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Deutsche Industrievertreter in Paris. Die Frage der Micumverträge bleibt weiter akut, obwohl wiederholt von kompetenter Seite versichert wurde, daß eine Erneuerung, selbst eine Verlängerung nicht in Frage käme, und obwohl Poincars in der Be sprechung mit dem deutschen Botschafter sich ablehnend verhielt. Auf beiden Seiten gehen Bemühungen dahin, in letzter Stunde eine Einigung zu erzielen. Von maß gebender Seite werden dem „Berliner Pressedienst" über die neuerlichen Versuche nach dieser Richtung hin folgende Mitteilungen gemacht: Die Industrie des besetzten Gebietes versucht jetzt, nachdem die Verhandlungen mit der Besatzungbehörde über die Verlängerung der Micumverträge an den un erfüllbaren Forderungen der Micum gescheitert sind, in Paris über die Stellungnahme der französischen Regie rung und der Sachverständigen Klarheit zu erlangen. Einige Vertreter des Neichsverbandes der Industrie, dar unter Geheimrat Bücher, weilen seit einigen Tagen in Paris und versuchen den Sachverständigen und den Vertretern der französischen Regierung darzulegen, dah die Forderungen der Micum keinesfalls in dem bis herigen Umfang erfüllt werden können. Da alle An zeichen dafür sprechen, daß in dem Gutachten der Sachver ständigen die Rückgabe der wirtschaftlichen Verfügungs- sreiheit über das Ruhrgebiet an Deutschland vorgesehen ist, möchte die deutsche Industrie diese Lösung so weit be schleunigen, daß sich eine Verlängerung der Verträge e r - übrigen würde. Es ist aber bisher noch nicht ge lungen, sich darüber zu informieren, wieweit auch die militärische Besetzung abgebaut werden soll und ob Poincars überhaupt gewillt ist, den Vorschlägen der Sachverständigen beizutreten. Die Verhandlungen wer den fortgeführt, jedoch sind die Aussichten auf ein günstiges Resultat, wie in unterrichteten Kreisen ver sichert wird, nochimmmersehrgering. Die Pariser Presse über die Stresemannrede. Die Rede des deutschen Außenministers über die Micumverträge wird von den Pariser Blättern lebhaft besprochen. Interessant ist besonders der Tempskom- mentar. Das Blatt zitiert eine Stelle in der Ansprache Stresemanns, die besagt, daß englische Großbanken deut schen Unternehmungen jeden Kredit verweigern, solange die Micumverträge fortbestehen. Der Temps hält diese Aeußerung für recht bedenklich und wünscht unter allen Umständen, daß von London ein Dementi erfolgt. Von den übrigen Blättern beurteilt das Journal de De- bats die Rede Stresemann sehr scharf. Das Blatt kon struiert einen Zusammenhang zwischen der Rede Strese mann und der politischen Kundgebung, die unter An wesenheit eines deutschen Prinzen in Berlin zur Un gültigkeitserklärung des Versailler Vertrages stattge sunden haben soll. Zum Schluß schreibt das Blatt: Die Führung des Reiches will den Vertrag nicht ausführen. Unter Änspielung auf Stresemann und Marx schreibt das Blatt noch: Die einen bringen ihre Gedanken unge scheut zum Ausdruck, die anderen schlagen einen noch un gefähr korrekten Ton an. Bevorstehender Schritt Englands in Berlin. Nach Ueberreichung der Antwortnote über die Militärkontrolle an die deutsche Reichsregie rung hat Poincarö der Londoner Regierung vrel umfangreiches Material zugehen lassen, in dem der Nachweis versucht wird, daß die Tätigkeit der Eeheim- organisationen und ihre militärische Rüstung innerhalb und außerhalb des besetzten Gebietes wieder sehr zuge nommen habe. Die englische Regierung hat sich bisher nicht ent schließen können, auf die französischen Wünsche b e - züglich der Ablehnung der deutschen Antwort einzugehen. Sie wird aber in den nächsten Tagen, wie in unterrich teten Kreisen bereits bekannt geworden ist, einenin - offiziellen Schritt bei der Neichsregie- rung unternehmen und um eine Stellungnahme zu dem betreffenden Material ersuchen, sowie um eine un Schatten des Lebens Roman von I. Iob st. 42. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Still, still", fuhr sie leise fort, „rühre nicht daran, Franz. Du hast uns schwach gesehen, wir sind ja beide noch so jung, und ich glaubte auch ein Recht auf Glück und Liebe zu besitzen. Das ist nun vorbei. Leb wohl, Gerd", — ein krampfhaftes Schluchzen drang aus ihrer Kehle — „und wenn du mich liebst, so meide mich von nun an. Auf dem Wege, den ich von nun an gehen werde, kreuze ich deine Bahn wohl schwerlich." Dann ging sie denselben Weg zurück, den sie ge kommen war. Erschüttert sah Franz zu dem leichtsinnigen Freunde hin, der leichenblaß, mit heftig arbeitender Brust, vor ihm stand, dann brach das Bewußtsein seiner großen Schuld über Gerd zusammen. Schwere Tränen rannen herab, er wehrte Lhnen nicht. Dann stürzte er fort wie sinnlos, fort aus dem Garten, durch die Straßen, weit, weit fort durch den stillen, lautlos fallenden Schnee. Es war «ihm, als sei die ganze frohe Welt zu einem weißen Grabe geworden und wollte ihn verschlingen. Franz eilte Gertrud nach und sand sie jenseits der Pforte niedergesunken. Eine tiefe Ohnmacht gab ihr Vergessenheit. Der junge Arzt nahm sie auf seine Arme und trug sie unbemerkt in das Zimmer des Vaters. Der alte Herr fuhr erschrocken empor und beide bemühten sich um die Aermste, während Franz leise mit einigen Worten die Aufklärung gab, hie Handlungsweise Gerds so schonend wie möglich darstellend. «Heißes, junges Blut", murmelte Dr. Jordan. „Es dauert ionae. bis es ruhig fließt, und dann ist es oft zweideutige Erklärung, wie sich die Reichsregierung zur Tätigkeit der Geheimorganisationen im besetzten Gebiet stelle nnd welche Garantien Deutschland auch im Falle einer Nechtsregierung bieten würde, daß nicht alsdann Sabotageakte und Geheimrüstungen wieder ausgenom men würden. Das Reichskabinett wird sich in den nächsten Tagen mit der Frage befassen und hat auch bei der Ministerzu sammenkunft in Frankfurt a. M. die Minister der ein zelnen Länder bereits gebeten, ihre Aufmerksamkeit die sen Fragen zuzuwenden und Vorsichtsmaßregeln nach dieser Richtung hin zu treffen. * Der Fall Dreyer. Von unserem Berliner Vertreter wird uns ge schrieben: Der französische Botschafter in Berlin hat bei der Reichsregierung Vorstellungen erhoben über die Reden, die bei der Beerdigung des Ruhr- gefangenen Dreyer gehalten worden sind. Nach der Darstellung der französischen Presse entspräche die Meinung nicht den Tatsachen, daß Dreyer von der fran- s zösischen Besatzungsbehörde und Eefängnisverwaltung zu Tode gequält sei, vielmehr wäre er auf die Vorstel lungen des deutschen Botschafters, von Hösch, von der französischen Regierung im Gnadenwege freigelassen worden und sowohl Herr von Hösch als auch der Außen minister Dr. Stresemann hätten der französischen Regierung ihren Dank ausgedrückt. Die Darstellung der französischen Presse wird von der Reichsregierung in wesentlichen Punkten bestritten. Man beabsichtigt nun, nachdem die Diskussion hierüber in Gang gekommen von Seiten der Regierung demnächst eine offiziöse Er klärung über den Fall Dreyer und die Schritte, die seinetwegen unternommen worden sind zu veröffent lichen. Es wird schon jetzt von der Reichsregierung darauf hingewiesen, daß keine Rede davon sein kann, daß deutsche Minister eine unwürdige Propaganda getrieben oder falsche Behauptungen gegen die französische Re gierung in die Wege geleitet hätten. Die Lage im Eisenbahnerstreik. Die Lage im Eisenbahnerstreik hat sich, wie schon - berichtet, in den letzten Tagen verschärft. Am Montag > traten die Vertreter der Christlichen Gewerkschaften zu- ( sammen, um zu dem letzten Angebot des Reichsfinanz- ! Ministeriums Stellung zu nehmen. Wie in unterrichteten Kreisen der Christlichen Ge werkschaften versichert wird, besteht auch unter den christlichen organisierten Arbeitern eine ausgespro chene Kampfstimmung. Man findet es in der Leitung der Christlichen Gewerk- . schaftcn unverständlich, daß das Reichssinanzininisterium l den geringfügigen Lohnerhöhungen, die vom Reichsver- kehrsmimsterium zugestanden waren, (15 Prozent, D. Red.) einen so hartnäckigen Widerstand entgegensetzt, um so mehr, als die Kosten eines größeren Streiks für das Reich weit mehr betragen würden, als die bewilligte Lohnerhöhung. Von seilen der Reichsregierung wird betont, daß man bis an die Grenze des Möglichen ge gangen sei und daß weitere Zugeständnisse den Etat des Reiches so schwer belasten würden, daß man nach neuen Deckungsmöglichkeiten Ausschau halten müßte und man betont weiter, daß durch einen allgemeinen Aus stand die Eisenbahner sich nur selber schaden würden, weil technische Nothilfe in genügender Anzahl zur Ver fügung stehe, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Kom pliziert wird die Lage noch durch den Konflikt, der nunmehr auchinderPost ausgebrochen ist. Auch das Neichspostministerium steht auf dem Standpunkt, daß es die gestellten Forderungen in dieser Höhe nicht bewil ligen kann. Nach Berliner Meldungen hat die Verschärfung im Eisenbahnerstreik die Reichsregierung veranlaßt, ernsthafte Maßnahmen in Erwägung zu ziehen, um eine weitere Ausdehnung der Bewegung zu verhindern. der Ruhe des Todes gleich." A.s Eerfrud die Augen aufschlug, sah sie zuerst verwirrt um sich, dann begann sie bitterlich zu weinen. Franz setzte sich neben sie und hiell ihre Hand. Der Vater war in die Veranda gegangen, er konnte das herz brechende Weinen nicht hören — sein Herz litt Todes qualen. „Du verläßt mich nicht?" flüsterte Gertrud Franz zu. „Ich bin dein Freund. Es gibt wohl keinen außer deinem Vater, der dich so versteht, wie ich." „Dir kann ich alles sagen, auch was dem Vater verschwiegen bleiben mutz." „Meinen Eltern auch, Gertrud, sie haben dich lieb, wie ihr eigen Kind." „Das weiß ich, Franz. Sie sind so gut zu mir, aber über den Kummer meines Lebens kann ich nicht mit ihnen reden." „Wer hat dir denn die Schuld der Mutier ver raten?" Sie erzählte ihm von dem Besuch Frau Schourens. „O, Schande, über dieses böse Weib!" „Verrate es keinem. Sie glaubte durch ihr Vor gehen die Verlobung ihres Bruders mit mir hinter treiben zu können. Sie verlangte, daß ich seinen An trag zurückweise, sonst würde auch er die Schande meiner Mutter erfahren." ..Mer hie war ihm doch bekannt, das weiß ja jeder", entfuhr es Franz' Lippen. „Das weiß jeder — auch heute noch", schrie Ger trud auf. Franz blickte verstört nach der nebenan auf- und abschreitenden Gestalt Jordans. „Und er begehrte mich dennoch zum Weibe", sagte Gertrud nach einer Pause vor sich hin, Neue Mieumverhandlungen Androhung von Repressalien. Die Ruhrindustriellen hatten bekannt!^ beantragt, die Verhandlungen über die Micum-VertM noch etliche Tage hinauszuschieben. Diese ist jedoch vo» den Franzosen abgelehnt worden. Somit be gönnen die Verhandlungen Dienstag vormittag 9 Uhr in Düsseldorf. Die französischen Stellen lasse» verlauten, daß sie auf Verlängerung der Micumvel- träge keinesfalls verzichten werden; jedoch würde ma» sich „mit einer verhältnismäßig kurzfristigen Ver längerung" (vier bis acht Wochen) einverstanden erj klären. — Es verlautet, daß bei einer Weigerung der Bergwerke, in die vorläufige Verlängerung der Micum vertrage zu willigen, Repressalien in Fori» von Sperrung der Rohstoffzufuhren i» einer Art vorgenommen werden soll, die in den Betriebe» die Gefahr einer Betriebseinstellung nach sich ziebe» müßte. — In den maßgebenden französischen und belgi schen Kreisen ist man überzeugt, daß trotz der Rede Stil semanns eine Verlängerung der Abkommen zustande kommen wird. Politische Tagesschau. Landesverratsverfahren gegen de» „V o r wä rts". Gegen den verantwortlichen Redakteur des „Vorwärts" ist durch Verfügung des Oberreichsa»- walts. die Voruntersuchung wegen Landesverrats cinqc- leitet worden, und zwar wegen Veröffentlichung des Briefes eines Hitler-Offiziers Götz, der darin seine Be teiligung an den Vorgängen vom 8. und 9. November vorigen Jahres schildert. Weiter bezieht sich der Obes- reichsanwalt auf Polemiken des „Vorwärts" gegen dir bayerische Regierung und gegen das Wehrkreiskom mando Stuttgart. Das neue württem bergische Kabinett Der Landtag wählte Staatsrat Rau, den bisherigen Ver weser des Arbeits- und Ernührungsministeriums, zw» Staatspräsidenten. Rau nahm die Wahl an. Er über nimmt zugleich das Arbeits- und Ernährungs-, sowie das Kultusministerium. Staatspräsident Rau berief de» bisherigen Minister Bolz als Finanzminister und de» bisherigen Justizminister Beyerle als Justizminister. DasSperrgesetzfür die Auslandsreise» wird noch einige Erleichterungen bekommen, die vor» Reichsfinanzministerium geplant sind. So beabsichtigt man die Finanzämter anzuweisen, sogenannte gebühre» lose Unbedenklichkeitsbescheinigungen für alle solche Reichs deutsche auszustellen, bei deren Fahrten ins Auslaß es sich um Verwandtenbesuch, Tadessälle oder Trkra» kungen handelt. Notwendig ist natürlich, daß für solche Reisen Beweisunterlagen den Behörden vorgelegt wer den. — Der Andrang zu den Auslandszügen, besonders solchen, die nacb dem Süden und Westen gehen, ist seit einigen Tagen außerordentlich stark. Stellenweise kaN»^ man sogar von einem Sturm auf die letzten Züge: sprechen. Platz- und Bettkarten sind sämtlich aus- verkauft. Ein Fackelzug zu Ludendorffs Geburts tag verboten. Für General Ludendorff war Don nerstag abend anläßlich seines Geburtstages eine grotze Ehrung mit Fackelzug geplant. Das Ministerium de- Innern hat aber ein vom Staatskommissar für Münch»» erlassenes Verbot einer derartigen Veranstaltung bestä tigt. Infolgedessen haben die Veranstalter beschlösse», von der geplanten Ehrung Abstand zu nehmen. Der tags ist nunmehr schon siche oder nich Wäh Zweigstell richtet, l Konsulats vor Begii Der gegangen, die Repa: zieh zur In; über die Eebiet ei Nach Zinsgesetzei eine Nied Gene Metz, ist l verbrechen Aus Führer di haben, r Truppe" Eine sang der daß in Kl Radi Erpretzzug stürzte. L Der - gende An Durck Verfügunj der Hilfss u) in ei b) mit der foller o) die l als Diese ist eine Ei fügung er kannten I Wie soll k die Beam frage die 1. Ist i a) di in b) bk or 2. Wie steriu kreist Neub Rußland. Geld Unterstützung für gefangene Ko im mun ist en im Ausland. Das Zentralkomitee de» M. O. P. R. (Internationale Gesellschaft zur Hilfeleistung an Revolutionäre) hat den „Jswestija" zufolge beschlösse», nachstehende Summen ins Ausland zur Unterstützung del im Gefängnis sitzenden Kommunisten zu senden: Na^ Deutschland 10 000 Dollar, Bulgarien 8000 Dollar. Italien 3000 Dollar, Polen 4000 Dollar, Lettland 150 Dollar und Aach Estland 75 Dollar, zusammen 25 225 Dollar. „Dieser Steengracht mutz ein prächtiger Mann sei», Gertrud?" „Ja, — und ich habe ihm so weh tun müssen." „Schade, sehr schade", brummte Franz leise. Der Eintritt des Vaters machte dem Gedankenaus tausch der Jugendfreunde ein Ende. Zärtlich strich ec über die Stirn seines Kindes. „Nun beginnen wir unsere Arbeit von neuem. D» wärst nicht deines Vaters Tochter, wenn du in ihr nichi Trost fändest." „Ja, Vater", antwortete Gertrud, ergriff die Hand' der beiden und drückte sie herzhaft. „Und mit Gottes Hilfe macht ihr mich zu einer tüchtigen Pflegerin." XI. „Herr Dr. Jordan möchte doch zu Frau von Lich tenberg kommen, das gnädige Fräulein sei erkrankt", bestellte das Mädchen am nächsten Morgen. „Es ist doch nicht Schlimmes?" fragte Gertrud. „Ich weiß cs nicht, das gnädige Fräulein fror so, als es gestern nach Hause kam, und legte sich sofort z» Bett." Jordan ging gleich hinüber und sand Ursula i» Fieberschauern mit häßlichem, trockenem Husten im Best liegen. Er verordnete das Nötigste und schritt nach denklich die Treppe hinunter. Da öffnete sich rasch die Tür von Langsdorfs Wohnung und Franz trat heraus- „Was ist's mit Fräulein Ursula?" fragte er mit bebender Stimme. „Es erschein! nicht unerheblich, lieber Kollege, doch treten wir ein, dann werde ich Ihnen Auskunft geben." Die beiden Aerzte traten in Franzens Stube. (Fortsetzung folgt.) St Ein l 8 Uhr au Eintreffen schuppen vagen zui der S und auch c «3. Forts „so wurde haben." „Dr. Fälle in s< tur, meist „Dock „Ich sulas Ver geschlossen. 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