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Noch kein Kan-elsprovisorium. Die deutsch-französischen Handelsvertragsverhand- limqcn in Paris sind immer noch nicht zum Abschluß gekommen. Nach wie vor handelt es sich im wesentlichen »och um die Frage des Weinkontingents, sowie des Handels-, Schiffahrts- und Personenverkehrs in den sranzösischen Kolonien, besonders in Marokko und um die Errichtung von Konsulaten. Auf deutscher Seite steht man auf dem Standpunkt, daß letztgenannte Frage in einem, mindestens auf ein Jahr, abgeschlossenen Vertrage nicht mehr ungelöst bleiben könne. Man hofft jedoch immer noch, in den nächsten Tagen zu einer Einigung zu kommen. Warum Poincarv nicht gestürzt wurde. 15. Juli 1927 Bekanntlich wurde in den französischen politischen Kreisen allgemein damit gerechnet, daß Poincare über die Frage der Beamtenbesoldung zu Fall kommen würde. Warum die Radikalen in letzter Minute um sielen, geht aus einer Enthüllung der „Volonte", des Blattes Caillaux', hervor, die darüber schreibt' Die Radialen glaubten, daß es inopportun sei, am Vor abend der Parlamentsferien eine Ministerkrise herauf- Mbeschwören. In der Freitagbesprechung beherrschte eine Erwägung alle anderen: Durch wen sollte Poin care nach seinem Sturz ersetzt werden? Wenn Briand bei voller Gesundheit gewesen wäre, so hätte das Problem eine andere Lösung gefunden. Leider ge stattete jedoch der Gesundheitszustand des Außenmini sters es ihm nicht, schonjetztdie Verantwortung für die Macht zu übernehmen. Man befürchtet, daß unter diesen Umständen Poincare sich selbst wieder folgen würde. Das bestimmte die Mehrheit der Radikalen Sozialisten, ihm noch einmal ihr Vertrauen zu gewäh ren. Die Volonte schließt mit der Bemerkung, daß Poincare übrigens nur einen Aufschub erhalten habe. Versöhnliche Worte des französischen Botschafters in Berlin. Bei der gestrigen Feier des französischen National- seiertages in der Berliner französischen Kolonie hielt Botschafter De Margerie eine Rede, in der er zunächst an die schwierige Aufgabe der französischen Mitglieder der aufgelösten Interalliierten Militürkontrolle er innerte. Das seit dem letzten Nationalfeiertag ver strichene Jahr sei an inneren und äußeren Erfolgen reich gewesen. Zu den deutsch-französischen Beziehungen erklärte De Margerie, die offizielle Tätigkeit Frank reichs in diesem so verschiedenen Deutschland verlange die Mitarbeit aller derer, die sich hier niedergelassen haben. Die französische Regierung habe soeben einen neuen Beweis dafür gegeben, daß sie bestrebt sei, d i e Beziehungen zwischen beiden Ländern zu fördern, indem sie den Posten des Militär- Attaches wieder herstellte. Japans Bemühungen um -ie Genfer Konferenz. 15. Juli 1927 Dem Genfer Sonderkorrespondenten des „Matin", Äles Sauerwein, gegenüber erklärte der japanische Delegierte, Graf Ishii über Japans Haltung auf der Secabriistungskonferenz: Wir kommen nach Genf in der festen Absicht, uns über eine tatsächliche Beschränkung der Ceerüstungeu zu verständigen. Die offiziellen In struktionen unserer Regierung entsprechen dein Wunsch der gesamten Bevölkerung. Wir dürfen es nicht wagen, Wit einem Vertrag zurückzukehren, der die Rüstungen aicht beschränken, sondern ausdehnen würde. Man hat uns beauftragt, das Recht zu wahren, dieFlottebis Zu einer bestimmten M a x i m a l g r e n z e auszubauen, wobei wir uns vorbehalten, von diesem Recht keinen Gebrauch zu machen. Der japanische Ministerpräsident Tanaka erklärte, wie aus Tokio berichtet wird, daß er London und Wa shington aufgefordert habe, Schritte zu unternehmen, um die Genfer Abrüstungskonferenz zu einem erfolg vom (Nachdruck verboten.! 15. Juli. Heute kam er wieder, kaum daß Justus das Haus verlassen hatte. Er mutz ihm aufgelauert haben. Zum Glück kehrte Justus um, weil er etwas vergessen hatte. In der Halle traf er mit Brockhoff zusammen. Er behielt ihn zu Tisch da und ich mußte es dulden, daß er wich mit seinen glühenden Augen anstarrte, daß er meine Hand an seine Lippen preßte. Hilf, lieber Vater im Him- wel, entferne diesen Menschen und schütze meinen Justus. 16. Juli. Justus fragt mich heute, was mir sei. Ich iahe so blaß aus und sei nervös. Da kam mir ein retten der Gedanke. Ich bat ihn, mit mir zu verreisen, meinen Bruder zu besuchen und vielleicht eine Rheinfahrt zu wachen. Auf einer Rheinfahrt habe ich ja meinen Justus kennengelernt. Justus lachte und streichelte mein Haar. von heute auf morgen gehe das nicht, aber sobald die Ernte herein sei, wolle er mit mir reisen. Und er herzte und küßte mich. So Wohl geborgen lag ich an feinem Herzen und schalt mich töricht wegen meiner Angst. Aber als er nachher fort war, da kam die Angst wieder. Ich bin an das Bettchen meiner kleinen Sanna geflüchtet. Sie lag und schlief, fo süß und friedlich. Da fand ich Kraft Mm Beten. Der liebe Gott kann ja nicht wollen, daß unser heiliges Glück getrübt wird durch die sinnlose Lei denschaft eines ehrlosen Menschen. 18. Juli. Wieder war Brockhoff heute da, als Justus wrtgeritten war. Aber meine treue Martha wich nicht von meiner Seite, so drohend er sie auch ansah. Sie Iplelte mit Sanna zu meinen Füßen und ließ ihn nicht in meine Nähe. Da ging er wieder. Ich drückte der Mamsell dankbar die Hand. 21. Juli. Brockhoff kommt jeden Tag, und mir will es scheinen, als würde das selbst meinem Justus zu viel. Brockhoff ist so unruhig und zerfahren, daß es endlich auch ^ustus auffallen muß. Und heute fügt er zu mir: Ich finde, ^aß sich Joachim sehr zu seinem Nachteil verändert hat. reichen Abschluß zu bringen. Bisher sei nur eine Antwort aus Washington eingegangen, in der die ernstesten Wünsche ausgesprochen werden, zu einein Ab kommen zwischen den drei Mächten zu gelangen. Der Strafantrag im Plauener Prozeh. Am Schlüsse seines Plädoyers in der Berufungs instanz des Beleidigungsprozesses des Reichsaußen ministers Dr. Stresemann beantragte der Staats anwalt Dr. Schaufuß, die Berufung des Angeklagten Rechtsanwalts Dr. Müller zu verwerfen und den An geklagten zu einer Freiheitsstrafe zu ver urteilen. Dabei berief er sich auf seinen erstinstanzlichen Antrag, der auf sechs Monate Gefängnis lautet. Der Staatsanwalt bezeichnete die Tat des Angeklagten, der nachgewiesenermaßcn öffentlich unwahre ehrenrührige Anschuldigungen gegen den Minister erhoben hatte, als staatsgeführlich. Weiter führte der Staatsanwalt aus, daß der An griff des Angeklagten gegen das erstinstanzliche Urteil fehlgeschlagen sei. Der Angeklagte habe den Willen ge habt, Dr. Stresemann mit dem Vorwurf der Lüge und der Korruption herabzusetzen. Der Wahrheits beweis sei aber nicht geführt worden, da überhaupt kein Strafverfahren gegen die Evaporator eingeleitet war, so daß Dr. Stresemann auch nicht eingreifen konnte. Von einer Wahrnehmung berechtigter Interessen könne bei dem Angeklagten keine Rede sein. Er wollte nur Dr. Stresemann persönlich treffen. Es könne, so erklärte der Staatsanwalt, für einen Deutschen keinen schwereren Vorwurf geben, als den, er habe Per sonen der gerechten Strafe entziehen wollen, die eine landesverräterische Handlung begangen haben. Erst recht trete dieses Erschwerungsmoment in den Vorder grund, wenn es sich um den Außenminister handle, der nicht nur der Kritik des Inlands sondern auch der des Auslands ausgesetzt sei. Nach dem Staatsanwalt nahm der Vertreter des Nebenklägers Rechtsanwalt Dr. Kunz das Wort. Aus aller Well. 15. Juli 1927 * Gräßlicher Unglücksfall. Ein gräßlicher Unglücks fall ereignete sich in Dörnitz bei Könnern an der Saale. Als ein landwirtschaftlicher Arbeiter eine in Unordnung geratene Mähmaschine nachsehen wollte, zogen die Pferde plötzlich an. Der Unglückliche wurde von den Messern der Maschine buchstäblich zerschnitten. Er starb bald darauf. * Naubüberfall auf ein Stationsgebäude. Aus Mainz wird berichtet: Drei maskierte Räuber drangen am Mittwoch abend mit vorgehaltenem Revolver in das Stationsgebäude von Marienborn ein und versuchten, die Kasse zu berauben. Auf die Beamten, die sie an ihrem Vorhaben hindern wollten, gaben sie mehrere Schüsse ab, die jedoch ihr Ziel verfehlten. Die Räuber flüchteten darauf und wurden von dem sofort herbeige rufenen Ueberwachungskommando der Bahnpolizei und der Gendarmerie verfolgt. Bis jetzt konnten sie jedoch noch nicht festgenommen werden. * Schwerer Verkehrsunfall bei Darmstadt.. Aus Darmstadt meldet man: Auf der Straße von Sensbach nach Beerfelden geriet ein mit Ausflüglern besetzter Wagen infolge zu schnellen Fahrens ins Rutschen und prallte gegen eine Telegraphenstange. Ein Kind wurde sofort getötet, ein Mann erlitt so schwere Verletzungen, daß er bald darauf starb. Die übrigen Insassen wurden schwer verletzt. * Ein blutiges Manövergefecht. Auf dem Truppen übungsfeld in Kischinew creignee sich ein Manöverun glück, dem 10 Tote und 31 Verwundete zum Opfer fielen. Die Mannschaft des 3. Rosiori-Regiments, die Säbel und Lanzen führte, hatte abends Gefechtsübun gen auszuführen. Plötzlich vernahm man gellende Ent setzensrufe, die Hornisten bliesen Retraite und dasSchein- manöver wurde abgebrochen. An Ort und Stelle konnte dann konstatiert werden, daß das Manöver gerade in eine regelrechte Metzelei auszuarten begann. Auf dem „Schlachtselde" fand man 41 Soldaten in ihrem Blute liegen, durch Säbelhiebe und Lanzenstiche verletzt. Fünf waren bereits tot, fünf starben, die übrigen waren durch Hiebe und Stichwunden mehr oder weniger schwer ver letzt. * Eine Milliardärstochter, die sich freut, ins Ge fängnis zu kommen. In einem Cafe zu Tours wurde dieser Tage ein Russe wegen verbotenen Waffentragens verhaftet. Eine junge, hübsche und sehr elegante Dame, die sich in seiner Gesellschaft befand, wurde ebenfalls festgenommen. Es war eine Amerikanerin, die sich schon seit Monaten in Frankreich aufhielt, ohne daß sie sich bei der Polizei als Ausländerin angemeldet hätte. Als ihr der Polizeikommissar mitteilte, er werde sie bis zur völligen Aufklärung aller Einzelheiten gesangenhalten müssen, erhielt er die erstaunliche Anwort, daß sie das herrlich finde, da sie eine begeisterte Liebhaberin von Abenteuern und Sensationen sei. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß die extravagante Amerikanerin eine Miß Harrison ist und einer amerikanischen Milliardärs familie angehört. * Wieder Honoluluflug eines amerikanischen Flie gers. Nach Meldungen aus San Franzisko ist der ame rikanische Flieger Smith gestern vormittag um 1411 Uhr zu einem Fluge nach Honolulu ausgestiegen. Aus -em Gerichtsfaal. Schlimme Folgen eines gewagten Gutskaufcs — Vetrugspvozeß Schille. Der Landwirt Paul Walter Schille, geboren 1896 zu Dresden, wohnhaft in Frei tal, mußte sich vor dem Gemeinsamen Schöffengericht Dresden in einem größeren Termin wegen Betrugs ver antworten. Der Angeklagte hat anfänglich die Bürger-, später die Real- und zuletzt die Handelsschule besucht, trat dann in der Landwirtschaft in die Lehre, volon tierte auf verschiedenen Gütern, wurde während des Krieges zum Heere eingezogen und erwarb im Jahre 1919 mit finanzieller Unterstützung seiner Angehörigen und Verwandten in Frankenau bei Rochlitz ein Gut, das er anderthalb Jahr bewirtchaftete. Infolge ungenügen der Kenntnisse kam Schille nicht vorwärts. Durch seine Mißerfolge geriet er in finanzielle Schwierigkeiten, die derart nachwirkten, daß er 1925 den Offenbarungseid leisten mußte. Nach Verkauf des Gutes in Frankenau bezw. nach Aufgabe dieser Gutsbewirtschaftung hatte Angeklagter im väterlichen Geschäft in Freital mit ge holfen. Durch ein Inserat im November 1926 in einer Dresdner Zeitung (Dr. N. NZ war Schille auf den Guts besitzers Görnitz in Gallschlltz (Amtsh. Oschatz) aufmerk sam geworden, der sein Gut veräußern wollte. Es war noch ein Käufer aus Leipzig vorhanden, den Schille zu verdrängen wußte. Ende November vorigen Jahres kam der Eutshandel zum Abschluß. Der Preis einschließlich Inventar wurde auf 210 000 Mark festgesetzt und ver einbart, daß am 1. Dezember bei lieber nähme 70 000 Mark bar ausgezahlt, in den folgenden Monaten wei- ere Teilsummen zu leisten waren, während ein Restkauf geld in Höhe von rund 50 000 Mark stehenbleiben sollte. Da Schille sehr redegewandt war und auftrat, als ver füge er tatsächlich über die erforderlichen Kaufgelder, so nahm auch Rechtsanwalt Schade in Mügeln die nota rielle Beurkundung vor, ohne zuvor einen Vorschuß zu erheben. Weiter hatte der Angeklagte in Tränkners Möbelhaus in Dresden am 22. November v. I. zur Aus stattung des Herrenhauses usw. eine Anzahl Möbel im Gesamtwerte von über 5200 Mark gekauft und zum 1. Dezember nach Eallschiitz liefern lassen. In allen vor genannten Füllen hatte er verschwiegen, daß er völlig mittellos war und bereits den Offenbarungseid zu leisten gezwungen gewesen ist. Und darin wurden die Betrugs- Handlungen erblickt, wegen der er sich zu verantworten hatte. Schille bestritt dies, er will Aussicht gehabt haben, entsprechende Gelder aufzutreiben, dies sei nur geschei tert, weil die Amsthauptmannschaft Oschatz infolge einer erhaltenen schlechten Auskunft wegen der früheren Guts bewirtschaftung die Genehmigung nicht erteilt habe. Nach zeitraubender Beweiserhebung wurde die Schuld für erwiesen angesehen und der Angeklagte wegen Be trugs in zwei Füllen zu insgesamt zehn Monaten Ge fängnis verurteilt und in der Begründung hierzu aus geführt, daß Angeklagter überaus dreist vorgegangen sei. Wenn man jung ist, wählt man seine Freunde wenig vor sichtig! Da atmete ich aus und sagte: Ach Justus, Wie gut, daß du das selbst findest. Ich wollte dich nicht kränken in deinem Freunde, aber ich mag ihn gar nicht leiden. Auch scheint er mir reichlich nervös und krankhaft überreizt. Ich möchte ihn am liebsten nicht mehr in Glossow sehen! Da sah mich mein lieber Mann forschend an. Aber er schwieg und strich mir nur liebevoll über die Augen, als wolle er da etwas fortwischen. Und dann sagte er ernst: In den nächsten Tagen muß er ja abreiseu, sein Urlaub geht zu Ende. Sonst würde ich ihn bitten müssen, nicht mehr zu kommen. Da atmete ich auf und sagte nur leise: Gott sei Dank! Justus küßte mich innig und ging mit gedanken voller Stirn von mir. Am Nachmittag kam eine Botschaft vom Bahnhof. Er schrieb Justus, daß er ihn am Abend zu einer Bowle mit einigen bekannten Herren in Gosserow erwarte. Justus lag nicht viel daran, aber er sagte doch zu, weil er hoffte, es sei eine Abschiedsfeier, die Brockhoff veranstaltete, und weil er wohl ohne Verstimmung von dem ehemaligen Freunde scheiden wollte. Herzlich und innig verabschiedete sich mein Justus nach dem Abendessen von mir und meiner kleinen Sanna. Ich ließ ihn schweren Herzens ziehen, denn ich habe immer Angst, wenn ich ihn mit Brockhoff zusammen weiß. Auch treibt sich eine Zi geunerbande im Walde umher. Es sind unheimliche Ge sellen, und sie lagern dicht bet Gosserow, wo sie am Strande wahrsagen und Jahrmarktskurzweil treiben. Ich bin froh, daß Justus eine Waffe bei sich hat, tür alle Fälle. Mein Herz ist so schwer, daß ich immer weinen möchte. Meine kleine Sanna wird jetzt zu Bett gebracht. Wenn ich meine Herzensnot diesem Büchlein anvertraut habe, will ich ihr gute Nacht sagen und an ihrem Bettchen beten, daß meine dumpfe unheimliche Angst von mir ge nommen wird." Hier schloß das Tagebuch. Diese letzte Aufzeichnung hatte Bettina am Tage ihres Todes gemacht, kurze Zeit, bevor die Katastrophe über sie hereinbrach. Sanna saß lange unbeweglich, nnd ihre Tränen fielen herab. „Arme, liebe Mutter, das Unheil kam doch über dich und über uns alle. Dein Gebet ist nicht erhört worden. Während du diese letzten Worte schriebst, kam es schon her angeschlichen in der Gestalt jenes Elenden, der deinen Frieden störte. Vielleicht war dieser Mann auch ein Un glücklicher. den das Verhängnis trieb, oich zu veroerben. Ich will ihn nicht richten. Mag seine Seele Ruhe finden, wenn er noch am Leben ist. Und mein armer Later — auch er ist nur ein Unglücklicher gewesen, der mußte tun, wozu ihn sein rasches Blut trieb. Aber nimmermehr kann ich nach alledem glauben, daß er an der Unschuld meiner Mutter zweifelte, kann nicht glauben, daß er mit Absicht die Waffe auf meine Mutter richtete. Ein unglücklicher Zufall fügte es Wohl, daß meine Mutter getroffen wurde, als er den Schuldigen richten wollte. Und da er die Mutter sterben sah, erschoß er sich in der Verzweiflung selbst." So dachte Sanna, bis ins tiefste Herz erschüttert. Und sie weinte, als müsse sich alles Leid in Tränen auslösen. Endlich trocknete sie die Tränen und richtete sich auf. Sorglich barg sie das Tagebuch ihrer Mutter wieder an seinem Platz in dem Geheimfach. Leise schnappte die Feder wieder ein und nichts war mehr zu sehen als die glatte Fläche und die Sternchenbordc. Einunddreißigstes Kapitel. Rolf von Gerlach war aus seiner Reise in Nizza ein getroffen. Die Sehnsucht zog ihn mit Macht nach Ger- lachsheim zurück, in Sannas Nähe, aber er fühlte sich noch nicht ruhig genug. Es erschien ihm unmöglich, von ihr zu lassen. Je länger er ihr fern war, je mehr sehnte er sich nach ihrem Anblick. In Nizza hatte er in einem Hotel auf der Promenade des Anglais Wohnung genommen. Diese Promenade ist breit und wundervoll angelegt, dicht am blauen Meer. Sie ist mindestens einen Kilometer lang. Die hier liegen den Hotels sind alle erstklassig und sehen mit ihren Terrassen und Balkons sehr vornehm aus. Nur wenige Privatvillen stehen dazwischen an dieser großartigen Promenade. (Fortsetzung folgt.)