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Lokal-Bmeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend MttWtWS- d M AMM Arqetgni werd» a» den Erschrbom-eOGW bt» spütesteu, v»nirütag» 10 Uhr d» M Beschästrsiell« erdete». Jeder Anspruch auf Na, der Bryetgrs-Betrug dim werd« «li »der »« Dt« »Ottendorfer Zeitung- erscheint Mttt- wochc- und Lonnad-nds. i Der Bezugs-Preis wird am Ersten jeden ij Morinis bekanntgcgcben. st ft Im Falle hri^rer Gewalt t-^rieg od. sonst, rt kl irgendwelcher Tlämns«« des Betriebes der >, 8 Zeitung, der t'iofernnten od. d. Befördcrungs- i Einrichtungen) hat der Bezieher keinen Än- » stiruch auf Lieferung oder Nachlieferung der i t Zeitung od. auf Rückzahlung d. Bezugspreise». Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde-Giro-Konto Rr. 11^ V - - - . - ... ! 7- --.r > Nummsr 93 Mittwoch, den 2^. November ^Y23 22. Jahrgang. Amtlicher Teil. - Bekanntmachung üver die WeißL Luiszahl für die Krm^ßiguuge« Seim Steueravzsge vom Arbeitslohn «nd Memertung der Aatnralöezüge. Die BerhältniSzahl, mit der die in der zweiten Sep temberhälfte 1823 in Geltung gewesenen Ermähtgungrsätze beim Steuerabzug vom Arbeitslohn zu vervielfachen find, ist für die Zeit vom 18. bis zum 24. November 1823 un verändert wie in der Vorwoche — 3VVVVV —. Der Multiplikator für di« Sachbezüge beträgt vom 21. November 1923 ab gegenüber den Sätzen der zweiten Septemberhälft« — 500 000 —. Hladeverg, den 17. November 1923. Das Finanzamt. Bußtag. Sie hören nicht, wie zum Gericht Schon Ball' und Säulen krachen. Emanuel Geibel. Inmitten einer verworrenen Welt voll Selbstsucht, Pflichlvergeffenheit, Unmoral Unglauben trifft uns der dies malige Tag der Einkehr. Der Feuerstrom vaterländischer Gesinnung und staatsbürgerlicher Pflichterfüllung ist in Eises kälte erstarrt und begegnet allzuvielen erkalteten Herzen. Not und Elend, Selbstsucht und Unduldsamkeit bedrohen unser Staatswesen und mit ihm unser Volk. Unser ver giftetes öffentliche Leben ist eine Quelle der Verärgerung, der Unzufriedenheit, des Zweifel« und des Mißtrauen«. Wo find die Ideale, welche dereinst unser Volk und unsere Parteien religiös und vaterländisch begeisterten. Schüruug de« konfeffioneleu Streite«, Haß und gewollte Verleumdung spielen sich schamlos al« ReligionSschutz und Religion-Pflege auf, — ein modernes Pharisäertum, da« alle Wohlmeinenden angelt und abstößt. Vaterländische Phrasen, Wirtschaft«- und sozialpolitische Weisheiten werden dem betörten Volke vorgesetzt von denselben Kreisen, die dasselbe Volk an den Rand de» Abgrundes rollen ließen. Allüberall ist der Geist der Erbitterung, der Enttäuschung, ja der Verzweiflung er- wacht. Wirtschaftlicher Niedergang, religiöse Gleichgültigkeit und sittliche Korruption find hervorragende Zetterscheinungen und an allem ist das Geschlecht unser Tage mehr oder minder selber schuld. Hilfe und Heilung ist erst dann mit Erfolg zu erwarten, wenn man Sitz und Ursache der herrschenden Mißstände klar erkannt hat und ausreichend Mut und Entschlußkraft faßt, um sie rücksichtslos zu beseitigen. Nicht allein verfehlte Gesetze, nicht nur die Aenderung der Staatrform find Ursache der sozialen Nöte, sondern vor ollem der Geist der wilden Genußsucht, der grausamen Selbstsucht. Weil man von diesem Geist geblendet ist, da rum hat man weder Herz noch Auge für die wirkliche Not und einen Sinn und Willen für die wahre Besserung. Sie haben Augen und sehen nicht, Sie Pi- >ser fort und lachet. Sie hören nicht, wie zum Gericht Schon Balk und Säulen krachen. E« hilft gar nicht», wenn eine Partei di« ander« für alle Sünden und Gebrechen verantwortlich macht. Solche gegenfeittgen Anklagen verbittern nur und Keffern nicht. Nur wer «iu«r höheren Moral zustrebt, hat «in Recht und die Ausficht, die Zeitübel zu überwinden. Nicht» geschieht in der Welt ohne Zweck. Wenn wir daher in Stunden stiller Einkehr der Blick in den Abgrund der öffentlichen Korruption werfen, so geschieht «», um in dem Entschluß zu erstarken, die Weg«, die abwärts führen, zu verbessern und mit gläubiger Willens-Energie dem Licht und Wahrheit zuzu streben. Das aber ist di, Weltanschauung des lebendigen Christentums, der Religion überhaupt. Ihr wollen wir am heutigen Tage der Einkehr unser Herz und die Seele unsere« Volke» erschließen. Solch eine ernste Selbstprüfung wirkt nachhaltiger und tiefer, al» man glaubt. Da» ist der Segen des Bußtage». Halten wir Einkehr am eigenen Herd, in der Familie, schauen wir auch draußen um uns und suchen nach Milderungsgründen für die Fehler und Schwächen unserer Mitbürger. Zeit und Umstände find wahrlich dazu angetan. Nur dann kann der deutsche Volkskörper wieder gesunden, wenn die guten Geisteskräfte über die schlechten die Oberhand gewinnen. Der Weg zu dieser Heilung ist nur möglich bet innerer Einkehr, bei Buße und Glaube. Die Buße ist die Erkenntnis von dem Verderben als Folge der Gottlosigkeit, der Glaube ist die frohe Zuversicht daß in der erneuten Einkehr zu Gott und menschlicher Pflicht die Voraussetzung zu neuer Kraft und Blüte ruht. Oder sollen Staat und Volk tatsächlich im Ozean des Elends versinken? Nein, wir glauben und kämpfen und darum hoffen wir l OertlicheS «ad Sächsisches. Gtt«nd»^-Vkrilla, dm 20. November i?rr. — Eine Nachmittagsbriefbestellung wird seit 19. Noo. von sämtlichen Landpostavstalten nicht mehr ausgeführt. In größeren Städten, z. B. Dresden, ist die Zahl der Ortsbrief- bestellungen zur Ersparnis von Arbeitskräften von 3 auf 2 verringert worden. , — Um Arbeitern die Benutzung von Wochenfahrkarten zu erleichtern, während die Löhne noch nicht auf der Gold markbasis aufgrbaut find, hat der Reichsverkehrsminister zu gelaffen, daß die Arbeitgeber Karten für die auswärts wohnenden Arbeiter gegen Bezahlung durch Reichsbankbar scheck entnehmen und da« Geld mit den Arbeitnehmern ver- rechnen. Beim Fehlen einer Verbindung der kleineren Ar beitgeber mit der Reichsbank kann den Arbeitgebern Stundung in Goldmark gewährt werden. Auch mit Kom-. munalverbänden können Abkommen über Stundung der Wochenkartenpreise getroffen werden. Ferner können im Bedarfsfall die Wochenkarten und Arbeiterrückfahrkarten — letztere mit dem Tagesstempel des Bcnutzungstage« versehen — fortan schon vom Mittwoch ab vorverkauft werden, da- mit den Arbeitern Gelegenheit geboten wird, den im Laufe der Woche eintretenden Kurssteigerungen auszuwetchin. Medingen. Hier wurden von einer Dampfdrefch- maschine die Dampfpfeife und alle daran befindlichen sonstigen Teile au« Messing abgeschraubt und gestohlen. Laußnitz. In letzter Zeit find hier mehrere Ge- fiügeldiebstähle vorgekommrn. Auch ein Ziegenbock wurde gestohlen. Klotzsche. In einer der letzten Nächte wurden hier au« einer Kartoffelmiete gegen zehn Zentner Kartoffeln ent wendet. Dresden. Die „Leipziger Neueste Nachrichten" bringen in ihrer SonntagSnummer folgende sensationelle Meldung: „Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat wegen Ver dachts der Bestechlichkeit im Sinne des § 332 SlrGB. ein Verfahren gegen den früheren Ministerpräsidenten Dr. Zeigner eingeleitet. Dr. Zeigner war, bevor er die Ministerpräsident- schäft übernahm, fächsifcher Justizminister. Nun hat aber Dr. Zeigner feine Stellung dazu mißbraucht, Leuten, die rechtskräftig zu Freiheitsstrafen verurteilt worden warm, diese Strafen zu erlassen, und zwar gegen bar und gegen Geschenke. Als Zeichnen der Erkenntlichkeit hat Dr. Zeigner alle Arten von Gegenständen des täglichen Bedarfs entgegen- genommen, fo Eier, Mehl, Kartoffeln, Butter, Geflügel, Be- kleidungsgegenstände, Schmucksachen und Papiergeld. In DringltchkeitSfäll-n wurden telegraphische Anweisungen an die Staatsanwaltschaft zur Freilassung der Begnadigten er teilt. Es ist vorgekommen, daß bereits zur Strafhaft einge- zogen« „Klienten" Dr. Zeigner» auf dessen telegraphische Anweisung sofort wieder entlassen werden mußten. Da« Honorar hat Dr. Zeigner entgegengenommen teil- in seiner Wohnung aus dem Weißen Hirsch, teil« im Kaffeehause, teil« auf der Straße in Leipzig. In der Goldenen Kugel in Leipzig wartete beispielsweise ein Landmann, der wegen Getreidewucher- bestraft war, mit einer Weihnachtsgans, bi» er herausgerufen und nach dem Blüchrrplatz geführt wurde. Dort stand der Justizmiuister, bekleidet mit einem weiten Radmantel, nahm die Weihnachtsgans entgegen und ließ sie unter dem Radmantel verschwinden, um nach Erledigung feine Dienstreise nach Dresden fortzufetzen. Zur Entgegen nahme der Haushaltbedürsnisse, wie Butter und Gier, war die Gattin des Justizmtnisters beauftragt; Mehl wurde in der Härtelstraße bet einer nahen Verwandten abgeladen." Da« Blatt sagt weiter, daß Frau Zeigner ein Brtllantkollier besitz-, daß mit einem aus formalen Gründen an da» Justiz ministerium abgefertigen Gnadengesuch in der Privat wohnung des Ministers auf den Schreibtich niedergelegt worden sei. Dr. Zeigner selbst habe einen kostbaren Pelz, der gleichfalls dem Drange nach Freiheit eines Entgleisten fein« Herkunft verdanke. Endlich habe Dr. Zeigner auch von sich au» seine Mittelsmänner veranlaßt, an Gnadtube- dürftige wrgen der Höhe der Bestechungssumme heranzutreten. Das Blatt schließt: „Wäre Dr. Zeigner nicht Abgeordneter ur-d damit nach der ReichSverfaffung zunächst dem Zugriff des Staatsanwalts mtzogen, so wäre, sicherem Vernehmen nach bereite feine Verhaftung erfolgt, da er Anfang der ver flossenen Woche in Leipzig war und hier auf seine Mittels männer in der Richtung einzuwirken versucht hat, diese sollten ihn nicht Senaten und alles auf sich nehmen." — Wir geben die vorstehenden Ausführungen der Leipziger Neuesten Nachrichten, die übrigens versichern, „über die Einzelheiten der Fälle vollkommen unterrichtet zu sein" und die Veröffent lichung weiterer Einzelheiten in Aussicht stellen, einstweilen berichtend mit all den Vorbehalten wieder, die der Nichtein geweihte solchen Ungeheuerlichkeiten entgegenbringen muß. Es ist selbstverständlich, daß eine Handlungsweise wie die hier dargestellte und die Auffassung der Politik al« einer ernsten, ehrenvollen, ja heiligen Sache des Volkes einander vollkommen ausschlieben. Jedenfalls ist eine Klarstellung in der Angelegenheit um aller Beteiligten, besonders aber de« sächsischen Volkes und der Reinheit seine» politischen Leben» willen unbedingt notwendig, und das Leipziger Verfahren, da» nach der Mandat«niederlegung Dr. Zeigner« ja nun wohl ungehindert im Gange ist, wird Aufklärung darüber zu bringen haben, nach welcher Richtung da« Urteil über Dr. Zeigner und seine Politik ausfallen muß. Niedersedlitz. Hier wurde eine Konsumverein« - Verkaufsstelle erbrochen und große Beute an Kakao, Schoko lade, Seife usw. gemacht. L 0 ckwitz. In Röhr«dorf stahlen unbekannte Dieb« einen größeren Handwagen und entwendeten dann au« einer Feime des Rittergutes einen Posten Kartoffeln. Beim Transport durch Lockwitz brach ein Rad, schnell wurde von einem anderen Wagen ein Ersatzrad gestohlen und hierauf die Beute in Sicheret gebracht. Dohna. Unbekannt« Diebe ließen in Börthen einrn Fischteich ab und stahlen daraus die Karpfen. Pirna. Au« einer Gartenlaube wurde« gegen fünfzig eiserne Sartenstühle gestohlen und vermutlich mittel» einer Schaluppe elbabwärts in Sicherheit gebracht. Freiberg. Hier hatte der zuständige Ausschuß den Preis für Gas und elektrischen Strom von 15 Milliarde« in kurzer Zeit auf 35 Milliarden erhöht und diese Preis» erhöhuug nicht vorher rechtzeitig durch die Presse bekanntge- geben. Eigen diese» Verfahren waren sowohl von gewerb lichen Körperschaften al« auch von Privatpersonen Beschwerde erhoben worden. Teilweise hatte man auch Anzeige gegen diesen Ausschuß wegen angeblichen Preiswucher« bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Leipzig. In einem östlichen Vororte von Leipzig wurde dieser Tage eine bunte Gesellschaft von acht weiblichen und zehn männlichen Personen ausgehoben, die mehrere Woche« in einer Feldscheune Quartier genommen und dort ein „Mehrfamilienheim" gegründet hatten. Obwohl keines der Liebespaare miteinander verheiratet wäre«, benahmen sich die Leute derart ungeniert, daß es den Unwillen der Umwohnenden hervorrief und die Ortrpolizei schließlich genötigt war, das Liebestdyll zu zerstören. Mrcheuuachrichte«. Bußtag, den 21. November 1923. Vorm. 8 Uhr Predigtgotterdienß mit ««schließenden Abendmahl besonders für die Jugend. DreS-ner Schlachtviehmarkt. 19. November 1923. Austrieb: 16 Ochsen, 35 Bullen, 72 Kalben und Kühe, 200 Kälber, 184 Schafe, 222 Schweine. Preise in Milliarden Mark für V, kg Lebendgewicht: Ochsen 600-850, Bullen 600—850, Kalben u. Kühe 200—850, Kälber 500—800, Schafe 400—950, Schweine 850—1000. Pröduktenvörfe. 19. November 1923. Weizen 20—20,50 Rogge« 19,50—20. Sommergerste 18—18,5. Hafer 16,5—17. Mat» 20,5-21. Rotklee 170—190. Trockenschnitzel 9—9,5. Zuckerschnitzel 13—16. Weizen!l.ie 8,6—8,8. Roggeulleie 8,6—8,8. Weize«- . mehl 42 bi» 43. Roggenmehl 42—43. Die Preise verstehen fich für 100 Kilo in Goldmark.