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Bor. geschriebeneLrscheinungs. tage und Platzvorschriften .Verden nach Möglichkeit KernsvreÄ er: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme bis oorm.tvUhr. — ! ! Für die Richtigkeit der durch Fernius übermittelten Anzeigen übernehmen wir Kerne Earanlie. Jeder Ra batlanspro ch erlischt, wenn derAetrag durck Klage eingezogen werden muh oderdrrAustraggeberin Konkurs gerat. Anzeigen nehmen alle Bermitlluvgsftrllen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschaft Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. Rr 2 — 89. Jahrgang Telegr.-Adr.: »Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 3 Januar 1930 scknit, der letzten fünf Wiesenheu i " "" Klechen um Die deutsche Ernie it9L9. Im allgemeinen befriedigender Ausfall. Konferenzenmonat. auffallend ist es, daß in dem Augenblick der Haager Konferenz plötzlich in der fran» re"? eine ausgiebige Debatte darüber einsetzt, mon ^o^""o°dlan, der auf jener Konferenz angenom- soll, nun auch gegenüber einem zahlungs- Deutschland „Sanktionen" zulasse; eine darüber, welcher Art diese Sanktionen sein ft daß die Pariser Zeitungen einem u - aer Regisrung folgen, wenn sie ein der- Eges Schema außenpolitischer Art wie aus ein Kom dm anschneiden. Man weiß, daß in der Fran- Kammer gerade dieses Thema Gegenstand scharfei ^.a^inandersetzungen gewesen ist, daß eine Art Testa- des Generals Foch verlesen wurde, in dem ^deinlandbesetzung als Rest der Sanktionen erkläri "o" ft - — und man kann nicht daran vorübergehen, daß gerade kurz vor der Haager Konferenz das Kapitel- der Funktionen wieder angeschnitten worden ist. Mar<oarj aber auch daran erinnern, daß die Politik der Sanktionen iu2Z dahin geführt hat, Deutschland zahlungsunfähig zu machen, seine Währung völlig zu zerrütten und damit dic Gläubiger Deutschlands gleichfalls vor die Tatsache eine. Völligen deutschen Zahlungsunfähigkeit zu stellen. Der Dawes-Plan und seine Fortsetzung, die jetzt im Haag sanktioniert werden soll, der Young-Plan, sind daraus abaestellt die deutschen Zahlungen aus ein Gleis zu schieben, 'auf dem eine ruhige, von politischen Absichten ungestörte Abwicklung möglich ist. Dies um so mehr, weil ja gerade Frankreich es ist. das an einer Mobili sierung der deutschen Zahlungsverpflich tungen das allernächste und allergrößte Interesse hat. Eine Kapitalschuld, zu der man ja die deutschen Jahres zahlungen machen will, würde aber auch auf dem inter nationalen Geldmarkt kaum Aufnahme finden, wenn immer noch die Gefahr besteht, daß Deutschland etwa nach dem Muster des Nuhreinbruchs zur Zahlung gezwungen werden würde. Man darf sich also in Deutschland nicht ivnndern wenn auf der Haager Konferenz trotzdem das Kapitel der Sanktionen angeschnitten werden sollte. Aber man wird etwas Derartiges als ein rein taktisches Manöver betrachten dürfen. Frankreich verkauft jedes Zugeständnis gegen ein anderes, das es — wie man aus der Geschichte der früheren Konferenzen feststellen kann — häufig genug erst als ein Zugeständnis hinstcllt. Ju Paris und in London ist ja auch in der Presse lanciert wor den, daß die Haager Konferenz schnelle Arbeit machen müßte, damit am 13. Januar die Tagung des Völ- kerbundrates stattfinden könne und dort gegebenen falls die Beschlüsse gefaßt werden können, die infolge der Abänderungen des Versailler Vertrages durch den Young- Plan notwendig werden. Man hat aber auf das Pro gramm dieser Tagung nur Dinge gesetzt, deren Wichtigkeit gegenüber den Entscheidungen im Haag völlig zurück steht. Selbstverständlich bezieht sich diese Wichtigkeit aber nicht auf deutsche Belange. Fragen des Saar gebiets, die üblichen oberschlesischen Diffe renzen stehen auf dem Programm, — aber eine grund sätzliche Regelung des MinderhoitSrechts auf die Tages ordnung zu setzen, hat man auch jetzt wieder vermieden. Von größerer politischer Wichtigkeit ist die dritte Konferenz, die im Laufe des Januars stattfinden soll: Was soll aus der Seeabrüstung werden? Zwischen England und Amerika sind feste Vereinbarungen getroffen worden, aber Frankreich hat kürzlich in einer besonderen Rote an die englische Regierung die Mitteilung gelangen lasten, daß man in Paris eine Klottenpolitik zu verfolgen gedenkt, die mit irgendwelcher Abrüstung nichts mehr zu tun hat. Bedauerlicherweise liegt aber diese Seeabrüstungs konferenz zeitlich nach der Haager Zusammenkunft; es wäre politisch sür Deutschland vielleicht vorteilhafter, wenn das Umgekehrte der Fall gewesen wäre. Die nunmehr vorliegenden Ergebnisse der amtlichen Ernte ermittlung bestätigen die Erwartungen auf einen im all gemeinen befriedigenden Ausfall der diesjährigen deutschen Ernte. Nach den endgültigen, auf Grund von Drusch- ßroben vorgenommenen Ermittlungen der Ernteerträge bleiben Vergleich mit der Ernte 1928, die als sehr gut anzusprcchen "r, dn diesjährigen Ergebnisse zwar bei den meisten Frucht- etwas zurück, übertreffen aber fast überall die äebntsse im Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Veim Brotgetreide ergibt sich dabei ein Mehrertrag 3 Millionen Tonnen - 12,9 Prozent, darunter an 1,04 Millionen Tonnen - 14,7 Prozent und an ^'"schließlich Wimcrspelz) um 284 »Oll Tonnen — 8,8 P"', ...Die Ernte an Gerste liegt gegenüber dem Durch- fch"'" um 471 ggg Tonnen — 17,4 Prozent höher, Wahn»? bej Hafxr ein Mehr um 1,2 Millionen Tonnen - >9^ Prozent fcstzustellen ist. An Kartoffeln ist die neue Euue gegenüber dem fünfjährigen Mittel um 2,68 Mil lionen -vnnen 7,2 Prozent größer ausgefallen, an Zucker rüben uw ovl vuo Tonnen - 4,7 Prozent und an Runkel rüben um 0.76Oh Tonnen - 2,5 Prozent. Etwas zurück vtelbcn die,^""ge der neuen Ernte gegenüber dem Durch- imnili vvr letzten fstuf Jahre nur bei Heu, und zwar bei uR 1'19 Millionen Tonnen — 5,2 Prozent, bei 713 000 Tonnen - 8,1 Prozent Auf zum Haag! Ecdarbeit am Noung-Plan. Konferenzbeginn Freitag. Die Hauptvertreter Deutschlands auf der zweiten Haager Konferenz, die Freitag offiziell beginnt und dic noch strittigen Punkte in bezug aus die Rcparations regclung sowie den gesamten Young-Plan erledigen soll, verließen Berlin Donnerstag abend. Eiu Teil der übrigen Mitglieder der deutschen Delegation sowie das technische Personal reisten bereits nach dem Haag über Brüste! ab. Die Hauptdelcgierten Deutschlands sind bekanntlich die Reichsminister Dr. Curtius, Dr. Moldenhauer, Dr. Wirth und Robert Schmidt. In der am Donnerstag stattgefundenen Sitzung des Kabinetts berichtete Reichsfinanzminister Dr. Molden hauer über den augenblicklichen Stand des Rachtrags- etats 1929 und gab einen Vorbericht zur Gestaltung des Haushalts für 1930. Außerdem gab das Kabinett die letzten Informationen. Freitag wird die gesamte deutsche Vertretung im Haag versammelt sein, wv nachmittags die Eröffnung der Konferenz erfolgt. Oie Internationale Bank. Eine gewisse Bedeutung für die Verhandlungen könnte die Frage der Internationalen Bank gewinnen, da man die Möglichkeit von Meinungsverschiedenheiten über diesen Punkt nicht abkeugnet. Es steht da vor allen Dingen der Abschluß des Abkommens zwischen Deutsch land und den Vereinigten Staaten über die Bezahlung des amerikanischen Anteils der deutschen Zahlungen im Vordergründe, doch wird nicht angenommen, daß man im Haag hieraus eine Kabinettsfrage machen wird. Sechzehn Mächte vertreten. Auf der Konferenz sind insgesamt 16 Mächte ver treten, und zwar außer den einladenden sechs Großmächten noch Österreich, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Jugo slawien, die Tschechoslowakei, Polen, Portugal und Grie chenland. Auch die schweizerische Regierung ist mit Rücksicht aus die Besprechungen über die Reparationsbank einge- lndeu worden. Die Vereinigten Staaten werden wieder durch einen Beobachter, den Pariser Botschaftsrat Wilson, vertreten sein. Empfang durch die Königin. Die holländischen Vorbereitungen für die zweite Haager Konferenz sind so gut wie beendet. Sie konnten diesmal mit weit größerer Sorgfalt und Ruhe getroffen werden, als dies wegen der zeitlichen Begrenzung bei der ersten Konferenz möglich war. Meistens Hal man die selben Einrichtungen benutzt, die schon auf der ersten Haager Konferenz getroffen wurden und sich damals gut bewährt haben. Dies gilt vor allem für die Organisation des besonderen Post-, Fernsprech- und Telegraphen verkehrs sowie für die zugunsten der Presse getroffenen Vorkehrungen. So hat sich zum Beispiel in den Arbeits räumen der Presse wenig geändert. Auch das holländische Jie Epidemie im AWlings- lM Hammelsteis Berlin. Die Epidemie unter den Kindern der deutsch russischen Flüchtlinge im Lager Hammerstein hat sich, wie der Reichskommissar sür die Deutsch-Russenhilse nach einer Meldung Berliner Blätter aus Hammerstein mitteilt, weiter ausgedehnt. Es handelt sich nicht um reine Masernerkrankung, sondern um eine eigenartige Fieberkrankheit, die durch einen selten austretenden Bazillus, den Streptococcus hervorgerufen wird. Der Fieber ansang trat stets auf, wenn die Masernerlrankung bereits im Ab flauen begriffen war. Das Fieber führte in den meisten Fällen in wenigen Stunden zum Tode. Es handelt sich bei dem Strepto coccus um einen Bazillus, der in Deutschland bisher nur ein ein ziges Mal im Jahre 1922 im Virchowkrankenhause in Berlin auf trat und auch dort zahlreiche Todesopfer forderte. Man kennt bisher kein Mittel zur Bekämpfung der Krankheit, wodurch die verhältnismäßig hohe Zahl der Todesfälle zu erklären ist. Der Reichskommissar hat sofort bei Auftreten der Krankheit weitere Lazarettbaracken in Hammerstein ausstellen lassen und außer einer Anzahl weiterer Aerzte den Kinderspezialisten Dr. Wasser aus Schneidemühl hinzugezogen, der die Leitung der ärztlichen Maß nahmen übernommen hat. Die schweren Komplikationen durch die Fieberkrankheit traten jedoch nur bei Kindern unter vier Jahren auf. Bisher sind gegen 40 Kinder der Seuche erlegen, 50 Kinder liegen noch krank darnieder. Daneben waren mehrere hundert Kindern an Masern erkrankt, sind jedoch größtenteils bereits wie der gesundet. Das Lager wird streng bewacht. Das Betreten des Lagers ist verboten, ebenso dürfen sich die Flüchtlinge in den ein zelnen Baracken nicht gegenseitig besuchen, damit die Krankheit nicht verschleppt wird. Es sind alle Maßnahmen getrosfen, die ge eignet sind, die Seuche zu bannen. Presseempsangsburcau hat fast in derselben Zusammen setzung seine Arbeiten wiedcraufgcnommen. Der Bin nen h o f, in dem die Konferenzgebäude und die Arbeits räume der Presse liegen, wird für die Dauer der Sitzungen von der Außenwelt durch Polizeiposten abgeschlossen werden. Der Magistrat der Stadt Den Haag wird einen großen Abendempfang veranstalten. Auch die Königin beabsichtigt einen Empfang in ihrem Haager Palais. Der AWS kündigt eiu Haager Diktat sür DenWand an Paris, 3. Januar. Die französische Abordnung ist Don nerstag mittag nach dem Haag abgereist und hat damit das Schwergewicht der französischen Außenpolitik auf die Hauptstadt Hollands verlegt. Mit überraschendem, nn Grunde aber in sol chen Fällen gewohnten Otimismus äußert sich die französische Presse zu dem Beginn der Verhandlungen. Der Temps be gründet den Optimismus damit, daß die zweite Haager Konfe renz im Gegensatz zur ersten sorgfältig vorbereitet wurde. Da mals sei es unmöglich gewesen, eine Einigung zwischen den Gläu bigerstaaten Deutschlands durchzusetzen. In den letzten Tagen hat es der französische Ministerpräsi dent verstanden, die Vertreter der alliierten Mächte zusammen zuschweißen» Von ihrem Willen werde Deutschland sich freiwillig in das Unabänderliche fügen müssen. Auch auf die Regelung der Ostreparationssrage werde die Haltung der Alliierten nicht ohne Einfluß bleiben. Ein besonders gutes Vorzeichen sei in dem Fern bleiben Dr. Schachts zu erblicken. Sein Vorgehen gegen der deutschen Finanzminister Hilferding hat die schlimmsten Befürch tungen über seine Absichten sür die zweite Haager Konserenz ge setzt, doch hat die Reichsregierung mit der Ausschaltung Schachts den Beweis erbracht, daß sie einer endgültigen Regelung nichts in den Weg legen wolle. Der „Paris Soir" erblickt in dem günstigen Verlauf der vorbereitenden Besprechungen zwischen Paris, London und Rom die Sicherheiten dafür, daß unliebsame Zwischenfälle die Konfe renz nicht stören werden. Die Verhandlungen würden weder sehr lang, noch sehr schwierig sein und zu der Schlußregelung führen, die alle Welt erhoffe. * Eine „SMtil>ilS"-5ürniel wird gesucht Paris, 2. Januar. Wie der Pariser Vertreter der TU. erfährt, werden die in Paris begonnenen Besprechungen in der sogenannten Santtionsfrage im Haag zum endgültigen Abschluß gebracht werden. Es handelt sich lediglich darum, eine Formu lierung für die nach dem Pungplan bereits feststehende Tatsache zu finden, daß nach dem Inkrafttreten dieses Planes von Sank tionen nicht mehr die Rede sein könne. Die Flüchtlinge erkennen an, daß alles sür sie getan wird, was irgend für sie getan werden kann. Es ist jedoch in einer Anzahl von Fällen vorgekommcn, daß die Mütter erkrankte Kinder ver steckt haben, weil sie sich nicht von ihnen trennen wollten Die sehr religiösen Mennoniten versuchen, den Gewohnheiten ihrer früheren Heimat gemäß, die Kinder gesund zu beten. Bei Untersuchungen des Lagers nach erkrankten Kindern wurden von den Müttern diese Kinder mit aller erdenklichen List den untersuchenden Aerzten im mer wieder entzogen. Es mutzten daher sämtliche Barackenaus gänge bewacht und dann eine energische Untersuchung der Baracken vorgenommen werden. Sämtliche an Streptococcus erkrankten Kinder sind in Einzelräumen isoliert worden. Auch im Flücht lingslager Prenzlau sind eine Anzahl von Kindern an Masern erkrantt. Um zu verhüten, datz die durch die Entbehrungen der letzten Monate und die ungenügende Ernährung in Rußland sehr geschwächten Kinder gleichfalls durch Komplikationen gefährdet werden, sind neben den Kasernen zwei große Krankenbaracken auf gestellt worden, in denen diese Kinder isoliert werden. Der Ge sundheitszustand der Kinder im Lager Mölln (Holstein) ist gut. Ende -es Reichsausschuffes? Landbund will breitere Front. Nach einer Mitteilung der Landvolknachrichten haben die Präsidenten des Reichslandbundes, Minister a. D. Schiele, Heppe und Bc 1 hke, an die geschäftsführen den Präsidenten des Reichsausschusses für das deutsche Volksbegehren, Hugenberg und Seld 1 e, einen Brief gerichtet, der anscheinend in der Aufrechterhaltung des Reichsausschusses keinen weiteren Zweck mehr sieht und eine Zusammenfassung auf breiterer Front vorschlägl. In dem Briefe heißt cs, der Reichslandbund habe in dem Kampf gegen die Kriegsschuld!»!;- und gegen den Tributplan seine ganze Kraft für das Volksbegehren und den Volksentscheid eingesetzt, obwohl diese Haltung mchl ohne Gefahren für den inneren Bestand des Landbunde