Volltext Seite (XML)
Sayern WÜ1 nicke. Uns« »-Mitarbeiter schreibt: NuS politischen Kreisen wird ans geschrieben: Sie mögen es gut gemeint haben, die Mehrheitsparteien in der preußischen LanbeSversammlung, als sie unmittelbar vor dem Eintritt in die Weihnachtsferien mit einem An trag an die StaatSrrgierung herauskamen, der die mög lichst rasche Herstellung deS deutschen Einheitsstaates be fürwortete. Di« Herren Minister waren, trotzdem sie diesen Parteien nahe genug stehen, vorher nicht ins Ver trauen gezogen worden; daS war angesichts der Art und Weise, wie Heine uv- Hirsch -u dem Anträge Stellung nahmen, mit Händen s« greifen. Aber er wurde ohne Ausschußberatung, die von den MinderheitSparteien ver langt wurde, rasch noch vor Toresschluß angenommen und wird nun dazu führen, daß die Preußenregierung fick mit dem Reichskabinett in Verbindung setzt, um mit diesem gemeinschaftlich zu überlegen, was zu tun sei. Indessen hat daS Echo auS dem Süden nicht lauge auf sich warten lassen. .In Bayern hat man von Preußen, auch von dem neuen Preußen so ziemlich die gleichen — völlig unzutreffenden — Vorstellungen wie draußen in der uns immer noch feindlichen Welt. Man sieht eS immer nur im Bilde des brüllenden Löwen, der heißhungrig nmherläuft und zusieht, wen er verschlingen könne. So protestierte sofort das Hauptblatt der bayerischen Zentrums- (jetzt VolkS)yartet gegen die angeblich geplante Verpreußung des Reiches und der Südstaaten, und beute wird bereits amtlich in München von der Beunruhigung gesprochen, die in der Öffentlichkeit durch die Verhandlungen in der Preußischen Landesversammlung über die Schaffung eines deutschen Einheitsstaates mrsgelöst worden sei. Sie habe die bayerische Regierung veranlaßt, sich telegraphisch mit der dringenden Bitte an die Reichsregierung zu wenden, sobald als möglich die Regierungen der Länder zu einer Besprechung der Angelegenheit zusammenzuberufen. Dabei muß man bedenken, daß im bayerischen Kabinett die sozialdemokratische MehrbeitSpartei nach wie vor den maßgebenden Einfluß ausübt, also diejenige politische Richtung, welche am liebsten mit der gleichen Schnellig keit, wie vor Jahresfrist die 22 deutschen Dynastien be seitigt wurden, auch die deutschen Einzelstaaten auf dem Altar der Reichseinheit aufopfern möchte. Im bayerischen Landtage war diese Partei, als die Angelegenheit zur Sprache kam, danach, wie sich begreifen läßt, in einiger Verlegenheit. Sie erklärte sich für die Einleitung von Verhandlungen mit der Reichsregierung, durch die eine Lösung gefunden werden solle, welche die Gewähr für die Bildung eines einigen Deutschland bedeute, sie hütete sich aber wohlweislich davor, sich für diesen gewiß schönen Gedanken auch nur mit einer Spur von Begeisterung hervorzuwagen. Anders, ganz anders die Bayerische Volkspartei, das ehemalige Zentrum. Mit stärkstem Widerstand will sie dem Verlangen nach Er richtung eines förmlichen und völligen Einheitsstaates entgegentreten, und man weiß, was solche Töne bet den Bajuwaren zu bedeuten haben. Aber sogar die demo kratische Partei gab die Erklärung ab, daß sie in dem überstürzten Versuch auf Herstellung unbeschränkter Reichs einheit eine ernste Gefährdung der mühsam errungenen neuen Staatsgrundlagen erblicke und von der Regierung eine energische Vertretung dieses ihres Grundsatzes er- wmte. Die bayerische Mittelpartei endlich betonte, daß sie zwar aus dem Boden der Reichseinhsit stehe, an ihrer föderativen Grundlage jedoch nicht rütteln lassen werde, weil der Versuch der gewaltsamen Auflösung der Etnzel- tzaaten die nationale Zukunft vernichte. Daß der baye rische Bauernbund hinter dieser scharfen Ablehnung nicht zurücksteht, ist selbstverständHch; er erwartet von der Re gierung, daß sie die Entscheidung der in Preußen auf geworfenen Frage dem bayerischen Volk überläßt. Einzig und allein die Unabhängigen stellten sich auf den Boden des Berliner Antrages. So scheint ss, daß auch in diesem Falle wieder ein mal der Eifer nur schaden wird. Münchener Meldungen sprechen von einer gewaltigen Gärung, die durch daS Vorgehen Preußens in Süddeutschland hervorgerufen worden sei, und von der sichtbaren Befriedigung, mit der gerade die ausgesprochenen Separatisten sich der Ange legenheit bemächtigen. Ein neuer Zankapfel ist unter das deutsche Volk geworfen — gerade in dem Augenblick, wo die in der neuen Verfassung besungene Einigkeit feiner Stämme unter keinen Umständen bedroht werden dürfte. Es wäre schon bester gewesen, wenn die Parteiführer in Um ein Erbe. Novelle von Karl Meisner. (Nachdruck Verbote»^ .Hier sind wir zur Stell«. Treten Sie ein, Fräulein, und machen Sie es sich nach Möglichkeit bequem. Ich wünsche Ihnen eine recht ruhige und gute Nacht. Auch über diesem Gemach waltet der Schutz deS Höchsten, der Sie in Frieden ruhen lassen wird. Morgen werde ich früh nach Ihnen sehen. Sollte Ihnen aber wider Erwarten doch noch etwas passieren, so kommen Sie zur Schutzhütte. Ich bin dann gleich bei der Hand. Und nun nochmals: gute Nacht!" »Ich sehe, daß sich die Türe von innen verriegeln läßt, da bin ich nicht ängstlich. Sollte ich aber doch aus irgendeinem Grunde Angst bekommen, so werde ich zu Ihnen kommen oder rufen. Nochmals meinen schönsten Dank für Ihre freundliche Hilfe in der Not. Gute Nacht, schlafen auch Sie wohl!" Als Friedlieb fortgegangsn war, blickte sich Binchen mit begreiflicher Neugier in dem Zimmer um. Die Decke war hoch gewölbt, der Raum an sich nicht gerade breit, aber ziemlich lang. In der Mitte stand ein dicker Pfeiler, der den Raum sozusagen in zwei Hälften schied. Diejenige, in der sie stand, hatte kein Fenster, nur oberhalb der Türe ein Loch in der Mauer, das du ch eine Klappe, die jetzt offen stand, verschließ bar war. An der einen Längswand stand ein roh gezimmertes Holzgef^l, mit einigen Decken versehen. Das mochte wohl das Bett sein. Fast in der Mitte des Raumes stand ein schwerer Tisch, davor ein Sessel, dem man es ansah, daß ihn ein Dorf schreiner gezimmert hatte. Auf dem Tisch stand eine hohe Lampe mit einem grünen Schirm, daneben lag Feuerzeug. In der andern Zimmerhälfte befand sich in der dicken Mauer ein Fenster aus grünlichem Glase. Davor stand wieder ei« Tisch, mit allerlei seltsamen Gerätschaften und Büchern bedeckt. Doch wagte Binchen nicht, einstweilen auch diesen Raum zu betreten. Sie zündete die Lampe an und setzte sich in den Sessel. Nachdem sie dort einige Augenblicke gesessen der preußischen Landstube sich erst mit ihren Gesinnungs freunden im Süden in Verbindung gesetzt hätten. Moralische Eroberungen zu machen scheint auch den Preußen von heute nicht gegeben zu sein. Es mutz doch eine verdammt schwere Kunst dahinter stecken. für Hsterreicks Seit Mitte Oktober hat Holland weit über 20 000 Plätze für kostenlose Unterbringung österreichischer und deutscher Kriegskinber geschaffen. Da will Deutschland nicht Zurückbleiben. Es hat sich ein Ausschuß gebildet, der einen von zahlreichen hervorragenden Persönlichkeiten aller Parteien unterzeichneten Aufruf erläßt zur Gründung einer deutschen Landesorganisaiion, die möglichst viele österreichische Kinder über den Winter in den reichen und wohlhabenden Familien der deutschen Städte unterbringt. Wie notwendig eine solche Hilfe trotz unserer eigenen Notlage ist, zeigt die Erklärung des Vorstandes der Jugendfürsorge im österreichischen Volksgesundheits amt, Sektionsrat Alfons Foramitti, der soeben erklärte: Selbst wenn alle Hoffnungen restlos erfüllt werden, die Österreich auf die Hilfe Deutschlands, der Neutralen, ja selbst der Alliierten setzt, müssen in diesem Winter 80000 Kinder Österreichs durch Hunger und Kälte sterben! Diese erschütternde Erklärung spricht ohne weiteres für sich. Die Stunde ist kostbar. Niemand darf sich bei dem Gedanken beruhigen, daß „schon so viele Hilfs-Organisationen bestehen". Nur ein restloses Zu sammenfassen aller Kräfte kann den endgültigen Zu sammenbruch Österreichs noch aufhalten. Niemand darf bei dem großen Hilfswerk zurückstehen, der noch Anspruch darauf erhebt, ein Mensch, ein Deutscher zu sein! In allen deutschen Orten sollen Lokalorganisationen gebildet werden, die sich mit der Unterbringung österreichischer Kinder beiassen. Die Stadt Heidelberg ist vorangegangen und hat bei einer Einwohnerzahl von 56000 nicht weniger als 700 Frei plätze gesichert. Diesem Beispiel gilt es zu folgen. Alle Reichen in Deutschland, alle Wohlhabenden, alle die noch etwas zy entbehren haben, müssen sofort und restlos mobil gemacht werden für die Menfchheitsaufgabe, die Kinder des unglücklichen Österreich vor dem Untergang zn retten. Die sich bildenden Lokaikomitees Deutschlands werden gebeten, alle Zuschriften zu richten an die Deutsche Gesellschaft für staatsbürgerliche Erziehung. Berlin- Halenfee, Lützenstraße 9, in deren Händen die Durch- führung der Organisation liegt. Telegramm-Adresse: Staatsyhilosoph-Berlin. poUMcke Aunäfckau. DeMkeblanL. Regelung des Ausfuhrhandels. Der Volkswirt- ichaftsauSschuß der Nationalversammlung beriet den Ent wurf einer Verordnung über die Außenhandelskontrolle in der Form, die die Verordnung im Reichsrat erhalten hatte. Ein Antrag der Sozialdemokraten auf Wieder herstellung Ler ursprünglichen Regterungsfassung wurde abgelehnt und die Verordnung im wesentlichen nach den Beschlüssen des Reichsrates angenommen. Die Ver ordnung ermächtigt Len Reichswirtschastsminister zum Verbot der Ausfuhr von Waren jeder Art mit der Wirkung, daß die Ausfuhr nur mit Bewilligung des ReichskommisfarS für Ein- und Ausfuhr oder der sonst zuständigen Stellen erfolgen darf. Der Reichskommissar kann sein Befugnisse auf Außenhandelsstellen übertragen; die bestehenden Zentralstellen werden in Außenhandels stellen umgewandelt. Dies« find als paritätisch aus Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Verbrauchern zusammen gesetzt gedacht. Zur Bestreitung ihrer Unkosten können sie für die Bearbeitung von Angelegenheiten Gebühren fest setzen. Bei Ler Ausfuhrbewilligung wird zugunsten der ReichSkaffe eine Abgabe erhoben, deren Ertrag zur Förderung sozialer Aufgaben verwandt werden soll. Für Zuwiderhandlungen werden Geld- und Gefängnisstrafen vorgesehen. Helfferichs Geldstrafen. Der zweite Unterausschuß LeS parlamentarischen Untersuchungsausschusses der Nationalversammlung hat auf die Beschwerde des Staats sekretärs a. D. Helfferich beschlossen, daß in beiden Fällen, in denen eine Strafe wegen Zeugnisoerweigerung fest gesetzt ist, eine Zeugnisoerweigerung vorliegt, daß jedoch in dem zweiten Falle nicht eine Geldstrafe, sondern nur —— Sammelmappe — für bemerkenswerte Tages» und Zeitereignisse. * Die deutsche Abordnung zur Friedenskonferenz bat drei Noten überreicht, die sich auf die Truppentransporte, die aus zuliefernden leichten Kreuzer und die Unterdrückung des Artikels 61 der Reichsverfassung beziehen. * Das Verzeichnis der Deutschen, die zur Aburteilung wegen angeblicher Verbrechen im Kriege der Entente aus geliefert werden sollen, enthält nach einer Pariser Blätter- Meldung insgesamt 1500 Namen. * Zur Kontrolle des deutschen Ausfuhrhandels ist eine be sondere Verordnung erlassen worden. * Der neue Rsichswahlgesetzentwurf soll im Januar ver öffentlicht werden. * Hauvtmann v. Kessel ist aus der Milttärhaft entlassen, da die Untersuchung keinerlei Momente zeitigte, die die Hast rechtfertigen konnten. * Die Danziger Polen verlangen von der Entente die Un gültigkeitserklärung der Stadtverordnetenwahlen in Danzig, bet denen sie nur fünf Mandate erhielten. * In Wien umlaufende Gerüchte über ein zwischen Öster reich und Frankreich gegen Deutschland geschloffenes Bündnis werden von christlich-sozialer Seite dementiert. * Auf den Vizekönig von Irland, Lord French, wurde ein Attentat verübt: er blieb unverletzt. * Über den englisch-persischen Vertrag ist es zwischen der britischen und der amerikanischen Regierung zu einem ge reizten Depeschenwechsel gekommen. die Zwangshaft zulässig gewesen wäre, eine solche nach träglich aber nicht festgesetzt werden kann. Daher bat der Zweite Ausschuß den folgenden Beschluß gefaßt: 1. Die Beschwerde wird Zurückgewiesen, fowsit sie sich gegen die am 16. November 1919 festgesetzte Geldstrafe richtet, da auch Gründe nicht vorliegen, die Strafe zu ermäßigen. 2. Die am 17. November 1919 verhängte Geldstrafe wird aufgehoben. — Der Beschluß ist gefaßt mit vier gegen zwei Stimmen bei einer Stimmenthaltung. Eine frei erfundene Behauptung. Von zuständiger Seite wird erklärt: „Die „Zukunft" veröffentlicht einen Brief des wegen schwerer Verbrechen verfolgten, nach Holland gestobenen Ernst Sonnenfeld. In diesem Briefe wird behauptet, daß eine sozialdemokratisch? Wabl- yropaganda mit ihren großen Kosten von der Staatskasse bezahlt worden ist. Diese Behauptung ist ftei ermüden. Es sind niemals amtliche Mittel für die Wahlpropaganda irgendeiner Partei bezahlt worden. Zugleich wird eine weitere Behauptung Sonnenfelds, er habe von dem Sohne Les Herrn Sklarz sich erzählen lassen, daß dieser und der damalige Volksbeauftragte Scheidemann 100 000 Mark dafür ausgesetzt hatten, Liebknecht und Rosa Luxem burg in Len Reichstag eingeliefert zu sehen, als in vollem Umfange frei erfunden bezeichnet." ^»nkpelcd. Kem Erfolg der Londoner Besprechungen. Zahl reiche Blätter versichern, die Londoner Besprechungen hätten keine greifbaren Ergebnisse gehabt. England sei keinerlei Verpflichtungen eingegangen, weder für ein Ver teidigungsbündnis mit Belgien, noch für eine stärkere Sicherung Frankreichs gegen Deutschland oder dis Ein haltung des Abkommens über Syrien, auch nicht über die Hebung des französischen Wechselkurses oder vermehrte Kohlenlieferung. Ebenso wenig habe das Adriaproblem Fortschritte gemacht. Spanien. Verbrüderung mit Südamerika. Die lange ge plante Reise' Alfons XIII. zum Besuch der stammver wandten füdamerikanischen Republiken wird demnächst zur Ausführung kommen. Der Haushofmeister deS Königs ist bereits in Buenos Aires eingetroffen und vom Präsi denten der Republik Argentinien empfangen worden. Die Reise des Königs von Spanien dient jenen politischen, in letzter Zeit stark aufgetretenen Bestrebungen, die eine nähere Verbindung der Staaten spanischer Nation zum Ziele haben. * Berlin. JnS Reichswirtichaftsministerium ist als erste Frau Fräulein Dr. Kora Berliner als Referentin für Sozialisierung und Arbeiterfragen berufen worden. hatte, holte sie ihre Handtasche herbei und entnahm derselben die vom Kronenwirt ihr fürsorglich mitgegebeneu Butterbrote. Trotz ihres gesunden Appetits könnt« sie dieselbe» doch nicht alle bewältigen. „Dann habe ich morgen früh gleich mein Frühstück," dachte sie und wickelt« den Rest deS Brotes wieder ein. Sie riegelte die Türe zu, lockerte die engen Reisekleider etwas und setzte sich recht bequem im Sessel zurecht. Es dauerte auch nicht lange, da umfing sie nach den Anstrengungen und Aufregungen des Tage- der Schlaf. Allein derselbe war weder von langer Dauer noch tief, aber von unruhigen Träumen belebt. Plötzlich fuhr sie in die Höhe, ein raschelndes Geräusch hatte sie geweckt. Erst mußte sie ihre Gedanken sammeln und sich darauf besinnen, wo sie überhaupt war. Die Lampe flackerte und knisterte, als ob sie bald verlöschen wolle. Durch das Fenster sah sie nur einen matten Schimmer, der sich schwach von der Dunkelheit im Zimmer abhob, cs mußte also schon spät in der Nacht sein. Das Rascheln wiederholte sich, offenbar verursacht durch eine Maus, die nach Brotkrumen suchte. Als Binchen sich bewegte, huschte sie eiligst davon. Die Lampe brannte nicht mehr, nur der Docht glühte noch und verbreitete einen unangenehmen Geruch. Binchen wurde es nun doch unheimlich zumute. Mit angestrengten Sinnen lauschte sie. Der Regen mußte nachgelassen Haden, aber gleichmäßig fiel irgendwo ein dicker Tropfen klatschend nieder. So geringfügig dieses Geräusch an sich war, regte es doch durch die regelmäßige Wiederkehr die Lauscherin auf, die ihm unwillkürlich ihrs Aufmerksamkeit widmete. Das monotone Einerlei griff auf die Dauer ihre Nerven an. Es war ihr, als hörte sie draußen leise, leise Schritte, als schleiche jemand an die Türe. Jö leiser dies Geräusch war, desto unheimlicher war es. Nun hörte es ganz auf. Auch der Tropfenfall wurde immer seltener. Da schalt sich Binchen selbst aus ob ihrer kindischen Furcht. Mit Gewalt zwang sie sich zur Ruhe und rief ihre Vernunft zu Hilfe, um sich jedes Geräusch natürlich und einfach zu erklären. Es war doch ganz selbstverständlich, daß hier Mäuse oder Ratten i» dem zerfallenen Gemäuer hausten, die im Dunkel auf Nahrungs suche gingen. Warum sich vor diesen harmlosen Geschöpfen, die keinem Menschen etwas zu Leide tun, fürchten? Unter solchen Gedanken beruhigte sie sich auch bald wieder und schlief dann ein. Aber auch dieser Schlaf sollte nicht von langer Dauer sein- Plötzlich fuhr sie in die Höhe, ein schauerlicher, langgezogener Ton durchhallte die Nacht. Jede Täuschung war ausgeschlossen, das war kein Traumgebilde ihrer erregten Phantasie Wo^r kam dieses grauenhafte Geschrei? War eS hier im. Zimmer? Draußen im Gang? Vor dem Fenster? Da tör es wieder, laut, entsetzlich, es erfüllte die Lust mit E-raufen. Binchen wagte kaum zu atmen, jeder Nerv an ihr b^hte. Solche Töne mochte der Wahnsinn haben, oder ein Sl-yuldbeladener, Ver fluchter, der keine Ruhe findet auf Erden >imd zur mitternäch tigen Stunde seine Qual hinausheult i» i den düster« Wald. Als aber wieder der gräßliche, dumpfe sich markerschütternd hören ließ, stieß sie einen lauten Schrei aus und stürzte zur Türe. Fort wollte sie um jeden Prei^z, fort zu Menschen. Sie riß den Riegel zurück und'- tappte auf den dunsten Gang hinaus. Aber schreckensbleich lehnte sie sich an die Mauer, als sie plötzlich merkte, daß tzwr ihr ein großes, leben des Wesen stand. Unfähig, nur eirften Ton hervorzubringen, preßte sie krampfhaft die Hand an ist Herz. »Ist Ihnen etwas Böses begehn - Fräulein," fragte da eins wohllautende Stimme dicht vo r Als aber der Frager ihren keuchenden Atem bemerkte, d-en uuch ein gröberes Ohr hätte hören können, fuhr er mit nq,ch größerer Milde im Ton fall der Stimme fort: „Sie brauchen, sich nicht zu fürchten, Fräulein. Ich bin es, der Bervo-Hner dieser Ruine. Es mir unendlich leid, daß ich Ihnen deinen angenehmeren Raum zur Verfügung stellen konnte. Aber- ich frage nochmals, es ist Ihnen doch nicht etwas Böses begeg.net?" (Fortsetzung folgt.)