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Die Jubiläumsgabe der Reichspost an den 50jährigen Elektro technischen Verein. Die Büsten von Werner v. Siemens und Generalpostmeister Hein rich von Stephan, die vor 50 Jahren den Elektrotechnischen Verein gründeten. Die beiden Büsten wurden dem jubilierenden Verein als Geschenk des Reichspostministeriums überreicht. Riesen-Monument für Mussolini. Ein ungeheurer Marmorblock für Mussolinis Monument, das dem italienischen Diktator schon zu Lebzeiten in Rom errichtet wird, wirb über den Petersplatz transportiert. ganz aus. Bemerkenswert ist lediglich die 2:3-Niederlage, die Altona 93 durch oie Hamburger Polizei erlitt. In Han nover besiegle Hannover 96 seinen Rivalen Hannover 97 klar mit 3:1. Der Hamburger Sportverein überrannte Viktoria mit 5:0. Im mitteldeutschen Fußball gab es folgende wichtige Ergebnisse: Olympia/Germania-Leipzig—V. s. B. Leipzig 0 :0, T. u. B. Leipzig—Fortuna-Leipzig 2 :1, Dresdener S. C — SP. Ges. 93 Dresden 3:2, Meißen 08—Guts Muths-Dresden 0 :2, Chemnitzer B. C.—Sturm-Chemnitz 4 :3, S. C. Apolda— 1. S. V. Jena 4 :0. S- C. Apolda ist durch diesen Sieg Meister Ostthüringens geworden. Ostpommern—Danzig, ein Fußballrepräseniativspiel in Danzig, endete mit einem klaren 6:1-Sieg der Ostpommern. Das Endspiel um den südostdeutschen Handballverbands- pokal, zu dem sich in Liegnitz Nieder- und Oberschlesien entgegentraten, konnte die Elf Niederschlesiens nach Spiel verlängerung mit 12 :10 gewinnen. Radfahren. Die V.-D.-R.-V.-Hauptvcrfammlung in Leipzig, die von Vertretern aller Anschlutzverbände besucht war, konnte eine weitere Stärkung der V. D. R. V. im deutschen Radsport fest stellen. Der Verband umfaßt 2575 Vereine mit 81038 Mit gliedern. Die Kassenverhältnisse sind geordnet. Die sport liche Ausbeute 1929 war gut. über die verschiedenen Satzungs änderungen kam die Versammlung glatt hinweg, sie bekannte sich auch zum reinen Amaleurprinzip. Der alte Vorstand wurde wiedergewählt. Möller-Hannover triumphierte bei ven Dauerrennen, die im Pariser Winterpalast vor ausverkauftem Hause durch geführt wurden. Er blieb im Gesamtergebnis Erster vor dem Franzosen Graffin und dessen Landsmann A. Wambst. Das Fliegertressen holte sich überraschend der Schweizer Kauff mann vor Michard-Frankreich und Faucheux-Frankreich. Jade Skizze von W. Corsari. (Berecht. Uebertragung von Elfe Otten.) „Also Du Willst sie heiraten?" Ja." "Wahnsinn!" 1 Die beiden Freunde standen gegen die Reling des großen Schiffes gelehnt. Von fernher tönte die Tanzmusik über das Rauschen des Meeres hinweg. „Warum denn Wahnsinn?" fragte der jüngere der bei den Männer. „Sie gehört nicht zu den Frauen, die man heiratet. Ich bitte Dich: Verstehe mich nicht falsch. Ich sage das nicht etwa wegen ihrer Vergangenheit. Wenn sie noch viel mehr Liebhaber gehabt hätte, ich aber daran glauben könnte, daß sie Dich wirklich aufrichtig liebt, dann würde ich sagen: Lieber Junge, laß die Menschen reden und Packe Dein Glück. Aber sie liebt Dich nicht." „Was weißt denn Du davon!" rief der andere heftig. „Sie ist gar nicht imstande zu lieben, und das ist das Fatale. Im Grunde genommen finde ich es ja gar nicht so schlimm, daß die kostbare Jadekette, die sie so gern trägt, das Geschenk eines chinesischen Gesandten ist. Aber daß jeder der grünen Steine ihr teurer ist als Deine ganze Liebe: Das finde ich Wohl schlimm." „Das ist nicht wahr!" Der andere stutzte. „Wen die Götter verderben wollen ... da kommt sie." Er wandte sich um und grüßte im Vorübergehen die schöne Frau, die über das Deck kam. Sie war in großer Toilette. Einen kostbaren Abend mantel hatte sie lose über die Schultern gehängt. Das Mond licht umhüllte sie wie eine Aureole. Um den schönen Hals trug sie die berühmte Jadekette. „Willst Du nicht tanzen?" „Nein." Einen Augenblick standen sie Seite an Seite und starrten auf die Wogen. Sie spielte mit ihrem großen Fächer aus Straußfedern. „Fehlt Dir was?" Er schwieg. „Ach so, ich verstehe", sagte sie. „Dein Freund hat mich wieder mal bei Dir angeschwärzt, nicht wahr? Was hat er denn gesagt?" Er schwieg noch immer. „Was hat er gesagt?" fragte sie diesmal dringlicher. Da blickte er plötzlich auf und schaute ihr gerade in die Augen. In dem Mondlicht war sein junges Antlitz voll von verbissenem Kampf und Kummer. „Er sagte, daß keder von den grünen Steinen, die Du da um den Hals trägst, Dir mehr wert sei als meine Liebe." „Und Du glaubst das?" Er zögerte. „Du glaubst das wirklich?" wiederholte sie mit schmerz licher Stimme. Und Plötzlich griff sie an ihren Hals: Mit einem Ruck zerrte sie die Kette herunter und schleuderte sie ins offene Meer, ^'ann kehrte sie sich um, ohne noch einen Blick auf die Wogen zu werfen, die ein Vermögen ver schlungen hatten. Hochaufgerichtet ging sie von dannen. Erst nach seiner Verheiratung erfuhr er, daß sie an jenem Abend — wie stets auf Reisen — eine glänzende Imi tation getragen hatte. Sportallerlei. Dr. Peltzer startete in Melbourne in einem Meilenlausen gegen Australiens beste Klasse. In einem taktisch glänzend ge laufenen Rennen siegle White-Australien in neuer Landes rekordzeit von 4:21,2. Peltzer wurde nur Dritter. Universität Berlin siegte in dem in Berlin ausgetragenen Städteschwimmkamps gegen Jena und Leipzig. Die Reichs- Hauptstädter erreichten 46 Punkte gegen 37 von Jena und 32 von Leipzig. Die Technische Hochschule Charlottenburg wurde Vierte. Der Start Eielsons von Teller (Alaska) zu seinem Un- . glücksfluge und — im Ausschnitt — der Kopf des Fliegers. Im Dunkel der Nacht Skizze von Paul Kapp. Mitternacht ist vorüber. Im Spielsaal des Kurhotels toben Habgier und Leidenschaft. Mr. Johnfield, ein reicher Amerikaner, steht auf: er hat sein Pensum hinter sich, in einer knappen Stunde 15 000 Franken gewonnen. Also ist seine Arbeit getan, und er kann'sich, seiner Gewohnheit gemäß, zur Ruhe begeben. Im Saale geht das Spiel weiter. Noch ist die Habgier nicht gestillt, der unersättliche Schlund des Molochs, der da Spielteufel heißt, nicht gesättigt. Seine Opfer werden weiter gebrandmarkt, vernichtet. Oben in den Gängen des Hotels aber ist es still und niemand zu sehen. Mr. Johnfield in seinem Zimmer liegt bereits in tiefem Schlaf. Und dennoch reckt nicht nur im Spielsaal die Habsucht ihre gierigen Hände. Gewitterschwül hängt es in der Luft und beengt den Atem dessen, der die schlimmen Wege der Nacht wandelt. Selbst wer traumumfangen in seinen Kissen ruht, ist nicht sicher. Jetzt ein leises Klirren an der Tür zu Johnficlds Zimmer. Der Schlüssel fällt auf den darunter liegenden Weichen Teppich. Eine Weile bleibt alles still. Ist der Schläfer erwacht? Die durch einen Dietrich geöffnete Tür geht leise auf, und ein Mann späht hinein. Alles an ihm ist schwarz, auch das Gesicht wird durch eine dunkle Maskc verhüllt. Nur die Augen leuchten hervor und suchen die Finsternis zu durchdringen. Schwere Schatten hängen an den Wänden und in der Luft. Durch die Vorhänge der Fenster fällt ein ungewisses Zwielicht. Das Auge gewöhnt sich nur langsam an die Dunkelheit. Horch! — Sind das Atemzüge eines Schlafenden? Stöhnte da nicht jemand? — Vorsichtig schließt der Ein dringling die Tür. Es ist alles in Ordnung. Dort, im Bett, liegt der, dessen Geld ihm jetzt Preisgegeben ist. Tastend schreitet der Fuß. Nun steht der nächtliche Besucher vor dem Schlummernden, regungslos und horchend. Doch kein An zeichen deutet auf ein Erwachen. Langsam greift die Hand unter das Kopfkissen nach der Brieftasche. Er hat sich nichi geirrt, johnfield hielt sie hier am sichersten ausgehoben; und doch ist sie jetzt in der Hand des andern. Der Eindringling lächelt höhnisch vor sich hin. Ihm fällt ein, wie er da unten mit dem jetzt Beraubten in rasch geschlossener Freundschaft eine Flasche Sekt leerte. Wie hätte der Amerikaner in dem vornehmen Franzosen, dessen Brief tasche mit Banknoten gespickt war, einen Spitzbuben ver muten sollen? Jetzt wird dieser Inhal: sich noch bedeutend vermehren. Und morgen früh ist er, der Monsieur Ber trand, über alle Berge, um sein Heil anderswo zu versuchen. Dies Geschäft ist sicherer als das trügerische Spiel an der Roulette. Noch immer steht der nächtliche Gast abwartend. Vor sicht ist die Weisheit aller Spitzbuben. Halt! — regt sich der Mann nicht? — Wie die Dunkelheit täuscht, wenn das Ge wissen — Pah! Im Notfall — ein Narr, wer die Mittel scheut. Daß es noch so finster ist! Der Dieb tritt an die Bal kontür, um den Inhalt der Brieftasche besser unterscheiden zu können. Wie leicht kann man betrogen werden, und das Geld liegt ganz wo anders! Doch nein. Schon hält er ein dickes Pack Banknoten in der Hand. Da läßt ein Blick nach draußen ihn erschreckt zurückfahren. Dort unten steht ein Mann und starrt hinaus. Was soll das? Berufungsverhandlung tm Beleidigungsprozetz Jorns. In Berlin begann in zweiter Instanz der Beleidigungs prozeß des Reichsanwalts Jorns gegen den Redakteur Born stein, der in einem Artikel dem damaligen Kriegsgerichtsrat Jorns vorgeworfen hatte, den Liebknecht- und Luxemburg- Mördern Vorschub geleistet zu haben, und in erster Instanz sreigesprochen war, weil das Schöffengericht den Wahrheits beweis als erbracht angesehen hatte. Reichsanwalt Jorns hatte gegen dieses Urteil Berufung eingelegt. Das widerrufene Geständnis. In Berlin begann vor dem Schwurgericht die Verhandlung gegen einen Schlosser, der be schuldigt wird, sein neugeborenes Kind vergiftet zu haben. Der Angeklagte, der sich dieser Tat selbst bezichtigt hatte, widerrief zu Beginn der Verhandlung sein Geständnis und gab an, daß das Neugeborene von seiner dreijährigen Tochter dadurch ver giftet worden sei, daß diese dem Säugling für.die Mutter be stimmte Tabletten in den Mund gesteckt habe. Er habe sich der Tat selbst bezichtigt, um seine Tochter vor späteren Vor würfen zu bewahren. Zuchthausstrafe für die Wocklumer Räuber. Im Prozeß gegen die Räuber, die am 25. November vorigen Jahres mit porgehaltenem Revolver in die Kassenräume der chemischen Fabrik des Grasen Landsberg in Wocklum in Westfalen ein gedrungen waren und den Kassenschrank ausgeraubt hatten, ver urteilte das Gericht in Arnsberg nach dreitägiger Verhand lung den Angeklagten Liesegang zu sechs Jahren sechs Mo naten, den Angeklagten Garde zu sieben Jahren sechs Mo naten Zuchthaus. Aus der Urteilsbegründung geht hervor, daß das Gericht zu der Ansicht gekommen sei, daß die An geklagten, die sich als Anarchisten bekannten, die Tat aus politischen Gründen verübt haben könnten. Zurück mit der nunmehr leeren Brieftasche unter das Kopfkissen! Wenn Johnfield erwacht, merkt er nicht sogleich den Raub und wird erst später Lärm schlagen. Hastig schiebt der Räuber die Banknoten in seine Rocktasche. Es ist keine Zeit zu verlieren. Wer weiß, was der Beobachter da unten im Schilde führt! Und es gilt, den Schreibtisch nach wei teren Schätzen zu durchsuchen. Geld, mehr Geld! Schattengleich wendet sich der unheimliche Gast nach der Wand. Jetzt ist er über den Schreibtisch her. Bald wird die Arbeit getan sein. Finsternis deckt sie zu; und fern, fern ist das Auge des Gesetzes. Schon zeigt ein leises Knacken an, Wie das Schloß geöffnet wird. Da — ein anderes Geräusch! — Was war das? — Es ist jemand an der Tür. Wie der Blitz wendet sich der Einbrecher nach der Ve randa. Von dort führt ein einfacher Sprung in die Freiheit. Doch bevor der Dieb die Balkontür aufreitzt, öffnet sie sich wie von selbst. Der grelle Schein einer Taschenlampe blendet ihn, und ein „Halt!" donnert ihm entgegen. Nach einem andern Ausweg suchend, fühlt er sich auch von hinten er griffen. Zwei Mann auf eir^n! Ein Knacken der Hand fesseln, und es ist vorüber. Das aufflackerndc elektrische Licht zeigt den aufrecht im Bette sitzenden Johnfield, der entsetzt auf die Anwesenden starrt. „Lassen Sie sich nicht stören, mein Herr!" sagt der Zu letzt gekommene. „Ich bin der Polizeikommissar, der dieses Hotel überwacht und Sie vor Schaden bewahrt hat. Morgen früh können Sie das Ihnen Geraubte in Empfang nehmen." — Dann fällt die Tür hinter den Hinausgehenden ins Schloß. Andern tags fand sich nur der vorläufig in den Keller gesperrte Dieb vor. Der angebliche Kommissar und sein Ge hilfe nebst der dem Mr. Bertrand abgenommenen Beute waren verschwunden. Niemand vom Hotelpersonal hatte sie gekannt. Schicksal und Menschentum Von Franz Mahlke. Wer einen Höhenweg wagt, darf vor Abgründen nicht erschrecken. Viele Menschen leben nur deshalb im Schatten, weil sie mit ihrer Trägheit ein Bündnis eingingen. * Es gibt Menschen, die mit jedem fertig werden; nur mit sich selber nicht. Immer näher zu sich zu kommen, darin liegt das Geheimnis wahrer Lebenskunst. * Das Schicksal ist eine strenge Sportschule. Erst wenn man gelernt hat, über sich selber hinweg zu springen, ist man ein Lebenskünstler. * Was sür Dinge es auch immer sein mögen, die, vom Menschen zum Leben erweckt, uns bedrängen, bedrohen, uns ost V begraben scheinen: Glauben haben an die Macht seines dre Dinge gestaltenden Willens!