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Auf Winterfüchse Skizze von Wilhelm Hochgreve. Schon vor acht Tagen lag der Schnee fußhoch, und seit dem graupelt es jeden Tag. Kein Sonnenstrahl trisft vom wolkenverhängten Himmel das weiße Pulver das darum weich und lose bleibt, Pürschschnee, wie er besser nicht sein kann. Lautlos und fast unsichtbar schreite ich, umhullt vom schneeweißen Mantel, durch den Hochwald. Bei diesem Wetter ind die Füchse am Hellen Tage im Gange. Der Hunger bringt sie in Bewegung. Ihre Hauptnahrungsquclle ist ver legt, keine Maus laßt sich sehen. Und Fallwild gibt's noch nicht. Da hört das Magenknurren nicht auf und weckt immer wieder aus dem Schlummer im Kessel des Baues oder im Lager unter schneebelasteter Dickungsfichte. Sechs der Noten sah ich gestern im Laufe von drei Stun den. Aber ich war ohne Schneemantel, um auf gute Schuß weite an diesen oder jenen heran zu kommen, und einem, den ich auf hohler Faust heranquäkte, kämmte ich mit der Kugel das Bauchhaar, daß er einen Metersatz in die Luft machte. Ich glaubte schon, er wollte in dieser Form in die ewigen Jagdgründe abwandern, aber es war nur ein Sprung zuruck ins Leben. Heute soll's anders werden, denke ich. Diese Pürsch läßt sich gut an. Ich stehe am Rande einer Senke und habe auf kaum achtzig Schritt zehn, elf, dreizehn Stück Rotwild vor mir, darunter einen Sechser und drei geringe Achter. Da hinter scheinen drei Rehe aus das Fortziehen des Rotwildes zu warten. Wohl zwanzig Minuten lang erfreut sich mein Hegerherz am Anblick des friedlich äsenden Edelwildes. Ohne jede Deckung stehe ich da, die weiße Kleidung verhütet, daß mich das Wild wahruimmt. Das Leittier des Rudels schiebt sich in die Dickung, sein Kalb und das übrige Nudel folgen. Vom letzten Hirsch sehe ich noch die Keulen, da trollen die Rehe herzu, um die von dem Rotwilde freigeschlagene Aesung lebhaft anzunchmen. Ein reizender Vorgang, der mir wieder bestätigt, daß die Rehe nicht nur neben dem Rotwilde leben können, sondern aus dieses in harten Wintern geradezu an gewiesen sind. Ich umgehe mit gutem Winde die drei und pürsche weiter. Aus dichtem Wolkengehänge flattern Niesen- slvcken wie matte weiße Falter, die nach ermüdendem Fluge ausruhen wollen. Ob wohl der Mond frei wird heute abend? Es sieht zur Feit nicht danach aus. Alles ist weiß rings umher, und die Wolken sind voll wie pralle Daunensäcke. Ein Dompfaff pfeift. Ein Krammetsvogelschwarm schreckt aus geplünderten Ebereschen davon. Kreuzschnäbel locken, dann ist es wieder so lautlos still, daß ich den Flug der Flocken zu hören meine. Eine Stunde lang ziehe ich durch Weiße Wintereinsamkeit. Der Flockenwirbel läßt nach, der Himmel zeigt milchweiße Glätte und sogar etwas Blau. Und da unten in der langen Wiese maust ein Fuchs. Quer über die Wiese gehe ich gegen den Wind auf ihn zu. Ein Prachtkerl mit handlanger Blume an der walzigen Lunte! Er macht sich nichts aus mir. Hoppla, war das ein Satz! Aber die Maus ist doch zu flink. Wie ein begossener Pudel sitzt der Rote auf den Keulen und befragt sein Schicksal. Noch dreißig Schritt, dann habe ich ihn auf gute Kugelfchußweite. Noch zehn Schritt... da küselt der Wind. Reinekes Nase schnüffelt Gefahr, und ehe ich fertig bin, ist er fertig zur Fahrt in den nahen Bestand. Ich stehe da und mache ein ähnliches Gesicht wie er, als ihm die Maus entwischte. Ich habe heute kein Jagdglück, wie es scheint. Aber der Himmel wird immer klarer und verspricht mir doch noch einen guten Abend und eine gute Nacht. Wir haben den zweiten Tag vor Vollmond, und der ist mir viel lieber als lener selbst, wenn der Himmel nur tret bleibt. Der Wind schlägt nach Osten um, da sitze ich am besten in dem Feldten, der sich in den Wald einschiebt. Ich hole mir aus dem alten Feldstall meinen Rucksack voll Häcksel und schnüre nach meinem Ansitzplatz, einem dicht verschneiten Schlehdorn, fege mit dem Fuß den Schnee von der Bank, den Behang des Busches sorglich schonend, und harre, die Beine bis zum Knie im wärmenden Häcksel, der Dinge, die da kommen sollen. Es wird immer kälter. Mein Hoffen auf frühen Mond wird nicht getäuscht. Bevor es dunkeln will, klettert er auf die Höhe, und jetzt hängt er in dem Geäst des Hochwaldes. Sechs mal schlägt im Dorf die Turmuhr. Ein Hase hoppelt mir fast vor die Füße, macht ein Männchen und rückt weiter. Ich bin unsichtbar, weil ganz mit der Umgebung eins. Wo blei ben die Füchse? Wo bleiben die ... Glas hoch: der dunkle Strich da vor mir auf hundert Schritt, ja das ist einer. Aber er schnürt durch, ohne näher zu kommen. Die Hand saßt nach der Hasen- quäke, die an grüner Schnur auf meiner Brust baumelt. Aber bei dem leichten Winde kriege ich den Roten besser mit der Mauspfeife. Er vernimmt das lockende Gezwitscher, wirft sich herum und schnürt geradewegs auf mich zu. Tsit-sit, tsit, tsit, tsit, tsit. Jetzt stutzt er, sichert. War's nicht richtig? Tsit, tsit Jesses, hat der Hunger! Ich habe ihn schon auf dem Korn und den Finger am Abzug des linken Laufes. — Dumpf brüllt der Schuß in die weiße Stille. Mein Fuchs ist spurlos verschwunden. Aber er liegt, muß liegen. Ich bleibe sitzen. Nach einer halben Stunde lasse ich die Hasen- quäke sprechen. Schauerlich hallt Lampes Todesklage in das tiefe Schweigen, das nur fern einmal rauhes Rehschrecken unterbricht. Zehn Minuten lasse ich vergehen, dann blase ich den zweiten Vers meines tückischen Liedes; wimmernd er sterben die Töne. Aber statt des Fuchses steht — ein Hase auf mich zu, kommt in den Wind vom Fuchs und flüchtet, verhofft in Kegelstellung und springt ab. Wieder versuche ich's mit der Quäke. Viele Minuten vergehen. Ich spähe und horche, obwohl es bei dem Weichschnee kaum etwas zu hören gibt. Wo bleiben die vielen Füchse, die wir in diesem Jahr haben? Ich sitze in der besten Fuchsecke des großen Neviers und möchte in dieser zum Ansitz vorzüglich geeigneten Nacht doch wenigstens noch einen sehen. Ich quäke abermals und warte. Da — links von mir und halb hinter mit, war das nicht ein schwaches Fauchen, ruschelte da nicht ^twas? Viel leicht nur Täuschung. O weh au weih, o Weh wäh Weh. Wieder warte ich auf den Erfolg meiner Schalmei. Fast taghell ist die Weiße Nacht. Zehnmal schlägt die Uhr im Dorfe. Im Hochwalde vor mir kracht Dürrholz, Wohl unter ziehendem Rotwilde, vielleicht auch Sauen, die einen Ausweg aus dem Gatter suchen oder nach Mast brechen. Wie der vergeht eine halbe Stunde. Eine Eule schattet über mich hin und rüttelt neugierig und hungrig über dem toten Fuchs, streicht weiter. Eine Sternschnuppe fällt. Ich wünsche mir rasch, was mir fehlt, und lache in mich hinein über den Aberglauben. O Weh au weih, o weh wäh Weh. Ich traue meinen Augen nicht, wie da ein dunkler Punkt auf mich losfährt und zum Fuchs wird. Der schnelle Schuß faßt ihn zu kurz, ich springe auf und werfe ihm die Hagelgarbe des zweiten Laufes nach. Nach wenigen Fluchten kippt Rei neke in den Schnee. Auch er mag kält werden, wo er liegt. Bis Mitternacht will ich ausharren, denn solche Nacht will ausgenutzt sein. Ich bin eine gute Stunde still. Dann lasse ich noch einmal Mümmelmanns Wehklage durch die schweig same Nacht schauern. Nach langer Pause noch einmal. Aber ' nur zwei flüchtige Hasen sind der ganze Anblick der letzten Stunde. Eine Viertelstunde gebe ich noch drauf. Dann hole ich mir meine Füchse, die steif wie Knüppel sind. Aber ich mutz noch nutzen, was das mit dem Fauchen und Abspringen war. Mit langem Gesicht starre ich nach kurzer Suche in die Spur eines Marders, der den klagenden Hasen suchte und dabei von mir Wind bekam. Um dreißig Pfund schwerer stapfe ich bergan nach der Jagdhütte. Der Jagdherr rollt von der Pritsche und reißt die Augen auf, wie ich meine Beute hervor hole. Dann braut er mir einen Grog, wie ich ihn noch nicht getrunken habe. Die amerikanische Nationalhymne ist zu hoch. Die Aankees sind plötzlich dahintergekommen, daß ihre Na tionalhymne, das schöne Lied vom „Sternenbanner", zu hoch sei. Das ist nicht so zu verstehen, als ob sie das Lied als für den gemeinen Mann zu „gebildet", zu unverständ- /ich erachteten — nein, es ist ihnen in der Musik zu hoch gesetzt, so daß nur Tenöre von der Struktur des seligen Caruso, die das allerhöchste C singen, da mitkommen können. Aus diesem Grunde stellte sich dieser Tage eine von nahezu allen patriotischen Organisationen der Ver einigten Staaten gebilligte Delegation dem Rechtsaus schuß des Repräsentantenhauses vor mit einem dringenden Gesuch um grundlegende Änderung der Melodie des Sternenbanners: Menschen mit Durchschnittsstimmen könnten das unmöglich fehlerfrei singen, und man möchte doch nicht gern stumm bleiben oder gar die ganze Melodie verderben, wenn gesungen wird. Nicht weniger als fünf Millionen Unterschriften trug das Gesuch, das in mehreren Bänden überreicht wurde. Auf gesetzgeberischem Wege sollen die Herren Abgeordneten die Nationalhymne ver bessern. Den Höhepunkt erreichte die Audienz, als eine Sopranistin, die die Delegation begleitete, das Sternen bannerlied anstimmte und den Rechtsausschuß ersuchte, mitzusingen. Der Nechtsausschuß mußte gestehen, daß er das nicht könne, und daß er sich nicht vor den Wählern blamieren wolle; es müsse also unbedingt in dieser Sache etwas geschehen. Merkwürdig ist nur, daß die Amerikaner erst jetzt darauf gekommen sind, daß die Nationalhymne reparaturbedürftig ist. Maurerbegräbnis nach altem Zunftgebrauch. In Flensburg wurde dieser Tage ein Mitglied der Maurer- zunft nach allen Regeln traditionellen Zunstgebrauches begraben. Aus ganz Schleswig-Holstein waren TeN- nehmer erschienen, viele sogar aus Lübeck, Hamburg, Kassel und von noch weiter her. Der Traucrzug, in dem zehn Maurerinnungsfahuen mitgeführt wurden, mutete wie ein Bild aus dem Mittelalter an. Im Zuge schritten Maurergesellen mit weißen Hosen, hohen Stiefeln, schwarzen Samtjacken und breitrandigen Filzhüten. Viele waren hemdsärmelig erschienen und trugen unter dem linken Arm den weißen „Berliner", der an beiden Enden mit Trauerflor verschnürt war. Die meisten hatten Knüppelstöcke lind Stäbe, aber auch Zunftgerät, wie Winkelhaken und dergleichen, wurde mitgesührt. Auf den Spitzen der Stäbe und der Fahnenstangen steckten Zitronen als Symbol des saueren Lebens, das ein Maurergesell führen muß. Auf dem Wege zum Friedhof machte der Zug vor der Maurerherberge halt und ehrte eine Minute lang den Toten durch tiefes Schweigen. Nach der Beerdigung fand in der Herberge die zunstgemätze „Totengilde" statt: hierfür stand ein Hundertliterbicrfaß bereit. Kleider für Bräute und Brautjungfern Es ist ein wunderhübsches Bild: die junge Braut im weißen Hochzeitsstaat im Kreise ihrer zart farbig geklei deten Ehrenjungfrauen! Das ist ein feststehendes Gesetz: bei der Hochzeitsfeier darf nur die Braut ein weißes Kleid tragen; die Brautjungfern und die blumenstreuenden klei nen Mädchen müssen unter den Hellen Farben diejenige wählen, die ihnen am besten steht. So wird durch diese an sich belanglose Äußerlichkeit die Sonderstellung der Braut an ihrem Hochzeitstage betont. — In vielen Gegenden herrscht die Sitte, daß alle Brautjungfern gleich gekleidet sind; das sieht bestimmt wunderhübsch aus — allerdings manchmal auf Kosten der Kleidsamkeit der einzelnen jungen Mädchen; denn jede kann nicht Hellblau oder Rosa usw. tragen und auch der Schnitt der Kleider ist nicht für alle Figuren gleich vorteilhaft. — Ein Brautkleid braucht nicht viel garnierendes Drum und Dran; der Schleier und der grüne Kranz sind Schmuck genug! — Auch diejungen Ehren damen sollten Modelle wählen, die durch ihre Einfachheit das jugendliche Aussehen der Trägerin betonen. Unsere Ab bildung bringt für Bräute und Brautjungfern ein paar reizende Kleider, die alle einfach in ihrer Aufmachung sind, und daher besonders hübsch wirken. Großen Wert legt die Mode heute auf die Formen der Röcke. Unsere Modelle sind mit sehr hübschen Röcken gearbeitet: das erste zeigt einen ziemlich rund geschnittenen Elockenrock, das zweite, gleichfalls glockig geschnitten, wird durch einen aufliegenden Elockenschoß ergänzt. Bei dem dritten werden die einzelnen, sehr weit ausfallenden Glocken von glatten Bahnen unter brochen und das letzte ist durch eine nach hinten schleppen artig verlängerte Elockentunika vervollständigt. — Zu allen Modellen sind Lyon-Schnitte erhältlich. A.K. r 0ISS9 Jugendliches TanM-id, Mr -in- Brautjungfer g-eign-t. An Lem aus rom Gräve dc Chin- geardei- ,e.-n M°d-ll i,t di- lange Taille in QueMum-^ g-nähi. Glockenrock Rückwärts am Ausschnitt Schleif- mit langen Enden. Lyon. Schnitt, Croke 12 erb (Großer Schnitt) so 01860 Elegantes Branlll-id aus weißer Charm-ui-, vorn und rückwärts durchgehend geschnitten, an jeder Seite durch eine verlängerte Elockeubahn sowie durch -inen Glockenschoß ergänzt: den Ansatz d-ckt ein- BIÜ- tenranke. Lyon-Schnitt, Größe 44 erhältlich. (Großer Schnitt) F 6289 Elegantes Tanzkleid aus hellblauem T-org-Uc, durch metaUdurchwirktes Material ergänzt. Kleidsame Form sllr jung- Mädchen. Der Rock bildet Fäch-r- saitcn Die genagte Blende ist nur vorn an der Taille angebracht. Lyon-Schnitt, Größe 42 erhältlich. (Großer Schnitt) V M86i Bornehmes Brautkleid aus Cräpe de Chine. Durchgehend geschnittene Forni, vorn von einem Smockmotiv leicht gerafft und an den Seiten, nach hinten herumgreifend, durch aufli-g-nd- Tunikateile vervollständigt. Lyon-Schnitt, Größe 44 erb, (Großer Schnitt) Lyon-Schnitte zu den ove« abgebildeten Modellen sind erhältlich im Verlag Gustav Lyon, Berlin SO1«.