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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und »«»«»»»IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII» — — Di« ,Ott«ndorf«r Zrituna' erscheint Diens» - tag, Donnerstag unv Sonnabend. v«r V«tugs»Pr«t« wird mit Beginn jede« Monat» bekannt gegeben. ». Im Falle höherer Gewalt (Krieg vd. sonst. 8 8 irgendwelcher Störungen der Betriebe» der H I Zeitung, d. Lieferanten od. d. Beförderung»- 8 A Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An» - »» spruch auf Liefemng oder Nachlieferung der - - Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreise». I Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. WttWlWS- ,K, M ÄMM Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen des Gemeinderates zu Ottendorf-Okrilla. Mit den Beilagen „Neue Illustrierte", „Mode und Heim" und „Der Kobold". Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Umgegend - Anzeigen werden an den Erscheinungstagen g »< bi» spLteSeu« normÜtag lO Uhr in di» * Defchästtstell« «rbeten. » Di« Festsetzung der Änzeigen-Dreis«, 8 2 wird bei eintretender Änderung eine Nummer 8 Z vorher bekanntgegeben. 8 Jeder Anspruch auf Nachlatz erlischt, wen» 8 - der Anzetgen-Vetrag ditrch Klage eingezogen S - werdeu muß oder wenn der Austrazgeder t» g Konkin» geröt. 8 HIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII» Gemeinde - Giro - Konto Nr. 136. Nummer 12 Freitag den 28. Januar 1Y27 26. Jahrgang. OertlicheS «nd Sächsisches. Dttendorf-DkrtNa, den er. Januar i9rr. — Eine Einschränkung im kleinen Grenzverkehr ist auf Böhmischer Seite getroffen worden. Die Prager Regierung hat die Grenzzollämter darauf aufmerksam gemacht, daß die Bewilligung zur freien Ausfuhr von zehn Kilogramm Lebensmitteln nur für diejenigen Reisenden gilt, die sich im Besitz eine« ordnungsmäßigen Paffe« befinden, nicht aber für den sogenannten kleinen Grenzverkehr. Die Verfügung ist darauf zurückzuführen, daß man feögestellt hat, daß im kleinen Grenzverkehr täglich von demselben Personen Lebens mittel über die Grenze, und zwar besonder« nach Deutsch land, gebracht werden. Die Maßnahme trifft vor allem die Bewohner der Grenzort» schwer, die sich bisher eben doch im Wege de« kleinen Grenzverkehr» mancherlei Lebensmittel, die drüben billiger zu haben waren al« hüben, beschafften. Von einem Schmuggel konnte dabei keine Red« sein. Ab gesehen davon daß die Mengen doch immerhin oerhältni«- «Lßig klein waren, wurden auderseit« auch im kleinen Grenzverkehr von hüben hiuübergebracht. Zu einer Zeit wo da« Bestreben weiter Kreise darauf hinau-läust, den Grenzverkehr leichter zugestalten, muß »tue solch« Maßnahme befremdlich erscheinen. Zu allzu großen Optimismus in be zug auf die schwebenden Verhandlungen übrr Grenzver- kehrserleichterungeu berechtigen sie jedenfalls nicht. Pulsnitz. Die städtischen Kollegien haben mit Zustimmung de« Ministeriums de» Innern in Anerkennung der Dienste, die der hiesig« Privat»« und Friedensrichter Earl Albin Biereichelt vom 1. Januar 1909 bi« zum 31. Dezember 1926 der Stadt Pulenitz al« Stadtverordneter und später al« Stadtrat selbstlos und «rsolgreich gewidmet, hat beschlossen ihm ehrenhalber zu gestatten, auch nach feinem Ausscheiden au» den städtischen Ehrenämtern al» Stadtrat a. D. den Titel Stadtrat zu führen. Biereichelt unterstand da» Bauwesen der Stadt, und seiner Initiative ist da» Entstehen zahlreicher neuer Wohn- und Siedlungs häuser zu verdankrn. Luch die moderne Neupflasterung der Straßen ist sein Werk. Elstra. In der Schlosser» und Schmiedewerkstatt von Kurt Mierisch an der Pulsnitzer Straße entstand am Montag nachmittag durch Funkenflug innerhalb der Werk statt «in größere» Schadenfeuer, welches in d«u herum liegenden Oellappen reiche Nahrung fand. Nur durch da« tatkräftige Eingreifen mehrer Nachbarn konnte da» Feuer Unterdrückt werden. Bautzen. Durch Feuer wurden di« Schrune und di« Seitengebäude de« dem Wirtschasttbefitz» Jentzsch in Klix gehörenden Anwesen» eingeäschert. Da« gesamte Material, Wagen und Ackergeräte wurden ein Raub der Flammen. Auch ein Teil der Ernte wurden vernichtet. Da« Vieh konnte gerettet werden. Bei der Bekämpfung de» Fluer« trug fich ein Unfall zu. Der Arbeiter Traugot Britsche aus Kleinsärchen geriet unter die Räder der Feuer- spritze und wurde schwer verletzt. Zittau. Im Hause de» Heinrich Eckahart in Wittgendorf explodierte eine Benziuflasche und die Wohnung stand sofort in Flammen. Dabei konnte dir dreiundachzig- Jahre alt« Frau Wilhtlmine Franke, weil sie bettlägerig war nicht grrettet werden. Sie verbrannte, ihre Leiche wurde Unter den Trümmern geborgen. Marienberg. Ein 7 jähriger Schulknabe «ar im Hüttengrund auf dem vereisten Wege ausgeglilten und in den hochangeschwollenrn Schlittenbach gefallen. Ohne fich zu besinnen, sprang der vorübergehende 12 jährige Realschüler Arno Kunze au« Marienberg dem Jungen nach und brachte ihn glücklich an« Land. Leider hat fich der brave Schüler bet seiner wackeren Tat eine schwere Erkältung zugezogen, während dem Geretteten da« kalte Bad nichts geschadet hat. Leipzig. Der bisherige Vertreter einer Berliner Buchhandlung, angeblich Rudols Werner, der seit Anfang November für die Berliner Firma in Leipzig tätig war hat ohne deren Wissen und Willen durch Inserate Unter vertreter gesucht und soviel bi« jetzt bekannt wurde, inner, halb zwei-r Tage vier, von ihm engagierten Leuten inkge- samt 890 Mark Kaution abgenommen. Seit dem 19. Janucr ist der angebliche Werner mit dem Gelbe ver-j schwunden. Es ist zu befürchten da« er die gleichen Schwindeleien auch anderwärts betreiben wird. Ehrenberg. In dem Seitengebäude de« ehematt Hartmannschen Gute«, in dem fich di« Stallungen befinden/ st in der Nacht zum Mittwoch ein Feuer ausgebrochen, da« das Gebäude in kurzer Zeit rinäscherte. Das Vieh konnte gerettet werden. Wahrscheinlich liegt Brandstiftung vor. Leipzig. Ein schwerer Unglückrfall ereignete fich in ,er Wurzener Straße in einer Plätterei. Ein an der elek trischen Heißmangel beschäftigtes junge« Mädchen kam mit der link-n Hand in die im Betrieb befindliche Maschine, wobei ihr die Hand zum Teil zerquetscht wurde. Nach langem Bemühen konnte die Bedauernswerte aus ihrer ver zweifelten Lage befreit werden. Ein gerade im Nachbar hause beschäftigter Arzt leistete die erste Hilfe. Durch das Geschrei der Verunglückt«» hatt« fich eine größere Menschen- menge angesammelt. Regi«. Am Dien«tagnachmittag verunglückte der im Tagrsbau der Grube Regi« beschäftigt« 25 jährig« Arbeiter Alfred Kuhf« b«i der Explosion eine» Schweiß- apparate« tödlich. Der Apparat war eingefroren und Kuhf« wollte ihn über dem Feuer auftaurn. In dem Apparat waren Karbidgase und diese Gase schleuderten di« Haube d«r Schweißapparate« empor, wodurch Kuhfr an die Stirn ge troffen wurde. Lug au. Der hiesige Fleischerlehrling Bauman« wollte au« Unsinn da« Erhängen aurprobieren. Er glitt dabet aus und vermochte sich nicht wieder aus der Schlinge zu befrei«, so doß er, da die Spielerei nicht bemerkt worden war, erdrosselt wurde. Dir sofort angestelltev Wied«rbe- belebungsverfuche blieben erfolglos. Wittgensdorf. Am Montagnachmittag wurde aus dem Haltepunkt Mittelwittgensdorf rin etwa 70 jährigrr Mann — r« soll fich um einen Schuhmacher au« Lauter bach bei Gimma handeln, — der die Gleise an verbotener Stelle überschritt, von der Lokomotive einer in der Richtung nach Chemnitz fahrenden Personrnzuges erfaßt und über fahren. Er erlitt «inen Halswirbel- und einen Schädel- bruch und starb während seiner Ueberführvng ins Kranken haus. Chemnitz. Nacht« drangen Diebe nach Nachschließeu einer Eingangstür und Auswuchten eines Scherengitters in ein Kontor der inneren Stadt ein und versuchten einen dort aufgestellten Geldschrank älteren Modells mittels Knabber« zu öffnen. Die Einbrecher scheinen aber bei ihrer Arbeit gestört worden zu sein, da sie unverichteter Sache wieder abgezogen find. Von ihnen fehlt btt jetzt noch jede Spur. -- Beim Zuschlägen der Waggoutür wurde auf der Fahrt nach Chemnitz einem von Niederfrohna gebürtig«« Lehrling der Mittelfinger glatt abgequetscht. — Infolge Einspruchs wegen eine« gegen ihn erlassenen Strasbefehtt auf drei Monate Gefängnis hatt« sich vor dem hiesigen Schöffengericht der zweite Stadtver- ordneten-Vorsteher, Heinrich Wesche, zu verantworten. Wesche hatte in einer öffentlichen Stadtverordnetenfitzung den Dezernenten des hiesigen Wohnungsamtes während einer Debatte über Wohnungsfragen mit „Kerl", trauriger Mond" usw. tituliert und als der Beleidigte den Saa verließ, plötzlich die Tür zum Nebrnraum aufgeriffen und dim dort sitzenden Dezernenten de« Wohnungsamtes zuge- rufen: „Da fitzt der Süffel l Kommen sie nur wieder herein st« „elender Schwein"!, wobei auch da« Wort „Strolch" fiel. Vom Vorfitzenden de» Ratskollegium» war daraufhin Strafantrag gegen Wesche gestellt. Da« Urteil de« Gerichts lautet auf zwei Monate Gefängnis. Bad Laust gk. Auf dem hiesigen Jagdrevier Kaiserhain wurden durch Jagdberechtigttgte zwei Wilddiebe der Schmied Heinemann und der Arbeiter Dietze, beide wohnhaft in Bad Laufigk, festgenommen. Welchen großen Schaden Schlingensteller der Jagd zufügrn können, beweist dieser Fall, denn diesen Frevlern konnten nicht weniger al« 75 Schlinge« und 4 Hasen abgenommen werden. — Durch Selbstentzündung entstand ein kleiner Boden brand im unteren Kurhaus, der bereit« gelöscht war al« die Feuerwehr eintraf und ohne jeden Einfluß auf den Winter, betrieb ist. Plauen. Der 26 Jahre alte Kupferschmied Ludwig Drudik au« Platten (Tschrcho-Slowakei) ist nachts au« dem hiesigen Krankenhaus in da« er am 3. September von der Gefangenenaustalt eiugeliefert worden war, entflohen, E« handelt fich um einen schon oft vorbestrafte« gefährliche» Einbrecher. Auerbach i. V. Der im OrtSt«il Sorga wohnhaft« 32 Jahr« alte Kaufmann Küster wird seit Sonntag, 16. Januar vermißt. K. befand sich in einer sehr schlecht«« Geschäftslage und war in letzter Zeit schwermütig. E« ist nicht ausgeschloffen, daß fich der Vermißte «in Leid ange tan hat. LcMWlmtz un6 seine ehemaligen Kolonien. Durch die Unterredung des englischen Kolonial- Ministers Amery mit einem Vertreter der deutschen Presse in London ist die Frage über den deutschen Kolonialbesitz wieder akut geworden, besser gesagt, wieder in den Vordev grund des allgemeinen Interesses gerückt. Das ist nur nütz lich, denn in Wahrheit lallten wir uns vielmehr mit dieser für unser gesamtes Wirtschaftsleben so überaus wichtigen Frage beschäftigen. Unsere heutige Wirtschaftsnot würde, im Falle wir noch im Besitz unseres ehemaligen Kolonial- besibes geblieben wären, sich lange nicht so katastrophal aus- gewirkt'haben, hätten wir doch dann einen beträchtlichen Teil der Produkte, die wir heute für teures Geld aus dem Auslände beziehen müssen, von eigner Scholle erhalten und eine große Anzahl wegen der furchtbaren Arbeitslosigkeit brachliegender Kräfte hätte im Rahmen unserer eigenen Wirtschaft jenseits der Meere gute und lohnende Beschäfti gung gesunden. Der englische Kolonialminister vertritt zwar die an sich vernünftige Ansicht, daß eine Großmacht wie Deutschland früher oder später unbedingt mit über- ieeisrben Ländern in nächste Verbindung treten muß, lenkt jedoch in geschickter Weise von der Tatsache, daß Deutschland eigener Kolonien bedarf, dadurch ab, daß er behauptet, es würde genügen, wenn es ohne eigenen Kolonialbesitz lediglich in Handel und Industrie in fremden Kolonien gleichberechtigt sei. Es ist daher zu begrüßen, daß das be kannte Mitglied des Reichstages, der Kolonialkenner und, Gouverneur zur Disposition, Dr. Heinrich Schnee, auf diese sogenannten guten Ratschläge des Ministers Amery eine energische Antwort gefunden hat. In dieser weist er auf den Vater der englischen Kolonisationslehre Richard Eobdsn hin und führt an Hand,einiger sehr treffender Beispiele aus, wie der britische Kolonial-Imperialismus im Sinne eines echten und rechten „Manchestertums" in den letzten Jahr hunderten gearbeitet hat. Mit Recht bemerkt Schnee, daß wir im übervölkerten Deutschland auf viel zu eingeengtem Boden noch 20 Millionen Menschen mehr zu ernähren haben als England and wir Jahr um Jahr ungeheure Mengen von Nahrungsmitteln und Rohstoffen aus dem Auslands einführen, von denen ein sehr großer Teil aus unseren ehe maligen überseeischen Kolonialgebieten stammt. Ebenso wichtig ist auch der Hinweis dieses Kolonialsachverständizen, dessen Name auch in Deutschland, wie überhaupt auch in Uebersee einen guten Klang hat, darauf, daß wir ohne Weg nahme unserer Kolonien in der gesamten Weltwirtschaft ein besonders wichtiger Faktor wären, ist es doch der deutschen Kolonialentwicklung in Len 30 Jahren vor dem Kriege gelungen, teilweise unter schwierigsten Umständen eine Wcltproduktion auf fast allen Gebieten der Kolonialerzrug- nisse zu erreichen, wie z. B. Fette und Oele, Phosphate, Kakao, Hanf, Kautschuk, Baumwolle und Kaffee. Auch in der Gewinnung von Diamanten und Mineralien und de: Entwicklung der Farm- und Viehwirtschaft sowie der Aus. dehnung anderer Kulturen haben wir, wie Kolonialkenner anderer Länder in letzterer Zeit des öfteren bezeugt haben, außerordentliches geleistet. Was unter der Mandatverwal* tung nach dem Versailler Friedensver^g aus unseren Ko lonien geworden ist, dafür gibt am besten die Tatsache Zeugnis, daß man fast überall nach verschiedenen fehlgeschla» genen Versuchen die altbewährten deutschen Arbeitskräfte wieder ins Land gezogen hat. Herr Amery vergißt absicht lich, daß die einzelnen Großmächte längst nicht Besitzer der deutschen Kolonialländereien geworden sind, sondern diese nur gewissermaßen als Vormund zu treuen Händen zu ver walten haben. Eine Verständigung zwischen den Nationen und Deutschland ist daher von einem vorherigen Ueberein kommen, den deutschen Kolonialbesitz betreffend, untrenn bar. Dem deutschen Staatsbürger sollte immer wieder der Gedanke an unseren einst blühenden und für unsere Volks wirtschaft überaus wertvollen Kolonialbesitz eingchämmert werden. Hier dürfen wir nicht verzichten, wenn wir nicht ungezählte Tausende unserer Volksgenoffen der Verarmung preisgeben wollen. Treffend hat der Dichter diese not wendige Forderung des Tages in diese Worte gekleidet: Veraiß, mein Volk, der teuren Lande nicht! Heut mehr denn je ist's uns're heil'ge Pflicht, Uns einzusetzen recht mit Wort und Tat, Uns zu erinnern daran früh und spat, Was uns genommen schnöder Feinde Gier. — Ein einia Volk von Brüdern, wollen wir Es künden laut, in Erz und Stein es graben: Deutschland muß seine Kolonie» 4 wieder haben! i-