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Montag, den 27 Januar 1930 Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2840 Rr 22 — 89. Jahrgang Telegr.-Adr.: .Amtsblatt' Wir wird nun mit der SeeMstW? der Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Arntshatiptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Gültige Reichsiagswahlen. Sitzung des Wahlprüfungsgcrichts. Das Wahlprüfungsgericht beim Reichstag hielt unter dem Vorsitz des Reichstagsabgeordneten Dr. Bell (Ztr.l eine Sitzung ab, in der zunächst die Reichstagswahlen ini Wahlkreisverband Rheinland-Nord für gültig erklär wurden. Tann beschäftigte sich das Wahlprüfungsgeriü mit der Prüfung des endgültigen Ergebnisses der letzter Reichstagswahlen. Hierzu lag ein Antrag der Volksrechts Partei vor, entsprechend ihrer Stimmenzahl 8 (statt 2 Sitze im Reichstag zuznbilligen. Nach eingehender Ver Handlung und Beratung wurde als Urteil des Wahl Prüfungsgerichts festgestellt, daß die Verteilung der Ab geordnete,sitze auf die Rcichswahlvorschläge ordnungs müßig durchgcführt sei. Damit sind die Reichstags w a h l e n f ü r g ü l 1 i g erklärt. In der Begründung des Urteils wurde darauf hinge wiesen, daß das Reichswahlgesetz von 1920 mit den fü Verfassungsänderungen vorgesehenen Mehrheiten be schlossen und rechtsgültig zustandegekommen sei. Selb: wenn dieser Voraussetzung aber nicht genügt werde würde trotzdem die Rechtsgültigkeit des Reichswabl gesetzes unanfechtbar fein, weil nach Auffassung de Wahlprüsungsgerichtes keine Bestimmung dieses Gesetze gegen die Reichsverfassung verstoße. schwebenden Umänderung des Reichsbankstatnts be schlossen: Die deutsche demokratische Reichstagsfraktion erblich in der Unabhängigkeit der Währungs-, Diskont- und Kreditpolitik der Reichsbauk gegenüber politischen Ein flüssen, öffentlichen Finanzbedürsnisscn und Privatwirt schaftlichen Sonderinteressen die Bürgschaft für die Festig keit der deutschen Währung und wird deshalb Versuche einer Änderung des Reichsbankstatuts, durch die diese Sicherheit beeinträchtigt oder die fachmännische Leitung der Reichsbank in Frage gestellt werden könnte, be kämpfen. Im Fnteresse der EmheiMchkeu der Reichs Politik und ihrer Vertretung nach außen und innen bäl! die Fraktion es jedoch für geboten, daß eine über ihre Zuständigkeit lnuausgehendc Einflußnahme der Reichsbankleitnng auf die Reichspolitik verhindert wird. tont, Deutschland habe bei jeder Gelegenheit feine BereN- willigkeit ausgesprochen, alle Maßnahmen zu einer wirk samen Seeabrüstung zu unterstützen. In Erfüllung der Bestimmungen des Versailler Ver trages habe Deutschland abgerüstet und deshalb ein Recht darauf, auch von den anderen Mitgliedern des Völkerbundes die Erfüllung der feierlichen Verpflichtung des 8 8 des Vvlkcrbundstatuts zur Abrüstung zu ver langen. Bisher sei in dieser Richtung nichts geschehen. Nur die Vereinigten Staaten hätten dem Wettrüsten in Schlachtschiffen eine Art Riegel vorgeschoben. ^euriastano wurden durch den Versailler Vertrag sechs Linienschiffe von höchstens 10 000 Tonnen und sechs- kleine Kreuzer von höchstens 9000 Tonnen zugestanden. Außerdem einige Zerstörer und Torpedoboote. Das jetzt in Deutschland neugebaute Panzerschiff werde lediglich als Ersatz für ein altes Linienschiff gebaut und sei jedem fremden Schlachtschiff an Gefechtskraft ganz bedeuten- unterlegen. Irreführend sei es, wenn man den deutschen Panzerschiffueubau mit den lO 000-Tonnen-Kreuzern der Mächte vergleiche, die den Vertrag von Washington unter zeichneten. Das deutsche Panzerschiff habe ganz andere Aufgaben als die Kreuzer der verschiedenen Nationen Die deutsche Flotte könne in keiner Weise die Bestrebun gen zur Abrüstung auf der Londoner Konferenz stören. Der amerttanifche Gedanke der Freiheit der Meere würde in keinem Lande mehr begrüßt wie in Deutschland das im Weltkriege die Wirkungen einer Hungerblockad und ihre Folgen für Kranke, Frauen, Kinder und Greis am deutlichsten gespürt habe. Deutschland wünsche, daß die Vereinigten Staaten ihre Bestrebungen für die zukünftige Freiheit der Meer durchsetzten. s Die Reichsbanksrage. Die demokratische Reichstagsfraktion hat zu Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Dar »Wilsdruffer Tageblatt« erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Dei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Postbestellung 2 RM Iiirüolick Abtraa- gebühr. Einzelnummern isRp,g.«ll-Poft-nst°il°> Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P°ftb°i-,>undun,.r-^. trSg-ru»d«NchäsI»ftkll-n 2-2 nedm-n z- i-dkrBe. stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto be,liegt. Das Ergebnis von Haag. Ein Vortrag des R e i ch s f i n a n z m i n i st e r s Reichsfinanzminister Dr. Moldenhauer hielt iu Rundfunk eine Rede über die Ergebnisse der Haager Kon serenz. Er gab hierbei einen überblick über die ver schiedenen Versuche der Gläubigermächte, die Kriegsschuld Deutschlands festzusetzen. Im Jahre 1921 seien sic Schulden Deutschlands von den Entcntestaateu auf 13 t Milliarden festgesetzt worden. Die deutsche Währung se daraufhin völlig zerrüttet worden. Man habe dann an feiten der Gegner eingesehen, daß nicht durch machtpoli tischen Druck, sondern nur auf wirtschaftlicher Basis dir Reparationsfrage zu lösen sei. Die Sachverständigen des Dawes-Planes traten im Anfang des Jahres 1924 zu sammen. Der Plan, den sie aufstellten, sollte nach ihre, ausdrücklichen Feststellung keine endgültige Lö sung der ganzen Reparationsfrage, sondern nur eine Vorstufe zum Abschluß eines endgültigen Abkommens für die gesamte Reparationsfrage sein. Die Belastung Deutschlands nach dem Dawes-Plan belief sich nach Ab lauf der vierjährigen Übergangsperiode auf jährlich 2501! Millionen Mark. Dazu traten Zahlungen nach dem W o h l st a n d s i n d e r vom 1. Fannar 1920 an. die iw Die Konferenz in London. Fehlen eines Programms. Die abgelaufene Woche seit der Eröffnung der Lon dauer Seeabrüstungskonfercnz hat kaum wesentliche Er gebnisse gebracht. Man ist sich in keiner Weise darüber einig, an welchem Punkte denn nun eigentlich begönne»: werden soll, und es zeigt sich das schwere Versäumnis, das die Engländer bei der Einberufung der Konferenz dadurch begangen haben, daß sie kein bestimmtes Pro gramm ausstellten. So löst sich bisher alle Arbeit darin auf, daß sich einzelne Nationen mit ihren Sonder wünschen vordrängen. In Amerika wird betont, daß besonders Frankreich sich bisher als die Nation gc zeigt habe, die keinerlei Opfer für die allgemeine Ab rüstung bringen wolle und lediglich immer wieder nacb neuen Sicherungen für sich selbst rufe. Um nun bei dieser Zerfahrenheit eine bestimmte Per Handlung zu ermöglichen, Hal der Generalsekretär der Ab rüstungskonferenz an die verschiedenen Delegationen einen Fragebogen verteilen lassen, zu dessen Beantwortung bi- Montag aufgefordert wurde. Unter den Fragen bc finden sich die nach dem Verhältnis der jeder der fünj Mächte zuzuweisenden Tonnage, nach der Höhe der Ge samttonnage und ihrer Verteilung auf die einzelnen Schiffseinheiten. Falls die Antworten rechtzeitig ein gehen, hofft man, die ernsthafte Behandlung der Ein schränkung der Seerüstung in der beginnenden Woch sicherzustellen. Deutschland und die Flottenabrüstunq. Erklärungen des Wehr Ministers Gröner In einer in der amerikanischen Presse veröffentlichter Erklärung des Reichswebrministers Gröner wird bc Zeichen der Not. Auf das Wort „Sparsamkeit' möchte man schon beinahe das „Nicht davon sprechen, immer daran denken" Gambettas in dem Sinne anwenden, daß weniger über „Sparsamkeit" gesprochen als diesem Wort gemäß ge gehandelt wird. Daß man also all und jedem, was Kosten verursacht, mit einer nüchtern-genauen Untersuchung au? den Leib rückt, ob es wirklich notwendig, ob es vor allem „rentabel" ist, d. h. die dafür aufgewandten Kosten auch entsprechend wertvolle Ergebnisse zeitigen. Erfreulicher weise ist hierin schon manches geschehen, aber es bleib: noch sehr, sehr viel zu tun übrig, um überflüssiges, allzu Kostspieliges fortzukehren. Man wird diesen Tadel der kostspieligen überflüssig keit — namentlich heutzutage angesichts der Wirtschafts not — auch gegenüber den in Deutschland viel zu häufigen und viel zu „repräsentativen" Tagungen, Kongressen, Be hördenempsäugen usw. aussprechen müssen. Gewicht legen recht zahlreiche Kommunen darauf, den Eharakter einer „Kongreßstadt" zu besitzen oder, untc Aufwendung großer Mittel, schnell zu erhalten, rech häufig Tagungsort zu werden. Man weiß, warum! Solch eine Tagung kostete nicht bloß den betreffenden Verbann eine bisweilen in die Hunderttausende gehende Summe weil die Verbandsdelegierten nebst Vorstand natürlich ihr : Spesen, Tagegelder, Reisekosten usw. erhalten mußten sondern darüber hinaus ließ sich der Delegierte die Gelegenheit der Freiheit vom, na sagen wir einmal: All täglichen, allerhand kosten. Bestand und besteht doch solch eine Tagung durchaus nicht nur aus sachlichen Verhand lungen und Vorträgen, Besprechungen oder Debatten sondern war auch begleitet von einem großen, mehr oder weniger — meistens mehr und gründlich genommen - Fe sie feiern. Und man muß ein eigentlich schon gar nicht mehr notwendiges Fragezeichen hinter die Ansich: stellen, ob nun der wirkliche Ertrag solcher Tagungen den dafür ausgewcndctcn Kosten des Verbandes und der Teil nehmcr immer entspricht. Oder ob nicht für die viel zu große Häufigkeit solcher Masscnznsammenkünfte allerhand Konknrrenzgründe gegen benachbarte Verbände, die ähn liche Zwecke verfolgen, maßgebend waren, sonstige Ursache!: mitspieltcn, die alles andere als rein sachlicher Natur sind Kein Wunder daher, daß die Ergebnisse solcher Tagungen oft in einem auffallenden Mißverhältnis zu deren Häufig keil und „Aufmachung" standen und stehen — womit jedocb nun durchaus nicht gesagt werden soll, daß derartig- Tagungen überhaupt überflüssig seien. Im Gegenteil. Aber die Massenhaftigkeit der vorhandenen Organisa tionen jeder Art ergibt eine nicht minder große Massen Hastigkeit zum Teil durchaus überflüssiger Tagungen. Run spricht die wirtschaftliche Not der Gegenwar! ein so deutliches Wort gegen diese meist sehr kostspielige dafür aber oft recht überflüssige Zeiterscheinung, daß ein große Reihe von Spitzenverbänden per Industrie, de Handels und Gewerbes auf Veranlassung der Kommunal verbände sich soeben dahin geeinigt haben, die Fülle der Tagungen sowie deren „Aufmachung" ganz er Heblich einzuschränken. Denn so sehr die Städte aus Wirt schaftlichen Gründen Kongresse und Tagungen in ihren Mauern begrüßen mögen, so haben die bei solchen Gelegen heiten üblich gewordenen Repräsentationsver anstaltungen doch vielfach eine allzu umfangreich: Form angenommen, die neben den finanziellen auch starke personelle, von den Behörden aber kaum vermeidbare An forderungen stellen. Mit Recht hat schon vor einigen Jahren ein deutscher Reichskanzler auch namens seiner Ministerkollegen sich seufzend über die Fülle der auf sü niederprasselnden Einladungen zu solche» Repräsenta tionsvcranstaltungen beklagt, die ihnen, oft unnötig, die für die Arbeit notwendige Zeit verkürzen. Und aus nahe liegenden Gründen hat gerade jetzt die preußische Rc gierung beschlossen, auf den bisher üblichen großen parlo mentarischen Massenempfang zu verzichten und die für diesen Zweck seither ansgcworfenen Gelder diesmal lieber für die Speisung bedürftiger Kinder zu ver wenden. Ein Beschluß, den man nur als Beispiel empfehlen kann! Gewiß werden manche Wirtschaftskreisc unter einer solchen scharfen Einschränkung der Repräsen tationsveranstaltungen leiden, weil sie zum erheblichen Teil von diesen leben —, aber es ist eben ein Luxus, den die Not der Zeit verbietet; und Opfer wird diese „Um stellung auf Armut" leider, aber unvermeidlich kosten. Wir müssen eben die zusammengeschrumpften Mittel des heutigen Deutschlands ängstlich und sorgfältig auf das bc schränken, was zwingende Notwendigkeit ist, und wenn man die Kosten derartigen Großfestefeierns in der Ari verwendet wie Preußens Negierung — und hoffentlich noch so mancher andere — es tut, dann sind diese Gelder auch wirtschaftlich vernünftig verwendet. Die allzuvielen und allzuhäufigen Tagungen stehen ja außerdem einander nur im Licht, mindern dadurch nm die Beachtung in der Öffentlichkeit und die wirkliche, viel leicht auch verdiente Bedeutung. Schließlich liegt ja di- eigentliche Stärke eines Verbandes weniger in der Spitze als in dem örtlichen Zusammenfinden, Zusammen halt und Zusammensein der Mitglieder. Und wenn man dort feiert, dann ist's keine „Repräsentation" in dem lang weilig-überflüssigen, oft geradezu schädlichem Sinne dieses Wortes, sondern es sind wirkliche Lebensäußerungen der Menschen als sozial verbundene Wesen. für Bürgertum/ Beamte/ Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzelle 20 Rpfg., die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40Retchs- psennig, die 3gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Bor- geschriebeneErscheinungs- . . ' , tage und Platzvorschriften .Verden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.1V Ubr. — - — — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermitteltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn derBetragdurch Klage eingezogen werden mutz oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen olle Vermittluugsstellenentgegen. Einigung über Zündwarengesetz. Die Parteien stimmen zu. Zwischen den Regierungsparteien sanden in den letzten Tagen interfraktionelle Besprechungen statt, die zu einer Einigung in der Frage des Zündholzmonopols und der damit verbundenen Schwedenanleihe von 500 Mil lionen Mark für Deutschland geführt haben. Die in der Vorlage vorgesehenen Kleinverkausshöchstpreise werden durch das Kompromiß zu Festpreisen gemacht, die nicht überschritten, aber auch nicht unterboten werden dürfen Abweichung von diesen Bestimmungen wird bestraft. Dir Reichsrcgierung erlässt mit Zustimmung des Reichsratß Durchführungs- und Ausführungsbestimmungen zu den: Gesetz, insbesondere auch Vorschriften zur Sicherung der Qualität und über die Ausstattung der Zttndwaren. Au Widerhandlungen können mit Geldstrafen geahndrl werden. Die Einigung der Parteien kam noch vor den Be ratungen des Haushaltsausschusses zustande, so daß diese sich eigentlich erübrigten. Verschiedenen Kritikern trai Reichsfinanzminister Dr. Moldenha n e r mit den: Hinweis auf die Notwendigkeit der Maßnahmen entgegen Das Monopol werde cingeführt, um der deutschen Zünd Warenindustrie den notwendigen Schutz zu bringen, da sie dem überragenden Einfluß der Schweden sonst erliegen würde. Die deutschen Zündwarenfabrikanten hätten ihn dringend gebeten, das Monopol zu sichern, selbst auf die Gefahr hin, daß die Anleihe nicht zustande komme. Oie monopolfreien Konsumgenoffenschasten. Bei den Abmachungen wurde das monopolfreie Kon tingent der Großeinkaufsgcsellschaftcn der Konsumvereine in der vorgesehenen Höhe bewilligt. Das sind 23 00! Normalkistcn für die Hamburger, 3700 Normalkistcn für die Kölner Organisation. Eine Kürzung für diese Gesellschaften tritt jedoch ein bei den Steiger ungssätzen, welche die Rc gierungsvorlage alljährlich für die Kontingente vor gesehen hatte. Der Steigcrnngssatz vermindert fick- für die Hamburger Organisation von 345 ans 23k Normalkisten, für die Kölner Organisation von 56 aus 37 Normalkistcn. Der fcstznsetzende Preis für ein Pake! Streichhölzer wird wahrscheinlich 30 Pfennig betragen