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Eine kalte Von einem parlamentarischen Mitarbeiter wird uns t» den letzten Vorfällen im Reichstag geschrieben: Seit einigen Tagen hatten die Kommunisten im Reichstag mit bedeutsamem Lächeln durchblicken lassen, daß sis bei der Beratung des Haushalts des W e h r m i n i st e» rrums einen Vorstoß gegen den Minister Dr. Geßler unternehmen würden. Bald darauf brachte die Rots Fahne, das kommunistische Berliner Organ, zur Einleitung des Kampfes in sensationeller Aufmachung die fällige «Enthüllung". Darin hieß es, daß im Reichswehrministe- rinm eine Geheimsitzung in Anwesenheit des Reichs- k a n zl e r s, des R e i ch s w eh r m in i st e r s, des Gene rals v. SeeSt, des preußischen Ministerpräsidenten sowie der preußischen Obcrpräfidenten ftattgefunden habe. General v. Seeüt habe in dieser Geheimsitzung die strikte Forderung aufgestellt, daß die preußische Negierung und die Sozialdemokratie sich mit der Einrangierung der Selbstschutz-- und Geheim orgünisationen in einen größeren Nahmen, dem auch die Reichswehr an- gehören müsse, abfinden sollten. Man solle sich auf dir ..Mobilmachung" einstellen, und es solle kein nationalsoziali stischer Führer mehr verhaftet werden. Parole: „Bürger krieg!" Und gegen die Kommunisten! Schlußfolgerung der Roten Fahne: „Proletarier, schafft den proletarischen Selbstschutz!" „Nachtigall, ich hör' dir laufen!" Auch der Blindeste sah den Zweck dieser Übung. Die Kommunisten haben die Empfindung, daß in diesen Tagen nationaler Krastsamm- lung ihr Weizen weniger blüht, und sie wollten deshalb neues Agitationsmaterial haben. Sie schrieben: „Mobil machung!" und fragten den Reichswehrminister zugleich, gegen wen sie sich richten solle. Sobald aber Dr. Geßler, wie zu erwarten war, mit einem ganz energischen „Nein" erwidert haben würde, dann wollten sie schreien: „Also gegen unS!" Damit war dann der Weg frei, und sie konn ten die Öffentlichkeit in Bearbeitung nehmen. Es kam aber anders. Das Haus war bei Beginn der Sitzung zunächst kaum starker besetzt als sonst. Man wußte in parlamentarischen Kreisen genau, was die „Sensation" bedeutete, und man wußte noch viel genauer, wie die Dinge wirklich liegen, die sine Note Fahne wissen wollte. Und man wollte drittens den außen- und innenpolitischen Schaden, der gewiß durch dieses Treiben wieder einmal augerichtct wurde, nicht noch vergrößern. Deshalb war es eigentlich bedauerlich, daß man den kommunistischen Redner seitens der äußersten Rechten überhaupt so großer Beachtung würdigte. Dem Minister Dr. Geßler, der erst die „Ente" des lommunist:- Wen Parteiorgans kurzerhand abtat und dann in einer großen Rede die wirklichen Vorgänge und ihren bedeut samen Hintergrund schilderte, gelang es, den Vorstoß voll ständig zu erledigen, und. zwar nicht zuletzt deshalb, weil er es ausgezeichnet verstand, auf die hochgehende Welle des linksradikalen DonnerS die kalte Dusche überlegenen Spottes niedergehen zu lassen. In der allgemeinen Heiter- ikeit fiel die Drapierung von der kommunistischen Aktion, und übrig blieb ein P a r te im a n ö y e r. Am Fuße der Rednertribüne sammelten sich die Zuhörer in dichten Hau sen. Niemand wollte sich die treffenden Ausfälle des Ministers entgehen lassen. Zur Sache selbst stellte der Reichsminister fest, daß an der ganzen Enthüllung nur das eine wahr fei, daß tat sächlich Verhandlungen stattgefunden haben. Aber weder am 5. Februar, noch in Anwesenheit der genannten Per sönlichkeiten, und erst recht nicht mit dem angegebenen Ge-- sprächsgegrnstand. Wahr ist vielmehr, daß seit geraumer Zeit im Hinblick auf den außerordentlichen Ernst der außen- und innenpolitischen Lage zwischen der Neichsregicrung, dem Reichswehrministerium und den Negierungen der Länder Verhandlungen schweben, die das bedeutsame Ziel hatten, die unleugbare und in diesen Tagen eher gewachsene Gefahr von Z wischen fälle u seitens derSelb st sch Utzorganisat to nen durch deren endgültigen Abbau zu beseitigen. Zu diesem Unternehmen soll außerdem auch die Reichs wehr aktiv herangezogen werden. Das ist der Tatbestand, und also das genaueste Gegenteil der kommunistischen Be hauptungen. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Auf gabe von höchster Bedeutung, und Dr. Geßler hatte nur allzu recht, wenn er die kommunistische Untersuchung in Gegensatz zu dem Ernst der Stunde stellt. Er wies darauf hin, daß die Gefahr der Geheimorganisationen schließlich eine gewisse Erklärung in der heute in Deutschland herr schenden Stimnmng finde. „Wird die Seele eines Volkes gepeitscht, dann kann man nicht erwarten, daß es in allen seinen Teilen ruhig bleibt. Dis jetzige verhängnisvolle Stimmung wird in Deutschland so lange währen, wie das Unrecht an der Ruhr besteht." Gibt es jemand, der das zu bestreiten wagt? Die Seele des deutschen Volkes ist überlastet mit Leid. Aber diese Reichstagssitzung hat erfreulicherweise bewiesen, -aß der Kopf Deutschlands kalt und klar bleibt. - Ascbtsniörige Verordnungen. Eine amtliche Warnung. Die Interalliierte Rhsinlaudkommission und die Be satzungsbehörden haben ein ganzes System von Verordnungen erlassen, die das Wirtschaftsleben im besetzten Gebiet und im Einbruchsgebiet erdrosseln und gleichzeitig Zahlungen erpressen sollen. Diese Bedeutung hat die Beschlagnahme der Kohle, der Forsten, der Zölle, der Aussuhrabgabe, -er Devisen usw. sowie dis Knebelung der Ein- und Ausfuhr. Diese Verordnungen sind völkerrechtswidrig un- rechtsungültig, ihre Befolgung ist verboten. Wer sich den Verordnungen unterwirst, macht sich zum Helfer der gegnerischen Gewaltpolitik. Jede Zoll- und Steuerzahlung, jede Devise, jede Aussuhrabgabe, die den Kassen der interalliierten Organe zuflisßt, jeder Antrag, der bei einer solchen Behörde auf Grund jener Verord nungen gestellt wird, bedeutet ein Verbrechen am deutschen Vaterland e. Wer von den Gegnern be schlagnahmte Waren an sich bringt, erwirbt kein Eigen tum, wird vielmehr wegen Hehlerei bestraft und hat außerdem dem rechtmäßigen Eigentümer Schaden ersatz zu leisten. Wer mit den gegnerischen Behörden und Stellen in Verbindung tritt, liefert den Gegnern Material für Handelsspionage in die Hände. Ein sol ches Verhalten ist Landesverrat. Dis Reichs- regierung verbietet daher ausdrücklich jede Befolgung dieser Anordnungen. * Oie Opfs? Be?' Smbr§cder. Eine Verlustliste vou der Ruhr. Nach den bisher an amtlicher Stells vorliegenden Meldungen sind in den ottbcsetzwn und den Einbruchsge- bielen seit dem Einmarsch der französisch-belgischen Trup pen in das Nuhrrcvic: 370 Personen verhaftet worden, 87 Personen sind verhaftet und danach au5qe- wiessu worden, 395 Personen find sofort ausgewiesen worden. 16 Amtsenthebungen wurden widerrechtlich ver fügt. 9 Personen sind als erschossen und 13 als verletzt gemeldet worden. Es handelt sich bei diesen Zahlen nur um die mit Namen bekannten Personen. Lie Gesamtzahl ist in allen Fällen w e s c n t l i ch h ö b e r. Sa sind, soweit bis her bekannt, allein über 100 Personen ohne Angabe der Namen als verhaftet gemeldet worden. Neue Fälle reihen sich fortgesetzt an, so haben die Franzosen und Belgier jetzt wieder eine Reihe von H a n p tz o ll ä mt e r n, Zollämtern und Bszirksinspektionen militärisch besetzt un eins Anzahl Beamte verhaftet. Damit ist allein -is Zahl der Angehörigen der Reichs fincmzverwaltung, die Ge waltmaßnahmen der Belgier und Franzosen erdulden müssen, auf 187 gestiegen. Hiervon wurden ohne Ver urteilung ausgewiesen 134, nach Verurteilung 16, und 37 sind noch im Gefängnis. Die Gesamtzahl der Ausge wiesenen erhöht sich wesentlich dadurch, daß in den meisten Fällen die Familien mit aus gewiesen wor den sind. PoMilcbL AMälcdau. Vemlcklänil. Tie WicdertzrrsteLung des Bankgeheimnisses. Im SteuerauZschuß des Reichstages legte ReichLbank- präsident Havenstein, der vom Ausschuß um eine Äußerung zu der Frage des Bankgeheimnisses gebeten war, dar, -er Standpunkt der Reichsbartt sei nach wie vor der der völli gen Wiederherstellung des Bankgeheimnisses, also auch der Beseitigung der Auskunstspflicht. Von der Sozialdemo kratischen Fraktion wurde gegen diese Auffassung Stellung genommen. Die bürgerlichen Parteien neigen der Auf fassung des NrichSbankprasideuten zu. — bLmmelmLppe für bemerkenswerte Tages» und Zeitereignisse. * Der ReichswirtschastSminister hat eine energische Mahnung an die Spitzenverbände des Handels gerichtet, die Preise der Martverbesserung anzupassen. * Der Essener Eisenbahnpräsident Jahn protestierte gegen einen Befehl der Franzosen, durch welchen den Eiscnbahn- Leamten eine Frist von 43 Stunden zur Aufnahme des Dienstes gestellt worden ist, widrigenfalls sie ihre Dienst wohnungen räumen müßten. * Die Franzosen haben von der Polizei im Ruhrgebiet ge fordert, daß sie deutsche Minister, die dorthin kommen, ver haftet mid ausliefert. * In mehreren Orten in der Umgebung von Essen haben die Franzosen ein Regiment Neger in Privatwohnungen ein- guarüert, wodurch in der Bevölkerung große Erregung her- vorgerufen wurde. * Ruf den von den Franzosen betriebenen Eisenbahnlinien ereigneten sich neuerdings bei Dahlhausen zwei Zugzusammsn- stöße, bei denen sieben Personen getötet und mehrere verletzt wurden. * Der frühere französische Außenminister Delcafls ist im Atter von 71 Jahren gestorben. Lord Robert Cecil trat neuerdings dafür ein, die Repa rationsfrage vorn Völkerbund beraten zu lassen. * Der Finanzausschuß des Senats in Washington hat den Antrag auf Bewilligung eines Kredits in Höhe von 1 Million Dollar an Deutschland zum Einkauf amerikanischer Erzeug nisse einstimmig abgelehnt. Lohn- und GchaltspfSndung. Eine neue Verordnung über die Lohn- und Gehalts- psLndungen wurde im Reichsrat angenommen. Die fest stehende Psäudungsgrenze wurde auf 600 000 Mark und die bewegliche Pfändungsgrenze auf 2 Millionen Mark erhöht. Die Verordnung soll am 1. März in Kraft treten. Einkommensgrcnze für KausmannSgerichte. Der Reichsrat genehmigte die Novelle zum Gewerbe gerichts- urtd Kaufmannsgerichtsgesetz. Darin wird dte Einksmmensgrenze, bis zu der Betriebsbeamte und Werk meister dem Gewerbe- und Kaufmamlsgericht unterworfen sind, auf-4 200 000 Mark erhöht. — Die Prüfungsgebühren für Bildstreifen wurden gegenüber den Gebühren vom No vember 1921 auf das Hundertfache erhöht. Angenommen wurde eine Novelle zur Fernsprechordnung, wonach dis so genannten Nsbengeüühren im allgemeinen auf das Doppelte erhöht werden. Die Einrichtnngsgebühr wird vcrvierfackrt werden. Falsche Flüchtlinge. Es ist einwandfrei ssstgesiM wordrn. daß in den öst lichen Teilen Deutschlands, z. B. in Pommern, immer noch Leute meist jugendlichen Alters angetroffen ivßrden. die sich als Flüchtlinge aus dem Ruhrgebiet ausgeben und die Behörden auf dem Lande um Ver pflegung und Unterkunft bitten. Es muß darauf hinge wiesen werden, -aß es derartige Flüchtlinge, die sich ziel- und planlos umhertreiben, nicht gibt. Es sei daher, aus drücklich vor solchen Personen gewarnt. Die aus dem Ruhrgebiet vertrieben werden, sind in der Lage, sich jeder zeit als Vertriebene legitimieren zu können. fü? beut unä morgen. Vermögens- und EinkommensteuererHSimns. Vor kurzem ist bekanntgegeben worden, daß den Steuerpflich tigen Vordrucke zur Abgabe vcr Vermögens- und Ein- kommensteuererklärung erst nam näherer Bekanntmachung zugesanvt oder auSgehändigt würden. Der Entwurf des Gelventwertungsgesetzes konnte nicht so schnell verab schiedet werden, wie es ursprünglich vorgesehen war. In folgedessen wird die Frist für die Abgabe der Steuererklärungen aus den Monat März fest gesetzt werden. Die Steuerpflichtigen werden aber gut daran tun, sich schon jetzt alle für die Erklärung erforder lichen Unterlagen <z. B. Bankanszüge) zu verschaffen, da- mff sie in der Lage sind, ihre Steuererklärungen rechtzeitig und schnell abzugeben. Der Tanz der Dämonen. Roman von W. Weber. 11s (Nachdruck verboten.) Elvira war aufgesprungen, mit einer leidenschaftlichen Bewegung ergriff sie ihres Bräutigams Hand und zog ihn in eine Fensternische. „Hans, ss darfst du Hanna nicht ansehen, das brauche ich als deine Braut nicht zu leiden," stieß sie mit bebender Stimme hervor. „Papa mag mit ihr schön tun, mag sie meinetwegen auch heiraten, wenn ich dann aus dem Hause bin, denn darauf hat sie es natürlich nur abgesehen, aber du, du —" „Kun, und ich?" entgegnete Hoff und ein finsterer Blick streifte d«Z junge Mädchen. „O HsnS, sirh mich nicht so furchtbar finster an," er widerte GÄira bewegt, „denke nicht, daß ich an deiner Liebe zwsifle, nein, gewiß nicht, aber ich kann nicht er tragen, daß du mit diesrr abgefeimten Kokette, denn eins solche ist Hanna Delio, Lucie meint es ja auch, in dieser Weise verkehrst." „Bezähme deine Zunge, Elvira!" rief Hoff, die schmale Hand Elviras mit heftigem Druck erfassend. „O Hans, du tust mir Weh," klagte diese, ganz ver schüchtert zu ihm aufschauend. Hoff ließ ihre Hand los, und jetzt tauchte plötzlich das jovials Gesicht des Kommerzienrats zwischen den blau- feidenrn Vorhängen des Fensters auf. „Ihr zankt euch Wohl gar, Kinder?" fragte er lächelnd. „Sie sehen ja ganz erhitzt aus, Herr Schwiegersohn. Nun, solch ein kleiner Aw ist ist ganz gut für Verlobte, die Liebe wird nur inniger d.anach." „Gewiß, sie wird nur inniger," sagte Hoff mit bei ßendem Spott, dann wandte er sich weg und seine Blicks irrten zu Hanna hinüber, die am Tische saß und in dem Luche blätterte, aus dem er vorgelefen. I« -E Zustande der Erregung, in dem er sich be- sand, erzürnte ihn fast die Ruhs ihrer Züge. Würde die IttLbe.sie je ass ihrem Gleichgewicht bringen, wie sie sg viele andere ihres Geschlechts? Sie je aus ihren Bcchncn drängen, hin auf die dunklen lauschigen Jrrpfade, dis Liebende ss gern wandeln? Nein, Hanna war keine von denen, dis der blinden Leidenschaft folgen, sie kannte die Pflichten einer edlrn Frausnscele. Es war ihr sogar zn- zutrauen, daß, wenn Hoff das Band, das ihn an Elvira knüpfte, lösen würde, sie ihm daraus einen Vorwurf wegen Pflichtverletzung machen, seine Liebs zurückweisen und die Psade der strengen Pflicht nach wie vor weiter wandeln würde. Oder vielleicht erhörte sie den Kommerzienrai? Nein, nein, und tausendmal nein! Das durste, das konnte nicht geschehen, rief es bei diesem entsetzliche» Gedanken in Hoffs Innern. Er hatte beinahe die Worte laut gerufen, als er mit irrem Blick zu Hanna herüber starrte. Gewaltsam mußte er sich zuskmmrnnehmen, um seiner Erregung Herr z» wer den und an der Unterhaltung noch teilzunehmen, die der Kommerzienrat wieder in Gang zu bringen suchte. Elvira spielte die Zürnende, und als Hoff dann zum Abschied sich mechanisch zu ihr herunterbeugts, ihr den Nb- schiedskuß zu geben, da bog sie das Köpfchen schmollend zurück. „Nein, heute bekommst du keinen Kuß, Hans," sagte sie, „Strafe muß sein!" Hoff sand die Strafe ganz gerecht und nicht gerade allzu hart und ging mit einer argen Gemütsverstimmung nach Hause. Der nächste Tag führte ihn mit Berko zn- sammen, und diesem schüttete er sein übervolles Herz aus. „Nun rate, nun hilf mir!" schloß Hoff seinen Erguß. „Nie hätte ich gedacht, daß die Frauenliebe noch einmal in mein Leben so tief eingreifen würde. Nun ist es LS- fchehen, und ich weiß nicht, wie ich mich aus dem Laby rinth befreien soll. Wenn ich meine Verlobung mit Elvira auflöse, dann mutz ich darauf verzichten, Hanna zu sehen; das kann ich aber nicht, denn die Unruhe, bei dem Ge danken an den Kommerzienrat und seine Bewerbun gen au Hanna würden mich aufreiben. Glaubst du daß sie mich liebt, daß ich hoffen kann, sie zu erringen, mit ihr glücklich zu werden, trotz aller Bedenken?" „Wie kann ich das wissen, Hans!" entgegnete Berko. „Zunächst kann ich dir überhaupt raten, dich zu fassen, zu sammeln und dein Denken in etwas ruhigere Bahnen zu lrnksn. Bsbsnke, Hanna Delio ist blutarm, mit ihrem Ge halt bei Bergs unterstützt sie doch ihre Geschwister. Du hast auch kein Vermögen. Deine Praxis als Rechtsan walt bringt auch noch keine großen Einnahmen, und was heutzutage ein einigermaßen anständiger Hausstand kostet, das Weitz ich am besten; außerdem bist du auch nicht der Mann, der sich gern Entbehrungen auferlegt." „Geld, Geld und wieder Geld. Hängt denn alles von diesem schnöden Worte ab? Ist denn nicht die Liebe eine weit höhere Macht?" schrie Hoff fast laut und ärger lich auf. „Blicke doch um dich! Welche Macht schwingt denn das Zepter überall und leitet die Entschlüsse und Hand lungen der Menschen?" „Nun, mich treibt dann ausnahmsweise eine andere Macht," erwiderte Hoff mit einem, etwas erzwungenen Lächeln. Sie trieb mich auch dazu, in stillen Nachtstunden, wie einst in jenen Frühlingstagen, zur Feder zu greifen, in dem Glauben, daß die Liebe den schlaffen Genius wieder erwecken müsse. Ich wollte meiner großen Liebe ein großes unvergängliches Denkmal setzen; aber es war ein eitles Beginnen. Dir Unruhe und quälenden Zweifel jagten meine Gedanken im wilden Chaos hin und her. Ein Dichter bedarf vor allem heitere Seelenruhe." „Oft ist es auch die tragische Ruhe des Schmerzes, welch; die besten Werke zeitigt," meinte Brelo ernst. Hofs sah den Freund düster an und sagte: „Das wahre Genie mag sich wohl aus Schmerz, und Trübsal strahlend emporringen, aber wo das nicht vor handen, da geht eben das Bests von uns zugrunde in solchen Togen des Schmerzes und der Qual. Ich habe das an mir erfahren." ' „Was du damals beklagtest, war doch nur eine Jm- gendtorhert ohne jeden tieferen Gehalt." (Fortsetzung folgt.) .. .