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Wilsdruffer Tageblatt : 07.01.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193001070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300107
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-01
- Tag 1930-01-07
-
Monat
1930-01
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 07.01.1930
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Zum Verhandlunosergebnis des Montao Haag, 6. Januar. Der Montag ist fast ununterbrochen mit Beratungen der fünf großen Gläubigermächte mit der deutschen Regierung ausgefüllt gewesen. Man steht jetzt mitten in den Schwierigkeiten. Die Aufstellung der Liste der noch offenen Re parationspolitischen Streitfragen hat eine Reihe äußerst schwie riger Fragen ergeben, von denen am Montag fast ausschließlich die Frage des Zahlungstermins der deutschen Monatszahlungen nach dem Poungplan behandelt worden ist, ohne daß eine Einigung zustande kam. Man sah sich daher gezwungen, die Sachverständigen der Pariser Konferenz anzuhören. Deutscherseits hat man sich an Dr. Schacht und Ge heimrat Kastl gewandt. Die Sanktionssrage ist nach den längeren Besprechungen des Sonntags heute nicht mehr behandelt worden, da man das Eintressen des in Aussicht gestellten französischen No tenentwurfes zur endgültigen Regelung der Sanktionsfrage er wartet. Noch immer besteht wenig Klarheit darüber, welche Vor schläge von der Gegenseite vorgelegt werden. Auf englischer Seite liegt offensichtlich die Tendenz vor, militärische Sanktionen nicht mitzumachen, dagegen das Schwergewicht aus politische und wirt schaftliche Sanktionen zu verlegen. Die Alliierten haben am Mon tag über diese Frage unter sich verhandelt, um einen übereinstim menden Text für den Notenentwurs herzustellen, der im Verlaufe des Dienstag überreicht werden soll- Von alliierter Seite wurde ausdrücklich festgestellt, daß der englische Schatzkanzler Snowden zwar militärische Sanftionen ab lehne, jedoch die Forderung aus eine Einführung wirtschaftlicher und politischer Sanktionen in den Poungplan aufrecht erhalte, wo bei der französische Standpunkt durch England unterstützt werde. Parallel mit der deutschen Reparationssrage sind unabhängig von diesem Verlauf des heutigen Montag eingehend die Ostrepa rationsfragen behandelt worden. Die österreichische Repara tionsfrage dürste in der Weise entschieden werden, daß Oester reich jedenfalls keine Reparationszahlungen zu leisten hat. Unge klärt ist noch, ob Oesterreich sich zu Leistungen anderer Forderun gen gegenüber Rumänien und der Tschechoslowakei bereit finden wird. In der ungarischen Reparationsfrage ist noch kein Fortschritt erzielt worden- Die ungarische Regierung hält mit großer Energie ihren Standpunkt ausrecht und lehnt es energisch ab, aus die im Trianonverlrag Ungarn zugesicherte Schiedsgerichtsbarkeit zu ver zichten. In privaten Verhandlungen zwischen Ungarn auf der einen und der Tschechoslowakei und Iugoslavien auf der andern Seite sollen gewisse Ergebnisse erzielt worden sein. Wodurch Ru mänien in eine isolierte Lage zu gelangen scheint. Rumänien ist noch immer der stärkste Gegner Ungarns. In der bulgarischen Re parationssrage sind gleichfalls heute eingehendeVerhandlungen ge führt worden. Auch hier liegen noch keine Ergebnisse vor, doch bereitet die bulgarische Reparationsfrage die geringsten Schwie rigkeiten.. Die Haager Konferenz wird aller Voraussicht nach — falls keine Ueberraschungen eintreten — in dem gegenwärtigen Tempo bis Ende der Woche weiterarbeiten. Mit großer Spannung sieht man dann dem Zusammentritt des Baden-Badener Ausschusses, für die BIZ. entgegen, an dem bekanntlich auch Amerika teilneh men wird und zu dem Dr. Schacht aus Berlin eintrisft. Ob der Stand der Verhandlungen dann Dr. Curtius und Briand — wie zurzeit vermutet wird — gestatten wird, der Genfer Ratssitzung beizuwohnen, ist eine offene Frage. Die Stimmung ist, wie bekannt und üblich, auf französischer Seite außerordentlich optimistisch. Die französische Presse bietet die bekannte Hilssstellung. Aus deutscher Seite ist man sich der außerordentlichen Schwierigkeiten bewußt, die zum großen Teil auf die Beschlüsse der ersten Haager Konferenz zurückgehen. In den Hauptfragen befindet sich die deutsche Regierung infolge der bereits vorliegenden Abmachungen in einer Zwangslage, die ihre Bewegungsfreiheit wesentlich einschränkt. Die Hauptbelastungs probe der Konferenz wird ohne Zweifel die Regelung der Sank- tionsfrage bilden. Ob überhaupt auf dieser Konferenz über die Saarsrage verhandelt werden wird, ist zurzeit noch unklar. An haltspunkte liegen hierfür noch nicht vor, da scheinbar auf keiner Seite die Neigung besteht, die Saarfrage, deren grundsätzliche Klärung zwischen den Außenministern dringlich erforderlich wäre, in Angriff zu nehmen. Doch Aufrechterhaltung der Sanktious- besttmmungen de» Versailler Vertrages? Haag, 7. Januar. Ueber den Inhalt der Note, die die fran zösische Abordnung an die deutsche Abordnung im Haag in der Sanktionsfrage übermittelte, liegen bisher keine näheren Angaben vor, da die Note von den beteiligten Seiten streng geheim ge halten wird. In Konferenzkreisen sind jedoch gerüchtweise zwei Darstel lungen im Umlauf. Nach der einen soll in der Note, die aus schließlich von der französischen Abordnung ausgeht, erklärt wer den, in den Sanktionsbestimmungen des Versailler Vertrages könne nichts geändert werden, es werde aber die Hoffnung aus gesprochen, daß diese Bestimmungen nicht zur Anwendung gelan gen würden. Nach der anderen Darstellung soll die sranzösische Note den Vorschlag machen, in das Schlußprotokoll der Haager Abmachungen eine Bestimmung über die Aufrechterhaltung der Sanftionsbestimmungen des Versailler Vertrages aufzunehmen. Die Note der französischen Regierung wird die Grundlage der für Mitte der Woche erwarteten offiziellen Besprechungen über die Sanktionsfrage bilden. Danziger Reparationen im Haag. Danzig. Die im Haag im Zug befindlichen Bemühungen zur Gesamibcreimguug aller noch unerledigte» Rcparatious- fragen der verschiedenen Schuldncrmächtc haben Danzig Veranlassung gegeben, sich mit einer Delegation cinzusinden. Diese Delegation nimmt zwar an den offiziellen Verhandlun gen nicht teil, da Danzig diplomatisch durch Polen vertreten ist ist aber im Einvernehmen mit Polen bemüht, bei dem allgemeinen Schuldenbereinigen auch für die Danziger Ne- paralions- und Gründungsschulden Regelung zu erreichen. Es bandelt sich dabei uni mehr als l6ll Millionen Marl. Die Bemühungen Danzigs scheinen von Polen unterstützt zu werden. * Oas -euisch-französifche Liquidationsabkommen. Praktisch kommen nur 20 Millionen zur Freigabe. Das zwischen dem französischen Außenminister Briand und dem deutschen Botschafter in Paris, von Hoesch, unterzeichnete Abkommen, das die Frage des in Frankreich seit dem Kriege beschlagnahmten, aber bisher nicht liquidierten deutschen Eigentums in Übereinstim mung mit den von den Sachverständigen in Abschnitt 9 des Boung-Plancs vorgezeichneten Richtlinien regelt, enthält noch folgende bemerkenswerte Einzelheiten: Insbesondere in Marokko erfolgt die Rückgabe des noch nicht liquidierten deutschen Besitzes keineswegs be- c dingungslos, sondern ist an die Auflage geknüpft, daß ! bas freigegebene Eigentum von seinen ehemaligen Be- gyern mneryalv einer Frist von sechs Monaten und mit Zustimmung der marokkanischen Regierung an dritte Per sonen abzutreten ist. Es sind darüber hinaus in dem Abkommen selbst Vorkeh rungen getroffen, um eine Verschleuderung des deut schen Eigentums zu verhindern und den Berechtigten eine dem tatsächlichen Werte des zu veräußernden Besitzes ent sprechende Entschädigung zu sichern. Auch für das übrige Frank reich, insbesondere für Elsaß-Lothringen, ist die Regelung im allgemeinen in der Weise erfolgt, daß das freiwerdende deutsche Eigentum nicht zurückgegeben, sondern daß eine Entschädigung bezahlt wird. Da die französische Regierung schon unmittelbar nach dem Kriege alles beschlagnahmte deutsche Eigentum, soweit es sich irgendwie zu Geld machen ließ, liquidiert hat, handelt es sich nur noch um recht bescheidene Summen, deren Ge samtbetrag 100 Millionen Frank (etwa 20 Millionen Mark) nicht übersteigen dürfte. Deutsche Industrie und Reparationen. Bericht des Treuhänders für die deutschen Jndustrieobligationcn. Der Bericht des Treuhänders für die deutschen Jndustrie- obligationen, Nogara, ist nunmehr der Öffentlichkeit über geben worden. Er erwähnt in den einleitenden Bemerkungen, daß die Sachverständigen empfohlen haben, die Belastung, die der deutschen Industrie auferlegt worden ist, in Weg fall kommen zu lasten. Demgemäß soll die Belastung, die zum Zwecke der Reparationszahlungen auf der Industrie liegt, mit dem Inkrafttreten des neuen Planes verschwinden. Im übrigen enchält der Bericht eine Darstellung der Opera tionen vom 1. September 1928 bis zum 31. August 1929, die sich aus die Belastung der Industrie beziehen, und die übliche Information über die wichtigsten Industrie ll n t e r n c h m u n g e n uud über die industrielle Produktion im allgemeinen. In dem Schlußwort heißt es: Der vorher gegangene Bericht für 1927 uno 1929 hätte daraus hingcwiesen, daß die industrielle Produktion trotz gewisser Depressions merkmale einen hohen Stand erreicht habe. Der gegenwärtige Bericht für den Zeitraum 1928/29 weise darauf hiu, daß die Lebensfähigkeit gewisser Produktionszweige (insbesondere die Grundstoffindustrien» imstande gewesen sei. die seit August 1928 hervorgetretenen Schwächeelemente zu überwinden. Die Förderungsindustrien (Steinkohle, Braun kohle und Kali) hätten ihren vorhergegangenen Produktions stand aufrechterhalten und dieEisen-undStahl iudustrie habe die Untätigkeit, die durch die Arbeitsstillegung im No vember 1928 und durch den außerordentlich strengen Winter verursacht worden wäre, durch intensivere Produktion seit April 1929 erfolgreich bekämpft. Nur die weiterver arbeitenden Industrien, unter ihnen die Textil indu strie, haben eine ungünstige Periode durchgcmacht mit dem Ergebnis, daß der allgemeine Index, als Ganzes ge nommen, ein Herabsinken in den Zweigen der in Betracht kommenden Produktion zeigt. Diese Lage berührt indessen nicht die Gesamtlaqc der deutschen Industrie. Ihre Merkmale sind lediglich die einer Periode der Beschwerlichkeit, die durch gewisse Faktoren, zugleich wirtschaftlicher und allgemeiner Art, verursacht ist, aber wahrscheinlich nur vorübergehenden Cha rakter trügt. Wmttembergische Demokraten und Volk-partei. Für eine große liberale Partei. Stuf dem Parteitag der Deutsch-Demokratischen Partei Württembergs trat der Hauptredner, Volkswirt Dr. Stolper, mit Entschiedenheit für die Bildung einer Führerschichi im politischen Leben ein. Das Fehlen einer solchen Führer schicht sei vor allein zurückzusühren aus das jetzige Wahl recht. In der geschlossenen Versammlung der Parteidelegier- tcn befürwortete der Reichstagsabgcordnete Dr. Wteland- ittm die Schaffung einer Partei der Mitte, die für das liberale Bürgertum uotwendig sei, schon deshalb, damit ein Gegengewicht gegenüber dem Zentrum und der Sozialdemo kratie vorhanden sei. Von dem Vorsitzenden der Deutsch-Demo kratischen Partei Württembergs, Abg. Geheimrat Dr Bruck mann-Heilborn, wurde ausgeführt, daß cs sich in Württem berg unter den jetzigen Verhältnissen nicht etwa um eine Verschmelzung der Deutsch Demokratischen Partei mir der Deutschen Volkspattei sondern nur darum handeln könne, einen Weg zu gemeinsamer Arbeit bei den großen politischen Fragen zu finden, in denen beide Parteien die gleiche Auf fassung vertreten. Explosion im Großkraftwerk Klingenberg. Der Süden Groß-Berlins im Dunkel. Im Großkraftwerk Klingenberg geriet in der Eigen- bedarssanlagc ein Llschalter in Brand und explodierte mit gewaltiger Detonation. Der Himmel war weithin rot gefärbt und große Rauchschwaden hüllten die Werk anlagen vollständig ein. Noch vor dem Eintreffen dreier Feuerwehrzüge und des Feuerlöschbootes konnte der Brand durch die Werk angehörigen gelöscht werden. Aus Lichtenberg, Neukölln, Tempelhof und anderen Vororten wurden Licht- störungen gemeldet. Die südlichen Stadtteile von Groß-Berlin lagen gänzlich im Dunkel. Meine Nachrichten Der Vorstand einer Lütticher Bank unter Anklage. Brüssel. In Sachen Zahlungseinstellung der Banque Chaudoir in Lüttich hat das Gericht gegen den Präsidenten Chaudoir und den Generaldirektor Salme Anklage wegen Unterschlagungen erhoben. Damit nimmt die Angelegen heit eine Wendung, die auch eine politische Rückwirkung haben wird. Bekanntlich hatte der Kolonialminister Tschossen seinen Rücktritt genommen, da er dem Verwaltungsrat oer Bank angehörte. Eine gewisse Brüsseler Presse Hal daraufhin unerhörte Angriffe gegen ihn unternommen. Der Minister hat gegen die „National Belge" Anklage wegen Verleumdung erhoben. Außerdem vollzog sich der Rücktritt des Ministers unter einem gewissen Zwang seines Feindes Zaspar. Flugzeugunglück an der südaustralifchen Küste. Melbourne. Bei dem Absturz eines Flugbootes, das mit der Spitze voran in die Port-Philipp-Bucht fiel, büßten der Kapitän Grosvenor und zwei Insassen des Flugzeuges ihr Leben ein. Grosvenor mar Adjutant des Gouverneurs von Südaustralicn. Wohin mit den deutschen Rußlandslüchtlingen? Berlin. Von verschiedenen Seiten ist die Frage der An siedlung der deutschen Rußlandkolonisten in den minder- bevölkerten deutschen Ostgebieten aufgeworfen worden. Zn den nächsten Tagen sinder eine Besprechung des Reichs kommissars der Deutschrussenhilse, Stücklen, mit dem Ober präsidenten von Ostpreußen, Dr. Siehr, statt, um die Möglich keit einer solchen Ansiedlung in den Grenzgebieten zu er örtern. Bekanntlich sollen ferner in nächster Zeit 137 Kolo nisten nach Kanada und etwa 300 nach Brasilien abgehen, um dort cmgesicdelt zu werden. Zu diesem Zwecke weilt augen blicklich der brasilianische Einwanderungskommissar im Lager Möln. Weiter sind verschiedene Siedlungsgesellschaften an den Retchskommissar berangetreten, um z. B. die Kolonisten in Südafrika anzustedeln. Die Gesellschaften möchten aber, saß das Reich sämtliche Unkosten der Überfahrt und Ansiedlung auf sich nehme, ein Ansinnen, das das Reich schwerlich wir» erfüllen können. Trotzdem wird von reichsdeutscher Seite alles getan, um die Kolonisten so schnell wie möglich unterzubringe«, weil diese die erzwungene Untätigkeit in den Lägern selbst auf die Dauer als drückend empfinden müßen. Das Marineehrenmal in Laboe abgenommen. Kiel. Der Bauausschuß des Bundes deutscher Marine- Vereine tagte in Laboe bei Kiel unter Vorsitz des Admirals Rösing-Bremen. Der Turm des Ehrenmals wurde abge- nommcn. Es wurde beschlossen, die erforderlichen Erdarbeite« weitcrzuführen. Das Profil der Böschung an der Wasserkante wurde dem Vorschlag des bauleitenden Architekten entsprechend festgelegt. Hur unserer keimst Wilsdruff, am 7. Januar 1930. Merkblatt für den 8. Januar 1930. Sonnenaufgang 8"*« Mondausgang 0" Sonnenuntergang 16"> Monduntergang 11" 1830: Der Musiker Hans von Bülow geboren. Frühling im Winter. Es ist eine ungewöhnliche Zeit, und man weiß nicht, was noch Werden mag. Der Kalender steht aus Winter, aber in der Natur draußen herrscht, herrschte wenigstens m den Tagen seit Neujahr eine frühlingsmäßige, beinahe übcrfrühlings- mäßige Wärme. Natürlich kann sich das alles von heule aui morgeu ändern und es wird sich ja wohl auch ändern, denn schließlich wird der Winter nicht mit sich spaßen lassen, und die Zeit ist reif für Eis und Schnee. Aber am Dreikönigstag noch herrschte im größten Teile Deutschlands richtiger Lenz, und im Harz begannen gar die Bäume und Sträucher Knospen zu tragen und die Waldblumen einen durchaus nicht schüch ternen Versuch mit neuer Blüte zu machen — man denke, im Harz, wo nebenan der als besonders unwirtlich verschriene Brocken steht! In den Nächten zwar ist es hier und dort empfindlich kalt, wie sich das für den Januar schickt, aber bei Tag? werden Wärmetemperaturen gemessen, die zu nennen inan sich schämt, weil man fürchtet, daß man für einen Auf schneider gehalten werden könnte. Dabei ist man doch nur ein gewissenhafter Chronist, wenn man vermeldet, daß Plus- lcmpcraturen bis zu 15 Grad durchaus nichts überraschendes sind. In den Höhenlagen der Alpen aber kletterte in der Sonne die Quecksilbersäule des Thermometers bis zu 30 Grad hinaus. Höher qeht's nimmer — im Winter mindestens. Alles, was für den Wintersport und durch den Wintersport lebt, ist natürlich verzweiselt, denn man muß sich die Skier, die Schlitt schuhe und den Rodelschlitten einstweilen aus dem Kopfe schlagen, und ein steifer Grog, der nicht getrunken werden kann, Hal seinen Beruf verfehlt. Wer aber kein Geld für Kohlen beisammen hat, für den ist das unbedingt der richtige und einzig mögliche Winter. So hat alles in diefer Welt zwei Seiten, und was dem einen sin Uhl ist, ist dem andern sin Nachtigall! * Das Hohneujahr. In aller Stille wurde gestern ein früherer hoher Feiertag in der Kirche gefeiert, das Fest der heiligen drei Könige oder das Erscheinungsfest, Epiphanias. Ursprünglich war dieses Fest der Gedenktag an die Taufe Christi. Später bracht man diesen Tag mit der Ankunft der Weisen aus dem Morgen lande in Verbindung, die gekommen waren, das Christuskindlein anzubelen, und es mit Gold, Weihrauch und Myrrhen zu beschen ken. Daher nannte man den Erscheinungstag der drei Wesse« die man nachher für Könige hielt, das „Fest der heiligen dr? Könige". Jahrhunderte hindurch wurde dieses Fest in allen christ lichen Kirchen gefeiert. Ls wurde vor allem in den Dienst der äußeren Mission gestellt. Den Charakter eines Missionsfestes Hot sich der Erscheinungstag bis zur Gegenwart auch in der evange lisch-lutherischen Kirche bewahrt. Wenn auch das Fest der heiß' gen drei Könige seit einer Reihe von Jahren nicht mehr offizieller Feiertag ist, so halten doch die Kirchgemeinden daran fest. Wir sind zugleich am Schlüsse einer Periode der Festtage angelangl, die ,„zwölf Nächte" sind vorbei, der Alltag wird uns jetzt wieder völlig umfangen. Das letzte Viertel des Schuljahres 1929/30 zieht heraus Heute wanderten unsere Kinder wieder zur Schule, bepackt mit dem Ränzlein und viel schönen Erinnerungen vom lieben Christ' fest her. Die Weihnachtsferien sind mit die lieblichsten im ganze« Jahre, werden sie doch verklärt von dem schönsten aller Feste. M« dem goldenen Sonntag begann diesmal schon diese liederfrohe selige Zeit. Der Lhristbaum hat ihr geleuchtet Hs fast zu Ende Es ist eigenartig, daß die Christbäume in diesem Jahre allgemein eher ihr Laufbahn erfüllt hatten, da sie zu einem großen Teil»' vorzeitig nadelten, wohl auch eine Folge der Witterung. Da' zwischen kam der Neujahrsmorgen, wo die Kinder das Aufstehe« früh so eilig hatten, um schnell wieder zu erscheinen mit gtt sprochenen und geschriebenen Wünschen für 1930, Das ist ei« guter Brauch, und viel Eltern danken neben ihren Kindern ii« stillen auch den Lehrern für so freundliche Aufmerksamkeiten. Aber etwas anderes hat auch das neue Jahr nicht gebracht: den er sehnten Schnee! Doch ists noch nicht aller Tage Abend, den« ein altes sächsisches Bauernsprüchlein sagt nicht mit Unrecht' „Wenn die Tage fangen an zu langen, kommt der Winter gangen . . Militärverein. Die erste Monatsversammlung im neue« Jahre eröffnete am Sonnabend nach ^9 Uhr Ehrenvorstehel Oberlehrer Hientzsch mit herzlichen Glückwünschen für dar Jahr 1930. Einem Rückblicke auf das vergangene Jahr ließ e> Ausblicke bekannter Männer in die Zukunft folgen. Franz Ada« Beyerlein schloß sie ab mit den Worten: Jeder soll an seine« Otte ohne Streit und viele Worte rüstig an die Arbeit geh« dann wirds gut um Deutschland stehn! Einen warmen Nachrol widmete dann der Lhrenvorsteher dem am 24. Dezember zur gr« ßen Armee abgerufenen Kamerad Nebenzolleinnehmer a. D. M dig, der seit 1960 Mitglied des Vereins war. Die Kameraden hatten sich zu Ehren des Verstorbenen von den Plätzen erhöbe« Die Mstgliederbewegung hat im letzten Jahre den Kurs nach untA fortgesetzt: ausgenommen wurden 3 Kameraden, verstorben sid 10, ausgetreten 11, ausgeschlossen wurden 8. Auch der Ve« sammlungsbesuch ließ allgemein zu wünschen übrig. Unter Mil teilungen kam ein Glückwunschschreiben des Bezirks zum Jahre«' wechsel zur Verlesung. Der vorgesehene Vortrag des Oberde« offiziers Heyden-Weinböhla über die „Schlacht am Skagerags soll am 2. Februar abends >68 Uhr im „Adler" stattfinden, d« Jahreshauptversammlung am 9. Februar nachm. >64 Uhr. Wege« des Kränzchens soll die nächste Versammlung beschließen. M^ möchte es am liebsten als einen Theaterabend begehen und b« auftragt den Kameraden Rose mit den nötigen Vorarbeite« Die Unebenheiten in der Zeitungsfrage hofft man nunmehr restl« behöben zu haben. Der Ehrenvvrsteher machte nochmals auf di' Schlachtenspangen aufmerksam und präzisierte die scharfe Sm lungnahme des Bundes gegen das Warenhaus des Kriegewe« bandes Berlin. Schließlich machte er noch auf das Amtsjubilä«^ des Superintendenten Ucker aufmerksam, dem man als Sohn dej langjährigen Ehrenmitgliedes Pastor G. Ficker, einen Glückwuns»
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