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Schicksalswende des Faschismus. Aus Italien liegen gegenwärtig sehr ernst lautende Meldungen vor, aus denen hervorgeht, daß. die Stunde nicht mehr fern ist, wo der Faszismus in Italien seine Rolle endgültig ausgespielt haben wird. Es hat in Deutschland sehr viele Leute gegeben, die geneigt waren, ein Loblied des Faszismus zu singen und dem deutschen Volke zu empfehlen, an die Stelle des parlamentarischen Staates ebenfalls ein faszistischesRegime zu setzen. Sie beriefen sich auf die unveriennbar großen Anfangser folgs, die Mussolini mit seiner absoluten Regierungsge walt zu verzeichnen hatte. Tatsächlich darf man nicht vergessen, daß der italienische Faszismus im ersten Jahre seines Bestehens sehr große Erfolge aufzuweisen hatte und in der Lage war, die italienische Politik wieder zu großem Einfluß und Ansehen in Europa zu bringen. Diese Zeit der Blüte hatte sich jedoch bald überlebt. Die faszistische Anhängerschaft, die um ihre Macht fürchtete, fing an, die Meinungsfreiheit anders gerichteter Kreise mit blutiger Gewalt zu unterdrücken. Hinzu kam noch, daß andere nationalistische Organisationen, wie d'e Vereinigung der Frontkämpfer, absolut nichts mehr von dem reaktionären System Mussolinis wissen wollten und ihrerseits mit der Forderung hervortraten, die demokratischen Freiheiten wieder herzu-, stellen. Diese Gegensätze erreichten ihren Höhepunkt bei den letzten Siegesfeiern, wo faszistische Banden es unter nahmen, über die Vertreter der Frontkämpfer herzufallen und sie aufs schmählichste zu mißhandeln. Ein Sturm der Entrüstung ging durch das ganze Land und alle nationalen Organisationen beschlossen einmütig, jede Ge meinschaft mit dem Aaszismus abzulösen. Führende Männer der Politik, die sich früher von der faszistischen Partei auf d e Wahllisten setzen ließen, lehnen es jetzt ab, nochmals eine faszistische Kandidatur anzunehmen, indem sie die Zumutung zurückweisen, für eine verlorene Sache einzutreten. Das nationale Organ, das „Eior- nale d'Italia", das neben dem faszistischen „Popow" bis her die .führende Zeitung des Faszismus war, ist mit wehenden Fahnen in das Lager der Gegner überge gangen und richtet jetzt die heftigsten Angriffe gegen Mussolini. Es mag vielleicht schmerzlich sein, eine einst so große und zugkräftige Bewegung, wie den Faszismus, jetzt vor dem Zusammenbruch stehen zu sehen, aber es ist vielleicht nicht ganz unerwünscht, daß mit einer unheilvollen Illu sion endgültig aufgeräumt wird. Man mag über Staats form und Negierungsprinzipien denken, wie man will! Den Faszismus aber hat niemals jemand ernsthaft als eine wirklich lebensfähige Regierungsidee anerkennen können, j es sei denn, daß er ihn nur aus ganz 'weiter Ferne kannte. Es hat sich nämlich mit einer geradezu erschrecken den Deutlichkeit gezeigt, daß der Faszismus nichts an deres darstellt als das Gegenstück zum Bolschewismus, und daß er auf der gleichen Grundlage der uneinge schränkten und rücksichtslosesten Gewaltherrschaft einer einzigen Partei beruht, nur daß diese Partei Italiens nicht bolschewistisch, sondern eben faszistisch eingestellt ist. Das Regierungserperiment Mussolinis wird sich noch einige Monate am Leben hatten können, aber es ist schon jetzt mit Sicherheit vorauszusehen, daß es eines Tages ebenso sang- und klanglos zusammenbricht, wie es sich mit schmetternden Fanfaren und jubelnder Begeiste rung zur Macht geschwungen hatte. Mussolini versucht, sich zu verteidigen. Rom, 12. November. Mussolini hat gestern in der Versammlung der Abgeordneten der Kammcrmehr- heit, an der 325 Abgeordnete und das Eesamtministsrium teilnahmen, programmatische Erklärungen abgegeben, in denen er die Angriffe der Opposition zu widerlegen versuchte. Das. was die Opposition unter Wiederherstellung geordneter Verhältnisse verstehe, sei nichts anderes, als der Versuch, eine Minister- krise herbeizuführen, um wieder zum alten Par lamentarismus zurückzuk ehren, der das Leben der Nation schädige. Die Versuche, aus einzelnen Vor kommnissen den Zu st and der Gesetzlosigkeit zu konstruieren, seien nur ein polnisches Manöver. Jedes ungesetzliche Vorgehm Einzelner würde unnachsichtlich durch die Gerichte bestraft. Das beweise die Tatsache, daß bisher 5305 Faszisten wegen sehr tief bedauer licher Vorkommnisse den Gerichten zugeführt wor den seien. Gegensätze in der Mehrheit Mussolinis. Rom, 12. November. Nach den Nachrichten aus Nom mehren sich die Krise uzeich cn in Italien. Sehr beachtlich ist die Tatsache, daß der leitende Aus schuß der Regierungsmehrheit in der Kammer seine Ent lassung eingereicht hat. Wenn jetzt, und zwar unmit telbar vor der großen Rede Mussolinis, der leitende Ausschuß zurückgetreten ist, so läßt sich das nur dahin deuten, daß im Ausschuß derart scharfe und unüberbrückbare Ge gensätze aufgetreten sind, daß ein gedeihliches Weiter arbeiten dieser Körperschaft unmöglich würde. Die Disziplinlosigkeit der extremen Faszisten dürste mit der Hauptanlaß zu diesem Rücktritt scm, der unzweifel haft ein Krisenzeichen ist, das man nicht übersehen darf. Baldwins politische Richtlinien. Vor dem Euildhall-Vankett wurde ein glänzender Empfang in der historischen Bibliothek der Euildhall veranstaltet. Auf dem Bankett brachte Austen Cham berlain den Trinkspruch auf die auswärtigen Botschafter aus. Baldwin erklärte, die Hauptsorge der Regierung auf dem Gebiete der auswärtigen Politik werde sein, den Zusammenhang mit den Arbeiten der früheren Ne gierungen zu wahren. Er werde daher gute Beziehungen zu allen Völ kern auf der Grundlage der Friedensverträge pfle gen. Die Negierung sei vollkommen davon überzeugt, daß das Londoner Abkommen Deutschland in den Stand setzen werde, ein Faktor für die Festigung -es, europäischen Friedens zu werden. Aber die Verwirklichung dieser Hoffnung hänge vom deutschen Volke ab. Die Deutschen Hütten eine neue Gelegenheit, wenn sie gewissenhaft allen Verpflich tungen nachkämen und allen Versuchen, sie zu umgehen, Widerstand leisteten. Die Regierung hoffe, daß die Entwaffnung Deutschlands ohne Verzug oder Schwierigkeit«beendet werde, und begrüße den Vor schlag, daß Deutschland in den Völkerbund eintreten wolle. Sehr befriedigend sei das hoffnungsvolle Ergeb nis der Londoner Konferenz und würde nicht ohne die staatsmännische Haltung der französischen Regierung er reicht worden sein. Herriot habe sich die Dankbar keit Europas für seine Loyalität und Mäßigung ver dient. Er könne sich versichert halten, daß die britische Regierung fortfahren werde, ihm die freundsckmft'ichste und stetigste Unterstützung bei der Durchführung der Politik, die er selbst in so weitem Maße erleichtert habe, zuteil werden zu lassen. Ernste Worte des Kanzlers. Reichskanzler Marx sagte in einer Wahlrede in Osnabrück nach Zurückweisung des deutschnationalen Vorwurfs einer ungebührlichen Rücksichtnahme auf das Ausland: „Wir können unsere Außenpolitik nicht auf Macht aufbauen. DasEingestündnisdieser Tatsache ist keine Würdelosigkeit, ja derMutzudieserWahrheit wird dem Aus land mehr imponieren als die Betonung einer Un abhängigkeit und Freiheit, die wir nicht besitzen, sondern erst wieder erringen müssen. Der Weltkrieg ist für uns verloren, und weil wir ihn als tapferes Volk in Ehren verloren haben, ist es keine Schande, sondern zeugt von patriotischem Sinn, die Folgen des verlorenen Krieges ohne Scham zu tragen und dem Vaterlande aus seiner Erniedrigung und Schwäche wieder emporzuhelfen. Es mutet sonderbar an, wenn der Führer einer Oppositionspartei sagt, er hätte, wenn er nach London gegangen wäre, dort in erster Linie die Frage der Kriegsschuld zur Sp'rache gebracht. Auch er mußte doch wissen, daß die Entente ausdrücklich vereinbart hatte, diese Frage von der Londoner Konferenz auszuschließen. Aber- es ist anscheinend manchen Kreisen unseres Volkes - noch immer nicht möglich, sich vernünftig auf den Boden der Tatsachen zu stellen. Deutschland darf an dem Gedanken der Verstän- ; digungspokitik nicht rütteln lassen. Es kann den Weg zur Freiheit nicht durch leere Drohungen erzwingen, die bei seiner offenkundigen Schwäche nur lächerlich wirken würden. Es gibt Leute, die glauben, daß nur ein neuer Krieg uns Rettung bringen könnte. Es ist ein Verbrechen am deutschen Volk, solche wahnwitzigen Gedanken zu äußern und zu vertreten." Der Fall Nathusius. Dem „Malin" wurde aus der deutschen Botschaft über den Fall des Generals Nathusius folgendes mitge teilt: Das juristische Problem der Verhaftung des Generals wird zur Zeit erst von dem juristischen Sach verständigen der Wilhelmstraße studiert. Bisher lie gen von diesem keine Mitteilungen vor. General Nathu sius leugnet energisch die ihm vorgeworfenen Tatsachen und fordert, daß er seine Verteidigung vorbereiten dürfe. Aus reinen Menschlichkeitsrücksichten soll aber dem 68jährigen General, welcher an einem Hals- und Leberllbel leidet, die provisorische Freilassung gewährt werden, wenn es möglich wäre, gegen Hinterlegung einer Kaution. General Nathusius sei geneigt, in Frankreich bis zum Abschluß seines Prozesses zu verblei ben, doch wünsche er seine Verteidigung in Freiheit vor zubereiten. Auf der deutschen Botschaft hofft man, daß dieser Vitts stattgegeben wird. Bezüglich des Falles selbst wurde gestern auf der Botschaft erklärt, daß General Nathusius in dem Hause eines Industriellen Motte in Roubaix gewohnt hatte. Dieser habe bereits im Jahre 1919 in der Wohnung des Generals in Koblenz eine Haussuchung abhal ten lassen. Die Amerikaner, die damals Koblenz be setzt hatten, , billigten diese. 1921 sei das Urteil von dem Kriegsgericht in Lille gefällt worden, von welchem der General keine Kenntnis erhalten hatte. Da er auch nicht auf der Kriegsschuldliste stand, so hatte er glauben können, daß er sich beim Besuch des Grabes in Forbach in voller Sicherheit befunden hätte. Politische Tagesschau. DieIndustrie und die Preissenkungsak- tion. Von maßgebender industrieller Seite wird stark bezweifelt, daß die S t e u e r m ä ß i g u n g e n der Reichsregierung die erhoffte Wirkung einerSen - kung der Preise haben sollen. Erne nachhaltige Sen kung der Preise würde nach Ansicht der industriellen Kreise nur dann erfolgen können, wenn es gelingt, die Produktion zu steigern und den Achlstun - dentag zu beseitigen. Ebenso würde eine all gemeine Erhöhung der Löhne, wie sie gegen wärtig von den Gewerkschaften angestrebt wird, zu einer Verteuerung der Preise führen. Die Unternehmer schaft beabsichtigt, sofort nach den Wahlen einen neuen Schritt bei der Reichsregierung zu unter nehmen, um die Ratifikation des Washing toner Abkommens über den Achtstunden ¬ tag zu verhindern, die von der Regierung Man- Stresemann in Aussicht gestellt war. Oesterreich. Vor Beendigung des österreichischen Eisenbahner st reiks? Gegen 7 Uhr abends wur den gestern die Verhandlungen zwischen den Vertretern der Eisenbahncrorganisationcn und der Eeneraldireltion der Bundesbabnen beendet. Wie der Generalsekretär des Präsidenten der Bundesbahnen unserem Wiener- Vertreter mitteilt, nahmen die Vertreter der Eisenbahner den Vor schlag des Präsidenten der Bundesbahnen an und er klärten, ihn morgen in den Eiscndahnerversammlungen zur Beschlußfassung vorzuiegen. Man zweifelt nicht daran, daß der V er g l e i ch s v o r sch l a g die Geneh migung der Eisenbahner finden wird. Es ist kaum mehr daran zu zweifeln, daß der Streik morgen beendet wird. Von der Leitung der Bundesbahnen sind bereits Weisungen ergangen, so daß im Falle der An nahme des Vorschlags der Betrieb sofort wieder ausge nommen werden kann. Kom m unistis ch e Wühlarbeit. Der reichs deutsche Kommunist Werner, der in Wien eine leb hafte Propaganda veranstaltete, wurde zur Polizei ge laden und gegen ihn die Ausweisung ungeordnet. Auch der tschechische Kommunist Hadck, der in Wien eben falls für die Kommunisten agitierte, wurde verhaftet. Die Allgemeine Zeitung verweist darauf, daß eine grohe Anzahl reichsdeutscher Kommunisten in der letzten Zeit sich in Wien bemerkbar machen. Frankreich. Paris, 12. November. D'e Rede Baldwins wird in der Pariser Presse durchweg günstig ausgenommen. Der „Temps" geht von der Feststellung aus, daß die konservative Regierung die Revision des Genfer Protokolls beantragen werde. Damit sei die sür Juni 1925 geplante Abrüstungskonferenz in Frage gestellt- Belgien. VerkleinerungderBesatzungsarmec. Die belgischen Truppen im Ruhrgebiet werden demnächst weiter vermindert. Am 25. und 26. November werden das Brüsseler Grenadlerregiment und bas Namurer Linien- regiment zurückgezogen und durch je ein Bataillon des 10., 12. und 5. Linienrcgiments, eine Abteilung des 3. Artillerieregiments und eine Kompanie Genie-Truppcn ersetzt. Diese Truppen sollen bis Ende Mürz bleiben und dann von einer Abteilung der Genter Division ab gelöst werden. Vom 22. bis 24. November werden außerdem einige Einheiten Infanterie-, Kavallerie- und Maschinengewehrabteilungen zurückgezogen, die im Juli 1923 zur Rückendeckung der Okkupationsarmee eingesetzt waren. Svanren. Ein Aufruf des Direktoriums. Der Lolas- anzeiger meldet aus Madrid: General Magaz ruft alle Männer, die guten Willens sind, und das Vaterland lieben und in Treue zum Direktorium stehen, aus, un> die Auslösung alles Bestehenden zu verhüten. Die revo lutionäre Bewegung gehe von gewissen Rechtskräften ver eint mit Separatisten und Sozialisten aus, die sich hi»' ter der französischen Grenze organisieren. Spa nien sei in Paris diplomatisch vorstellig geworden. Das Direktorium sei entschlossen, mit eiserner Strenge volZw gehen. Magaz äußerte, die Bewegung sei um so ver brecherischer, als gegenwärtig Spanien seine besten Kräsü einsetze, uni das Marokkoproblem zu lösen. Griechenland. Paris, 12. November. Nach einer Havasmeldung aus Athen ist es zwischen griechischen Kommunisten und der Polizei zu Zusammenstößen gekommen, bei denen ein Leutnant getötet und ein anderer und 15 Sob daten schwer verletzt wurden. Japan. Die Flottenbasis in Singapore. Die japanischen Blätter beschäftigen sich lebhaft mit der An kündigung des englischen Kabinetts, den Plan über Er richtung einer Flottenbasis in Singapore wieder auszu- nehmen. Die „Asahi" ist der Ansicht, daß durch die Flottenbasis die Lage im fernen Osten noch verwickelter wird, da Japan an der Abrüstungskonferenz nur unter einer Reihe von Vorbehalten teilnehmen könnte. Im wurde a Private Der schlossen den Rei, Der Obcrbllr rnit den zu verse 8 e st i m Wi> einschlies Nac 8egenwä ländische vor dem In druck d rungei die von Am London kannten Nac Witgetci angesicht land ab Antw- in e m o Nac in Lonk einer Z Win. 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Siemens-Sternmotor (aero-dynamisch-eingekleidetes Fahrgestell), am Steuer der kannte Chefpilot Ungewitter. 65 Fol Ms alten N Wi Roks gc eingetret Verheirc kurzer, k Iej Die bevorstcl Mit Rn Rechte i verlieh An empfing die Hc Kummei ..Ei kanntschc zu Ibrc Hü welchem jetzt ftie Sic auf sie z „K wegter „A Segnete