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Vas Geheimnis vom Vrintnerhof. -Roman von Erich Ebtnst«tn. >11 (Nachdruck verboten.) Und al- sie die Unentschlossenheit in seinem Gesicht sah, fuhr sie energisch fort, während Nöte ihr Antlitz über» -o-: »Weißt du was, Basti? Nimm mich und die Kinder mit, dann wird dir die Fahrt nicht so lange erscheinen! Kinder bringen immer Kurzweil. Morgen ist Sonntag, da find wir nicht nötig daheim, und am Montag schaut Stina -um Rechten. Wo der Breitlingerwald beginnt, liegt di« bersthmte Wallsahrtskapclle, die dem heiligen Antonius geweiht ist, und zu der di« Leut« von weit und breit konnnen mit ihrem Anliegen. DaS weißt du wohl gar nichts» »Rein ...» — »Schau — da könnten wir doch auch einmal wieder so recht von Herzen beten für unsere armen Lent» . . . meinst nicht?» — »Freilich, Tont! Das wäre schm, schön, wenn wir zwei ... der heilige AntontuS hilft ja auch verlorenes finden . . .» Vie unterbrach ihn eifrig: »Und wenn wir auch den Lufner dann nicht fänden, so hätten wir doch eine Wall fahrt gemacht.» Sr streckte ihr die Hand über den Tisch hinüber, drückte di» ihr» und sah ihr in die Augen. »Ich danke dir, Toni. Ich weiß, wie du'S meinst . . . und daö ist wahr: wenn eins schon ganz verzagt ist und keinen AuSweg mehr sieht, so kann ein gute- Wort aus einem warmen Francnherzeu ein«« wieder aufrichten. Ich fpür'S an mir in dieser Stunde!» Sie stand hastig aus, verwirrt durch seinen Mick. „Ich wilKS gleich der Stina sagen und alles zurecht machen. Dam gelt, wir fahren schon mit dem ersten Zug?» — »Freilich. Um fünf Uhr geht er. Gute Nacht, Toni.» Er blickte ihr lange nach und horchte aus ihren leichten Schritt im Hause. Wie anders war diese Toni als jene, vor der er da mals unten zwischen Koffern und Killen gestanden war i» banger Scheu! Wie weich ihr Gcitchl geworden war, und wie warm die einst von Bitterkeit dnrchtränklc Stimme. Macht« daS der Umgang mit den Kindern? Oder weil sie durch die Arbeit einen bestimmten Lebenszweck bekommen hatte? Öder. . . BastlS Herz begann rasch zu pochen. Ob ste wohl noch an den andern dachte, der sich treulos von ihr gewandt? Und wer's etwa sein mochte? Bastl hatte nie den Mut gehabt, Tont danach zu fragen, und die Leute in Salkreut, die sonst alle- wußten, schienen gerade »on dieser Sache keine Ahnung zu hoben. Und doch beschäftigte gerade der Gedanke kN diesen Unbekannten Bastl in der letzten Zeit immer häufiger. War wirklich alles aus? Konnte man eine Frau wie Toni vergessen und bloß um der öffentlichen Meinung willen ausgeben? Vielleicht war es nur in der ersten Bestürzung über Andres Verhaftung geschehen, und jener Mann bereute den übereilten Schritt bereits wieder. Diese Vorstellung bc »nruhißt« Bastl mehr, als er sich ringestehen wollte. Fünfzehntes Kapitel. Weiß und glatt wie ein Band schlänget'? sich d!> Straße -wischen samtgrünen Wiesen und dunklen Nadel wäldern hin gegen Hinterberg. Bon blauem Dunst uw wobtn, türmten sich die Berge immer höher empor, s doden sich immer enger aneinander, bis die sonnenumflosseu u Zinken und FelS.vänve der Almen sichtbar wurde- -wisckxn denen sich wie ein dunkles Meer der große Brei' linger Wald ausdehnte. BasU hatte an der letzten Station einen Wagen ge mietet, der sie nun langsam die stets ansteigende Straße burch daS einsame Bcrgtal dahinirug. Di« Kinder, die bis dahin unaufhörlich geplaudert und Allotria getrieben hatten, waren nun auch verstummt und blickten mit großrn Augen um sich in der fremden Gegend, Wo di« Berge so hoch und der Horizont so eng geworden Waren. Tont, die mlt beiden am Rücksitz saß, rechts und links W ein- mit ihren Armen umschlungen hielt, sah verträumt « dl« Bläue dieses leuchtenden Sommertages. Ihr wurde Immer leichter, je weiter sie vorwärw kamen, vus bliebe «ll«S Schwer«, D: uer« hinter ihnen zurück. Auch Bastl, der ihr gegenüber saß, schwieg. Er hatte für b«n Augenblick alles andere ncrgcstcn über dem lieb üchen Bild, das Tont mit den Kindern ihm bor. Plötzlich fuhren beide empor und blickten mit erwachen den Augen um sich. »Schon die e.sten Häuser von Hinter berg? DaT ist aber schnell gegangen!» sagte Toni. — »Zwei Stunden fahre» wir. Ich habe mir's auch weiter vorgestellt. Dagewesen bin ich noch nie. Aber du kennst dich ja auS, Toni, wie du sc-rst. Mußt halt du jetzt die Führung übernehmen.» — „Freilich, gern! Von Obern dorf war ich mit der Patin als junges Mädel ost herüben. Da ift'S auch gar nicht weit her über den Klammpaß, und bi« Löwenwirtin ist eine Verwandte von meiner Patin.» „Zum „Goldenen Löwen»!» rief sie dem Kutscher zu und setzte, gegen Bastl gewendet, hinzu: „Dort nehmen wir jetzt einen kleinen Imbiß nnd fragen dem Lusner nach. Nachher steigen wir zur Antonius-Kapelle hinauf. Es ist nur eine kleine halbe Stunde." Die Wirtin erkannte Toni sofort wieder. „Je, bist dr aber sauber geworden!» staunte ste nach der ersten Be grüßung. „Alleweil jünger wirst! Ich seh' dich noch vor mir, wie du vor zwei Jahren das letztemal mit deiner Patin bet mir gewesen bist! Dazumal warst Witwe, und gar nicht gut Haft auögeschaut, so viel verhärmt und grantig, ua ja — wie's. halt schon ist! Hast ja auch genug durchgemacht gehabt damals. Aber jetzt hast dich wieder sauber herausgemacht, wie zu deiner ledigen Zeit! Und da- ist wohl dein Zweiter, gelt? Du — da hast dir aber «inen Stattlichen ausgesucht. . .» „Ah nein, Löwenwirtin,» unterbrach Toni den Rede strom hastig, „der ist .... ich denke nicht mehr ans Hei- raien. . . wir sind nur verschwägert. Der Herr Schwaig- reiler hat ein Geschäft hier. Und weil's-so schön war, bi» ich halt mit den Kindern milgefahren ...» „So — da? sind wohl dem Herrn Scywaigreiter seine Kinder?» — „Nern. Es sind meines Bruders Kinder.» (Fonsetznng folgt ) Bezugspreis SSO Milliarden Mk. bei Abholung in der Geschäftsstelle SbO Milliarden Mk. durch Voten frei ins Haus. Wof f,H«W W Heute Sonntag von nachmittag 4 Uhr an dMMr WmM Hierzu ladet freundlichst ein * Wilh. Hanta. Ane große Berliner Heilung mit vielen Beilagen wie: Datsche« Helm, Lugiq-S Blatt (Illustrierte Witzbeilage), Gericht». saal,Briefinarken-Saininler, großem Kurszettel un» mir kostenloser Unfallvergütung da« ist di« Allgemeinen Zeitung, oernn Seiner Allgemeine Zeitung 5Mßke^ vier- una Speise - kau; Peinlich sorgfältig geleiteter Küchenbetrieb ! 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Dabei glitten ihre lebhaften Augen halb mitleidig über die Kin der, halb neugierig forschend über Bastl hin, der sich schweigsam verhielt. Endlich nach einer halben Stunde war man so weit, daß Toni sich nach Egid Lusner erkundigen konnte. Aber die Löwenwirtin wußte nichts von ihm und hatte den Namen nie gehört. „Weißt, mit den Holzleuten komme ich halt nie in Berührung," erklärte sie ein wenig protzig. „Denen ist's im Löwen zn vornehm, und ich bin auch nicht eingerichtet aus solche Gäste. Wir haben nur die besseren Leute!» — „Wo könnte man ihn denn nachher erfragen?» — „Ja, das weiß ich wirklich selber nicht? Rach Hinter- berg kommen sie selten. Die gehen meist hinüber ins Breii- lingtal zur Vuschmühle. Was wollt ihr den» von diesem Lusner? Werdet doch nicht wegen dem Holzknecht eigens hineingefahren sein?» setzte die Wirtin neugierig hinzu. Tont sah Bastl an. Der nickte ruhig: „Ja, wegen ihm bin ich da. Ich will im Herbst daheim bei mir abholzcn lassen, und wir haben Not an Holzleuten. Da will ich mit ihm reden, ob er mir nicht so ein halbes Dutzend Holzer zu- sammenbringcn könnte -bis dahin.» — „Das hast du sein gemacht, Bastl," sagte Toni später, als sie sich aus den Weg zur Antonius-Kapelle gemacht hatten. „Ich habe schier vor Verlegenheit nicht gewußt, was ich ihr anlwonen soll!» — „Ich lüge sonst nicht gern. Aber bei der Neu gierde dieses Frauenzimmers wird mir's unser Herrgott wohl verzeihen. Hat die ein Mundwerk!» — „Ja, re. eu kann sie, die Löweuwirtin! Und weißt, es kommen holt so seilen Leute von auswärts herein nach Hinterbcrg! Da packt sie nachher die Gelegenheit Lewi Schöps Aber, Ivas machen wir denn jetzt wegen dem Lusner? Sie sagt, zur Buschmühle wür's von hier aus noch drei Stunden zu fahren. Das ballen unsere Nässer doch nimmer aus!» „Nein. Wir müssen über Nacht bleiben und erst mor gen fahren. Aber da sind sie wahrscheinlich schon wieder m der Arbeit- Wen» man nur wüßte, wo sie im Breit- lingevwald ihren Arbeitsplatz haben? Vielleicht wäre es dahin nicht zn weit für einen guten Fußgänger. Danach hätten wir Hali fragen sollen.» Noch darüber sprechend, waren.,sie durch den Wald aufwärts scheltend, auf eine Blöße gelangt. „Da ist die Kapelle,» sagte Ton!, auf ein kleines Kirchlein weisend, das von Tannen überschattet, am öderen Bloßenrand stand. „Und schau — ein Beter ist auch schon dabei's» Auf der Holzbank vor der durch ein« starke'eiserne Gittertür abgeschlossenen Kapelle ckniete ein Mensch. Ein vollgepackter Rucksack und ein in blaues Leinen geschlage nes Bündel lagen neben ihm im Grase, darauf der Filz- hut, den eine Spielhahnfeder zierte. „Vielleicht kann der uns Auskunft geben, wo die Holzknechte arbeiten,» flüsterte Toni, warten wir, bis er aufsteht." Sie dlieben am Rande dek Lichtung sichen, während die Kinder nach Erdbeeren suchten. „Dn mein! Da sind ihrer viele!» ries Gretleiu plötzlich. „Komm her — da schau nur! Da schau nur!» Der kniende Beter war beim unerwarteten Laut einer menschlichen Stimme Henin-ge fahren und stand nun hastig auf. Gleichzeitig packte Toni erregt Bastis Arm. > ' „Du — das ist ja — meiner Seele, der Lusner ist's!» — „Kennst ihn denn? Irrst dich nicht?» — „Aber gewiß nicht! Er ist doch ein Kalkrcuter Kind, wie ich, und nur mir auf der Schulbank gesessen? Und den hni uns setzt der heilige Antonius daher geschickU Aber so komm doch! Komm doch!" Sie zog Bastl erregt vorwärts gegen Lusner zu, der unschlüssig stehen geblieben war und nun mil staunendem Blick Toni erkannte. „Die Frau Maiboch! Ja, wie kom- men Sie denn nach Hinterherg?» Hastig erkläne sie cs ihm und machte ihn mit Bastl bekannt. Fünf Minuten später saßen sie eisrig redend auf einem umgrstücz'e'» Baumstamm hinter der Kapelle. Lusner, der die letzten Monate bald da, bald dort alS Holzknccht, gearbeitet, sich aber mit der einsamen Abge schlossenheit der Bergwälder immer weniger befreunden konnle, hatte dem Holzmeister gestern die Arbeit aufgesagt und stand unn im Begriff, wieder ins flachere Laud Hinern- zuwandern, wo er sich als Knecht einen Dienst suchen wollte. . ,,^ctz! er,zählen Sie uns einmal ganz genau, wie das In jener Nacht war, als Sie, ans dem Wirtshaus heim kehrend, einen Mann aus dem Garicnpförlche» des Brint- nerhoses treten sahen,» bat Bastl. „Sie wissen doch wohl scholl, daß meine Schwester und ihr Mann, sowie der Zahl- meister Fercher als der Tat-verdächlig in Haft sind?» „Ja. Alles habe ich in der Zeitung gelesen. Auch die Behauptungen vom Knotzen-Lipp. Wisp'n Sic, was ich glaube? Daß dcr's getan hat allein mü dem Manne, den ich damals beobachtet habe! Derselbe war bestimmt da bei und ist damals direkl vom Mord gekommen. Ic mehr ich darüber nachgedacht habe in der Zwischen zeit, desto ge wisser ist mir das geworden. Sein Benehmen war zu ver dächtig!» „Halt, Lusner, eh« wir wcltcrrcdcn, eine Frage, die Sie mir nicht übelnehmen dürfen: Waren Sie damals wirklich ganz nüchtern?» „So nüchtern, wie Ste und ich jcy! stutz! Von Kbcl- nehmen keine Frage! Ich weiß ja, daß sic beim Gericht behaupten, ich müßte betrunken gewesen sein, weil sie von dem Menschen keine Spur gefunden haben. Ich habe da mals einen Bekannten in Ebental besucht und bin spätt^ ihm zuliebe, mit in die Schmiedcschenke gegangen, wo ich in zwei Stunden vier Glas Bier getrunken habe. Daß sie den Menschen nicht gefunden haben, beweist gar nichts. Sie haben ja damals alle gemeint, cs müsse ein Fremder sein, der sich davonmackpe. Uber es kann ja auch einer aus Kalkleut sein.» -- „Aber er schien doch auch Ihnen fremd?* ? " 5 ' (Fortsetzung folgt.) , o /"mit u. ohne Firmendruck Frachtbriefe,.,^-«,.