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ArbWmM uO dsiriebslapital. Bundeskanzler Schober über Österreichs Wirtschaft. Aus dem Österreichischen Handclskammertag in Wien, der Sie Vereinigung aller österreichischen Handelskammern dar stellt, hielt Bundeskanzler Schober eine Rede über Öster reichs Wirlschastsprobleme. die sehr schwierig, aber keines wegs unlösbar seien Es müsse möglich sein, sür die Werk tätige Bevölkerung Arbeit zu linden, wenn es gelinge, die Leistungsfähigkeit der Betriebe zu heben. Hierzu müsse vor allem das notwendigste Kapital beschafft und die Differenz vermindert werden, die zwischen dem Zinsfuß in Österreich und dem der mit Österreich konkurrierenden Staaten heute bestehe. Eine neue össenlliche Anleihe werd- den Ka pitalmarkt für längere Zeit vermindern, aber ebenso wichtig fei es, den Zufluß privater Kredite zu vergrößern und zu ver billigen. Reue prohlWoMazzia in Amerika. Whisky aus denaturiertem Alkohol. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat einen neuen großen Kampf gegen den Alkoholschmuggel ein geleitet. 155 Einzelpersonen und 31 Firmen werden be schuldigt, sieben Millionen Gallonen Jndustriealkohol, d. h. denaturierten Alkohol, dessen für die Erzeugung von Toilettenartikcln, Parfüm, Medikamenten und ähnlichen Produkten benötigt wurde, zu Whisky verarbeitet zu haben. In Springfield verhaftete man siebzehn Schmuggler, die an zwei Großfirmen Alkohol geliefert hatten. In Philadelphia sind drei ehemalige Pro- hibitionsagenten und vier Eiscnbahnbeamte wegen Schmuggels angezcigt worden. Die Zentrale des Alkoholschmuggels scheint Chika go gewesen zu sein. Aus einer Gallone Jndustriealkohol wurden hier nach chemischer Behandlung des Stoffes über zwei Gallonen Whisky, Genever oder Brandy hcrgestcllt. In New York drang die Polizei in das in der Nähe des Broadways gelegene Luxushotel Manger ein und verhaftete 15 Hotelpagen, ein Dutzend Kellner und zwei Spiritushändler. Der Leiter der Prohibitions polizei erklärte, das Vorgehen seiner Beamten sei sorg fältig vorbereitet worden. 25 Agenten in Zivil wohnten seit vierzehn Tagen in verschiedenen Teilen des 2000 Zimmer umfassenden Hotelgebäudes und besuchten als Gäste die Speisesäle und Restaurationsräume des Hauses. Die Agenten brauchten sich um die Erlangung verbotenen Alkohols niemals besonders zu bemühen, da ihnen die Hotelangestellten ohne Aufforderung scharfe Getränke anboten. » Englands „Wunder"lokomoiLvs verunglückt. Führer und Heizer schwer verletzt. In Carstaire bei Glasgow explodierte ein Zylinder der neuesten englischen Schnellzuglokomotive, die nach einem neuen System gebaut war und eine Umwäl zung auf dem Gebiete des Lokomotivbaues bringen sollte. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden schwer verletzt. Die Lokomotive war erst vor acht Tagen an die EiH^bahngesellschaft geliefert worden. MWeM Minen voll Wilsdruff Md llUMMd halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Agentur sür Versicherungsgesellschaften Wilhelm, Berthold, Feldweg 283 v. Altwarenhändler Mickan, August, Berggaffe 229. Anzeigen-Annahme Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29, 6 (auch für auswärtige Zeitungen). Auto Reparaturwerkstatt Zobel, Alfred, Friedhofstraße 150 L. 430. Aulovermietung (Kraftdroschke) Fischer, Fritz, Meißner Straße 266. 104. Otte, Richard, Markt 13/14 (Hotel weiß. Adler). fss- 405. Badeanstalt Stadtbad, Pächter Erich Hausmann, Löbtauer Straße. Bank- und Wechselgeschäfte Girokaffe und Sparkasse, Rathaus, s-s- 1 und 9. Wilsdruffer Bank, e. G. m. b. H., Freiberger Straße Nr. 108. os- 491. Bildhauerei und Steinmetzwerkstatt Kirsten, Willi, an der Fischerhütte. Botensuhrwerk Ilschner, Otto, Bahnhofstraße 12^. s-s- 534. Buchbinderei Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. o» 6. Buchdruckerei Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. 6. Färberei und Reinigung, Plisseepresserei, Hohlsanm- und Schnurstichnäherei Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. Fahrrad- und Nähmaschinenhandlungen mit Reparaturwerkstätten Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. Marschner, Fritz, Dresdner Straße 234. Limbach: Zeller, Oswald, Nr. 7. Die rettende Verspätung. Bor dem Feuertod bewahrt. Die Nachricht, daß das fahrplanmäßige Flugzeug Par is—L ondon bei einer Notlandung auf englischem Boden durch Brand vernichtet worden ist, hat in Paris besonders tiefen Eindruck aus dem Grunde gemacht, daß Ministerpräsident Tardieu ursprünglich die Absicht hatte, dieses Flugzeug zur Rückkehr nach London zu be nutzen. Nur der Umstand, daß der Ministerrat sich länger hinzog, als urspünglich angenommen war, hat diese Absicht vereitelt. Ministerpräsident Tardieu hat dann " fahrplanmäßigen Z u g benutzt. Explosion in einem Kabelschachr. Fünf Verletzte. Nach einer Meldung aus Bad Homburg entstand in einem Starkstromkabclschacht am Marktplatz eine Explosion. Unter gewaltigem Getöse und Bildung einer m e t e r h o h e n S t i ch- slamme wurden die beiden Deckel des Kabelschachtes empor geschleudert. Fünf Personen wurden verletzt, darunter drei Frauen schwer. poliMMe kuncklchsu Deutsches Reick Der letzte Akt der Polenvcrhandlnugcu. Nachdem der deutsche Gesandte Rauscher wieder in Warschau eingetroffen ist, sind, wie die polnische Presse be richtet, die Handelsvertragsverhandlungen nunmehr in ihr letztes Stadium getreten. Es sei zu erwarten, daß am Donnerstag oder Freitag entscheidende Beschlüsse gefaßt werden. Nach anderen Nachrichten sei die Unterzeichnung des Vertrages allerdings nicht vor ein bis zwei Wochen zu erwarten. — Die deutschen Unterhändler sind aus Polen zurückgekehrt. Die Wiederaufnahme der deutsch polnischen Noggenverhandlungcn wird in Berlin vor genommen werden. Preußen verhandelt mit der evangelischen Kirche. Im Hauptausschutz des Preußischen Landtages er klärte Kultusminister Grimme, daß er hinsichtlich der Ver träge mit den evangelischen Landeskirchen den Auftrag zu offiziellen Verhandlungen erhalten habe. Die erste offi zielle Beratung habe bereits stattgefunden. Ein einmaliges Notopfer. Eisenach will von allen erwerbstätigen Einwohnern, auch Pensionären und Rentenempfängern, ein einmaliges Notopfer von zwölf Mark für den Kopf erheben. Nur Klein- und Sozialrentner sind befreit. Ferner soll jeder Wohnraum, der über die Anzahl der Köpfe einer Familie hinausgeht, besteuert werden. Blutige Zusammenstöße in Itzehoe. In Itzehoe kam es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. Nach Schluß einer nationalsozialistischen Versammlung kam es infolge eines tätlichen Angriffes eines Kommunisten zu einer allgemeinen Schlägerei. Die Kommunisten versuchten das Lokal zu stürmen, wobei es zwischen ihnen und der Polizei zu weiteren Zusammenstößen kam. Im ganzen sind fünf Nationalsozialisten und neun Kommunisten er heblich verletzt worden. Frankreich Pension für Frontkämpfer. Der französische Ministerrat hat über die Frage oer Gewährung einer Pension an die ehemaligen Front kämpfer beraten. Dem Parlament soll vorgeschlaaen wer den, den ehemaligen Frontkämpfern, soweit sie als solche eingetragen sind, bei Erreichung des 55. Lebensjahres 500 Frank jährlich und vom 60. Lebensjahre ab 1200 Frank jährlich zu bewilligen. Die Ausgabe des ersten Jahres wird sich auf 175 Millionen Frank belaufen. Rußland. Schließung von Kirchen in der Ukraine. In der Ukraine wurden von Oktober 1929 bis Fe bruar 1930 202 Kirchen und Bethäuser verschiedener Kon fessionen geschlossen. In fünf Jahren — bis Oktober 1929 — sind insgesamt 364 Kirchen und Bethäuser ge schloffen worden; in den ehemaligen Kirchenräumen sind 120 Dorfsowjets. 60 Schulen, ferner Klubs und Kultur institute untergebracht. Türkei. Kein Staatsbankerott der Türkei. Auf die Pressenachrichten von einer Einstellung der Zahlungen für die auswärtige Schuld hin erklärt der Finanzminister, die Regierung sei ihren Verpflichtungen sür das laufende Jahr in vollem Umfange nachgekommen, die erwähnten Meldungen hätten also keine praktische Be deutung und infolgedessen sei auch ein Dementi unnöt'g und nicht am Platze. Aus In- und Ausland Köln. Rektor und Senat der Universität haben die Kölner Hochschulgruppe des Nationalsozialistischen Deutschen Stu dentenbundes bis zum Abschluß des eingeleiteten Disziplinar verfahrens vorläufig verboten. In einer Versammlung des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes hatte ein Redner in ungehöriger Form die politische Einstellung der Hochschulprofessoren angegriffen London. Die Abänderungsvorschläge der Liberalen zr»x Bergbauvorlaae der Regierung, die sich auf die obligatorische Fusion von Bergwerken beziehen, sind in inoffiziellen Ver handlungen von der Regierung angenommen worden. Jerusalem. Das Appellationsgericht bestätigte die Todes urteile gegen neun Araber und die Verurteilung eines Arabers zu 15 Jahren Gefängnis. Sämtliche Verurteilten halten an den antijüdischen Unruhen teilgenommen. 11. Fortsetzung Nachdruck verboten Jetzt hatte Jutta Lindcu Muße, sich umzusehen. Ein sehr hübsches Zimmer hatte ihr Ilse gegeben, sie durfte damit zufrieden sein, stellte sie fest. Alles duftete förmlich vor Sauberkeit. Die schneeweißen TUllgardinen vor den Fenstern und die ebenso weißen Vor hänge am Frisiertisch. Glänzend polierte Möbel aus der Biedermeierzeit gab es, dazu ein paar Porträts aus jenen Tagen. Ein großer Teppich deckte vollständig den Boden und ein niedriger bemalter Kachelofen strömte eine behagliche Wärme aus. Das Neidgefühl in Jutta Linden war etwas zurück gedrängt worden von dem Behagen, das die Umgebung in ihr auslöste. Sie legte den Hut ab und bürstete ihr rotgoldenes Haar leicht nach hinten. Wundervoll war der Haaransatz über der niedrigen, wie aus feinstem bläulichweißen Porzellan geformten Stirn. Vor den kleinen, schön geformten Ohren lagen lange, eigen willige Löckchen, und der vielleicht ein wenig zu schmale Hals trug das Köpfchen so stolz und frei, wie den einer Fürstin. Jutta trat an das eine Fenster. Sie gewann einen Blick in den Park, der um diese Jah reszeit kahl und öde schien. Durch die Baumstämme sah sie hellgraue Steinfiguren schimmern. Sie dachte, wie schön es hier sein müßte im Frühling und Sommer. Sie trat nun an das Fenster der anderen Wand und er blickte über einem Stückchen Hof den alten runden Turm, der ihr vorhin bei der Herfahrt besonders aufgefallen war. Eine verrostete Wetterfahne saß hoch oben und bewegte sich leicht. Es klopfte. Ilse stand auf der Schwelle. „Nun, bist du schon ein bißchen heimisch hier geworden?" Ohne eine Antwort abzuwarten, meinte sie: „Aber das geht natürlich nicht io schnell! Komm nur, Jutta, jetzt wollen wir essen gehen, du wirst sicher Hunger haben. Und bei Tisch lernst du auch gleich Inspektor Werdenberg kennen, der mei nes Vaters rechte Hand gewesen." Sie faßte die etwas Kleinere unter und führte sie durch verschiedene lange Gänge nach dem Eßzimmer. Sie ließ Jutta zuerst eintreten. Ulrich Werdenberg befand sich bereits im Zimmer. Er verbeugte sich etwas kurz vor Jutta Linden und es ging ihm wie ein schmerzlicher Ruck durch die Glieder, so unangenehm und unsympathisch war sie ihm. Er fand, diese allzu Hellen Augen im Kranz der langen goldenen Wimpern unter den schmalen, dunklen Brauen, die viele wohl schön nennen würden, hatten so kaltglitzern den Glanz, der nicht zu der Jugend Jutta Lindens paßte. Sie war nicht die richtige Gefährtin für die warmherzige Ilse Rauneck, das glaubte er jetzt schon zu wissen. Eine Gefährtin für Ilse stellte er sich ganz anders vor. Jutta Linden trug ein dunkelblaues Samtkleid, die milch weiße Haut, das rotgoldene Haar wurden dadurch äußerst wirkungsvoll gehoben. Doch dem Manne gefiel Jutta Linden gar nicht, er emp fand starke Abneigung gegen sie. Ilse beobachtete ihn heimlich, aber sein Gesicht hatte jetzt etwas Verschlossenes; man konnte nicht davon ablesen, wel chen Eindruck Jutta auf ihn gemacht. Ulrich Werdenberg fühlte sich heute bei Tisch beengt. Die Hellen Augen störten ihn, mehrmals begegnete er ihrem Blick. Ihm war es, als wandere der Blick zwischen Ilse und ihm hin und her wie in stummer Frage. Er fand das dreist. Er, der sonst nach Beendigung des Mahles so gern ein bißchen sitzen geblieben und sich unterhalten hatte, eilte sich heute fortzukommen. Unter dem Vorwand, eine wichtige Besorgung im Dorfe zu haben. Und als er dann ins Dorf hinüberging, ärgerte er sich über sich selbst. Wie durfte man sich nur von einem ersten Eindruck so beeinflussen lassen, wie er es getanl Das war eigentlich reichlich kindisch für seine Jahre, und im Grunde war es wohl überhaupt nichts anderes als ein Ausfluß von Eifersucht auf diese Fremde, die da plötzlich so selbstverständlich mit am Tische saß. Die schönste und liebste Stunde des Tages ward ihm da durch zerstört und deshalb grollte er Jutta Linden, trotzdem sie doch keinerlei Schuld traf. Ilse hatte ihm erzählt, Jutta Linden stamme aus reichen Verhältnissen und habe sich dann mit einem Male, unver> mittelt, der gemeinen brutalen Alltagsnot gegenüber ge sehen. Man mußte ihr also wohl das warme Plätzchen auf dem Rauneckhofe gönnen. Ein Selbstsüchtling war er! Er konnte doch auch nicht immer mit Ilse Nauneck allein am Tische sitzen, sowieso mußte das ja einmal zu Ende gehen. Der Hof würde doch gewiß in absehbarer Zeit wieder einen Herrn bekommen. Er preßte die Lippen fest aufeinander in jähem Schmerz. Ein Herr auf dem Rauneckhof bedeutete, daß Ilse heiratete. Er vermochte sich das gar nicht vorzustellen und doch würde es einmal geschehen. Ilse Rauneck war jung, hübsch und reich, wenn erst das Trauerjahr herumgegangen, stell ten sich sicher die Freier zu Dutzenden ein. Er schritt hastiger aus. Wozu jetzt schon soviel daran denken, es würde ihm noch wehe genug tun, wenn es erst soweit war. Weshalb war Ilse kein armes Mädelchen, damit er es an sein Herz nehmen konnte! (Fortsetzung folgt.)