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Am Sonnabend wurde bis in die sechste Nachmittags stunde der Verkehr durch Ansammlungen nicht gestört Diese Lage änderte sich durch einen Demonstrationszug, den der Aktionsausschuß der revolutionären und der radikalen Erwerbs losen nach einer Versammlung im Palmgarten gegen 146 Uhr veranstaltet hatte und der durch die Pirnaische Straße über den Pirnaischen Platz und die Zohannstraße geführt wurde. Am Altmarkt griffen Abteilungen der Polizei zu Fuß und zu Pferde dagegen ein, worauf der Zug durch die Webergasse nach der Antonsmarkthalle flüchtete. Die Tore der Antonsmarkthalle konnten rechtzeitig geschlossen werden, jedoch löste das Bekanntwerden des Herrannahenden Zuges unter dem kaufenden Publikum große Unruhe aus. Ein Teil der Käufer schaft flüchtete, ohne vorher gekaufte Waren be zahlt zu haben, so daß dadurch die Standinhaber beträcht liche Einbuße erlitten haben.. Der Demonstrationszug hatte sich inzwischen aufgelöst, die Demonstranten blieben aber unter An schluß einer großen Anzahl Neugieriger vor der Antonsmarkt halle versammelt. Durch Polizeikommandos wurden die Ver sammelten, die nach dem Postplatz zogen, schließlich zerstreut und zogen in kleineren Trupps in die- innere Stadt. Ein Zug, der sich durch radaulustige junge Burschen wieder in Stärke von 300 bis 400 Mann gebildet hatte, zog vom Altmarkt durch die Prager Straße nach dem Hauptbahnhof. Unterwegs bewaff neten sie sich mit Latten, die von einem Zaun los- gerissen wurden. Gegen diesen Zug und gegen einen Trupp, der in die Schankwirtschaft vom Schlohkeller in der Schloßstraße ein zudringen versuchte, wurde durch Polizeibeamte eingeschritten, so daß es zu weiteren Ausschreitungen nicht kam. In der zehnten Abendstunde sind dann durch kleinere Trupps, die sich mit Steinen bewaffnet hatten, in drei Kasfeewirtschaften der Wils druffer, Waisenhausstraße und am Wiener Platz durchStein - würfe 41 Fensterscheiben und sechs Schaufensterscheiben zer trümmert worden. Durch wiederholten Einsatz von Polizeikom- mandos wurden diese Trupps zerstreut, ihre Wiederbildung konnte aber nicht endgültig verhindert werden. Gegen 1411 Uhr war der Verkehr wieder ruhig und geregelt. Durch das ununterbrochene Einsetzen von Polizeibeamten sind größere Ausschreitungen verhindert wor den. Solche waren geplant. Dies ergibt die Tatsache, daß auf der Prager Straße und dem Wiener Platz sehr viel Pflaster steine herumlagen, die die Demonstranten bei dem Anriicken der Polizei weggeworfen haben. Es sind zwei Beamte und ein Pferd der berittenen Abteilung durch Steinwürfe und Stock schläge verletzt worden. Fe st genommen wurden acht Demonstranten. Die Demonstranten, die sich in der Hauptsache aus radau lustigen jungen Burschen zusammensetzten, sind leider wieder durch das Publikum, durch Reden gegen die Polizeibeamten und durch Anschluß an die Demonstranten unterstützt worden, so daß die Polizeibeamten wiederholt in eine schwierige Lage kamen. Am Sonntag vormittag 10 Uhr hatten die radikalen Erwerbslosen nach der „Reichskrone", Bischofsweg, eine Ver sammlung einberufen,- Einberufer war der Aktionsausschuß. Auf Grund der Vorgänge vom Sonnabend abend und tags zuvor wurde vom Polizeipräsidium die Versammlung durch uni formierte Beamte aufgehoben und sämtliche Versammlungs teilnehmer mittels Lastkraftwagens nach dem Polizeipräsidium sistiert. Später, nachdem die Leute hier entsprechend gesichtet, wurden sie zum großen Teil wieder entlasten. 18 Personen, die äch nach verschiedenen Richtungen hin strafbar gemacht hatten, sind vorläufig festgenommcn worden. Obwohl gegen 3 Uhr auf dem Schützenplatz eine weitere Versammlung anberaumt war, hatten sich nur etwa 30 Personen eingefunden, die sich aber später wieder zerstreuten. Etwa 148 Uhr fanden auf dem Altmarkt erneut kleine Ansammlungen statt. Schließlich hat sich ein kleiner Demonstrationszug gebildet, der einige Straßen und schließlich die Prager Straße passierte. Auf dem Wege dorthin hat sich die Anzahl der Demon stranten verstärkt und außerdem einziemlicherZuzugvon Neugierigen hinzugesellt. Der Zug hat sich dann weiter die Prager Straße entlang begeben, ist in die Reitbahnstrahe eingebogen und hat sich dem Konzerthaus gegenüber mit Lat ten ausgerüstet. Der Zug nahm dann seinen Weg die Reit- bahnstraße entlang, nach der inneren Stadt zu, über die Annen straße, Poppitz, Rosenstraße, nach dem Freiberger Platz, wo eine Ansprache von einem Unbekannten gehalten wurde. Die Demonstranten haben sich dabei dort wieder mit Steinen ausgerüstet und sind dann nach der Annenstraße, Postplatz. Brüdergasse, Schlotzstraße, Altmarkt, Seestraße zu gezogen. Von der Seestraße zogen sie vor das Neue Rathaus, wo Halt gemacht wurde. Einer der Zugteilnehmer hielt dort eine Ansprache, doch sind die Demonstranten durch Einsatz der uniformierten Polizei restlos zerstreut worden, wobei von Gummiknüppeln Gebrauch gemacht worden ist. Die Demonstranten sammelten sich dann aber hier und da wieder in Trupps und vor dem Kaffee Maxi milian ist es dann noch zu einem größeren Auflauf gekommen, wobei ein Kriminalbeamter von der Masse erkannt und argbedrängt wurde. Er wurde von dem Wagen der Straßenbahnlinie 12, den er zum Schutze aufgesucht hatte, her untergeholt und durch Steinwürfe und Schläge verletzt. Im Schicksalswende. Aoman von A. Sei'eN. 55. Fortsetzung. (Nachdruck nerboten.f Doktor Mertens unterbrach durch sein Eintreten diese Szene. Fast zugleich mit ihm kam die Pflegerin. Des Doktors Blicke folgten Almidas schlanker Ge stalt. Wre ein Dürstender sah er ihr nach, als sie hin ausging. Sie war viel zu erregt, um sich an einer gleich- güMacn Unterhaltung beteiligen zu können. Draußen stürmte es wohl noch, aber es regnete nicht mehr. Almida brauchte frische Luft. Sie zog feste Lederstiefel an, warf ihren Wettermantel über die Schuliern und eilte ins Freie. Mertens sah sie vom Fenster aus. Er hatte sich teil nahmsvoll nach Olgas Befinden erkundigt. Doch seine Gedanken waren nicht bei seinen Worten. Unter einem Vorwande ging er hinaus und folgte Almida. Er holte sie bald ein. In strahlender Schönheit lugte ihr Gesicht unter den grauen Capuchon. den sie über das Haar gezogen, hervor. Sie wirkte wie ein Märchen, nein, wie die strahlende, lachende Lebensfreude selbst. Und er hatte glauben können, daß sie ihm gehören werde! Er kam sich täppisch und lächerlich vor. Er unterdrückte seine Sehn sucht nach ihr, sein heißes Weh. und sprach ruhig und vernünftig mit ihr. Und überlegte unablässig, wie er ihr, die er so verschwiegen und über alle Maßen liebte, helfen, wie er für ihr Glück sorgen könne. Er fragte und Almida antwortete: sie sagte ihm, was sie wußte, und er hörte noch viel mehr heraus. „Franz hatte seine Eltern verloren und stand allein in der Welt da. Da war es doch das Natürlichste, daß Papa ihn in unser Haus nahm. Er wollte es allerdings Straßenbahnwagen find dabei die Scheiben zum Teil demoliert worden. Zwei der Täter sind kurz darauf festgenommen und bei diesen auch die dem Beamten entrissene Brief tasche mit Inhalt wiedererlangt worden. Nach Einsatz von uniformierten Beamten zogen die Demonstranten nach der Larusstraße zu und bedrohten das Etablissement „Odeum", in das sie einzudringen versuchten. Sie wurden auch dort wieder von uniformierten Beamten zerstreut. In anderen Straßenteilen machten sich dann hin und wieder noch kleine Trupps bemerkbar, zu wesentlichen Ausschreitungen ist es jedoch nicht gekommen. Einige Täter wurden festgenommen. Im Zusammenhänge mit den Unruhen hatte man vorsorg lich den Hauptbahnhof bis auf den Haupteingang an der Prager Straße abgesperrt. Was hat die Regierung getan? Niederoderwitz und Alt-Löbau im Landtage. Die deutschnationale Fraktion hat im Landtag fol gende Anfrage eingebracht: „Nach Zeitungsberichten sind in den letzten Tagen u. a. in Altlöbau und Niederoderwitz wiederum schwerste Gewalttaten gegen Landwirte begangen worden. Die staatlichen Sicherheitsorgane haben erneut in allen Fällen versagt, selbst dann, als es galt, das Leben der Besitzer zu schützen. Was hat die Re gierung getan, um die Schuldigen zu ermitreln und die Wiederholung solcher Vorgänge unmöglich zu machen?" Politische Tagesschau. Was Löbe von der Reichsregierung fordert. In einer von der VSPD. veranstalteten gutbesuchten Massenversammlung in Oybin bei Zit tau sprach am Sonntag der Reichstägspräsident Löbe über die politische Lage. Für den bevorstehenden Beginn des Reichstages kündigte er folgende Forderungen der SP. an: Versuche einer Verständigung mit Frankreich im Ver- handelungswege. — Zur Ermöglichung dieser Verstän digungspolitik müßte in der Innenpolitik durchgesetzt wer den eine weitgehende Lastenbeteiligung des Besitzes durch 1. Eine Lohnsteuer in derselben Höhe der für Arbeiter und Angestellte zu machenden Lohn- und Gehaltsabzüge. 2. Erfassung mindestens ein Drittel aller Sachwerte zu gunsten des Reiches. 3. Verdreifachung aller Besitz steuern. 4. Erfassung eines Drittels aller Unternehmer gewinne zugunsten des Reiches. Durch diese Maßnahmen sei ein Zuschuß von jährlich 25 Goldmillionen zu erhoffen. Die neue Regierung in Mecklenburg- Neustrelitz. Nach langen Vorbereitungen ist endlich die Regierungsbildung in Mecklenburg-Neustrelitz zustande gekommen. Die neue Regierung stützt sich -aus eine Mehrheit von nur einer Stimme, da bei der Abstimmung über die Vertrauensfrage sich die drei Deutschvölkischen und der Vertreter der kleinen Landwirte der Stimme ent hielten. Die Negierung wird gebildet von dem bisherigen demokratischen Staatsminister Dr. Hustaedt und dem deutschnationalen Gutsbesitzer Schwabe (Friedrichshof), der bis vor kurzem der Vorsitzende der Deutschnationalen Volkspartei im Lande war, und hat hinter sich neun Deutschnationale, zwei Volksparteiler und fünf Mit glieder der Arbeitsgemeinschaft, Demokraten, Handwerker und Kaufleute. Die Ovposition besteht aus acht So zialdemokraten und sieben Kommunisten. Die Deutsch- völkische Freiheitspartei hat erklärt, in die Opposition zu gehen, wenn sie mit den Handlungen der Regierung nicht einverstanden sei. Amerika. Hardings Tod amtlich bestätigt. Der Tod des amerikanischen Präsidenten Harding wird amt lich bestätigt. Harding verschied ohne vorangegangene Anzeichen, während er sich mit Familienangehörigen unterhielt. Die Aerzte nehmen Schlaganfall als Todes ursache an. Kurze politische Mitteilungen. Die Reichsregierung hat nunmehr, unter rückhalt loser Anerkennung der schweren schädigenden Wirkungen, die Beschränkung des Devisenhandels auf Einheitskurse der Reichsbank wieder aufgehoben und den Devisenhandel freigegeben. nicht N'N. Aber ich bat so lange, bis Papa mir den Willen tat. Und ich freute mich damals riesig auf den neuen Vetter. Aber es kam dann doch alles anders. Franz verstand sich nicht gut mit uns. Besonders zwi schen Papa und ihm bestanden oft Meinungsverschie denheiten. Eine Zeitlang wollte Franz mir glauben machen, daß ich ihm mehr wert sei. als eine Verwandte, aber ich konnte es ihm nicht glauben. Und als er ein sah, daß er kein Glück mit seiner Verstellung bei mir harte, da begann er mich zu hasten. Ich fing zuweilen einen seiner lauernden Blicke auf. die mir angstvolles Herzklopfen verursachten. Und ich habe mich darin ja nicht getäuscht. Ls war ein Triumph für ihn, mich wie eine Bettlerin aus dem Hause weisen zu können. Er weiß nicht. Herr Doktor, daß ich mich hier im Hause von Hubert- Eltern befinde. Er darf es auch nicht erfahren." „Selbstverständlich nicht! Aber ich möchte Hubert aufsuchen und mir auch von ihm berichten lasten. Er hat ja wohl eine vertrauliche Unterredung mit Herrn Harnisch gehabt, von der Sie nichts wußten, mein Fräu- len-!" Almida nickte. „Hubert hat ja auch das Testament gesehen, das Papa in einem Geheimfach aufbewahrte. Sind auch Sie, Herr Doktor, der Meinung, daß Papa dieses Testament vernichtet und ein anderes geschrieben hat?" „Ich will mich heute darüber nicht äußern, Fräu lein. Aber ich habe mir vorgenommen, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Zunächst werde ich Hubert aussuchcn, und dann Frau von Herbst. Was ich danach tun werde, weiß ich noch nicht. Sie dürfen über diese Angelegenheit zu keinem Menschen ein Wort verlieren, zu keinem, hören Sie wohl? Auch Mahnert, wenn er Zm Prozeß wegen der Ermordung des belgischen Leutnants Graff wurden drei Deutsche zum Tode ver urteilt. Die zweitägigen Fraktionsberatungen der Sozial demokraten führten zu einer Niederlage der „Weimarer" und zu dem Beschlusse, die bisherige Stellung zur Koali tionsfrage beizubehalten. Der „Daily Mail" zufolge lehnt es Mac Kenna endgültig ab, in das englische Kabinett als Schatzkanz ler einzutreten. Das in Berlin erscheinende Zentralorgan der so zialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands berichtet, daß die Sozialistenverfolgung in Sowjetrußland ununter brochen andauert. In Moskau sind allein im Laufe des Monats Mai gegen 1000 Personen von den bolsche wistischen Behörden verhaftet worden. Aus aller Welt. * Erotzfeuer bei Phönix. Aus Dortmund wird ge meldet: Auf den Phönixwerken entstand im Mischraum ein großes Feuer, durch das ein großer Teil des gesamten Werkes stillgelegt werden mußte. Ueber die Entstehungs ursache ist bisher nichts bekannt. * Plündernde belgische Soldaten. Nach einer Mel dung aus Köln verübten in Altenessen fünf Soldaten der belgischen Besatzung von Bottrop Plünderungen. Sie drangen in mehrere Geschäfte ein und raubten mit vorgehaltenen Revolvern Uhr, Brieftaschen und andere Waren von hohem Werte. * Wenigstens ein Trost in schwerer Zeit. Laut Verfügung des russischen Außenhandelskommissariats wird die Ausgabe von Exportlizenzen für Kaviar mit der Begründung eingestellt, daß die Kaviarpreise am Weltmarkt fallende Tendenz zeigen. * Eine Kirchenglocke gestohlen. Aus der Gustav- Adolf-Kapelle in Lützen ist von Einbrechern die mehrere Zentner schwere Kirchenglocke gestohlen worden. * Vootsunglück. Bei einer Bootsfahrt geriet der Kaufmann Broer aus Vegesack mit Frau, Tochter und einer Freundin der letzteren in die Nähe der Schiffs werft „Bremer Vulkan", wo gerade der neue Lloyd- dampfer „Sierra Nevada" eine Fahrproöe erledigte. Das Boot kam in die Nähe der Schiffsschraube des Dampfers, wurde unter Wasser gezogen und zerschlug. Broer und die Freundin der Tochter kamen dabei ums Leben. Lohnbewegungen und Streiks. Der Bergarbeiter st reik im Zwickauer , Lugauer und Oelsnitzer Revier, den man seit dem 1. August als beendet betrachtete, ist am Freitag in vollem Umfange von neuem entbrannt. Durch diesen neuen Streik ist vor allem die Kohlenoersorgung der Dresdener Gasanstalt aufs ernstlichste gefährdet. — Der Ausstand im sächsischen Steinkohlengebiet hat bis zum 1. August einen Förderausfall von rund 10 000 Tonnen im Gesamtwert von etwa 145 Milliarden Mark und einen Lohnausfall von 73 Milliarden Mark gehabt. Aus Muldenberg i. V. wird gemeldet: Ms Not standsarbeit wird der hiesige Talsperrenbau vom Staate ausgeführt. Obwohl die mit den Organisationen vereinbarten Löhne gezahlt werden, ist ein Teil der Arbeiter 4n den Streik getreten .Kommunistische Drahtzieher versuchten, den Streik auf die gesamte Ar beiterschaft auszudehnen. Da dies mißlang, gingen sie dazu über, einen bestimmten Teil der Facharbeiter zur Arbeitsniederlegung zu bewegen, wodurch der ganze Bau stillgelegt worden ist. Die Angestellten in der Berliner Metal industrie beschlossen den Ausstand. Die Streikbewegung unter der Bergarbeiter schaft des N uhrgebietes ist nahezu allgemein geworden. Vorläufig kommt der Streik in der Form der sogenannten passiven Resistenz zum Ausdruck. Die Bergleute erscheinen zwar auf der Arbeitsstätte, fahren aber nicht ein. Bei den Belegschaftsversammlungen kam allgemein zum Ausdruck, daß die Streikbewegung an dem Verhalten der Bergleute gegenüber den Besatzungs- truppen nichts ändert und daß der passive Widerstand gegen die Bajonette unverändert weitergeht. wieder hier vorsprechen sollte, darf nichts erfahren. Wollen Sie mir absolutes Schweigen geloben?" „Aber gewiß, Herr Doktor, obgleich ich Ihre Nach forschungen und all Ihre Mühe für vergeblich halten muß!" Was soll denn dabei herauskommen?" fuhr Almida fort. „Wenn Franz ein schlechter Mensch wäre, ich sage: wenn er es wäre, so hätte er das Testament längst ver nichtet. Aber wenn Sie das glauben, Herr Doktor, find Sie auf falscher Fährte, denn schlecht ist Franz Harnisch nicht. Er liebt den Lebensgenuß mehr als die Arbeit, die er nur als beschwerliche Last empfindet. Er han delt leichtsinnig und unüberlegt, aber mit Vorbedacht eine Schlechtigkeit zu begehen, dazu ist er wohl nicht fähig." „Mich interessiert der Fall, und ich bin überzeugt, daß da noch irgendein Vorkommnis mitspielt, von dem wir alle nichts wissen. Trotzdem Ihr Vater an Herz krämpfen litt, muß sein plötzlicher Tod befremden . . . Er hatte Hubert zur Bahn gebracht, er beabsichtigte, Ihre Adoption vorzunehmen. Das war Lebenswelle, frohe Erregung, die seinen Zustand nur günstig beein flussen konnte." „Er hat sich sehr aufgeregt, Herr Doktor. Daß er gezwungen war, das Geheimnis meiner Geburt preiszu geben, bereitete ihm ein krankhaftes Unbehagen. Da zu kam, daß Huberts Eltern sich gegen die Verbindung mii mir ablehnend verhielten. Es kam so Verschiedenes zusammen, was ihn unausgesetzt in Atem hielt." Das alles kann mich nicht davon überzeugen, daß es die Ursache zu seinem jähen Ende gewesen sein sollte. Ein Geschäftsmann ist es gewohnt, mit überraschenden Vorkommnisten zu rechnen! (Fortsetzung folgt.)