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Durchlaucht - Frau Güldenwerth. Roman von Fred Relius. 4 Axts«-»»«. -Nachdruck verböte«.) Da brachte Muttthen — die in diesen Nächten hin und her gegrübelt hatte, womit sie ihrem Jürgen den Lebensweg erleichtern könne — die Rede wieder auf den Onkel in Chicago. Für Muttchen «in beliebtes Thema. Die Kinder wußten das und lächelten. Der Onkel war des Vaters jüngerer Bruder. Linst Offizier wie jener. Aber schwierig im Charakter . . . mißgünstig auf den älteren Bruder, der Ulan geworden war, während es für ihn, den jüngeren, nur zur Infanteriezulage langte . . . wild und leiden schaftlich, ohne Hemmung. Es gab da manches, das den brüderlichen Zwist verschärfte. Beide Brüder verkehrten seinerzeit im Elternhaus von Muttchen und bewarben sich zu gleicher Zeit um sie. Daß der ältere ihm auch hier den Rang ablief, war neuer Grund zum Haß. Anderes kam dazu — nicht zuletzt die Auseinandersetzung «egen einer Erbschaft. Der Haß de« Jüngeren glomm all die Jahre fort. Manchmal züngelte er zu lichter Flamme hoch. Wurde irgendwie gedämpft. Bis er dann zu wildem, jachem Brande ausbrach und dem einen Schicksal wurde. Jürgen war ei« Jahr alt. Die Litern hatten Gäste. Karl Friedrich, Jürgens Patenonkel, kam nach dem Abendessen un erwartet — uneingeladen —, total betrunken. Als der Vater di« letzten Gäste vor die Tür begleitet hatte und — vielleicht früher wie erwartet — durch das Nebenzimmer wieder eintrat, fand er den Bruder leidenschaftlich . . . exzentrisch, wie es seine Art, aui Knien vor der in Tränen aufgelösten Frau. Der ältere Bruder wies den Trunkenen vor die Tür. lind sieser — sinnlos vor Wut und Leidenschaft — warf dem andern eine Flasche an den Kopf. Blutüberströmt verlor der Verletzte das Bewußtsein. Er lag lange an den Folgen körperlich und seelisch krank. Das war die Tragödie in Jürgens Elternhaus. Man wußte, Onkel Karl Friedrich hatte noch in derselben Nacht sein Regiment verlassen.«» Er nahm Heuer auf einem Dampfer, der nach Indien ging. Gr hieß, daß er auf einer Llefantenjagd in den Dschungeln sthwer verwundet worden war. Jahrs nachher war er in Alaska ««fgetaucht und hatte dort als Goldgräber ein kleines Kapital erworben. Ueber seinen weiteren Lebenslauf wurde nichts be kannt. Jürgens Vater starb. Muttchen erhielt nach dem Kriege aus Chicago einen Brief, in dem ihr der Onkel finanzielle Hilfe anbot. Diese wurde im Familienrate abgelehnt. .Damals! Man wußte nicht, daß die Geldentwertung in diesem Ausmaß weiter schreiten würde. Und nun meinte Muttchen, Jürgen könne doch vielleicht noch einmal an den Onkel schreiben. „Ein paar hundert Dollar heule, Jungchen! Das ist das Sprungbrett in die Lebensstellung, die du brauchst. Das Ende aller Not!" Jürgen schwieg. Die Dunkelheit brach schwer — das Bild der Dinge löschend — in das Zimmer. Wie ein dichter Schleier hing sie über den Gesichtern der drei Menschen. Nach kurzem Kampfe stand Jürgen auf. Er sagte hart: „Nein, ich schreibe nicht. Ich mag von keinem, der meinem Vater schweres Leid getan hat, Almosen erbitten. Und nun keine Flausen, Muttchen .. . keine Aengste, bitte, um mich. Mein Losungswort heißt: Durch. Du warst Soldatenfrau und bist Soldatenmutter. Basta!" * Ms er später Steinkirch von dem Aufenthalt zu Hause sprach, wiegte der das mit Schlägers Ehren narbenreich geschmückte Haupr. „Ah, die Frau Mama . . . hast du ihr von deiner Bänkel sängerei erzählt? Hat sie dir die Höschen dafür strammgezogen?" „Ach, du kümmerlicher Philosoph", sagte Zieten und hob die Schulter». „Aber wart', ich komme dir mit anderem. Höre!" lind er entwickelte vor Steinkirch seine neuen Pläne. Als Zieten dann die Redaktion verlassen hatte, ging er am Schloß vorbei und bog links ab. Der Theaterplatz lag vor ihm. Die Hofkirche mit dem durchbrochenen, schlanken Turm blieb rechts. Das Rechteck des Zwingers erstand vor ihm mit seinen Galerien im Stil der Renaissance ... mit den drei Pavillons im üppigen Barock. Er hielt am Nymphenbaü und suchte einen Ruheplatz am Zwingerteich., Mählich wuchs in ihm die frohe Andacht für den schönen, licht- und duftdurchtränkten Tag. In tiefen Zügen sog er die klare, warme Luft ein. Es duftete nach späten Rosen. In den Wipfeln hier und drüben sang es mit betörend süßen Stimmen wie mit wunderfeinen Flöten und Violen das Wunderlied des Lebens. Unzählige Vögel jauchzten trunken in die goldgcstrahlie Welt. Bon diesem Tage ab stellte Zieten sein Denken . . . Fühlen . . Handeln . . . Laufen . . . Schreiben nur noch in den Dienst des einen Ziels: in das Gelingen seiner Wochenplauderei: Von wem man spricht. Das Material war reich und bunt. Ein Kreis hauptmann war gestorben . . . eine prominente Persönlichkeit des öffentlichen Lebens schied aus ihrem Amt... ein anderer trat an ihren Platz . . . eine markante Figur der alten Hof- gesellschaft, ein hoher Militär, ein alter Diplomat wurde durch die Zeitungen genannt ... ein wohlbekanntes Schloß im Sachsen- lande brannte ab .. . Familien, deren Namen heute oder früher Klang und Ansehen hatten, wurden irgendwie versippt, durch einen Sproß bereichert, starben aus ... es gab da vieles. Das Material richtig auszubeuten war nur schwer. Mieten mußte in diesen Wochen viele Augen, viele Ohren, viele Beine, viele Häute und nur einen Willen haben. Die eine Haut — die empfindungs feine des früheren Offizier» — war abzustreifen. Es galt sich neu und dick zu häuten. Schmackhaft, anekdotenhaft verbrämt — diese Forderung für die Wochenplauderei stand ihm ständig vor dem Sinn. Sie zu erfüllen war nicht leicht. Galt es Namen, die in den Jahr büchern des deutschen Adels, in Adels- oder anderen Lexikas, im Gothaer oder in bürgerlichen Geschlechterbllchern aufzufinden waren, fand er daran einen Halt. Aber meist standen Männer im Brennpunkt des Interesses, die die neue Zeit gemacht . . . Namen, früher ohne Klang .. . Sterne, die heute grell er strahlten und morgen schon erloschen. Zieten sprach persönlich vor. Wie ein Weinreisender ... ein Vertreter für Versicherungswesen — manchmal abgewiesen . . . manchmal angenommen . . . bescheidene Erfolge buchend — aber unermüdlich und mit zäher Energie war er unterwegs. Wie eine Biene nippte er an jedem Kelch. Oder er vergrub sich wie ein Bücherwurm in irgendeiner Bibliothek. Lr lieh sich alte Bücher aus. Historien Dresdens und des Sachsenlande« . . . alte Regimentsgeschichten . . . Rang listen und Adelslexika. Gr sand Zutritt in die Handschriften- und Aktenkammern. Vergangene Heldentaten ... im Strom der Zeit versunkene Verdienste sächsischer Geschlechter lebten vor ihm auf. Alte, ehren stolze Sachsennamen klangen, fernem Mahnen gleich, zur neuen Zeit. Don Fleiß und Schaffen erzählte die Geschichte alter Bürgersippen. In diesen Stunden, die Zieten die schönsten seines neuen Schaffen» waren, zog die Vergangenheit — Jahrhunderte von der Sorbenzeit bis zum Kursachsen und Königsaar — ihn tief in ihre» heilige» Bann. Msf s HmWÄf ME« N» LKNLLMMLMGUGN KZtzMMLSN HM NGMUMMM Fernruf Nr. 22. Empfehle zu äußerst günstigen Preisen LoaenstsNe ln verseh. Mustern ru Heillern una kosiiimen iro cm dreit Meter Mk. 4.— Sergi. ?rima Lwirncsvercoat für kerren- uns vamenmänrel iro cm br. 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