmung geben wird. Anzwischen haben die Beratungen der Reichstags fraktionen über die nunmehr bestehende Lage bereits be gonnen. Am Donnerstag beginnt der Reichstag be kanntlich seine Arbeit und will sich zunächst mit dem Zündholzmonopol beschäftigen. Der größte Teil der Parlamentarier ist bereits in Berlin anwesend und es sind allseitig vor dem offiziellen Beginn des Reichs tages Fraktionssitzungen einberufen, welche die Stim mung in den einzelnen Parteien klären sollen. Mittwoch abend beriet der Altestenausschutz des Reichstages noch mals über das aufzustellende Arbeitsprogramm Scharfe Gegensätze. Man kann nicht darauf hoffen, daß die nächste Zeit zunächst eine Zeit ruhiger parlamentarischer Arbeit sein wird; dafür machen sich die innenpolitischen Gegensätze viel zu stark bemerkbar. Besondere Aufmerksamkeit hat die gemeinsame Tagung der sozialdemokratischen Frak tionsvorstände und des Parteivorstandes mit den Ver tretern der Freien Gewerkschaften in Berlin gefunden. In dem gefaßten Beschluß wird die Notwendigkeit einer durchgreifenden Arbeitsbeschaffung mit öffentlichen Mit teln verlangt. Dazu sei Voraussetzung Kapitalzufuhr aus dem Auslände, alle inländischen Hemmungen müßten beseitigt werden. Demgegenüber mehren sich bei der Deutschen Volkspartei die Stimmen, die auf eine reinliche Auseinandersetzung zwischen dieser Partei und der Sozialdemokratie, die jetzt in der Regierungskoalition gemeinsam wirken, hindrängen. Bei der Volkspartei tritt sichtlich der Unmut über die sozialdemokraftscheu Forderungen hervor und der volksparteiliche Ortsvereiu in Halle a. d. S. beschloß soeben, den Vorstand der Partei aufzufordern, genaue Richtlinien über das weitere Zusammenarbeiten mit der Sozialdemokratie aufzustellen. Ferner verlangte die Ortsgruppe Halle genaue Prü fung von der Leitung der Volkspartei, ob es überhaupt fernerhin möglich sein werde, in der Regierungskoalition zu verbleiben, falls die Sozialdemokratie nach wie vor den Ton darin angebe. Auch das für die Deutsche Volks Partei immer noch als führendes Organ geltende Blat* Mnenkonstttilz unter Ausschluß der Presse Wie aus London gemeldet wird, ist in letzter Minute entschieden worden, für die Sitzungen der Flottenkonferenz im St.-James-Palast die Presse nicht zuzulassen. Als Grund für die Entscheidung, die auf amerikanischer Seite angesichts der Entsendung so zahlreicher Sonderbericht erstatter größte Überraschung nnd Bestürzung hervor gerufen Hai, wird der ungenügende Raum des Sitzungs saales angegeben. Mit heftigen Angriffen und Gegen überstellung dieser Methode mit der Öffentlichkeit der Genfer Verhandlungen ist auf amerikanischer Seite zu rechnen. Sackeit über Deutschland. Amerikas neuer Botschafter. Der neue Botschafter der Vereinigten Staaten für Deutschland und Frau Sackett sind mit dem Dampfer „President Harding" über Plymouth, London, Hoek van Holland nach Deutschland abgereist. Botschafter Sacket! gedenkt etwa am 5. Februar in Berlin einzutreffcn. Der Botschafter sagte vor seiner Abreise zu einem deutschen Pressevertreter u. a.: „Ich verlasse mein Heimat land mit dem Wunsche, dem deutschen Volke die Gefühle der Zuneigung und der Freundwilligkeit zu übermitteln, welche unsere Ration für das deutsche Volk hegt. Ich hoffe aufrichtig, daß ich dazu beitragen darf, die Bande, die unsere beiden Länder verbinden, noch enger zu knüpfen. Ich empfinde tief, welches Vertrauen mir Präsident Hoover erwies, als er mich damit betraute, als Dol metscher des tiefen Gefühls der freundschaftlichen Zuneigung Zu wirken, das amerikanische Männer und Frauen dem vte Deutsche Allgemeine Zeitung in Berlin, führt in dec Polemik gegen die Sozialdemokratie in der letzten Ze! eine recht scharfe Klinge und betont, nicht das Borgen im Auslände, nicht die Erweiterung der Fürsorge könne aus der Finanznot des Reiches und der allgemeinen politischen Verworrenheit herausführen. Ein gewisses Ausmaß von Ausländsanleihen f i vielleicht notwendig. Die von der Sozialdemokratie ver langte Übersteigerung des Quantums für die Öffentliche Hand könne auf keinen Fall gebilligt werden. Das würde eine Bedrohung des Staates bedeuten. Die Ergebnisse der Haager Konferenz blieben an und für sich unbeftiem gend. Strengste Sparsamkeit, eine solide Etatsaufstellung Stärkung des Jnlandskapitals und Beschränkung der immer noch wachsenden Ausgaben für unproduktive Zwecke seien Aufgaben des Tages. Schluß mit der finanziellen Mißwirtschaft. Schli 9 mit der ständigen Nachgiebigkeit gegenüber der Sozia' demokratic, heraus mit der Ausgabenreform! fordert die D. A. Z. Wie unter diesen hitzigen Ansichtsäußerungen eine Vereinigung der Parteien zur Erhaltung der jetzt ber schenden Regierungskoalition herbeigeführt werden so-b bleibt vorläufig im unklaren. Bemerkenswert ist auch d'' Stellungnahme einer Versammlung der Christliche - Gewerkschaften in Berlin, die sich soeben scharf gegen die in vielen Kommunen eingerissene Mißwir! schäft unbegrenzter Ausgaben wandte und mit deutlichen Seitenhieben gegen die Sozialdemokratie deren Macht stcllung dafür verantwortlich machte. Auch hier wurde in erster Lillie Einschränkung und strenge Sparsamkeit verlangt. 'O'e Arbeitsiossn. Unter diesen Umständen stimmt besonders bedenklich die in den letzten Wochen wieder sehr ungünstig sich dar stellende Finanzlage der Reichsanstalt für Arbeitslosen versichernng. Das Reich muß bei der steigenden Ziffer der Erwerbslosen weitere 255 Millionen über den Etats ansatz hinaus dafür ausgeben. Bis zum 1. April des laufenden Jahres werden die Darlehen an die Reichs anstatt aus ungefähr 550 Millionen Mark gestiegen sei" Für das kommende Etatsjahr 1930 rechnet man bereits trotz der Beitragserhöhung, die bis zum 1. Juni begrenzt ist, mit einem erschreckend hohen Defizit, und zwar mit einer Summe von 32l Millionen. Man schätzt die durchschnittliche Zahl der Fürsorge bedürftigen rcsp. Arbeitslosen jetzt nicht mehr mit 1,1 Millionen im Jahr, sondern mit 1,2 Millionen. Bei den offensichtlich zwischen den großen Parteien bestehenden Verschiedenheiten der Weltanschauung erscheint es immer hin fraglich, ob sie auch diesen zu allem anderen tretenden Stein des Anstoßes gemeinsam überwinden können oder ob schließlich die Meinungsverschiedenheiten sich bis zu einem Bruche zuspitzen, der das Ende der Beziehungen bedeutete und logischerweise eine Regierungskrise herbeiführen müßte. demsüM Bork entgegen bringen, und von ihrer Bewunde rung für die Errungenschaften des deutschen Volkes Zeugnis abzulegen. Ich bin gewiß, daß wir während unseres Aufenthaltes in Deutschland ein ununterbrochenes Wachsen des gegenseitigen Vertrauens erleben werden, welches unter der gemeinsamen Fürsorge meiner ver ehrten Vorgänger und der yervorragenden Männer, die als Botschafter Deutschlands in den Vereinigten Staaten die Freundschaft unserer beiden Nationen aus breitester Grundlage aufbauten, bereits so schön erstarkt ist." —. Protest der Sozialdemokratie Wachsens. Für Austritt aus der N e i ch s r e g i e r un g. Der erweiterte Bezirksvorstand der S. P. D. Ost- sachsens nahm in Anwesenheit der ostsächsischcn Neichstagsabgeordncten zu den politischen Ereignissen im Reiche Stcllung. Es wurde einstimmig eine Ent schließung angenommen, in der cs u. a. heißt: „Das in der Erklärung der Regierung vom 12. Dezember 1929 mitgeteilte Programm zur Sanierung der Reichsfinanzeu ist in fast allen Einzelheiten auf die Wahrung und Förde rung kapitalistischer Interessen zugeschnitten. Von der Sozialdemokratie muß es mit scharfem Protest zurückgewiescn werden. Die Neichstagsfraktiou hat aus der Regierung auszuscheiden, wenn die bürger lichen Parteien auf der Durchführung des Steuer senkungsprogramms, insbesondere auf, einer Herabsetzung der Besitzsteuern, beharren oder der Sozialdemokratie untragbare Zumutungen stellen, die den Grundsätzen der Partei entgegenstehen. Angesichts der gegenwärtigen Lage war es ein ernstes Warnungssignal für die Gesamt Partei, daß 28 Mnglieder der sozialdemokratischen Reichs tagsfraktion dem motivierten Vertrauensvotum für die Regierung nicht zustimmten. Diese Haltung wird aus driicklich gebilligt."