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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Di« »Olttndorjcr Zei-ung* erscheint Mitt wochs und Sonnabends. Dee Bezuq,»Preis wird am Trsten jeden Monats bekanntgegcben. Zin Falle höherer Gewalt (Krieg ad. sonst. Irgendwelcher Störungen des Betriebes der Zeitung, der Lieferanten od. d. Beförderung»- Tlnrtchtuogen) hat der Bezieher keinen An» kpruch auf Liefening oder Nachlieferung der Zeitung ob. auf Rückzahlung d. Bezugspreise«. UsttthMugs-^K M Aiizeigeblatt Anzeigen werde» an den SrschiinturgMaM bi« spätesten, w UW» »HW GeschLft^i^l, erdete«. bekanntg,geben. Jeder Anspruch auf der Anzeigen-Betrag werde» »och »d«r »«» Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde-Dko-Kont» Sk 11L Nummer 13 Mittwoch, den ^3. Februar 1Y2H 23. Jahrgang Amtlicher Teil. Die Getränkestenerordnung sür den Bezirk der Amt-Hauptmannschaft Dresden-N. liegt von heute ab 14 Tage lang im Rathaus — Kaffe — zur Einsicht öffentlich au«. Di« Getränkesteuer für Monat Januar d. I. ist sofort an die Gemeindekaffe zu entrichten. Httendorf-Hkrilk«, den 12. Februar 1924. Der Gemeindevorstand OertlicheS und rSchßsche». Ottendret-Vkrilla, den ir. Februar <yr-. — Wie wird der Frühling? Die Erwartung, daß der Winter seine Höhe überschritten habe und daß bessere Zeiten bevorstehen, wird in zahlreichen Bauernsprüchen bestätigt. Nach einem warmen Januar soll ein kalter Frühlingsanfang folgen; nach einem Januar, in dem der Frost regiert, hin gegen ein zeitiger Frühling. Ei« und Schnee im Januar verheißen eine gute Getreideernte Die Aussichten find also bei der Januartemperatur die besten, sie brauchen fich uur zu verwirklichen. — Vor einer zahlreichen Zuhörerschaft fand am Sonn abend der Kammermufikabend statt. Erstklassige« wurde von allen Künstlern geboten. Den Höhepunkt des Abend« bildete da« Auftreten der Opernsängerin CH. Schrader die fich durch ihre prachtvolle Stimme im Nu die Sympathie der An- wesenden erwarb. Reicher Beifall lohnte alle Mttwirkende für ihre sehr guten künstlerischen Darbietungen. Hoffen wir, da« der veranstaltende Verein auch weiterhin bestrebt sein wird, der Einwohnerschaft gute und wahre Kunst zu ver mitteln. — Die Mieten im März. Das Justizministerium be- siimmt im Einvernehmen mit dem Ministerium de« Innern — Landeswohnungsamt — über die Berechnung der ge setzlichen Miete für Monat März 1924 folgende«: 1) Der Zuschlag für den Verwaltungsaufwand de« Eigentümer« ein schließlich de« Zuschlag« für den Zinsendienst ist in Ge meinden bi« zu 5000 Einwohnern innerhalb der Rahmen- grenzen von 1,2 bi« 2,4 v. H. der Frirdensmiete in Gold- Mark, in Gemeinden von über 5000 Einwohnern innerhalb der Rahmengreuzen von 1,8 bi« 3 v. H. der Frirdensmiete in Goldmark festzusetzen. 2) Der Zuschlag für die übrigen Betriebskosten ist in Gemeinden bi« zu 5000 Einwohnern innerhalb der Rahmengrenze von 5 bi» 8 o. H. der Friedens- Miete in Goldmark, in Gemeinden von über 5000 Ein- wohnern innerhalb der Rahmrngrenzen von 7 bi« 12 v. H. der Frirdensmiete in Goldmark festzusetzen. 3) Der Zuschlag für lausende Instandsetzungen wird einheitlich für alle Ge- meiuden, in denen da« Reichsmietengesetz gilt, auf 8 o. H. der Frteden«mirt« in Goldmark, der Zuschlag für große In standsetzungen auf 6 v. H. der Frteden«miete in Goldmark bestimmt. — Die Eisenbahn plant angeblich eine Heraufsetzung der Personentarife von etwa 50— 60 v. H., und zwar sollen, wie «« heißt, die 3. und 4. Klaffe getroffen werden. Diese ArtteuerungSpolttik der Eisenbahn bedeutet eine schwere Ge fahr für unser ganze« Wirtschaft«leben und für di« Stabili sierung unser Währung. E« trifft durch««« daneben, wenn da» Rrtch«verk,hr«ministerium «»«führt, die neuen Tarif- «Höhungen gefährdeten nicht nur nicht den Preisabbau, sondern würden gnade zu seinen Gunsten getroffen, da man so aus eine Erhöhung der Frachttarise verzichten könne; lediglich die Gütertarife beeinflußten die Preisbildung. Darau« spricht ein« geradezu beneid entwerte Weltfremdheit und Unkenntnt« der Wirtschaftsgesetze. Auch die Personen- fahrpretse spielen überall im Wirtschaftsleben, besonder« aber im Groß- und Kleinhandel, eine ganz bedeutende Rolle. Am v«rhLngni«voüsten aber würde die Wirkung solcher Ver- trueruug auf die Währung sein. Schon die Ankündigung wird wahrscheinlich genügen, um vom Kaufmann da« gefähr liche Wort in den Mund zu legen: „Er wird wieder alle« teurer!" Wie fall bei solcher VerkchrSpolitik der Preis- abbau, den da« Schreiben au« dem Reichsfinanzministerium über den Lohnabbau verlangt, zur Tatsache werden? Wie paßt die Behauptung, daß alle anderen Preise 50 und noch Mehr o. H. über dem Frteden«niveau stehen, zu dem ganz unzureichenden Stande der Beamtengehälter? Da« Reichs- verkehrrmtnisterium und vor allem da« Reichsfinanzministerium werden sich nicht verheimlichen dürfen, daß eine solche, eine allgemeine Pret«v«rteuerung uubedtngt nach sich zieheude Verteuerung der Personentarife die augrnblickliche Zurück. Haltung der Beamten in der Frage der unzureichenden Ge« Hölter mit unfehlbarer Sicherheit sprengen würde. Damit wäre dann die Gleitbahn wieder beschritten. Un» scheint in diesem Falle ein Schreiben au« dem Reichrfinanz- ministerium durchaus am Platze, und zwar nicht an den ReichrarbeitSminister, sondern gleich direkt an den Reichs- Verkehrsminister. Dresden. In der Nacht zum Sonntag gegen 1 Uhr wurde in den Anlagen an der Johann Georgen-Allee und Albrechtstraße der Kaufmannslehrling Paul Ritscher erschosst« aufgefunden. Durch die sofort an Ort und Stelle von der Kriminalpolizei aufgenommenen Erörterungen wurde sestge- stellt, daß R. den Sonnabend-Abend in einem Tanzlokal verbracht und dort die Bekanntschaft des Drogisten Herbert Otto Schröder, wohnhaft Bodenbacher Straße 119, ge macht hatte. Auf dem gemeinschaftlichen Nachhausewege ge rieten die beiden homosexuell veranlagten Personen in Streitigkeiten, in deren Verlauf Schröder zu dem Revolver griff und auf Rischer einen Schuß abgab, durch den Ritscher so schwer an der Lunge getroffen wurde, daß er kurz darauf tot zusammenbrach. Der Kriminalpolizei gelang e« bereits in den frühen Morgenstunden de« Sonntags, als Täter den Schröder zu ermitteln und festzunehmen. Auch die von diesem in eine Schleuse geworfene Schußwaffe wurde herbei» geschafft. Schröder ist in vollem Umfange geständig. — Wegen schwerer dienstlicher Verfehlungen wurde der in der Großenhainer Straße 132 in Dresden wohnhafte RegierungSsekrelär Fritz Groß am vergangenen Freitag fest genommen und dem Untersuchungsgefängnis am Münchner Platz zugesührt. Der verhaftete Beamte war längere Zett im Polizeipräsidium Dre«den al« Expedient in der Haupt- kanzlet tätig, wurde zum Regierungssekretär befördert und zur Dienstleistung in« Ministerium des Innern berufen. Groß hat offenbar sehr schwere Verfehlungen begangen, in dem er seit langer Zeit die Kommunistische Partei durch ver trauliche Mitteilungen unterstützte. Er war in der Re gierung wie auch im Polizeipräsidium aufgefallen, daß links radikale Kreise von gewisser Seite vertrauliche Hinweise über geplante polizeiliche Maßnahmen usw. erhielten. Bor einiger Zeit wurde in der Pfotenhauerstraße in Dresden ein kom munistisches Parteibüro aufgehoben. Es gelang bei dieser Gelegenheit auch das vereinbarte geheime Kennwort Karl in Erfahrung zu bringen, das bei Benutzung de« Fern sprechers verwendet wurde. Kriminalbeamte, die den jetzt verhafteten RegierungSsekrelär unter dem Kennwort ange rufen und an eine bestimmte Stelle bestellt hatten, konnten dann leicht festflellen, daß fich der längst gehegte Verdacht bestätigte. Groß bestreitet einstweilen die ihm zur Last ge» legten Verfehlungen — Die Beschaffung eines neuen Elefanten. Der große Verlust, der den Zoologischen Garten durch den Tod des Elefanten betroffen hat, ruft nicht nur allgemeine Teilnahme hervor, sondern veranlaßt auch freundlich Gesinnte, auf Ab- Hilse zu sinnen. So werden hervorragende Mitglieder beider Staatstheater am 19. Februar im Vereinshau» einen Bunten Abend zur baldigen Beschaffung eines neue« Elefanten ver anstalten. Auch die Hinterbliebenen Tiere de« Garten« be mühen fich, die entstandene Lücke weniger fühlbar zu machen; so haben beide Bärinnen diesmal im Laufe de« Januar nicht nur zwei sondern sogar drei Junge geworfen. Auch in der wichtigsten Frage de« Angebote« von Elefanten ist uns das Schicksal hold, es find soeben junge männliche und weibliche Elefanten aus Indien eingetroffen. Dank der Fürsprache des RatskommiffarS und de« Entgegenkommen de« Rates liegt auch die Möglichkeit vor, au» vorschußweise gewählten Mitteln sofort kaufen zu können. Somit ist zu hoffen, daß die Dresdner Jugend den Elefanten nicht allzu lange vermissen wird. E Freital. Di« gesamte Belegschaft der Gußstahl» Hütt« Döhlen ist am Sonnabend ausgesperrt worden, da sie die zehnstündige Arbeitszeit abgelehnt hatte. Die am Sonn tag durchgeführte Geheimabflimmung über dem vom sächsischen Schlichter gefällten Schiedsspruch, der gleichfall« eine zehn» stündige Schicht für Hüttenbitriebe vorsieht, ergab mit über wiegender Mehrheit eine Ablehnung durch die Arbeiterschaft. — Durch Gasvergiftung find hier ein Glasschleifer und die junge Frau eine» in Amerika befindlichen Arbeiter«, die ein LieberverhältntS miteinander hatten, freiwillig au« dem Leben geschieden. Ebersbach. Der 65 jährige Baumeister Clemenz aü« Oberfri«der«dorf, dessen Pferde scheuten und durchgingen wurde bei einer Straßenbiegung au« dem Schlitten heraus und an einen Leitungsmast geschleudert und erlitt so schwere Kopfverletzungen, daß er eine Stunde später starb. Döbeln. Unter dem Drucke de» Hochwasser« find die unterhalb Döbelns angestauten Eismaffen aufgebrochen und abgeschwommen. Die Mulde führt daher zum zweiten Male in diesem Winter Treibeis, ohne daß bisher Schaden angertchtet worden ist. Altenberg. Da« soviel und gern besuchte Städtchen bietet, seitdem 4 Tage und 4 Nächte ununterbrochen unge ahnt« Schneemengen, oft vom Sturm gepeitscht, hernieder- gingen, ein Bild von grandiöser winterlicher Schönheit, eben so natürlich die Umgebung — Wälder und Auen! Früh morgens muß fich jeder mühselig mit der Schippe einen Weg au« dem Hause bahnen! Geht man oft bi« an den Leib versinkend, durchs Städtchen, so sieht man Bilder, wie man sie seit Jahrzehnten nicht geschaut! Die Straße nach Zinnwald ist am Amtsgericht durch eine 15 bi« 20 Meter breite Schneewehe versperrt; sie bildet einen für Fußgänger unüberwindlichen Wall, von den Straßenbäumen gucken nur die Kronen heraus. Oben am Westrande Altenberg« stand ich vor einem mich dreimal überragenden Schneehaufen. Da kräuselt fich an der Spitze ein feiner Rauch: ich erkannte, daß fich ein ganzes Haus in dieser Schneemaffe verbarg — es war samt Fenster, Tür und Dach restlos verschwunden. An der Straße nach dem Bahnhof ging ich an einer Straßen laterne vorbei; die sonst so freundlich von oben Licht spendet sie reicht nur bis zum Knie; ein komischer Anblick! Am Hotel zur Post türmen sich die weißen Mafien bis zu de« Fenstern de« 1. Stocke«; der Friseur, der dort wohnt, hat sich einen meterlangen Tunnel graben müssen, nur um zur Tür herautzukommenl Gleiche und ähnliche Bilder gibt'« in Mengen. Bilder von unvergeßlicher, gigantischer Schön heit. Wer diese winterliche Pracht schaut, der vergißt den Alltag. Und es schneit weiter! Die Schneetiefe wird hier an Stellen im Walde, wo er nicht zusammengeweht wird, gemessen, sie beträgt über 150 Ztm. Der Sturm wirst natürlich große meterhohe Wehen auf, weht aber auch von verharrschten Stellen oft sämtlichen Schnee weg, eine überall gleichmäßig, Schneetiefe gibt es de«halb nicht. Leipzig. Gegen de« politischen Staatsanwalt Hiller ist wie die L. N. N. berichten, ein Strafverfahren au« Z 360 Ziffer 8 StGB, (unbefugte Führung eine« Titel«) einge- leitet worden. Die Untersuchung wird vom Oberstaatsan walt geführt. An der Wohnung Hiller« befand fich bi« vor kurzem ein Schild mit dem Doktortitel vor dem Eigennamen während ihn Hiller im amtlichen Verkehre nicht führt. Der Staat«anwalt verteidigt fich damit, daß er da« beanstandete Wohnungstürschild, da« übriger» inzwischen durch eine Be- suchskarte mit der Aufschrift: Kurt Hiller, Staatsanwalt, ersetzt worden ist, seinerzeit in Erwartung der Promotion angeschafft und angeheftet habe. Als später die Promotion ausblteb habe er au« Unachtsamkeit da« Türschild nicht ent fernt. Seit Jahren führt auch da« Leipziger Adreßbuch Hiller mit dem Doklortitel auf. Dresdner Schlachtviehmarkt. 11. Februar 1924. Auftrieb: 108 Ochsen, 146 Bullen, 151 Kalben und Kühe, 497 Kälber, 311 Schafe, 1668 Schwein,. Goldmarkpreise für 50 Kg. Lebendgewicht: Ochsen 20—41, Bullen 26—39, Kalben und Kühe 14—42, Kälber 52—65, Schafe 20-50, Schweine 52—68. Die Stallpreise find nach den neuen Richtlinien der Landesprei-prüfungsstelle für Rinder 20 für Kälber und Schafe 18 o/o und für Schweine 16 «/« niedriger al« di« hier aufgeführten Marktpreise. Produktenbörse. 11. Februar 1924. Weizen 16,50-17. Roggen inländisch. 14,50-15. Sommergerste 16,75—17,75. Hafer 11,75—12,25. Mai« 20,5-21,5. Rotklee 155-180. Trockenschnitzel 10—10,50. Zuckerschnitzel 16—22. Weizenkleie 8—8,20. Roggenklei« 6,80-7. Weizenmehl 28,5-30. Roggeumehl 26-28. Die Preise verstehen sich für 100 Kilo in Goldmark Rotklee, Mehl, Erbsen, Peluschken, Wicken und Lupinen in Mengen unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alle« andere in Riudestmengen von 10000 Kilogramm wgfr. Dresden-