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Nummer 80 — Sonntag, den 3. August 4924 23. Jahrgang. Amtlicher Teil. ManntmaAung. Da« Verhalten eine« Teiles der Einwohnerschaft bei Beerdigungen ist derart ungehörig daß nunmehr strengste Maßnahmen gegen solche ergriffen werden müssen, die gegen die auf den Tafeln dc« Friedhofes bekanntgegedenen Ord nungen verstoßen. Insbesondere wird der zwecklose Aufent halt auf den Wegen um die Friedhofsmauer untersagt. Ge- schirre und Radsahrer werden ersucht während der Beerdigung diese Wege zu vermeiden. Gleichzeitig wird auf die Anordnungen für dvs Ver halten auf den Friedhöfen überhaupt verwiesen. Insbesondere ist das Befahren des Friedhofes mit Wagen, Fahrrädern, die im Pfanhof eingestellt werden können, das Rauchen, da« Umhertrliben von Kindern verboten. Auch wird ersucht für Reinheit des Friedhofes besorgt zu sein. Htteudorf-Hkrilla, den 2. August 1924. vle ?sllreibedörae. ver Mch-nvorltana. OertlicheS «mV Sächfifchss. Ottrndsrf-VkMa, den 2. August — Kirchenoorstaudsfitzung. Es wird beschlossen, daß durch Windbruch gewonnene Brennholz öffentlich an OrtSrin- wohner zu versteigern Die Nutzhölzer sollen im Wege der Aurschreibung vergeben weroen. Dir Neuwahl eines Glöckner« muß verlegt werden, da noch Erörterungen anzu stellen sind. Die Einwohnerschaft soll energisch darauf hin- gewiesen werden, daß die Wethe des Friedhofes zu wahren ist. Eine diesbezügliche Bekanntmachung soll erlassen »erden. Die Maßnahmen wegen der Gefallenenehrung am Sonntag werden genehmigt. Anordnungsgemäß soll von »/«12 bis um 12 Uhr mit allen Glocken gelauten werden. Einstimmig wird beschlossen, die Pfarrscheune nicht zur Lagerung von Stroh und Futter weiteren Pächtern zu überlassen, da Brand- lasse ermäßigt ist und außerdem andere Schwierigkeiten zu befürchten sind. Um die Rittel für ein Kirchgemeindehau« mit Kinderhort und Wanderherberge zu gewinnen, wird eine Warcnlotterie vorgeschlagcn. Dem Vorschlag wird grund sätzlich zugesttmmt und der Finanzausschuß mit den Vor arbeiten betraut. — Nr. 22 der „Neuen Illustrierten" ist besonder- reich mit interessanten Bildern aurgestattet. Ansichten von dem Kloster Neuzelle, einer der berühmtesten Barockbautea ostastatischer Plastiken, die eine uns fremde Kunst zeigen, Photographien, die den Rekordfimmel glossieren, sowie Bilder einer hochinteressant Ausgrabung aus der Bibelzeit werden neben den aktuellen Ausnahmen das Interesse des Lesers bi« zur letzten Zeile wachhallen. Dresden, Der Bezirksverband Dresden der Deutschen Volk-partet wollt« am 3. September 1921 sür seine Mit glieder ein Sommersest in Pirna abhalten mit Musik einer Äeichswehlkapelle und einer Festrede de- Reichstagsabge- vrdveten Brüninghaus. Wegen der inneren politischen Lage bat die Deutsch« Volk-partet unter Anzeige von der beab sichtigten Festlichkeit die Polizeibehörde um polizeilichen Schutz und verhandelte mit rhr wegen der von der Polizei behörde gestellten Bedingungen. Auf die ersten beiden Be dingungen: keine Rcichrweh kapelle, keine Ausschmückung schwarz-weiß-rot, wollte der Bezirlsoerband eingehen, nicht aber aus di» Forderung de» Wegfalls der Rede des Abge ordneten Brüninghaus. Daran zerschlugen sich die Ver handlungen. Darauf erließ der Vertreter de» Polizei präsidenten auf die Anordnung der in Vertretung de» Minister» de» Innern tätigen Ministerpräsidenten Buck eine Polizeiversügung, der zufolge bei der Veranstaltung außer der Ausführung der Konzertes durch eins Reich«wehrkapelle dud der Ausschmückung schwarz-weiß-rot sowohl die Festrede Brüninghaus zu unterbleiben hatte. Infolgedessen hat der Beztrkeoerband da» Fest nicht abgehatlen. Auf Beschwerde bet d»m zuständigen Ausschuß de« ReichSratS hob dieser die Verfügung durch den Befchluß vom 1. Oktober 1921 auf. Der Beztrkrverband verklagte darauf den sächsischen Staat Nnd verlangte von ihm die 12 551,65 Mark betragenden Unkosten sür das Fest ersetzt, weil die polizeiliche Verfügung ohne Recht und unter fahrlässiger Verletzung der der Be hörde dem Bezirk-verband gegenüber obliegenden Amtspflicht erlassen worden sei. Das Landgericht Dresden hat den Anspruch dem Grunde nach für g.rechtfertigt erklärt. Die htttgegeu eingelegt« Berufung ist nun auch vom Sächsischen Oberlandesgericht zurückgewiesen worden. In der Urteils- begründung des Oberlandesgericht« wird ausdrücklich festge- ßellt, daß die Polizeibehörde keine rechtliche Grundlage hatte, dieses Fest durch polizeiliche Maßnahmen zu verhindern. Es sah ohne weiteres sür bewiesen an, daß den Veranstaltern dc» Feste» durch die Vorbereitungen Schaden erwachsen ist, und ebenso, daß der Veranstalter auf andere Weis« al« vom sächsischen Staat Ersatz nicht zu erlangen vermag. Die Haftung des sächsischen Staates bedürfe nach der feststehenden sächsischen Rechtsprechung keiner weiteren Begründung. Die Leidtragenden aber find die sächsischen Steuerzahler, au« deren Säckel die Schadenersatzsumme gezahlt werden muß. Bautzen. Am Sonnabend abend trafen auf dem hiesigen Bahnhofe etwa 100 junge Kommunisten aus Dre»- und Freital ein, unter denen sich auch Kinder befanden. Bereit» am Sonnabend und auch am Sonntag formierten sie Züge, sangen aufreizende Lieder und trugen eine rote Fahne mit dem Sowjet-Stern voran. Am Sonntag vor mittag bekundeten sie die Abficht, den Gottesdienst in der Marien-Marthen-Kirche zu stören. Dem Eingreifen der Polizei ist d» zu danken, daß diese Absicht nicht verwirklicht wurde. Reichenberg t. B. In Proschwitz fuhren am Dienstag bei einer Zugskreuzung zwei Züge auf derselben Weiche gegeneinander. Erst im letzten Augenblick bemerkte der Führer des einführenden Zuge» die falsche Weiche und konnte noch Gegendampf geben. So wurde ein Unglück von unübersehbaren Folgen verhütet. Numburgi. B In Neugersdorf wird derzeit da» Königsfchießen abgehalten. Das Fest ist groß und er- reicht an Ausdehnung Fciedensmaß. Leider aber find wieder die Käufer ousgtbliebeu. Nun ist am Schteßplaße an schließend die Reichsgrenze bei Rumburg und hier hat sich ein zweites Schiebfest aufgelau. Nicht weniger als elf Schankzelte find hier aufgerichtet, daneben viele Veikaufs- stände Und während die sächsischen Kaufl-ute oft vergeblich auf Käufer warten, ist das eigentliche Schießen mit seinem Trubel um fünfzig Meter über die Reichsgrenze gewandert und hier ist e« ganz toll. Während Sonntag und Montag die sächsischen Zelte bis aus einige Tanzplätze recht leer waren, konnten die Leute in den auf tschechischer Seite liegenden Gaststätten keine Plätze finden uud die Rumburger Geschästtleute haben seit vielen Jahren kein solches Geschäft gemacht. Freiberg. Die Tharandt-Freiberger Gegend wurde in den letzten Monaten durch eine Räuberbande heimgesucht, der nun endlich das Hzndweik gelegt sein wird, da rs ge lungen ist, das Haupt dieser Spitzbuben, den 22 Jahre alten Drechsel aus Niederschöna bei Freiberg festzunehmen. Drechfrl hatte mit seinem Anhang im Sommer v. I. die Lager in den großen Dickungen des westlichen Tharandter Walder bei Freiberg aufgeschlagen und war der Schrecken der dortigen Ortschaften und der Sommerfrischler. Im Herbst fand seine Festnahme statt, doch gelang e« ihm mit noch einem Spießgesellen im Frühjahr d. I. auf raffinierte Art au« dem Gefängnis auszubrechen. Bald machte er sich erneut in feinem vorjährigen Hauptwirkungtkreis bemerkbar; diesmal erreichte ihn da« Schicksal aber schneller, und nun fitzt er im Untersuchungsgefängnis Freiberg, wo er bereit» üb» 80 Einbluchsdirbstähle zugestanden hat. Seine nächt lichen Streifzüge dehnte er meilenweit von seinem Stand quartier ins Land aus, ebenso wechselt« er wiederholt seine Waldlager, um seiner Ergreifung aurzuweichen. Nun atmet alles frei aus, hoffentlich kommt er diesmal nicht gleich wieder in Freiheit. Leipzig. Am Montag hatte eine 58 jährige Frau, die für eine Manufakturwarenhandlung regelmäßig kleinere Geldbeträge einkassiert, in einem Hause in der Emilienstraße bei riner Familie kassiert und war im Begriff, da» Hau» wieder zu verlassen, als ihr auf der Treppe ein etwa 25 bi» 26 Jahre alter Mensch entgegenkam. Er war kaum an ihr vorübergegangtn, als sie auch schon von ihm von hintrn einen Schlag ins Gesicht erhiel!, der sie sofort bewußtlos machte. In diesem Zustande wurde sie von einem der Hausbewohner am Boden liegend angetroffen. Al» sie di« Besinnung wieder erlangt hatte, bemerkte sie den Verlust ihrer Aktentasche, in der sich etwa 64 Mark, eine Kunden- liste und 25 Quittung«« rrken über je 2 Mark befanden. Sie wurde im 1. Stock aufgeriffen und ausgkplündert auf gesunden. — In Leipzig erregt das Schicksal eines armen Teufels Aufsehen, den seine Mittellofigkeic daran verhindert, in den Besitz einer riesigen Erbschaft zu gelangen, die ihm rechtlich zweifelsfrei zusteht. Der Bedauernswerte ist der in dem Vorort Schönefeld wohnhafte jetzt 79 jährige frühere Ge meindearbeil er Bernhard Götze, der darauf angewiesen ist, seinen und seiner Familie Lebensunterhalt au« einem wöchent lichen Almosen von 6 Wark zu bestreiten, und der dabei Dokumente in Verwahrung hat, die ihn al« ausschließlichen Erben eines vorläufig noch immer auf der Bank von Eng land liegenden Vermögen« von nicht weniger al« 22 Millionen Pfund Sterling aueweiseu. Dieses Vermögen das zum Teil allerdings auf Jmmobilienbefitz (Goldminen, Plantagen usw.) beruht, geht in seinen Ursprüngen auf einen gewissen Johann Cristoph Götze an« Klein-Corbetha zurück, der 1818 in holländische Militärdienste trat, vermöge feiner Tüchtigkeit zum Gouverneur von Batavia aufstieg, seinersett« da» einen Wert von 8 Millionen Pfund repräsentierende Vermögen eine» vor ihm nach Java au-gewanderten ent fernten Verwandten erbte und schließlich, nachdem er den holländischen Kolonialdieast quittiert und seinen Wohnsitz nach Kapstadt verlegt hatte, auch noch einen zweiten Ver wandten de« Namens Götze beerbte, der al« Goldgräber im Oranjegebiete zu großem Reichtum gelangt war. Johann Cristoph Götze, der im Jahre 1831 zu Kapstadt starb, hatte zuvor seine in Deutschland gebliebenen Angehörigen ersten Grades zu Erben seine« phantastischen Vermögen» eingesetzt. Aber erst im Jahre 1867 wnrde die Tatsache des Vermächtnisses der in Leipzig lebenden Frau Johanna Erdmuthe Götze geb. Götze, bekannt. Er würde zu weit führen, alle Einzelheiten der wilden Jagd nach der Erbschaft zu schilden, die alsbald etnsetzte, und tu bereu Verlauf außer der sächsischen Regierung auch der Berliner englische Botschafter Lord Rnffel und das Londoner Kronschatzamt mit der Angelegenheit befaßt wurden Seit dem Jahre 1911 gibt es in Leipzig einen Verein „Götze e. V.", der feine Mitglieder satzungsgemäß verpflichtet, dem greisen Bernhard Götze zu seiner Erbschaft zu verhelfen, wofür dann den Ver einsangehörigen (es sind etwa 30 Personen) kraft notarieller Beurkundung eine Gewinnbeteiligung in Höhe von 10 Prozent der Erbmasse zufallen würde. — Ein 20 jähriger Kontorist und ein 17 jähriger Schlosser hatten sich in einer hiesigen kleinen Weinstube durch auffällige Geldausgaben und Spielen mit einem Revolver verdächtig gemacht. Die Polizei nahm die beiden, von denen der eine einen vergeblichen Fluchtversuch unter nommen hatte, fest. Bei ihrer Vernehmung stellte sich heraus, daß beide aus Asch in Böhmen flüchtig waren, nachdem der ältere seinem Vater aus dem Geldschranke etwa 20 000 tschechische Kronen gestohlen hatte. Beide kauften sich zunächst Revolver und etwa fünfzig Patronen und be gaben sich auf Reifen. Bi« auf 9031 Kronen war da» Geld verbraucht. Chemnitz. In einer Vorstadtstrabe hat sich ein ziemlich großer Hummelschwarm in eine Kammer verflogen und dort in einem Wäschekoffer festgesetzt. Da Kammertür und Koffer verschlossen waren, find die ungebetenen Gäste durch die Schlüssellöcher gekrochen. — Auf der Fahrt von Chemnitz nach Großolbersdorf verunglückte in der Nähr der Wilischtaler Zschopaubrück« das Auto des Fabrikbesitzer« G. Lindner au» Großolbersdorf. Während der Chauffeur mit dem Schrecken davonkam, erlitt der am Steuer fitzende Besitzer einen schweren Schädelbruch und Oberlehrer Pinder andere schwere Verletzungen, so daß beide in bedenklichem Zustande in da« Chemnitzer Kranken haus überführt werden mußten. Plauen. Wegen versuchter räuberischer Erpressung in zwei Fällen, begangen am 15. Juni dieses Jahre» am hellichten Tage auf der Landstraße Plauen—Hof unweit des Dorfes Meßbach, wurde der Sandhändler Heinrich Glasmann aus Plauen vom hiesigen Schöffengericht zu zwei Jahren sechs Monaten Zuchthaus und drei Jahren Ehrver- lusi und Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. Kirchen«« chrichte«. Sonntag, den 3. August 1924. Vorm. V« 11 Uhr Traurrgottesdienst für die Krieg», gefallenen. Vorm. "/112 bis 12 Uhr Ehrengeläute für die Krieg»- gefallenen. Abends 8 Uhr Jugendvereinigung im Teichhaus. Hierzu eine BeUa,e- W d farbig igster Pre^ Mü. rell tnaen St' sanmW - Udr i» andwerks. ersucht storstanö. O M W M W. U W U W WM W MM W W UM MUMM Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend «»IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII» - Die „Ottendorfer Zeitung- erscheint Diens- - tag, Donnerstag und Sonnabend. Der Bezugs »Preis wird mit Beginn -- jeden Monats bekannt gegeben. » Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. 2 2 irgendwelcher Störungen des Betriebes der 2 2 Zeitung, d. Lieferanten od. d. Bcfördcrungs- 2 2 Einrichtungen) hat der Bezieher keinen Än« - »» spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der »» 2 Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreises. 2 MtnWtlllW- K Md MMW Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen des Gemeinderates zu Ottendorf-Okrilla. Mit den Beilagen „Neue Illustrierte", „Mode und Heim" und „Der Kobold". Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendors-Okrilla. 2 Anzeigen werden an den Trscheinungstagep 2 - bis spätestens vormittag 10 Uhr in di« z Geschäftsstelle erbeten. 2 Die Festsetzung des Anzeigen-Preise« 2 2 wird bei eintretender Änderung ein« Mumm« 2 2 vorher bekanntgegeben. 8 2 Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wem» 2 2 der Anzcigen-Betrag durch Klage Ungezogen 2 »» werden muß oder wenn der Auftraggeber in 2 Konkurs gerät. Hiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiins Gemeinde-Giro-Konto Nr. 136. x Usteinde- r! Zinsen und in rzinsung n Wert er mit irilla. füg« r