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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend ' Di« »Ottendorfer Zeitung» erscheint Mit!- !' 1 wochs und Sonnabends. iE ' Der Bezugs-Preis wird am Ersten jeden sj Monats bekanntgczcbsn. u - Im Fall- höherer Gewalt (Krieg od. sonst. N ' irgendwelcher Störungen des Betriebes der i, . Zeitung, der Lieferanten od. d. Beförderungs- 8 . Einrichtungen) hat der Bezieher keinen Än- U I sprach auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung od. auf Rückzahlung d. Bezugspreises, tt r-rr-ll WerhettuZs- «O Aszeijetlck 0 Anzeigen werden an deu Erscheinung«»«« )t bis spätestens vormittags 10 Uhr i» »i» ts Geschäfisstelle erbeten. Die Festsetzung des Anzeigeu-Preises s! wird bei eintretender Änderung eine Nummer vorher bekanntgegeben. ' Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wenn s der Anzeigen-Betrag durch Klage «ingezogen werden muß oder wenn der Auftraggeber i in Konkurs gerät. Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde-Giro-Konto Nr. 118. Mittwoch, den 2 t Februar !923 Nummer 15 22. Jahrgang. Amtlicher Teil. frritag, aen 2Z. sebr-, MM r lldr öffentliche 8emeinüeral5 .Sitzung im Sitzungszimmer des Rathauses. Tagesordnung ist am Amtsbrett im Rathause an geschlagen. Httendorf-Hkrilka, den 21. Februar 1S23. Der GemeindevorNa«d Neueste- vom Tage. Gelsenkirchen. Die Lage ist hier unverändert. Die Franzosen halten die Innenstadt und den Bahnhof be- setzt und haben jetzt außerdem noch die Post, dos Amtsge richt, da» Ober-Lyzeum, da» Gymnasium, das Real- Gymnasium, eine Volksschule und eine Reche von Privat- gebäuden besetzt. Jeder Paffant, der nach 7 Mr abends durch die Innenstadt geht, wird mit der Aufforderung „Hände hoch" zum Stehen gezwungen und in der rückfichts- losesten Weise durchsucht. Der Straßenraub wird von den Franzosen ganz offen betrieben. Wer mit einer Handtasche oder Aktenmappe versehen ist, muß gewärtig sein, daß er angehalten und auf Geld hin untersucht wird. Größere Geldbeträge werden auf diese Weise geraubt. — Teile de« französischen Infanterie-Regiments N. 150, das in Werden an der Ruhr untergckracht war, meuterte. Infolgedessen ist das ganze Regiment abtrans- portierl worden. vertlicheS «ud Teichfische». Vttentbrf-Vkilla, den rp Februar iSrr. — Die sozialdemokratische Landesversammlung für Sachsen ist nunmehr auf Sonntag den 4. März einberufen worden, da wegen der Vorbereitungen die Abhaltung des Parteitages am 25. Februar nicht mehr möglich war. Die Landesversammlung soll nun über die Regierungsbildung entscheiden. Auch der Parteitag (Landesversammlung) kann an dem Zahlenoerhältniffe der Mandate im Landtage nichts ändern. Deshalb ist e» nicht ohne weiteres einleuchtend, warum Landtagssraktion und Landesvorstand der Partei die Folgerungen aus den unabänderlichen Tatsachen nicht schon heute ziehen wollen, da doch der Etat seiner Beratung und Erledigung wartet, an dem dar Leben de» Staate» hängt. Wae wird gewonnen? Erkennt der Parteitag die Tatsachen und notwendigen Folgerungen an, kann er da« auch nach einer neuen Regierungsbildung; erkennt er sie nicht an, so ist man keinen Schritt weiter und steht auf feiten der Sozialdemokratie nur vergrößerten Schwierigkeiten gegen über. Das Abwarten kann also nur so geklärt werden, daß innerhalb der sozialdemokratischen Fraktion oder innerhalb de» Landesvorßande» Reibungen und Hemmnisse vorliegen müssen, die zurzeit keinen Entschluß zulaffen. — Eine zeitgemäße behördliche Verfügung zur Not der Presse hat der Oberpräfident der Provinz Sachsen Hörfing erlassen: In Anbetracht der bekannten Notlage der Presse ersuche ich, die Bürgermeister, Landräte usw. Ihren Ver- woltungsbezirk darauf aufmerksam zu machen, daß die Presse angesichts ihrer außerordentlich schwierigen Lage zur Veröffentlichung behördlicher Schriftsätze kostenlos dann nicht heranzuziehen ist, wenn er sich um Angelegenheiten handelt die zur Behandlung im Wege bezahlter Anzeigen geeignet sind. Durch diese Inanspruchnahme würde von den Zeitungen eine Gabe ohne Gegenleistung gefordert werden. —- Diese Verfügung ist in einer Zeit, die ein reibuus-lose» Zusammenarbeiten zwischen Presse und B Hörden in all- gemeinem Interesse erfordert, besonder« zu begrüßen und wird dem Ansehen sowohl der Presse wie der Behörde« zu gute kommen. — Das Landeswohnungramt veröffentlicht folgende«: „Die Festsetzungen des Betriebskostenzuschlags zur gesetzlichen Miete, die Gemeindebehörden gemäß I B Ziffer 2 der 2. Ausführungsverordnung zum Rcichsmietenaefrtz vom 29. Nov. 1922 im Dezember 1922 oder Januar 1923 getroffen haben find durch die Preisbewegung fast überall überholt worden.! Die Gemeindebehörden haben deshalb die Sätze nachzuprüsen und, fall« nötig, schon für März 1923 neue Sätze auf Grund der geänderten Verhältnisse festzustellen. Die« gilt nicht allein »dort, wo der Zuschlag al« Pauschsatz, sondern »uch dort, wo er als B«tchnung»geld gezahlt wird, deuu die notwendigen Betriebsausgaben find so hoch gestiegen, daß den Vermietern nicht zugemutet werden kann, die Au«- gaben bis zur Abrechnung au» eigenem Vermögen zu ver- legen." — Der Dollar finkt, die Zeitungen werden teurer! Warum? Zeitungen find aus Papier, Papier wird aber au« Holz gemacht und zwar mit Kohle. Aber weder Holz noch Koble find durch die M rrksteigerung billiger geworden, sondern im Gegenteil teurer, so daß der Papierpreis am 15 Februar — wie schon am 1 Februar — eine neue sehr große Erhöhung erfahren hat. Auch alle anderen Be triebsstoffe, wie O4e, Druckfarben usw. find in dem für di» Preisfeststellung maßgebenden Zeitraum noch weiter gestiegen Dazu kommt, daß die Presse bisher bei weitem nicht alle Preiserhöhungen mitgemacht hat, sondern ihnen nur in sehr bescheidenem Umfange gefolgt 'ist, so daß die Zeitungen in der Vervielfachung der Friedenspreise weit hinter dem Lebensmittel, Teilten und allen Gegenständen de» täglichen Bedarf,» zurückaeblieben find. Die neue Papierpreiserhöhung macht ob-r nunmehr «ine Erhöhung auch der ZeitungSpretse unumgänglich. Sämtliche Zeitungen find gezwungen, neue Preise festzusetzen. Dresden. Empfindliche Sühne für einen raffinierten Geleqenheitsdiebstabl. Große Aufregung herrschte am 17. November vorigen Jahre» im Dresdner Hauptpostamts' Der L hrling G ipel war von seiner Firma beauftragt worden, Steuerwark'N zu holen. Er batte zu diesen Zwecke 18611 Mar« mitbekommen, da» Geld befand sich in einem Briefumschlag Al» Geipel am Schalter zahlen wollte, war das G plötzlich verschwunden. Der Verdacht, den Diebstahl begangen zu haben, lenkte sich aus die in Dresdeu- Gruna wohnende P-ivata Klar, die neben dem Lehrling ge standen und dann versucht hatte, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Frau Klar wurde sofort nach der zuständigen Polizeiwache gebracht, wo man den g-stohlenen Betrag bei ihr vorfand. Vor dem hiesigen Schöffengericht bestritt sie die Tat, mucke ober durch mehrere Zeugen einwandfrei über führt. Während der umfänglichen Beweisaufnahme mußte AmtSgerichtSrat Dr. Bergmann die Angeklagte mehrfach energisch in die Schranken zurückverweisen, da sie wiederholt in ganz ungehöriger Form die Zeugen der Unwahrhaftigkeit zu bezichtig»« versuchte. Da» G-rd verurteilte die Klar wegen Diebstahls zu 40000 Maik Geldstrafe. In der Be gründung des Urteil« wurde ausgrführt, die Angeklagte habe eine ganz niedrige Gesinnung gegenüber dem armen Lehrling an den Tag gelegt, dessen Eltern eventuell von der Firma haftbar gemacht worden wären. — Die Notierungen deS hiesigen Schlachtoiehmarkte« zeigen bereis einen leichten Preisrückgang, der vielleicht noch schärfer in dem Ürberangebot als in den Preisen selbst zu« Ausdruck kommt. Der Uckerstand ist ziemlich beträchtlich, auch der Geschäftsgang war für Rinder und Schweine schlecht, für Kälber war die Abnahme mäßig. — Am 1b F bruar, vermutlich in den zeitigen Morgen- stunden, wurden einer Firma am Neustädter Markt nach Zertrümmern der Schaufensterscheibe aus der Auslage drei Nick-Iservice, eine T-emaschine, drei Nickel- und Glarsahnen- service, eine Likö service, zwei bis drei Kkksdosen, eine Butter- und eine Geleedose, ein Teewärmer, ein Fruchtkorb, sechs Teegläser au« Nickel, 18 Etckestecks mit schwarzem Holzgrtsf, sechs Alpaka-Eßlöffel, sechs Alpaka-Teelöffel mit Etui, mehrere Butter- und Käsebesteck», zwei Geflügelscheren ?wölf silberne Messerbänkchen, zwei Nußknacker, ein Dutzend Taschenmesser und mehrer« kleine Scheren im Gesamtwerte von 1289 000 Mark gestohlen. — Der Polizei gelang e«, die Einbrecher zu ermitteln und feßzumhm-n, die in der Nacht zum 30. Januar au« einem Tuchgrschäft in der Ringstraße für 14 Millionen Mk Tuche gestohlen batten. Von den gestohlenen Tuchen konnte ein großer Teil wieder herbeigeschafft und der geschädigten Firma ousgehändigt werden. Moritzburg. In der Zeit vom 10. bis 12. Febr. und in der Nacht zum 13. Februar wurden von den Ge bäuden des Landesstollamt» insgesamt elf Platin-Bsitzableiter- sp'tzen im G samtwerte von 7 Millionen Mark gestohlen. Kamenz. Die Jahr,«.Versammlung der Brau- kommun e. G m. b H. beschloß einstimmig, die Genossen- sch fft in eine Aktiengesellschaft umzuwandelv, nachdem die vor Mouatm geflogenen Fusion »Verhandlungen mit dem Felsenkeller-Konzern infolge de« Widerstande« der Mehrheit der Genoffen sich nicht verwirklichen lassen konnte. Freiberg. Am Sonnabend abend wollte ein Gut«- besitzrr au« Niederbobritzsch mit seinem Schlitten vom Obermarkt her in die Erbische Straße einbiegev. Dabei hat er anscheinend die Gewalt über da« Pferd verloren, denn das Geführt rannte mit aller Gewalt gegen ein Schaufenster deS Manufakturwarengeschäfts von Patzig und Schulz. Der Gutsbesitzer wurde dabei au« dem Schlitten geschleudert, sauste mit dem Kopf direkt in eine der großen Spiegelscheiben und blieb darin stecken. Der Vorgang sah aber weit gefährlicher aus al» er ablief, da der Gutsbesitzer seinen Kopf zurückziehen konnte. Er blutete stark im Ge sicht, die Verletzungen waren jedoch nur geringerer Natur. Auch das Pferd kam gut davon. Weit bedeutender ist der Sachschaden, der sich aus zwei Millionen Mark belaufe« dürfte. Lichtenstein. Callnberg. Die König-Albert- Büste vom hiesigen Marktbrunnen, die vom Stadtrate zum Verkaufe ausgeboten war, ist vom Schöpfer der Büste, de« Berliner Bildhauer Martin Götze, erstanden worden. Die von hiesigen Einwohnern an die Kreishauptmannschaft ge richtete Beschwerde über die Entfernung des Denkmal» ist bisher unbeantwortet geblieben. Leipzig. Gewitzigt durch die Erfahrung in anderen Städten, hat der Rat die Entfernung wertvoller Bronze- figuren von den Denkmälern angeordnet, um sie vor Spitz bubenhänden zu sichern. In den letzten Tagen find von vier Denkmälern der Stabt die Bronzefiguren vorläufig ent- fernt worden. — In den letzten Wochen hat ein raffinierter Schwindler alle größeren deutschen Städte unsicher gemacht. Auch in Leipzig ist er aufgetreten und hat hier einen Geschäftsmann erheblich geschädigt. Der Hochstapler trat al» „Volks- kommiffar für die Ukraine und Rußland" auf. Dem Leip ziger Inhaber einer Zigarettenstrma gab er eine Bestellung in Höhe von 10 Millionen Mrrk auf und stellte über deu Betrag einen Scheck au». Der Zigarettenhändler war jedoch so vorsichtig und zog Erkundigungen über den Henn „Voll»- kommiffar" «in. Dabei kam heraus, daß der Scheck gefälscht war. Der Zigarettenfabrikant verweigert^ natürlich darauf hin die Belieferung, gab aber dem Schwindler die Papiere i zurück, obwohl er wußte, daß er es mit einem Gauner zu ! tun hatte. Der Paß ist ukrainisch und auf Gorotty lautend. Der Gauner iß der Aufkäufer Max Georgi au« Danzig. In Berlin verübte er einen Diebstahl, bet dem ihm 800000 Mark Geld in die Hände fielen. Oft nannte fich der Schwindler auch Max George. Eine Zeitlang war er bei dem von der Sowjetregierung gegründeten Unternehmen, der Industrie- und Handel»-A.-G., tätig. Als Opfer suchte fich Georgi stets größere Unternehmungen au«, denen er piefige Bestellungen für den russischen Export machte. E» gelang ihm, einen Automobilkonzern um dreißig Lastkraft wagen im Werte von 800 Millionen Mark zu täuschen. Eine Tabakfirma wurde um 300 Millionen, eine Maschinen fabrik um eine halbe Milliarde getäuscht. In Hamburg hat fich der Gauner auch Münzenberg genannt. Die Scheck» waren auf die Firma Matz und Co. und da« Postscheckamt Berlin ausgestellt. In Dresden wo er dieser Tage eine Gastrolle gab uud er bereits bet mehreren Firmen Be stellungen im Gesamtwerte von 200 Millionen Mark gemacht hatte, konnte er verhaftet werden. Die Betrügereien Georgi» belaufen fich in ganz Deutschland auf 4,5 Milliarden Mark. Wechselburg. Auf dem hiesigen Bahnhof wurden kürzlich abends zwei Güterwagen gewaltsam erbrochen. Bei einem mit Getreide beladenen Wagen war der Inhalt noch vollzählig; au« dem anderen Wagen wurden etwa 21/, Ztr. Butter und >/, Zentner Nudeln entwendet. Einige Tag« später wurde eine Frau, die mit einem sehr schweren Trag- korbe den Frühzug nach Leipzig benutzen wollte, angehalteu und der Tragkorb untersucht. Er enthielt statt Kartoffeln, wie von der Frau angegeben, Butter und Nudeln. Hierauf wurde die Frau verhaftet. Da« gestohlene Gut, von dem nur ein Teil fehlte, war im Walde bei Wechselburg ver- versteckt worden. Oberwiesenthal. Der Friseurgehilfe Anton Held au« Gottesgab war seit einigen Tagen vermißt worden. Jitzt wurde seine Leiche am Fuße des Keilberge« mit zer trümmerter Schädeldecke aufgefunden. Ob Held einem Un fall oder einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, muß dis Untersuchung ergeben.