Volltext Seite (XML)
Rndorser Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend MU Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Nummer N4 23. Jahrgang Mittwoch, den 22. Oktober 4924 des Gemeinderates den Beilagen „Neue Illustrierte", MuhÄNgS Diese Zeitung veröffentlicht die m!> WMIt amtlichen Bekanntmachungen zu Ottendorf-Okrilla. Mode und Heim" und „Der Kobold". m -M « Tie »Otiendorfer Zeitung' erscheint Dien»» 2 tag, Donnerstag und Sonnabend. Der B«>na, »Piet» wird mit Beginn - jeden Monat» bekannt gegeben. ? Im Falle höherer Gewalt sKrieg od. sonst. » irgendwelcher Störungen der Betriebes der « ü Zeitung, d. Lieferanten od. d. Beförderung»» 2 ? Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An- » sprach auf Lieferung oder Nachlieferung der - - Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreise». " Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Anzeigen werden an den Erschsinungstaae« » bi» fpLtesten» uormittaa 10 Uhr di ? Geschäftsstelle erbeten. - Di« Festsetzung de» Anzeigen»Brets«, 2 n wird bei eintret end er Änderung ein« Numm« I - vorher bckanntgegeben. K 2 Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, »«»» A - der Anzeigen-Betrag durch Klag« «füg«»-«, A -» werden muß oder wenn der Austraggeb« t» « Konkurs gerät. Gemeinde-Giro-Konto Nr. 13S. vertliches kud GLchMcheS. Ntt«nS«-f»GkrAa, den Lj. (Oktober i92^> Zu« 1. Male trat am vergangenen So-mabend mr jung- Freiwillige Kirchenchor mit einem größeren Werke °n die Oeffentlichkctt und zeigte, war ernster Fleiß und zäher Wille verbunden mit gutem Können zu leisten imstande find. Ausgeführt wurde Schiller» Lied von der Glocke. In buntem Wechsel ziehen Bilder menschlichen Schaffen«, menschlichen Leide« und menschlicher Freude in dem Gedichte an unserm Geiste vorüber und der Ktrchenchor bewies durch feine Aufführung, daß er versteht in all diese Lebensver- häliniffe seelrnvoll sich einzustimmen. Emsig geschäftig er» klang der Chor von der fleißigen Arbeit (Tausend fleißig« Hände regen . . ), schmerzvoll der Klagrgesang um den Tob der Mütter, wuchtig dir Szene vom wilden Ausruhr, Kes empfunden, lieblich und beruhigend die Stellen von Etn- kacht und Frieden. Man erlebte im Chor von der Feuers- brunst gleichsam den starren Schrecken der Biwohner, sah die blinde Zerstörungswut de« entseff-lnden Elementes und sein riesenhafte« Anwachsen. Ueberall standen die Sänger «uf der Höhe, und Fleig und Mühe wurden voll belohnt durch beachtenswerten Erfolg. Verstärkt wurde der Eindruck der Abend« besonders auch durch die Leistungen der Solisten. Frl. Wunderlich sang die Sopransolo«. Es ist eine Freude ihr zuzuhören. Lieblich und freundlich ziehen die Töne durch den Raum, gleich dem Klange eine« silbernen Glöckchen«, Und wenn sie mit ihrer Stimme au« sich herausgeht und in die Höhr steigt, ist'« al« ob ihm leuchtender Sonnenstrahl »arm und wohlig eindränge ins Herz. Für tynjche Stellen de« Werke« war der volle lyrische Tenor des Herrn Oberl. Franke wie geschaffen. Seine Stimme hat noch nichts ein- Srbützt an Leuchtkraft. Mit jugendlicher Wärme sang er von dem Hervorbrechen der ersten, jungen Liebe. Und nun der sremde Sänger, Herr Karl Reichelt au» Dresden I Hier wuß man bewundernd still stehen und staunen über die ge» wollige Urkraft der Stimme und wiederum über die Weich» Helt de« Tone« und besonder« — und da« ist ja die Haupt sache bei einem Künstler — über die seelische Erfassung des Kunstwerke«. Herr Reichelt sang zuerst die Ballade von Löwe „Lord Douglas". Der hrrbe Schmerz de« au« dem Baterlande gewiesenen Ritter« schnitt tief in unsere Seele, die herzergreifende Bitte um die Wiederaufnahme in» Vater» land erweckte unsere innigste Teilnahme, und er leichtert atmete die Brust auf al« die heiße Vaterlands» lieb« ihren Lohn fand in den Worten! Der ist in ttrfster Seele treu, der die Heimat so liebt wie du. So vermag ein rechter Künstln die Strahlen, die vom Kunstwerk m seine Seele fallen, zurückzuwerfen in die Seelen der Zuhörer. Aehnlich war cs, al« der Sänger die Metster- sprüche der Glocke sang. Jedem Meisterspruche wußte er Neue Seiten abzugewinnen bis zu den Höhepunkten zuletzt. Mau sah vor seiner Seele einen Meister von urwüchsiger Kraft, von überragendem Können, von tiefem sittlichem Ernste Und von weitem weltoffenem Blick. Möge Herr Reichelt Nn« bald einmal wieder mit feiner Kunst erfreuen! Am Klavier saß Herr Lehrer Jacob. Ais ausgezeichneter Be gleiter versteht er es, sich eng an die Säuger anzufchmiegen; wo e» nötig, sich bescheiden iu den Hintergrund zu stellen, aber dann hervorzutreten, wenn e« gilt, Tonschwankungen auszugleichen, Einsätze der einzelnen Stimmen zu stützen. Tr bildete eine wertvolle Stütze der Aufführung. Auch ein Solostück am Klavier gab rr zum besten. So kann nur jemand sptel.n, der neben ganz hervorragender Fingerfertig keit die Fähigkeit besitzt, da« Kunstwerk wirklich künstlerisch zu erfassen. Alles in allem: Der Abend war wohlgelungen. Der Kirchenchor hat unter Leitung seines strebsamen Dirigenten Kantor Beger die Feuerprobe bestanden und sich empor» gerungen zu einem wichtigen Kulturfaktor unseres Orte». Mit Mut und Freude wird er nun an das Studium neuer W-rke gehen und wacker fortschreiten auf dem einmal be» trrtenrn Wege. Nicht unerwähnt dürfen bleiben die guten Lelstungen einiger Löhnertscher Musiker und ihre« Kapell meisters. Dresden. Von der Kriminalpolizei wurde ein in Leubnitz-Neuostra wohnhafter Steindrucker N. bet der Her stellung falscher Aktien der Deutschen Erdölgesellschaft in Berlin überrascht und sestgenommen. Er hatte in seinem Kelln eine Werkstatt zur Herstellung dieser falschen Aktien eingerichtet. Eine ganze Anzahl halbseitiger Stücke, die Steine, photographische Platten, drr Apparat sowie die Maschinen konnten beschlagnahmt werden. N. will zwar doch kein« Fälschungen in den Verkehr gebracht haben; ob feine Angaben auf Wahrheit beruhen, ist noch festzustelleu. Tharandt. Auf der Fahrt von Dresden stieß ein Motorradfahrer au« Brand-Erbisdorf, der noch einen Mit fahrer hatte, im Tharandter Walde gegen einen starken Draht, der über die Straße gespannt worden war, aber glücklicherweise bei dem Anprall zerriß. Im Straßengraben lagen Wegelagerer, die nach Mißlingen ihres verbrecherischen Anschlages in den Wald flüchteten. Colditz. Beim Reinigen eine« Kellers, den ein Ar» beiter an den Konsumverein abgetreten halte, fand eine Schmerfrau in einer Ecke eine tu Stanniol verpackte neue Maschinengcwehrprstole, die sofort an die Polizei abgeliefert wurde. Wie die Untersuchung ergab, ist die Waffe von dem der Kommunistischen Partei angehörigen Arbeiter Wünsche eingestellt worden, der sie von einem ReichSwehr- soldaten gekauft haben will. Wünsche wurde verhaftet. Oberoderwitz. Im Dienst verunglückt ist am Freitag abend in der 7. Stunde der Oberpolizeiwachtmeister Lrnst Lange. Bei einer Razzia auf Radfahrer ohne Licht wurde er von einem anderen Radfahrer, der zwar mit Licht ühr, aber eine Frauensperson noch mit auf dem Rade hatte, nit solcher Wucht angefahren, daß er vom Rade stürzte und, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben kurz da rauf verschied. Hohen stein-Ernsttal. Die Stadtverordneten versammlung beschloß erneut die Entfernung der König- !llbert»Büste am Kriegerdenkmal von 1870/71. Da das Denkmal seinerzeit von Emsttaler Bürgern bezahlt wurde, st gegen den Beschluß der Stadtverordneten Beschwerde etn- gereicht worden. Mittweida. Am Dienstagabend führte Cliff Aero» trotz Nebel, Nässe und Kälte feinen tollkühnen Todessturz vor Tausenden von Zuschauern aus. Aus der dritten Bahn am C'.iff Aero« ins Schleudern und schlug mit dem Kopfe auf die scharfe Eisenkante der Verbindung auf. Er verlor die Besinnung und blieb in deu Verspannungsdrähten sängen. Im Publikum fielen Frauen und Männer in Ohn macht. Cliff Aeros erhob sich aber bald wieder und lächelte rotz seinen blutenden Kopfe«. Bald nach dem Sturze brach ras ganze Gerüst, an dem zwei in einer hiesigen Fabrik beschäftigte Lehrlinge einige Schrauben gelockert hatten zu- ammen und bildete einen einzigen Trümmerhaufen. Die ilebellätrr find ermittelt. Zwickau. Am Donnerstag abend durchsuchten auf dem Verlrauensschacht mehrere Arbeiter einen alten Bruch, in dem sich höchstwahrscheinlich Kohlenoxydgase gebildet hatten. Während der Tätigkeit muß dann das Ga« her- ausgeströmt sein. Bon den in der Nähe beschäftigten Arbeitern erlitten 5 schwere Gasvergiftungen, während zwei nur leichtere Vcrgiftungseischsinungen aufwiesen. Trotz der alsbald angestellten Rettungsversuche konnten zwei Arbeiter nicht wieder iiS Leben zmückgemlen werden. Nacht« 12,30 Uhr starben sie an den Folgen der Vergiftung. Es handelt sich um die Bergarbeiter Kurt Graichen (Oberhohndorf) und Arno Kraus (Niederplanitz). Beide warm verheiratet und hatten für Familien zu sorgen. Die anderen Bergarbeiter wurden nach ihrer Wohnung gebracht bzw. konnten selbst ihre Wohnungen aufsuchen. Plauen. Dem verheiratet«» 40 Jahre alten Zimmermann Johann Hermann au« Geilsdorf wurde beim Zerkleinern von Holz an einer Kreissäge ein Stück Holz mit solcher Wucht an den Unterleib geschleudert, daß er eine Darmzerreißung erlitt, an der er im hiesigen Krankenhaus gestorben ist. Das Geschäft der Ausländsanleihe Die Weltgeltung des Zeppelinsiege» löst begreiflich«!» weise auch in den Wirtschastskreisen die größte Genugtuung aus, zumal dieser Riesenerfolg deutscher Technik vor aller Welt von neuem Zeugnis ablegt von der ungebrochenen deutschen Triebkraft und Leistungsfähigkeit, gepaart mit Gewissenhaftigkeit, die uns keiner nachmachen kann. Wie aber alle», was mit Reparation mit dem Namen Dawe« zu- sammenhängt, für Deutschland zweischneidig ist und neben mancherlei Lichtseiten auch große Schatten wirft, so wir auch der Zeppelinerfolg in sein« Wirkung für Deutschland dadurch beeinträchtigt, daß nicht nur da« Luftschiff ohne weiteres in amerikanischen Besitz übergeht, sondern nament lich dadurch, daß die Gesahr einer geradezu widersinnigen Vernichtung der Friedrichshafener Luflschiffwerft auf Grun de« Versailler Schaudvertrage« ernstlich droht. Ebenso ver ¬ mag der Abschluß der großen deutschen Auslandanleihe und reren bereits eingetretener glänzender ZeichnungSersolg in Amerika und England hier nur bedingte Befriedigung aur- zulösen. Denn die Bedingungen dieser Anleihe find außer ordentlich beschwert und gehen noch erheblich über da« hin aus, was man bis vor kurzem befürchtet hatte. Während der Zeichnungskurs noch mit 97 "/o in Aussicht genommen war, ist er schließlich nur auf 92 °/g festgesetzt worden. Noch schlimm«! ist aber, daß der Uebernahmekurs der An- eihe nach einer bis jetzt unwidersprochen gebliebenen Meldung gar nur 87»/, beträgt. Andererseits ist für deu amerikanischen Teil der Anleihe, also für die größere Hälfte des Betrage« noch eine Rückzahlung zum Kurse von 105 vorgesehen. Es ergibt sich also rin Dlsagio von nicht weniger al« 18 Prozent, da« bei der beträchtlichen Höhe der Anleihesumme für Deutschland eine Mehrbelastung von über 100 Millionen Mark bedeutet, und zwar nicht nur in der Goldsumme, sondern auch bei der Zinszahlung. Denn die Anleihesumme ist gemäß dem Londoner Abkommen auf netto 800 Millionen festgesetzt, d. h. alle Abzüge für Disagioprovifionen rc. sind von Deutschland extra auszu- bringen. Daß bei der außergewöhnlichen Sicherstellung der Anleihe durch internationale Garantien usw. und bet der ungewöhnlichen Preirwürdigkeit alsbald eine grobe Ueber- zeichnung der Anleihe und eine entsprechend höhere Be wrrtung mit 94 Vt bis 93 Vs Prozent etngetreten ist, kann nicht wundernehmen und hat für Deutschland« Interesse nach Lage der Dinge nur geringe Bedeutung. Zu wünschen bleibt daß mit dieser Erfüllung der wesentlichsten Voraussetzung für die Verwirklichung der DaweSgesetze nunmehr die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Einheit und Selb ständigkeit im Rhein- und Ruhrbezirk in beschleunigtem Trmpo die Fortschritte Macht, ohne die jede Reparation«- leistung überhaupt zur Unmöglichkeit wird. Ebenso ist e« dringendes Erfordernis, daß da» Auslandtkapital auch auf anderen Wegen in größeren Beträgen und ohne lange« Zögern der deutschen Industrie und dem Handel zufließt, damit hier endlich die noch immer schwer drückende Geld- und Kreditnot eine nachhaltige Milderung erfährt. Allerd mg« wird man sich darauf gefaßt machen müssen, daß di« Be dingungen dieser Auslandskredite nach dem Beispiel der Daweranleihe kaum nennenswert leichter sein werden. Wa den Geschäftsgang im allgemeinen anbelangt, so ist lecker noch immer keine nennenswerte Besserung zu verzeichnen. Hier und dort machen sich zwar namentlich in der rheintfch- westsälischen Eisenindustrie etwas mehr Anfragen bemerkbar; eine Besserung der Auftrageinganges und der Beschäftigung ist aber leider noch immer nicht eingetreten. Namentlich von den Kohlenzechen wird vielmehr weiter über Absatzmangrl und die hierdurch hervorgerusen« Notwendigkeit drr.Ein legung von Feierschichten geklagt. Dresdner Schlachtviehmartt. 20. Oktober 1924. Auftrieb: 252 Ochsen, 327 Bullen, 333 Kalbrn und Kühe, 35L Kälber, 998 Schafe, 2335 Schweine. Goldmarkpreise für 50 Kg. Lebendgewicht: Ochsen 24-54, Bullen 29-52, Kalben und Kühe 20—54, Kälber 60—82, Schafe 22-46, Schweine 55—86. Die Stallpreise find nach den neuen Richtlinien der Landespreisprüfungsstelle für Rinder 20 <>/«, für Kälber und Schafe 18 °/g und für Schweine 16 V» niedriger al« die hier aufgeführten Marktpreise. Produktenbörse. 20. Oktober 1924. Weizen 22,70-23,2. Roggen inländisch. 23-23,5. Sommergerste 25—28. Hafer 20,1—21. Mats 21,5— 22. Raps 35-37. Erbsen 25-27. Rotklee 240-275. Trockeuschnitzel 12,50—13,—. Zuckerschnitzel 20—22. Weizenklete 13,4—13,8. Rozgenkleie 13—13,4. Weizen mehl 35—37,5. Roggenmrhl 36,5—38.6 Die Preise verstehen sich für 100 Kilo in Goldmark. Rotklre, M'hl, Erbsen, Peluschken, Wicken und Lupinen in Mengen unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alle- andere in Rtndestmeugen von 10000 Kilogramm wgfr. Dresden. Hierzu eine Beilage.