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Oknm'acktige ^ut. Aus mit den Vorgängen im Ruhrgebiet genau ver trauten Kreisen wird geschrieben: In der ganzen übrigen Welt außerhalb Deutschlands, wo man trotz der beginnenden besseren Einsicht in den wahren Charakter des „unschuldig überfallenen Frank reichs" noch immer französischen Meldungen mehr Glauben beimißt als den deutschen, hat es Aufsehen erregt, daß der Reichskanzler Cuno in München in seiner Rede im dortigen Rathaus mit so energischem Nachdruck den Gerüchten von der angeblichen Verhandlungssehnsucht Deutschlands den Hals umdrehte. Ein englisches Blatt hat daraufhin geschrieben, daß Dr. Cuno von einer tausendköpfigen Menge wie ein Held empfangen worden wäre, und daß den Franzosen jetzt hoffentlich zweierlei klar geworden wäre: erstens, daß die Beschlagnahme des Ruhrgebiets als wirtschaftliche Maßnahme gescheitert sei, unb zweitens, daß eine etwa geplante dauernde Besatzung auf die organisatorischen Macht mittel der andern Mächte stoßen würde. Jeden falls dürfte man immerhin schon soviel begriffen haben, daß der leitende deutsche Staatsmann nicht hätte so sprechen können, wie er es in München tat, wenn der Stand der Dinge im eigentlichen Kampfgebiet, nämlich an der Front an der Ruhr, ihm dazu nicht das Recht gegeben haben würde. Und wer Gelegenheit hat, dann und wann mit Sachkundigen zu sprechen, weiß, in welchem Umfange Dr. Cuno dieses Recht tatsächlich gehabt hat. Im übrigen Reiche weiß man ja nicht den zehnten Teil dessen, was sich an der Ruhr an Furchtbarem wie an Er hebendem täglich begibt. Man ahnt und weiß nur, daß sich dort ein heldisches Epos abspielt, dessen erschütternde und tragische Einzelheiten heute zum Teil sogar aus vaterländischem Interesse nicht berichtet werden dürfen, das aber einst noch die fernsten Geschlechter packen und be geistern wird. Doch es reizt allzu sehr, den Schleier, den die Gegenwart über die Ereignisse notgedrungen breitet, wenigstens einmal ein wenig zu lüften, und darum seien im folgenden nur einige wenige, aber kennzeichnende „Zwischenfälle" geschildert. Da hört man z. B. von der Nervosität der Fran zosen reden. In einer größeren Stadt des Ruhrgebiets, deren Namen täglich in allen Zeitungen genannt wird, gehen eines Tages drei französische Offiziere die Straße entlang. Hinter ihnen kommen zehn deutsche Arbeiter von der Werkstatt, wollen an den Franzosen vorübergehen. Plötzlich eine kurze wortlose Verständigung, und die zehn Deutschen bleiben, anstatt die Franzosen zu überholen, dauernd auf gleicher Höhe mit ihnen. Links fünf Deutsche, rechts fünf Deutsche, und alle die Augen starr auf die drei Franzosen gerichtet. Wenn diese hersehen, dann fahren die Köpfe der Deutschen mit einem Ruck geradeaus. Stumm wie Automaten. Sehen die Franzosen ihrerseits wieder geradeaus, dann wenden sich auch sofort wieder die Augen der Deutschen ihnen zu. Das alles geschieht mit gleichem Schritt und Tritt, und die Franzosen werden „nervös". Sie fassen nach der Revolvertasche, aber sie können doch nichts anderes tun als die wortlose Verachtung in den starrenden zehn Augenpaaren zu studieren. Ein anderes Bild. Ein höherer deutscher Juftizbeamter hat einen Zusammenstoß mit dem französischen Ortskom mandanten, der mit dessen Niederlage endet. Darauf werden zwei Tage später die Söhne des deutschen Justiz beamten, ein Sekundaner und ein Primaner, aus der Schule heraus fe st genommen und, unbekannt wohin, wegtransportiert. Der unglückliche Vater erkundigt sich überall vergeblich nach ihrem Verbleib und geht schließ lich zu seinem Feinde. Dieser empfängt ihn mit über triebener Höflichkeit und verspricht nachzuforschen. Es geschieht nichts. Der Deutsche sucht den Franzosen zum zweitenmal auf und hört, daß seine Kinder angeblich verbotener Umtriebe bezichtigt werden, ihm aber zurück gegeben werden sollen. Es geschieht noch immer nichts. Ein dritter Bittgang des verzweifelten Deutschen, aber der Feind des Landes, der zugleich sein persönlicher Feind ist, lächelt unergründlich und verspricht, wie bisher, den beiden Knaben nachzuforschen. Nun wird erzählt, das; der zum äußersten getriebene Vater, überzeugt, daß seine Söhne im französischen Gefängnis dem moralischen und körperlichen Tode entgegengefühlt werden, einen letzten Gang zu seinem Gegner antritt, dessen spöttisches Lächeln mit einer Revolverkugel endet und sich dann selbst erschießt. Begreift man, daß bei solchen Vorgängen die Nuhr- front unerschnttert bleibt! Begreift man, welche Em- Der Tsnz der Dämonen. Roman von M. Weber. L7s lNachdruck verboten.) Ja, daS war derselbe Blick, wie Hanna ihn vorahnend, damals in jener schrecklichen Nacht in Rom in ihrer aufgeregten fiebernden Phantasie auf dem alten Bilde gesehen hatte, das ihm glich. Oh, wäre er ihr doch lieber im Zorn begegnet und hätte die Hand, die sie ihm so freudig entgegenstreckt, Zurückgewiescn, hätte ihr gesagt: „Ich habe das bittere Leid, das du mir angetan, nicht überwunden und vergessen!" Es wäre eher zu ertragen gewesen als diese Ruhe, diese Gleichgültigkeit, mit der er ibr gegenübersaß und ihr lächelnd erzählte: drüben in Misdroy sei ihm plötzlich Elvira eines Tages begegnet. Eine Gnädige! Ihr Gatte sei ein baumlanger, ziemlich nichtssagend aussehender Mensch. Sei von hohem Adel. In ihrem Gefolge habe sich Nanny und Lilly befunden, und noch einige Zierbengels mit roten Krawatten. Elvira hätte, die früheren intimen Beziehungen gänzlich igno rierend, in ihm nur den Schriftsteller begrüßt, habe die Geistreiche gespielt und ihm im Vertrauen erzählt, daß sic auch einen Roman unter der Feder habe, den sie ihm, wenn er dann vollendet sei, zur Beurteilung zuschickcn wolle. „Sie können sich Wohl darstellen, daß mir diese Ge sellschaft, die sich da au meine Fersen heftete, in keiner Weise zusagte, und so flüchtete ich denn hierher, Meer und Wald sind sich ja schließlich überall gleich!" schloß er seinen launigen Bericht. „Lie Menschen aber auch," erwiderte Hanna, die ihre Selbstb-.herrschung jetzt endlich wiedergefunden hatte. „Der berühmte Schriftsteller wird hier ebenso gefeiert und in Beschlag genommen werden." „Nun, ich finde hier wenigstens keine einstige Braut, die mich stetig an eine Vergangenheit erinnert, mit der ich längst abgeschlossen." „Und in der auch ich mit einbegriffen bin," sagte sich Hanna, und ihr war zumute, als fiele die Welt, alles, alles pörung es erregen muß, wenn nach einem der ständigen Eisenbahnunfälle an die deutschen Bewohner der umliegen den Häuser der Befehl ergeht, sämtliche Fenster zu ver hängen und die Stelle der Katastrophe mit abgewendeten Gesichtern zu passieren! Ein Befehl, dem auch gegenüber Frauen und Kindern mit brutalen Kolbenstoßen Gehor sam verschafft wird. Als die Franzosen im Ruhrgebiet erschienen, waren sie des naiven Glaubens, daß die deutschen Arbeiter in Hellen Scharen zu ihnen überlaufen würden. Sie sehen sich in dieser Hoffnung grausam enttäuscht und nehmen dafür in ihrer Weise Rache. Auch darüber eine kleine Geschichte. Nach langer schwerer Arbeit im tiefen Schacht kommen zwanzig Bergleute müden Schrittes den Weg zu ihrem Heim gegangen. Plötzlich schwärmt ein Trupp Franzosen mit gefälltem Bajonett vor ihnen aus, und die Bergleute werden wie eine Herde Vieh ins Wachtlokal getrieben. Dort müssen sie drei Stunden — drei lange, endlose Stun den — in Reih und Glied gerade aufgerichtet an der Wand stehen. Regungslos. „Hände an die Hosennaht, ihr deut schen Schweine!" Jede Bewegung wird mit einem Tritt bestraft, und nach drei Stunden geschieht dann noch dies: die Deutschen müssen eine weitere Stunde lang „Knie beugt, Knie streckt!" machen. „Das ist preußischer Drill, ihr Hunde!" „Rein, das ist der S a d i s m u s, das ist die Wut der „Eroberer", die sich um ihre Hoffnungen betrogen sehen. Und es ist die Methode, die die deutsche Front mit einem eisernen Band zusammenhält. Dr. Cuno konnte und mußte in München sagen, daß es Verrat an den deut schen Brüdern im Ruhrgebiet wäre, wenn wir auf Ver handlungen eingehen woltterr, die diesen Namen nicht verdienen. KommunPenunruhen an der Mrhr. Unter dem Schutze der Franzosen. Die Kommunisten haben in den letzten Tagen im Ruhrgebiet eine lebhafte Tätigkeit entwickelt. Besonders in Rotthausen ist es zu schweren Ausschreitun gen gekommen. Rotthausen war während der wenigen Tage der Räteherrschaft das Hauptquartier der Kommu nisten. Die Kommunisten stürmten das Rathaus und er brachen die Räume der Verwaltung der Zeche Dahl busch. Hierbei kam es zwischen, Gemeindebeamten, Ar beitern und den Angreifern zu Tätlichkeiten. Es wurden auch verschiedene Schüsse gewechselt. Daraufhin haben sich die Bürger zu einem Selbstschutz zusammen geschlossen, der Ruhe und Ordnung im Orte aufrecht er halten soll. Daß es soweit kommen konnte, ist auf das Fehlen jeglicher Schutzpolizei zurückzuführen. In Rotthausen sind nur noch zwei Kriminalbeamte. Diesen beiden Beamten untersteht die Sicherheit des Bezirkes, in welchem etwa 35 000 Personen wohnen. Die Kommunisten haben sich der besonderen Nachsicht der Be satzungsbehörden zu erfreuen. Sie haben einen Parteitag unter sich abgehalten, auf dem die Bildung der kommunistischen Partei des Ruhrgebiets beschlossen wurde. Gkromk äer Gewalttaten. — Die Franzosen haben zwischen Benrath und Reis- Holz eine neutrale Zone von 108 Metern errichtet. Infolge dessen gehen die Frachten von französischem über deut sches Gebiet in das englische. Auf diese Weise können die Franzosen die A u s f u h r a b g a b e erheben. — In Wiesbaden wurden 22 Regierungsbeamte aus den Betten geholt und ausgewiesen. Es sind jetzt nur noch wenige Beamte in Dienst. — Die Franzosen verhafteten den General der Infanterie von Mudra, der im Kriege Führer der Argonnentruppen war. Mudra ist nach dem Kriege poli tisch nicht hervorgetreten. Die Ursache seine Verhaftung ist unbekannt. — In Worms sind bereits 38 Inhaber von Dienst wohnungen, die sich den Franzosen nicht gefügig zeigten, innerhalb 24 Stunden aus ihren Dienstwohnungen aus gewiesen worden. — In der Untersuchung der Ermordung des franzö sischen Militärheizers in Essen hat sich ergeben, daß es sich nm ein Eifersuchtsdrama handelt. Der französische Kom mandant hat trotzdem der Stadt Essen mitgeteilt, wenn es sich doch noch herausstellen sollte, daß die Ermordung des um sie her in ein graues Nichts zusammen. Die Meeres- Wogen erschienen ihr wie öde Trümmer, und die weiße Möve, die da emporftieg, das war wohl ihre einsame ver irrte Seele. Jetzt wußte sic erst, wie sie den Mann da vor ihr mit dem schönen, stolzen Antlitz geliebt hatte, wie all ihr Den ken und Hoffen mit ihm verwoben war. Run aber mit keiner Miene, keinem Blick verraten, wie unsäglich weh ihr umS Herz war! Ach, die Kunst des Lebens ist doch bis weilen furchtbar schwer! Einige junge Damen traten jetzt zu den beiden heran und baten Hanna noch um ein Lied; auch Hoff schloß sich dieser Bitte au, er blieb aber draußen an der großen Saaltür stehen, als Hanna sich an den Flügel setzte. Sie sang das schöne traurige Lied von Schumann aus der „Dichterliebe": Und wüßten's die Blumen, die kleinen, Wie tief verwundet mein Herz, Zje würden mit mir weinen, Z-ü heilen meinen Schmerz. Der .Klang ihrer Stimme, die da so voll und weich zu ihm heraustönte, das Meeresrauschen, das Mondlicht, was so geisterhaft auf den Wellen zitterte, alles das ver wob sich ihm zu Romangcbilden. Hoffs Herz war nicht in Schwankungen geraten, als er die einst so heiß geliebte Frau wiedergesehen, das Interesse, das Hanna bei ihm erregte, war nur das des Schriftstellers, und in diesem Interesse suchte er wieder und wieder ihre Gesellschaft, wanderte mit ihr am Meeresstrande und beteiligte sich an den verschiedenen Ausflügen, die da unternommen wurden. Der Verkehr in diesem aus den verschiedensten Elementen zusammengewürfelten Kreise bot in jeder Hinsicht Stofs und Anregung für ihn; seine Phantasie war unermüdlich tätig, und als der Entwurf und Aufbau eines neuen Werkes in seinem Kopfe fertig, da drängte es ihn auf ein mal zur Abreise, er sehnte sich nach der Einsamkeit feiner Thüringer Berge, nach seinem stillen Studierzimmer dort, nach der Ruhe des geistigen Schaffens. Von dieser Sehnsucht sprach er heute zu Hanna. Mit - Sammelmappe - für bemerkenswerte Tages, und Zeitereignisse. * Der Reichstag vertagte sich auf den 11. April, der preußische Landtag auf den t7. April. * Die deutschvölkische Pattei hat gegen das Verbot durch den preußischen Minister Severing Protest eingelegt. * Das Reichsvcrkehrsministerium hat im Einverständnis mit den Eisenbahnorganisationen den Beamten im besetzten Gebiet erneut eingeschärst, daß sie nur deutschen Anordnungen Folge leisten dürfen. Die Rheinlandkommiffion hat eine neue Verordnung zum Schutz der abtrünnigen Deutschen erlassen. * In der französischen Kammer erklärte der Kriegsministcr Maginot, daß die Regierung genötigt sei, die Truppenstätte im Ruhrgebiet demnächst um A OM Mann zu erhöhen. Schmidt ein „politisches Attentat" gewesen sei, so würde die Stadt Essen mit einer Geldbuße von 20V Millionen französischen Franken — heute die Kleinigkeit von 260 Milliarden Mark! — belegt werden. — An der Bahnstrecke Vorhalle—Vollmarstein ist der Bergmann Karl Bracht erschossen worden, weil er auf An ruf eines französischen Postens nicht strhengeblieben war. — In Düsseldorf haben die Franzosen 120 Millionen Mark Lohngelder aus den Wohnungen der Meister der Rheinischen Metallwerke, wo sie wegen der Besetzung der Lokomotiv- und Wagenbauwerkstätten ausgezahlt werden sollten, beschlagnahmt. Das Werk ist vollständig stillgelegt. — Als in Essen im Arbeitsamt die Arbeitslosen ihre Erwerbslosenunterstützung in Empfang nehmen wollten, erschien plötzlich eine Abteilung französischer Kriminal beamten mit Soldaten. Da angenommen werden mußte, daß eine Beschlagnahme der Erwerbslosenunterstützungs- gelder geplant sei, mußte die Auszahlung sofort eingestellt werden; das Geld ist den Franzosen nicht in die Hände gefallen. — In dem Gefängnis zu Zweibrücken, wo bekanntlich zurzeit die Mehrzahl der zu Gefängnisstrafen verurteilten deutschen Beamten untergebracht ist, herrschen die un würdigsten Zustände. Nach Mitteilung eines Augenzeugen, der das Gefängnis besichtigt hat, werden den Gefangenen alle Vorteile, die sonst politischen Gefangenen gewährt werden, verweigert. für keut unä morgen. Diebstähle auf der Eisenbahn. Die Diebstähle von Handgepäck aus den zur Abfahrt bereiten oder bereits fahrenden Zügen wollen nicht Nachlassen; sie werden be- günstig! durch eiue gewisse Leichtfertigkeit der Reisenden, die ihre Koffer entweder unbeaufsichtigt im Abteil liegen lassen oder unbekannte Mitreisende bitten, auf ihr Gepäck aufzupassen. Jetzt sollen Vie Reisenden durch Aushänge auf den Bahnhöfen und in den Zügen auf die Diebstahls gefahr nachdrücklich hingewiesm werden. Im fahrende» Zuge wird häufig, weun die Reisenden in den Speise wagen gehen und ihr Gepäck ohne Aufsicht zurücklassen, das Gepäck entwendet. Um die Reisenden vor derartigen Diebstählen möglichst zu schützen, sind die D-Zug-Schaffner angewiesen worden, auf Wunsch der Reisenden, die ihr Abteil vorübergehend verlassen wollen, das Abteil abzu- schließen. Verbilligung der Lernmittel. Ein neuer Erlaß des preußischen Unterrichtsminist-ers gibt für die Verbilligung der Lernmittel Richtlinien für die Lehrerkollegien. Die meisten Eltern vermögen die hoben Kosten für Bücher, Hefte, Zeichen- und Schreibgegenstände nicht mehr oder nur unter schweren Opsern auszubringen. Der Minister hat schon früher darauf hrngewiesen, daß bei den Anforde rungen der Schule die größte Sparsamkeit zu be obachten ist. Besonders macht der Minister die größte Sparsamkeit in bezug auf Hefte, Schreib- und Zeichen gerät zur Pflicht. Bei den Lehrbüchern soll ernstlich geprüft werden, welche der eingeführten Bücher durchaus nötig sind. Die Anschaffung nicht durchaus nötiger Bücher sei bis auf weiteres nicht zu fordern. Besondere Ausgaben deutscher und fremdsprachiger Werke seien nicht zu verlan gen. Es genüge, wenn der Schüle: den zu behandelnden Lesestoff in irgendeiner Ausgabe zur Hand habe. Jnr Unterricht sei zu gestatten, daß Schüler im Notfall beim Nachbar einsehen. Notwendig ist die vom Minister kürzlich empfohlene Schaffung von H il f s b ü ch e r e i e n für be dürftige Schüler. Warmer Begeisterung schilderte er ihr seine einsame Be sitzung in Thüringen, wie er nun dort, angeregt und er frischt, ein neues Werk beginnen wolle. Zum Tode erschrocken, hatte Hanna seinen Worten ge lauscht. Er wollte fort, die schönen, schönen Tage hier am Meeresstrande sollten plötzlich enden, und sie sollten beide auseinandergehen, kühl und gleichgültig, wie zwei Men schen, die sich nie nähergctreten, nie geliebt? So kalt und gelassen, wie er sic begrüßte, sollte er von ihr scheiden? Verzweiflungsvoll starrte sie auf die graue endlose . Meeresfläche vor ihnen, über der trübe WolkenschichLen lagerten, aus denen schwere Regentropfen leise stetig her- mttcrricselten, um sich in den grauen Mecreswogen laut los zu verlieren. „Wie Tränen, die da ttn Weltenmecr ungesehen ver sinken," sagte Hanna mit tonloser Stimme, mühsam mit ihren Tränen kämpsend. — Hoff sah sie betroffen an. Was sollte diese Äußerung, die mit seiner Rede in keinerlei Be ziehung stand? Er begegnete ihrem trostlosen Blick und sah nun mit jähem Erschrecken ihr blasses, verstörtes Ge sicht, auf dem nur zu deutlich geschrieben stand, was ihm doch auf ewig verschwiegen bleiben sollte. Und sie war so schön, so rührend in ihrer Trauer, und aus seiner Seele Tiefen klang cs herauf, wie verlockende Stimmen: Steige herab von deinen Rr-.hmeshöhen in die Arme dirser fchöncn, traurigen Frau, ihre Liebe ist beglückender als aller Ruhm! Ein kurzer Moment des Kampfes, aus dem die Tichtersesle siegreich hervorging. Nein, den Platz, zu dem er einst emporgestiegen über die Trümmer seiner Liebe hinweg, er wollte ihn nun auch behaupten bis an das Ende seiner Tage. Er reichte ihr die Hand, und Hanna legte ihre zitternde Rechte hinein. „Ich bin nur ein schwaches Weib, ich ... o Gott...!" Ein Tränenstrom brach aus ihren Augen. Sie wandte sich weg von ihm und winkte mit den Händen, daß er sie verlassen möchte. (Schluß folgt.)