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48. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Mit umflorten Augen las er, was.treuforgende Mutter liebe noch für ihn auf dem Herzen gehabt — und merk würdig: immer dieser Hinweis auf Elisabeth: sie liebt Dich noch immer, mein Junge. Ich weiß es, wie mich das beruhigt! Ein Schwert war durch ihre Seele gegangen damals, als Du sie um Ullas willen verschmäht hattest! Tausend bittere Schmerzen litt sie um Dich — sie hat Dich nie vergessen können! Und mein einziger Wunsch, mein tägliches Gebet ist, daß Du noch mit ihr zusammenkommst! Sie ist mir eine liebe Tochter. Darum bestimmte ich alles, was ich an Schmuck besitze, für sie! Du gibst ihn niemand anders! Nicht Deiner Frau! Und mein Biedermeierwohnzimmer, wie es ist, soll sie auch haben — sie gehört hinein! So oft hat sie mir darin die Zeit gekürzt durch ihr liebes Wesen! Es soll ihr eine kleine Erinnerung sein an eine alte Frau, an der sie in wahrhaft selbstloser Weise Tochterstelle vertreten. Du wunderst Dich gewiß, daß ich Deiner Frau nicht ge denke! Ihr kein Andenken vermache! Sie hat ja dennoch -den Vorteil von meinem Besitz, den Du erbst, mit! Das kann ich ja leider nicht ändern. Den Grund meines Ver haltens, das Dir unfreundlich, lieblos erscheinen muß, wirst Du in einem Briefe lesen, der in meinem Schmuckkästchen liegt! Der Brief wird Dir großen Schmerz bereiten — mir tut es selbst in der Seele weh; doch ich kann es Dir nicht ersparen! Elisabeth will ja nicht, daß Du erfährst, wie Ulla lügt " Hier war der Brief abgebrochen; augenscheinlich hatte die Mutter Abhaltung gehabt und war dann nicht gleich wieder zum Schreiben gekommen; er kannte ja ihre An gewohnheit, mehrere Tage an einem Briefe zu schreiben, damit er recht lang und ausführlich wurde! '»Aber was war das für ein Brief von dem sie geschrieben — was war sein Inhalt?. El vnnere oas ^Muckkastchen aus Ebenholz mil Perl- muttereinlage, ein kostbares altertümliches Stück, nach vem schon lange Ullas Wunsch gegangen beinahe fiebernd vor innerer Erregung, in die der Mutter Andeutung ihn versetzt aber ein Brief befand sich nicht darin! Auch nicht im Schreibtisch, nicht im Leinenfchrank — er hatte überall gesucht, doch keinen Ulla betreffenden Brief ge funden — er stand vor einem Rätsel, einem ihn sehr quä lenden Rätsel, dessen Lösung ihm nur Elisabeth allein geben konnte! Aber sie war nicht mehr da — — und schriftlich die Frage danach stellen, war sehr schwer, konnte vielleicht Anlaß zu Mißdeutungen geben Und Ulla fragen? Von ihr hätte er wohl am aller wenigsten die richtige Antwort bekommen, wenn sie über haupt etwas von einem Brief gewußt! Es mußte wohl etwas Schwerwiegendes sein und Ulla Belastendes, wenn die Mutter über das Grab hinaus Groll trug gegen seine Frau sie war doch sonst nicht kleindenkend! Er zer brach sich den Kopf und fand doch keine Lösung! Wenn er geahnt, daß Elisabeth den Brief nach kurzem Besinnen vernichtet! War es auch gegen den Willen der mütterlichen Freundin, sie konnte ruhig die Verantwortung vor ihrem Gewissen übernehmen! Warum des geliebten Mannes glückloses Leben noch mehr beschweren! Nie mehr hätte sie ihm unbefangen entgeaentreten können. Der Bru der, mit dem sie diesen Fall besprochen, hatte ihr Handeln gebilligt. Sie hatte ihn den Brief des Auskunftsbureaus lesen lassen und dann verbrannt. Und den Blick mit dem sie Karlo angesehen, verstand er wohl; er nickte ihr zu, mit einem leichten Erröten — „hab' eingesehen, daß das Geschick es doch gut gemeint hat mit mir " „Nicht wahr, Berta ist doch ein ander Mädchen als Ulla — Er nickte lächelnd, indem er über ihre Wangen strich. Elisabeth hatte ja recht gehabt wle immer! Doch trotz aller Vernunftsgründe konnte er Ullas doch nie ohne Herz klopfen gedenken! Sie hatte ein schöner unerfüllter Wunsch für ihn bleiben müssen! Und das gab ein Bebauern, eine Enttäuschung Elisabeth konnte das nicht jo verstehen! — — Noch tagelang suchte Werner nach dem Briefe; ohne Ergebnis. Er wurde unruhig, nervös und dann fragte er bei Elijabelh jo nebenbei an, als er ihr von dem Vermächtnis der Mutter schrieb und ihr mitteilte, daß die Möbel in den nächsten Tagen vom Spediteur eingepackt und ihr zugeschickt würden; sie dürfe nicht widersprechen — sei er doch so tief in ihrer Schuld, und keinem als ihr gönnte er diese Möbel, dieses Lieblingszimmer der Mutter. So schwer sich Werner sonst davon getrennt haben würde — in diesem Falle gab er sie mehr als gern her, weil ihm war, als bliebe dadurch eine geheime Verbindung zwischen ihm und Elisabeth bestehen; als sei sie ihm nicht so fern- gerückt! So mußte sie doch immer an ihn denken, mußte ihn spüren, weil er zwischen diesen Möbeln aufgewachsen war, wenn man auch, wie die Dinge lagen, leider keine großen freundschaftlichen Beziehungen weiter pflegen konnte — Ulla stand dazwischen! Ulla, die er verachten mußte, wäh rend Elisabeth Elisabeth! Er legte die Hände vor die Augen. Wie die Sehnsucht nach ihrer stillen reinen Persönlichkeit ihn oft überkam! Er hätte sein Gesicht auf die kühlen festen Mädchenhände -legen mögen, um Ruhe zu finden. Nun sie fort war, fühlte er, wie sehr sie ihm fehlte! Nicht nur der Mutter wegen war er immer so gern und freudig gekommen — nein, Elisabeth- wegen auch, die wieder ihren stillen Zauber um ihn g- spönnen! Und unwillkürlich erinnerte er sich daran, wie er s. einstmals hatte singen hören — ach' lange war es schon hei — aber das Lied war ihm unvergeßlich geblieben, weil es so gut auf sie paßte und auf ihn jetzt! Leise schwanken die Aeste, der Kahn fliegt uferwärts. Heim kehrt die Taube zum Neste, zu di« kehr heim mein Herz Genug am schimmernden Tage, wenn rings das Leben lärmt Mit irrem Flügelschlage ist es in Weite geschwärmt! Doch nun die Sonne geschieden, und Stille sich senkt auf den Hain Fühlt es: bei dir ist der Frieden, die Ruh bei dir allein! (Fortsetzung solgl.j Mel-WOo mit u. ohne Firmendruck empfiehlt S-chdnitmi K. KW, Uinor. Mrsvk. Donnerstag, den '24." und Sonntag, den A7. Ievrnar abends 8 Uhr Lnstspielsensaüon V » US Mix der Damenfreund. — 7 fabelhafte Akte. ——IZotl« »Is «Sokel. 2 Akte zum Brüllen. Tränen lachen Sie dabei. Turnverein Kahn e.A Sonnabend, den 26. Ieörnar in sämtl. Räumen des Gasthofs zum schwarzen Woß Winzer - M in Aßmannshausern Vorführungen der Winzer, Winzerinnen und Studenten. Weinschank, Bierstube mit Schrammelmusik. Sonder - Dampferverkehr. Beginn 6 Uhr. — Karten sind in der Buchhandlg, H. Rühle, Gasthof z. Roß und bei den Mitgliedern erhältlich. Sv80llävrs preisivsrL! 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Fortsetzung. Nachdruck verboten Ja Ruhe und Frieden war allein bei Elisabeth, diesem warmherzigen Menschen voller Güte, aber das hatte er sich ja in unbegreiflicher Verblendung verscherzt! Und doppelt schwer empfand er den Verlust der Mutter, bei der er doch oft eine köstliche Stunde körperlichen und geistigen Aus ruhens gehabt das war nun für ihn alles vorbei — jetzt hatte er niemand mehr! — Elisabeths Dankesbrief war eingetroffen; sie sträubte sich, eine so reiche Gabe, durch die sie sich nur beschämt fühlte, anzunehmen. So liebe herzliche Worte für die teure Ent- ichlafene halte sie gefunden, daß es wie eine warm wohl tuende Welle über ihn hinwegging und er den Brief zwei mal las und da fiel ihm auf, daß sie seine Frage nach dem von der Mutter erwähnten Brief gar nicht beantwortet hatte entweder hatte sie es übersehen oder sie wußte gar nichts davon — oder sie war mit Absicht darüber weg- gcgangen! Ganz sicher, das war es — sie wollte nichts jagen! Wie es ihn quälte! Und es stand bei ihm fest, sich mündliche Auskunft von Elisabeth zu holen; sonst hatte er keine Ruhe! Ulla war außer sich darüber, daß sie den Schmuck nicht bekommen hatte. Sie hatte sich schon ausgemalt, daß sie Vie Steine modern fasten lasten wollte; ihre Freude an glitzernden Steinen war ja groß, und sie konnte nicht genug Schmuck haben! „Ja sie Hai es verstanden, die heilige Elisabeth, sich bet deiner Mutter lieb Kind zu machen!" bemerkte sie giftig, „wer weiß, wie sic ihre Wünsche fein angebracht hat! Mama hatte einen Narren an ihr du als Sohn hattest aber das erste Anercht auf den Schmuck und die wertvolle Zimmereinrichtung — so etwas gibt man doch nicht fremden Leuten!" Werner iah sie mit einem so ausdrucksvoll verächtlichen Blick an, daß ihr das Blut in die Wangen trat — „Du mußt es ja wissen, Ulla. Du scheinst es vergessen zu haben, daß Dankbarkeit die erste Pflicht eines anständig denkenden Menschen ist. Mutter hat sich für Fräulein Schwarz' selbstlose Güte und Freundlichkeit nur erkenntlich zeigen wollen." Ulla zuckte die Achseln; ein höhnisches Lächeln flog um ihren Mund. „Die Scheinheilige! Stille Master sind tief. Ich kenne sie bester als du. Sie hat mich nie leiden können und Mama nur aufgehetzt gegen mich." „Es hat andere Gründe — —" Werner nahm den Brief der Mutter aus der Brieftasche — „Hier steht es: — du wunderst dich gewiß, daß ich deiner Frau nicht gedenke! Ihr kein Andenken vermache " er las ihr Sätze vor und iah sie scharf an. Doch er bemerkte keine Verlegenheit, kein Schuldbewußtsein — nur eine ungeheure Verwunderung. Zwar, Ulla war eine gute Schauspielerin! Aber in diesem Falle hätte sie sich doch nicht so gut verstellen können, daß er es nicht gemerkt hätte. „Wo ist der Brief — und von wem?" fragte sie kurz. „Mutters Brief ist unvollendet — ich weiß nichts j weiter " Ulla lächle kurz und spöttisch auf — ein Stein war ihr von der Brust gefallen, wenn es auch unmöglich war, daß die alte Dame etwas von ihrem Berkehr mit Gerhard Lezius erfahren batte. Das hätte sie nicht für sich behalten — das hätte sie sofort dem Sohne hinterbracht! „In meinem Interesse bedaure ich, daß du den erwähn ten Brief mir nicht vorlegen kannst. Solche halben Andeu tungen belasten mich, als ob man mir nachjagt, ich hätte silberne Löffel gestohlen," bemerkte sie kalt. „Ich bin mir nicht bewußt, in welcher Weise ich gelogen habe. Vielleicht, daß ich Mama auf ihre Fragen, was dies oder jenes Kleid oder meine Hüte gekostet haben, nicht die Wahrheit gejagt habe, und sie ist dahinter gekommen. Das mag ja icin — ich gebe zu, daß ich Mama um des lieben Friedens willen in viejei Beziehung öfter angejchwindelt habe und daraus wird mir nun ein Strick gedreht! Lächerlich! Und du, Werner — ich sehe dir dein Mißtrauen an —" „Wenn es oas wäre, Ulla —" versetzte er grüblerisch. „Aber das ist es auch nicht. Mama wär nie kleinlich -- es muß etwas anderes sein, was sie gemeint hat " „Ueber das Grab hinaus Unfrieden in eine Ehe brin gen!" Ulla sagte es mit großer Betonung — sie war si-!' ihrer Sache jetzt sicher, und Werner schwieg daraus. Ei hätte nichts erreicht, und des Zankens und Streitens wen er überdrüssig. Die Tage vergingen für Ulla in Eintönigkeit und Stille; es prickelte alles an ihr von Ungeduld. Sie wurde immer reizbarer; bei jeder Gelegenheit juchte sie Streit, und gegen das Personal war sie heftig und ungerecht, jo daß das Stubenmädchen und die Köchin gleichzeitig kün digten, was wieder Anlaß zu erhöhter Ungemütlichkeit gab Man saß bei Tische. Ulla weinte beinahe; denn sie ärgerte sich über das nach ihrer Ansicht unverschämte Be nehmen des Personals. „Warum reisest du nicht, Ulla? Das Wetter ist dock jchön, und deine Garderobe hast du ja wohl auch in Ord nung, wie du sagtest." Sie verstand seinen Sarkasmus. i „Willst du mich jetzt schon los sein, Werner?" „Du hast keinen Grund zur Empfindlichkeit, Ulla — ich meinte sogar mit meiner Frage deinen Wünschen enl- gegenzukommen " „Ich werde es mir überlegen —" Das Stubenmädchen meldete da, das Frau Doktor an das Telephon gewünscht werde. Es war Dr. Gerhard Lezius. Was siel ihm ein, um die Mittagszeit anzurufen! „Verzeihen Gnädigste die Störung! Ah, Sie sind ge rade bei Tische? Schon —? Das tut mir leid! Doch ich habe etwas sehr Interessantes für Sie ja natürinb, ich spreche vom Labo aus — wäre es Ihnen möglich, morgen einmal wieder ins Labo zu kommen? Der Herr Gemahl wird sicher nichts dagegen haben! — Allgemein wird un>:r- liebenswürdige Volontärin vermißt! Näheres kann ich Ihnen nicht sagen — — nein, nein, Sie müssen sich noch gedulden! Morgen nm^r! Meine schönsten Empfehlungen an den Herrn Gemahl! Lassen Sie den Braten nickn 'alt werden -- —" (Fortsetzung folgt.) Mi-WM