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Ottendorfer Zeitung des Gemeinderates zu Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den ^3. Februar 26. Jahrgang. s Mit den Beilagen »Neue Illustrierte*, »Mode und Heim* und »Der Kobold*. Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. - Anzeigen werden a« .... - bi» spät «Le«, vormittaglO Mrd,«, ««schLstest»»« erbeten.^ - «Kd bei etntretender Ändernna eM Nmn«r L vorher bekannigezsv»», - Jeder Anspruch «nf NEa? rrNschi, we» - der Anzrigen-Betrag durch Maa, ed«MM' m «erd«, m«tz oder wenn der NryttaMv*» Aonkur» gorÄk Gemeinde - Giro - Konto Nr. 13S. t Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Uiterhiltnjs- ,L. ÄW«l Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen »NIINIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII» » Di« »Ottendorfer Zeitung- erscheint Diene- - tag, Donneretag und Sonnabend. Dir B«t»g,«Prei» wird mit Bcgirni I«d»n Monat» bekannt gegeben. 2 I« Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. - >» dgendwelcher Störungen de» Betriebe» der L m ZeVuna, d. Lieferanten od. d. Beförderung»- L ü Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An- - »» sprach auf Lieferung oder Nachlieferung der » », Zeitung »d. Rückzahlung d. Bezugspreise». ü »IIIIII1IIII,1,111,1111,,1,111,1111,1» Postfcheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Nummer 19 OertticheS und Sächsisches. <vtte»dorf.Vkrilla, den (2. Februar s-rr. — Wie wir erfahren hat unsere Gemeindevertretung in einer gellern Abend stattgrsundcnen auherordentlichen Saunst Beschlüsse von außerordentlicher Tragweite für unsere Gemeinde gefaßt. Der Bau der Wasserleitung wurde vergeben und zwar rrhillten dir Firma Hermann Hempel in Waldbeim und Dresden den Bau des Rohrleitungsnetzes, di e Firma Ehrig, hier, den Bau der Pumpstation, die Firma Lesche, hier, des Bau der beiden Hochbehälter und die Firma Hermann Wagner in Ebersbach den Blunnenbav. Weiterhin wurde beschlossen, für dar Ortsleitungrnetz in der Hauptsache Stahlrohre zu verwenden. Die Gesamikosten werden sich auf ca. 380000 Rk. stellen. — Wie aus dem Inserat ersichtlich, rollt am Sonntag in dem Hirsch-Ktno der überaus spannend« Film „Tornado", b Akte Lustspiel vervollständigkn da« Programms und ist ein Besuch dieser Vorführung nur zu empfehlen. — Wie durch Plakate und Inserat ersichtlich, finden am Sonntag im Gasthof zum Roß Hometrainer-Radrennen statt. Die bekannten Rennfahrer Herrlich, Fischer, Hartmann find bereit« von der Winterbahn Berlin u. Breslau eingetroffsn und werden sich mit noch einigen anderen Fahrern spannende Kämpfe liesrrn. Die Fahrer, welche zum letzten mal auf treten, müssen sich da sie organisiert, zu den diesjährigen Bahnrennen oorbereitru. Hiesige Amateure, welche sich an de« Rennen beteiligen wollen, können sich im Roß melden. Ein Besuch ist, vor allem für di« welche eine derartige Beraustallung noch nicht gesehen haben, sehr zu empfehlen. — In letzter Zeit sind wiederholt Nachahmin von Reichsbanknoten (sogrnanute Blüten) zu Reklamezwecken ver- breitet worden. Trotz der vorhandenen Abweichungen zeigen diese Blüten, besonder« wenn sie zusammengefaltet sind. Aehnlichkiit mit den echten Noten, sodaß es in einer Reihe von Fällen bereit« Betrügern gelungen ist, fi« zu Zahlungen i» verwenden. Nach 8 360, Ziffer 6 de« StGB, ist die Anstrtigung und Verbreitung von WareuempfehlungSkartru. Ankündigungen oder anderen Drucksachen oder Abbildungen die in der Form oder Verzierungen dem Papiergelde ähnlich find, strafbar. Da« Reichsbankdirektorium warnt daher vor Anfertigung, Verbreitung und gleichzeitig auch vor Annahme derartiger Blüten. — Von kirchlicher Seite erfahren wir, daß, nachdem leider Herr Lande«posauneumeister Müller wegen der Vor bereitungen für da« Laudesposaunenfest in Chemnitz absagen wußte, Herr Studienrat Satlow au« Dresden mit seinem 10-14 Mann starken Posaunenchor erscheinen wird, um da« Fest d«r Orgelweihe mit auszugrßalten. Hoffentlich finden sich Gemeindeglitder, die jene Gäste mit in ihr Haus aus- vehmen. — Da« sächsische Wirtschaftsministerium hat folgende interessante und schöne Verordnung erlassen: Sobald bei einem wegen Maul- und Klauenseuche notge- schlachteten Rinde Entschädigungsanspruch auf Grund von 88 1 und 3 de« Sächs. Viehseuch«n»Entschädigung«gesetzrS vom 29 Mai 1921 gestellt wird, hat sich der Bezirkrarzt, sofern er die Fleischbeschau an dem Tiere nicht selbst vor- Nimmt, darüber zu unterrichten, welche krankhaften Veränder ungen an dem geschlachteten Rinde vorliegen. Vorher darf über da» Schlacht-Stück fleichbeschaulich nicht ver- mgt werden. Hierauf hat der Bezirtttierarzt den Fleischbe- 'chautierarzt und die Besitzer verseuchter Rindrrbestände auf merksam zu machen. — Der 27 Jahre alte Tischlergesell« Karl Stocklasa °U» Dresden, der von den Amt«anwaltschaften der Amts gericht« zu Löbau und Ebersbach wegen zahlrricher Kirchen- kinbrüch«, die er seit August und September in der Lausitz verübt hat, gesucht wird, und der auch weiter in Verdacht sieht, in der Nacht zum 6 September 1926 den Einbruch u di« Trinitati«kirche zu Dresden verübt zu haben, wurde n den letzten Tagen in Böhmtsch-Leipa festgenommen und in das dortige Kreisgericht eingeliefert. In der Umgegend von Böhmisch-Lripa waren in letzter Zeit verschiedentlich schwere Eiubruchsdiebstähle zu verzeichnen. So wurde in brr vorigen Woche die Geschäftsstelle der Landwirtschaftlichen -llecein- in Niemen« gewaltsam erbrach«« und der Panzer- Mank ang«bohrt, doch mußten die Einbrecher mitten in der Arbeit flüchtm Li« behördliche» ErmiUlUügtN dauern uom mt. Anfang September war Stoälasa beim Ueberschreiten btt Grenze bereit« einmal angehaltrn und nach der tschecho slowakischen Gendarmeriewacht in Grorgöwalde gebracht worden, wo er in einem unbewachten Augenblick zum Fenster hinausfprang und im Dunkel der Nacht entkam. Königsbrück. Der Männrrgrsangverein König»- brück gab anläßlich seine« 75 jährigen Bestehen« am Sonn tag unt«r Mitwirkung der Stadlkapelle im Schützeuhaus ein gutbesuchte« Jubiläumrkonzert, daß er mit KreutzrrS „Felsenkrtutz" eröffnete, dem Liede, da« 1852 zuerst g«übt worden war. Der frühere Chordirigrnt Kantor Büttner dirigierte es. Dann gab der Jubelverein unter Leitung seines jetzig«, Lirdermeisters Dähne in Chören, Doppel- und Soloquartetten weitere Proben sein«» tüchtigen Könnens. Roßwein. In letzter Zeit ist im hiesigen Bezirke verschiedentlich ein Mensch ausgetreten, der sfich al« Buch- prüsung«b»amter de« Landesfiuanzamte« ausgegrben und bet Gewerbetreibenden Bücher eingesehen hat. Anschließend au die amtliche „Buchprüfung" wollt« er ein ziemlich wertloser Kassenbuch für 8 Mk. loswerden. Da« scheint das haupt sächlichste Bestreben de« raffinierten Betrügers gewesen zu sein. Leipzig. Abenteuerlust und die Sehnsucht nach dem Süden brachten einen jungen Augestelltn eines hiesigen Rechtr- anwaltrbureau« ans den Gedanken, untir Mitnahme einer größeren, seinem Chef gehörigen Summe, ein« Spani«u- r«ise anzutreten. Der junge Mann kleidete sich vom Kopf bis zu den Füßen hochmodern und sehr elegant ein. Er kauft« u. a. eine wertvoue Nappa-Lederjacke eine Wildleder Weste, einen eleganten Handkoffer, em Kursbuch und ver- schiedene Sprachführer. Ohne die für die AuSreisr uach Spanieu erforderlichen Papiere zu bisitzen, trat er die Fahrt nach dem Lande seiner Sehnsucht au. Die Reisefreuden waren jedoch von kurzer Daurr. Bereits 36 Stunden nach der Flucht wurde er von der Polizei, dir sofort die Ver folgung ausgenommen hatte, festgenommku und nach Leipzig sofort zurückg«bracht. Ihm konnten noch rtwa 4000 Mark von dem veruntreuten Gilde abgenommeu wrrden. Stollberg i. Erzgeb. Von Dieben, die sich ver mutlich bereit« am Abend haben rinschließen lassen, wurde in einem Lebensmittelgeschäft an der hiesigen Herrenstraße »iu schwerer Einbruch verübt, bei dem den Dieben nicht nur dir gesamte Ladenkaffe, sondern auch verschiedene Lrbensmittrl in die Hände fielen. Sogar den Schlüsselbund habrn die Einbrecher mitgrhen heißen, so daß der Ladeuinhaber die Tür erst durch einen Schlosser öffnen laffrn mußt« und nun auch noch sämtliche Schlüffrl wird ändern lassen müssen. Meerane Das bei dem Fleischermeister Franz Bachmann, Schützrustraße., in Stellung befindliche Dienst. Mädchen erhirlt gestern die amtliche Benachrichtigung, daß ihr kürzlich in Amerika verstorbener Onkel ihr eine Erbschaft von fünf Millionen Dollar vermacht hat. Die zur Urbrr- weisung der Erbschaft erforderlichen Papiere find brrrit« eingrreicht. Dir reiche Erbin bleibt bis zur Auszahlung der Erbschaft noch in ihrer bisherigen Dtrnstboienstelle. Chemnitz. Auf der Staatsstraße von Lungwitz nach Mittelbach fuhr am Mittwoch der Kraftwagen der Obrrbürgermeister« Kühne von Reichenbach an einem unge sicherten Bahnübergang in dir Lokomotive eine« von Lugau nach Wüsteubravd vrrkthrendrn Personrnzuges. Der Kraft wagen wurde völlig zertrümmert. Oberbürgermeister Kühne der sich mit dem Auto de« Elektriztätswerkes der Stadt Rrichrnbach auf einer Dienstreise befand, wurde schwer, aber nicht lebensgefährlich vrrletzt nach dem Bezirkskrankenhaus Rabenstein übergesührt. Der Wagenführer ist etwa« glimpf licher davongekommen. Da« Uoglück soll dadurch zustande gekommen sein, daß der Wagenführer durch Sonne und Schnee geblendet wurde und infolgedessen den heraunahenden Zug nicht bemerkte. — Heute morgen um '/, 9 Uhr wurde auf dem Süd bahnhof auf dem Bahnglei« Dresden—Werdau die Leiche einer gräßlich verstümmelten, in mittleren Jahren stehenden Frau ausgesunden. E« handelt sich höchstwahrscheinlich um einen Selbstmord. Mrchermachrichteit Sonntag, den 13. Februar 1927. Borm. V» 10 Uhr PrediMottsrdientz. Borm, s/i 11 Uhr KtnderMesdimß. Das begönnene Jahr im Spiegel moderner Prophetie» Anno 1927 hat unter den gleichen leidenschaftlichen Auspizien, so da sind Kartenlegen, Dleigießen und Glück wünschen, begonnen, wie seine respektiven Vorgänger. In den ersten Wochen des neuen noch mit durchaus weißer Weste gar fürnehm auftretenden neuen Jahres ist Hochkonjunktur für die ehrenhafte Zunft der Astrologen, Kartenlegerinnen, Chiromanten und ähnlicher in Mystik reisender Persönlich keiten, würdige Nachkommen der großen Paracelsus und Nostradamus. Die Zeit ist ja längst vorüber, wo höchstens die Unschuld vom Lande, die treue etwas angejahrte Diene rin des Hauses oder das „Fräulein" mit den 40 Lenzen an aufwärts sich in aller Stille zur Kartenlegerin begaben. Heute ist Hellsehen, Prophezeien, Kartenlegen, Sterndeuten bereits zu einem durchaus anständigen Berufe geworden. Die berühmte Pythia Lenormand, zu der seiner Zeit selbst gekrönte Häupter gepilgert sein sollen und die den Weltkrieg und seine Dauer fast auf den Tag vorausgesagt haben soll, ebenso wie die Er mordung des unglücklichen Erzherzogs Franz Ferdinand, ist zwar gestorben, doch gibt es neuerdings gleich ein volles Dutzend solcher interessanter Geschöpfe, die naturgemäß moderner, d. h. mit Trancezuständen, Materialisationen und dem ganzen ziemlich komplizierten Rüstzeug der neu zeitlichen okkulten Wissenschaft arbeiten. Zu diesen würdi gen Nachfolgerinnen berühmter Seherinnen wi^ Kassandra, die in „Pessimismus" arbeitet, und der Jüdin Deborah, die bekanntlich die schärfste Zunge im alten Israel hatte und ihren Landsleuten gern die Wahrheit zu jagen pflegte, gehört zweifellos die bekannte Madame Briffaut, daneben die etwcw mysteriöser aufgemachte Elifs von Montmartre oder auch Frau WnoZ oder auch das liebenswürdige, erst 22jährige Fräulein Laplace, Sie schon wegen ihres Namens zu der Sternenwelt gute Beziehungen haben müßte, hat doch kein Geringerer wie der große Königsberger Philosoph Kant mit ihrem Namensvorsahren Laplace gemeinsam seiner Zeit das nach den beiden berühmten Männern be nannte, noch heute sehr wertvolle Weltsystem aufgebaut. Wenn wir die Ausführungen dieser Damen der vierten Dimension näher betrachten, so können wir uns allerdings eines geringen Schauers nicht erwehren. In der ersten Hälfte des nun glücklich begonnenen Jahres, wird es danach nämlich — sagen wir mal: — ziemlich dreckig! Katastrophen über Katastrophen suchen Len Erd ball heim. Bis zum Sommer werden sich die unheilvollen Ereignisse geradezu überstürzen. Die zweite Hälfte wird dagegen „Heilung" bringen. Nach Madame Briffaut sollen sogar schon bald nach Beginn des Jahres viele berühmte Männer sterben, andere versinken und andere vom eigenen Volkszorn weggefegt werden. Der Franken soll erneut in den Abgrund sinken und besonders England schwer erschüt tert werden. Politischer Mord, erneute Kriegsgefahr, finanzielle Skandale so und andere lieblichen Be gebnisse werden uns das Leben nicht gerade versüßen helfen. Auch Madame Amos, anscheinend, eine ge borene Griechin, weissagt für die erste Hälfte 1927 eitel Greuel und Unheil, — dann aber soll im Frühsommer der „große Umschlag" kommen. Die Krisis hat ihren Höhepunkt überschritten und die Memcbheit, 'r't sie noch vorhanden ist, beginnt einen herrlichen „Eesun- dungsprozeß", der etwa 1930 beendet sein soll. Ihr hell seherisches, astrologisches „Referat" endet mit einem durch aus wohltönenden Akkord: „Die Sitten werden wieder an genehmer, liebenswürdiger" und nicht zu vergessen, da sehr, sehr wichtig: „das Reich der Phantasie wird in allen Ange legenheiten der Mode unbegrenzt sein! Freuen wir uns also dieses harmonischen Ausklangs der Pariser Pythien und darüber, daß man drüben keine anderen Sorgen hat. Was aber die unheilvolle erste Hälfte des begonnenen Jahres betrifft, so können wir uns damit trösten, daß an scheinend Deutschland von allem nicht betroffen wird, — wenigstens kommt dieses doch immerhin auch noch in Europa liegende Land von nicht zu leugnender Bedeutung in den Weissagungen der Pariser Damen gar nicht vor. Oder sollte das damit zusammenhängen, daß es einer, Pariser Modedame oder einem Boulevardflaneur doch höchst gleich gültig sein kann, was mit den „Boches" geschieht? Das allerdings ist höchst bedauerlich, denn sonst hätten wir viel leicht auch von der unfehlbaren prophetischen Kunst der Pariser Pythien etwas profitieren können und noch dazu verhältnismäßig zu billigen Preisen — bei weiter sinkendem Franken. Hin»« ei« BeitsM.