Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 14.01.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193001149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300114
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-01
- Tag 1930-01-14
-
Monat
1930-01
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 14.01.1930
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Schachts Bedtngungen Sie sollen nicht berücksichtigt werden Haag, 13. Januar. Ueber den Inhalt des Schreibens des Reichsbankpräsidenten vom 30. Dezember werden nun folgende Einzelheiten mitgeteilt: Dr. Schacht habe erklärt, daß er die Zeich nung der für die Reichsbank vorgesehenen Beteiligung an der BIZ. im Betrage von 100 Mill. Mark nicht vornehmen könne, sofern nach der Annahme und der Inkraftsetzung des Houngplanes nicht folgende politischen und finanziellen Bedingungen erfüllt werden: 1. Verzicht Englands auf die Liquidierung des deutschen Eigentums. 2. Verzicht Frankreichs auf alle militärischen und politischen Sanktionen. 3. Rückkehr zum Poungplan in der ursprünglich auf der Pa riser Sachverständigenkonserenz ausgearbeiteten Fassung. Es besteht keine volle Klarheit darüber, wer über dieses Schreiben noch vor seiner heutigen offiziellen Bekanntgabe unter richtet war. Es verlautet, daß der Reparativnsagent und eine Reihe anderer maßgebender Persönlichkeiten den Inhalt des Schreibens kannten. In der Montagabendsitzung der sechs Groß mächte ist auch dieser Zwischenfall zur Erörterung gekommen. Es wurde übereinstimmend beschloßen, daß dem Eingreifen des Reichsbankpräsidenten keine Folge geleistet werden soll und daß die Verhandlungen fortgeführt werden. Es wurde betont, daß ein Eingreifen des Reichsbankpräsidenten in die Fragen, in denen be reits eine praktische Uebereinstimmung erzielt worden sei, nicht ge duldet werden könne. Dieser Standpunkt ist insbesondere von dem französischen Ministerpräsidenten Tardieu und dem englischen Schatzkanzler Snowden vertreten worden. Tardieu hat betont, daß die Frage einer Beteiligung einer deutschen Bank an der BIZ. ausgeschoben werden könnte, bis eine endgültige Stellung nahme der deutschen Regierung vvrliege. Der Eindruck des Schachtbriefes in Neuyok Neuyork, 14. Januar. Schachts Brief, der hier als ein Ultimatum gewertet wird, hat in Wallstreetkreisen größtes Auf sehen erregt. Obwohl Curtius Erklärung beruhigend wirkte, wer den doch ernsthafte Schwierigkeiten vorausgesehen. Ratstagung in Genf. Gedenkrede für Dr. Stresemann. Mit einer vertraulichen Sitzung begann am Montag die 58. Ratstagung des Völkerbundes in Genf. In der vertraulichen Sitzung standen Verwaltungs- und Haus haltsangelegenheiten zur Erörterung. Eine halbe Stunde später wurde die öffentliche Sitzung eröffnet. Als dies maliger Präsident fungiert der polnische Außenminister Zaleski. Als Ratsmitglieder waren anwesend für Frankreich Briand, für England Henderson, für Deutschland Staatssekretär von Schubert in Vertre tung des Reichsaußenministers Dr. Curtius, für Italien Außenminister Grandi sowie die Vertreter der anderen Staaten. Der Vorsitzende Zaleski nahm alsbald das Wort zu einer Gedenkrede für den verstorbenen deutschen Außenminister Dr. Stresemann. Zaleski bezeichnete Stresemann als großen deutschen Patrioten, der unermüdlich das Wohl seines Landes in seiner langen politischen Karriere verfolgt habe. Er habe eingesehen, daß das Wohl des Vaterlandes am stärksten begründet werden könne in der Solidarität der Gesamtheit der Völker. Stresemanns Name werde in der Geschichte verbunden bleiben mit allen bedeutsamen politischen Ereignissen der letzten Jahre. Sein Tod sei ein großer Verlust gewesen sowohl für Deutschland wie für den Völkerbund. Er, Zaleski, stimme als Vertreter Polens, trotz der Verschiedenheit der deutschen und polni schen Auffassung in manchen Fragen, überein mit dem vor handen gewesenen Gefühl Stresemanns für die Not wendigkeit guter Beziehungen zwischen Polen und Deutschland zur Sicherung des europäischen Friedens. Der deutsche Staatssekretär von Schubert dankte im Ramen des Deutschen Reiches für die ehrenden Worte zum Angedenken Stresemanns. Stresemann habe erkannt, daß Deutschlands schwere Wiederaufbauarbeit nur dann Erfolg haben könne, wenn die durch den Krieg zwischen den Völkern aufgerissene Kluft durch eine Politik der Ver ständigung und des gerechten Ausgleichs überbrückt werde. Diese Überbrückung sei Aufgabe des Völkerbundes, und weil Stresemann dies erkannt habe, sei Deutschland in den Völkerbund eingetreten, dessen Arbeiten mit denselben Absichten weitergeführt werden müßten. Die weiteren Arbeiten. In der nach der Kundgebung für Dr. Stresemann fortgesetzten ersten öffentlichen Sitzung des Völkerbund rates standen vier Berichte des italienischen Außen ministers Grandi, der zum erstenmal in Genf anwesend ist, auf der Tagesordnung. Ohne besondere Debatte wunden davon genehmigt die Vorschläge eines Sachver ständigenausschusses für die Teilung des Knappschafts vermögens .in Oberschlesien, der Tätigkeitsbericht des Weltlehrfilminstituts in Rom und die Empfehlungen für vergünstigte Zollbehandlung des Lehrfilms zwischen den Staaten. Der englische Außenminister Henderson unterstrich das Interesse der englischen Regierung für internationale Regelung dieser Frage. Dem englischen Parlament werde in kurzer Zeit die Gesetzesvorlage zur Ratifizierung der Fakultativ- kluusel über die obligatorische Schiedsgerichtsbarkeit des Ständigen Internationalen Gerichtshofes im Haag zu- aehen. Meine Nachrichten s- — ——„ Giftige Getränte. Hirschberg. Die Untersuchung in der Angelegenheit des unter dem Verdacht des mehrfachen Giftmordes verhafteten Erich Dorn aus Erdmannsdorj i. R. hat Zweifel darüber aufkommen lassen, ob tatsächlich ein Mordversuch vor- liegt. eine Prüfung des Kachelofens m der Wohnung des Verhafteten ergab, daß eine Kohlcnoxybgasvergrftung "nicht völlig ausgeschlossen ist. Dorn steht unter dem Verdacht, seinen vierjährigen Sohn Siegfried und dessen Kusme Anna Schwerdiner durch vergiftete Vit Ich getötet und ebenso einen Giftmordversuch an seiner 62jährigen Schwiegermutter unternommen zu haben. Inzwischen ist noch festgestellt wor den, daß am Sonnabend die alte Frau Schwerdtner einem anderen Schwiegersohn, der zu Besuch erschienen war, einen Grog bereitet hat, nach dessen Genuß de; Gast besin- nungslos zu Boden sank. Später erholte er sich aller dings so weit, daß er nach Hause zurückkehren konnte. Frau Schwerdtner hat selbst von dem Getränk genossen. Die Ermitt lungen werden fortgeführt. Fünf Personen durch Gasexplosion verletzt. Wanne-Eickel. In der Gasverarbeitungs G. m. b. H. in Wanne-Holsterhausen explodierte eine unter hohem Druck stehende Gasleitung. Das ausströmende Gas entzündete sich. Fünf Personen wurden verletzt, zwei davon so schwer, daß an ihren, Aufkommen gezweifelt wird Die Explosion erfolgte unter erdbebenartigen Erschütterungen. Haushohe Stich flammen schossen empor. Es entstand ein Brand, der indessen nach kurzer Zeit gelöscht werden konnte. Ein Geistesgestörter tm Völkerbundgebäude verhaftet. Gens. Kurz vor Beginn der Montagratssitzung wurde am Eingang des Völkerbundsekretariats ein junger Schweizer ver haftet, der ohne Legitimationspaviere sich Eintritt in das Völkerbundgebäude verschaffen wollte. Er trug einen Revolver und 100 leere Patronenhülsen bei sich und gab bei der Ver nehmung an, er wollte in der Ratssitzung blinde Schüsse abgeben, um die Aufmerksamkeit des Rates auf das Studium der Krebskrankheit zu lenken, weil sein Vater schwer darunter leide. Man nimmt an, daß der junge Mann geistesgestört ist. Papageienkrankheit in Waldenburg. Waldenburg. Wie das Städtische Gesundheitsamt mit teilt, sind in den letzten Tagen in Waldenburg und den Vor orten fünf Fälle von Papageienkrankheit oorgekommen. Es handelt sich dabei glücklicherweise nur um leichtere Erkrankun gen. Die Entstehung dieser Krankheitsfälle läßt sich auf einen tm Dezember aus Hamburg eingeführten Papagei zurückführen. Es sind eine Reihe von Personen, die mit dein Tier in Be rührung gekommen sind, erkrankt. Das erkrankte Tier ist be reits getötet worden. Nie schwere Wirtschaffsln'se in Sachsen. Die Aufgaben der Gemeinden. Der Vorstand des Verbandes der Bezirksverbände hat in einer dieser Tage abgehaltenen Sitzung folgende Entschließung gefaßt: Die schwere Hkrise, in der sich zahlreiche Industrie zweige und dadurch bedingt das gesamte Wirtschaftsleben des Freistaates Sachsen befindet und die sich am deut lichsten in der erschreckend hohen, weit über dem Reichs durchschnitt liegenden Zahl der Arbeitslosen wider spiegelt, macht sich in ständig zunehmendem Maße auch bei den Gemeinden und Bezirksverbänden be merkbar. Einem allmählichen Sinken der Steuererträge stehen erhöhte Ausgaben für den erweiterten Kreis Hilfs bedürftiger gegenüber. Die Finanzierung der Kommunal aufgaben bereitet infolgedessen ernste Schwierigkeiten. Gleichwohl mutz der alte, bewährte Grundsatz, keine Aus gaben ohne Deckung zu bewilligen, vor allem in der Ge meinde wieder erkannt werden. Aufgabe der Bezirks verbände muß es dabei sein, der schwierigen Finanzlage der Bezirksgemeinden dadurch Rechnung zzu tragen, daß, ungeachtet der eigenen Finanzschwierigkeiten, Erhöhungen der Bczirksumlage vermieden werden, vielmehr deren all mähliche Senkung angestrebt wird. Diese Bestrebungen können freilich nur daun Erfolg haben, wenn Reichs tag, Landtag, Regierung und Aufsichts behörden sich aller Maßnahmen enthalten, die weitere Aufgaben und damit weitere Ausgaben für Bezirksver bände und Gemeinden, insbesondere auf dem Gebiete der Wohlfahrtspflege, mit sich bringen, sofern nicht gleich zeitig durch Zuweisung von Mitteln für deren Deckung gesorgt wird. Es muß weiter erwartet werden, daß die durchaus begrüßenswerten Bestrebungen der Regierung, den Staatshaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1930 ins Gleichgewicht zu bringen, nicht dazu führen, in erster Linie die vom Landtage als unerläßlich anerkannten und bisher bewilligten Zuweisungen an Bezirksverbände und Gemeinden zu kürzen oder zu streichen. Auch müssen beschleunigt Mittel und Wege gesucht und gesunden werden, um die beantragten und vom Landtage bewillig ten Maßnahmen, die sich aus der Arbeitslosigkeit und der auf ihr beruhenden übermäßigen Belastung der Fürsorge durch Krisen- und Ausgesteuertenfürsorge ergeben, durch zuführen. Zu einer Besserung der Verhältnisse ist aber auch die alsbaldige Neuregelung des Landes sinanzausgleich s, der auf längst überholten Grundlagen (Papiermarkrechnungsanteile der Äber- weisungssteuern!) aufgebaut und dessen Änderung schon seit Jahren immer und immer wieder gefordert worden ist, unerläßlich. Sie ist die Voraussetzung dafür, daß Bezirksgemeinden und Bezirksverbände im Jahre 1930, das mehr noch als das vergangene Jahr 1929 als ein Notjahr wird angesprochen werden müssen, ihre Auf gaben ordnungsmäßig erfüllen können. ^iur unserer Mimst Wilsdruff, am 14. Januar 1930. Merkblatt für den 15. Januar Sonnenaufgang 7°° l Mondaufgang 9°° Sonnenuntergang 16°° ü Monduntergang 16°° 1887: Der Schriftsteller Willi Seidel geb. Der milde Winier. Anormale Winter sind nicht selten. Der gegenwärtige Winter mit seiner wenig winter lichen Witterung ruft überall Verwunderung hervor, da er so gar nicht zu den Voraussagen, die uns wieder einen ganz strengen Winter ankündigten, passen will. Milde Winter sind aber durchaus nicht selten. Gewissenhafte Chronisten haben auf Jahrhunderte zurück Winter aus gezeichnet, in denen es weder Schnee noch Kälte gab, in denen um Weihnachten herum Blumen blühten und die Bäume ausschlugen und im Februar die Bögel brüteten und die Obstbäume in Blüte standen. Im 19. Jahr hundert hat es nach den Überlieferungen vierzehn milde Winter gegeben. Aber auch seit der Jahrhundertwende haben wir schon eine gan^ Reihe besonders milder Winter gehabt, so die Winter von 1901/02, 1909/10, >912/13 und zum Teil auch 1915/16. Meist pflegt solchen milden Wintern ein regnerisches und kühles Sommer halbjahr zu folgen. Im übrigen bleibt es erst abzuwarten, ob der Winter >929 30 bei seinem Ende auch noch zu den Frühlings wintern zu zählen sein wird. Es gibt nämlich Leute, die spärestens für Februar einen schweren Wintereinbruch mit reichen Schneefällen und großer Kälte erwarten. Heizen und Lüsten. Wer kennt nicht die unangenehme Emp findung, die zu verspüren ist, wenn man aus frischer Luft in einen gut geheizten und schlecht gelüfteten Raum tritt. Wie ein giftiger Hauch schlägt es einem entgegen, der jeden tiefen Atem zug unterdrückt. Leider gibt es noch immer viel Unwissende oder Ungläubige, die das Oeffnen der Fenster im Winter als Feuerungsmaterial - Verschwendung verwerfen. Tage- und wochenlang bleiben die Fenster der Wohnung geschlossen, in der Meinung, daß man die kalte Luft möglichst absperren müsse. Sie können es nicht fasten und nicht glauben, daß ein gelüftetes Zim mer schneller warm wird, als ein mit verbrauchter Lust angefüll tes. Am besten ist es, die Festster während des Anheizens offen zu lasten, da alsdann neben der Stickstoff und Kohlenstoff enthalten den Atmosphäre auch der durch Asche, Anlegen der Kohlen uftv. entstehende Staub mit hinausziehen kann. Die von außen her eindringende, dünne, sauerstoffreiche Luft vermag sich mit Wärme viel schneller zu vereinigen. Gute Lust ist eine unerläßliche Be dingung für die Gesundheit jedes lebenden Wesens. Wir schädi gen Kopf und Lunge, bas Neroen-System, ja unseren ganzen Körper, wenn wir ihm die gute, b. h. sauerstoffhaltige Lust ent ziehen. Darum, auch wenn es draußen bitterkalt ist, beim An- , Heizen: Oeffnet die Fenster! Die Ortslöhne für den Bezirk des Versicherungsamtes Wils druff sind ab 1. Januar 1930 nm festgefetzt worden und zwar für Versicherte über 21 Jahre männliche 5.—, weiblich 3.85 Mark, Versicherte von 16 bis mit 21 Jahren männliche 3.85, weilMe 3.30, Versicherte von 14 bis 16 Jahren männliche 3.00, weibliche 2.70 Mark, Kinder untex 14 Jahren 1.35 Mark. Die Höhe der Ortslöhne in den übrigen Gemeinden geht ebenfalls aus der amt lichen Bekanntmachung der Verficherungsämter hervor. Schmiede-Ehrenobermeister Schmidt ch. In Arnsdorf, wo er bei seinen Kindern den Lebensabend verbrachte, starb am Sonntag abend Ehrenobermeister Ernst Schmidt. Der hiesigen Schmiede- Innung gehörte -er über 40 Jahre an, 31 Jahre stand er ihr in vorbildlicher Weise als Obermeister vor. Als er wegen vorge rückten Alters den Hammer aus der Hand legte, wurde er wegen seiner großen Verdienste um die Innung zum Ehrenvbermcister ernannt. Der Allgemeinheit -diente er einige Jahre als Stadtver ordneter, den Ortsausschuß des Handwerks hob er mit aus der Taufe. Ein echter Handwerksmeister von altem Schrot und Korn ist mit ihm dahingegangen. Er ruhe in Frieden! Sturm. Gestern blies der Wind wieder durch die Straßen. Zwar war seine Stärke nicht so mächtig wie in den Tagen vor Weihnachten. Immerhin sah man an manchen Stellen Dachziegel auf der Straße und umgejegte Zäune als seine Beute. Werbung für das deutsche Volkslied. Der Deutsche Sänger bund und auch der Sängerbund des Meißner Landes propagieren in letzter Zeit stark für das deutsche Volkslied. Man geht von dem Gesichtspunkt aus, baß dem gesungenen Liede Gefahr drohe vom mechanischen Gesang und denkt dabei an Radio und Grammo phon. Weiter befürchtet man, baß der Schlager in seiner Iazzinto- nation das schöne alte Volkslied und damit den Quell deutscher Seele und Kunst überwuchere und schließlich versiegen lasse. In Heidelberg beschloß der Deutsche Sängertag am 10. Mai des Vor jahres in rechter Erkenntnis dieser Gefahren, den letzten Sonntag im Juni eines jeden Jahres als den „Tag des deutschen Liedes" zu halten, um Freude und Lust zum Liede zu wecken und in allen Volksschichten Anhänger des Liedes zu gewinnen. Es ist beabsichtigt, an diesem Tage in Stadt und Dorf -Platzkonzerte zu veranstalten. Ein Zusammenwirken der Vereine in Massen chören und großen, künstlerischen Chorwerken soll dabei vermie den werden. Man wird deshalb an vielen Stellen singen und dem einfachen, schlichten Volkslied ben Vorzug geben. Ein sehr beachtenswertes Urteil gegen einen Rundfunkstörer. Vom „Ausschuß für Rundfunkstörungen" erhalten wir folgende Mitteilung: Auf eine am 9. November 1929 eingereichte Klage wegen Rundfunkstörungen hat das Amtsgericht Karlsruher B nach einer Verhandlung am 27. November 1929 bereits am 4- Dezember folgendes Urteil erlaßen: „Der Beklagte wird ver urteilt, an den Wochentagen in der Zeit von 12.30 bis 14.30 M und von 20 bis 24 Uhr, an den Sonntagen und Feiertagen in den Zeiten von 11 bis 24 Ahr Störungen des Rundfunkempfangs des Klägers, die durch Inbetriebnahme elektrischer Schwingungen er zeugender elektromedizinischer Apparate entstehen, bei Vermeiden > einer Geldstrafe in unbeschränkter Höhe oder einer Haftstrafe bis zu sechs Monaten für jeden Fall der Zuwiderhandlung zu unter lassen. Die Kosten des Rechtsstreites werden dem Beklagten auf- erlegt. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar." Die Entscheidungs gründe dieses Urteils verdienen besondere Beachtung. So heißt es dort u. a.: „H 23 des Gesetzes über Fernmeldeanlagen vom 14. Januar 1928 (RGBl. 1 S. 8) sieht vor, daß elektrische Anlagen, wenn eine Störung des Betriebes der einen Leitung durch die an dere eingetreten oder zu befürchten ist, auf Kosten desjenigen Teils, welche durch eine spätere Anlage oder durch eine später eingetretene Aenderung seiner bestehenden Anlage diese Störun gen oder die Gefahr derselben veranlaßt, nach Möglichkeit so aus zuführen sind, daß sie sich nicht störend beeinflussen. Daß diese ge setzliche Bestimmung auch zugunsten privater Rundfunkempfangs anlagen Anwendung zu finden hat, dürfte einem Zweifel nicht unterliegen." Den Besitzern elektrischer Heilgeräte kann auf Grund des Urteils nur -empfohlen werden, Rücksicht auf die Rundfunk empfänger zu nehmen und vor allem in der Zeit von 20 bis 24 Uhr eine Benutzung störender Geräte zu unterlassen. Die Vogelhändler zur Papageikrankheit. Der Verband mit teldeutscher Vogelhändler und verwandter Berufe in Leipzig wen det sich in einer längeren Erklärung zur Beruhigung der Oeffenl lichkeit gegen die Papagyienpsychose. Es sei noch in keinem Fälle gelungen, die Uebertragung einer lungenentzündungsartigcN Krankheit von Papageien auf Menschen nachzuweisen. Es wür den gegenwärtig in einem Leipziger Institut ausgedehnte Versuche egner Uebertragung der Psittakosiserreger auf andere Tiere vor genommen, die noch nicht abgeschlossen seien. Jedenfalls liege kein Grund für die Annahme vor, daß gegenwärtig eine Masteninsel- tion von Menschen durch kranke Papageien in Deutschland stattgc- funden habe. Vielmehr sei die ganze Sache auf eine Massensugge stion zurückzuführen. Grumbach. (Theaterabend.) Der hiesige Turnverein D. T. hatte am Sonntag abend zu einem Theaterabend in den Gasthof eingeladen. Der Besuch war wieder ein guter, denn gegen 400 Personen füllten den Saal. Die Wahl des Stückes war einc glückliche und die Spielgruppe verstand sich zu harmonischem Zu sammenspiel. Das Familienstück „Der Herr Senator" ist von cur genehmer heiterer Art und voll Humor. Die Handlung spielt >" Hamburg im Hause des Senators Andersen. Derselbe führt doo mit Familie und seinem seit 2 Jahren mit der ältesten Tochter dck Hauses Agathe verheirateten Schwiegersohn Mittelbach -einen g^ meinsamen Haushalt. Alles muß sich seinem Willen unterordnc"- Der Schwiegersohn möchte sich und feine Frau für einige - seinem Einfluß entziehen. Er läßt sich deshalb vom Arzt eine län gere Fußwanderung in die Berge verordnen. Der Senator du seinen Sohn Oskar, welcher eine Gouvernannte liebt, ins Aus land geschickt, um die Liebenden zu trennen, von wo -er aber E kurzer Zeit ohne Willen des Vaters zurückkehrt. Durch seine Tocd . ter Agathe lernt der Senator die Gouvernannte Sophie Petzol" kennen und schätzen, so daß es schließlich zur Versöhnnung konE Nebenbei geht es noch um das Glück der zweiten Tochter Stepha nie, welche in Dr. Gehring, einem Studienfreund des Schwieg^ sohn, ihr Ideal erblickt. Bei der großen Versöhnung kommen au^ § sie zu ihrem Rechte. Das Spiel war, von Kleinigkeiten abgesehs°'k ein wirklich gutes. Bester, wie Herr Tapezierermeister Lätzsch Herrn Senator verkörpete, konnte ihn auch kein Derufsschauspicv i
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)