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die Verwertung von Abfällen, die edelmetallhaltige Stoffe bergen. In der Sächsischen Münze wird gegen wertig nur Muminiumgeld hergestellt, und zwar augen blicklich täglich etwa 200 000 Stück 200-Markstücke. Auch künstlerische Medaillen und Münzen sind in der letzten Zeit aus der Sächsischen Münze hervorgegangcn, so wer den jetzt zwei schöne Bronzemünzen, sogenannte „Hunger münzen", herausgegeben. Der Besuch der staatlichen Hüttenwerke zeigte, dasz nicht nur Wissenschaft und Technik in ihnen hervorragend vertreten sind, sondern auch ein moderner kaufmännischer Geist wollet. Politische Tagesschau. Friedrich Edler von Braun ch. An den Folgen einer schweren Operation ist in der Nacht zum Donnerstag in einem Münchener Privatsanatorium Friedrich Edler von Braun, Präsident des Neichswirt- schaftsrates und geschäftsführendes Vorstandsmitglied im Reichsausschuß der Deutschen Landwirtschaft, verschieden. Die Bezirksleitung Sachien des Deutschen Eisenbahnervcrbandes und dieLandesstelleSachsen der Reichsgewerkschaft haben an den Reichskanzler, Neichsfi- nanzminister, Reichsverkehrsminlstcr und an den Haupt ausschuß des Reichstages eine Eingabe gerichtet, worin unabhängig von der dringend erwarteten allgemeinen Regelung der Löhne und Gehälter gefordert wird, allen Lohnempfängern auf die ihnen im Rahmen des Rrichs- lohntariss zustehenden Erundlöhne und Teuerungszu lagen auf der Basis der Bezüge vom nominell 11. Mai einen einheitlichen Ortszuschlag von 45 Prozent zu gewähren und die gleiche finanzielle Auswirkung, 45 Prozent, auf die Bezüge der Gehaitsempfänger auf der Basis voni 15. Mai auszudchnen. Finnland. Spenden für Deutschland. Nachdem kürz lich dem General Graf von der Goltz von finnischen Deutschfreunden aller Kreise für die Ruhr- und sonstige deutsche Not etwa 100 Millionen Reichsmark übergeben wurden hat das Damenkomitee des finnischen Roten Kreuzes eine Sammlung zur Linderung der Not im Ruhrgebiet veranstaltet, die 130 000 Finnenmark (gleich zirka 134 Millionen Mark) und 187 155 Reichsmark so wie bedeutende Mengen von Lebensmitteln emgebracht hat. Amerika. 'Konflikt mit China. Reuter meldet aus Washington: Anläßlich des Uederfalls auf einen Eisen bahnzug in Schanttmg, dem verschiedene Amerikaner zum Opfer fielen, hat der Kriegssekretär mitgeteilt, daß das Kriegsdepartement sich bereit halte, alle Entscheidungen, die das Staatsdepartement oder der Gesandtschaftsrat in Peking treffen werden, nötigenfalls mit Waffengewalt zu erzwingen. Du Lage, die ourch den Zwischenfall entstanden sei, wird in Washington als ernst bezeichnet. Kurze politische Mitteilungen Die Zahl der Erwerbslosen steigt in Sachsen weiter und nähert sich schon sehr der Höchstzahl von 1920. Am 17 April wurden 79947 Arbeitslose gezählt gegen 61628 Mitte März. Der Reicherst stimmte der Vorlage des Reichsfinanz- ministeriums, die die Ermäßigung bei der Lohnsteuer erhöht, ohne Erörterung zu. Die neuen Sätze treten am 1. Juni in Kraft. Nach einer Mitteilung des Vizepräsidenten der Neichsbank sind von den Franzosen mit dem Ruhrein fall nicht weniger als 27 180 Milliarden Mark gewalt sam weggenommen worden. Die Nheinlandkommission hüt am Freitag 255 deutsche Eisenbahner und Postbeamte ausgewiesen. In der Revisionsverhandlung gegen den Essener Bürgermeister Schäfer wurde das'Urteil verkündet. Es lautet Mtt 1 Jahr Gefängnis und 10 Millionen Mark Geldstrafe. Krupp und die anderen Verurteilten wurden nach Düsseldorf gebracht. Die bayerische Regierung rückt scharf von den Na tionalsozialisten ab. — Der Münchener Polizeipräsident wurde seines Amtes enthoben. Die russische Botschaft in Berlin hat aus Anlaß des Lausanner Mordes die offizielle rote Staatsflagge auf Schicksalswende. Roman von A. Seifert. 18. 'Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Schnell trat der alte Herr tiefer in das Zimmer zurück. Almida sollte stein bleiches, verstörtes Gesicht nicht sehen. Ihm war ja auch sterbenselend. Er mußte sich setzen, weil ein Schwindelanfall ihn erfaßte. „Großer Gott", murmelte er. „erbarme dich, laß nüch nicht eher sterben, als bis iS meine Saumseligkeit nachgeholt, bis ich die Zukunft meines Kindes sicher- gestellt habe." , So fand ihn Hubert, der erschreckt ein Glas mit Wein füllte und es Herm Hamisch reichts, der es in einem Zuge l««rte. „Das hat gut getan. Und nun fasse Mut, mein lieber Hubert! Was ich dir zu mgen habe, ist unge- . wöhüliche'' Art und wird dich hart treffen. Aber ich bin dir Wahrheit schuldig und nicht länger soll sie dir oorenthalten bleiben." Weder Herr Harnisch noch Hubert ahnten, daß diese ^enc einen Zeugen hatte, welcher sich hinter einer Por tiere verbarg. Franz hatte am Morgen Huberts Verstörtheit be merkt und dann beobast-tet. aaß auch sein Oheim traurig und schmerzbewegt dreimchautc. Seine Neugierde war geweckt. Er arbeitete nur scheinbar. .In Wirklichkeit lauschte er auf jedes Ge räusch im Pcivatkontor. Dann schlich er von seinem Platz und machte sich in der Nähe des ersten Proku risten zu schaffen. Er hatte sich in seiner Voraussetzung nicht getäuscht. . k : Lerr Harnisch kam unü wate seinem Prokuristen. halbmast gehißt. Es heißt, daß die russische Regierung eine außerordentlich scharfe Protestnote an die Schweizer Regierung richten werde. Havas gibt eine Meldung aus, im besetzten Gebiete sei gegenwärtig eine starke Zunahme des passiven Wider standes festzustellen. Die Luft sei wie von Explosivstoffen erfüllt. Nach einer Meldung der Kölnischen Volkszeitung steht nunmehr fest, daß die 63. Generalversammlung der deutschen Katholiken am 27. und 28. August dieses Jahres in Köln stattfinden wird. In der zweiten Hälfte des April betrug die Zahl der staatlich unterstützten Arbeitslosen in der Tschecho- slovakei 140 000, das sind 40 000 weniger als im Vor monat. Deutsch am Rhein! Ihr all vom Spree- und Elbestrande, Die ihr des Rheines Wunder preist, Ihr wißt es nicht, was Feind im Lande, Und Feind am Heimatherde heißt. Ihr wißt es nicht, wie Stund' um Stunde Wir kummerschwer nach Freiheit schrein. Erstirbt das Herz in Weh und Wunde: Wir bleiben deutsch am deutschen Rhein. Es rauscht in dumpfen Weh-Akkorden Ein Klagelied der Rhein zu Tal! Wir sind der Feinde Sklaven worden, Ein Knechtevolk in Not und Qual! Und doch sind wir uns treu geblieben Und werden treu uns immer sein, Uns eint ein heilig Band, ein Lieben! Wir bleiben deutsch am deutschen Rhein Weltfremde, kalte Laute dringen An unser Ohr wie Peitschenschlag, Und fremde Kriegsfanfaren singen Das Henkerslied von tiefster Schmach! Und fremde Wimpel, fremde Fahnen Schrein hochgeschwellt ins Land hinein. Und dennoch bleiben wie die Ahnen Treudeutsche wir am deutschen Rhein. Wir kriechen nicht vor euch im Staube. Wir sind der stolzen Väter wert; Germanenblut, Germanenglaube Sind stärker als Tyrannenschwert. Drum fahrt dahin mit euren Gaben Voll Lug und Trug und Flitterschein. Wir wollen Recht und Freiheit haben Und Deutsche sein am deutschen Rhein. Josef Sch regel, Düren (Rheinland). Aus aller Wett. *Das unsichere Berlin. Hilferufe ertönten in der Nacht zum Freitag kurz nach 3 Uhr in der oberen Frie drichstadt in Berlin. Beamte der Schutzpolizei fanden an der Ecke der Friedrich- und Puttkamerstraße einen Mann liegen, der von mehreren Wegelagerern überfal len, niedergeschlagen und seiner goldenen Uhr im Werte von sieben Millionen Mark und der Brieftasche mit 60 Millionen in ausländischem und deutschem Gelde be raubt worden war. Der Ueberfallene war General direktor Martin Stein, der sich zur Erledigung von Ge schäften in Berlin aufhält. Die Räuber waren bereits verschwunden, als die Schutzbeamten dazu kamen. * Steckbriefe auf der Filmleinwand. Die Kinos stellen sich in den Dienst der Kriminalpolizei. Das ist das Ergebnis eines Beschlusses, den der Verein der Licht bildtheaterbesitzer Groß-Berlin und Provinz Branden burg gefaßt bat. Er bat sich dem Reichsministerium des Innern und den staatlichen Behörden gegenüber bereit erklärt, in besonders wichtigen Fällen zur steckbrieflichen Verfolgung die von den Polizeibehörden zu liefernden Diapositive des Steckbriefes kostenlos in seinen Theatern zu veröffentlichen. Auch -der Reichsverband deutscher Lichtbildtheater will seinerseits versuchen, auf die ihm angeschlossenen Unterverbände dahin zu wirken, daß sie den Polizeibehörden gegenüber das gleiche Entgegen kommen beweisen. - Grohfeuer. In Leutschau, dem slovakischen Nürn berg, hat ein großer Brand sieben Patrizierhäuser, ferner daß er ihn für heute vertreten müsse. Er fühle sich nicht wohl und wolle sich einen freien Tag gönnen. Die Herren begaben sich noch einmal nach dem Pri vatkontor zu einer kurzen Besprechung. Diese Gelegenheit benutzte Franz. Er sagte seinem Kollegen, daß er einen Geschäfts weg machen müsse, nahm Hut und Paletot und eilte davon. Man war es gewohnt, daß der Neffe des Chefs sich derartige Eigenmächtigkeiten erlaubte. Mißbilligende Blicke folgten seiner schlanken Gestalt, doch wagte keiner eine abfällige Bemerkung zu machen, oder gar, ihn am Fortgehen zu hindern. Franz hastete mit langen Schritten vorwärts. Erst als er in die Nähe der Villa Harnisch gelangte, ging er langsamer. Er besaß einen Schlüssel zur Pforte, und -es lag ihm daran, unbemerkt in die Villa hineinzugelangen. Er hatte es günstig getroffen. Die Dienstboten waren becm Frühstück. Niemand sah ihn. Frau von Herbst war auf der Veranda mit dem Ordnen von Blumen beschäftigt. Dorthin kam Franz nicht. Er schlich auf gut Glück in seines Oheims Arhetts- stube und verbarg sich dort hmter einem Vorhang, der, zum Teil gerafft, eine wirkungsvolle Draperie für sine Nische bildete, wo auf schwader Marmorsäule eine Apollobüste in herrlichem weißen Marmor prangte. Aus diesem Platz horchte und spionierte er heute nicht zum ersten Male. Was er erlauscht, waren immer nur belanglose Dinge gewesen. Aber es befriedigte ihn, in diesem oder jenem besser unterrichtet zu sein, als die Kollegen im Kon- den Turm und das Dach der Kirche eingeäschert. Die verbrannten Bürgerhäuser stammen aus dem Mittel- alter. * Eroßfeuer in Landshut zerstörte die Klötzermühle vollständig. Sämtliche Vorräte an Getreide und Fut termitteln, die Maschinen und der gesamte Wagenpark wurden ein Raub der Flammen. " Kostspielige Vergeßlichkeit. Der Viehhändler Harpaintner ließ im Abendzuge nach Taisbach seinen Mantel mit Brieftasche hängen. Der Mantel wurde gefunden, die Brieftasche mit über 2 Millionen Mark ist gestohlen worden. Drei Kinder in den Flammen umgekommen. In der Nacht brach in dem ländlichen Gehöft von Berger in Billwärder bei Hamburg Feuer aus, das schnell um sich griff und das ganze Wohnhaus in Asche legte. Die drei Kinder im Alter von 8—12 Jahren, die in der Boden kammer schliefen, sind in den Flammen umgekommen. Von der Transmission zerstückelt. Ein furchtbares Unglück ereignete sich nachts in der Flensburger Papier fabrik. Dort geriet der Arbeiter Emil Schubert auf nicht aufgeklärte Weise in die Transmission und wurde sofort getötet. Man fand die Leiche furchtbar verstüm melt auf. Der Verunglückte hinterläßt seine Frau und sieben Kinder. * Der französische Kommunist Dupont verhaftet. Der französische Kommunist Dupont ist in der Wohnung eines Genossen, der ihn beherbergt hatte, durch die Er furter Kriminalpolizei verhaftet worden. Andere aus ländische Redner konnten sich der Verhaftung entziehen. * 30 Schüsse in den Kopf. Bei der Gefechtsübung der Jnfanterierekrutenschule Bellinzona (Schweiz) ging aus bisher noch nicht festgestellter Ursache plötzlich ein Maschinengewehr los. Hauptmann Locher aus Basel, der sich in dessen Nähe befand, erhielt etwa 30 Schüsse. Der Kopf des Unglücklichen wurde vollständig vom Rumpfe getrennt. * Die Aetna-Eruption. Der Aetna ist in heftiger Tätigkeit. Ein mächtiger Strom Lava fließt sieben Me ter breit aus einem Eruptionsherd von 800 Metern unterhalb des Gipfels. Aus dem Gerichtssaal. Zuchthausstrafe für Eierschmuaael. Das Landge richt Bautzen verurteilte den Kaufmann Martin Endler von Sebnitz wegen Ausfuhrbannbruch unter Versagung mildernder Umstände zu zwei Jahren 1 Monat Zucht haus und 100 000 Mark Geldstrafe sowie zu 5 Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Endler galt für überführt, den Eierschmuggel nach der Tschechoslovakei im vergangenen Winter von seinem Geschäfte aus ge fördert zu haben. Frau Endler und deren Schwägerin erhielten ie 4 Monate 2 Wochen Gefängnis. Gasthausdiebe vor Gericht. Der Elektrotechniker Richard Ehregott Ebisch und der Schlosser Kurt Richard Knäbel, beide aus Dresden, verübten gemeinschaftlich Anfang März in Wehlen, und dann Mitte März in Wilsdruff und Königsbrück raffinierte Easthausdiebe- reien, indem sie sich unter falschen Namen einmieteten und dann Bettwäsche in den einzelnen Fällen im Zeit werte von 600 000 Mark bis anderthalb Millionen stahlen. Das Schöffengericht Dresden verurteilte die beiden bereits vorbestraften Angeklagten, und zwar Ebisch zu 1 Jahr 8 Monaten, und Knäbel zu 1 Jahr Ge fängnis. Humoristische*. - ---- Gedankensplitter eines lachenden Philosophen. Wenn es eine Zeit gibt, wo man gut tut, eine Frau ganz sich selbst und ihrer Verzweif lung zu überlassen, so dürste- dies jedenfalls der Augen blick sein, wo sie mit einem neuen Hute aus der Kirche nach Hause kommt und die Entdeckung macht, daß sie vergessen hat, den Zettel mit dem Preisvermerk zu ent fernen. Zerstreut... Ein Professor sieht, daß seine Frau einen Blumenstrauß auf seinen Arbeitstisch stellt. — „Warum »tust du das?" fragt er. — „Ei, weißt du denn nicht mehr, daß heute dein Hochzeitslag ist?" — „Ach wirklich!" sagt der Professor höflich. „Bitte, erinnere mich doch daran, wenn der deinige kommt, damit ich deine freundliche Aufmerksamkeit erwidern kann." tor. Er prahlte auch wohl gelegentlich vor den an deren Angestellten im Bureau damit. Nur ein ganz besonderer Zufall hätte seine Ent deckung herbeiführen können Aber er fürchtete der gleichen nicht. Er wartete. Die Zeit wurde ihm nicht lang. Sein Spürsinn witterte besondere Vorkommnisse, und leine Phantasie malte ihm allerhand Möglichkeiten vor. Er trug leichte Segeltuchschuhe, die ihn durch Knarren nicht verraten konnten. Ehe er sich dessen versah, betrat sein Oheim das Zimmer. Franz konnte ihn von seinem Versteck, das in der Tiefe des Raumes im Schatten lag, beobachten. Herr Harnisch seufzte gequält und sah zum Ent setzen angegriffen und leidvoll aus. Schwer ließ er sich vor seinem Schreibtisch nieder, stützte den Kopf in die Hände und verharrte so mi nutenlang, still und unbeweglich. Dann erhob sich Herr Harnisch und durchmaß das Zimmer mit gleichmäßigen Schritten, unablässig, ruhelos. Franz gewahrte, wie es arbeitete in dem schmalen, vornehm geschnittenen Gesicht. Ungewöhnliches mußte hinter der faltenreichen Stirn vorgehen. Was mochte den Oheim bewegen, dessen gütige Züge sonst stets das Gleichmaß einer überlegten Ruhe bewahrten? Franz zerbrach sich vergeblich den Kops, um eine Erklärung dafür zu finden. Endlich verließ Herr Harnisch sein Zimmer, und ein paar Minuten später hörte man ihn im Garten Hubert Wengdorf rufen. (Fortsetzung folgt.)