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"'s «t »er NorMsg^rtt v»» H.«V«, ^7 iv) (RachdntS verdat««.) »Wollen Si« -Der noch ein paar Minuten mit mir Platz nehmen, Herr Lütz«nkirchen?" überrascht sah er sie an. ES klang, wie wenn eine Herrscherin einen Befehl erteilt. Und wahrlich, herrscher- mäßig genug sah sie auS: di« Walkürenhaft« Gestalt, die seine eigene hünenmähige Höhe fast erreichte, da- trotz seiner derben Züge schöne Gesicht mit den hochgewölbten ounklen Brauen, den großen, nachtschwarzen Augen und den vollen, roten Lippen, hinter denen die breiten Zähne hervorblitzten. Noch trug sie ihr schwarzes, nachschleifen- deS Lrauergewand, und von dem Hut hernieder wallte der Kreppschleier, aber Edelsteine von ungewöhnlicher Größe, die in den Ohren und am Kragenschluß funkelten, und die schwere Goldkette, daran die kostbare Uhr hing, bekundeten, daß August Eduard Pauly seit zehn Monaten unter der wuchtigen Marmorplatte seines Grabhügels von der Mühsal einer sechzigjährigen Lebens aus ruhte. SchnapSdorchen .. . «S wollte Franz Lützenkirchen nicht recht gelingen, auch in diesem Augenblick das inner- liche Lachen zu finden, daS ihm bisher noch stets bei diesem Ramen gekommen war. Aber ebensowenig verspürt« er Neigung, sich hier zu traulichem Zwiegespräch mit Frau Dorette abzusondern, zumal da er gewahrte, wie man schon die Hälse nach ihnen reckte. »Ich glaube, Sie werden ungeduldig erwartet, und ich darfS nicht wagen, Sie Ihren Freunden zu entziehen," sagte er. »Meinen Freunden?" Ihre Lippen schürzten sich geringschätzig. »Ich gehe sparsam um mit den, Wort. Und hier der Platz sagt mir besser zu als jener dort." Und sich auf einem Stuhl vor dem Tischchen niederlassend, sagte sie, den Blick fest aus Lützenkirchen gerichtet: »Ich hätte gern über einiges mit Ihnen gesprochen/ Es blieb ihm nichts übrig, er mußt«, wollte er nicht geradezu unhöflich sein, sich gleichfalls setzen. »Also, wo mit kann ich Ihnen dienen, Frau Pauly?" Sie antwortete nicht sogleich. Während ihre Augen ungezwungen über seine Gestalt hinglttten, umspielte ein seltsames Lächeln ihre Lippen, und langsam sagte sie: »Wie doch der äußerliche Anzug auch das innerliche Wesen eines Menschen beeinflußt. . . Man kann nicht zuge knöpfter fein, als Sie eS sind, in Ihrem zugeknöpften Rock." über seine Stirn zuckte eS unmutig. WaS fiel ihr ein? Gedachte sie unverschämt zu werden, oder — allzu vertraulich? „Ich . . Sie stritt ihm das rasche Wort ab, indem sie gelassen sagte: „Ich glaub«, Sie können sich nicht denken, daß mir noch etwas anderes nahegehen könnte als der Preis des Spiritus und der Stand der Produktenbörse." Lützenkirchen hätte sich am liebsten, beschränkte Zeit vorschützend, kurzerhand erhoben, aber etwas in ihrer Art, in ihrem Ton hielt ihn zurück, und gemessen gab er zur Antwort: „Ich weiß nicht- weiter, als daß Sie eine vorzügliche Geschäftsfrau sind." „Eine vorzügliche Geschäftsfrau . . . jawohl, seit sechs Jahren. Und vorher ebenso viele Jahre hindurch eine gleich vorzügliche Geschäftstochter. Denn Sie werden es wohl wissen, daß ich als Mädchen bei meinen Eltern da heim von früh bis spät hinter dem Ladentisch stand. Als Kind bin ich mit ihnen auf den Jahrmärkten herum gezogen, di« ganze schlesisch-polnische Grenze entlang. Da zwischen liegt ein verlorenes Jahr, das ich als Backfisch in einem Pensionat verbrachte. Ein hochfeines Fräulein- institttt in Posen! Meine Eltern hatten es ja dazu. Auch mit den nötigen feinen Kleidern war ich dafür ausge staltet. Und die andern in ihren billigen, dunklen Fähn- chen wußten es doch nicht zu schätzen, oder der Neid sprach aus ihnen, wenn sie mich „Jahrmarktsdorchen" nannten. Mein Pensionsjahr war die einzige mißglückte Geld anlage, die mein Vater je gemacht hatte. Aber dm einen Vorteil hat eS wenigstens abgeworsen — daß ich nachher hinter meinem Ladentisch daheim keine Sehnsucht nach sogenannten höheren Kreisen verspürte und ganz zu- frieden war, als eines Tages August Pauly mit meinen Eltern über mich handelseinig wurde. Die Hauptsache bleibt immer, daß einer seinen richtigen, festen Standpunkt behält. Und auf dem habe ich als SchnapSdorchen noch keinen Augenblick daS Gleichgewicht verloren." , Lützenkirchen fühlte, wie das Blut ihm inS Gesicht schoß. Was war das? Wollte sie sich bezahlt machen an ihm für dm Spott, di« gesellschaftliche Mißachtung all der andern? Aber ihre völlige Gleichmütigkeit in Ton und Miene ließ den Gedanken kaum aufkommen. Und als er- rate sie diesm, sagte sie, sich gegm die Stuhllehne zurück- biegend, mit eisig kaltem Hochmut: „Glauben Sie wirk- lich, daß ich mich durch irgendeinen Menschen gekränkt oder zurückgesetzt fühlen könrite? Da müßte ich ja den für etwas Besseres hatten als mich selbst, und so einen habe ich noch nicht gefunden. Und denken Sie nicht etwa, es wäre mir wie dem FuH! mit dm sauren Trauben. WaS ich will, das setze ich auch durchl Wäre es mir wirklich darum zu tun gewesen, hier als gnädige Frau tituliert zu werden, ich hätte nicht lange darum vor den Türen zu betteln brauchen und hätte auch drinnen von den andern nicht mehr abgestochen wie dazumal in Posen. Aber... ich habe es nicht gewollt. Ein „über mir" erkenne ich nicht an. Höchstens... daß ich eimmtt einen als mir gleich achten möchte/ Mit immer seltsamerem Empfinden war Lützenkirchen ihren Worten gefolgt. Teils war «S ihm, als müsse er in Gelächter auSbrechen über diese Protzenhafte Unverschämt- heit, zum andern aber begann Frau Dorette Pauly ihm Achtung etnzuflößen. Sie sah ibn steif an, während er vergeblich die passende Entgegnung sucht«, und langsam kam ein merkwürdiger Ausdruck in ihre Züge. Um den Mund spielte ein Lächeln auf, die Augen aber glühten in leidenschaftlichem Ernst. Und so ihn unverwandt anblickend, sagte sie: „Ts ist etwas Seltsames, wenn ein«, di« sich vorher nie um ihr Alter küm- merte, plötzlich entdeckt, daß achtundzwanzig Jahre noch ein Stück Jugurd dedeitten." I . . (Fortsetzung folgt.) 7 mit u. ohne Firmendruck Turnverein „Jahn" Wiendorf-HkrMa. Sonnaveud, den 4. Hktoöer 1924 aSeuds halb 8 Ilhr Mmreßtt» jtern»- «»1 Vimn-Wer Zettel ISrrv-P Zettel H Mai» 2 2 im Hasthof zum Kirsch. Alle Mitglieder nebst Angehörigen werden ganz er- gebenst eingeladen. Per Furnrat. empfiehlt st. 5eWre, sisdiWaimälllllg Ortsteil Ouunersäork. (LlLWSNIottSMS zum Bau eines Kieckgemeinäekmuse8 mit Jugendherberge und Kinderhort. Veranstaltet vom Kirchenvorstand zu Ottendorf-Okrilla. am TL. »«Lvmker LSSck. H ewinntan: 1 Kanptgewin«: ein Hetrieör-M,t»rrad ein Gewinn: ei« Leichtmotorrad zwei „ je «ine Schreiimaschine ein „ eine Ztmmerstandnhr zwei „ je eine Khaiselongne 15 „ je ein Pamen- «der Kerrenrad 10 „ je eine Nähmaschine 5 „ je eine Wringmaschine 2 „ je ei« Kleiderschrarrli 2 „ je ei« Schreibtisch 2 „ je eine Kommode 2 „ je ei« Speiseservice 10 „ je eine Mandoline 10 „ je «in H»hoto-Apparat 30 „ je eine Armhandnhr 20 „ je eine Aktentasche 5000 „ je ein chewin« im Werte non zwei Mark. Lospreß« 1 MLark. Lose sind hier in fast sämtlichen Geschäften zu haben. UM" Nerkore« wurden am Sonntag mittag von der Lomnitzerstraße bis zur Kirch- traße zwei WaermSme! Gegen Belohnung abzu- geben Kirchstraße 2V ö. («mut («ae»t->s»Ill Vel» Z»iic«,IIt lslevmrrt l«r LWH- LBlH- M i sch i ii ei drasch- Sltth kaufen: hat am Lager und empfiehlt Md. IsM-mim Akt.-Ges. ! falsebei* Mert. Roman aus der Vorkriegszeit von H. Ab 1. Ul lNowdruck verboten.) »Gewiß, gewiß. Und Sie haben ein volles Recht, diese Jugend -u genießen." Er hatte es hastig geantwortet, nur um irgend etwas -u sagen. Immer weniger fand er sich darin zurecht, ob die- alles nur ein Sichausspielenwollen bedeute, oder ob da eine stark« Natur in voller, rücksichtslos unbekümmerter Wahrhaftigkeit sich gab. »Genießen ... ja freilich." Ein kaltes Höhnen war in ihrem Ton, während sie abgewandten Hauptes eine Be wegung hin nach der Kränzchentafel machte. „Jede Woche einmal zum Schützenkränzchen." Sie reckte sich steifer auf. „Ihren Begriffen von dem, was man so an einer Frau an ziehend findet, entspricht meine Sorte von Leben nicht, von früh bis spät am Rechenpult zu sitzen, nicht wahr, Herr Lützenkirchen?" Und ohne ihm Zeit zu lassen, auf ihre ihn herausfordernde Frage zu antworten, fuhr sie fort: »Ich -rauche etwas, was mir ernsthaft meinen Tag aussüllt, und zur vornehmen, nichtstuerischcn Puppe konnte ich nie werden. Aber es kommt dabei wohl znmeist auf den Nah men an, in dem einer sich betätigt. Mein Mann hat mich -ur alleinigen Erbin gemacht, und wenn ich eines Tages daS ganze Geschäft verkaufte, würden so rund herum anderthalb Millionen herauskommen. Das ist kein König reich» aber ein stolzes Stück Herrschaft könnte sich einer schon damit schaffen, wenn er es recht in die Hände nimmt." Sie schwieg, als hätte sie alles zu Ende geredet. Und Lützenkirchen hörte ihre Worte in sich nachklingen. »Anderthalb Millionen . . . wenn es einer so recht in die Hände nimmt..." Und st«, gegenüberfltzenh, selbstbewußt und ernsthaft, -le von sich gestreckten Hände mit den Nückenflächen >uf den Tisch gelegt, die Finger halb nach innen gebogen, als umschlössen diese etwas, das sie darbot... ihm darbot... Aast daß Franz Lützenkirchen jählings von seinem Sitz emporgesprungen märe, so hatte das plötzliche Verstehen ihm «inen Ruck gegeben. Nun zog er die Uhr rasch hervor, als besänne er sich auf die Zeit, und sagte mit einer ent schuldigenden Verbeugung: „Sie müssen verzeihen, Frau Pauly, ich habe mich über Gebühr verspätet und muß eilen, noch eine kleine Besorgung für meine Braut z» machen." Noch ehe Lützenkirchen sich erhoben hatte, hatte sie be reits ihren Stuhl zurückgeschoben und stand vor ihm. „Sie hätten mir das früher sagen sollen, und ich würde Sie nicht aufgehalten haben." Nichts Verändertes war in ihrem Slimmenklang, nur der Kopf schien noch hochmütiger hcrausgehoben. Er bot ihr die Hand und neigte sich andachtsvoll über die ihre. „Leben Sie wohl, Frau Pauly. Es war mir eine Ehr« . . Ein Paar Sekunden ließ sie stumm Ihren Mick in dem ! seinen ruhen. Ein kalter, fester Blick, der kein Verstech» ! spielte. Dann sagte sie bedeutungsvoll: „Vielleicht kommt eS Ihnen «tneS Tages, sich der Ehre zu erinnern. LcbcH Sie Wohl." Mit kurzem Kopfneigen hatte sie ihn entlassen. Entlassen . .. Lützenkirchen sand keine andere M' zeichnung dafür, als er aus dem Heimweg Wort für Wort die Szene mit Dorette Pauly sich zurückrief. Und so groß ! auch sein Unbehagen war, si« nicht schneller erraten. nicb> früher ihr die Rede abgeschnittcn zu haben, so sehr ihn auch ihre unwetblich hochmütige Art abstieß, eines doch Haft« sk ihm aufgezwungen — das war eine Achtung, wie «r st« bisher in der gleichen Weise nur dem Manne gegen über empfunden hatte. Sechstes Kapitel. Die Erntezeit hatte begonnen. Lützenkirchen war vom frühen Morgen bis in die sinkende Nacht auf Hof unv Feld in Anspruch genommen. Da er bisher nur einen ArbettSaufseher und keinen Inspektor beschäftigt hatte, war «r allerorten selbst vonnöten. Die Besuche bei seiner Brau! waren auf dir Sonntage beschränkt, und anch da mußten st< noch häufig hinter der drängenden Pflicht zurückstehen. Frau Klara war wohl zufrieden, daß diese Bräu^ aamSbesuche nicht häufiger und nicht von ausgiebiger Dauer waren. Es war ihr dadurch bisher gelungen, M auf diplomatischem Wege über die Lage Hinwegzuhelse»' indem sie Lützenkirchen gesagt hatte: „Die endgültige Er ledigung vermögensrechtlicher Fragen sparen wir u»' Wohl für den Tag auf, an dem der Tag der Hochzeit stm gesetzt wird, lieber Sohn, ltber die in Frage kommende» Ziffern bin ich mir ja ohnedies im klaren." Der Tag der Hochzeit ... ach, daß sie ihn hätte be schleunigen können, oder daß si« es wenigstens schaffen können, irgend ein LebenSzeiclM von Anto» Weibrecht zu erlangen. Aber sie wußte nicht einmal seine» augenblicklichen Aufenthalt, hatte ihn seit dem Verlobung«- tage nicht wieder gesehen. Ohne noch ein letztes Abschieds Wort zu hinterlassen, war er kurz nachher verreist und no« Nicht wieder zurückgekehrt. Sich aufs Geratewohl in briei- liche Verbindung mit ihm zu setzen, hatte sie bisher ver mieden, da sie nichts tun wollte, was seinen eigenen Wün schen «ntgegenging, und der Gedanke, er werde sich ihr em wieder nähern, wenn Gertrud verheiratet war, immer tiefer zur abergläubischen Überzeugung in ihr ward, I' mehr in ihr die heimliche Angst und Unruhe zu fiebern b? gann. Und endlich war eS so weit, daß auf den 10. NoveM' ber die Hochzeit festgesetzt werden konnte. Sechs Woche» noch! Aber sie werden vorübergehen. Nur die Erörte rung mit Lützenkirchen ließ sich jetzt nicht länger hin«»«" schieben. Und während Gertrud auf ihr Geheiß im Etz' zimmer den Abendtisch richtete, winkte sie Lützenkirchen t» sich heran. „Wir wollen doch jetzt di« Mitgistfraae klar" stellen, lieber Franz. Zunächst ab«r möchte ich mich belrest* -er Aussteuer in etwas mit Ihnen verständigen. Da» heißt, im Punkt der Möbelfrage, denn in Wäscheangeltsi«»' heilen und dergleichen haben Sie natürlich nichts dKin»» reden." . »Oh, ich möchte auch -aS andere Ihrem Ermessen M» Gertruds Wunsch« durchaus überlassen, Uebe Mama,' M «r zurück. (Fortsetzung folgt.) Meinungen Die ,OtN » tag, - Der B« 2 Im Fall, „ lrgendwel L Zeitung, - Tinrichtui » spruch au « Zeitung i «IIIIIIII Postschec Kumm -ce- Aw »vser OrlS!' »Rescript v AuM I. d gelegen n H Der OrtStet Die Beile u »lasen M°i bild Verbkss halte. Moi weinde, san darf verbw recht» der 5 Äan kann der jetzigen fahren 16 die Zeit wv Wtd 1726 Hehre 186k Walther tu »och Moritz diese Anlag August Wa gegen 800 »leben. D Hudustriepl vorden in lebhaft bett »goldenen j 1882 als , Dereinigum liletnokrilla wesen unte »Moritzdofl Kunde noö hat doch g kiuigten G> DttsteU cn begen der - st Aeldungen ganzen Lä Laienbund- Deilnahmr lahrt. 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