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Jahrgang T-legr..Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 »„MlMMMMWMIIWMW l«, Abwehrschlacht. Will man, zurückblickend auf die Haager Schluß konferenz, ihr Wesen mit einem kürzeren Schlagwort kenn zeichnen, so darf man Wohl über diese Verhandlungen zwischen Deutschland aus der einen, einer geschlossenen Front der Ententemächte auf der anderen Seite die Über schrift setzen: Deutsche Abwehrschlacht. Der Sachverständigenbericht ebenso wie die Beschlüsse der ersten Haager Konferenz im Sommer vorigen Jahres hatten absichtlich und unabsichtlich Lücken im Young- Plan gelassen, Unklarheiten, Zweideutigkeiten und der gleichen. Hier stieß schon vor der Konferenz bei den Ver handlungen mit Deutschland, dann aber vor allem aus ihr selbst nun die Gegenseite geschlossen vor, aber die deutsche Abwehr war zwar nicht immer, doch im großen und ganzen keineswegs so leicht zu überrennen, sondern ver mochte wenigstens einigermaßen ihre Position zu halten. Der Hauptangriff der Gegenseite war darauf ab gestellt, dem Young-Plan die Reste des „Vorläufigen" zu nehmen, also möglichst alles zu beseitigen, was an Bestim mungen über Moratorium, Revision, sonstigen Zahlungs aufschub usw. für den transfergeschützten Teil der deutschen Zahlungsverpflichtungen als Schutzbestimmungen im In teresse des Schuldners vorgesehen war. Das vor der Kon ferenz liegende deutsche Entgegenkommen, wodurch der den Transferschutz nicht genießende Teil nicht unbeträchtlich erhöht wurde, mag die Gegenseite dazu veranlaßt haben, in dieser Richtung weiter vorzustoßen, dem etwaigen Ver such Deutschlands, sich jener Schutzbestimmungen zu be dienen, enge Grenzen zu setzen. Dieser Angriff ist aber fast durchweg gescheitert und wenigstens für diesen Teil der deutschen Zahlungsverpflichtungen sind die Revisions möglichkeiten gerettet worden. Ein zweiter Ansturm der Gegenseite bewegte sich auf das Ziel hin: sich nicht mit der feierlichen deutschen Ver pflichtung, daß die Leistungen dem Young-Plan gemäß nun auch erfolgen würden, also mit dieser rein vertrags rechtlichen Bindung Deutschlands zu begnügen, sondern Pfänder zu erhalten in der Art, wie sie unterm Dawes-Plan galten. Vor allen: also Pfandrechte auf die Verbrauchsabgaben und dann auch auf die Reichsbahn. Man verhüllte dieses angestrebte Zugriffsrecht mit der undeutlichen Bezeichnung einer „Aktivierung" der Pfänder. Aber auch hier ließ sich die deutsche Delegation nicht von der Linie zurückdrücken, die der Young-Plan ge zogen hat: Deutschland hat sich lediglich verpflichtet, die Verbrauchsabgaben nicht anderweit zu verpfänden, und die Reichsbahn zahlt zwar ihre 660 Millionen direkt an die Reparationsbank, aber im Falle der Zahlungsunfähig keit hat das Reich als Garant einzuspringen. Die Kon trolle des Auslandes ebenso über die Reichsbahn wie Uber jene Steuern und die Zölle fällt künftig unbedingt fort. Während also dieser Vorstoß mißglückte, gelang ein anderer der Gegenseite besser, nämlich in der Frage der Zahlungstermine. Aber auch hier nicht ganz. Weder die gegnerische Forderung einer Pränumerando zahlung noch der deutsche Gegenvorschlag einer Ultimo zahlung drang durch, sondern man einigte sich auf die Leistung der deutschen Zahlungen an der jedesmaligen Monatsmitte. Wenn man schnell noch die Ausschaltung oder zum mindesten die starke Herabsetzung des ausländischen Ein flusses auf die Deutsche Reichs bank, ferner die Her auslassung der Liquidationsabkommen Deutschlands mit einer Reihe von Staaten aus dem Young-Plan erwähnt, so bleiben als die beiden Brennpunkte noch die Fragen der Mobilisierung und die der Sanktionen. Die Art, wie die erste geregelt wurde, bedeutet nach der Auffassung mancher Kreise zwar einen gewissen Sprung ins Dunkle, aber ungünstig jedenfalls war für Deutschland der Absprung doch nicht. Immerhin sprechen hier doch nur wirtschaftlich-finanzielle Erwägungen mit, während beim Kampf um das Sanktions,,recht" der politische Pferdefuß sichtbar wurde. Natürlich diente die französische Forderung hier dazu, um jedem Versuch der Herbeifüh rung einer Vertragsrevision politische Wider stände in den Weg zu stellen, die Unbedingtheit und Un abänderlichkeit des „Neuen Plans" zu sichern, aber ge rade darum und damit kam etwas Wesensfremdes in diese sonst rein wirtschaftlich-finanziellen Abmachungen hinein. Am Verhandlungstisch im Haag tauchte wie Bankos Geist das Versailler Diktat auf. Man hat sich auf einer Linie geeinigt und einigen müssen, die zwischen Erfolg und Mißerfolg des ur sprünglich Gewollten mitten hindurchgehl. Nun wird vor allem in Deutschland der Kampf um den Young-Plan zu neuer Höhe anschwellen, werden seine Gegner die Miß erfolge, seine Verteidiger die dort errungenen Erfolge oder zum mindesten Abwehrstege, in den Vordergrund stellen. Erst die Zukunft wird die Entscheidung darüber fällen können, wie die Haager Schlußkonfercnz wirklich zu werten ist. * wnüm 8! A WM WU König Georgs Hoffnungen die Londoner Nottenkonferenz. Macdonald Vorsitzender. Die Eröffnung der Londoner Seeabrüstungskonfcrenz geschah unter eindrucksvollen Feierlichkeiten in der könig liehen Galerie des Oberhauses. Der weite Saal war dicht gefüllt von etwa 1000 Personen, unter denen vielleicht die Hälfte aus den aus aller Welt herbeigeeilten Journalisten sich zusammensetzte. Vor dem goldenen Thronsessel des Königs, in der Mitte vor dem hufeisenförmig ausgestellten Tisch, an dein die Delegierten saßen, stand des Königs Mikrophon, das dieser bei bedeutenden Ansprachen zu be nutzen Pflegt. Gegen 1S1 Uhr erschien der König, der, von den Versammelten einhellig begrüßt, mit einer Rede die Flottenkonfercnz offiziell eröffnete. Zum Schluß sagte König Georg, er habe die dringende Zuversicht und die besten Hoffnungen, die Konferenz werde für die Menschheit einen weithin sichtbaren Fortschritt auf dem Gebiete der Abrüstung erzielen. Nach der Rede des Königs wurde der englische Premierminister Macdonald zum Präsiden ten der Konferenz gewählt. Die Ansprache des Königs wurde über alle Sender der Welt verbreitet. In Lvndon herrschte das übliche eng lische Nebelwetter, so daß sich nur ein geringes neu gieriges Publikum in den benachbarten Straßen, die aber von den wartenden Automobilen der Delegierten stark in Anspruch genommen waren, eingefunden hatte. Die Tragödie des Weltkrieges. In feiner Rede sagte der König unter anderem, die gesamte Menschheit erwarte, keine Mittel der Staatskunst dürften ungenutzt bleiben, um eine Wiederholung der un geheuerlichen Tragödie des Weltkrieges zu verhindern. Trotzdem habe bis hente der Wettbewerb im Flottenbau nicht aufgehalten werden können und allge meine Unsicherheit in der ganzen Welt hervorgerufen. Allerdings sei die Verminderung der Flottenrüstungen mit großen Schwierigkeiten verbunden, obwohl die Washingtoner Konferenz gewisse Erfolge in Hinsicht ans die Schlachtschiffe schon gehabt habe. Deshalb sei man in der Idee übereingekommen, eine Gesamtflottenabrüstung für alle Mächte herbeizuführen. Alle Hindernisse für die Verwirklichung dieser Idee müßten beseitigt werden. Das sei keine Sache, die nur die auf der Konferenz vertretenen Länder angehe, sondern eine Menschheitssache. Nicht in engherzigem Nationalis mus dürfe man an sie Herangehen, sondern in der gegen seitigen Opferbereitschaft. Die schweren Rüstungslasten der Völker, das hoffe er zuverlässig, müßten beseitigt und die allgemeine Ab rüstung Herbeigeführt werden. Macdonalds Ansprache. Die wirtschaftliche Bedrückung der Völker durch das Wenrupen icyuoerre vann, nachdem der König den L>am verlassen hatte, der englische Ministerpräsident Mac donald. Wer die Unterschrift unter den Kellogg-Pakt ernst gemeint hätte, müsse bei der Abrüstung auch mit wirken. Die öffentliche Meinung, verlange überall eine Friedenspolitik. Nus dem Sumps der Meinungsverschie denheit technischer Sachverständigen müsse das Problem auf die höhere Grundlage der Arbeit des schöpferischen Staatsmannes gehoben werden. Nur internationale Verträge, nicht Verhandlungen von Staat zu Staat ver- '' Archen Erfolg. Stimson und Tardieu. Der Staatssekretär der Vereinigten Staaten, Stimson, sprach das größte Vertrauen Amerikas zum Erfolge der Konferenz aus. Amerika hofft, nach Stimson, auf der Konferenz nicht nur das erreichbare Maß bei der Ab rüstung zu erzielen, sondern auch den Charakter der ge genseitigen Beziehungen so zu gestalten, daß zu jeder Zeit weitere Rüstungsbeschränkungen eintreten können. Die französische Auffassung, nach der die Abrüstung nur als Ganzes behandelt werden dürfe, erscheint Stimson als nicht ganz haltbar. Jeder einzelne Fortschritt er leichtere nicht nur die Lasten der Völker, sondern erleichtere auch Fortschritte auf allen Gebieten. Demgegenüber bemerkte der französische Minister präsident Tardieu, gewiß seien alle Völker ent schlossen, die Wiederholung einer Katastrophe wie die des. Weltkrieges zu verhindern. Aber jedes Abkommen, das jetzt in London geschaffen werde, könne nur provisorische Eigenschaften tragen, da die Konferenz doch auf Wunsck des Genfer Völkerbund- rates einbernscn morden sei. Die besonderen Bedürfnisse jedes Landes müßten in Beziehung zu den zu schaffenden Rechtsgarantien gefetzt werden. Die anderen Länder. Für Japan erklärte der Hauptdelegicrte Waka- tsuki zielbewusste Mitarbeit an der Konserenz. Japan sei bereit, mit den anderen Mächten bis zur äußersten Grenze der Marineabrüstung zu gehen und nicht nur eine Beschränkung, sondern sogar einen Abbau der Flotten stärken zu befürworten. Italiens Außenminister Grandi sagte, Italien habe das Bestreben, hinter keinem anderen Lande zurückzustehen, um der Konferenz zum Erfolg zu ver helfen. Eine längere Zeit ungestörten Friedens sei für das jetzige Italien Notwendigkeit. Es müßten ent schlossene und mutige Schritte in der Abrüstung getan werden und man hoffe, die mächtigste Flotte der Welt werde mit gutem Beispiel vorangchen. Für Begrenzung und Herabsetzung der Seerüstungen äußerten sich ferner die Vertreter Kanadas, der Ober kommissar von Indien, die Delegierten des Freistaates Irland, Australiens und Südafrikas. Dann wurde die Eröffnungssitzung geschlossen. KabineMtzung zum Saager plan. Dr. Curtius bei Hindenburg. Die deutsche Delegation bei der Haager Konferenz mit den Reichsministern Dr. Curtius, Schmidt, Dr. Molden hauer und Dr. Wirth ist wieder in Berlin eingetroffen. Dr. Curtius erstattete bereits Dienstag nachmittag dem Reichspräsidenten von Hindenburg Bericht über die Haager Vereinbarungen. Anschließend fand eine Besprechung des Reichs kanzlers Müller mit dem Außenminister über dasselbe Thema statt. Mittwoch wird dann das Reichskabinett den neuen Plan erörtern. Demnächst werden die Finanz minister der Länder zu einer Konferenz nach Berlin ge laden werden. Das Reichskabinett will die Gesetzes vorlage, die mit dem „Neuen Plan" zusammenhängt, noch in dieser Woche verabschieden und an den Reichsrat leiten. Der Schlußpunkt im Haag. Die Unterzeichnung des endgültigen Aoung-Planes durch NeichSaußenminister Dr. Curtius. Dank -es Reichspräsidenten. Hindenburgs Anerkennung für die Haager Delegation. Nachdem Reichsminister Dr. Curtius dem Reichs präsidenten Bericht über die Verhandlungen der Kon serenz im Haag erstattet hatte, sprach der Reichspräsident dem Reichsaußenminister Dr. Curtius und der deutschen Delegation seinen Dank und seine Anerkennung für ihre Arbeit und ihre Haltung aus. Snowdens Befriedigung über die Hunger Mwachnngen London, 21. Januar. Schatzkanzler Snowden, der am Dienstag vormittag aus dem Haag wieder in London eingetrofsen ist, sprach sich sehr befriedigt über den Abschluß der Konferenz aus. Die Ergebnisse hätten alle seine Erwartungen übertroffen. Die Haager Vereinbarungen würden nach seiner Ueberzeugung alle Reparalionsangelegenheiten durchführbar gestalten und jeden: Land ein Gefühl der Befriedigung geben. Die für Großbritannien im August erzielten Zugeständnisse seien voll erhalten geblieben. Die Frage der Liquidation des deutschen Privateigentums sei end gültig aus der Welt geschafft worden. Als die bedeutendste Lei stung der Konserenz sei die Regelung der Ostreparalionen anzu sehen. Ausammenfasjend könne er sagen, daß die Haager Kon ferenz ihren Auftrag auf Liquidation der durch den Krieg übrig gebliebenen finanziellen Fragen mit Erfolg durchgesührt habe, so daß nun die Differenzen in diesen Fragen zwischen den euro päischen Mächten beseitigt seien. Gozial-emokraiische Forderungen. Belebung des Arbeitsmarktes durch Auslandskapital. In Berlin fand eine gemeinsame Tagung der sozial demokratischen Fraktionsvorstände, des Parteivorstandes und der Vertreter der Freien Gewerkschaften statt, um zn