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Die Liebe derWnnah von Linsingen Roman von Gertrud von Brockdorff. 29) lNacbdruck verboten.) „Damals, als ich Sie zuerst sah, wußte ich, daß Sie bestimmt waren, zu herrschen. Und ich erfuhr, daß Sie in Verhältnissen lebten, die Sie demütigen mußten. Oh, ich habe diese Verhältnisse gehaßt wie Sie, mehr als Sie. — Und nun hat man Sie beleidigt, man hat es ge wagt, Sie zu beleidigen, weil Sie arm sind, weil Sie schutzlos sind. Und Sie hassen ihren Beleidiger? Nur das Eine sagen Sie mir: Sie hassen ihn?" Hannah von Linsingen richtete sich auf. Ihr Gesicht sah streng und steinern aus. Und die Augen hielt sie starr geradeaus gerichtet, auf den Turm des Lobittener Schlosses, der da weiß und hellflimmernd vor ihr in der Sonne stand. „Ja, ich hasse ihn", sagte sie langsam, beinahe feier lich. Dann entzog sie Boleslav Bilinski ihre Hand. Der Pole lächelte, ein wehmütiges, resigniertes Lächeln. „Ich verstehe Sie, Baronesse. Aber ich kann warten." Una er zog die Zügel an und lenkte die glocken- behängten Pferde langsam zur Umkehr. Blane sonnige Wintertage reihten sich aneinander. Ter Park von Berkehmen trug noch immer sein funkelndes Festgewand und der Weiche Schnee knirschte auf den ge frorenen Wegen. Fast täglich läuteten die Schlittenglocken die breite Allee hinab: wie lustiges Lachen klang der ungewohnte Ton durch die alten Bäume. Boleslav Bilinski lenkte selbst. Vorher kam er, in seinen Blaufuchspelz gehüllt, fast regelmäßig in das lila Zimmer hinüber und erkundigte sich, ob die Baronesse ihm die Ehre ihrer Begleitung zuteil werden lassen würde. Hannah sagte stets ab. Tante Thekla setzte dann jedesmal ein merkwürdig verschnupftes Gesicht auf und versuchte, Herrn von Bi linski gegenüber die Absage in eine möglichst liebens würdige Form zu kleiden. Sobald er das Zimmer ver lassen hatte, begann sie von Mädchen zu sprechen, die ihr Glück leichtsinnig aufs Spiel gesetzt hätten, und ließ es dabei an Anspielungen auf Hannahs freudlose Zukunft nicht fehlen. Meist endigten diese Unterredungen damit, daß Hannah das Zimmer verließ und die Tür nachdrücklich genug hinter sich einklinkte. Das Benehmen der Tante machte sie nervös. Sie litt unter den ewigen Anzüglichkeiten und schämte sich vor Bilinski und vor sich selbst. Niemals hatte sie dessen taktvolles Wesen dankbarer empfunden als in dieser Zeit. Trotzdem aber fürchtete sie ein Alleinsein mit ihm. Die frühere Harmlosigkeit in ihrem Verkehr war ge schwunden; öfter als je fühlte sie die dunklen Blicke des Mannes voll unverhüllter Leidenschaft auf sich ruhen, und die Gewalt dieser Blicke war ihr unheimlicher und ängsti gender als je. Sie wußte, daß sie nicht imstande sein würde, sich dieser Gewalt dauernd zu widersetzen; von allen Seiten fühlte sie sich auf den einzigen Weg gedrängt, der ihr allein eine glänzende Zukunft sicherte. Irgend etwas warnte sie vor diesem Wege, aber die eine Stimme würde nicht stark genug sein, sie zurückzuhalten. Sie saß jetzt noch mehr als sonst mit Tante Lenore zusammen, die von Tag zu Tag blasser und kränklicher wurde. Sie sprachen während dieses Zusammenseins nicht viel von Bilinski, und doch stand sein Name immer wie ein dunkles Gespenst zwischen ihnen. Tante Lenore hatte eine unbestimmte Abneigung gegen den neuen Hausgenossen und vermochte dieses Ge fühl.; nicht Herr ZN werden, so sehr sie Bilinskis gesell! re Talente, sein vornehmes, zurückhaltendes Wesen vor sich selbst und den andern lobte. „Er stammt aus einer Welt, die von der unsrigen gar zu verschieden ist", sagte sie einmal zu Hannah, „und ich bin zu alt, um mich noch in dieser neuen Welt einzuleben." Hannah sah, wie jetzt so ost, müßig und versonnen in ihrem Sessel, die Hände im Schoß, den Blick in den dämmernden Winterabend hinaus gerichtet. „Meinst du, daß das so schwer ist, Tante Lenore?" fragte sie leise. „Es ist doch so hübsch, von dieser anderen Welt erzählen zu hören." Fräulein Lenore legte bedächtig ihre Strickarbeit zu sammen. „Hübsch und bunt genug sieht das alles auS. mein Kind", antwortete sie. „Aber in der Nähe ist's doch etwas anderes. Ich glaube, man friert leicht bei den hübschen und bunten Dingen." Hannah war langsam aufgestanden und legte ein paar Scheite auf das verglimmende Feuer. „Ich habe hier in der grauen Einsamkeit genug ge froren", dachte sie dabei. „Und mein Herz ist so kalt, daß es ein bißchen Frost mehr nicht spüren wird. —" Dann setzte sie sich wieder ans Fenster und starrte mit ihren verwachten Augen in den dunkelnden Abend. — Unten klingelten Schlittenglocken. Bilinski kam von seiner Ausfahrt zurück. Er hatte sie, wie stets, abholen wollen, und sie hatte abgelehnt, obwohl sie die weißen Felder mit ihrer flim mernden Sonne ins Freie gelockt hatten. Nun war der Helle Winternachmittag vergangen, und sie hatte wieder wie so oft im lila Zimmer gesessen und Trübsal geblasen, während von draußen das Leben lustig läutete und tausend winkende Arme nach ihr ausstreckte. Nein, so konnte es nicht weitergehen! Diese Existenz zerrieb einen auf die Dauer; man wurde alt und häßlich dabei und würde dann erst recht zu denen gehören, die vom Tische des Lebens weggestoßcn wurden und froh sein mutzten, hinter der Tür ein warmes Plätzchen zu finden, das sie Vorm Erfrieren schützte. War es nicht närrisch von ihr, zu warten und zu zögern und sich aufzureiben? Sie hatte sich wieder erhoben und war, von Fräulein Lenores unruhigen Blicken verfolgt, ein paarmal im Zimmer auf und nieder gegangen, rascher und erregter, als es sonst ihre Art war. (Fortsetzung folgt.) mit u. ohne Firmendruck bMr. - Die Liehe derHrmnAh von Linsingen Mi MpMII Laufe j Meinungen Aral Hermsdorf Nr. 1. liefert schnell u. sauber Such-rickent K. Me empfiehlt in großer-Auswahl Watter Kretzschmar, ^»»sa, Königsbrückerstr. 89, Diejenige Person welche meine ftlb. Ahr Nr. 4174427 am Sonntag ausgehoben Hal ist gesehen und erkannt word. Wenn Uhr bis 1t). Äug. 23 nicht abgegeben ist, erfolgt Anzeige wegen Fundunter schlagung. Abzugeben bei: Aravz Kock, Schiffch.-Fabr. Olten^orf-Lknlla. KtüDkl'KtWW hält sich bestens empfohlen. Betrieb: Dienstag und Freitag. Bestellungen erbitte Borans. Kryard Kauffe Kömgsbrück Roman von Gertrud von Brockdorff. (Nachdruck verboten.) Eine tolle Lust, dies laute, berauschende Leben bis Neige auszukosteu, war plötzlich über sie gekommen, äanü- Qim-Mgen sowie einzelne Räder, ^ecden uns Schwingen alle Arten Bet Unglückrsüllen Transport- j Wagen sofort da. 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Und seine Bekannten glaubten es ihm. „Die Geschichte in Berkehmen hat ihm den Boden hier brenzlich gemacht", dachte jeder. „Nun ist die Gefahr ja vorüber, und der neue Besitzer hat das Erbe bei der Baronesse angetreten." Und jeder machte ihm mit vertraulichem Lächeln einige diesbezügliche Andeutungen. In Konrad Lobittens Gesicht veränderte sich bei solchem Geschwätz keine Miene. Nur seine Finger zuckten, als hätte er.nicht übel Lust, den Überbringer der Nachricht zu Boden zu schlagen. .. O Aber als er acht Tage nach seiner Ankunft noch immer ungläubig am Berkehmener Park vorbeiritt und fremde Arbeiter ein neues prächtiges Portal ausführen sah und vom Herrenhause her Hämmern und Klopfen hörte, als sollte der ganze morsche Bau abgerissen werden, da schrumpfte sein Zweifel in Nichts zusammen. Zähne knirschend gab er seinem Tiere die Sporen und trabte im Galopp an Berkehmen vorüber. Ende Mai des folgenden Jahres war der Neubau in Berkehmen vollendet, und die ncuengagierte Mamsell wand dicke Girlanden für das Portal; denn das junge Paar sollte von seiner langen Auslandsreise zurückkehren. Im Dorfe gab es viel Geflüster und neugierige Ge sichter. Der junge Pfarrer ging mit resigniertem Lächeln zwischen den Beeten seines Gartens hin und her und be obachtete die purpurfarbenen Köpfchen des Tausendschön und die dunkelblauen Traubenhyazinthen, die aus dem braunen Erdboden quollen. Vor einem Jahre noch hatte er sich darauf gefreut, daß Hannah die alten Zimmer des Pastorats mit Frühlingsblumen schmücken würde. Nun war das alles vorüber wie ein schöner, nie wiederkehren der Traum, und Hannah hielt morgen als junge Guts herrin ihren Einzug in Berkehmen. „Möge sie glücklich werden", dachte Hans Rastell. „Sie hat mir Weh getan, aber ich trag's gerne, wenn es um ihres Glückes willen geschehen ist." Es war ein warmer, leuchtender Frühlingsnach mittag, als das hellgraue Auto wieder durch die Ber kehmener Dorfstraße fuhr. Neben dem Chauffeur hockte Michael mit seinem ver schmitzten Gaunergesicht. i Die Dorfweiber stießen sich an. Das war Herr Michael, der Bediente des neuen Be sitzers. Einige kannten ihn von seinem früheren Auf enthalt im Schlosse — das Berkehmener Herrenhaus hieß jetzt plötzlich Schloß, seitdem es die große Terrasse mit der breiten Freitreppe bekommen hatte —sie sanden aber, daß ex jetzt noch frecher und selbstbewußter in die Welt sah als zuvor. Von den Insassen des Wagens konnte man nicht viel erkennen. Nur einen Weißen Schleier sah man im Vor überfahren und sehr viel weiße Rosen. Es sah aus, als sei das Abteil ganz mit Weißen Rosen gepolstert. > Und ehrfürchtig staunend sahen die Leute dem Auto nach. Niemand hatte gesehen, daß Hannah Bilinska ge lächelt hatte, als sie zwischen der gaffenden Menge hin- durchfuhren. Eine Art hochmütigen Triumphes lag in diescm Lächeln, aber es mischte sich schon ein klein wenig Müdigkeit hinein. Sie nestelte an dem dünnen, Weißen Seidenschleier, ! der über ihr Gesicht nieder siel. Nun würde gleich der Park kommen und das neue Herrenhaus mit der Freitreppe und die neue Dienerschaft. Sie lächelte wieder. Die Freitreppe hatte sie sich von Bilinski besonders gewünscht. Der Anbau hacke viel Muhe gemacht, wurde aber mit Hilfe einiger geschickter Architekten schließlich doch ins Werk gefetzr. Nun hatte Berkehmen auch seine Freitreppe wie Lobitten. z Lmumm Freitag, am 10. August abends halb ü Uhr Milglieaer- OilMMMNg. im Haflhos zum Kirsch. Sonntag, am 12. Ang. norm. 11 Uhr Abmarsch des Vereins nach Seifersdorf. Zahlreiches Eftchemen wünscht Dvv Vvisrulltt. Hannah atmete tief. Wie gespannt sie war! Wie sie sich auf das alles -I— freute! Sogar in Venedig, wo sie in einem wundervoller: H MtUAk AllNNA Palazzo am Großen Kanal gewohnt hatten, war ihr der nehmen beim Ausbleiben der? schwermütige Gesang der Gondolieri schließlich unerträg- Reaet, Beichwerben meinen "ch gewesen, weil er sie an die singenden Bauernmädchen w.» erinnert hatte, die an Sommerabenden auf der Ber ¬ aube ahrlen Kraue» - See ^hme^er Chaussee spazieren gingen. und wenden sich vertrauens-s Bilinski, der bis dahin ein wenig melancholisch auS voll an mrch selbst. Nach-, dem Fenster gesehen hatte, beugte sich plötzlich zu ihr. ahmungeu zurückweisen. f „Freut sich meine Hannah?" Uerwuüliauü Diskret" ! Er ergriff ihre kleinen Hände, die in Weißen Glacee- MMüMü „MSKM ! h^dschuhen steckten, und küßte sre. Kresben-A-, FieibergerPl. 8 - Sie entzog ihm die Hände nicht und lächelte mit ge« Zur „ „ . , ... . „ f eine Lust, sich am Dasein für die einsamen und öden Ber- f kehmener Jähre zu rächen, für das verächtliche Lächeln > der Gutsnachbarn und Bauern, für die Demütigungen, ! die ihr durch Konrad Lobitten widerfahren waren. einschlägigen Geschäften. 14—16 jähriges Mädchen für Wormittags gesucht. Näheres zu erfragen in der Geschäftsstelle dss. Bl. Fachkundige Frauenbedienuug. schlossenen Augen. Nun würden all ihre Träume Wahrheit werden, all die Träume der langen Berkehmener Winternächte! vniafmnustaanrmmsnriw Sie fuhren durch das Portal in den Park hinein. Wt« neu das alles aussah. Die Wege waren vom Unkraut ge- auch k^m säubert, leuchtende Teppichbeete, schöner noch als daS. auch kleine uno auf Briefen. > damals m Lobitten so sehr ihre Bewunderung «- Arebdr»,zi!lrkürrgerstr.16m regt hatte, lagen inmitten der großen Rasenplatz«. — —--— j An der Freitreppe hatte sich das neue SchloßpersoucH i aufgestellt: Diener in schwarzer Livree, Mädchen mit ° weißen Schürzen, die dicke Mamsell, die «inen riesigst» ? jEkü 8! Blumenstrauß in den Händen hielt und ihn Hannah üb^ KM »m MM ! iEÄ -.L -L.- 8onäeri 8is wir sofort * Ä-A"« kf-EUNfst Listig