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Di« ,L Aekessungen aus struch l Zeitung Poftfchi LjikisckÄchck Nuni jederzeitxam Lager Als Zieten für kurze Zeit die Augen öffnete, lag er auf dem Ar »II« I»««r unä äer«Q Nekrauea LE" Der N«!s»ihn Korbmaiiil kmwt. llIitEiiii.ZcI>Lii^mm Er roch nach den Händen, unverändert Klubledersofa in der Hohenastenbergschen Bibliothek. Das Zimmer war voll Menschen. Vor ihm stand ein Mann — vielleicht ein Arzt. Chloroform und hatte Watte und Verbandsstoff m Zieten sah sich um. Die Leiche des Herzogs lag k« «o Sntschli vommei s« 1. dulchgej der VT gemeins demoklc auf dru haben. Sesabt! 'n der Matfeie »Erst Hotel Continental. Dort geben wir die Koffer ab. Dann Friedrichstadter Krankenhaus. Dort warten Sie. Los!'' Wsd st« rattert«, davon. sonder» iu köm eine« > wegen ötnlag' Prozen B Wgun, Aug. r «achm. < »Feteral Ker M ivisch« von ein Ler F, lolge i Kranken verstarb N ieit wii trage n auch ar gut gef «esel D!' Juni d. der Fric sollen dc den Ver 20 Proz beiten, laufende , Fü' Wirte S, Ht endgülti Minister am S. s verkauft mit 15 Prozent Aufschlag auf Dresdner Mrsenprcis. Lolkrpa Bautzen' 2) Lani tagiabg Stelle f solcher Lehrers<i iMster sührer, D Meise t anzuneh Ionen i MSschel hängte Iß der — frühe und späte — uimwt entgegen. Ilir« 8ei1s^eü: Heim, tä^Iiclie OnterliLltun^slrerlL^e mit Spaaaen- ä«Q 8.ow»LeL. ürummdär, Iresonäeres ^Vitrirlatt, lrund, 4 8«iterr stark, jeäüQ LoLNstrsaä. 2^eitdUäer, Kunstäruek- öeils^e mit Novelle, ^^itr- unä k^atselseke, ;s<1en Dienstag, ^itt^vüek: 6eriektss«»I mit ^uskun^tei.- Donnersta^t Der örieLmsrkon-LsmmIer. <rede»8le u»» Ikre ^«Lrerre. 8te erkalte» kortevloi krodenummer vom Verlag, verlln 5^V 68, DUrteinkaaL yemann bildle, OttM-tt-VittiNA. ur Konfirmation empfiehlt zu günstigen Preisen. Grnst Jung, Lauft, KöuigsörüLerfir. 1. Ra — das war rm« was . . . t Muttchen hatte — schweren Herzens — ihr« Koffer einem Träger übergeben. Und der lief nun fort. War nicht mehr zu sehn. Stahl die Sachen gar. Zn dieser widerwärtigen Zeit trau schau wem. — Wußte Liesel denn die Nummer? »Nein." W »Aber Kind . . . k" Muttchen schob und drängte durch di« Menschenmenge, die den Dresdener Hauptbahnhof belebte, als gelte es der Rettung eines ihr gestohlenen Kindes. Das liebe alte Gesichtchen war hochrot. Ei — wenn man nun den Mann nicht fand . . . ? Aber der Gepäckträger erwartete die beiden richtig am Portal. Gottlob . . . Muttchen debauchierte in Trinkgeldern keineswegs. Sie rechnete da noch immer nach dem alten Kurs. Heute aber gab st« in der Freude über die Errettung ihrer Koffer dem Träger noch ei» Extradeputat von 50 Mark. Liesel hatte «ine Droschke bei der Hand. Aber Muttchen stieg sicht ein. Sie fragte umständlich nach dem Preis. »Nach d«m Friedrichstädter Krankenhaus, Kutscherchen. Für »»- zwei. Mit Gepäck. Und dann zurück." Doch der Kutscher — ein alter, bis zum Hals vermummter Dresdener Rosielenker sah Muttchen gar nicht an. Er wies nur mit dem schmutzigen Daumen über sein« Schulter nach der Uhr. »Ai oha freilich — Taxe, Freileinchen. Steigen Se man inn." Und Liesel faßte Muttchen einfach bei der Hüfte. Schob sie -Wn GWenwech. Roman von Fred Nelins. M. Fortsetzung. (Nachdruck verbaten.! Na — man sieht: Muttchen war kein großer Held auf Reisen. So recht noch nach der guten alten Art. Aber wer an Muttchens Heldentum auch in anderen Dingen zweifeln wollte, brauchte der kleinen, feinen Dame, die da — im schwarzen Tuchkostüm . . . den Skunkskragen um den Hals . . . das hübsche Winterkapott- hütchen mit der Samtschleise auf dem weißen Haar — auf dem Droschkenrücksitz thronte, nur recht ins Auge sehen. Haltung und Gesichtsausdruck waren karsch und ernst. Im Herzen saß das Heldentum. Dieses Heldentum war fest entschlossen, es um ihres Jungen willen mit Gott und mit dem Teufel aufzunehmen . . . mit Krankheit und mit Tod — gar nicht zu reden davon — wenn dies etwa nötig wäre — auch mit dem Gericht. Gestern nachmittag war in Potsdam ein Brief von Jürgens Freund — dem Idr. Ml. von Steinkirch — angekommen. Ein Schreckensbrief. Muttchen und Liesel setzte, nachdem sie diesen Brief gelesen hatten, vor Angst und Schrecken schier d«r Herzschlag aus. Was hieß das alles? Jürgen hätte am 4. Januar nachmittag in der herzoglichen Villa ein Renkontre mit dem Herzog von Hohenastenberg gehabt. Er selbst sei im Verlauf desselben von dem Herzog durch Schulter schuß verwundet worden und habe seinen Gegner anscheinend in der Notwehr — durch einen Schuß getötet. Die Gerichte nähmen sich der Sache an. lieber Jürgen sei die Untersuchungshaft ver hängt. Er liege einer Wund« wegen vorläufig im Friedrichstädter Krankenhause. Lebensgefahr sei nicht mehr vorhanden. Sei« Zustand sei nicht gerade ernst. Immerhin — die Damen möchten kommen. Zu jeder weiteren Auskunft oder Hilfe sei er — Stein kirch — herzensgern bereit. Entsetzlich war das alles. Muttchen packte unverzüglich. Sie dachte an die Erzählung Jürgens während seines Urlaubs über die Verhältnisse im Hohenastenbergschen Haus. An ihre geheime Sorge. Die kranke schöne Herzogin . . . Aber sie verschloß das alles tief in ihrem Herzen wie in einem Schrein. Selbst mit Liesel sprach sie nicht darüber. Steinkirch hatte von der Katastrophe in der Wiener Straße am 5. Januar vormittags in der Redaktion erfahren. Er fuhr sofort zum Untersuchungsrichter und stellte sich dort vor. Ab« rr erhielt nur knappe Auskunft — eigentlich nur das. was die Presse ohnehin schon wußte. Rittmeister Güldenwerth sei — selbst verwundet — mit dem Browning in der Hand vor der Leiche des erschossenen Herzogs ausgefunden worden. Dem An schein nach habender Herzog seine Frau bei einem verbotenen Zu sammensein mit dem Rittmeister betroffen . . . seine Frau ge züchtigt . . . Güldenwerth habe im Verlaufe dieses Auftritt» Hohenastenberg erschossen und die Wass« unter dem Eindruck seiner Tat dann auf sich selbst gerichtet. Die Aufklärung all« Einzelheiten müßte der Untersuchung und gerichtlichen Verhand lung Vorbehalten bleiben. „Die Ehetragödie im herzoglichen Hause Hohenastenberg" wirbelte gewaltig Staub auf, Fett gedruckt stand die Nachricht in den Dresdener Blättern. Je nach Parteirichtung und Tendenz der Zeitung der Reflex. Bei den Blättern rechts einfach registrie rend ... links mit giftigen Nadelstichen gegen die verlumpt, und verfaulte Scheinmoral der oberen Zehntausend ... bei de« Revolverblättern mit widerlich herausstaffierter Sensation. Allerliebste Sachen las man da. In einem Skandalblättch«, das in den Kreisen der Lebewelt und Nachtlokale viel gelesen wurde, hieß es: der Täter sei Sadist. Er habe die Herzogin von Hohenastenberg in ihrer Wohnung gewürgt . . . zerbissen . .. vergewaltigt. Der Herzog sei aus die Hilferufe seiner Frau hin zugekommen und erschossen worden. Es bestehe dringender Ver dacht, daß der Täter auch den Lustmord auf dem'Kaffer-Wilhelm- Platz begangen habe. Erhebungen in dieser Richtung sei«» «in» geleitet. Ein Schandblatt gleicher Observanz wußte zu berichte», daß Güldenwerth geschaßter Husarenleutnant sei. Im Krieg« sei « desertiert und vor ein Kriegsgericht gestellt. Nach langer Frei heitsstrafe geriet er immer weiter aus die schiefe Bahn. Er habt von seiner Geliebten, der Herzogin, namhafte Geldbeträge rr- halten und immer größere verlangt. Schließlich habe sich di« Herzogin geweigert . . . Güldenwerth — sinnlos vor Wut — habe sie geschlagen ... der Herzog sei hinzugekommen usw. Steinkirch als alter Dresdener Journalist kannte seine Leute. Für das eine Schandmaul waren Prügel — glatte Prügel, für das andere Strafantrag als Drohmittel geeignet. Eines Vor mittags suchte er sich einen handfesten Krückstock aus dem Schrank und rückte den Reptilien auf den Leib. Der dicke Rohrstock sauste auf den Arbeitstisch des eine» Ehrenmannes, daß das Schreibzeug tanzte. „Wenn in der nächste» Nummer Ihres Blattes nicht rcvozien und depreziert wird, setzt Prügel — Herr! Prügel, wo ich Sie nur finde. Und ich werde Sie zu finden wissen. Darauf nehmen Sie ruhig Gift. Ich bin der und der. Verstanden ? Also . . . Prügel oder " Der Hausknechtskomment machte sich in der Giftbud« de« zweiten nach Voraussicht Steinkirchs weniger schön. Der Philo soph zog also hier das Register seiner kaustisch überlegenen messev- scharfen Art. Das stand ihm gut. Wer die Gewährsmänner jener Lügennachricht seien? — Achselzucken — Ginge den andere» gar nichts an. — Im Gegenteil durchaus. Er sei von der Mutter des Beleidigten, Frau Oberst Güldenwerth, beauftragt, Derleu«- dungsklage anzudrohen, wenn der Artikel in der nächsten Numm« nicht berichtigt würde. Im übrigen ständen ihm di« Spalte« seines Blattes offen um die Oefsentlichkeit einmal über di« Gs- meingefährlichkeit solcher dicken Lügenmärchen aufzuklären. Zu fälligerweise könnte er als alter Dresdener Journalist auch sonst über ein paar pikante Interna des hiesigen Redaktionsbetrieb«» plaudern. — Wäre wohl nicht nötig — he? „Verstehen uns doch, Herr Kollege? Loyalitätsgefühl und gegenseitiges Entgegenkom men ist bei deutschen Presseleuten selbstverständlich. Na — also. Besten Dank! Und nichts für ungut. Zigarette . . .? Darf ich bitten!" Am gleichen Mittag suchte Jürgens Mutter Steinkirch <nch> Muttchens Heldenmut — von dem vorhin gesprochen wurde — stand auf einer harten Probe. Auf alles hatte sie gerechnet, aber daß man sie im Friedrichstädter Krankenhause einfach abwies die Mutter nicht zu ihrem sterbenskranken Kinde ließ da» ging über ihr Verstehen und über ihre Kraft. Steinkirch erbot sich, sie zum Untersuchungsrichter zu begleiten. Muttchen hatte Tränen in den Augen. Aber sie ging in heiligem Kampfeseiser und unbeugsamer Energie auch diesen schwere» Gang. Ging ihn getrost. Wußte: beim Mutterherz ist Gott. Und dann hatte man ihr endlich ein einmaliges kurze» Wiedersehen mit Jürgen zugestanden. Der Kranke lag in einem durch Holzwänd« vom großen Saal« abgetrennten Raum der äußeren Station. Ein mehrstündlich abgelöster Kriminalbeamter saß Tag und Nacht in seinem Zimmer. Und nun stand Muttchen an dem Bett. Fühlte mit dem feinen sicheren Instinkt des Mutterherzens, hier tat sie not. Aus dem hochroten Gesicht des Kranken fieberte das Leid. Qualmattö Bugen klagten heiße Pein. In dem flatternden Atem drängt« sich die Pein. „Mein Muttchen — Liesel, seid ihr da?" H * Gortschuua folgt.) 7 H Der Di Im Fr Imchlauchl - Aran GMeuMklh. ' Roman von Fred Nelins. r». AorH-Huoa. Wachdrmk »rvote«.) Er richtete sich mühsam auf. I» dem matten Strahlenkegel, den die Schreibtischlampe auf den Teppich warf, lag der Kopf des Herzogs. Die Kiefern aufgeklappt. Die stieren Augen von ver glastem Haß. Die Brust von einem Schuß zerrissen. Die Wund« faustgroß . . . schwarzrot. Reben sich die Peitsch«. Unwert ein Frauenkleid. Rostbrauner Samt über schwarzen Seidenstrümpfen. Lackschuhe über schlanken Füßen. Zieten wälzte sich zur Seit«. Er zog de» Körper auf den Unter armen vorwärts. Die Herzogi« ... di« Schulter« halb entblößt ... das Ober- Neid zerrissen... die Haut von blutroten Striemen kreuz und quer durchfurcht. Das Gesicht totenähnlich. In der Frauenhand der klein« Browning. Zieten schloß di« Auge». Meder fiel ihn die cchnmachtsschwere Schwäche a«. Ferne Bilder formten sich vor seinem Geist. Mutt chen . . . Frau Kalb, seine Hauswirtin aus der Kaulbachstraße — sie stand mit Zielens Koffer an der Gepäckabfertigung des Haupt bahnhofs und schaute ängstlich nach ihm aus . . . Steinkirch lächelte ihm höhnisch zu: Sensation, mein Lieber — Sensation — Ehetragödi« im herzoglichen Hause Hohenastenberg — bringt Geld — Geld — Geld . . . Liesel hielt das Bl«ischiff, das er am Sil vesterabend goß, vor seine Augen . . . winkte ihm damit ... er wollte fort — fort . . . jemand hielt ihn . . . Ketten schlangen sich um Kopf und Brust . . , strenge, kalte Augen bohrten sich in seinen Blick . . . eine schneidend scharfe Stimme sagte: Mord — die Herzogin von Hohenastenberg hat ihren Mann erschossen — was wissen Sie davon? — der Browning — der Browning Halb in Fieberdelirien — halb scharf und klar verbissen die Gedanken sich in dieses letzte Bild. Eine wilde Angst stieg plötzlich in ihm auf. Hetzte ihm das Blut zum Herzen. Sie riß ihm in toller Qual die Augen auf und peitschte jeden Nerv. Eine Weile lag er unter einem Alpdruck still. Dann wälzte er sich wieder auf die Seite. Mit einer Kraft, zu der er seinen letzten zähm Willen nötig hatte, kroch er auf Unter arm und Knie zwei Schritt« weiter vor. Er streckte seinen rechten Arm aus. Mit Fingern, die sich nicht mehr dehnen stießen, nahm er der Herzogin den Browning aus der Hand. Die Faust um klammerte den Anschlaakolben, der Zeigefinger dm Abzugbügel. Er ließ sich wieder auf den Rücken fallen. Die Sinne schwanden ihm. Sein letzter Gedanke war, dm Browning fest—zu—Hal—ten. ElMsW MeiüWW kn bester Qualität prima Trocken-Watterien von hervorragender Leuchtkraft sowie Metallfaden - Aknen empfiehlt äußerst preiswert Kaufmännische u. gewerbliche Drucksachen jed.flrt liefert schnell, sauber unS billig, in ein- unö mehrfarbiger Nusführung Sie Buchöruckerei von Hermann Kühle, Ottendorf-Okrilla auf dem Teppich. Von der Herzogin war nichts zu sehn. Der jemand vor ihm sagte laut und vernehmlich: „Er ist erwacht." Ein Pfeilgeschwirr von Blicken fiel im gleichen Augenblick auf Zielen. Ein Herr in bürgerlicher Kleidung, von einem Mann in Uniform begleitet, trat an ihn heran. Er hatte Augen, die freundlich zu lächeln schienen und die — wenn man sie länger ansah — kalt und forschend waren. Er fragte höflich... in liebenswürdigem Tone ... gar nicht etwa barsch: »Ihr Name, bitte?" Zieten bemühte sich zu lächeln. Wie man verbindlich lächelt, wenn man sich jemand vorstellt. Ihm war so wirr im Kopf. Irgend etwas an dem Herrn, der vor ihm stand, erinnerte ihn momentan an Steinkirch. Die Erinnerung trug ihm wirr und zeit- lich ganz verwischt Worte zu, die er einmal hörte: „Gedichte druckt heute niemand — Gedichte liest heut« niemand. Geschweige denn von einem Anfänger, selbst wenn er sich das schöne Pseu donym: Jürgen Zieten zulegt." Zieten lächelte noch immer. Er sagte leise: st »Jürgen — Jürgen Zie " Er stockte plötzlich. Der Herr vor ihm hatte auf einmal einen kalten . . . messerscharfen Blick. Zietens Lächeln erstarrte wie im Krampf. Steinkirch sah ihn überlegen . . . höhnisch an. Zieten gedachte des Frühlingsmorgens im vergangenen Jahre bei ihm auf der Redaktion. „Nur wer dem Tatsächlichen des Lebens fest und unbeirrt ins Auge sicht, kommt zu seinem Recht — —" Gr straffte sich. Gr sagte laut: ! »Jürgen Güldenwerth.' »Ihr Stand?" »Rittmeister a. D." »Wohnung?" > »Kaulbachstraße 7." „Sie sichen im dringenden Verdacht des Totschlages, begangen an dem heute erschossenen Herzog von Hohenastenberg. Sie find verhaftet." Jürgen Güldenwerth lächelte schon wieder/ Steinkirch sah ihn spöttisch an. „Ungezählte Möglichkeiten schweben in der Luft. Ich schlage also vor, wir machen dein Projekt zur Wette " Ihm war so wirr — so müde. Ein« Ratte wühlte sich mit scharfen Nagezähnen wütend durch die linke Brust. Die Gedanken verschlangen sich. Jemand sagte: ,Gr wird bewußtlos.' Die Sinne schwanden wieder. —