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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend - Die „Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens- tag, Donnerstag und Sonnabend. Der Bezugs-Preis wird mit Beginn - jeden Monats bekannt gegeben. » Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. 2 - irgendwelcher Störungen des Betriebes der - I Zeitung, d. Lieferanten od. d. Beförderungs- L Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An- <» sprach auf Lieferung oder Nachlieferung der - s Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreises, ü Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. üitttMup- K Md ÄMM Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen des Gemeinderates zu Ottendorf-Okrilla. Mit den Beilagen „Neue Illustrierte", „Mode und Heim" und „Der Kobold". Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. 2 Anzeigen werden an den Erscheinungrtagen A » bis spStestens vormittag 10 Uhr in die g Geschäftsstelle erbeten. « Die Festsetzung des Anzeigen-Preise» m ü wird bei cintretender Änderung eine Nummer ü L vorher bekanntgegeben. A " Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wenn H der Anzeigen-Betrag durch Klage eingezogen -- werden muß oder wenn der Auftraggeber in » Konkurs gerät. Gemeinde-Giro-Konto Nr. 136. Nummer Mittwoch, den 7. Mai MH 23. Jahrgang. OerMches nrrd SLchßscheA. Lttevd«r1-Gkri2a, den S. Mai >yr^. — Nach der Wahl. Die Würfel find gefallen. So- Veit sich übersehen läßt, haben die Wahlen einen Sieg der Rechts- und Link-radikalen gebracht. Sowohl die Deutsch- nationalen wie die Kommunisten haben eine kaum geahnte Mehrheit die Mittelparteieu einen starken Rückgang der stimmen zu verzeichnen. Die Vereinigte Sozialdemokratie vird etwa dir Hälfte ihrer jetzigen Mandate einbüßen. Diese Mandate gehen ausschließlich auf die Kommunisten über. Die Wahlbeteiligung war allgemein eine ziemlich gute »vd erhielt sogar in unserem Octe die Vereinigte Sozial- dtmokratie gegenüber den Gemeindewahlen am 13. Januar tinen Stimmenzuwachs von 373, während die kommunistische Partei einen Verlust von 149 Stimmen zu verzeichnen hatte. Bürgerliche Stimmen find 60 weniger abgegeben vvrden. Auffallend ist der Zuwachs der drutschnationalen Boltrpartei. Von 2891 eingetragenen Wählern haben 2482 Ihr Stimmrecht ausgrübt, das find 86 Prozent. Nachfolgend bringen wir noch das hiesige Wahlrrsultat '»Vie einige der Umgebung: Ottendorf-Okrilla. Sozialdem. 1292, Dnat. Vp. 390, r-mokr. 163, Komm. 367, Christl. Soz. 11, Poln. Bp. Deutsch. Soz. 21, Häußer-Bund 1, Wend. Vp. 1, Zentr. 12, Evangel. P. 31, Völk.-soz. Bl. 25, Republik. P. 2, Uvabh. Soziald. P. 2, Deutsche Vp. 159. . Lausa. Soziald. 765, Dnat. Vp. 471, Demokr. 210, Komm. 219, Drutsch-soz. 35, Völk.-soz. 56, Deutsche Vp. «28, Klotzsche. Sozialdem. 1069, Dnat. Vp. 982, Demokr. W, «omm. 202, Christl. Soz. 12, Deutsch-soz. 54, Volk.- soz. 202, Deutsche Vp. 599. Langebrück. Sozialdem. 508, Dnat. Vp. 575, Demokr. M, Ko««. 84, Völk.-soz. 98, Deutsche Vp. 271. . Rähnitz-Hellerau. Sozialdem. 723, Dnat. Vp. 347, Demokr. 217, Komm. 303, Völk.-soz. 112, Deutsche Vp. 183. Radeberg. Sozialdem. 3391, Dnt. Vp. 2218, Demo- Men 742, Komm. 1000, Völk.-soz. 251, Deutsche Vp. 646. , Srisersdorf. Sozialdem. 143, Dnat. Vp. 189, Drmo- "aten 12, Komm. 24, Völk.-soz. 44, Deutsche Vp. 11. Lomnitz. Sozialdem. 203, Dnat. Vp. 148, Demokr. 1d, Komm. 67, Deutsche Vp. 16. Hermsdorf. Sozialdem. 210, Dnat. Vp. 127, Demo- Men 29, Komm. 47, Deutsche Vp. 30. , Königsbrück. Sozialdem. 456, Dnat. Vp. 225, Demo- Men 76, Komm. 138, Deutsch-soz. 407, Völk.-soz. 20, Deutsche Vp. 269. — Der Monat Mai ist ins Land gezogen. Und ge- ^de in diesem Jahre entspricht sein Charakterbild ganz be- Kuder« dem Bilde, das au« unwahrscheinlich schön kolorierten Märchenbüchern und Kalendern noch von der Jugendzeit her k unserer Erinnerung ist, obwohl wir un« kaum entsinnen, ff in späterer Zeit allzuoft in dieser Schönheit und Pracht Amengelernt zu habrn. Aber der nicht endenwollende Anter dieses Jahres, der von Rückfall zu Rückfall die Au»- Men auf ein bißchen Frühjahr immer weiter und Hoffnung«- ksn hinausschob, hat un« Heuer gelehrt, den Lenz wieder ^wal mit richtiger Sehnsucht im Herzen zu erwarten. Glicht über Nacht kam in diesem Jahre der Frühling zu uns, A es sonst so oft der Fall war. Nur unter schweren Impfen rang sich jedes bißchen Knospen und Blühen zum ^4t. aber ist der Lenz da und unsere Früh- MSsehnsucht schlägt ihm au« frohen Herzen entgegen. Zarte 'Mrüne Fluren grüßen un« draußen, schwellende Knospen W junge« Laub schmücken Bäume und Sträucher, aus dem Men, der im Garten endlich emporgesprossen ist, blicken ff^seblümchen, Anemonen und andere K.ndrr des Lenzes Mnungsfroh in die milde, warme Maieusonne, unter fflen Glanz der weite blaue Himmel strahlt. — Es ist Schöne« um den Frühling, doppelt schön, wenn er solcher Ugeduld erwartet wurde und so lange auf sich Härten ließ, al» es in diesem Jahre der Fall war. Und N so größer soll deshalb die Freude sein, mit der wir den *°i begrüßen und es uns unter seinem Szepter wohl sein "MN «ollen. — Wiltschaftsreinigung. Er ist wohl kein blinder Zufall, daß den beiden letzten großen Kriegen, nämlich dem siegreichen Feldzug von 1870 und dem verlorenen Kriege von 1914 wirtschaftliche Verhältnisse gefolgt find, di« ent- schieden Parallelen aufweisen. Der übertriebenen und zum großen Teil auf reeller Bafir stehenden Tätigkeit der be- rüchtigten Gründerjahre folgte der große Krach. Die Ver mögen, die schlauen Spekulanten damals fast wie gebratme Tauben in den Mund flogen, gingen im Krisenjahre 1873 ebenso schnell wieder in Rauch auf. Diesmal lag es nicht viel anders Dem verlorenen Kriege von 1914 folgte eine Aera der Gründungen, die an Umfang und an U folidirät gemessen, sicherlich mit denen der siebziger Jahre wetteifern konnte. Auf dem Sumpfboden der Inflation entfalteten sich Gründungen aller A:t, bei denen die Substanz oftmals nur im Firmenschilds bestand. Inmitten der zunehmenden Verarmung nahm das Gründungsfirber einrn unerhörten Umfang an. Bezeichnend ist es, daß gegenüber dem Jahre 1913 die Zahl der Aktien-Gesellschaften, die nicht fabrikatorisch tätig sind, sondern lediglich dem Handel dienten, sich ver fünffacht haben, daß die Zahl der Bekleidungszwecken dienen den Aklienunternehmungen ungefähr sechsmal so groß ist wie vor dem Kriege, Montanunternehmungen haben ungefähr eine Verdopplung erfahren und die Zahl der Bankfirmen — oder solcher, die sich dafür auSgaben, hat sich ebenfalls vervielfacht. Der G-sundungsprozeß, der durch das Ab- stoppen der Notenpreffe und durch die Stabilisierung unserer Währung eingeleitet worden ist, mußte naturgemäß mit diesen Jnflationserscheinungen aufräumen, er ist zu einem Kampf um die Existenz für viele Einzelglieder der Wirtschaft ge worden, und zwar namentlich im Baugewerbe, das durch die Inflation besonder« begünstigt und nun von der Deflation entsprechend getroffen wurde. Dir zahlreichen neu ent standenen Firmen, deren Geschäsetzwcck lediglich die Aus nutzung der Konjunktur im Effekten- und Valutenhandel dar stellte, die dar reguläre Bankgeschäft nicht kannten und auch als Mittler zwischen Kapital und Wirtschaft keinerlei Bedeu tung hatten, sind überflüssig geworden, nachdem das Börsen geschäft zum Stillstand gelangt ist. Für da« solide Bank- gewrrbe bedeutet das Zugrundegchen dieser Tagesgründungen keinen Verlust: junge Leute, die vom eigentlichen Bankwesen kaum eine Ahnung hatten, und denen es gelungen war, sich durch die Börsenkonjunktur eine Anzahl papierener Millionen oder Milliarden zu schaffen, entdeckten plötzlich in sich den Beruf al« Bankier. Ein Geldschrank und ein Laden in einer belebten Gegend genügten, um ihnen die äußerliche Eignung dafür zu geben. Er ist nicht bedauerlich, das diese Firmen von der Bildfläche verschwinden, wohl aber, daß ihr Zusammenbruch oft andere Firmen mit ihren Untergang verstrickt. Bezeichnung sür die gegenwärtige Krists in der Bankwelt iß es, daß seit dem 1. April jetzt arbeitStäglich eine Bankinsolvenz zu verzeichnen ist, unter denen sich sicher- ltch manche auf solider Grundlage befindliche Firma befindet. Die mißglückten Franken-Spekulationen, die jetzt vielfach al« Grund der Schwierigkeiten angesehen werden, find nur als^ der äußere Anlaß dafür zu betrachten. Von einem stabilen^ und gefestigten Banko,ewerbe wären ste zweif^ llos mit Leichtig keit überwunden worden. Wa« morsch ist, stürzt zusammen. Hält man die gegenwärtigen Vorgänge im Bankgewerbe mit denen im Warenhandel zusammen, wo ebenfalls zahlreiche, namentlich neuere, Firmen sich in recht ernster Lage befinden, fo zeigt sich deutlich das Bild der zusammeubrechenden Schcinkonjunktur. Diese Reaktionserscheinungen der ent schwundenen Inflation waren ohne Prophetengabe vorou«- zufehen, und sie werden angesichts der zunehmenden Kredtt- not möglicherweise in den kommenden Monaten eine weitere Verschärfung erfahren. Laufs. Die Meldung das ein Mitglied einer fran zösischen Kommission auf ein-m Motorradaurflug tödlich verunglückt sei, bestätigt fich nicht. Der Franzose befindet sich im Kcaukenhause Dresden-Friedrichstadt auf dem Wege der Besserung. Dresden. Ji der Nacht zum 26. Avril traf mit der Vohupost Bodenbach—Plag in Prag eine Sendung ein, die von der deutsche« Reich«post in Berlin an die Deutsche Agrar- und Judustriebank in Prag abgesandt worden war. Die Sendung sollte einen Betrag von 850 000 Tschechokronen enthalten. Als die Sendung von Zollbeamten untersucht wurde, stellte sich heraus, daß der Sack aus dem Boden ausgeschnitten und wieder zugenäht worden war. Die Sendung wurde kommissarisch geöffnet und man fand im Sack ein Paket Gablonzer Glaswaren, da» au« Gablonz abgesandt worden war. Es wurde festgestellt, daß die Glas« fendung am 24. April von Bodenbach nach Dresden abgefertigt worden war, wo ste einen Tag später angelangt war. Demnach scheint der Diebstahl auf dem Dresdener Postamt verübt worden zu sein. Die Nachforschungen werden mit aller Energie fortgesetzt. — Am 17. März wurde, wie seinerzeit berichtet, auf der Landstraße zwifchen Dresden und Freiberg von dem Führer eines Automobils ein Mann hilflos aufgefuuden. I« Krankenhaus in Freiberg gab der Manu an, er sei ein 27 Jahre alter, aus Filin im Kreise Riga gebürtiger Han« von Schmettow und wohne als Geheimsekretär der lettischen Gesandtschaft in Berlin. Die Gesandtschaft habe ihn mit Geheimakten im Auto nach München geschickt. Mitgefahren seien zwei russische Kaufleute namens Gütschow und Gadrieow. Hinter Dresden, wo man kurze Rast gemacht habe, hätten die zwei ihn plötzlich mit einem getränkten Tuch, das fit ibm mit Gewalt auf« Gesicht legten, betäubt und au« dem Wagen geworfen. Die Geheimakten und seine ganze Bar- schäft hätten sie ihm geraubt. Die Freiberger Kriminal polizei fuhr mit dem angeblich Beraubten nach Dresden und benachrichtigten gleich die Berliner Behörde. Die Ermitt lungen in Dresden und Berlin blieben erfolglo«. Der „Kurier" erklärte endlich, daß er nach Berlin zurückfahren würbe. Das Fahrgeld hatte er fich zusammengeborgt. Seit dem war er spurlos verschwunden. Jetzt tauchte in München ein angeblicher Manfred von Helmerffen auf, der sich ebenfalls unter allerlei Vorspiegelungen an politisch be kannte Personen Heranmachle, nur um fich Geld zu ver- schaffen, bis er wegen eines gemeinen Vergehen» und unter dem Verdacht der Spionage festgenommeu wurde. Der Festgenommene war der „beraubte Kurier". Der Erkennungs dienst entlarvte ihn als einen 23 jährigen Berliner Kauf- mannslehrlivg August Hille, der er schon lang« liebte, den großen Manu zu spielen. Der ganze Ueberfall ist erdichtet und sollte dem Schwindler nur dazu dienen, sich interessant zu machen und Geld zu verschaffen. Schandau. Vom Blitz getötet wurde in Raiza bei Bodenbach der 34 Jahre alte Landwirt Rudolf Fritzsche. Er wurde aus dem Felde vom Gewitter überrascht. Seine Frau wurde bewußtlos aufgefuuden; die beiden Zugküh« waren ebenfalls getötet. Kleinwolmsdorf. Von einem tragischen Geschick wurde dis hier wohnhafte Familie des Weichenwärters A. Wacker betroffen. Am Morgen de« 1. Mai wurde Frau Wacker vermißt. Nach sofortigem eifrigen Suchen fand mau die Vermißte, die nachts unbemerkt das Schlafzimmer ver lassen hatte, um ihrem Leben freiwillig ein Ziel zu setzen, in der Röder ertrunken auf. Noch vor fünf Wochen feiert« da« Ehepaar, da« in den glücklichsten Verhältnissen lebte, im Kreise von Kindern und Geschwistern allseitig verehrt, da» Fest der Silbernen Hochzeit. Frau Wacker war seit längerer Zeit nervenleidend und dürfte Schwermut der Grund zur i Tat gewesen sein. Zibell« (Oberlaufitz). Die mit Krämpfen behaftete Tochter de« Gastwirts Dubrau in Gebersdorf stürzt« infolg« eine« Krampfanfalles beim Kaffeebrennen in da« offene Feuer; ehe jemand zu Hilfe kam, waren der Bedauernswerten Gesicht, Biust und Leib fast vollständig verkohlt. Auf dem Transport nach dem Krankenhaus verstarb sie. Dresdner Schlachtviehmarkt. 5. Mai 1924. Auftrieb: 123 Ochsen, 235 Bullen, 253 Kalben und Kühe, 980 Kälber, 495 Schafe, 1038 Schweine. Goldmarkpreife für 50 Kg. Lebendgewicht: Ochsen 22-50, Bullen 26-46, Kalben und Kühe 20—50, Kälber 30-55, Schafe 30-56, Schweine 45—65. Die Stallpreise find nach den neuen Richtlinien der Landespreisprüfungsstelle für Rinder 20 °/o, für Kälber und Schafe 18 o/« und sür Schweine 16 o/o niedriger als di« hier aufaeführten Marktpreise. Produktenbörse. 5. Mat 1924. Weizen 17-1750 Roggen inländisch. 14,20-14,60. Sommergerste 18—19,50. Hafer 14,10—14,60. Mai« 21-22. Rotklee 155-170. Trockenschnitzel 12,25-12,75. Zuckerschnitzel 18—22. Weizenkleie 9—10. Roggenklei« 8 60-9. W-izenmehl 26,5—27,5. Roogenmshl 23-25. Hierzu eine Beilage.