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Das deutsche Angebot fertiggestellt. Das neue deutsche Angebot wird den Regierungen der alliierten Länder voraussichtlich am Dienstag, späte stens am Mittwoch übermittelt werden. In seiner vor läufigem Fassung ist das Angebot fertiggestellt. Am Sonnabend hat sich das Reichskabinett in erster Be ratung Mit der Note befaßt. Ueber den Inhalt des deutschen Angebotes ver lautet, das; zwanzig Milliarden Gold mark vorgMstaMi wLeden sollen unter Benennung starker, ge^an bezeichneter Garantien zur Zahlung einer unbestimmten Summe, die unter gewissen Vor- MsPHrngen von Autoritäten bestimmt werden soll. Was Frankreich zu fordern wagt. "" Je näher der Zeitpunkt rückt, au dem man in der ganzest Wttt das deutsche Angebot in der Reparations- sr«ge erwartet, um so offensichtlicher sind die französi schen Bestrebungen, von vornherein den Boden für ein soähds Angebot zu untergraben. Die französische Re- gUrmtgsstresfe, die jetzt so lange von der in einem frühe ren Zeitpunkte geforderten bedingungslosen deutschen KäMuMtion geschwiegen hatte, fordert nunmehr ein- nErg, daß allen Verhandlungen das völlige Aufgeben de» passiven Widerstandes im Ruhrgebiet vor angehen müsse. Der Standpunkt der deutschen Regierung ist der gerade umgekehrte, daß bis zur Räumung des Ruhrgebietes auf Grund von Verhandlungen über das deutsche Angebot der passive Widerstand in voller Schärfe sortdauern müsse, da er die einzige Waffe Deutschlands ist. Die deutsche Regierung mutz, unbeirrt von diesen französischen Summen, die nur die Schwäche Frankreichs in diesem Kampfe zeigen, ihren Weg gehen. Ein treffender Kommentar des „Vorwärts Der „Vorwärts" fügt Len heutigen Pariser Mel dungen über das Berhandlnugsthema folgenden treifcn- den .Kommentar an: „Geradezu unsinnig ist die Forde rung, die deutschen Verordnungen über den passiven Widerstand zu suspendieren. Die Suspension würde an den tatsächlichen Zustand im Ruhrgebiete gar nichts än dern — höchstens dazu führen, datz die Schärfe des Kamp fes mildere Formen annrmmt. Keine Regierung kann durch einen Mas den passiven Widerstand zum Aufhören bringen. — Etwas anderes ist es, ob nicht während der Verhandlungen ein gewisser Waffenstillstand im Ruhr gebiete geschlossen werden iönnte, wozu allerdings die Zustimmung der dort ansässigen Vevölkerungskreise not wendig werden würde. Aber auch dann müßte der Waf fenstillstand bei den Angreifern anfangen, die darauf verzichten müßten, in das Wirtschaftsleben der Bevölke rung mit Gewalt einzugrcisen. * Verschärfte deutsche Abwehr. Stillegung der Koksproduktion. Aus Essen wird gemeldet: Zn Abwehr der Ein griffe der Franzosen und Belgier in die Kokslager hat Ler Ruhrbergbau alle Kokereien stillgelegt, mitAus nahme derjenigen, deren Produktion unmittelbar an oeutsche Verbraucher übergeht. Die Produktion ist infolgedessen auf weniger als den dritten Teil he r n ib gesunken. Schandurteil gegen den Bonner Oberbürgermeister. Der Oberbürgermeister Dr. Falk von Bonn wurde vom französischen Kriegsgericht zu 3 Jahren Ge sang n i s und 3 M i l l i o n e n M a r k E e l d st r a f e verurteilt, weil das'städtische Presseamt den Zeitungen einen Bericht über die Verhaftung eines Beigeordneten, sowie über die Beschlagnahme von städtischen Dienst räumen gegeben hatte. Brirrkensprengung bei Witten. Nach einer Meldung der „Kölnischen Zeitung" aus Witten wurde vorgestern abend auf der militarisierten Strecke —Vorhalle eine der zwei großen Brücken indieLuft gesprengt. In Münster ist die von den Franzosen in Be trieb gehaltene Südstrecke zwischen Vorbecke und Bom mern an verschiedenen Stellen von unbekannten Tätern gesprengt worden, ebenso das Anschlußgleis der Zeche „Waltrop". Die Franzosen haben über die Moseldörfer Win- i ningen, Lay und Güls den B e l a g e r u n g s z u st a n d verhängt. Als Grund wird ein angeblicher Sabotageakt an einem vor Trier kommenden Zuge zwischen Güls und Winningen angegeben. Der Bürgermeister von Win ningen und der Ortsvorsteher von Güls wurden ver- hafret. Die Franzosen haben eine strenge Untersuchung des Vorfalles eingeleitet. Mutiger Zwischenfall mit belgischen Soldaten. Bei dein Uebergang über die Nippe zwischen Wesel und Friedrichsfelde sind am 26. April zwei belgische Soldaten durch Schüsse schwer verletzt worden. Einer von ihnen ist inzwischen seinen Verletzungen erlegen. Aus Anlaß dieses Zwischenfalles sind der Landrat von Dinslaken und der Bürgermeister von Hünxe sestgenom- men worden. Im Kreise Hörde wurde der verschärfte Belagerungszustand verhängt. Der Straßenverkehr ist von 8 Uhr abends bis 6 Uhr früh verboten. Chronik der Gewalt. Die Herrenkonfektionsfirma Fischer in Dort- m » n d hat einen französischen Befehl erhalten, nach dem ihr der Verkauf von Waren bis auf weiteres verboten wird. Außerdem wurde der Geschäfts führer verhaftet. Die Firma weigerte sich er neut, an Franzosen Waren zu verkaufen. Das Kauf haus Kebr. Kaufmann wurde von den Franzosen ebenfalls geschlossen, da man sich geweigert hatte, Tuche für eine auf der Kronenburg zu hissende Triko lore zu verkaufen. Staatsanwalt Burger in Offenburg, der der zeitige Leiter der Staatsanwaltschaft, hat dem Aus weisungsbefehl keine Folge geleistet und ist deshalb von den Franzosen verhaftet und mit dem Auto fori ge s ch a f f t worden. Er wurde zwischen Ortenberg und Ohlsbach ausgesetzt. Verhaftet wurden von den Franzosen mehrere höhere Beamte der Reichsbank in Koblenz, die in folgedessen heute noch geschlossen bleibt. Es scheint sich um Nachforschungen nach Ruhrgeldern zu handeln. Die Besatzungsbehörde hat ab Dienstag über Kaiserslautern eine sechstägige Ver kehrssperre von 6 Uhr abends bis 5 Uhr morgens verhängt. Eine engLisch-ruMsche Krisis. „Neuyork Herald" berichtet aus London, daß die Beziehungen Englands zu Sowjetrußland an einem kritischen Punkte angelangt seien. Eine ernste Note sei nach Moskau unterwegs. Sollte eine Antwort darauf in der Tonart erfolgen, wie bisher, so dürfte man wohl mit einem Abbruch der Beziehungen zwischen beiden Ländern rechnen. Zm Kabinett sei eine gewisse Zahl von Ministern für den unmittelbaren Abbruch. Besonders nach der Hinrichtung des Prälaten Bud- kiewicz, und in den letzten zehn Tagen habe diese Bewegung große Fortschritte gemacht, nur der Minister präsident und andere Minister rieten, zu warten. — Gestern erklärte Macneill im Unterhause namens der Negierung, daß die Haltung Somjetrußlands E m - pörung hervorgerufen habe und man in kurzem eine ernste Warnung noch Moskau senden werde. Diese Mit teilung wurde mit Beifall ausgenommen. Auch die Mit glieder der Arbeiterpartei protestierten. Vielleicht wäre es zu einem Abbruch der Beziehun gen mit Rußland gekommen, wenn man in Eng land nicht geltend machen würde, daß Deutsch- Schicksalswende. Roman von A. Seifert. 7. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Die Vorstellung, Mmida als junge, reizende Haus- frau vor sich zu sehen, war zu verlockend. Immer häu tiger verfiel er in dieses träumerische Grübeln, das M- midas Zukmrft von den Rosen der Liebe und eines wol kenlosen Glücke;» umrankt sah. Und nun vernahm er halblautes, glückliches Lachen, flüsternde Stimmen, glücktnmlene, deuflich zu verstehende Worte. Du mein süßes, geliebtes Mädchen, bald mein Bleib, mein Altes!" Herr Harnisch erschrak furchtbar. Sein Herz krampfte sich in stechendem Schmerz zusammen. Nun kam es ihm doch unLlevartet^ was er so Heitz ersehnt hatte. Run traf es ihn wie eick Schlag. Mmida und Hubert hatten sich gefunden, hatten sich ihre Liebe gestanden. Endlich, endlich! Da; erste Erschrecken war über wunden. Nun zog innigste Freude auch in sein Herz. Er trat vor. Ein wenig bleicher noch als gewöhn lich, doch mit leuchtenden Augen, streckte er den Lieben den beide Hände entgegen. Abnida löste sich verschämt, doch mit einem Iubel- laub aus den sie umschlingenden Armen, dann borg sie den Kops an der Brust ihres Vaters. „Ich bin so namenlos glücklich, Väterchen, Hubert und ich, wir haben uns lv lieb, mehr, als es mit Wor ten zil sagen ist." Hubert Wengdors kam heran, umarmte den älteren Freund und drückte ihm die Hand. „Ich will Mmida zur glücklichsten Frau machen. Nie soll sie es bereuen, ihr liebes, geliebtes Leben mir anverkraui zu haben!" Herr Harnisch küßte seinen zukünftigen Schwieger sohn. „Wir wollen zueinander „Du" sagen, Hubert. Ich habe Dich liebgewonnen wie einen Sohn, seitdem Du in meinem Hause verkehrst. Ich vertraue Dir von Herzeu mein einziges Kind an. Werdet glücklich, Gott segne eure Liebe!" Das Brautpaar küßte sich und dann gingen sie alle drer zur Villa zurück. Es war noch so hell, datz einer die Züge des anderen unterscheiden konnte. „Hast du deinen Eltern M'.lgeleiU, datz du Mmida liebst, Hubert, wissen sie, daß du dich verloben willst?" fragte Herr Harnisch. Der Angeredete sah überrascht auf. „Ich mußte doch erst Mandas Gegenliebe sicher ;ein, lieber Vater!" Der ältere Herr nickte. „So wünschen deine El tern deine Heimkehr, ohne Lag ein besonderer Grund vorliegt?" Hubert schwieg betreten. Auch ihm erschien dieses Gebot zur plötzlichen Heimkehr lelsiam. „Mein Vater ist eine herbe, verschlossene Natur, es kommt ihm nicht in den Sinn, seiner Familie gegenüber seine Handlungs weise zu motivieren." Mmida hatte erstaunt zugehört. „Ihr sprecht so seltsam! Gerade in dieser Stunde. Das finde ich gar nicht hübsch von euch beiden. Huberts Eltern werden glücklich sein, ein Töchterchen zu bekommen. Oder ist es anders?" Huberts dunkle Augen leuchteten. „Mein Muttchen wird dich verhätscheln, wird kaum die Zeit erwarten können, dich zu sehen rind ans Herz zu drücken. Mit meinem Vater wirst du Geduld haben müssen, Liebling. land die neue Lage zur Verengung seines wirt schaftlichen Zusammengehens mit Rußland benutzen würde. * Französisch-türkische Kriegsgefahr in Syrien. Die „Times" meldet aus Kairo: Aus Syrien zu- rückkommende Reisende berichten, daß die K e m a I i - st en an der Grenze Nordsyriens T ruppen zusa m - m enziehe n. Eine volle Division sei in Ajas, etwa 10 Meilen von der syrischen Grenze, ausgestellt. Dem Vernehmen nach stehen zwei Divisionen französi scher S e n e g a l t r u p p e ii bereit, um jeden Augen blick zur Verstärkung der Garnison Alexandrette nach Syrien eingeschifft zu werden. ^tratzenkampf in München. Am Donnerstag abend kam es in München zu schweren Zusammenstößen zwischen Links sozialisten und Hakenkreuzlern. Die Zung- sozialistengruppe Neuhausen hatte in der Gastwirtschaft zur „Volkshalle" ihren regelmäßigen Zungsozialisten- abend. Gegen 9 Uhr rückte ein Zug Nationalsozialisten gegen die Wirtschaft vor. Sie wollten unbedingt in die Wirtschaft eindringen, um dort, wie sie sagten, alles kurz und klein zu hauen und das Nest einmal auszuräumen. Schließlich kamen einige Schutz leute, die bei der bedrohlichen Situation sofort durch Signale Verstärkungen herbeiriefen. Dann schwärmten sie in die Straßenbreite aus und legten sich schuß bereit auf den Boden. Die Nationalsoziali sten gaben von ihrer Stellung aus planlos auf die vor der Wirtschaft Stehenden, darunter die Schutz- mannschaft, etwa 30 scharfe Schüsse ab. Dabei wurde einer der Zungsozialisten am Unterschenkel schwer verletzt, ein anderer durch drei schwere Schüsse in den Rücken und die Lunge verwundet. Als die Polizisten aufgesordert wurden, von ihrer Waffe Gebrauch zu machen, gaben sie zur Antwort: „Wir dürfen ja nicht schießen!" Die sozialistische „Münchener Post" schreibt: Der lleberfall sei von den Hakenkreuzlern planmäßig vor bereitet und organisiert worden. Das sei also der e rst e offene Stratzenkampf in München gewesen. Von der „Münchener Zeitung" wird zur gleichen An gelegenheit gemeldet, daß im Verlaufe des Streites etwa zehn Schüsse abgegeben wurden und daß vier Personen so schwer verletzt wurden, datz sie ins Krankenhaus ein geliefert werden mutzten. Ein 48jähriger Schmiede- gehilfc erhielt eine Stichverletzung, ein 33jähriger Schlosser einen Hieb aus den Kopf und eine Schutzver letzung nm rechten Futz, während ein Schreiner und ein Friseurgehilfe leichtere Verletzungen hatten. Am Schluffe waren an dem Kampf etwa 400 Per sonen beteiligt. Dieses Blatt stellt den Vorgang als eine Rauferei zwischen Kommunisten und Nationalsozia listen dar. Neue Krisis in Sachsen. Zwischen dm sächsischen Regierungsparteien — den Sozialdemokraten und den Kom mu nisten hoben in Dresden neuerdings Verhandlungen stattgefun den wegen der Bildung gemeinsamer Selbstschutzorgäni- sationen. Dis Kommunisten verlangen, datz die Hun dertschaften gemeinsam von den beiden Parteien in den Betrieben gebildet werden tollen. Aus sozialdemokra tischer Seite ist man durchaus nicht geneigt, auf diese Forderung einzugehen, und will vielmehr möglichst aus nahmslos selbständige Parteiorganisationen bilden. Auch über die Altersgrenze gab es erhebliche Differenzen. Die Sozialdemokraten halten 23 Jahre festgesetzt, wäh rend die Kommunisten 17 Jahre vorgesehen hatten. In diesem Punkt waren die Sozialdemokraten geneigt, ein Zugeständnis zu machen und das 20. Jahr anzunehmen. Weiler haben die Sozialdemotraten die Verpflichtung zugesagt, in allen Parteiorganisationen aus einen gemein samen Aufbau hinzuwirkcn. Die Kommunisten jedoch haben diese Zugeständnisse glatt ab gelehnt. Sie haben das ausgesprochen in offener Erklärung, in der sie der Landesleitung der VSPD. den Vorwurf machen, sie wolle die Regierungsvereinbarungen sabo- Und wenn er sich rauh und strenge gibt, darfst du cs ihm nicht anrechnen. Sein Wesen ist so. Er Lenkt nicht daran, sich zu ändern." „Ich will mit dem Brummbären schon fertig ver- den. Sei nur nicht bange! Er wird mich liedgewinnsn und deine Wahl glücklich preisen." „Gott gebe cs, Mmida! Aber sollte es anders wer den, so würden wir meinem Elternhause fern bleiben. Dich soll lein unbedachtes oder gar hartes Wort treffen. Du hast nur Liede und reinsten Frieden kennengelernt und nichts anderes soll in dein Leben treten!" „Das war mir ans der Seele gesprochen", pflich tete Herr Harnisch bei, „aber nun wollen wir im Sekt auf euer Wohl anstotzen, geliebte Kinder. Frau von H'rbst wird für ein Festmahl sorgen." Mmida flog den anderen voran die Treppe zur Veranda hinauf. Tie kiel der mütterlichen Freundin um den Hals. „Wünsche mir Glück, Tantchen, ich habe mich verlobt!" „Endlich! Gott segne euren Bund, geliebtes Kind — meinen innigen Glückwunsch, Herr Wengdors. Sie also wollen uns unseren Liebling entführen? Ich könnte ihnen böse darum sein, wenn es nicht. der Lauf der Wett wäre ... Es wird lehr still um uns werden, Herr Harnisch, wenn Almi fort ist!" „Ich mag gar nicht an das Alleinsein denken . sagte Herr Harnisch. Mmida streichelte sein Gesicht. „Du sollst nicht traurig sein, lieber Vater, wo ich so glücklich bin! Wir werden uns oft sehen. Dann ist die Freude jedesmal um so größer, knd vorläusig bin ich noch bei dir." „Aber ich die Tage, die Stunden!" rief Hubert, „ich hole dich bald, mein Liebling, ich kann ohne dich nicht mehr, sein!" (Fortsetzung folgt.)