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Ottendorfer Zeitung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde-Giro-Konto Nr. 115. Nummer 7 Mittwoch, den 23 Januar ^Y2H 23. IahrsanH Di« »Dttendvrs« Zeitung" erscheint MM- Z wochS und So^rmbrnds. ff Der Bezugs-Preis wird am Ersten jeden 0 Wonuts dkdanntgsgebrn. u Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst. N ktzsndwelcher Starnngen des Betriebes der ff Zeitung, Ler Lieferanten od. d. Bessrderungs« u Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An» U spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der U Zeitung od.anfRückzatzlnngd.Bezugspreise», sj Amtlicher Ceil. Gewerbekammerbeiträge. Die Gewerbekammer Dresden hat beschlossen, zur Deckung ihres Bedarfs für da« Rechnungsjahr 1923/24 von ihren Beitragspflichtigen einen weiteren Beitrag von 1 Gold- Pfennig auf je 10 Mark Reichseinkommen-Steuer von dem für da» Rechnungsjahr 1921 ermittelten Einkommen aus Gewerbebetrieb erheben zu lassen. Diese Beiträge find bis 3. Februar 1924 an die hiesige Ortssteuer-Etnnohme zu entrichten. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß gegen die Abforderung des Restbeitrages der Einspruch nicht zulässig ist, e» sei denn, daß der Gewerbebetrieb aufgegeben ist. Httendorf-Hkrik», den 21. Januar 1924. Der Gemeindevorstand. OerMcheK «ud Gächßsches, Vttnidsrk'Vkilla, den 2Z. Januar ,9r§. — De- Winters Herrlichkeit und Macht ist über Nacht zu Wasser geworden, schade! Ec offenbarte in den letzten Wochen ein Stück jener echten Winterpoefie, die auch die sonst so lebelose Jahreszeit, ansprechend und anheimelnd ge staltete. Glitzernde Eiszacken, diamantfunkelnder Rauhrcif, krachendes Eis auf Wegen und Stegen und Schnee wie wir ihn in der Menge lange nicht verzeichnen konnten. Dir scharfe, klare Luft erzeugte rote Backen und fröhliche Laune. Wintersport jeder Art belebte das Landschaftsbild und be sonder« die Rodelbahnen erfreuten sich regster Benutzung. Lustiges Glockengeläut sorgte für Stimmung und Leben. Wohl wird der grimmige Geselle noch manche Anstrengung für Zurückerhaltung seiner Macht machen, aber Frau Sonue gewinnt täglich mehr Einfluß. Die Tage werden länger. Frisch i S Hoffen und Vertrauen zieht in die Herzen. — Der Reichsminister dec Finanz«» erläßt im „Reiche- anzeiger" eine Bekanntmachung, uach der er im Einvernehmen mit den zuständigen obersten Landesbehörden da« auf Papier- mark lautend- Notgeld, dessen Aussteller im Gebiete der Länder Sachsen und Thüringen ihren Sitz haben, mi: Wirkung vom 25. Januar 1924 aufruft. Die GinlösungS- frist läuft bis einschl. 25. Februar 1924. Soweit ein Aus steller bereits von sich aus sein Notgeld mit einer Einlösung«- frist, deren Ende von dem 25. Februar 1924 liegt, aufge- rufen hat, verbleibt es bet diesem früheren Ende der Ein- lösungssriß. Ausgenommen von diesem Aufruf ist da» Not geld der deutschen Reichsbahn. — Die Regelung der Bankzinsen. DaS ReiHswirl. schaftSmintsterium hat sich mit den für die Reatenmarkkredite geforderten Zinssätzen beschäftigt und mit den Banken Ver- Handlungen über die angemessene Höhe der Zinsen für solch« Kredite ausgenommen. Das Ministerium steht auf dem Standpunkte, daß Reutenmackkredtte, die mit 10 bezw. 12 Prozent mit Goldklausel von der Reichsbank an die Banken vergeben werden, nur in einer diesen Sätzen entsprechenden Weise au die Privatkreditnehmer weitergegeben werdm dürfen. — Das Ministerium für Volksbildung hat die Zu lassung der Volksschullehrer und Volksschullehrerinnen zum Studium an den Hochschulen neu geordnet. Es macht diese Zulassung nicht mehr wie bisher vom Erwerb de« Wahl- fähtgkeitszeugniffe«, sondern nur noch vom Besitz de« Reife zeugnisses eines sächsischen Seminars abhängig und verleiht den Geminarabiturienteu für das Studium innerhalb der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig und der All gemeinen sowie der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Ab teilung der Technischen Hochschule zu Dresden außer den reichsrechtlich bestimmten alle Berechtigungen der Abiturienten de» Realgymnasium«, wenn sie iu der Seminarreiseprüfung in Latein und Französisch, die Berechtigung der Oberreal, schulreifltnge, wenn sie in dieser Prüfung in Französisch und Englisch geprüft worden stad. Ergänzungiprüfungen werden ihnrn im gleichen Matze aufnlegt, wir den Abiturienten der Realgymnasien oder Oberrealschulen. — Die Nachrichtenstelle in der Staatskanzlei gibt folgende» bekannt: Nach tz 1, Absatz 2, de« Gesetze» über Volksbegehren und Volksentscheid vom 8 März 1921 kann da« Gesamtministsrium bei dem Antrag auf Zulassung eines Volksbegehren« von der Beibringung der Unterschrift von 1000 Stimmberechtigten absehen, wenn der Vorstand einer Vereinigung den Antrag stellt und glaubhaft macht, daß 20000 ihrer stimmberechtigten Mitglieder den Antrag unter stützen Der von dem Landesarbeitsausschuß der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei Sachsen« am 4. dieses Monats gestellte Antrag auf Zulassung eines Volksbegehrens über Auflösung des Landtag« läßt es zweifelhaft, ob damit den gesetzlichen Voraussetzungen entsprochen ist. Der Landes arbeitsausschuß ist deshalb aufgsfordert worden, den Nach weis zu führen, daß er die Eigenschaft der Vorstandes einer Vereinigung im Sinne des Gesetze« besitzt. — Bei der Berechnung de» zehnprozentigen Lohnab zugs ist der volle Arbeitslohn des steuerpflichtigen Arbeit nehmers abzüglich des Werbungrkostenpauschbetrags (des sog. steuerfreien Lohnbrtrags) zugrunde zu legen. Nach diesem verkürzten Betrage ist auch die einprozentige Ermäßigung des Lohnabzugs für jeden hierbei in Betracht kommenden Ange hörigen des Steuerpflichtigen fefizusetzm, so daß sich alsdann für di« Berechnung de« endgültigen Lohnsteucrbeirag« die Prozentzahl 10 für jeden dieser Angehörigen um 1 mindert. Wenn also z. B «in verheirateter Arbeitnehmer mit zwei Kindern 150 Mk. Monatrlohn bezieht, so sind statt 10 v. H. 7 v. H. des um den steuerfreien Lohnteil von 50 Mark monatlich verkürzten Arbeitslöhne« als Steuerabzug innezu- behalten, mithin monatlich 7 Mark. Unrichtig ist cs dagegen wenn die einprozentige Ermäßigung vom vollen Arbeitslohn im obigen Beispiele also von 150 Mark, berechnet wird, so daß dann nur ein Lohvsieuc.betrag vor. 5,50 Mark ver bleiben würde. Soweit Arbeitgeber den Steuerabzug in dieser unrichtigen W ise berechnet haben, tun sie gut, wenn sie die Berechnungen umgehend berichtigen und die etwa zu wenig innrbehaltenen Steuerabzugsbeträge den Finanzkaffen zu führen. Andernfalls würden sie sich der Bestrafung wegen Steuerhinterziehung aussetzen. Dresden. Am Montagnachmittag unternahm die Kriminalpolizei mit Unterstützung de» uniformierten Gendarmeriekorps eine Razzia in den Schankwirtschaften der Neue Gaffe. 240 Personen, darunter 30 Frauen, wurden zur Prüfung ihrer Personen- und Ausenthaltsverhältniffe mit Lastkraftwagen dem Polizeipräsidium vorgeführt. Bei 29 Männern und 5 Frauen macht sich die Festnahme erforder lich, da sie von Behörden gesucht oder mit Straftaten in Verbindung gebracht wurden. Unter den Festgenvmmenen befindet sich eine Person, die trotz Vorlegung falscher Aus- weispapiere eines im Vogtlands begangenen Straßenraubes überführt werden konnte. Bei der Durchsuchung aller Räume wurdeu verschiedene Gegenstände gefunden, deren Zusammen hang mit strafbaren Handlungen noch geprüft wird. Wachau. Hier wurden von unbekannten Einbrechern au« einer Fabrik 21 große und 12 kleine Eisenbahn- kuppelungen im Gewicht von über vier Zentnern gestohlen. Die Kuppelungen lagen zur Ablieferung bereit. Pirna. Im Stadteil Jeffen wurde eine Bisamratte auf der Straße getötet. Mon will beobachtet haben, daß sich in einem Keller mehrere Junge dieses gefährlichen. Nagers aufhalten. Mit diesem Fang ist erwiesen, daß sich dir Bisamratten bi« in die Weßnitz verpflanzt haben. Großröhrsdorf. Er vollenden sich 300 Jahre, daß die Familie Herm. Grohmann im Besitze ihre« Gutes ist. Der derzeitige Besitzer ist der Achte au« derselben Familie. Im Jahre 1624 hat sein Urahn von eimm Vetter gleichen Namen« das Gut gekauft. Großschönau. Der 19 jährige Schloffergeselle P. R. Moraweck von hier unterhielt mit der 32 jährigen Heizers ehefrau Marie Hocke aas Warnsdorf rin Liebesverhältnis. Der junge Mann, ein Sohn des hiesigen Ofensetzm-sisters M- Moraweck, ging am Sonntag nachmittag mit der Frau in die Obstplantagen hinter den Hutberg und schoß nach dem Plane der beiden, gemeinsam aus dem Leben zu schriden, dreimal mit dem Revolver auf sie. Als die Schwerverletzte mit zwei Einschüssen unterhalb der Herzgegend und einem in der Nähe de« Magens zusammenbrach, richtete Moraweck die Waffe auf sich selbst und tötete sich mit einem Schuß. Die Hocke wurde in da« Warnsdorfer Spital ein- geliefert. deutschnationale Gemeindeoerordnete Studienrat Kühn in achlicher Weise scharfe Vorhaltungen machte, kam es zu mmultaarischen Szenen. Nach der Sitzung wurden die deutschnationalen Stadtverordneten sowohl im Rathaus, als auch auf dem Obermarkte angepöbelt. Auch Bürger, die nicht Stadtverordnete sind, wurden auf der Erbischen Straße relästigt. Hainichen. Im Anschluß an eine am Donnerstag- nachmittag abgehaltene Versammlung der Erwerbslosen sollte ein Umzug durch die Stadt stattfinden. Diese Demonstration richtete sich gegen die Verpflichtung der Erwerbslosen, ge meinnützige Arbeiten auszuführrn. Gendarmerie löste in der Gellcrtstraße den Zug auf. Als gegen neue Ansammlungen Gendarmerie unter Vermeidung der Anwendung von Waffen oder Gummiknüppeln vorging, kam es zu Schlägereien. Vier Personen, darunter der neugewählte kommunistische Stadtverordnete Mehnert, wurden verhaftet. Naunhof. In Klinga schoß ein Gärtnerbursche beim Spielen mit einem Tefching dem Kinde eines Obrrgärtners eine Kugel in den Unterleib. Das Kind verstarb im Leipziger Krankenhause an den Folgen der Verletzung. Geringswalde. Die von der hiesigen Notgemein, schäft im großen Saale der Herberge zur Heimat eingerichtete Wärmestube erfreut sich bei dem anhaltenden strengen Winter steigender Benutzung. Dir Notgemeinschaft gibt auch an 30 Personen täglich Sprisemarken au«, für die ebenfalls in der Herberge zur Heimat ein unentgeltliche» MittagSgrricht ent nommen werden kann. Falkenstein. Groß« Sprengstoffdiebstähle be schäftigen gegenwärtig dis zuständigen Polizeiorgane. So- wurde in hiesiger Flur ein Pulverhaus erbrochen und daraus 4000 Sprengkapseln, ferner Perkonit sowie Pyrolit und ein Posten Pikrinkürper im GLsamtgewicht von 135 Kilogramm geraubt. Ferner wurde da« im Oberwalde gelegene Pulver. Haus des SerpentinsteinbruchöS in Flur Langenberg erbrochen und 2000 Sprengkapseln, sowie je ein beträchtlicher Posten Schwarzpulver, Sprengstoff-Pckrtnsäure, Zündschnur und zur Sprengung gehörige Werkzeuge und Materialien aller Act erbeutet. In Flur Raschau wurde das Dach eines Pulver hause« erbrochen und die dsrin aufbewahrten Spreng- materialten, wie Pyrolit. und Silvitpatronen, entwendet. Es wird vermutet, daß die Täter oute Ortskenmutffe besitz-u und di« Sprengstoffe zur Verwendung verbrecherischer politischer Zweck« raubten. — Die den Kraftwerken Westsachsen, Betriebrdirektion Aunaberg gehörige 30 000 Voltleitung Zschopau-Pockau, die vom Staat erbaut wurde, ist jetzt ohne Umstände unter Spannung gesetzt und dem Betrieb übergebeu worden. Mrchennachrichte«. Freitag, abend« 8 Uhr Helserinnenvorbereitung und Bibelstunde für Jungmädchen. Dresdner Schlachtviehmarkt. 21. Januar 1924. Auftrieb: 63 Ochsen, 131 Bullen, 122 Kalben und Kühe, 291 Kälber, 164 Schafe, 593 Schwein«. Golvmarkpreise für 50 Kg. Lebendgewicht: Ochsen 24—42, Bullen 22—42, Kalben und Kühe 12—42, t'älber 44—62, Schafe 25—53, Schweine 50—76. Die Stallpreise find nach den neuen Richtlinien der -andespreisprüfungrstelle für Rinder 20 »/», für Kälber und Zchase 18 »/„ und für Schweine 16 o/o niedriger als die ier aufgesührten Marktpreise. Produktenbörse. 21. Januar 1924. Weizen 15,6—15,8. Roggen inländisch. 14,30—14,60 Sommergerste 17—18, Hafer 12-12,25. MM :1—22. Rotklee 155—170. Trockenschnitze! 10,50—11. suckcrschnitzrl 14—22. Wcizenkleie 7,7—7,9. RoggeEe 7,2—7,6. Weizenmehl 28-29,5. Ro^genmehl 26-27,5. Die Preise verstehen sich sür 100 Kilo iu Goldmark. Rotklee, Mchl, Erbsen, Peluschken, Wicken und Lupinen !.i Mengen unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alle; ander« in Mindestmengen von 10000 Kilogramm wgfr. Freiberg. Die erste Sitzung des neugewählten Stadtverordneten Kellegiums führte zu einem äußerst heftigen Zusammenstoß zwischen d^t bü-gerlicheu Mehrheit und der soMiAisch-kammuMisihen Minderheit. Dec sozialdemo kratische Stadt verordnete und Landtagsabgeordnete Tempel hielt wirdrrum, wie schon so oft, eine seiner bekannten . Reden außerhalb der Tagesordnung. Al« ihm hierauf da^Dreroen.