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Die Liebe derHsnnsh von Linsingen Roman von Gertrud von Brockdorff. 18s (Nachdnick verboten.) »Es handelt sich um nvinen Freund, mein gnädiges Fräulein —" „Das dachte ich mir." „Und ich muß Ihnen eine Schmeichelei -dabei sagen. Sie haben großen Eindruck aus Herrn von Bilinsri ge macht." „DaS ist mir ebenfalls nicht neu." Konrad Lobitten sah erstaunt auf. Die kühle, ruhige, selbstbewußte Antwort verblüffte ihn. Dies junge Geschöpf schien sich ihrer Gewalt über Männerherzen voll bewußt zu sein; und doch war sie leine Kokette im landläufigen Sinne. Etwas verlegen schlug er mit seiner Reitgerte gegen die Stiefel. Das, was er sagen wollte, kam ihm in diesem Augenblick unglaublich dumm und albern vor, dieser ruhigen Kälte gegenüber, die so gar nicht zu dem naiven Gänschen paßte, das er in Hannah zu finden geglaubt hatte. „Ich hielt eS für meine Pflicht, das gnädige Fräulein vor Herrn von Bilinski zu warnen." „Dafür danke ich Ihnen, Graf Lobitten. Es wäre nicht nötig gewesen." Jetzt war sie es, die überlegen und spöttisch lächelte. Diese „Dinge von höchster Wichtigkeit", die Lobitten ihr da mitteilte, kamen ihr im höchsten Grade lächerlich vor. Das Bestreben, nur eine Zusammenkunft mit ihr herbei zuführen, war zu durchsichtig, als daß sie in dem Augen blick nicht ein leises Gefühl des Unwillens gegen den Mann an ihrer Seite empfunden hätte, und zugleich eine gewisse Lust, ihn zu quälen. »Ihr Freund scheint ja ungeheuer gefährlich zu sein", lächelte sie, noch immer spöttisch. „Selbst jetzt, wo er fern ist —" „Oh, er wird wtederkommen. Und er wird hier in Berkebmen wohnen^ Baronesse." k Hannah erblaßte leicht. Die Aussicht, daß Biluttli Km Berkehmener Herrenhause Wand an Wand mit iln wohnte, war wahrhaftig schrecklich und unheimlich genug . „Sehen Sie!" triumphierte Lobitten, dem die Ver änderung in ihren Zügen nicht entgangen war. „Sie haben diesem Polen gegenüber im Grunde dasselbe Ge fühl wie ich. Interessant, beängstigend interessant; aber in der Verlassenheit einer einsamen Insel unheimlich bis zum Gruseln." Er lachte. „Dann wundert es mich, daß Sie ihn Ihren Freund nennen —", sagte Hannah. Konrad Lobitten wurde plötzlich ernsthaft. „Sie kennen die Einsamkeit nicht, mein gnädiges Fräulein. Die fürchterliche Einsamkeit der großen Städte, der gähnenden Hotelzimmer, der menschenüberfüllten Straßen. Es gehört nicht viel dazu, jemand in solcher Stimmung Freund zu nennen." Hannah sah ihn aufmerksam an. Ein großer, runder Sonnenfleck, der durch eine Lücke zwischen den Mahonien blättern fiel, lag gerade auf seinem Antlitz und enthüllte mit greller Schärfe all die feinen Falten des schmalen, braunen Gesichtes vor ihr. Er kam ihr in diesem Augenblick alt und müde vor. Und sie fühlte ein heißes Mitleid mit ihm in sich auf- peigen. War er unglücklich? Jedenfalls nicht glücklich. — Sie schwiegen beide eine lange Weile. Hannah fühlte, wie ihr ein warmes Not in die Stirn stieg. Dies Schweigen in der durchsonnten Wärme dieses noch sommerlichen Vormittags, inmitten der bitteren Düfte von Mahonien und Buchsbaum, in die sich verstohlen der satte Geruch reifer Früchte mischte, dies Schweigen in mitten der grünflirrenden Wildnis des Parkes, die sich hohen Kulissen gleich um die beiden Menschen in ihrer Mitte schloß, dies Schweigen war wie ein sinnverwirren- der, verführerischer Zauber, dem sie, Hannah von Lin- singen, zu erliegen drohte. „Wenn er jetzt etwas täte", dachte sie, und ihre Ge danken arbeiteten mit einer wohligen Schlaffheit, „wenn «r jetzt irgend etwas Ungeheuerliches, Unerhörtes täte —" ' Sie lächelte. Es war ein weiches, verträumtes, merkwürdig frauenhaftes Lächeln. Konrad Lobitten sah in das süße, lächelnde Gesicht. Irgend eine Erinnerung durchzuckte ihn. War es nicht in einer russischen Kapelle gewesen, wo er dies süße, hin- aebende Lächeln schon einmal gesehen hatte? Ja, er be sann sich, es war die Madonna einer Altarnische, die sich durch irgend einen Beleuchtungseffckt aus der geheimnis vollen Dämmerung des Schiffs in wundervoller Klarheit vor den Augen des Beschauers erhob, beinahe nieder gedrückt durch die märchenhafte Pracht ihrer smaragdenen Krone, deren glühendes Grün leuchtend über dem jungen Gesichte stand. Er war damals bei Bilinski zum Besuch gewesen. Bilinski! Wie ein schriller Mißton fuhr der Name durch seine Seele. Und das junge Weib vor ihm, von dem er wußte, daß der Pole es glühend begehrte, erschien ihm plötzlich noch begehrenswerter als zuvor. Und tnit einer heftigen, beinahe brutalen Bewegung riß er den Kopf unter den blonden Zöpfen an sich und drückte seine Lippen auf den roten, lächelnden Mund. Nun war das Unerhörte geschehen. Hannah wehrte sich nicht. Sie lächelte noch immer. Wie ein Traum war das alles, wie ein seltsamer, wunder schöner Traum! Sie schlug die Augen auf und begegnete dem Blick d<S Grafen. Und sie sah, daß ein triumphierender Strahl jäh in diesem Blick emporblitzte. Das brachte sie zur Besinnung. Sie fuhr zurück und stand, die Arme schlaff herab- hänaend, zitternd vor Erregung so dicht an dem großen Mahonienbusch, daß seine Zweige sich leicht auseinander- bogeu. Es sah aus, als wolle das Mädchen in dem Ge wirr seiner glänzenden, stacheligen Blätter Schutz suchen vor ihrem Verfolger. Aber Konrad Lobitten hatte ihre Hand ergriffen und Halt Seiest. . (Fortsetzung folgt.) "efert schnell u. sauber Wihdr-Iktttr - Kuhle o Turmrem „Jahn -»(-«iiuiui (Fortsetzung folM Berlin m 87. , Telefon Amt Hermsdorf Nr. 74. nehmen beim Ausbleiben der Regel, Beschwerden meinen altbewährten Arane« - Fee und wenden sich vertrauens voll an mich selbst. Nach ahmungen zurückweisen. Versandhaus „Diskret" I)resden-A., Areiöergerpl. 8 Fachkundige Frauenbedienung. gsMn Ksteumaiwmu», Eiesti, liexen5estu^ Isekiss, feuekte, stalle siüke, vr. 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Hannah entriß ihm ihre Hand mit einer heftigen Bewegung. „Nein, Gras Lobitten, das ist gewissenlos van mir." Er lachte wieder. „Wollen wir uns ums Gewissen kümmern? DaS ist langweilig. Wollen wir glücklich sein? Ich glaube, wir beide sind's selten genug in unserem Leben gewesen." Da wagte das Mädchen leinen Widerspruch mehr, und sie waren glücklich. Als Hannah mit verwirrtem Haar und heißem Gesicht ins Herrenhaus von Berkehmen zurückkehrte, stand die Sonne hoch im Mittag. Es war sehr heiß, und lange weiße Fäden flogen über die breiten Rasenplätze. Die Luft roch nach Rosen und Levkojen und ein wenig nach verspäteten Veilchen, die irgendwo im Grase verborgen standen. Tante Thekla aber wanderte mit unheilverkünden dem Gesicht zwischen Küche und Vordiele hin und her, und als Hannah aus dem warmen, Hellen Sonnenschein des Gartens in das kühle Vestibül mit dem rotgestreiften Kattunbehang an den morschen Wänden eintrat, von den scharfen, scheltenden Begrüßungsworten des alten Fräu leins empfangen, fröstelte sie unwillkürlich und ein böser, verbitterter Ausdruck malte sich in ihren schönen Zügen. So, nun war das Märchen zu Ende, und der graue Alltag trat wieder in seine Rechte. Schweigend nahm sie die Schelte der Tante entgegen, hatte für alle Fragen nach ihrem langen Ausbleiben nur trotziges Schweigen und begab sich schließlich mit unge zogenem Achselzucken in ihr kleines, freundliches Erker zimmer. Dort lag die Handarbeit für ihren Verlobten noch aus dem Tisch. Finster sah das Mädchen auf die mühsame Stickerei nieder. Und plötzlich tauchte, ohne daß sie es wollte, das blasse Gesicht Hans Rastells vor ihrem geistigen Auge auf. Sie sah es deutlich wie eine quälende Vision, diese stillen, friedlichen Züge, die guten, blauen Augen, die starr und hilflos blicken würden, wenn Hans von der Zusammen kunft seiner Braut mit dem Grasen Lobitten ersühre. — Hannah hatte sich auf dem morschen Lehnstuhl im Erker niedergelassen und die Hände im Schoße gefaltet. Sie war merkwürdig ruhig. Und ihre Gedanken, die heute klar und unbarmherzig waren, reihten sich zu einer Kette von unabänderlichen Entschlüssen aneinander. Sie sagte sich, daß nach irgend einer Richtung hin ein Ende gemacht werden müßte. Und sie fühlte, daß es ihr unmöglich war, Lobitten auszugeben. Auf der anderen Seite fühlte sie plötzlich das Unnatürliche in dem Verhält nis zu ihrem Verlobten. Tante Theklas häufige Frage fiel ihr ein: „Weißt du auch, ob du dich zur Pfarrfrau eignest, mein Kind?" Und heute fand sie die klare und bestimmte Antwort auf diese Frage. „Nein, tausendmal nein", lautete diese Antwort. Sie sah durch die hohen, Hellen Scheiben nach Lo bitten hinüber. Dort drüben war ihr Platz, dort drüben und nirgends anders. Und allem anderen mußte ein Ende gemacht werden. Und das mußte bald geschehen. Sie stand auf, nahm die angefangene Schreibmappc vom Tische, wickelte sie mit der bunten Seide für die Stickerei zusammen sorgfältig in Seidenpapier und ver schloß sie in dem untersten Fach der alten Kommode aus Kirschbaumholz, dessen warmes Blond in der Sonne röt lich aufleuchtete. Als sich der Schlüssel tm Schloß drehte — rasch und enischlosscu, niit einer Bewegung, die beinahe e.n >o. .. hastig anssah —, lieh ein Geräusch das Mädchen aufsehen. Tante Lenore stand in der geöffneten Tür. In ihren großen Augen lag ein Ausdruck von Angst, und ihre Stimme zitterte erregt, als sie sagte: „Du darfst mir nicht böse sein, Kind. Aber wir alle sind den ganzen Morgen über deinetwegen so sehr in Sorge gewesen. Ich wollte nur einmal nach dir sehen." Hannah lächelte. „Komm nur näher, Tante Lenore." Und als Lenore von Linsingen mit ihren kleinen, etwas trippelnden Schritten sich zögernd dem Erker näherte, fuhr sie fort: „Es tut mir leid, daß ihr euch geängstigt habt, liebe Tante." „Ja!" Fräulein Lenore seufzte. „Wir sind in letzter <-seit wohl allesamt ein bißchen nervös geworden, Kind. Aber es sind auch so viel absonderliche Dinge geschehen." Hannah lächelte noch immer, aber ihr Lächeln hatte allmählich etwas überlegenes bekommen. Waren die Dinge, die Tante Lenore erwähnte, wirk lich so absonderlich? Oder war das nur ein Stückchen von dem Leben, das bisher immer achtlos an Berkehmen vorbeigcgangen war? Ihr, Hannah, erschien alles, wa- sich in den letzten Tagen zugetragen hatte, auf einmal natürlich und selbstverständlich. Wie der Anfang zu einem neuen bewußten Dasein erschien es ihr. All das ander« bisher war nicht viel mehr als ein bloßes Vegetieren ge wesen. Beinahe mitleidig blickte sie auf Tante Lenore, in deren welken Zügen ein sorgenvoller Ausdruck stand. „Ich möchte dir etwas mitteilen, liebe Tante—", daß alte Fräulein sah erschreckt aus. „Mein Gott! Es ist doch nichts Schlimme-, Hannah? Ich habe die ganze Nacht kaum ein Auge geschloffen aus Angst, daß sich noch irgend etwa- Schreckliche- ereignen würde." „Ich will meine Verlobung mit Han- auflösen, Taner Lenore." MMeln WmrH Hierzu ladet freundlichst ein Wilh. Hanta. Gewerbe-Umm Ottendorf-Okrilla «. Umg Unser Ausflug nach ?illnitz-MeixmüvIe evtl. Borsberg findet am Montag, de« 16. Jutt statt. Abfahrt Vi H Uhr von Ottendorf-Haltcp. Von Dres den m. Dampfschiff 18,15 Uhr (Näh, noch durch Zirkular.) Lunts NWMUM auch kleine und auf Briefen. Dresden, Mrttbrrgerßr.MU