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Wilsdruffer Tageblatt : 08.01.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193001087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19300108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19300108
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-01
- Tag 1930-01-08
-
Monat
1930-01
-
Jahr
1930
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 08.01.1930
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Mf deutsch;:' hofft man, daß die Gegenseite diese Forderungen sollen lasten wird, nachdem sie in der heutigen Eltz'. ng die Forderung auf Aktivierung der übrigen Pfandrechte an Deutschland (Steuern und Zölle) fallen gelassen hat. Parker Gilbert im Haag erngetroffen. Der Rcparationsagenl Parker Gilbert traf aus Amsterdam im Haag ein und nahm an den Nachmittagsberatungcn der sechs einladenden Mächte teil. Ore tschechoslowakische Befreiungsschuld. Der tschechoslowakische Außenminister Benesch hat auch mit dem französischen Ministerpräsidenten Tardieu Ver handlungen über dte tschechoslowakische Befreiungsschuld ge führt, die den Modus der Abwicklung für den Fall eines Zu standekommens der verschiedenen geplanten Vereinbarungen mit den Nachfolgestaaten behandelten. Oie bulgarischen Reparationen. Thema der Verhandlungen des Komitees für die Ost reparationen waren den ganzen Tag die bulgarischen Reparationen. Eine Einigung ist noch nicht erzielt; der von dem Unterausschuß gestern vorgelegte Vorschlag sieh! einen Durchschnittswert von 1214 Millionen vor, während sich die Bulgaren darauf berufen, daß ihnen schon früher eim Annuität von elf Millionen zugebilligt worden sei und ihrer seits etwa 10 Millionen bieten. Hindenburg und die Nationalsozialisten Eine amtliche Richtigstellung. Die Nationalsozialistische Korrespondenz veröffentlich eine ihr von dem Landtagsabgeordneten Kube zugcgau genc Mitteilung, Kube habe aus der Umgebung de- Reichspräsidenten die Nachricht erhalten, daß für Mitb Januar ein Verbot der Nationalsozialistischen Deutscher Arbeiterpartei, für Preußen beabsichtigt werde. Die Korre spondenz weist dabei aus eine angeblich zunehmende Wert schätzung hin, deren sich der preußische Ministerpräsiden Braun bei dem Reichspräsidenten von Hindenbur < erfreue. Kürzlich habe der Reichspräsident die Ansich geäußert, die Vaterländischen Verbände verdürben ihn seinen Lebensabend. Wie hierzu vom Bureau des Reichs Präsidenten mitgeteilt wird, seien die sowohl die Um gebung des Reichspräsidenten wie den Reichspräsidenter selbst betreffenden Behauptungen völlig aus de: Luftgegriffen. Zwischen der Umgebung des Reichs Präsidenten und dem Abg. Kube bestünden in übrigen überhaupt keine Beziehungen. Von zuständige: preußischer Seite wird erklärt, daß ein Verbot der N. S D. A. P. weder jetzt noch früher beabsichtigt gewesen sei es handle sich vielmehr um eine reine Erfindung. Kommunisienunruhen m Berlin. Ein Polizeihauptmann schwer mißhandelt. — 43 Verhaftungen Der Kommunist Meyer-Kubisch, der vor kurzem im Zucht haus einer schweren Krankheit erlegen ist, und der verstorbene Kommunist Neumann wurden auf dem Zentralfriedhof i Friedrichsfelde'beigesetzt. Bei dem Rückmarsch der kommu nistischen Teilnehmer an der Beerdigung kam es an ver schiedenen Stellen im Osten Berlins zu Zusammenstößen der Demonstranten mit der Polizei Auf dem Lausitzer Platz wurde der Polizeihauptman - Krampe von einer Anzahl Kommunisten umzingelt, als er d!: Beschlagnahme eines Transparents mit hetzerischer Inschri anordnetc. Mehrere der Kommunisten schlugen ihn blutig unr warfen ihn zu Boden. Der Polizeivberwachtmeister Hübne r der seinem Vorgesetzten zu Hilfe eilte, wurde ebenfalls mist handelt. Schließlich machten die Polizeibeamten von ihre Gummiknüppel Gebrauch und gaben auch, als aus der Mene," geschossen wurde, Schüsse ab. Sieben der Hauptangreiscr wurden festgenommen. Zu weiteren Zusammenstößen kam es bei der Räumunz der Oppelner und der Wrangelstraße, wohin sich ein Teil der zerstreuten Kommunisten geslüchtet hatte. Auch hier machte d > Polizei von ihrem Gummiknüppel Gebrauch und nahm dr: der Ruhestörer fest. , Ähnliche Szenen spielten sich auf dem KustrrnerPla - ab. Hier wurden die Züge der kommunistischen Demonstranten in die angrenzenden Straßen zurückgedrängt. Als die Beamten durch die Riidersdorser Straße kamen, wurden sie aus de u Fenstern mit P r e ß k o h l e n st ü ck e n und Steinen b. worsen. Hier würden schließlich 33 an der Ruhestörung Be teiligte festgenommen. üm die Ansiedlung dkstMSmmiger Kolonisten. Besprechungen in Königsberg. Der Reichskommissar der Deutschrussenhilfe, Reichs tagsabgeordneter Stücklen, begibt sich Mittwoch früh nach Ostpreußen. Vermutlich wird der Reichskommissar in Königsberg mit dem Oberpräsidsnten von Ostpreußen, Dr. Siehr, Besprechungen über die Möglichkeit einer Ansiedlung der deutschstämmigen Kolonisten aus Sowjet rußland in den minderbevölkerten Grenzgebieten des deutschen Ostens führen. Klein- Ns<driMen Reichsausschuß fordert Verkündung des FreiheitSgefetzes. Berlin. Das Präsidium des Rcichsausschuffes für dr-: Volksbegehren tagte am Dienstag. Die Aussprache des fas vollverfammeltcn Präsidiums ergab Übereinstimmung in de: Beurteilung der bisherigen Tätigkeit des Reichsausschusse: und der sich ergebenden weiteren Arbeit. Angesichts der an dern Young-Plan und aus den politischen Verträgen he rührenden wirtschaftlichen und außenpolitischen Gefahren unt der fortschreitenden Bolschewifierung des öffentlichen Leber ist der Fortbestand eines starken nationalen Blocks notwendig denn je. — An den Reichskanzler wurde ein Schreibe- gerichtet, in dem die Verkündung des „Freiheitsgesetzes" g. fordert und dir Verantwortlichkeit der Regierung für am Folgen ihrer bisher betriebenen Politik erneut fcstgestep wurde. Zur Abwehr deS zunehmenden Blutterrors de: Linken gegen Angehörige der nationalen Bewegung wurde besondere Maßnahmen beschlossen. Das Präsidium ergänz: sich durch Zuwahl mehrerer Persönlichkeiten. Eisenbahnunglück in Spanien. Madrid. Der D-Zug Sevilla - Barcelona ist unweit dec Bahnhoses von Santa Cruz de Mudela auf einen stehende- Güterzug ausgesehren. Beide Lokomotiven wurden zerstört Der Packwagen und der Speisewagen des D-Zuges wurde, beträchtlich beschädigt. Ein Beamter der Speisewagengesest schäft wurde getötet. Füns Beamte sind schwer, sechs leicst verletzt. Außerdem wurden zwei Reisende verletzt. Rom in Feststimmung Jie italienische Kronprinzenhochzeit. Ein Fürstenkongreß in der Ewigen Stadt. Rom beherbergt zurzeit etwa 85 Gäste königlichen Geblüts, die zur Hochzeit des Kronprinzen von Italien und der Tochter des belgischen Königspaares nach der Siebenhügelstadt gekommen sind. Außer dem italienischen und dem belgischen Königspaare sind anwesend: König Boris von Bulgarien mit seinem Bruder Kyrill und seiner Schwester Eudoxia, die Königin von Schweden, das ehe malige Königspaar von Portugal, die Königinmutter von Portugal, die ehemalige Königin Sophie von Griechen land, Exkönig Aman Ullah und seine Gemahlin, die Großherzogin von Luxemburg, der Fürst von Monako, Her zogin Karl Theodor in Bayern, Prinzessin Rupprecht von Bayern, Prinz und Prinzessin Konrad von Bayern, Mon signore Prinz Georg von Bayern, Prinz Johann Georg von Sachsen, Prinz und Prinzessin Philipp von Hessen, der Jnfant Ferdinand von Spanien, Prinz Danilo, Prin zessin Militza und Prinzessin Xenia von Montenegro, Prinz Wilhelm von Schweden, der Herzog von York, Prinz und Prinzessin Paul von Griechenland, Prinz Christophor von Griechenland, Prinz und Prinzessin Paul von Südslawien, Prinz Felix von Luxemburg, Prinz Napoleon mit seiner Gemahlin, der Graf von Paris, Prin zessin Anna von Battenberg, die Prinzessinnen Isabella und Henriette von Bourbon-Parma und Prinzessin Roman von Rußland und viele andere noch — alles Ver wandte des belgischen oder des italienischen Königspaares. Der König von Italien hat anläßlich der Hochzeit seines Sohnes dem Gouverneur von Nom eine halbe Million Lire für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt Unter den Hochzeitsgeschenken, die das Kronprinzenpaar erhalten hat, sind besonders bemerkenswert ein aus über 40V Stücken bestehendes Porzcllantaselservice, das der Präsident der Französischen Republik ge schenkt hat, und das aus zehn Sealpelzen bestehende Gc schenk, das Präsident Hoover der ihm persönlich bc kannten Braut überreichen ließ. Oer Festzug der Fünftausend. Zu Ehren des jungen Paares wird am 10. Januar ein Festzug von ungewohnten Ausmaßen durch die Hauptstraßen von Rom ziehen: fast 5000 Per sonen sollen daran teilnehmen, und der Vorbeimarsch dürste drei Stunden dauern. Das Volk von Rom dürfte allerdings nur wenig von all der Pracht zu sehen be kommen, denn die Straßen werden durch ein vierfaches Spalier von Soldaten abgesperrt sein, und nur die weni gen Glücklichen, die für einen Fensterplatz Tausende aus geben können — selbstverständlich sind das in der Mehrzahl Engländer und Amerikaner — werden den „Aufmarsch Italiens" bewundern dürfen. Denn es wird im wahren Sinne des Wortes ein Aufmarsch Italiens sein, da all: Provinzen des Landes, alle Volksstämme, selbst die fernen Kolonien in charakteristischer Weise vertreten sein werden. Den Festzug eröffnet eine Volksgruppe aus Sar dinien, das als die Wiege des Hauses Savoyen gilt. Zuerst kommen Männer und Frauen zu Pferde und ein? Schar von Landleuten in ihren malerischen Trachten und mit ihren mit Blumen geschmückten Wagen; Sänger, die sardinische Volkslieder singen. Hirten, Tänzerinnen, Spiel leute folgen; das ganze Volksleben, wie es auf der etwas abgelegenen Insel noch gelebt wird, soll in einer langen Reihe bunter Bilder an den Zuschauern vorbeiziehen. Es folgt dann das Land Piemont mit seinen Berg bewohnern und Ackerleuten. Ligurien bringt Palmen und Ölzweige. Venetien soll dargestellt werden durch religiöse Prozessionen, wie sie in dieser Provinz bei Kirchenfesten stattzufinden pflegen. In besonders groß artiger Weise wird Sizilien vertreten sein: von hier kommen schön gebaute Wagen, auf denen die ganze Ge schichte der alten Ritter und Helden der Insel, aber auch Biblisches dargestellt wird; und dann kommen Sänger und Hirten und Bergleute. Aus der Maremme, dem sumpfi gen Küstenstrich, kommen Hirten und Bauern mit riesigen Büffeln, und die Sienesen erscheinen in mittelalter lichen Trachten, wie sie das von einem in Siena alljährlich stattfindenden mittelalterlichen Feste her gewohnt sind. An Abwechselung und Mannigfaltigkeit dürfte es also in dem langen Festzuge nicht fehlen. Die Frauen aus Ligurien werden der Kron prinzessin eine reich gestickte Frauentracht, wie sie dortzu lande getragen wird, als Geschenk überreichen. Es ist, wie es heißt, das einzige Geschenk aus Volkskreisen, das sie an nehmen will; alle anderen Geschenke sollen, ihrem Wunsche entsprechend, in Gaben für wohltätige Zwecke bestehen. Ein wahrer Wettstreit ist ausgebrochen zwischen italienischen Stadtverwaltungen, Banken, Instituten verschiedener Art usw., die alle möglichst viel geben wollen, um einander zu übertrumpfen. j Rus unsere«' keimst Wilsdruff, am 8. Januar 1030. Merwiatt sür den 9. Januar. 2onnenausimng 8"^ i Mondausgang 1"° Sonneuunu cgaug 16" s Mondunlcrgang 11^ 1908: Der Maler und Dichter Wilhelm Busch gest. Auf Treu und Glauben. Verträge, Vie ein Staat mit einem andern Staate schließ: pflegen im allgemeinen nüchtern und sachlich und wenig senu mental zu sein — für Gefühle und Empfindungen ist in genau formulierten Paragraphen kaum Raum. In dem Reparations abkommen aber, das Deutschland jetzt mit Amerika getrosten hat, findet sich eine Stelle, die über Paragraphliches hinaus Beachtung verdient, weil sie gewissermaßen an Herz und Gemüt appelliert und eine Ehrung ist für den Ver tragspartner Es steht da nämlich geschrieben: „Die Ver einigten Staaten stimmen hiermit zu, Deutschlands Treu und Glauben und Kredit als einzige Sicherheit und Garantie für die Erfüllung der Verpflichtungen-Deutschlands gemäß diesem Abkommen anzunehmen." Deutschlands Treu und Glauben! Deutschlands „bona kiäos", Deutschlands Redlichkeit im Rechts verkehr — denn „bona kiäos" heißt nicht bloß „der gute Glaube" — wird für so groß erachtet, daß ein Land wie Amerika, das nach dem großen Kriege mit anderen Staaten, auch mit solchen, die ihm verbündet waren, nicht eben glimpflich umgcgangen ist, diesem Deutschland unbedingtes Vertrauen schenkt. Wie lange ist es denn her, daß wir unten saßen im Rate der Völker, daß wir den andern nichts zu be deuten schienen, daß uns selbst die Kleinen verächtlich über sehen zu dürfen glaubten? Und nun? „Hui ab vor Deutsch land!" sagt Amerika oder denkt Amerika. „Seine Ehrlichkeit, sein guter Wille und alles, was man Treu und Glauben nennt, sind uns Sicherheit und Bürgschaft dafür, daß es die Verpflichtungen, die es übernimmt, auch getreu erfüllen wird. Weg mit Strafbestimmungen! Weg mit Sanktionen!" Bei spiele sind Lehren. Sollten nicht die Beispiele, die große Staaten geben, auch für das bürgerliche Leben, für das Leben des einzelnen als Vorbild und Lehre dienen können? Und nicht nur für das geschäftliche Leben — nein, für den gesamten Verkehr zwischen Mensch und Mensch müßten Treu und Glauben die Richtschnur darstellen! Auf Treu und Glauben gegründet sollte alles sein, was wir unternehmen! Nicht Mißtrauen dürfte herrschen in unseren Beziehungen zu unserem Nächsten— nein, wir müßten immer und überall von ihm erwarten können, was nach anständigen: und ehrlichem Verhalten von ihm mit Rücksicht aus die ganze Lage eines bestimmten Falles erwartet werden darf — und selbstverständlich müßte er auch von uns das alles erwarten dürfen! Anständiges und ehrliches Verhalten — das ist es, worauf es ankommt! Es ist ein Ideal, nach dem wir streben, aber nicht alle Ideale sind unerreichbar fern — auch Ideale können Wirklichkeit werden, und daß Treu und Glauben Wirklichkeit werden in all unserem Tun und unserem Unter lassen, das ist es, worum wir kämpfen sollten, solange wir leben. * Der Steuerabzug vom Arbeitslohn. Der Präsident des Landesfinanzamtes Dresden teilt mit: Wie bereits be kannt gegeben worden ist, haben die Arbeitnehmer, für die der Steuerabzug vom Arbeitslohn im Jahre 1929 im Mar kenverfahren durchgeführt worden ist, spätestens bis zum 15. Februar 1930 ihre Steuerkarte 1929 und die Einlage bogen, die im Kalenderjahr 1929 zum Einkleben und Ent werten von Steuermarken verwendet worden sind, an das Finanzamt abzuliefern, in dessen Bezirk sie zur Zeit der Ablieferung ihren Wohnsitz (gewöhnlichen Aufenthalt) ha ben. An Stelle des Arbeitnehmers kann der Arbeitgeber die Einsendung oder Uebergabe der Steuerkarten und Ein lagebogen übernehmen. In diesem Falle sind die Steuer karten und Einlagebogen dem für den Arbeitgeber zu ständigen Finanzamt zu übersenden. Die Finanzämter geben kostenlos ein Merkblatt aus, das über alle Einzel heiten Auskunft gibt. Es wird besonders darauf hinge wiesen ,datz alle Arbeitgeber ohne Unterschied verpflichtet sind, eine öffentliche Ausforderung zur Aufgabe der Steuer karten und Einlagebogen, die Anfang Januar 1930 in den Tageszeitungen ergeht, in den Arbeits- und Geschäftsräu men durch Anschlag bekannt zu machen, und das die Ver säumnis der Einlieferungsfrist mit Strafen bedroht ist und Zwangsmaßnahmen zur Folge haben kann. Der Verein junger Landwirte hatte für seine gestrige Vor tragsversammlung Direktor Pohle von der Landwirtschaftlichen Schule in Freiberg gewonnen. Der Vorsitzende Philipp- Blankenstein begrüßte ihn besonders und ermahnte die Mitglieder eindringlich zu größter Sparsamkeit und Rückkehr zur Einfachheit. Er machte weiter auf den Anfang Februar in Wilsdruff statt findenden Obstbaukursus aufmerksam und empfahl die Teilnahme. Dann hielt Direktor Pohle den angekündigten Vortrag: „Welche Bakterien muß der Landwirt bekämpfen, welche muß er pflegen und schützen". Einleitend ging er im allgemeinen auf die Grup-- pen der Kugel-, Stäbchen- und Spiralbakterien ein, um dann im besonderen auf die zu sprechen zu kommen, die für den Land wirt von Wichtigkeit sind. Da sind zunächst die lustholden Harn stoff- und Salpeterbakterien im Stalldünger, deren unerwünschte Tätigkeit auf der Dungstätte man durch Festtreten des Düngers und Abschließen der Luft unterbindet. Bei der Gelegenheit er läuterte der Vortragende die Vorgänge bei der Edelmistberei tung. Er empfahl die Anwendung dieses Verfahrens nur bei ganz gewissenhafter Ausführung. Die für das Wachstum der Pflanzen wichtigen im Boden befindlichen Bakterien sind alle lufthold. Sie sind gewissermaßen die Mittelsperson, die die Nähr stoffe den Pflanzen in der ihnen genehmen Form zuführen. Sie zu pflegen ist vor allem Luftzufuhr in den Boden nötig. Damit bekämpft man gleichzeitig die salpeterzersetzenden Bakterien, denn Luft ist ihr größter Feind. Line große Rolle spielen die Knöll chenbakterien bei den Leguminosen und Schmetterlingsblütlern. Während bei den letzteren eine Bodenimpfung immer nutzbringend ist, ist eine solche für Getreide und Hackfrüchte eine grobe Irre führung. Ausführlich ging der Vortragende noch auf die Bak terien bei der Silage, bei Pflanzenkrankheiten, Tier- und Men schenseuchen, bei Milch- und Molkereiprodukten ein, um abschlie ßend zu betonen, daß der Landwirt gerade in der jetzigen schweren Zeit diesen Kleinlebewesen etwas mehr Beachtung schenken mäste, zumal das auch nicht mit Geldkosten verbunden sei. Seinen Aus führungen folgte lebhafter Beifall und eine anregende Aussprache. Ortsgruppe Wilsdruff des Deutschnationalen Handlungs- gehilfen-Verbandes. Die erste Monatsversammlung in diesem Jahre leitete Vorsitzender Schnabel mit besten Wünschen für dasselbe ein und brachte auch solche der Kreis- und Gauleitung zur Verlesung. Die Jahreshauptversammlung wird für den 4. Februar anderaumt. Die Gaulestung wünschte die Einrich tung einer Stellenvermittlung für kaufmännische Lehrlinge in Wilsdruff. Auf Grund der besonders gearteten hiesigen Verhält nisse lehnte man die Einrichtung ab. Die Stiftung eines Kollegen gab den Anlaß zu der Anschaffung eines Schrankes. Dann nahm eine interessante Lichtbildserie das Intereste aller Anwesen den gefangen, die unter dem Titel „Was wir verloren haben" zunächst nach Elsaß-Lothringen führte. Alle Sehenswürdigkeiten vom Straßburger Münster dis zum Deutschen Tor in Metz, vom Münstertal bis zur Hohkönigsburg waren zu sehen. Ihnen reihten sich Bilder aus Eupen-Malmedy, aus Danzig, den geraubten west- preussischen und schlesischen Gebieten, aus den Kolonien, aus Süd tirol und Steiermark an. 'Alle zeigten, welch unermeßliche Volks güter uns damit verloren gingen. Eine zweite Reihe brachte Cha rakterköpfe aus großer Zeit von Hermann, dem Cherusker an bis zu Hindenburg. Auch sie fand den Beifall der Anwesenden, die anschließend noch eine Weile gemütlich beisammenblieben. Seinen 83. Geburtstag feiert morgen der Altveteran Her mann Friedrich. Wir wünschen dem rüstigen Alten einen freundlichen Feierabend! Der Funkverein hält heute abend 8 Uhr im Bahnhofsrestau rant seine erste Jahresversammlung ab. Internationale Hygiene-Ausstellung Dresden 1930. Am Dienstag nachmittag wurde die Internationale Hygiene-Ausstel lung Dresden 1930 von Persönlichkeiten der Reichs- u. Staats- regierung, der Stadt Dresden, der Kunst und Wissenschaft und von zahlreichen Pressevertretern vvrbesichtigt. Die Ausstellung wendet sich an die breiten Volksschichten, gibt jedoch auch, dem Wissenschafter zahlreiche Anregungen. Der Reichskommissar der Ausstellung, Reichsminister a. D. Dr. Külz, bemerkte in seiner
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