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Beilage zur ^Ottendorfer Zeitung" Die besten Giilckmnsche 23. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) GM. EllNUklSdorf Paul LriLrnstilkkk u. Frau Sie «. --rs« nein, ich Zum Jahreswechsel entbieten Allen ein ökMWMinWmiM?. Wfgk^lösfl U. fsgll- I ein Geschenk war es ihr. (Fortsetzung folgt.) (Nachdruck verboten.) // 22. Fortsetzung. Wie aus weiter Ferne klangen die Worte der Frau Rat an ihr Ohr „ganz einfach, weil mein Sohn sich von dem glänzenden Schmetterling Ulla Morandis hat betören lassen — gestern abend hat er sich mit ihr ver lobt —" sagte die alte Dame mit leise zitternder Stimme. Die Frau Rat wagte nicht, in das Gesicht ihres jungen Gastes zu blicken aus Mitleid und aus Scham für den Sohn — denn sie fühlte genau, was in Elisabeth vorging. „Das ist — in — der — Tat — eine — große — Ueber- raschung —" kam es endlich in merkwürdig abgehackter, mühsamer Sprache von Elisabeths Lippen. Die Rätin nickte bekümmert. zum Jahreswechsel entbieten allen ihren werten Gästen, Freunden und Bekannten wünscht seinen werten Kunden, Freunden und Gönnern Hermann gosysche u Frau. Unserer werten Kundschaft ein Glückliches Aeujahr wünschen ihren werten Gästen, Freunden u. Bekannten Lsstsarsut rum „USäertuI" 6u8t».v LvUiue u. I'rau. Glück Unö Segen zum neuen Jahr! Max Lesche und Fran MaugeschäftZcmenlwarengeMst BWkS ÜWch! 2u Drssssn Zwkisßklit Wenims-Okkilll-M Fernruf Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 10. sie vor sich hin. „Aili tut Karlo leid," murmelte sie. „Karlo —? Nur Karlo?" fragte die alte Dame leise. Da hob Elisabeth den Kopf, und als sie den mitleids voll und traurig auf sich gerichteten Augen der Rätin be- gegnete, war es mit ihrer Selbstbeherrschung zu Ende: ein würgendes Schluchzen brach aus ihrer Kehle, und sie barg ihr Gesicht in dem Schoß der mütterlichen Freundin, die in zärtlich behutsamer Liebkosung immer wieder über ihren glatten Scheitel strich. „Mein Kind, mein liebes, liebes Kind!" flüsterte sie dabei, und ein paar schwere Tränen lösten sich von ihren Wimpern. Einmal schluchzte das Mädchen kurz und trocken auf — einmal nur — wie ein Schrei aus tiefster Seele klang das aber, als ob etwas in ihr zerbrach. „Wenn ich es ändern könnte!" sagte die Frau Nat leise. Da hob Elisabeth den tränenschweren Blick: in ihrem Ge sicht zuckte es von mühsam verhaltener Qual. „Nicht daran rühren, nicht mehr —!" war ihr stilles Bitten. Sie bereute schon, im Uebermaß ihres Schmerzes und in der grenzenlosen Ueberraschung ihr ängstlich ge hütetes Geheimnis verraten zu haben. Sie kam sich wie entblößt vor, und nur das sichere Gefühl, daß Werners Mutter darum wußte, dämpfte die ihr aufsteigende Be schämung. Ihre keusche Seele vertrug ja nicht die leiseste Berührung dessen, was in ihr lebte. Der Wind batte sich aufgemacht; der Regen klatschte gegen die Scheiben. Es war ganz dunkel geworden; doch keine der Damen verspürte den Wunsch nach Licht. Still saßen sie im Dämmer da; ihre Hände hatten sich plötzlich gefunden und hielten sich in zärtlichem Drucke fest. „Elisabeth, laste es mich nicht entgelten! Laste es so sein, wie es früher war! Du bist mir unentbehrlich, liebes Kind, einer Tochter gleich! Darum gönne mir das „du", und nenne mich ebenfalls „du"!" bat die alte Dame in plötzlich aufsteigender Angst, Elisabeth könnte nunmehr ihr Haus meiden — und dann würbe sie ganz allein sein — denn Werner hatte ^etzt sicher nur Sinn für die Braut „meine Jahre nnd mir nur noch knapp bemessen, und ich möchte nicht allein bleiben! Und das wird kommen, ich weiß es genau! Sie wird ihn mir entfremden " ihre Stimme brach in Schluchzen; sie war froh, jemanden zu haben, gegen den sie ihre Besorgnisse sich von der Seele sprechen konnte. In Elisabeth hatte sie eine mitfühlende Zuhörerin. Sie litten beide unaussprechlich um Werner, und sie waren sich dadurch womöglich noch näher gekommen; ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit einte sie, das niemand mehr stören konnte — es war, als ob einer Schutz beim anderen suchte und fand! Als Elisabeth sich verabschiedete, war die Frau Rar von einer überströmenden Herzlichkeit. Sie küßte sie aus beide Wangen — „wiederkommen Elisabeth, bald wieder kommen!" flüsterte sie mit erstickter Stimme. Und Elisabeth nickte stumm, keines Wortes fähig. Wie eine Traumwandlerin ging sie durch die regen nassen Straßen, und wie im Traum kam sie nach Hause. Karlo war nicht daheim. Sie atmete erleichtert auf — wie Im Dunkeln saß sie, mit kraftlos herabhängenden Armen, verzweifelt vor sich hinstarrend. So dunkel es um sie her war, so dunkel war es in ihrem Innern — und so dunkel lag ihr Lebensweg nun vor ihr — kein Lichtstrahl mehr, der ihn erhellte! Ein Schwert war durch ihre Seele gegangen und halte ihr eine Wunde beigebracht, von der sie nimmer genesen würde; denn ihre Liebe war zu tief, als daß sie sie je ver gessen konnte. Unaufhaltsam flossen ihr die Tränen über die Wangen, in einem stillen, lautlosen Weinen. Wie lange sie so gesessen — sie wußte es nicht. Sie schreckte zusammen, als sie die Vorsaaltür schließen hörte — — Karlo kam zurück! Sie mußte sich nun doch um jein Abendesten kümmern, obwohl sie es ihm wie an jedem Sonntag schon im Eßzim mer zurechtgestellt hatte. Jedoch dauerte es eine Weile, bis sie den Entschluß fand, hinüber zu gehen. Karlo hatte schon angefangen zu essen. Er war sehr verwundert, daß sie schon da war. Ihr blasses verstörtes Aussehen fiel ihm auf. „Elisabeth wie siehst du aus^ Bist du krank?" Mit mattem Lächeln schüttelte sie den Kopf „Nein, Karlo, du brauchst nicht ängstlich zu sein! Ich habe nur ein wenig Kopfweh und Halsschmerzen, die sicher morgen wieder vorbei jein weiden. Ich spüre eine kleine Erkältung in mir — bei dem nassen Welter kein Wunder — du weißt ja, daß ich in dieser Hinsicht sehr anfällig binI Darum bin ich heule auch schon von der Frau Nat zurückgekommen; ich möchte zeitig zu Bett gehen, damit ich morgen wieder frisch bin!" Sie iprach gegen ihre Gewohnheit viel, obwohl ihr jedes Wort schwer wurde und ihr beinahe körperliche Schmerzen bereitete. „Wo warst du Karlo? Bitte, nimm dir doch von dem Fleischsalat — er ist wirklich gut —" sie reichte dem Bruder „Ja, liebe Elisabeth, und keine frohe — denn meine Wünsche gingen andere Wege " In bewundernswerter Haltung saß Elisabeth da; doch ihr Gesicht war ganz verändert, und die wunderschönen, dunklen Augen hatten einen so wehen, trostlosen Blick, daß es die alte Dame tief erschütterte. „Es ist manchmal so, daß die Kinder anders wollen, als Mütter wünschen," entgegnete Elisabeth, und ein ver zweiflungsvolles Lächeln zerrte ihr die Lippen von den Zähnen. „Ja, Kind, als mein Sohn mir heute morgen diese Mitteilung machte, habe ich es nicht glauben können! Das erste Mal wohl, daß wir eine tiefgehende, ernstliche Mei nungsverschiedenheit hatten! Denn ich denke wie Sie: Ulla Morandis ist fremde Art! Sie paßt weder zu Ihrem Bruder noch zu meinem Sohne. Ich bin sehr unglücklich über Werners Wahl " Matt, kraftlos lagen Elisabeths Hände im Schoß; sie war unfähig, sich zu rühren, zu denken! Ihre Gedanken kreisten nur um den einen Punkt: Verloren! Trübe starrte H Oejunäe8 Neujahr wünschen ihrer werten Kundschaft, Freunden „ und Bekannten . „So tue es doch endlich, Karlo! Bedenke, ein solch glän zendes Angebot wird dir nicht jeden Tag gemacht! Du bist dort ganz dein eigener Herr!" Mit beinahe auffallendem Eifer redete sie ihm zu. ihm alle Vorteile dieser Verände rung oorstellend „Das alles habe ich mir schon selbst gejagt, Elisabelh — aber " er zögerte, suchte nach Worten — „wenn — wenn ich aber — gesetzt den Fall: ich würde heiraten ich weiß nicht, ob meine zukünftige Frau — — die Ein samkeit und Abgeschiedenheit dort ist ziemlich groß " „Tu hättest dir längst Klarheit schassen können!" und bei sich dachte Elisabeth, gerade wie vorhin Frau Nat ja, hättest du nicht so lange gewartet! Hättest du gleich um sie geworben, ehe sie Werner kennen lernte! Dein Zö gern hat mich mein Lebensglück gekostet —!" Aber sie konnte ihm deshalb nicht zürnen — würde ihn doch der gleiche Schlag wie üe treffen — sie mußte es ihm jetzt jagen — unvorbereitet durfte diejer seine, jo zart empfindende Mann nicht vor die Tatsache der Verlobung des geliebten Mädchens mit dem besten Freunde gestellt werden von anderer Seite — durch sie mußte er es erfah ren. wenn auch ihre Seele sich in tausend Qualen wand! „Du hast ia eigentlich recht, Elisabeth! Wenn ich es mir schon oft oorgenommen hatte, es Ulla zu sagen —" er faßte nach EMablhs Hand, die er in großer Verlegenheit streichelte; er war ein wenig rot geworden als er leise fragte — „nicht wahr Elisabeth, du weißt ?" Sie nickte — „längst wußte ich es. Karlo aber — —" siehst du Elisabeth, aber im letzten Augenblick sank mir dann immer wieder der Mut! Aber noch in dieser Woche werde ich sie fragens Lache mich nicht aus — ganz bestimmt tue ich es — —" Mit niedergeschlagenen Augen saß Elisabeth da: sie bebte förmlich — „Karlo, wenn es aber dann schon zu spät wäre —?" sagte sie leise. „Ausgeschlossen, Elisabeth, warum meinst du —" Das Wort stockte ihm, als er der Schwester verfärbtes, blasses Gesicht sah — „oder Elisabeth — weißt du es anders —?" Traurrg neigte sie den Kopf. „Ja, Karlo, ich habe heute erfahren, daß — daß sich Ulla Morandis verlobt hat " Einmal mußte sie es ja doch sagen! Aber sie wagte nicht, Karlo oabei anzusehen. „Nein!" Karlo war aufgesprungen und starrte sie förmlich ent geistert an — „nein, Elisabeth, du irrst dich — ou mußt dich irren —" „Karlo, ich irre mich nicht! Mit solchen Dingen treibt man doch keinen Scherz " und — und — wer ist's —?" Nun kam das Schwerste für Elisabeth „Werner Eckardt —" stockend und leise fielen die beiden Worte von ihren Lippen. „Das ist nicht wahr, Elisabeth! Sage, daß es nicht wahr ist!" Er hatte sie an beiden Oberarmen gepackt und mit beinahe trrfunkelnden Augen starrte er in ihr trauriges , Gesicht. Der sonst so ruhige Mensch war außer sich. „Seine Mutter selbst hat es mir heute nachmittag gesagt!" „Das ist Freundes Treue —!" er brach in ein bitteres Lachen aus. Mit schweren Schritten ging er ans Fenster, schob mechanisch den Vorhang zurück und starrte hinaus. Hattest du mit Doktor Eckardt von deiner Liebe zu Ulla gesprochen oder ihm nur je eine Andeutung davon ge macht!"' „Nein, Elisabeth!" mußte er wahrheitsgemäß bekennen. „Dann könnte er auch nicht darum wißen! Du darfst nicht ungerecht sein, Karlo!" sagte sie ernst. Er starrte in der Schwester blasses, verhärmtes Gesicht. Und dann dachte et an das, was er längst wußte. aber du, Elisabeth — —" (Fortsetzung folgt.) Fester umfaßte die Frau Rat Elisabeth, sich über sie neigend. „Wie leide ich doch, mein teures Kind!" klagte sie, „in meinem Mutterherzen noch viel, viel mehr als du, s weil ich sehe, daß er in sein Unglück läuft, und ich ihn nicht halten kann!" Wohltat war es für Elisabeth gewesen, daß sie sich für eine Minute hatte gehen lassen können; sie wäre sonst am Uebermaß des Schmerzes, der sie durchtobte, erstickt. Und Wohltat war für sie das gütige, mütterliche Verstehen der anderen. Sie drückte ihre Lippen auf die Hand der alten Dame. Eine kurze Weile verharrte sie noch in ihrer Stel lung. Ihr Körper bebte und zitterte, bis sie die Aufre gung in sich niedergekämpft. Dann erhob sie sich. Mit einer müden, fast mechanischen Bewegung strich sie über ihr Haar; als sie wieder nach ihrer Strickarbeit griff, nahm sie ihr die Frau Rat ohne weiteres aus der Hand. „Nickt doch, Kind, es ist zu dunkel; ich muß erst Licht machen!'' „O, ich kann ganz gut noch sehen! Wenn ich nicht sehrs fleißig bin, werde ich ja nicht fertig!" lächelte sie mühsam, j Ergreifend war es zu sehen, wie sie sich zu beherrschen suchte.» 1 He Schüssel und bediente ihn aufmerksam — „nein, ich Olt babe keinen Hunger mehr, ich habe schon bei Frau Nat : -Wessen —" entgegnete sie auf die Frage des Bruders, ob ssie nicht noch mit ihm essen wolle. wünscht allen seinen werten Kunden, Freunden n. Bekannten »84 war ein Stündchen im Labo! Dann schleppte mich „ . . „ „ , , _ der junge Lezius in ein Lass. Er läßt mir keine Ruhe, bis : lRllM MUA U. fsU sich ihm die feste Zusage wegen Wilhelmshall gebe »