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Einträgliches Leichengräbergeschäst. Was man an 900 000 Toten verdienen kann. Vor einigen Monaten wurden auf französischen Kriegerfriedhöfen bei der Umbettung von Gefallenen, die in Einzel- oder Massengräbern begraben waren, schwere Verstöße festgestellt. Die Leute, die die Umbettung der Leichen übernommen hatten, gingen ganz brutal zu Werk, indem sie die Leichen plan- und wahllos durch einanderwarfen, so daß z. B. in manchen Särgen mehrere Köpfe vorgefunden wurden, während in anderen Hände und Füße fehlten. Auf diese schöne Weise wurden etwa 900 000 Leichen nmgebettet und die Unternehmer haben durch allerlei Schiebungen an jeder Leiche 50 Frank verdient. Der französische Pensionsminister hat nun in der Fran zösischen Kammer angekündigt, daß er gegen die „Leichen schieber" gerichtliche Klage eingereicht habe, und daß er entschlossen sei, dem Skandal ein Ende zu machen. Wieder ein politischer Mord. Das Messer als Uberzeugungs Mittel. In Dellnau bei Dessau wurde »ach einer Privatmeldnng diu '1jährige nationalsozialistische Arbeiter Walter Naumann von dem Kommnnistcn Gründler nach einer politischen Aus- eim Versetzung durch einen Messerstich in die Lunge getötet. Der Täter wurde verhaftet. Raiffeisen «nd Landdundgenoffenschaff. Kredite der Preußcnkasse. Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtages, der die Prüfung der Raiffeisenkredite abgeschlossen hat, begann mit der Nachprüfung der Kreditgewährung der Preußenkasse in die Genossenschaften des Reichslandbundes. Direktor SiederSleben von der Preußenkasse betonte m seinem Bericht, die Kontrolle der recht zersplitterten Land- bundgenossenschaft sei ziemlich schwierig gewesen. Der Buch wert bestimmter Forderungen sei höher eingesetzt worden als vorher. Damit habe mau die Konkursanmeldung vermeiden wollen. Der Gesamtvcrlust habe 6,64 Millionen Mark betragen. Er sei übernommen worden zu je ein Viertel von der Reichs regierung, von der Prenßenkasse, von der Deutschen Spar- und Kreditanstalt und vom Reichslandbund. Direktor Sieders leben ging sodann aus die Zusammenbrüche einzelner Ge nossenschaften ein. Verluste habe die Landbundbank auch durch sie Finanzierung des Stahlhelms und anderer Organisationen erlitten. Der frühere Präsident Semper der Prcutzenkasse er gänzte diesen Bericht. Er kam zu dem Schluß, daß die Zentral fasse des Reichslandbundes keine Geschäfte gemacht habe, die außerhalb des genossenschaftlichen Ausgabenkreises lagen. Die entstandenen Verluste seien vielmehr daraus zurückzuführen, daß gewisse Kreditübcrspannungen in einer Reihe von unter geordneten Einzclgenossensckastcn stattgefundcn hätten. Die nächsten Zeugen, der frühere Präsident des ReichZ- bandbundes, Gras von Kalckreuth, und Reichstagsabgeordneter Stubbendorf, der Aufsichtsratsvorsitzender der Reichslaud- bund-A.-G. war, führten Hk Verluste Ses Reichslandbundes daraus zurück, daß dieser im Jahre 1924 mit unzureichenden Mitteln versucht habe, die Getreidepreise, die damals schon eine stark abgleüende Tendenz gehabt hätten, zu stützen. So wohl Gras von Kalckreuth als auch Abgeordneter Siubben- dorf stellten es entschieden in Abrede, daß der Reichslandbund, wie Direktor Sicdersleben behauptete, durch Unterstützungen an Organisationen, wie z. B. den Stahlhelm, Verluste gehabt hätte. An solche Organisationen seien niemals Unterstützungen gegeben worden. Zum Beginn der Londoner Klottenkonferenz. MkWMMK MNIftckwb- 292620 289890 5^00 '1M760 0.3.6. 53^200 235 3L0 102750 1,173820 ckspsn M700 329^50 9^200 750550 frsnkreick 197700 17^700 63700 615100 Rssien 113000 1^0000 27620 280620 Bei der jetzigen Besprechung der Seemächte über die Mög lichkeiten einer Abrüstung der Kriegsmarine sind Nord amerika, Japan, Frankreich, Italien und das einladende England Teilnehmer. Seit fünfzehn Jahren ohne Schlaf ist der Buvapejtel -oerycijelungsueaune Paut Kern, der im Kriege 1915 eine Gehirnverletzung erlitt und seitdem leine Stunde geschlafen hat, ohne jemals Schlafbedürfnis zu empfinden. Idealer Zustand! Nur einen Halen hat die Sache: Herr Kern mutzte feststellen, datz sein allnächt licher Aufenthalt im Kaffeehaus aus die Dauer etwas kost spielig wird. Er sucht daher eine Tätigkeit, die ihn auch nachts beschäftigt. Rußland durchbricht die Oardanellensperre. Zwei Kriegsschiffe der russischen Ostseeslotte sind vom Mittelländischen Meer durch die Dardanellen ins Schwarze Meer gefahren — ohne Wissen der internationalen Meer engenkommission, die die Durchfahrt durch die Dardanellen kontrolliert und das Gleichgewicht der Seestreftkräfte im Schwarzen Meer überwacht. Hiermit hat Moskau die Frage der freien Durchfahrt durch die Dardanellen, die das zaristische Rußland ein Jahrhundert lang vergeblich zu erreichen suchte, von neuem ausgerollt. Russische Kriegsschiffe in Sebastopol eingetrossen. Moskau. Die beiden russischen Kriegsschiffe „Parisch- skaja Kommuna" und „Profintern" sind unter Führung des Admirals Galler in Sebastopol eingetroffen und wurden von der Schwarze-Meer-Flotte empfangen. Admiral Galler hielt eine Ansprache über die politische Bedeutung der Fahrt der beiden Panzerkreuzer aus dem Baltischen Meer nach dem Schwarzen Meer durch die Dardanellen. Rätselhafter Nokumentendieöffah- Zwei Poslsäcke im englischen Luftfahrlministermm entwendet. Zwei im englischen Luftfahrtministcrium eingelieferte Post säcke wurde, wie aus London gemeldet wird, sofort nach ihrer Einlieferung von einem Manne entwendet, der darauf mit einem Mitschuldigen in einem Kraftwagen flüchtete. Es wird vermutet, datz die Säcke chiffrierte amtliche Schriftstücke und geheime Berichte über die Flüge eines neuen Apparates ent hielten. Es ist unwahrscheinlich, datz die Diebe es aus Geld abgesehen haben. Papageienkrankheit auch in England. London. Die Papageienkrankheit tritt nunmehr auch in England auf. Aus Upper Cape wird die Erkrankung eines Ehepaares gemeldet, das nach Birmingham ins Krankenhaus übergeführt wurde. Die Krankheit ist, wie man glaubt, durch drei Papageien übertragen worden, die kurz nacheinander in der Wohnung des Ehepaares gestorben sind. Ev hab' ich MW dich MMn Roman von Margarete Elzer. 68. Fortsetzung. (Nachdruck verboten». Es war ein schweres und mühevolles Arbeiten, den Wagen an dieser an sich seichten Stelle an das Sce- ufer zu bringen. Das Wasser ging den mutigsten, die sich hineinwagten, gerade bis an den Kopf. Wenn sich der Wagen nicht so unglücklich doppelt überschlagen hätte, und die Insassen aus die Art unter sich begraben, dann würde der Unfall nicht w entsetzliche Folgen ge habt haben. Gundula hatte ohne Ziererei mit kräftigen Armen geholfen die Stricke zu halten, an denen man den Wagen aus dem See zog. Und ne war auch die erste, die das traurige und erschütternde Bild auf nahm. Berty und Inge lagen ertrunken aus dem seichten Grund des Sees. — — Inge sah eigentlich wunderschön aus mit ihrem blassen, stillen Gesicht. Berty aber hatte ein gewaltiges Loch in der Stirn. Er war offenbar mit dem Kopf gegen einen der Felsen geschlagen, die an dieser Stelle be drohlich spitz aus dem seichten Wasser ragten. Mit ergriffenen Gesichtern zogen die Männer ihre Kappen vom Kopf und machten sich daran, die armen Opfer aus dem See zu heben, ehe er sie gefräßig nach feinen grundlosen Tiefen entführen konnte. Gerade als man die beiden Opfer auf der schmalen Grasnarbe am Ufer niederlegte, kamen der Kainzer and der alte Doktor angelaufen. Der alte Mann riß feine Mütze vom Kopf und stammelte schnaufend: „Da bleibt mir nur mehr eine Pflicht — der Toten schein!" Gundula war nun, da ihre Kräfte nicht mehr ge braucht wurden, in Entsetzen und heißer Not um den Freund, neben den Toten in das Gras gesunken. Mit nntleldigen Fingern trocknete sie das Blut und das rinnende Wasser aus Bertns Gesicht. I 'ge aber sah sie nur mir stillem Schauder an. Sie war so 'chön in ihrem ewigen Schlas, daß Gundula in dieser Stunde vielleicht zum erstenmal ganz begriff, was Laue; so glücklich an der Seite dieser puppenhaften Frau Hane fein lassen. Inniges Mitleid überkam sie mit dem armen Wesen, das sein lustiges Leben so plötzlich und schrecklich hatte verlieren müssen. Gundula fühlte von dem was uni sie vorgnig. eigentlich nichts. Sie sah nicht, datz der Gendarm feines Amtes waltete, und hörte nichts von bei Auskünften der Leute. Merkte auch nicht, daß es immer wiedel Kainzer war, der sich vor sie hinstellte und hinderte daß man ihre Bersunkcnheit durch Fragen störte Er wußte vielleicht mehr als Gundula ahnte, wie es um sie bestellt war, und der einfache Mann fühlte ihr nach, daß der Gedanke an den Freund ihr in dieser Stunde wie eine Zentnerlast au! der gemarterten Seele lie gen mußte. Erst als die Leute sich aus das Geheiß des Gen darmen anschickten, die Leichen auf die schnell gebunde nen Tannentragbahren zu legen, fuhr Gundula aus und starrte erschrocken um sich: „Was ist?" „Heim müssen wir!" Von dem Goldschmied gestützt, richtete sich Gundula auf, und wollte sich gewohnheitsgemäß über das Haar streichen, da sah ihr Helfer, datz ihre Hände bluteten Behutsam und schnell hielt er sie mit Zeinen geschickten Fingern auf, ehe sie ihr tieserblaßtes Gesichr besudeln konnte. Sie im Arm haltend ries er über die Schultern: „He, Doktor, kommen Sie einmal her, hier gibt es Arbeit! Die Neichbergcrin blutet ja!" Schnell kam der Doktor, und die anderen Männer setzten die Bahren noch einmal ab und drängten herzu. Aber wieder wehrte Gundulas Schützer mit freund- lichen Worten ab: „Geht Leute und bringt die armen Hascherl da weg, wir werden hier schon allein fertig." Schutz friedlicher Andersdenkender. Grsezinski über das Umzugsverbot. Im Hauptausschuß des Preußischen Landtags bcckagte Minister Grzesinski, daß die Einschränkung der politischen Freiheit notwendig gewesen sei; aber er könne den Mißbrauch der politischen Freiheit gegen friedliche Andersdenkende nicht länger dulden. Auf die Beanstandung der Beantwortung Klein-: Anfragen eingehend, führte der Minister aus, daß ein Mißbrauch der Kleinen Anfragen des öfteren zu konstatieren sei. Gesetzesmaßnahmen gegen Brotverieuerung in Ungarn. Der in Budapest unter Vorsitz des stellvertretenden Ministerpräsidenten, Wohlfahrtsministers Dr. Vaß, abgehaltene Ministerrat sprach sich gegen die von den Bäckern angekündlgie Erhöhung der Brot- und Gebäckpieise aus uuv ermächttgte den Justiz- und Handelsminister, gegen diese Pre-s- steigerungstendenzen nötigenfalls gesetzliche Maßnahmen an zuwenden. poliMcke kunaiAs« Deutsches Reick Reichsgründungsfciern. Zur Erinnerung an den Tag der Begründung in. Deutschen Reiches am 18. Januar 1871 fand in der Aula der Berliner Universität eine Feier statt, an der zahl reiche Behördenvertreter teilnahmen. Unter ihnen befand sich auch neben anderen hohen Reichs- und Staatsbeamten der Oberkommandeur der Reichswehr, Generaloberst von Heye. Professor Dr. Spranger hielt die Fest rede über „Wohlfahrtsethik und Opferethik in den Welt entscheidungeu der Gegenwart". Bei seinem Gedenken der Reichsgründung kam er auch auf den verstorbenen Reichsaußenminister Dr. Stresemann zurück, der für die Wiederaufrichtung der Weltgeltung des jetzigen Deutschlands viel geleistet habe. Zum Schluß rühmte der Redner den jetzigen ReichspräsidentenvonHin- denburg und widmete den Opfern des Weltkrieges herzliche Worte. In der Singakademie beging die All gemeine Studentenschaft den Reichsgründungstag. Die Ansprache hielt Generalsuperintendent v. Dibelius. Vor dem Demokratischen Studentenbund an der Leip zig e r Universität sprach Professor Hellpach über den Weg „Vom kleindeutschen Kaiserreich zum großdeutscheu Volksreich". Allerorten politische Zusammenstöße. Der Bureauvorsteher Bruno Bach, Natianalsozialist. wurde vor seiner Wohnung in Berlin von politischen Gegnern überfallen und derart verletzt, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Bei kommunistischen Demonstrationsversuchen wurden mehrere Personen ver haftet. In Charlottenburg wurde ein Stahlhelm mann überfallen und erheblich verletzt. Anläßlich komm« nistischer Kundgebungen wurden in Karlsruhe politische Gegner und harmlose Passanten mißhandelt. Ein Schwerverletzter fand Aufnahme im Krankenhaus. Zwanzig Nationalsozialisten überfielen zwei Arbeiter und mißhandelten sie. Österreich. Begründung von Bauernwehren. Die Pressestelle der österreichischen Bauernwehren teil mit, daß der Ausschuß der Gründungsversammlung der österreichischen Bauernwehren an den Land bund und an den R e i ch s b a u e r n b u n d ein Schreiben gerichtet hat, in dem mitgeteilt wird, daß die österreichischen Bauernwehren sich, einem dringenden Gebot der Zeit fol gend, konstituiert und ihre Arbeit ausgenommen haben. Es wird an die beiden Körperschaften die Bitte gerichtet, ibren Mitgliedern den Beitritt zu empfehlen oder dock' Sprechapparate Platten,Nadeln,Reparaturen Teilzahlung gestattet! Weed Mre, ms. MWM, «MT MeOM W Wü, Folgsam gingen sie und der Doktor sah sich Gun dulas Handd an. Sie waren für die harte Notarbeit doch zu weich gewesen. Die starken Stricke hatten sie zerrissen. Nun wo sich der Arzt behutsam mit den Verletzungen beschäftigte, merkte Gundula erst, daß sie unerträgliche Schmerzen hatte. Schnell war der Doktor > mit seiner Arbeit fertig, und als die armen Hände fest verbunden waren, da ließen anch die wühlendsten Schmerzen etwas nach. Zwischen dem Arzt und dem Goldschmied ging sie nnn auch zum Talwirt zurück, und mit jedem Schritt siel es ihr schwerer auf das Herz, daß sie nun die entsetzliche Pslicht haben würde, dem Menschen, den sie am meisten liebte aus der Welt, den jammervollen Kummer übermitteln zu müssen. Wie würde Xaver die Nachricht ertragen?" Gundula schickte ein heißes Flehen zum andern hinauf in den dämmernden Himmel, daß Gott ihr Kraft nnd die rechten Worte geben möchte, mit denen sie Xaver Hellen konnte. Und dann tanzten ihre Gedanken fast wie im Fie bertraum um Xaver und um den toten Vertu! Der Aermste! Mit Inge zu leben, war ihm versagt ge blieben. Im Tod war sie dann sein! Und sie erinnerte sich, daß Bert» immer eine Abneigung gegen den Achensee ausgesprochen hatte, wenn sie bei ihren flüch tigen Begegnungen einmal aus die Umgebung zu svrc- chen gekommen waren. Berty Hoff hatte diese Ab neigung durchaus nicht tragisch genommen und den See immer nur in seiner leicht schnoddrigen Art einen „unangenehmen Herrn" genannt. Um das als eine Ahnung zu bezeichnen, war Berty Hoff zeit seines Lebens eigentlich zu rustikal gewesen Einen Trost hatte Gundula wenigstens bereits, die beiden waren lachend vom Tod überraftht worden, mitten aus dem Leben heraus, ohne Todesangst, ohne Leiden und ohne Verfall. (Fortsetzung folgt.)