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Die Filmkamera M Retterin. Wie auf der „Monte Cervantes" eine Panik verhindert wurde. Wie aus Ushuaia in Argentinien berichtet wird be stand, als der deutsche Dampfer „Monte Cervantes" im Beagle-Kanal auf einen Felsen auflief, eine Zeitlang die Gefahr, daß unter den Passagieren, die sich an Bord be enden, eine Panik Nisbrechen werde, da aus dem Naschinenraum infolge des Heißlanfens der Motoren dicke Rauchschwaden drangen. Die Passagiere machten Anstalten, die Rettungsboote zu stürmen, während die Schisfsoffiziere bemüht waren, sie zu beruhigen und dar über aufzuklärcn. daß leine direkte Gefahr bestehe. In diesem Augenblick nahm ein Spanier mit einer kleinen Filmkamera in der Hand auf einem erhöhten Platz Aufstellung und begann in aller Ruhe, die Szene auf dem Bowsdcck zu filmen. LirS hatte zur Folge, daß die Passagiere sich sofort beruhigte» und sich mit gutem Humor in ihre Lage fanden. Das übernehmen in die Rettungsboote vollzog sich hierauf in voller Ordnung. Die Leiche des Führers der „Monte Cervantes", Kapitäns Dreyer, ist noch nicht geborgen worden. Blankenese bei Hamburg, Drehers Geburtsort, hatte Sonntag als Zeichen der Trauer die Flaggen halb- mast gehißt. SachverfiSn-igt im TscherwsMnMcherprvzeß. Die.Öffentlichkeit zweimal ausgeschlossen. Im TscherwonzcnfälsÄcrprozcß wurde als Sachverstän- oiger der technische Beirat der Rcichsbank Göttsching über oie Frage, ob eine Fälschung der Tscherwonzenscheine möglich und ob sie besonders schwierig sein würde, vernommen. Der Oberstaatsanwalt beantragte, während der Vernehmung dieses Sachverständigen die Öffentlichkeit auszuschlicßen. Nach kurzer Beratung beschloß das Gericht den Ausschluß der Öffentlich keit wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung. Nach Wiederherstellung der Lssentlichlcit wurde als Sachverständiger der Prokurist der Darmstädter und Nationalbank, Birnholz, vernommen. Er gab an, der Tscherwonez unterscheide sich von anderen Wertpapieren da durch, daß er nicht an der Berliner Börse gehandelt werde, Er sei überhaupt keine Banknote im eigentlichen Sinne, denn seit 1W6 betrachte die rrAsche Regierung die im Ausland be- findlichen Tscherwonzen "dls ungültig. Die Verlesung eines früheren Urteils gegen den jetziger, Angeklagten Bell wegen Verstoßes gegen das Gesetz über den Verrat militärischer Geheimnisse geschah auf Antras des Oberstaatsanwalts wiederum in nichtöffentlicher Sitzung Sine fünflöpsige WMnmnzerSan-e «gehoben. Unterbrochene Auslandsreise der Fälscher. In der vorigen Woche wurden in Sulzbach in der Oberpfalz falsche Fünfmarkstücke in Zahlung gegeben. Die Verausgabet, des Falschgeldes konnten bald darauf in R o s e n b e r g in der Oberpfalz festgenommen werden. Am Montag hob dann die Nürnberger Kriminalpolizei in N ü r n b e rg eine gut eingerichtete Falschmünzerwerk stätte aus. Das gesamte Material, das auch Vorbereitungen zur Anfertigung falscher Fünfzigpfcnnigstücke wkennen ließ, wurde beschlagnahmt. Im ganzen sind üwa 200 falsche F ü n f m a r k st ü ck c in Umlauf gesetzt worden, und zwar hauptsächlich in Regensburg, Schwa bach, Fürth und Nürnberg. Es handelt sich bei den Falschmünzern um den Inhaber einer mechanischen Werk stätte, Karl Egger, seinen Bruder Alois Egger, den Radio- iechniker Höchsietter, die Arbeiterin Landgraf und die Maschinistenehefrau Höchsteiter. Die Beschuldigten be fanden sich, als ihre Werkstatt entdeckt wurde, auf dem Wege nach der Tschechoslowakei, wo sie das falsche Geld Absehen wollten. Gefälschte Hundcrtdollarnotcn auch in Havanna. In Havanna (Kuba) entdeckte die Polizei eine Noten fälscherbande, die für etwa 100 000 Dollar falsche Hundert vollarnoten verausgabt hatte. Äon Wilderern tödlich verletzt. In Nieder-Mendig bei Koblenz wurd-. der Polizeihaupt wachtmeister Rohmann beim Kamps mit Wilddieben durch einen Bauchschuß tödlich verletzt. Mehrere verdächtige Per sonen sind verhaftet worden. MGeWe Rrm m Wilsdruff und llWtgend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Drucksachen Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. 6. Fell- und Häutehandlung Stolle, Robert, Bahnhofstraße 138. Gärtnerei Türke, Ernst, Tharandter Straße 134 O. 500. Glaserei (Bildereinrahmung) und Glashandlung Hombsch, Wilhelm, Marktgasse 89 Grabsteingeschäft (Steinbruchbetrieb) Wolf, Karl, Meitzner Straße 263. Herrengardcrobegeschäft Plattner, Turt, Dresdner Straße 89. Holzbildhauer Birnick, Kurt, Zedtlerstratze 79. Jnseraten-Annahme Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29. »-p 6 (auch für auswärtige Zeitungen). Installateur Zoiter, Zerd. (Inh. Lubw. Hellwig), Markt 10. s-r> 842. Kolonialwaren- und Landesprodutten-, Tabak- und Zigarrenhandlung Rentsch, Kurt, Parkstratze 1342- Ladestation für Akkumulatoren und Batterien Zschunke, Arthur, Zellaer Stratze 29. o»> L. Landschaftsgärtner Dittrich, Alfred, Gezinge 24. Malergewerbe Schindler, Edwin, Hohestraße 134 V. r-K- 71. Maschinenbau und Reparatur Schwepcke, Franz, Ingenieur, Meitzner Str. 266. d-r- 511. Erdrosselung -es russischen Privathan-eis Auch Schluß mit Konzessionen. Wie aus Moskau gemeldet wird, will auf dem bevor stehenden Parieikongreß d>e linksstehende Gruppe einen Antrag auf völlige Abschaffung des Privathandels stellen. Die Gruppe steht aus dem Standpunkt, daß durch die heutigen politifchen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Privathandel vollkommen aus der Sowjetunion verschwinden mutz. Außerdem sorderr die Gruppe die Einstellung der Konzessionspolitik in der Sowjetunion. Deutsches Heick Die Aufgaben des deutschen Landvolks. Auf der in Möckern vom Landbund und vom Jungland bund Jerichow I abgehaltenen Hauptversammlung hielt der Präsident des Deutschen Landgemeindentages, Land rat a. D. Dr. Gereke, einen Vortrag über „Die Wen dung des deutschen Landvolks". Er trat den Gerüchten entgegen, die von einer Agitation gegen den Präsidenten des Reichslandbundes, Minister a. D. Schiele, sprechen. Alle staatliche Wirtschaft fuße auf einer gesunden Land wirtschaft nnd so habe umgekehrt der Bauer die Pflicht. sich mit allem politischen Geschehen zu beschäftigest. Er habe auch besondere Aufmerksamkeit der Politik in den Kommunen zu widmen. Eine solche Politik, wie sie die meisten großen deutschen Städte auf dem Gebiete der Finanzwirtschaft trieben, sei nur Wafser auf die Mühlen gegen Deutfchland. Das Versorgungsrecht der Kriegsbeschädigten. Der Neichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteil nehmer und Kriegshinterbliebenen hatte die ihm an gehörenden Beisitzer des Reichsversorgungsgerichtes und des bayerischen Landesversorgungsgerichtes zu einer Aus sprache nach Berlin eingeladen, bei der die Erfahrungen über die Spruchpraxis auf dem versorgungsrechtlichen Gebiet ausgetauscht wurden. Das bisherige System des Verfahrens wurde einer sachlichen Kritik unterzogen und es wurde grundsätzlich Stellung genommen zu den großen Zeit- und Streitfragen der Rechtsbildung. Rechtsschöpfung nnd Rechtsnormung. Das Ergebnis der Aussprache sowie die in dem Referat des zweiten Bundesvorfitzenden be handelten Forderungen fanden ihren Niederschlag in einer befürwortenden Entschließung. Papstfeier in Freiburg i. B. Wegen des 50jährigen Priesterjubiläums des Papstes Pius XI. wurde in Freiburg i. B. eine weltliche Feier veranstaltet, die zugleich als Schlutzfeier des Katholiken tages von Ende August bis Anfanag September vorigen Jahres gedacht war. Zugegen waren Erzbischof Dr. Karl Fritz und die gesamte Geistlichkeit, die Spitzen der staat lichen und städtischen Behörden, viele katholische Organi sationen, Studentenverbindungen usw. Die Festrede hielt der bekannte bayerische Katholikenführer Freiherr von Cramer-Klatt-München. Erzbischof Dr. Karl Fritz fand in seiner Ansprache nachdrückliche Worte für die Not Wendigkeit, in allen katholischen Fragen einig zu sein. An den Papst wurde ein Glückwunschtelegramm gesandt. Frankreich Bemerkenswertes Wahlresultat im Elsaß. — Die Ersatzwahl in dem oberelsässischen Wahlkreis Rappoltsweiler, bei der der Nationalkatholik 4829, der Vertreter der Heimattreuen Elsässischen Volkspartei Dr. Dorner 3844, der Sozialist Rieth 3882 und der Kommunist Welch 273 Stimmen erhielten, ist insofern bemerkenswert, als der Wahlkreis Rappoltsweiler in deutscher Zeit stets Protestlerin das deutsche Parlament entsandte. Daher rechnete man in Paris auf eine völlige Niederlage der autonomistisch gerichteten Kandidatur. Man hatte also nicht erwartet, daß der Heimattreue Kandidat eine Stich wahl erzwingen würde, die am nächsten Sonntag statt findet. Aus Zn- und Ausland Berlin. Der Reichspräsident empfing den privaten Besuch des Königs von Schweden, der sich aus Ler Reise nach dem Süden einige Stunden in Berlin aushielt. Berlin. Dem Reichsrat sind am Montag die Haager Abkommen und die dazu gehörigen Anlagen zugelctlet worden. Wien. Der preußische Unterrichtsminister Dr. Becker ist hier eingctrojjen. um auf Einladung des Kulturbundes einen Borlrag über Vas Problem „Bildung in ver Kuliur krise der Gegenwart" zu halten. Paris. Nach zweilagigen stürmischen Debatten beschloß der außerordentliche sozialistische Parteitag mit 2066 gegen 1507 Stimmen, sich nicht an einer bürgerlichen Regierung zu beteiligen. f Neues aus Suez' Wett Sandwagen rasen in einen Personenzug. Auf der Kleinbahnstrecke Diedenhofen—Mondors ereignete sich ein folgenschwerer Unfall. Von einem Sandzug rissen sich zwei beladene Wagen los und rollten in Richtung Dieden hofen zurück. Das Wagenpaar sauste mit einer Ge schwindigkeit von 80 Kilometern dahin und fuhr kurz darauf in einen Personenzug. Der Anprall war so heftig, daß der erste Wagen an der Lokomotive des Personen zuges zerschellte. Die Strecke wurde gesperrt. In dem Zuge wurde die Mehrzahl der Passagiere durch Quet- fchnngen mehr oder weniger ernstlich verletzt. Zwei Personen bei einem Autounglück verbrannt- Eiu furchtbares Automobiluuglück ereignete sich in der Nähe von Franconville in Frankreich. Ein Auto, in dem die Frau eines Pariser Arztes mit ihrer Tochter und deren vier Monate altem Töchterchen Platz genommen hatten, raste die Chaussee hinunter und wollte einen andern Waaen überholen. Dabei snbr es iedow einer» dritten So hab' ich MW dich Munden Roma« vo« Margarete Elze r. 87. Fortsetzung (Nachdruck verboten) Sie stand und schaute, und die Sekunden dehnten sich zu Stunden. Und dann plötzlich sah sie ihn doch auftauchen. Mit schwerem Gang und gesenkten Kops kam er daher. Er trug einen bäurischen Jagdanzug mit Janker und langen Hosen, den Kops barhäuptig und iu der Hand einen Stecken, den er sich selbst ge brochen haben mußte. Sein Gesicht war bleich und erschöpft, und wild stand ihm der unrasierte Bart im Gesicht. Gundula bekam einen herben Schrecken, als sie ihn so verräterisch daherkommen sah, und dankte Gott, daß die Dorfstraße verlassen war. Eilig lief sic aus dem Zimmer und fing Laver ebeu ab, als er an ihrem Hause vorüberging. „Halt, Laver, komm einen Augenblick erst zu mir herein." Sie nahm ihn wie ein Kind bei der Hand und führte ihn in die große Stube. „Setz dich! So kannst du dich nicht sehen lassen!" Er sah sie mit tiefumränderten Augen an: „Es geht über meine Kraft, Gundula!" Das Herz wollte ihr brechen bei seinem Anblick, aber sie durfte ihm ja nicht nachgeben. Mit der zittern den Hand, von der sie den Verband genommen hatte, strich sic ihm über das Haar. „Tapfer, Xaver, es ist bald vorbei!" Und dann lief sic zum Fenster, öffnete und rief Hinaus: Und der Steiner, der die Sorge, mit seinem Gesicht Schrecken zu verbreiten, nicht im Trauerhaus war, kam schnell angelaufen. „ReiHbergerin?" „Geh hinüber. Frau Ziegler soll dir — nein, lab gut sein, das ist alles viel zu umständlich." Und schnell schlug sie dem erstaunten Steiner das Fenster vor der Nase zu. Hastig lies sie durch das Zim mer und rief Laver wie einem Kind zu: „Bleib schön da sitzen, ich komme gleich wieder." Xaver nickte dumpf und Gundula war schon drau ßen, jagte durch das Haus in ihres Vaters Stuben und riß aus dem Schrank mit schnellem Griff einen schwar zen Nock und schwarze Binde. „Tust mir nicht gram sein deshalb, Vaterl, der Xaver braucht's!" Sie flüsterte die Worte vor sich hin, als sitze der Vater leibhaftig noch da. Im Vorbeigehen holte sie aus ihrem Zimmer Kamm und Bürste und in weniger als einer halben Minute war sie wieder drunten bei Laver. Das alles hätte er ihr ersparen können, wenn er nicht gar so spät nach allen Gästen erst gekommen wäre. Drüben in seinem Zimmer lag alles bereit, aber es war ja keine Möglichkeit mehr, ungesehen hinüber zukommen, so mußte es eben io gehen. „Komm, Laver, du mußt den Nock anziehen!" Gehorsam wie ein Kind zog er den Janker aus und fuhr in des verstorbenen Reichsbergers Staats- und Sonntagsrock. Dann schob ihn Gundula vor den Spiegel und drückte ihn Kamm und Bürste in die Hand Mechanisch nahm er es und brachte sich sein wildes Haar in Ordnung. Mit hartem Ruck legte er die Sachen dann zurück, und es war ein bedrohliches Flackern in seinen Augen, als er mit kalter Stimme nur das eine Wort ausfprach: „Komödie!" Gundula in ihrer Herzensangst suchte nach einem Wort, das ihm wohltnn mußte, und fand es in ihrer heißen Sorge auch wirklich. „Ich hab gewußt, daß du kommst, und drüben in . auch alles bereit." „Und woher hast du so sicher gewußt, daß ich komme? „Hast es mir doch zugesagt gehabt!" „Und wenn ich nun gelernt hätte, wie man lügt nnd trügt?" „Du? Ach nein!" „Und warum nicht?" „Weil du, du bist!" „Du irrst! Ich bin nicht mehr ich selbst!" „Du siehst so elend aus. Laver?" „Ich kann nicht schlafen. Ich muß immer und im mer denken." „Du solltest unten bleiben unter Menschen." „Gundula, denk an dein Versprechen!" Sie schwieg beschämt einen Augenblick und - redete sie ihm zu: „Komm, wir müssen hinüber! „Es ist schwer!" „Xaver, ich hab dich immer als ganzen Mann ken nen gelernt. Ein Mann muß sich überwinden können." Er sah sie an mit einem langen Blick seiner rot- gerä'nderten übermüdeten Augen: „So komm!" Und ohne zu scheu, ob sie ihm folgen würde, fchriti er aus der Stube und über die Straße in sein eige nes Haus, mit dem sonderbar steifen, wie leblosen Blick und Schritt Gundula war ihm leise gefolgt. Sie atmete erleichtert aus. als sie merkte daß die große Stube leer war. und daß die Gäste alle in den an deren Räumen jenseits des Ganges waren. Sie schob Xaver leicht in das Zimmer, in dem die beiden auf gebahrt waren, und eilte dann, um unter den anderen das Hoffsche Ehepaar zu suchen. Sie hatte Glück und gleich unter der Tür sah sie die beiden mit bleichen Gesichtern stehen. Sie konnte Herrn Hoss zuflüstern: „Er ist da!" (Fortsetzung folgt.)