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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den tO. Ium tysz Di« ,Ottendo-.?er Zeitung' erscheint Mitt wochs und Sonnabends. Der Bezugs-Preis wird am Ersten jeden Monats bskannigcgcben. Im Falls höherer Gewalt (Krieg od. sonst, irgendwelcher Störungen des Betriebes der Zeitung, der Lieferanten od. d. Beförderungs- Einrichtungen) hat der Bezieher keinen Än- Kruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung od. auf Rückzahlung d. Bezugspreise«. u Anzeigen werden an de« Erscheimmgstag« bi« spätestens vonntttags 1V Uhr t» dt« Geschäftsstelle erbeten. Dis Festsetzung des Anzeigsn-Pretfe« t- wird bei eintretender Änderung ein« Nummer U vorher bckanntgegsben. ' Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wem» l der Anzstgen-Betrag durch Klage etngezoaea werden muß »Ler wenn der Auftrags«« < in Konkurs g«St. Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Nummer 46 Gemeinde-Giro-Konto Nr. 118, 22. Jahrgang Mat Mk. 253154 36 690 5 487 April Mk. 196 561 35 335 4 870 — Da« Reichspostmtnistertum hat sich den Vorschlägen de» Verkehrtbetrat» hinsichtlich der Erhöhung der Postge bühren vorläufig angeschlossen, und zwar in Ueberein stimmung mit dem Retchsfinanzministerium. Danach würden die Postsendungsgebühren um das Dreifache, die Fernsprech gebühren um das Fünffache erhöht werden. Das Reichspost- Landesamt allmonatlich festgcstellten Teuerungszahlen sind, nachdem sie vom März bis April nahezu gleich geblieben waren, von April bis Mai wieder ganz erheblich gestiegen. Für die am statistischen Dienste beteiligten sächsischen Ge- meinden ergaben sich in den Monaten April und Mai 1923 folgende Durchschnittsteuerungszahleu: Ernährung Heizung und Beleuchtung Wohnung . . . . zusammen: 236 766 295 331 Danach stiegen die von der Statistik erfaßten Lebens haltungskosten einer sünsköpfigen Familie in vier Wochen Teuerungszahl von 236 766 auf 295331 Mark oder um 24,7 v. H. Wird die Vorkriegsteuerungszahl, die 1713/14 im Durchschnitt 90,8 Mark betrug, gleich 100 gesetzt, so er- aibt sich auf dieser Grundlage im Mai eine Indexzahl der Lebenshaltungskosten von 3252,54 gegen 2607,56 im April. Das bedeutet also, daß die Kosten für Ernährung, Heizung, Beleuchtung und Wohnung vom letzten Friedensjahre bis Mai dieses Jahres im Durchschnitt beinahe auf das 3253 fache gestiegen sind. Für alle von der Teuerungrstatistik er- faßten Lebensbedürfnisse (Ernährung, Heizung, Beleuchtung Wohnung und B?kleidung) ist bis Mai eine Erhöhung der Kosten aus das 3537fache (bis April auf das 2792sache) erfolgt. Dabei belief sich die Steigerung für Ernährung allein auf das 4283fachr (3326fache), für Heizung und Be leuchtung aus das 524lfache (5048sache), für Wohnung auf das 232sache (197fache) und für Bekleidung auf da» 5247 fache (3899fache. — Der Saatenstand in Sachsen zu Anfang Juni ist nach Mitteilungen des Statistischen Landesamtes durchweg als etwas über mittel liegend zu bezeichnen. Auf die Ent wicklung der Feldsrüchte hat die Witterung fehr verschiedenen Einfluß gehabt; in einigen Bezirken haben sich die Früchte nach der kühlen und nassen Witterung recht befriedigend ent wickelt, während sie in anderen Bezirken in der Entwicklung zurückgeblieben sind. Die naßkalte Witterung hat außerdem da« Unkraut sehr überhand nehmen lassen, so daß es kaum möglich war, es zu beseitigen. Von Insekten find es wieder die Drahtwürmer, die bei den langsamen Aufgang der Sommersaaten darin großen Schaden angerichtet haben. Außerdem sind in diesem Jahre die Maikäfer in vielen Obst anlagen zur großen Plage geworden. Die Kartoffeln gehen bei der Kälte recht langsam auf, sie lassen sich infolgedessen noch nicht genau beurteilen. Die Runkelrüben mußten viel fach doppelt bestellt werden, weil der vorjährige Samen nichts taugte; ihre Entwicklung geht infolgedessen sehr lang sam und teilweise auch lückenhaft vonstatten. Klee und Wiesen kam die nasse Witterung am meisten zustatten. Die Kleefelder und Wiesen find im großen und ganzen gut be- standen; allerdings sind auch hier und da einzelne Schläge mit Kleckrebs behaftet; es ist in diesem Falle der Bestand ein wenig befriedigender. Mit der Grüntütterung ist be- gönnen worden, nur mangelt es in vielen Wirtschaften an Stroh, um das Futter besser ausnützen zu können. Der zweite Schnitt Klee wächst bei der kalten Witterung recht spärlich nach. Zur Weiterentwicklung aller Feldfrüchte wären nun Sonnenschein und Wärme sedr erwünscht. — Was geht an der sächsisch-tschechischen Grenze vor? Der Stadt Böhmisch-Leipa steht der Besuch von etwa 30 bis französischen und tschechoslowakischen Gerreralstabsoffizieren bevor, die in dortigen Hotels bereit» Wohnungen belegt haben. Der Wunsch, die Hotels zu beflaggen, wurde abge lehnt. Der Zweck des Aufenthalts der Offiziere ist nicht bekannt Dresden. Hier werden seit einigen Tagen Gerüchte weitergetragen und auch nach aurwärts verbreitet, die sich mit der Person des hiesigen Polizeipräsidenten besaffen, dem u. a. die Absicht beigelegt wird, vom Amte zurückzutreten. Diese und alle anderen ähnlichen Gerüchte sind, wie von zuständiger Seite auf das Bestimmteste versichert wird, sämt- vertliches ««d Sächsisches. Vtt«n-»»s-Vkrilla, den 9. Ium ,9rs. — Nach langer Zeit erscheint auch hier wieder ein größerer Zirkus. Die ausverkauften Veranstaltungen in Meißen, Großenheia und Radeburg bürgen für gute Dar- bietungen und ist ihm auch hier ein zahlreicher Besuch zu wünschen. Nähere« stehe Inserat. X Im Gemeinderat»bericht ist zu lesen: Der Gemeinde- rat vertritt in sachlicher Weise die Interessen der politischen Gemeinde und weist es von sich, einen unerhörten Eingriff in das Eigentumsrecht der Kirchgemeinde unternommen und einen voreiligen Beschluß gefaßt zu haben. Diese Schärfe ist nicht angebracht. Dazu ist zu bemerken: Es war dem Gemeinderat auf jeden Fall irgendwie bekannt, daß gegen die Eintragung der Gemeinde al«. Besitzern des gesamten Schullehns ein Widerspruch von amtrwegen eingetragen worden ist. Ferner mußte dem Gemeinderat bekannt fein, daß dieser Widerspruch nach 8 892 die obide Angabe im Grundbuch, daß die Gemeinde Besitzerin sei, als unrichtig hiustellt, also das Recht der Nutznießung für die Kirche wieder sicherstellte. Trotzdem hat der Gemeinderat mit Mehrheit beschlossen, den Pachtzins von den Pächtern für die Gemeindekaffe einzufordern und die« auch ihnen mitge teilt, und so sich unleugbar einer Eingriffe« in das Recht der Kirche schuldig gemacht, da« aber, ehe die Angelegenheit endgiltlg durch die Oberbehörden entschieden war, eine Tat sache, die schon an sich die unangebrachte Schärfe in die schabenden Verhandlungen brachte. Die Schule aber um 1847 war nichts anderes als Ktrchschule, eng mit der Kirche verbunden. Es ist deshalb nicht so leicht zu verstehen, wie eine Schule, die von der Kirche getrennt ist und keine kirch lichen Verpflichtungen mehr hat, noch Grundstücke bean- fpruchen kann, die nachweisbar mit Genehmigung der obersten Kirchen- und Schulbehörden kirchlichen Zwecken von jeher gedient haben. Daher kann auch gesagt werden, daß eben die Mehrheit d«s Grmeinderates nicht mit der nötigen Sachlich, kett die doch vor ollem auf Einhaltung der gesetzlichen Be- Kimmungen beruht, die an sich berechtigte Vertretung der Interessen der Gemeinde wahrgenommen hat. lich unbegründet. — Der ehemalige Hilfsmagazinverwolter der Friedrich- städter Rrichrbahnwerkßätten, Gärtner, entwendete in fortge- setzt« Handlung allerlei Materialien und selbst Fensteroor- „ ........ - ,,, . . - . hänge von beträchtlichen Werte. Das Schöffengericht ver- mintsterium läßt indes erklären, daß diese Gebührensätze nicht urteilte Gärtner dieserhalb zu 150000 Mark Geldstrafe. — von langer Dauer sein würden und daß man sich schon in Hy, Dezember vorigen Jahres veruntreute der Eisenbahnober- vächfier Zeit auf eine weitere Erhöhung einzurichten habe. Haffner Lesch während der Bedienung eine« Fahrkarten- — Die Teuerung i« Mi. Die vom Statistischen schalte» im Hauptbahnhose insgesamt 114SS7 Mark. Er Amtlicher Teil. Montag, arn n. Juni, MM r tldr öNeniti»e SemriMratr-Atzung im Sitzungszimmer de» Rathauses. Tagesordnung ist am AmtSbrett im Rathause an geschlagen. Htteudorf-HkriTa, am 9. Juni 1923. Der Gemeindevorstarid. Milch-Höchstpreise. Im Einvernehmen mit der örtlichen Prrisprüsungsstelle wird in Nachgehnng einer Verordnung des Wirtschaft«- Ministeriums vom 4. dss. Mt«. für hiesige Gemeinde der Höchstpreis für Frischmilch ab 10. dss. Mts. wie folgt fest gesetzt: Bei Abgabe vom Erzeuger unmittelbar an den Ver braucher (Abholung ab Gehöft) für 1 Liter Vollmilch 630 M, für 1 Liter Mager- oder Buttermilch 315 M. Bei Abgabe durch den Milchhändler: für 1 Liter Vollmilch 700 M., für 1 Liter Mager- milch oder Buttermilch 350 M. 1 Pfund Spkisequark mit höchstens 75»/g Wasser gehalt 630 M. 1 Pfund Butter 7400 M. Htteudorf-HLrilka den, 9. Juni 1923. Der Gemeindevorstand. muß diese Handlungsweise nach dem Urteile des Schöffen gerichts mit 3 Monaten Gefängnis sühnen. Stolpen. Das „Stolpener Tageblatt" hat seit 1. dss. Mts. aufgehört selbstständig zu erscheinen. Wittgensdorf. Aus der hiesigen Stoffhandschuh fabrik von G. Kuslan wurden 102 Dutzend Handschuhe ge- stöhlen. Der Bestohlene hat eine Belohnung von 2 Rill. Mark für Erlangung der Täter ausgesetzt. Leipzig. Für Mittwoch nachmittag war auf den Augusturplatz eine Massenkundgebung cinberufen worden. Bereits um 4 Uhr hatten sich am Eingang der Grimmaschen Straße zum AugustuSplatz undisziplinierte Massen angesam melt, die dir dort stationierten Polizeibeamten verprügelten und zu entwaffnen versuchten. Dabei erlitten mehrere Be amte Verletzungen. Es wurden Verstärkungen hivzugezogen, jedoch wurden die Beamten schließlich von der Menge zurück- gedrängt. Zu dieser Zeit langten die Demonstrautenzüge auf dem AugustuSplatz in völliger Ordnung an, und die Kundgebung selbst verlief ebenfalls in Ruhe und Ordnung jedoch verzögerte sie sich etwas. Diefe Gelegenheit benutzten wilde Redner um die Massen auszuhetzen. Die Menge in der Grimmaschen Straße nahm eine immer bedrohlichere Haltung an und verlangte, daß die Polizei abziehen sollte. Weil die Gefahr bestand, daß die Polizeibeamten abge- schnitten und die Wache gestürmt würde, wurde nach Hinzu ziehung weiterer Verstärkungen die Menge zurückgedrängt und der AugustuSplatz geräumt. Aus den Kreisen der Demonstranten fielen hierbei mehrere Schüsse. Darauf wurde auch von der Polizei geschossen, zunächst blind, dann auch scharf. Dadurch find 4 Tote, 51 Verwundete zu be- klagen. Bet der Firma Bamberger u. Herz wurde eine grobe Schaufensterscheibe zertrümmert. Plünderungen wurden durch die Polizei und den Ordnungsdienst verhindert. Eine Anzahl der Ordner wurde von der Menge mißhandelt. Der Donnerstag verlief ruhig. Leipzig. Mit über eine Million Mark flüchtig ist seit dem 2. d. M. der 22 Jahre alte Markthelfer Paul Röller. Er war von seinem Arbeitgeber mit einem Hand wagen und 200 Pfund Hefe aus die GeschästStour geschickt worden, von der er nicht wiederkehrte. Die Hefe hat er verkauft, das Geld unterschlagen und den Wagen im Stiche gelassen; er ist dem Arbeitgeber zurückgegeben worden, Plauen. Wegen Münzverbrechens (Einführung und Verbreitung von falschen tschechischen 100-Kronen-Noten) wurde vom Schwurgericht Plauen der 25 jährige Gastwirt Pleier, jetzt in Friedrichroda wohnhaft, unter Zubilligung mildernder Umstände zu einem Jahr Gefängnis verurteilt bei Anrechnung von sechs Monaten der Untersuchungshaft. Die Verhandlung nahm am Mittwoch abend einen dramatischen Verlauf, indem der Angeklagte nach dem Plädoyer des Staatsanwalts einen Wutansall bekam und auf den Vertreter der Staatsanwaltschaft einen tätlichen An griff unternahm. Einige im Zuschauerraum fitzende weib liche Angehörige des Angeklagten verfielen in Schreikrämpfe und beteiligten sich an den Tumult. Erst allmählich war es möglich, die Ruhe wieder herzustellen, so daß die Ver handlung zu Ende geführt werden konnte. Eingesandt. Wie wohl fast jeder weiß, besitzen wir im Orte eine Preisprüfungskommisfion, welche die Aufgabe hat, diejenigen Geschäftsleute zur Anzeige zu bringen welche wucherische Preise für Lebensmittel verlangen. Ist ganz gut und schön und ein ehrlicher Geschäftsmann ist auch damit einverstanden. Wie verhält es sich nun aber mit folgender kleinen Episode welche sich am Sonntag, den 3. Juni 1923 bei der Ab haltung des Sportfestes ans hiesigen Sportplatz ereignete: Einige Auch-Genoffen kauften im Orte Bismarkhering« das Stück zu 400 Mark, dazu Semmeln welche wie jeder weiß das Stück 120 Mark kosten. Und stehe da, man verlangte von seinen eigenen Genossen pro Portion 1000 Mark also fast 100 Prozent Verdienst. Was wäre geschehn hätte die» ein Geschäftsmann getan? Wo bleibt hier die Preisprüfungs- kommisfion? Hatten die Verkäufer die Genehmigung am Sonntag Nachmittag etwa» zu verkaufen? An wen wurde die Umsatzsteuer bezahlt, die jeder Gewerbetreibende entrichten muß? Wir bitten um Aufklärung. Einige ehrlich« Geschäftsleute.