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Bezugspreis 340 Milliarden Mk. bei Abholung in der Geschäftsstelle 350 Milliarden Mk. durch Boten frei ins Haus. Vei nicht sofortiger Zahlung erhöhen sich die Beträge ent sprechend der etwa eingetretenen Geldentwertung. Das Geheimnis vom Vrintnerhof. V Roman von Erich Ebenstetn. (Nachdruck verboten.) »Veiveist gar nichts, als datz zu irgend einer Zeit je« »and an dem bezeichneten Ort war. Das kann früher »der später gowefen fein. Und selbst, wenn es gerade der Mann deS Lusner gewesen wäre! Wo ist er? Wie sicht er a«Ss Womit wollen Sie beweisen, daß er der Mörder d«S alten Vrintner ist? Rein, bloß auf diesen Knopf hin, da rede ich lieber gar nicht erst davon! Lange vor Ihnen Haden di« Gendarmen das Gestrüpp durchsucht und nicht» gesundrn. DaS verdächtigt Ihren Fund höchstens. Wie gesagt — nennen Sie mir den Älann, dem er gehört, dann toir weiter sprechen. ' Kleinlaut fuhr Bastl nach Kalkreut zurück. Und immer M«h«r -ehrt«» säne Gedanken zu dem Baumeister March -«rück. Am Abend saß er in der „Sonne" und ließ sich vom Geschäftsleiter über den Aufschwung des Hotels be richten, den dieses unter Valentin Foreggers Leitung ge nommen habe. Es war Foreggers Lieblingsthema. «der vastl hörte nur darum so geduldig zu, weil er Mit seinem Kommen einen ganz anderen Zweck verfolgte. Und endlich gelang eS ihm denn auch durch allerlei ge schickte Wendungen die Red« auf Baumeister March zu bringen. Der Mann habe ihm gefallen, aber er scheine doch auch ein wenig sonderbar — so verschlossen — oder nervös? Ob der Geschäftsleiter ihn näher kenne? Ob er t» Kaltreut sei ustv. Schon bet den ersten Worten merkt« Bastl, datz Noregger dem Baumeister durchaus nicht so wohlgesinnt war, wie eS damals, als er ihn mit Bastl bekannt machte, den Lnschein hatte. Valentins Lon hatte etwas Verbissene- und Wegwer fende» zugleich, als er von ihm sprach. „Erstens ist er in metnen Augen gar kein richtiger Baumeister, denn ihm fehlt die Architeftenprüfung, wenn ich auch zugehe, daß er «in findiger Kops ist und gute Einfälle bat. Es beißt, datz er eigentlich Maler werden wollte, aber die Mittel dazu fehlt««». Zweiten» ist er ein versteckter Mensch, der sich ge rade gegen mich gar nicht aufrichtig erwiesen hat, obwohl ich lhn zu mancherlei Arbeit hier verhalfen habe." >- „Wie- s» handelt er unaufrichtig gegen Sie?" Valenti« antwortete nicht gleich und blickte unschlüssig vor sich hin. Dann sagte er zögernd: „DaS kann ich Ihnen «ich« so erklären. ES hing mit dem alten Herrn Brintner sUsammen. Ich war eS, der die Heiden bekannt machte, oder bald danach merkte ich, datz Heide etwas vor mir ge- hettn-jelwa. March, der immer voll großer Pläne war, muhte Brrntner irgendein Geschäft vorgeschlagen haben, auf du» dlcstr anfangs nicht eingehen wollt«. Stunden lang redete March ost auf den Alten ein, und immer schüttelte dieser zuletzt den Kopf. Einmal hörte ich ihn sage«: „ES wär« halt doch ein großes Risiko." Ein ander mal sprachen sie von der Kreuzhöhe unter dem Radelstein. Da» ist da» Land von unserem Grundbesitz, und so hatte ich doch ein Recht, zu fragen, was sie darüber gesprochen hätte«. Da sahen sie einander verschmitzt lächelnd an und log««, st« hätte« bloß von der schönen Aussicht dort oben gesprochen. Dann auf einmal schien der Alte MarchS Vor schläge angenommen zu haben. Die letzten Wochen vor seinem Lod saßen sie oft hier beisammen und rechneten und flüsterten und lächelten zufrieden, als stimme die Rech nung wider Erwarten gut. Jedesmal aber, wenn ich dazu kam, verstummten sie wie auf Kommando. Das ärgerte mich sehr. Und jetzt noch, wo Brintner doch schon tot ist, kon« ich von March nickn herausbekommen, waS sie eigent lich hatten miteinander! Sie müssen ja neulich selbst ge merkt -oben, wie er mir sortwährend auSwich und schließ lich fast dav onlief." „ZK ES kam mir recht sonderbar vor. Gerade, alS ob »» sh« peinlich wäre, über Brintner zu sprechen." „Nun als»? Ist daS ehrlich? Wo er mich früher stets fei««n »«Pen Freund hier nannte! Und ich «nutz sagen, mir »Hs da» Dtnaketn« Rühe! Ich habe gewiss« Vermutungen in vezug auf March» Pläne. Warum ist er so zugekr^vftf BielleiH würde ich so gerne darauf eingehen wi« BrNtt- mr und — mit mehr Berechtigung!" Beide Männer schwiegen. Dann setzte Valentin noch Wi« beiläufig hinzu: „Vielleicht finden Sie einmal Ge legenheit, Herr Schwaigreiter, mit ihm darüber zu reden und ihm da» anzudeuten." — „DaS soll geschehen, wenn sich ein« Geleaenbett ergibt. Ist March übrigens vermögend?" — „Iwo! Ein armer Schlucker ist er, der von der Hand in den Mund lebt. Er heiratet« ein blutarmes Mädchen und hat sechs Kinder — da sammelt man sich bei allem Fleiß und aller Tüchtigkeit keine Reichtümer." — „Er lebt in Wiener Neustadt, nicht wahr?" »Za. Ich habe ihn einmal besucht dort! Ein Jam mer sage ich Ihnen! Zimmer und Küche, sonst nichts — für acht Personen! Darunter die sechs kleinen Kinder wie die Orgelpfeifen — daS älteste ist, glaube ich, kaum acht Jahre alt. Kein Wunder, daß der Mann, wenn er den Jammer daheim sicht, fort aus der Hetzjagd ist nach irgend einem Geschäft, das ihn ein bißchen herausreibt." Bastl strich nachdenklich seinen Schnurrbart. Dann warf er scheinbar gleichgültig hin: „Da wird ihn Brint- nert Tod freilich hart getroffen haben — wenn er im Be griff stand «in Geschäft mit ihm zu urschen. Lar er da mals g«rade -ter in Aalkreuts" „Ja. «r baute gerade unsern neuen Schweinrstall am Meierhos draußen. Freilich war er ganz weg! Den ersten Tag war überhaupt nicht zu reden mit ihm, da lies «r ganz verstört herum, und al- ich ihn ein paarmal ansprechen wollte, sah er mich ordentlich unheimlich an und ging fori, ohne zu antworten." Er batte leise gesprochen. Jetzt fuhr er sich über di« Stirn. Bastl, der bestürzt aus ihn sah, begegnete einem unruhigen Blick, der dem seinen rasch auswich und erschrak. „Der denkt jetzt dasselbe wie ich! Der hat auch Ver dacht aus ihn!" fuhr «S durch seinen Kopf. Beklommen er hob er sich, zahl« und verließ dos Hotel zur „Sonne". WWLMWu. (Fortsetzung tolM .. (Ms t .HiimM" Heute Sonntag von nachmittag 4 Uhr an oMMt MmM H.-V I« I--E« will?, Santa. KaUos zum Kirsch. bvNle 8 Klirr Wßk Km-KrßeMn Nachmittag 4 Uhr Ar im Weihnchts-Keims empfehle: ütMMir-ZM Vnisk-pDpiSNS in verschied. Qualitäten Postkarten- u.?-esie-Mitm 's f, UNS LKUs. Ws dssksisL krslss zahle für KE-ÄLÄ. LsttNSAVS LMMAGL Ktt-Ltsss n. WsesUs aller Art. Telefon Amt Hermsdorf Nr. 74. isr»! 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Sie sollte sich heftig erkältet haben, lag oft zu Bett und hielt sich auch sonst die meiste Zeit still in ihrem Zim mer oben auf. . . hieß es. > Die Dienstboten flüsterten sich freilich zu, mit der Er kaltung fei es nicht so arg, aber mit dem Bruder habe sich die Frau überworfen, weil er jetzt die ganze Leitung der Wirtschaft an sich gerissen habe und der Schwester kaum mehr ein Recht lasse. Dadurch habe sie alle Freude zur Arbeit verloren, lasse ihn schallen und walten, wie er wolle, und trotze oben. Am Vrintnerhof ging es umgekehrt zu. Da schaltete untd waltete jetzt Toni immer unumschränkter, weil Bastl ihr alles stillschweigend überließ. Anfangs machte es ihr Freude, denn es gedieh alles prächtig unter ihrer Hanv. Die Dienstboten hatten Respekt vor ihr, die Kinder liebten sie. Marei, die körperlich genesen war, aber viel vor sich hinträumte, schien nur aus ihrem Traumzustand zu er wachen» wenn Toni neben ihr saß, und die alte Hiesinger war, als nun entbehrlich, entlassen worden. Nach Ablauf einer Woche wurde Toni plötzlich schweig sam und ein bitterer Zug grub sich von neuem in ihr Ge- sicht. Stina, die Bastl zugetan war, hatte ärgerlich von dem neuesten Gerede erzählt, das in Kalkreut über ihn umging. Seine häufigen und langen Befnche gaben den Anlaß dazu. Etnge wollten wisse», er suche in der zwar älteren, aber reichen Besitzerin der „Sonne" sich um «tue gute Partt« umzuschen, -rutzere reyaupteteu, er hab« -ür« Beziehungen zu der frische- ^o,a engeknüpft. „So «UA Schlechtigkeit," zetert« Stina, „der wird jetzt ans Hettot«. denken, wo seine Schu-efter eingesperrt ist. Aber so sind die Leute! Daß eine: aus Gram ins Wirts- Hau- geht, um feine Sorgen zu vertrinken, da» geht ihnen nicht ein!" 7 Tont, die gerade daS Leuteesseu anrichtete, legte den Suppenschöpfer mit zitternder Haub auf den Herdrand. In die „Sonne"! Gerade in die Sonne mußt« er gehen! Und wenn er zehnmal nichts anderes dort suchte, als Zer streuung — der Gedanke, daß er gerade dorthin ging, wo Valentin Foregger den Herrn spielte, war ihr unerträglich. , Daß die Ungewißheit der Zukunft schwer auf ihm lastete und er vor den nächsten Wochen ein banges Grauen .fühlte, das ihn unlustig zur Arbeit machte und ruhelos yerumtrieb, begriff sie ja am Ende. Ader lastete derselbe dumpfe Druck nicht auch auf ihr? — Ja mehr oder minder auf allen im Vrintnerhof? Hatte er selbst ihr nicht einmal gepredigt: arbeiten und seine Pflicht tun, ist der beste Trost lm Unglück. Damals hatte sie eS wie eine beglückend« Offenbarung empfunden, als er ihr vorstellte: wir zwei gehören jetzt zu sammen und müssen den guten Namen des BrintnerhofeS wieder zu Ehren bringen! Alles war ihr leicht geworden mtt diesem Ziel vor Augen. Und dann später auf der Fahrt nach Hinterberg, wie gut hatten sie einander da verstanden, wie offen und vertrauensvoll hatten sie alles miteinander befprechen können! Es kam Toni plötzlich zum Bewußtsein, daß s«tt jenem Tage alles anders geworden war. Schweigsam, in sich ge kehrt und verschlossen war Bastl danach geworden, und ob wohl Lusner nun gefunden war, blieb er weniger daheim als früher. Auf ihre Fragen, ob er aus Lusners Angaben irgend eine neue Spur zu finden hoffte, antwortete er aus weichend und mied überhaupt jedes vertrauliche Gespräch über die Sache. Sie beobachtete ihn nun scharf, warf gelegerttüch ein Wort hi» und sab bald, d«» da- B»- dr« Wahiheit entsprach: Bastl war wirklich ein täglicher Gast in dem Hause des Mannes, den sie an, tiefsten verachtete. Warum? Wozu? Sie legte sich die Frage gar nicht mehr vor. Aber ihr Herz verhärtete sich plötzlich. Bastl brauchte keine Angst zu haben, daß sic «dn mir Fragen be lästigen oder abends vertrauliche Gespräche über die Mord angelegenheit führen wolle. Toni war meist unsichtbar, wenn er heimkam, oder schlüpfte mit kurzem, kühlem Gruß an ihm vorüber. . Er war viel zu sehr mit anderen Dingen beschästistl, um es zu merken. Da — es war wenige Tage vor Beginn der Schwurgerichtsverhandlung in Wien — kam er einmal zu ungewohnter Stunde beim. Tont, die im Flur saß und Bohnen für Mittag schnitt, blickte verwundert auf, als er eilig, mit kurzem Gruß an ihr vorüberging und bald dar auf in seinem Sonntagsgewand wieder erschien. „Willst fort? Nach — Wien vielleicht?" fragte sie unwillkürlich, von einer Angst ergriffen, es könne etwas Unerwartetes geschehen, weil er so tiefernst aussah . . . Bastl blieb stehen. „Nein, nach Wien nicht," ant wortete er unbestimmt und vermied ihren Blick. Aber ver reisen muß ich. Vielleicht bleibe ich ein paar Tage aus . . . ich weiß halt noch nicht wie lang. Aber mußt nicht reden darüber, Toni. Wenn jemand fragt, sag, ich wäre nach Losendorf gefahren, um wieder einmal daheim nachzu» fehen. Und ... leb wohl auch, Toni!" Sie nickte mtt herb geschlossenen Lippen. Die darge botene Hand schien sie nicht zu sehen. Zögernd ging Bastl. Zum ersten Male merkte er, daß sie ihm heimlich grollte, und begrtss auch warum. Kein Mensch aus der Welt hätte so viel Recht gehabt, Offenheit und Vertrauen von ihm zu erwarten wie sie. Es fiel ihm ja auch schwer genug, ge- rade ihr gegenüber zu schweigen. „Aber" — so dachte er bcNommen, während er jetzt der Eisenbahnstation zuschritt, „ein Verdacht ist auch halt gar bald in die Welt gesetzt; der, den er trifft, kann über Nacht ein ruinierter Mann sein dadurch und .., dabei vtelleicht noch unschuldig!" . : - . (Fortsetzung i Inseraten-Hreise. Die einspaltige Zeile oder deren Raum 10 Goldpfennige.