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Astronomische Dakien. Von unserem politischen O-Mitarbeiter wird uns geschrieben: J-nmer wieder hat die Entente von uns verlangt, wir sollten unseren Etat in Ordnung bringen; wir sollten end lich durch rücksichtsloses Anziehen der Steuerschraube und Vereinfachung der Verwaltung die Einnahmen vermehren und die Ausgaben vermindern, bis der Neichshaushaltetat balanciere. Die Entente wollte nicht zugeben, daß ein solches Verlangen durch den Versailler Vertrag vollkommen illusorisch gemacht wird; und wenn es uns trotzdem gelang, dieses Gleichgewicht im August des vergangenen Jahres herzustellen, so verdankten wir das nur dem ununterbrochenen Arbeiten der Notenpresse. Un trennbar ist das staatliche Finanzgebaren geknüpft an die wirtschaftliche Entwicklung. Und genau so, wie in unserer Handelsbilanz die Einfuhr, also die Ausgaben, gegen über der Ausfuhr, also den E i n n a h m e n , ein mit jedem Monat wachsendes Übergewicht aufwies, wurde es un möglich, den Reichshaushalt in wirtschaftlich vernünftiger Form zu balancieren. Der Stein hat nun durch den Ruhreinbruch einen so starken Stoß erhalten, daß aus dem Herabgleiten ein Herabstürzen geworden ist. Im Neichsrat fand die Beratung des 12. Nachtragsetats für den Reichs baushalt 1922, den der Einbruch in das Ruhrgebiet und andere deutsche Landesteile notwendig gemacht hat, statt. Der Negierungsvertreter wies daraus hin, daß das Pro gramm der Regierung für die Gesundung des Reichshaus halts durch den ruchlosen Einbruch in Fetzen gerissen ist; wir haben die Billionengrenze überschritten und sind Hineingetrieben in eine Finanzwirtschaft ohne Maß und Ziel. ' j Astronomische Ziffern: die allgemeine Reichsver- walinng weist einen Fehlbetrag von 2,8 Billionen Mark auf, der Fehlbetrag der Postverwaltung beträgt über 318 Milliarden Mark. Welchen Einfluß die Nuhrbesetzung auf den Haushalt der Eisenbahnverwaltung hat, läßt sich vor läufig noch gar nicht abschätzen. Ins Astronomische sind auch die Ausgaben des dritten großen Etats gestiegen, nämlich jene Posten, die zur A u s fü h r u n g des Friedens- vertrages bestimmt sind; die sind auf 3,1 Billionen Mark angewachsen. Der Gesamtfehlbetrag des Reichshaushalts für 1922 beziffert sich auf 7,1 Billionen Mark; von 843 Milliarden, wie er im Herbst veranschlagt war,'ist er auf diese Summe hinaufgeklettert, besser gesagt, hin auf getrieben worden durch den französisch-belgischen Raubzug. Das Reich verlangt in dem Nachtragsetat eine An- leiheermächtigungvonnichtwenigerals4,4 Billionen Mark; erst vor kurzem sind ihm 500 Mil liarden als Kampffonds für die Verteidigung des Ruhr gebietes bewilligt worden. 400 Milliarden sollen zur Verfügung gestellt werden zum Ankauf von Inlands- und Auslandsgetreide und anderen Nahrungsmitteln, um die Volksernährung zu sichern; der Reichsernährungsminister verlangt 5,2 Milliarden Mark für den Milchbezug für Säuglinge und bedürftige Kinder. Der Pensionsfonds vermehrt sich um über 62 Milliarden, weil die Bezüge der Militärrentner angesichts der Markentwertung erheblich heraufgesetzt werden mußten. Der Haushalt der allge meinen Finanzverwaltung muß um 300 Milliarden erhöht werden, um die Teuerungszuschläge an die Reichsbeamten, und um 900 Milliarden als Zuschüsse an die Länder für die Bcsoldungserhöhungen der Staatsbeamten zu leisten. Für die Abwehr der durch den Einbruch in das Ruhr- und Rheingebiet entstandenen Schäden verlangt die Regierung einen Kredit von einer Billion Mark, wobei zweifellos damit zu rechnen ist, daß sich diese Summe wohl sehr bald noch um ein beträchtliches erhöhen wird. Ganz besonders stark hat sich aber die Geldent wertung, die durch den Ruhreinbruch herbeigeführt wurde, bei jenen Ausgabeposten ausgewirkt, die unmittel bar abhängig sind von der Entwicklung unserer Währung: das sind die Ausgaben zur Erfüllung des Friedensver- rrages. So sind die Ausgaben für die Desatzungstruppen um 82 Milliarden Mark, die für die Reparationssach leistungen um 800 Milliarden Mark, die Kosten der Re parationskommission um über 76 Milliarden Mark ge stiegen. Ins Astronomische geklettert sind auch die Kosten sür die Abgeltung der belgischen Schatzwechsel, die im August 1922 von der Reichsbank an die Bank von England begeben und von dieser an Belgien übertragen worden sind, die Garantie der Reichsbank besitzen und in Goldmark. Der Tanz der Dämonen. Roman von M. Weber. L5f «Nrchbmck verboten.) Nein, es war bester, sie beide begegneten sich nicht wieder, mochte man über sie urteilen, wie man wolle, mochten die bösen Zungen der kleinen Stadt sie schonungs los verdammen! Wer wie sie nicht auf der breiten Fahr straße gewöhnlicher Schicksalswege gewandelt hatte, wer au den Abgründen der Liebe und des Hasses vorüber mußte, der wird gleichgültig gegen das Urteil seiner Mit menschen. Der erste Entschluß, der da in Hannas müdem, ge- quälten Herzen Naum gewann, war der, noch für einige Zeit in Rom zu bleiben. Hier war sie wenigstens sicher vor neugierigen, spähenden Blicken, vor Fragen, die da Teilnahme ausdrücken sollten, und doch wieder in der Neugierde wurzelten. Einige Wochen verlebte Hanna zunächst in stiller Trauer um ihren Gatten, dessen Andenken sie als das jenige eines Ehrenmannes und Wohltäters ihrer Familie heilig hielt. Dann beschloß sie, hier in der ewigen Stadt an den kunstgeweihten Stätten sich selbst der musikalischen Jurist zu widmen und in ihr allmählich alles Herzeleid zu vergessen. Zu ihrer Erholung verträumte sie lange Stunden. Einmal auch schlich sie sich nach der Galerie Corsini und stand lange, lange vor dem Bilde der Ma donna von Murillo, mW wieder traten ihr die heißen Tränen in die Augen, wie an jenem Tage, wo sie mit ihrem verstorbenen Manne vor diesem Bild« gestanden. — Es war, als ob die schönen Augen der Madonna stra fend auf ihr ruhten, und mit einem Gefühl herber Trost losigkeit wandte sie sich weg von der Madonna und ver ließ die Galerie. Die brennende Glut der Mittagssonne trieb sie in «ins in der Nähe liegenden Kirchen. — Hier war es kühl, ein wohltuendes, gedämpftes Licht fiel durch die ge malten Scheiben; wie tiefe Ruhe und Frieden überkam es die junge Frau uud sie begriff, wie weltmüde Seelen so lauten. Die Ausgaben für die Einlösung dieser Wechsel, die bis zum Mai 1923 erfolgen muß, sind um 1,2 Billionen gestiegen. Fast „klein" wirkt es daneben, daß für die Flüchtlingsfürsorge nur 2 Milliarden und für die Zahlun gen auf Liquidationsschäden nur 26 Milliarden mehr ein gestellt worden sind. Noch vor Jahresfrist las man in Deutschland mit etwas herablassend-lächelndem Erstaunen von dem Bil lionenetat in Österreich, von dem Trillionenetat in Sowjet rußland. Österreich haben wir überholt und niemand weiß, wie lange es noch dauern wird, bis wir auch Rußland eingeholt haben. Die Töchter des Danaos waren verurteilt, in ständiger Arbeit Lasser in ein Faß zu schöpfen, weil sie ihre Ver lobten gemordet hatten. Und der Boden dieses Fasses war durchlöchert, so daß alle Anstrengungen, es zu füllen, ver geblich waren. Der Ruhreinbrnch hat aber dem Faß der deutschen Finanzwirtschaft den Boden ganz und gar aus geschlagen, so daß sich auch die Billionensluten von Papier mark vergeblich in dieses Faß ohne Boden hineinergießen. Drei äeutlcke Protestnoten. Gegen die Gewaltakte im Einbruchsgebiet. Obwohl die Franzosen sich blutwenig darum kümmern, ob die Reichsregierung gegen die andauernden Gewalt taten der feindlichen Truppen im Einbruchsgebiet Protest erhebt, so bleibt es doch eine unabweisbare Pflicht des Kabinetts, diese Gewalttaten nicht stillschweigend hingeben zu lassen, sondern schon um der Wirkung im Auslände willen und ebenso im Hinblick auf die künftigen Verhand lungen die Ereignisse genau zu verfolgen, und da die diplo matischen Beziehungen zu Paris ja nicht abgebrochen sind, jeweils die notwendigen diplomatischen Schritte zu unter nehmen, die vor aller Welt ein erdrückendes Schuldkonto für die französische Regierung auftürmen. So sind in diesen Tagen abermals drei Noten in Paris über reicht worden. Die erste erhebt Einspruch gegen die Ver haftung des Abg. Quaatz und anderer Persönlichkeiten in Essen und verlangt deren sofortige Freilassung, die bei Quaatz bereits erfolgt ist. Außerdem beantragt dieseMote, die Vorfälle in Buer und in Essen sofort einer internationalen Untersuchuugskommission zu unterbreiten. Die zweite Note erhebt gegen die fran zösische Anordnung Einspruch, wonach die Schienenstränge der Eisenbahn sowie die Telegraphen- und Telephonlei tungen in Abschnitte eingeteilt und bestimmte deutsche Be amte als verantwortlich für diefe Strecken bezeichnet worden sind, mit der Maßgabe, daß diese Beamte verhaftet und eingekerkert werden sollen, wenn ein Sabotageakt auf der Strecke begangen und der Urheber nicht entdeckt wird. Die dritte und umfangreichste Note schließlich ist eine Fort setzung der allgemeinen Protestnote vom 25. Februar und enthält genaue Darstellungen der zahlreichen inzwischen verübten neuen Gewalttaten, geg?n die in jedem Einzel fall der deutsche Rechtseinspruch geltend gemacht wird. * Sbromk äer GevpMtLtiM. — Der am 12. März bei einer Schießerei schwer ver wundete Anstreichermeister Asbeck in Herdecke ist am 20. März im Krankenhaus Hagen gestorben. — In Dortmund überfielen drei französische Soldaten auf der Straße mehrere Passanten und raubtrn ihnen unter Bedrohung mit der Schußwaffe sämtliche Geld beträge und Papiere. — In Trier hat der Friseur Hammer den Fuhrmann Nikolaus Krewer erschossen. Die deutschen Gerichte erließen gegen ihn einen Haftbefehl, dessen Ausführung von der französischen Besatzungsbehörde jedoch verhindert wurde, da Hammer unter französischem Schutze stehe. — In München-Gladbach wurden ebenso wie in Rheydt bei der Auszahlstelle für die Erwerbslosenunter stützung die dort bereitgehaltenen Unterstützungsgelder in Höhe von 1« Millionen Mark durch mehrere belgische Kriminalbeamte beschlagnahmt. Bei der Reichsbankstelle M.-Gladbach find im Zusammenhänge hiermit 68 Millio nen Mark beschlagnahmt worden. — In Essen wurden außer den bereits gemeldeten Bankdircktoren noch einige weitere Bankdirektoren als Geiseln verhaftet. Der Reichstagsabgeordnete Dr. Quaatz ist wieder freigelassen worden. Sammelmappe ———- tür bemerkenswerte Tages» und Zeitereignisse. * In London erwartet man binnen kurzem die Einberufung einer neuen Orient-Friedenskonferenz nach Lausanne. * Der Papst beabsichtigt, einen besonderen Delegierten tn vorübergehender Mission nach dem Ruhrgebiet zu entsenden. * Bonar Law machte im Unterhause Mitteilungen über den abgelehuten deutschen Neparationsplan. * Der Plan Loucheurs, die Rheinlande von Preußen zu trennen, wird von der englischen Presse scharf zurückgewiesen. * Der Einspruch Frankreichs gegen die deutsche Goldanleihe wird in amerikanischen Bankierkreisen nicht beachtet. Aolitrscbe AuiEckau. veutlMancl. Eine Flugschrift der Regierung. Nach einer nichtamtlichen Bläitermeldung verlautet, daß die Neichsregierung demnächst eine Flugschrift zur Aufklärung der öffentlichen Meinung des Auslandes ver öffentlichen will. Diese enthält Tatsachen und Zahlen zur Beurteilung der Leistungs- und Zahlungsfähigkeit Deutsch lands. Ferner werden die Wirkungen der Gebietsabtretun gen, der Sach- und Barleistungen auf die deutsche Volks wirtschaft dargclegt. Die im Ausland vielfach verbreitete Meinung, daß in Deutschland immer noch Luxus und Wohlhabenheit herrsche, wird in erschütternden Angaben über die Not des größten Teiles der Bevölkerung lands. Ferner werden die Wirkungen der Gebietsabtretun- widerlegt. Die Denkschrift bringt den Nachweis, daß so wohl für Deutschland wie für die Weltwirtschaft eine end gültige und vernünftige Lösung des Reparationsprobleins eine Notwendigkeit ist. Ermäßigungen der Eisenbahnsrachte» sür Holz. Der Neichsverkehrsminister hat den Ausschuß des Reichseisenbahnraies und den Reichseifenbahnrat zu einer allgemeinen Besprechung über Tariffragen einge laden. Es handelt sich im wesentlichen um eine Beratung über Vorlagen der Reichsbahnverwaltung über Fracht ermäßigungen für Schnittholz von Ostpreußen und Ober schlesien und über die Einführung von Wasierümschlag- tarifen. Hilfe für das bedrohte Oberschlesten. Der Oberschlesische Hilfsbund, die Zentralstelle für alle Sammlungen zugunsten Oberschlesicns, erläßt im Anschluß an die Wiederkehr des oberschlesischen Abstimmungstages einen Aufruf, in dem gebeten wird, unter dem Eindruck der gewaltigen Not im Westen nicht die Gefahr im Osten -zu vergessen. Die Polen versuchen, mit französischen Mitteln reich versehen, das Deutschtum durch A u s Wei sung der deutschen Bevölkerung aus dem ihm zuge- sallenen Teile und durch Einschüchterung und Drohung im deutschen Teile Oberschlesiens zu schwächen. Der „Ober- schlesische Hilfsbund e. V." faßt alle deutschen Hilfsorgani sationen zusammen und erbittet Spenden für die gute Sache, die alle großen Banken unter seiner Adresse cm- gegennehmen. Die Landwirte gegen das Umlageverfahren. In Anwesenheit des Neichsernährungsministers und des Rcichswirtschaftsministers empfing Reichskanzler Dr. Cuno die Führer des R e i ch s - L an d b u n d es. Sie wiesen auf das jetzige Umlageverfahren und die ihm nach ihrer Ansicht anhaftenden Gefahren für die Landwirtschaft und die Volksernährung hin und änßerten Wünsche für eine neue Wirtschaftsform im neuen Erntejahr. * Berlin. Amtlich verbindet wird die 5. Verordnung über V e r si ch e r n n gspsl i ch t in der Angestelltenversicherung vom 17. März. Die Grcn-e der Versicherungspflicht ist auf einen Jahrcsarbcitsvcrdicnsi von 7,2 Millionen Mark erhöht. Berlin. Im Reichsrat wurde der Erhöhung der patentamtlichen Gebühren auf den. Merzehnfachen Betrag der bisher geltenden Sätze zugestimmt. London. Nach offizieller Statistik hat England 916 023 Tote und 2121906 Verwundete imWeltkriege zu beklagen. Aus England ohne Kolonien entfallen 773 702 Tote und 1603 702 Verwundete. gern in den Schutz der Kirchen flüchten, hinter Kloster- mauern sich vor Welt und Menschen abfchließen. — Ihre Wege aber führten wieder hinaus ins Weltgetriebe, und sie war jung, und vor ihr lag noch das ganze volle Leben! Womit dasselbe ansfüllen? Und wie eine Ant wort auf diefe bange Frage tönte von den Emporen der Kirche eine wunderbar süße Frauenstimme zu ihr herab, die eine der schönen alten italienischen Kirchenarien in seltener Vollendung sang. Ja, diese Kunst blieb Hanna noch, zu der sie sich flüchten konnte, in der sie Trost und Vergessen finden würde, wenn sie eben mit ganzer Seele sich ibr hingab. Schon einmal hatte sie vor diesem Vorhaben gestanden, sich ganz der Musik zu widmen, aber der Ausbildung ihrer Stimme wurde damals durch den Bankerott ihres Vaters ein jähes Ende bereitet. Wie wenn sie hier im Lande der Musik die unterbrochenen Studien wiederaufnahm, und dann als eine Künstlerin frei und selbständig nach der Hei mat zurückkehrte, mit der Vergangenheit abbrach und ein neues Leben begann? Daß Hannas Stimme und musikalische Begabung eine nicht gewöhnliche sei, hatten ihr ihre Lehrer schon vor Jahren versichert und es lebhaft bedauert, daß sie ihre Stunden so plötzlich abbrechen mußte. Und die Stimme da oben vom Kirchenchor herab tönte so weich, so herrlich, so verheißungsvoll an Hannas Ohr und führte ihre müde gequälte Seele durch die Pfor te« der göttlichen Kunst, die sich nur Auscrivählten er schließen — zu einer reinen Harmonie. Als Hanna die Kirche verließ, da war es ihr, als hätte sie einen Atemzug in einer anderen Welt getan, und der Weg, den sie zu gehen hatte, um in dieser Welt hei misch zu werden, lag klar vor ihren Blicken. Die alte Energie, die so lange geschlummert hatte, erwachte in ihrem Innern, sie sah ein Ziel vor sich, das zu erreichen all ihre Kräfte in Anspruch nahm, und wo ein Menschen leben von höheren Zwecken und Zielen erfüllt wird, da gewinnt dasselbe auch an Wert. * - * Drei Jahre sind vergangen, in denen Hanna nur der Kunst gelebt hat. Nachdem sie ihre Studien in Rom beendet hatte, war sie nach Deutschland zurückgekchrt und war dort, unbeirrt durch die Reden ihrer Eltern und Geschwister, die Hannas Vorhaben mehr als töricht sanden, da sie doch als reiche junge Witwe ganz unabhängig leben konnte, als Konzert sängerin aufgetreten. Nach den ersten glänzenden Erfolgen, die Hanna ge habt, erklärte sie den Ihren, nicht einen Pfennig von dem Gelde ihres verstorbenen Mannes für sich zu behalten, uns bestimmte, daß die Zinsen des Kapitals, das ihr Vater in den Händen hatte, an Elvira und deren Geschwister aus gezahlt würden. Niemand sollte ihr den Vorwurf machen, daß die Sucht nach Geld und Gut sie einst dazu getrieben, den Antrag des Kommerzienrats anzunehmen. Was sie dazu gebracht, o Gott, das waren die un seligen Herzenswirren gewesen, für die sie keine Lösung gefunden. Der gerade Weg, der sie zum Glück geführt hätte, er war ihr ja verschlossen gewesen, dazu die Not und Sorge im elterlichen Hause, der sie durch diesen Schritt ein Ende machen konnte. Wohl war Hanna zu entschuldigen, Wöhl konnte sie sich rechtfertigen, — nur einer, einer würde wohl ihre Ent- fchuldigung, ihre Rechtfertigung niemals gelten lassen. Wie ans weiter Ferne entstand fein Bild vor ihren Angen, blaß, zürnend, mit verstörten Blicken, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte an ihrem Verlobungstag. Ob sie sich je wieder begegnen würden? Ob er von ihr, der berühm ten Sängerin, deren gefeierter Name jetzt überall genannt wurde, und deren Bild erst vor kurzem in einer verbreite ten Zeitschrift erschienen war, gehört hatte? Der Gedanke hatte etwas Bestrickendes für sie, und lange, lange hing sie ihm nach. (Fortsetzung folgt.) -