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j^euL fettigung unserer Valuta. Als die Öffentlichkeit sich durch Augenschein davon überzeugt hatte, daß bei der kürzlich unternommenen Aktion zur Senkung des Dollars der Reichsregie- ruug und der Reichsbank doch erheblich größere Mittel zur Verfügung standen, als man erwartet hatte, erzählte man sich in unterrichteten politischen Kreisen, daß diese Sen- kungsaktion, so zielbewußt sie durchgeführt wurde und so ungewöhnliche Erfolge sie binnen kurzem gehabt hatte, dennoch nur einen Teil eines umfangreichen Programms des Kabinetts Euno darstellte. Dieses Programm würde, so behauptet« man, der Welt zeigen, daß das deutsche Voll schon jetzt, im Hellen Licht deS nationalen Abwrhrkampfes an der Ruhr, fällig geworden sei, aus eigener Kraft aus eine bessere Gestaltung seiner wirtschaftlichen Verhältnisse hinzuarbeiten, und man sprach die Hoffnung aus, daß sich das Ausland daraufhin überlegen würde, wieviel größere Aussichten sich in dieser Richtung noch eröffnen könnten, sobald die Franzosen aus dem Ruhrgebiet heraus und der Weg für eine vernünftige grundsätzliche Lösung der NeparationS frage freigemacht sein würde. Man war zunächst versucht, einige Zweifel in diese Be hauptung zu setzen; aber bemerkenswerterweise liegt jetzt ein sehr interessanter Beweis für ihre Richtigkeit vor. Soeben sind die Verhandlungen zwischen den Großbanken und der Regierung über die Auflegung einer Goldan leihe in Höhe von 200 Millionen Goldmark zum Abschluß gekommen. Die Garantie übernimmt die Reichsbank mit ihren fünfmal höheren Goldbeständen, und die G r o ß f i n a n z hat sich bereit er klärt, die Hälfte des AnleihebrtrageS in der sicheren Er wartung deS Erfolges fest zu übernehmen. Für die andere -Hälfte soll die Industrie Deckung zusagen, und auch liier dürsten die Verhandlungen binnen kurzem zum Ab schluß kommen. Finanz und Wirtschaft werden dann eine hohe vaterländische Ausgabe auf sich genommen haben, denn man muß sich vor Augen halten, daß eS sich bei der Aknon, nach dem heutigen Kurs berechnet, um annähernd 500 Milliarden Papiermark handelt. Mit seinem neuen Schritt hat das Kabinett Euns einen seit langem gehegten Wunsch aller der Kreise erfüllt, die nach einer wertbeständigen Kapitalsan lage Ausschau halten mußten, und eS ist weiter ein wesentlicher Schritt zur dauernden Festigung der deutschen Valuta getan worden. Es war an sich eine Ungerechtigkeit, ohne weiteres auf die Spekulations wut des sonst nicht spekulierenden Publikums zu schimpfen, während es doch andererseits durch den ständigen Verfall der deutschen Währung in die Spekulation geradezu hinein- gez-wungen wurde. In der letzten Zeit war jeder Familien vater, jeder Geschäftsmann, Betriebsleiter und selbst der Beamte, dem in Gestalt einer Nachzahlung auf das Gehalt ein größerer Geldbetrag zukommt, eigentlich direkt darauf hingewiesen, sich dagegen zu schützen, daß das Geld ihm mit dem steigenden Dollar unter den Händen zerfloß. Von jetzt ab wird das anders werden. Der Schutz gegen die Entwertung wird hoffentlich restlos anstatt wie bisher durch den Ankauf von Effekten oder Devisen in Gestalt des Kaufes eines Anleihestückes gegeben sein. Es sollen Stücke bis herunter zu einem Dollar ausgegeben werden, die, um leichte Verwendbarkeit darzutun, das Aussehen von Zehntausendmarkscheinen haben werden und bei jedem Bankhaus gegen die entsprechende Einzahlung in Devisen zu haben sind. Die neuen Schatzanweisungen sind mit dreijähriger Laufzeit ausgestattet, werden mit l! verzinst, sind zu jeder Zeit beleihbar und bieten auch aus diesem Grunde wesentliche Vorteile gegenüber den be kanntlich unbeleihbaren und deshalb unbeweglichen De visen. Ter Besitzer von Anleihestücken hat mit ihnen endlich ein absolut flüssiges Kapital in der Hand, mit dem er jeder zeit in dem ihm günstig erscheinenden Augenblick geschäft licher Transaktionen größere Käufe, Anschaffungen tätigen kann. Aber nicht mir der Privatmann, der Industrielle und der Wirtschaftler, sondern z. B. auch die öffentlichen Sparkassen werden von jetzt ab ihren Einlegern diese gegen Entwertung gesicherte Anlage ihrer Einlage garantieren und einen Goldsparverkehr einrichten können. Das selbe gilt für Genossenschaften, für Versicherungen usw. Man muß unbedingt wünschen, daß die Goldanleihe, die bereits zum 1. März aufgelegt werden soll, von einem vollen Erfolgs begleitet sein möge. Allerdings ist dieser Erfolg davon abhängig, daß in Deutschland tat sächlich ein derartig hoher Devisenbettag in die neuen Schatzanweisungen umgewandelt werden kann. Ist die Summe von 20« Goldmillionen in Devisen tatsächlich aus der deutschen Wirtschaft herauszuziehen, so erhalt die Reichsbank eine gleich hohe Summe, die sie ihrerseits zur weiteren Durchführung ihrer Gefamtaküon zur Stützung und Festigung der deutschen Valuta verwenden kann. Eines hängt also vom anderen ab, und die erste und ent scheidendste Voraussetzung ist, daß das deutsche Volk Ver - trau « nzu der neuen, im Interesse aller gelegenen Aktion des Kabinetts Cuno hat. Die Finanz und mit ihr die In dustrie werden den Beweis dafür erbringen, daß sie für ihren Part dieses Vertrauen haben. Daraus ergibt sich für das weite Publikum die Pflicht, nicht zurückzustehen. Im Ruhrgebiet stehen die Dinge gut. Die Regierung Cuno gibt dem deutschen Volke in seiner Mehrheit Gelegen heit, sich einen zweiten, nicht minder großen Sieg -zu er- streiten. Wir haben die Hoffnung, daß die Mahnung ver standen werden wird. Oemscklanäs Gelamtleillu^g. Die. Reichsregierung hat jetzt eine Gesamtaufstellung der ungeheuren Leistungen veröffentlicht, die Deutschland im Sinne des Diktates von Versailles durchgeführt hat. Die folgenden Zahlen, die die Leistungen in der Zeit vom 11. November 1918 bis 30. September 1922 umfassen, sind nicht als endgültig anzusehen, sondern die Gesamtleistun gen des Deutschen Reiches gehen noch über die unten ange führten Zahlen hinaus. Wer schon diese Aufstellung, die zu einer Endsumme von mehr als hundert Milliarden Goldmark gelangt, wird ihren Eindruck in der Welt nicht verfehlen und das Lügengewebe der Poincarä und Kon sorten über den angeblichen „schlechten Willen" Deutsch lands endgültig zerstören. 1. Leistungen aus vorhandenen Bestän den und Abtretung von Eigentum im In- und Ausland (in den abgetrete nen Gebieten) 29 394 WO WO 2. Leistungen aus volkswirtschaftlichem Vermögen und ans laufender Pro duktion 11 113 «««090 3. Barzahlungen 2140 000 080 4. Sonstige Leistungen 3 371000000 5. Innere Ausgabe» und Verluste 10 482 000 OVO Zusammen: Goldmark 56500 000000 Nimmt man weiter den Wert Elsaß-Lothrin- gens und der deutschen Kolonien sowie den rein militärischen Rücklaß in sämtlichen Räumungsgebieten, so gelangt man zu einer Gesamtleistung von mehr als 1VV Milliarden Goldmark. Gelsenkircken nisäer geräumt. Die Franzosen haben nach den Schreckenstagen von Gelsenkirchen einige Truppenabteilungen aus der Stadt zurückgezogen. Dann -ist auch die übrige „Strafbe satzung" abgerückt. Ob die Franzosen die geforderten 100 Millionen Mark vorher voll zusammengeraubt baden, ist noch nicht bekannt. * Vie 6eutkcke GeZennekr. Der ReichSverkehrSminister hat die NeichSbahndirek- tionen beauftragt, die Lieferung von Gas, Wasser und Elektrizität an alle die Dienststellen einstellen zu lassen, welche in den gegnerischen MilftärSetricS übcrge- gaugcn sind; zugleich werden die Lieferer angewiesen, die Zuleitungen von Gas usw. nach diesen Dienststellen zu unterbrechen. Der Betrieb bei den Mainzer Postämtern und dem Telegravhenamt liegt noch völlig still. Die Banken haben den Dienst wieder ausgenommen. — Der deutsche Ge schäftsträger in Paris ist beauftragt worden, der franzö sischen Regierung eine Note zu übersenden, in der die deutsche Regierung gegen die Gewaltakte in Gelsenkirchen Protest erhebt und sich vorbehält, volle Genugtuung zu verlangen. Politische Aunälebau. veutscklLnä. Hausgehilfen als Arbeitslose. Bei der Beratung des Arbeitsloseuversichcrungs- gesetzes im Sozialpolitischen Ausschuß des Neichswirt- schaftsrates ist beschlossen worden, die Hausgehilfen in den — 8amme!m3ppe — - — für bemerkenswerte Tages- und Zeitereignisse. * Die AussLüsie des Reichstages haben sich bei der Be ratung des Notgesetzes für Zuchthausstrafe gegen Preistreiber und Wucherer ausgesprochen. * Der Oberbürgermeister von Düsseldorf ist von den Fran zosen verhaftet und ausgewiesen worden. * Die Erklärungen Poincarös vor dein Kammerausschuß über die Ruhrbesetzung werden in politischen Kreisen als das Eingeständnis eines großen Mißerfolges ausgefatzt. * Das englische Unterhaus hat die Erklärungen Bonar Laws gebilligt, wonach England im Ruhrkonflikt nicht intervenieren wird. * Aus Washington wird berichtet, paß Amerika nicht tu di« europäische Politik einzugreifen beabsichtigt. Kreis der gegen Arbeitslosigkeit Versicherten einzubeziehen, sie jedoch gleich den Landwirtschaftsgehilfen in eine Son dergefahrenklasse einzureihen. Polnische Kohlen für Deutschland. Dem Vernehmen nach verhandelt der polnische Mi nister Olschowsky, der auf einige Zeit nach Warschau ge reist war, in Dresden zurzeit mit den zuständigen deut schen Stellen über die Lieferung einer größeren Kohlen menge aus den polnischen und ost obelschlesis Berg werken an Deutschland. Eine deutsche Kohlenreserve. Von zuständiger Seite erfährt man, daß es in den letzten Wochen gelnngen ist, eine nicht unbeträchtliche Kohlenreserve anzulegen. Dies war in erster Linie mög lich durch die im letzten Halbjahr 1922 erfolgte Einführung von englischer Kohle, dann aber auch dadurch, weil seit der Ruhrbesetzung die für Belgien und Frankreich bestimmte Reparaüonsk'ohle fast vollständig nach dem inneren Deutschland abgeführt werden konnte. Infolge der für einen großen Teil der Bevölkerung nicht mehr er schwingbaren Kohlenpreise hat sich auch eine Einschränkung des Verbrauchs bemerkbar gemacht, was allerdings eine wenig erfreuliche Seite der Angelegen heit darstellt. Verbraucher und Wucherbekämpfung. Das Reichswirtschaftsministerium macht erneut aus die in früheren Rundschreiben empfohlene Teilnahme der Berbraucherorganisationen ay den Preisprüfungsstellen durch Stellung von Beiräten aufmerksam. Zu dem Wir kungskreis gehört auch dis Kontrolle von Märkten und Versteigerungen. Eine besonders dankbare Aufgabe be deutet es im gegenwärtigen Augenblick, die Preisbewe gung in der Richtung einer schnelleren Anpassung an die inzwischen eingctretene bedeutende Besserung der Mark zu beeinflussen. Berlin. Der Reichsfinanzministor hat angeordnet, daß Zuwendungen an eine Hilfsorganisation aus Anlaß der Be setzung des Ruhrgebiets von der Schenkungssteuer befreit sind. Weiterhin sind Beiträge zum „Deutschen Volksopfer" bei der Einkommensteuer und Körperschaslssteucr in voller Höhe abzugsfähig. Berlin. Zu einem ungeheuren Skandal und zu einer Prügelei mit politischen Gegnern kam es in einer Versamm lung der Deutsch völkischen Freiheitspartei, in welcher der Rcichstagsabgsordnete v. Graese-Goldebee sprach. Die Polizei stellte durch Auflösung und Verhaftung von Exze denten die Ordnung wieder her. Berlin. Vielfachen Wünschen aus dem neuen Einbruchs- gebict und dem altbesetzten Gebiet entsprechend beabsichtigt das Reichsarbeitsministerium, auf Grund des dem Reichstage vorliegenden Notgesetzes die Neuwahlen zu den Betriebs- Vertretungen in diesen Gebieten bis zum Eintritt ruhi gerer Verhältnisse hinauszuschieben. Berlin. Anstelle des verstorbenen Reichstagsabgeordneten Ewald Vogtherr i» Braunschweig tritt der Arbeitersekretär Karl Kirchmann in Stralsund in den Reichstag ein. Weimar. Wie der thüringisch« Innenminister im Landtag mitteilte, war vor kurzem in Gerci ein Mordanschlag von deutschvölkischerSeite gegen zwei Staatsbearnte ge plant. Der Anschlag richtete sich in erster Linie gegen einen Oberwachtmeister und gegen ein Regierungsmitglied. Der An schlag wurde entdeckt und vereitelt. Oppeln. Der Provinzialausschuß Oberschlesiens beschloß, fünf Millionen für die Opfer des Unglücks auf der Heinitz- grübe zu bewilligen. Der Tünz der Mmonen. Sloman von M. Weber. 8f (Nachdruck verboten.) Wieder griff er nach einem der Blätter und seine Wangen färbten sich höher, während er mit halblauter Stimme laS: „Und hast du einmal nur erfahren, Des Lebens ganze Seligkeit. Laß ruhig nun darüber rauschen Die Wogen einer trüben Zeit. Was dir in Lieb' emporgeblüht, Es kann nicht welken, nicht vergeh'». Bei jedes Frühlings Wiederkehr, Da feiert es ein Auferstrh'n. Der Veilchen Gruß, der Rosen Düfte, 'Der Nachtigallen süßer Schlag, Es ruft zurück mit Wonn' und Schmerzen, Der ersten Liebe Frühlingstag. Wir Jugendlust, wie Jugendsehnen Umrauscht es dich in solcher Zeit. Vergessen lehrt uns alles Weh Solch' Zauber der Vergangenheit/ So hatte Hoff einst im Vollgefühl des Glückes gesun gen. Ein Freund von ihm hatte das Lied in Musik ge- fttzt, und dann hatte ein Konzertabrnd stattgefunden, wo das Lied von einer von Hoff verehrten jungen Danie ge sungen worden war. Wie deutlich das Bild vor seinen Augen erstand! Er sah wieder den hell erleuchteten Saal und auf dem Podium die schlanke, weißgekleidete Mädchrn- gestalt mit den Rosen in dem lichftn Haar. — Und wie süß, wie bestrickend hatte sie gesungen! An jenem Abend war es gewesen, w» sich ihm „deS Lebens ganze Selig keit" erschlaffen; ss hatte er wenigstens phantastisch ge glaubt, bis er jäh erwachte aus diesem Traume von Glück und Liebe, als ein bitter Getäuschter oder Betrogener, wie es Hoff noch derber auszudrücken pflegte, als ein törichter Narr, dem die Luge» aujgegangen waren. Eine herzlose Kokette war eS gewesen, die ihr Spiel mit ihm getrieben, ihn betrogen und verraten hatte. Da war die Reaktion bei dem jungen Manne etngetreien und der Glaube an idrals Frauenschönheiten ihm verloren gegangen. Fast gewalt sam hatte er dann seinen Geist gezwungen, sich eine mehr nüchterne Lebensanschauung an-urignen. Nun, und das war ihm ja dann auch schließlich gelungen. Ja, er hatte es sogar für gut erachtet, sich mit einem jungen Mädchen zu verloben, nur weil sie aus reicher, angesehener Familie war und dabei nickt nach dem in seinem Herzen sür seine Braut fehlenden Pulsschlag der Liebe gefragt. Hoff lächelte bitter, dann streifte sein Blick ein lebens großes Bild seiner Braut, daS über seinem Schreibtisch hing. So weit war es also mit ihm gekommen, daß er ohne Liebe und ohne edle Neigung sein Dasein an das seiner reichen Braut gekettet hatte! Hohnlächelud schien das Bild auf ihn herabzufehen und ihm Zuzurufen: Du findest den Weg nicht mehr zurück zu Len Idealen Leiner Jugend, denn ich halte dich an goldenen Fesseln! * » * Hanna DclioS Ruhe und Sicherheit, Las schöne Gleich maß ihres Gemütes war nach und nach, und besonders seit dem letzten Gssellschaftsaüeud im Bergschcn Hause, etwas ins Schwanken geraten, und es bedurfte ihrer gan zen Willenskraft, dieselbe wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Welch große Gefahren eS für ein weibliches Herz hat, die seelischen Erregungen zu sehen, die schon ihre Gegenwart allein auf da§ Antlitz eines Mannes zu zau bern vermag, fühlte auch Hanna zu ihrem großen Leid wesen. War es Hannas klugen Augen doch nicht entgan gen, wie die Züge Hoffs sich oft ganz plötzlich veränderten, wenn sie in seiner Nähe war, wie er bald blaß, bald rot wurde, und seine Stimme oft so eigentümlich vibrie-te, wenn er zu ihr sprach. Alles dies war vou einem süßen, aber gefährlichen Zauber für ihr junges Herz, das weder die Blumenpfade noch die Abgründe kannte, über die die Liebe die Menschen geleitet. Roch war Hannas Denken klar und unbeirrt, noch glaubte sie diesem Zauber widerstehen zu können, aber es konnte die Stunde kommen, wo sie es nicht mehr ver mochte, und was sollte dann geschehen? Diese Frage drängte sich ihr täglich auf, wenn sie an den laugen Win terabenden in der Gesellschaft des Brautpaares und des Kommerzienrates im Salon saß. ES waren Stunden, die, wie sich Hanna gestehen mußte, noch lange, lange auf ihr Leben zurückleuchten wür den. Und worin bestand der Zauber derselben? Es war die ungestandene Liebe, die da, unbekümmert, ob sie eine Existenzberechtigung habe, in zwei jungen Herzen Wurzel gefaßt hatte und nun, wider den Willen Hannas, Blüten trieb. Beide, weder Hoff noch Hanna, gestanden es sich selbst, daß cs eben dis Liebe war, die jetzt ihrem ganzen Sein die Weihe gab, die Hannas Schönheit so wunder bar verklärte, und die Hoff jene Poesie, jene Begeisterung, jene Gedankenfülle der Neds verlieh, wenn er zuweilen im Bergfchen Salon begeistert in das Gepräch eingriff. Auch Elvira konnte die Veränderung nicht entgehen, die mit ihrem Verlobten vorgegangen war, doch sie forschte und grübelte nicht weiter, woher dieselbe Wohl gekom men sein möchte, ihre oberflächliche Natur liebte es nicht, den Dingen auf den Grund zu gehen. Aber ihre Neigung zu Hoff wurde von Lag zu Tag leidenschaftlicher, und nach dem alten Sprichwort: „Wes das Herz voll ist, des läuft der Mund über," machte sie Hanna zu ihrer Ver trauten. Täglich mußte nun dieselbe Elviras gefühlvolle Lisbssschwärmereien mit anhören: wie sie ihren Hans liebe und wie ihre Ehe dereinst ein wahres Ideal werden würde, ganz anders als bei BerkoS; denn der Herr Amts richter habe Lucie doch nur ihres Geldes wegen ge nommen, sie siehe doch geistig tief unter ihm, es fehle in der Verloschen Ehe die geistige Ebenbürtigkeit, die ein Hauptfaktor dauerender Neigung zwischen den Ehe gatten sei. (Fortsetzung folgt.)