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Das Werben um Deutschland. Auch Herriot und Salandra für Deutschlands Eintritt in den Völkerbund. Während seiner Rede, die etwa 40 Minuten dauerte, sagte Herriot mit Bezug auf Deutschland: Frankreich hat nur den deutschen Militarismus bekämpft, es hat nie das Elend Deutschlands gewollt. Frankreich kennt keinen Hatz, es hat den Wunsch nach Versöh nung. Nur die Abrüstung und die wahre Versöh nung können die Einigung Europas wieder Herstellen. Der Eintritt Deutschlands in den Völkerbund wird durch die Artikel I und VIII geregelt. Wir brauchen ruhige Mitarbeit. Hatz kann nie den Hatz überwinden. Wir bekämpfen den Bürgerkrieg. Jede Nation hat das Recht auf Frieden. Dieses sind die Anschauungen Frankreichs, und ich gestatte mir, nochmals zu wiederholen: Wir werden uns an den Völkerbunds- vertrag halten. Wir wollen ihn lebendig gestalten. Wir verlangen für jede Nation die Rechte, die der Vertrag bietet. Der Frieden, für den wir arbeiten, mutz kommen. Die Idee des Friedens besitzt mehr Kraft, als die des Krieges. Schiedsgericht, Sicherheit, Entwaffnung, dieses sind die drei Säulen des Tempels, den wir zu bauen berufen sind. Frankreich bietet ihnen seine Vernunft und sein Herz und sein leidenschaftliches Verlangen nach Klar heit, es strebt nach Frieden, Würde und Arbeit. Auf Herriots Rede setzte ein minutenlanger, nicht endenwol- lender Beifall ein. Das Haus erhebt sich und bereitet ihm begeisterte Kundgebungen. Nach der Uebersetzung der Rede in das Englische betritt Salandra, stür- mis chbegrützt, die Tribüne. Nach ihm spricht noch der englische Delegierte, Lord Pamoor. In seiner Völkerbundsrede erklärte Salandra die Uebereinstimmung mit Macdonalds und Herriots Anschau ungen, die auch die Anschauungen Italiens sind. Ein und derselbe Geist müsse alle beseelen. Italien habe nur einen Wunsch: innerhalb seiner natürlichen Grenzen zu bleiben und erstrebt die friedliche Ausdehnung für seine arbeit same Bevölkerung. Das Schiedsgerichtsprinzip ist von Italien anerkannt worden. Salandra bezieht sich aus die italienische Beteiligung an dem Schiedsgericht in der Alabama-Frage und auf die Verträge mit Frankreich 1903 und England 1904. Das Prinzip des Schieds gerichts müsse durch den Völkerbund ausgedehnt und neu belebt werden. An der Lösung des Garantievertrages wolle Italien sich beteiligen, ebenso wie an der M- rüstungsfrage. Wenn es dem Völkerbünde gelingt, alle Nationen zu umfassen, dann wird die Tagung als ein gro- tzer Erfolg bezeichnet werden können. Lord Parmoor, mit großem Beifall begrüßt, glaubt an den Sieg der christlichen Liebe. Herriots Grundsätze stimmen im allgemeinen mit den seinigen überein. Tie kleinste, wie die größte Nation, müssen ihr Recht fin den. Die militärische Macht müsse ausgeschaltet werden. Die Herrschaft des internationalen Rechtes und ein in ternationaler Gerichtshof müssen errichtet werden. Lord Parmoor geht dann ausführlich auf das zu schaffende internationale Schiedsgericht ein. Berlin und die Genfer Verhandlungen. Berlin, 6. September. (Eigene Drahtmeldung.) Die Rede des englischen Ministerpräsidenten Macdo nald in der Völkerbundsversammlung in Genf wird in politischen Kreisen günstig ausgenommen, jedoch wird gleichzeitig betont, daß gegenüber der unzweideutigen Einladung an Deutschland, in den Völkerbund einzutreten, so lange die größte Zurück haltung geboten ist, als der Standpunkt Herriots nicht völlig klar gelegt und als nicht bekannt ist, welche Vorbedingun gen Frankreich stellen wird. Es wird nicht an genommen, daß sich Herriot etwa formell einem Ein tritt Deutschlands widersetzen werde. Aber man hält cs in Regierungskreisen dennoch nicht für angebracht, in diese Diskussion von deutscher Seite her einzugreifen, ehe nicht eine gewisse Einigung in der Sicherheits- und Abrüstungsfrage zwischen England und Frankreich er zielt ist. Wie groß gerade aus Seiten Frankreichs und seiner Verbündeten die Empfindlichkeit gegenüber ge wissen deutschen Anschauungen und englischen Offen herzigkeiten immer noch ist, haben erst der polnische Pro test gegen Macdonalds Erklärung über Oberschlesien und das Äufflammen der französischen Reizbarkeit in der Frage der Kriegsschuldfrage bewiesen. An sich besteht, wie in Regierungskreisen betont wird, keine grundsätzliche Abneigung, dem Gedanken des Ein tritts in den Völkerbund näher zu treten, aber nichts hält man für verfehlter, als zu einem ungelegenen Zeit punkt diese Frage aufzurollen und durch ein verfrühtes Anmelden deutscher Forderungen die Gelegenheit zu versäumen, wo Deutschland mit Erfolg auf eine Ver tretung im Völkerbund bestehen könnte, die seiner wirt schaftlichen und politischen Bedeutung entspricht. Aus Aeußerungen der Regierungskreise scheint hervorzu gehen, daß die Reichsregierung auf jeden Fall gesonnen ist, die Vertretung Deutschlands im Völ ker b u n d s r a t zu einer unerläßlichen Vorbedingung seines Beitritts zum Völkerbund zu machen. Der interessanteste Teil der Rede Macdonalds. Basel, 5. September. Die ,.Basler Nachrichten" schreiben zu der Rede Macdonalds: „Der interessanteste Teil der Rede war der, der eigentlich gar nicht zum Thema gehörte: das Plaidoyer für den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund. Wie haben sich die Zeiten geändert, seitdem Herr Viviani einen violetten Kopf bekam und ein Stiergebrüll erhob, als Herr Motta die Möglich keit der Aufnahme Deutschlands in bescheidenen Worten andeutete." Beitritt Amerikas zum Völkerbund? Genf, 6. September. Wie verlautet, wird die amerikanische Regierung binnen kurzem ihren Beitrit zum Völkerbund vollziehen. MMOsWk M WkklbM. Große Beunruhigung über Deutschlands geplante Protestnote. Die Meinungsverschiedenheiten innerhalb der fran zösischen Delegation über den Passus in der Rede Her riots, der die Zustimmung Frankreichs zum Eintritt Deutschlands in den Völkerbund enthält, beziehen sich hauptsächlich auf die zu erwartende Note der deutschen Negierung über die Kriegsschuld. Nach Informationen aus Genf sehen selbst solche fran zösischen Kreise, die Herriot nahestehen, in der Uebermitt- lung dieser Note ein ernstes Hindernis für die fraiHösische Zustimmung, weil darin von französischer Seite ein Vor st otz gegen den Versailler Ver trag zu erblicken sei. Man rechnet in Berliner politischen Kreisen mit einem inoffiziellen englischen Schritt, der bald nach der Rückkehr Macdonalds nach London in Berlin erfolgen dürfte, mit dem Zwecke, der deutschen Ne gierung nahezulegen, von sich aus die Initiative zum Eintritt in den Völkerbund zu ergreifen, dabei aber auf eine offizielle Uebermittlung der Kriegsschuldnote zu ver zichten. Die Reichsregierung hält jedoch an dem Plane der Uebermittlung der Note fest und wird den Kreis der Empfänger verhältnismäßig weit ausdehnen, will jedoch der Note eine solche Form geben, aus der unzweideutig hervorgeht, daß die Reichsregierung nicht beabsichtigt, aus dem Protest gegen die deutsche Schuld am Kriege die Forderung abzuleiten, als ob damit eine Aktion eingeleitet werden solle, sich den Verpflichtungen aus dem Versailler Vertrage zu entziehen. In Regierungskreisen wird erklärt, daß man der zu er wartenden Entrüstung bei der französischen Opposition mit Ruhe entgegensehe und daß die Völkerbunds angelegenheit schon deshalb keinen entscheidenden Einfluß auf die Haltung der deutschen Regierung ausüben könne, weil ein Scheitern der Eintrittsmöglichkeiten wegen dieser Note nur beweisen würde, daß diese schwierige Frage überhaupt noch nicht so spruchreif ist, um sie endgültig lösen zu können. Dieser Standpunkt der deutschen Regierung, sich durch französisches Stirnrunzeln nicht einschüchtern zu lassen, dürfte allgemein im deutschen Volke gebilligt werden. Die Berliner Morgenblätter veröffentlichen nach eine'- Pariser Meldung den Inhalt des Briefes, den der Reichs kanzler Marr an die Premierminister von England, Frankreich und Belgien gerichtet hat. In diesem Brief, den die Pariser Zeitungen in großer Aufmachung ab drucken, teilt Dr. Marr mit, daß er längere Zeit mit der Veröffentlichung dec Proklamation der Reichsre- 'gierung, in der feierlich die Verantwortung Deutschlands am Kriege zurückgewiesen wird, nicht warten werde. Der Reichskanzler fügt hinzu, daß die Veröffentlichung keine Veränderung in der Politik des Reiches bei den Londoner Verpflichtungen mit sich bringen wird. Herriot hat den französischen Botschaf ter in Berlin angewiesen, der Reichsregierung mitzuteilen, welchen schlechten Eindruck der Brief gemacht habe. Weiter soll er der Reichsregierung alle Vorbehalte der franzö sischen Regierung wegen der möglichen Folgen dieser Ver öffentlichung mitteilen. Die „Vossische Zeitung" weih sogar von diplomatischen Schritten zu berichten, die von London und Paris in dieser Frage erfolgen sollen. Es heißt, daß Herriot und Macdonald an die französische und englische Botschaft in Berlin Weisung gegeben haben, im Berliner Auswärtigen Amt wegen der von einigen Berliner Abendblättern gestern angekündigten deutschen Note in der Kriegsschuldfrage Vorstellungen zu erheben. Tie Botschafter sollen erklären, daß die deutsche Regie rung natürlich tun könne, was sie für richtig hält. Sie sollen aber darauf aufmerksam machen, von welchen ver hängnisvollen Wirkungen eine solche Kund gebung der deutschen Regierung für die allgemeine Lage sein müßte, ganz abgesehen von der Frage des Ein tritts Deutschlands in den Völkerbund. Macdonald und Herriot Arm in Arm. Im Laufe der Sonnabendsitzung des Völkerbundes erteilt Motta Macdonalddas Wort, der lebhaft von der Versammlung begrüßt wird. Er beginnt, langsam die Rede vom Manuskript abzulesen. Bei den Worten: „Frankreich und England werden Arm in Arm gehen", klatscht die Versammlung begeisterten Beifall und Her riot nickt eifrig von seinem Platze. Macdonald beginnt mit einer kurzen Erläuterung der Resolution. Mutig und vorsichtig müsse die Frage des Friedens behandelt werden. Herriot wolle die nationale Sicherheit, das soll der Zweck des von mir vorgeschlagenen Schiedsgerichtes sein, sagt Macdonald. Unter welchen Bedingungen ist die Abrüstungsfrage zu lösen? Die Mühlen Gottes mahlen langsam, auch wir Menschen brauchen viel Zeit zur Vollendung unseres Werkes. Leon Bour geois schlug vor Jahren vor, auf wissenschaftlichem Wege die Frage des Völkerfriedens zu lösen. Darauf hatten wir den entsetzlichen Krieg. Herriot und ich wollen das selbe, nur auf verschiedenen Wegen erreichen. Arm in Arm gehen wir den Weg aufwärts auf dem Boden der Völkerbundsidee. Die britische Regierung will ihre Augen nicht vor den wahren Gefahren verschließen. Die alten Geleise sind ausgefahren, aber eine plötzliche Wen düng zeigt, daß der alte Weg nicht mehr derselbe ist Wenn nicht eine sichere Hand den Wagen lenkt, kön nen wir ins Unglück fahren. Nach der Uebersetzung besteigt Herriot, gleich falls lebhaft begrüßt, die Tribüne. „Mein Freund Macdonald und ich sind uns unserer großen Verant wortlichkeit bewußt. Beide haben wir den Willen, die Versammlung nicht zu verlassen, bevor eine Einigung erzielt ist. Ich spreche auch im Namen von Theunis und Salandra. Es wäre bedauernswert, wenn un sere Reden nur akademische Diskussion bleiben würden. Es wäre eine Schmach für uns alle, wir haben hier die berufensten Männer gehört. Wir glauben, die richtige Methode gefunden zu ha ben, um die Probleme der Sicherheiten und der Solidarität der Völker zu lösen. Die schwierigste Stunde des Völkerbundes haben wir jetzt erlebt. Der tote Punkt wird bald überwunden sein. Der Weg, der vor uns liegt, ist lang. Macdonald und ich werden ihn Arm in Arm gehen. In wenigen Wochen werden die Völker einsehen, daß der Völkerbund uns zum Ziele brüderlicher Zusammenarbeit näherge bracht hat. Mein letztes Wort ist ein Dank an alle Delegierten. Hierauf wird die Resolution einstimmig angenom- men und die Sitzung auf Montag vertagt. Die gemeinsame englisch-französische Resolution, hat folgenden Wortlaut: „Die Versammlung nimmt von den Erklärungen der hier vertretenen Regierungen Kenntnis und sieht darin mit Genugtuung die Grund lagen für eine Verständigung zur Herstellung des end gültigen Friedens. Sie beschließt: um die Gegensätze die zwischen gewissen hier entwickelten Gesichtspunkten noch bestehen, miteinander auszusöhnen und nach diesem Ausgleich so schnell wie möglich durch die Vermittlung des Völkerbundes eine internationale Abrüstungskonferenz einbcrufen zu können, wird 1. die Dritte Kommission beauftragt, die Dokumente über die Sicherheit und die Herabsetzung der Rüstungen zu prüfen, besonders die Bemerkungen der Regierungen zum Entwurf eines gegenseitigen E»- rantievertrages, der hier gemäß der Resolution 14 der dritten Versammlung ausgearbeitet wurde, und auch die anderen seit der Veröffentlichung dieses Vertragsent wurfes ausgearbeiteten, dem Sekretariat vorgelegten Pläne sowie die im Völkerbundpakt für die Garantien der Sicherheit enthaltenen Verpflichtungen zu unter suchen, die einen Appell an die Schiedsgerichtsbarkeit oder eine Herabsetzung der Rüstungen notwendig ma chen können. 2. Die Erste Kommission wird beauftragt, u) mit Rücksicht auf etwaige Zusatzanträge zum Völker bundpakt die Artikel des Paktes, die die Regelung voN Streitigkeiten betreffen, zu studieren, b) zu untersuche», innerhalb welcher Grenzen die Bestimmungen des Ar tikels 36 8 2 des Statuts des Internationalen Gerichts hofes genauer revidiert werden können, und im Hinbli» auf die Stärkung der Solidarität, die Sicherheit der Völker der Welt und eine friedliche Lösung aller Kon flikte, die sich möglicherweise zwischen den Staaten er geben könnten, die Annahme dieser Klausel zu er leichtern." Die Sorge um Deutschlands Schritt in der Kriegs schuldfrage läßt alle Minen der Pressebeeinflussung springen, um die deutsche Regierung von ihrem Vorha ben abzubringen. Nach Genfer Meldungen soll der Reichskanzler Marr auf die Veröffentlichung der dst Kriegsschuldfrage betreffenden Proklamation verzich tet haben, angeblich, weil er sich davon Rechenschaft ablegte, daß die außenpolitische Lage sich kompliziere und Deutschland der Eintritt in den Völkerbund er schwert, wenn nicht unmöglich gemacht werden könnte. An der Berliner zuständigen Stelle ist von e i n e r sol ch e n A b s i ch t des Reichskanzlers nichts bekannt. Die Sozialdemokratie fordert den Beitritt Deutschlands zum Völkerbund. Frankfurt, 8. September. Der frühere Reichstags- Präsident und sozialdemokratische Abgeordnete Löbc, der sich auf der Fahrt zu einer Kundgebung der Jugend befindet, sendet der „Frankfurter Zeitung" einen offe nen Brief an Dr. Stresemann, in dem er den Minister ersucht, unverzüglich einen Antrag auf Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund zu stellen. Der Präsident der fünften Völkerbundstagung in Gens, chema« liger schweizerischer Bundesrat Motta. In diesem Jahre ist der Völkerbund in Genf zu einer besonders wichtigen Sitzung zusammengetreten. Die persönliche Teilnahme der Ministerpräsidenten Englands, Frankreichs und Belgiens legt Zeugnis dafür ab, daß die bedeutendsten Vertreterstaatcn des Völkerbundes in Europa der Völkerbundbewegung einen neuen Aufschwung geben zu können hoffen. Der schweizerische Bundes rat Motta, (den unser Bild zeigt) wurde mit 15 von insgesamt 47 Stimmen zum Präsidenten der fünften Völkerbundsiagun» gewählt. z Staatsß Meit die er der °il, der Ei erbund u W nicht o Hannov Ausruf, in u Mrdert wc Irschen l Me-Bund" Die Br Mag 11 U -ork und es betrieb ein. »anche, der ^wic der N Endigte l Mm, so i dakei, Bulo Die em Mmende z tätet. Es 'ussisch er überragende »ne große Da au Muhen nu »Jr japanis Macht bei »ach dem t »uf diesem Das Aus E Mr die E Men, daß »en der Pr »vn Shang tu erfolgre Artillerie d Mieten. - sendet. S M der er di tung für di . Im gan t>N allgeme tvesentlichei Missen al >vird. 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