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Ottendorfer Zeitung : 04.02.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192302040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19230204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19230204
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-02
- Tag 1923-02-04
-
Monat
1923-02
-
Jahr
1923
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 04.02.1923
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Aekedle und Gegenbefekle. Keine Ausgleichszahlungen mehr. Auf jeden neuen Rechtsbrnch der Franzosen, die so- wobl im neuen wie im alten besetzten Gebiet mit allerlei unerhörten Befehlen die Treue der deutschen Beamten auf die Probe stellen, antwortet die deutsche Regierung prompt mit Gegenbefehlen, durch die das französische Vorhaben lahmgelcgt wird. So haben die Franzosen jetzt die preußischen Forsten im Taunus beschlagnahmt. Daraufhin hat jedoch der preußische Landwirtschafts- Minister verboten, irgend einer Anordnung der interalli ierten Nhcinlandkommission oder anderer nicht zuständiger Stellen in bezug auf Staatsforsten nachzukommen. Es verbleibt für sämtliche Beamte bei dem Verbot der Mit wirkung bei jeder als Neparationsleistung ausgeführten Holzlicfcrung. Auch der Neichspostminister hat alle Be amten, Angestellten und Arbeiter der Reichspost- und Tele- grapbenverwaltung angewiesen, rechtswidrigen Anord nungen der Besatzungsbehördcn ohne Rücksicht auf die eigene Person unbeugsamen Widerstand entgegenzusetzen. Den Betroffenen wird volle Schadloshaltung zugesichert. Ferner ist in Übereinstimmung mit den bisher getroffenen Maßnahmen, die jede deutsche Mitwirkung an der Herbei führung deutscher Leistungen gegenüber den Vertrags brüchigen Ländern abstellen, seitens der Reichsregierung den deutschen Delegierten die Teilnahme an den Ar beiten des deutsch-französischctt und deutsch-belgischen Ausgleichsamtes in Paris untersagt worden. Keine Zölle, Kohlensteuer, Ausfnhrabgabe. Eine Bekanntmachung des Neichsfinanzministers wen det sich gegen die Nheinlandkommifsion, die, wie sie betont, die Deutschland zustehenden Zölle, die deutsche Kohlen steuer und die deutschen Ausfuhrabgaben in die Kassen des Auslandes leiten will. Diese Anordnungen sind, so sagt der Minister, rechtsunwirksam. Deutsche Beamte werden Zahlungen, die Deutschland entzogen und fremden Mächten zugeführt werden sollen, nicht entgegennehmen. Es wird von der Bevölkerung erwartet, daß sie nicht durch Zahlung von Zöllen, Kohlensteuer oder Ausfuhrabgaben an fremde Beamte und an fremder Gewalt unterworfene Kassen den Willen und die Macht derer stärkt, die Deutsch land vernichten wollen. * Über eine Viertelmillron Soldaten. Immer noch werfen die Franzosen neue Truppen nach dem Rheinland. Mainz ist von französischen Truppen überfüllt. Ständig werden Truppen nach dem Ruhrgebiet verladen, ebenso treffen immer wieder neue Truppen aus dein Innern Frankreichs ein. Zurzeit stehen allein im Rheinland 90 000 Mann französischer Truppen, während für das Ruhrgebiet insgesamt 260 009 in Aussicht genom men sind. Weiter planen die Franzosen, alle preußischen Beamten aus dem Rheinland zu entfernen. Vielleicht soll sogar diese Maßregel noch weiter ausgedehnt werden. Dann soll angeblich der Reichskommissar in Koblenz veran laßt werden, seinen Posten aufzugeben und endlich wird das bereits bekannte Hauptstück dcS Programms erwartet: die Einführung der Zollgrenze zur völligen Isolierung des Ruhrgebiets. Der Standpunkt des Kanzlers. Auf die Frage, welche Stellung die deutsche Regierung z» dieser Lage einnehme, erklärte der Kanzler Dr. Euno einem englischen Journalisten: „Wir stehen auf dem Stand punkt, daß der Friedensvertrag verletzt ist, aber wir wer den fortfahren, unsere Verpflichtungen gegenüber den Sig natarmächten zu erfüllen, die sich an der Vertragsver letzung nicht beteiligt haben. Die Grubenbesitzer und Ar beiter des Ruhrgebiets werden gegenüber den Drohungen des französischen Militarismus stand halten, indem sie sich weigern, Frankreich und Belgien mit Kohle zu ver sorgen. Sie leisten einem ungesetzlichen Übergriff Wider stand, und die Reichsregierung wird sie in dieser Haltung unterstützen. Wir verteidigen die Unabhängig keit des deutschen Gebietes und die Freiheit einer deut schen Bevölkerung gegen die Absichten eines aggressiven Imperialismus. Wir werden fest bleiben, und ich weiß, daß das ganze deutsche Volk hinter uns steh t." * Solidarität der- Arbcl. rschaft. Die Vorstände der Gewerkschaften Deutschlands er lassen folgenden Aufruf: Miiergui WrsMowo. Ostmärkischer Roman von Guido Kreutzer. (Nachdruck verboten.) In Hj-ssn Tagen ging Elias Krottmann mit schmalen Lippen und finsteren Augen herum — und Hansjürgen war me betäubt von einem heimtückischen Schlage. Was brauchte er mit dem Alten noch darüber zu brechen, er wußte ja doch, daß er für diese beiden Hypo- cheken auf seinen zur Hälfte entwerteten Besitz keinen Ersatz «halten würde. Zumindest nicht unter normalen Umständen. Jetzt ging es auf Hauen und Stechen. Jetzt kam's drauf w. daß sich jenes Wort bewahrheitete, das Elias Krottmann neulich gesprochen: — von dem Glauben, der Berge ver- etzcn kann oder von den Zeichen und Wundern, die üb-r sich den Menschen offenbaren. ^etzt kam's darauf an! Und der Forstmeister Dietrich Dronkou in Reiherhorst nutzte hintenherum von den gekündigten Hypotheken erfahren ;aben. Denn eines Abends tauchte er im Wropnower Herren- Hause auf und ließ sich rwn der Mamsell einen steifen Grog hrauen und schickte eine Marjell ins Jnspektorhaus, weil der Tüas Krottmann auch dieser Unterredung beiwohnen sollte. Und als sie dann alle drei um den Tisch herumsaßcn, da machte der Forstmeister nicht viel Federlesens und über flüssige schöne Redensarten, sondern bot Hansjürgen rundweg an, mit seinen Privatmitteln für die beiden gekündigten Hypotheken einzuspringen und den größten Teil seines Ver mögens auf Wroynowo eintragen zu lassen. „Denn jetzt geht's aufs' Ganze, Hansjürgen. Und ich sag' dir noch einmal — ich bin ein alter Diann und habe nicht Frau und Kinder, an die ich denken müßte: nur ein paar entfernte lebenslustige Neffen, denen es garnichts schaden würde, wenn man ihnen den Brotkorb ihrer Erb- «chaft nach meinem Tode etwas höher hängen würde. Ob ich also mein Geld massig verzinst auf der Bank liegen habe oder lasse dich mit den paar Kröten hier segensreiche Arbeit tun — ich meine, das käme nicht nur auf eins heraus. Die unterzeichneten Vorstands der Gewerkschaften Deutsch lands erklären ihr volles Einverständnis mit den Abwehrmatznahmen der bedrängten Arbeiter» Ange stellten und Beamten in den besetzten Gebieten. Wir billi gen ausdrücklich auch die von den Dergarbeiterverbänden auf gestellten Ford'rungen, insbesondere nach sofortiger Freigabe der Bergwerke und Zurückziehung der französisch-belgischen Soldaten von den Arbeitsstätten, Freigabe der völkerrechtswidrig verhafteten Werkleiter und Beamten. Wir fordern die gesamte Arbeiterschaft auf, an diesen Forde rungen festzuhalten und nicht nachzulassen in ihrem Widerstand gegen jeden störenden Eingriff der feindlichen Mi litärmacht in das deutsche Wirtschaftsgetriebe. Im Namen aller Arbeiter, Angestellten und Beamten im ganzen Reiche und — so glauben wir — mit Zustimmung des ganzen deutschen Volkes, sichern wir den deutschen Brüdern im Ruhrgebiet in ihrem gefahrvollen Kampfe nachhaltigste Unterstützung zu. Zur Unterstützung des Widerstandes sollen vor allem die Arbeiterlöhne sichergestellt werden, und zwar in der Weise, daß die einzelnen Zechen Zechen wechsel ausstellen, und zwar vorläufig bis zu der Höhe von insgesamt 120—130 Milliarden Mark, die von der Reichsbank diskontiert werden sollen. Aus diesen Sum men sollen dann die Löhne gezahlt werden. Volkswirtschaft. Steigerung der Großhandelspreise um 60 Die Groß handelspreise von 44 Waren stiegen in der letzten Woche um volle 60 also fast zwei Drittel des letzten Standes, auf das 3293fache Vorkriegsniveau. Polnische 50 Oüü-Mark-Banknoten. Die polnische Landes- darlehnskasse setzt neue Banknoten im Werte von 50000 Mark in Umlauf. Von nnä fern. Breslauer Frühjahrsmesse. Für die in der Zeit vom 11. bis 14. März statlfindende Breslauer Frühjahrsmesse sind sämtliche Verkaufsstände in allen Abteilungen und Messehäusern besetzt, sodaß keinerlei Neuanmeldungen mehr angenommen werden können. Keine französischen Stücke aus deutschen Bühnen. Der Deutsche Bühnenverein erklärt, daß der Verband Berliner Bühnenleiter schon am 12. Januar d. Js. beschlossen habe, die französischen Stücke vom Spielplan abzusetzen. Der Bühnenverein beschloß, auch seine Mitglieder außerhalb Berlins zu gleichem Verhalten aufzufordern. Schwedische Hilfe für deutsche Studenten. Die Not in der Studentenschaft wachst unter den Teuerungsfolgen der Ruhrbesetzung ins Unerträgliche. Zur Linderung dieses Elends hat das schwedische Studcntenhilsskomitee der Wirtschaftshilfe der deutschen Studentenschaft hundert Millionen Mark überwiefen, die sofort an 3000 bis 4000 Studierende als einmalige Rotbeihilfe verteilt werden sollen, unter besonderer Berücksichtigung der im besetzten Gebiet liegenden Hochschulen und der aus diesem Gebiet stammenden Studierenden. Bewerbungen sind mit dem Vermerk „Schwedische Nothilfe" an jeder Hochschule zu richte« an die Anschrift: „Zweigstelle der Darlehnskasse der deutschen Studentenschaft." Els Todesopfer einer Explosion. Eine folgenschwere Explosionskatastrophe ereignete sich in Ingolstadt in einer ehemaligen Festungskasematte. Der Männerturnverein Ingolstadt hatte Leuchtpatronen, die zur Veranstaltung von Feuerwerken bestimmt waren, an einen Kaufmann Kappelmeier verkauft, weil sich an ihnen bereits ein Zer setzungsprozeß bemerkbar machte. Kappelmeier ließ die Patronen zerlegen, um das Zinkblech zu gewinnen. Diese Arbeiten führten nun zu einer heftigen Explosion, durch die ein Brand entstand. Als die Feuerwehr eindrang, fand sie 11 Personen tot, zum Teil verbrannt und verstümmelt. Es handelt sich um zwei Männer und neun junge Mäd chen, die in dem Betrieb beschäftigt waren. Mair nimmt an, daß die Explosion durch eine Stichflamme hervorge rufen wurde. Kappelmcier wurde verhaftet und wegen fahrlässiger Tötung und Vergehens gegen das Spreng stoffgesetz dem Gericht eingeliefert. Auf der Rodelbahn zerschmettert. Auf der Rodelbahn der Landeskrone bei Görlitz fuhr ein mit drei Personen besetzter Rodelschlitten so heftig gegen einen Baum, daß einem Wirtschaftsbcamteu der Kopf zerschmettert wurde. Er war auf der Stelle tot, während zwei junge Mädchen in fchwerverletztem Zustande dem Krankenhaus zugeführt wurden. Zum Untergang des Motorschiffes „Wiklbo". Nach einem amtlichen Bericht der Marineleiwng in Cuxhaven sind von dem am 10. Januar bei Elbe 1 gesunkenen deut schen Motorschiff „Willbo" elf Mann der Besatzung, dar unter ein Toter, von dem Lotsendampfer „Kapitän Karpfanger" geborgen worden. Fünf Mann werden noch vermißt. * Berlin. Demnächst werden, wie das Reicksbankvirektorium mitteilt, neue Reichsbanknoten zu 5000 Mark ausgegeben. Berlin. Bei einem Kampf zwischen Polizisten und Ein- brechern wurde hier durch einen der Verbrecher ein zufällig des Weges kommender Postschaffner erschoßen. Berlin. Verhaftet wurde hier ein Kutscher Lehmann, der in Mückenberg in der Lausitz, angeblich aus Gram über den Tod seiner Frau, sein ein Jahr altes Kind durch einen Knebel erstickt hat. Christiania. In der Nacht zum 20. Januar ist der Fracht dampfer „Fermand" im Christianiafjord gekentert und sofort gesunken. Von der Besatzung von 9 Mann sind 7 ertrunken. Vermischtes. Der tiefste Schacht der Erde ist der Schacht 3 des Steinkohlenbergwerks „Morgenstern" in Zwickau: er weist eine Tiefe von 1084 Meiern auf. Gegenwärtig wird in demselben Bergwerk ein Schacht 4 ausgeteuft, der auf 1400 Meter gebracht werden soll. Zwei harte Schädel und ein Klavier. Bei einer Erb- schaftsteilung in einem dörflichen Orte Thüringens ge rieten sich zwei der Erben, Brüder ihres Zeichens, um den Besitz eines zu der Erbschaftsmasse gehörenden Tafel klaviers in die Haare. Der eine Bruder wollte das Marter instrument verkaufen, während der andere darauf bestand, daß es — geteilt werde. Dem verkaufslustigen Bruder blieb schließlich nichts weiter übrig, als die Teilung mitzu machen. Und so holten sie denn eine Schrotsäge und säg ten, ohne ein Wort zu sprechen, das Klavier in der Mitte durch, wobei sie zunächst einmal die Säge zerbrachen. Nach dem dann auch das Klavier glücklich zerbrochen war, gin- gen sie mit ihrem Kleinholz und mit der brüderlich geteil ten Tastatur befriedigt von dannen. Der Gerechtigkeit war Genüge geschehen. Frankreichs neueste Kriegsmaschinen. Die furchtbarsten Vernichtungsmaschinen, die es gibt, sollen nach den Be richten Londoner Blätter die neuen, ganz aus Metall be stehenden Flugzeuge sein, mit denen jetzt im französischen Heere Versuche unternommen worden sind. Diese'Maschi nen erreichen eine Schnelligkeit von mehr als 160 Kilo metern in der Stunde bei einer Höhe von 10 Kilometern. Es soll ihnen sogar möglich sein, mit Sauerstoffapparaten aus einer Höhe von 15 Kilometern über der Erdoberfläche zu operieren, und so können diese Sondergeschwader von Kricgsflugzeugen aus ungeheuren Höben Tod und Ver nichtung auf die Erde hcrunterfenden. Und solches ge schieht im Zeitalter des Völkerbundes, der uns dem Welt frieden näherbringen will! Medizinstudium ist unanständig. Den Frauen, die Medizin studieren wollen, werden in England, dem Lande der Schciusittsamkeit, viele Schwierigkeiten gemach!. Vor kurzem hat die größte Medizinschule Londons, das London Hospital, beschlossen, keine Frauen mehr zum Medizin studium zuzulassen. In der Begründung dieser Maßnahme wird betont, daß man die Eignung der Frauen zum Studium nicht bezweifle; aber der gemeinsame Unterricht mit Männern habe sich als unmöglich erwiesen. Die Uni versitäten Dundee und Manchester 'haben ebenfalls die Frauen vom Mcdizinstudinm ausgeschlossen, weil ihre Er fahrungen mit denen des London Hospital übereinstimmen, und auch in anderen englischen Universitäten ist eine Be wegung gegen das Frauenstudium in Gang. Tie Hem mungen, denen die Frauen beim Studium an den eng lischen Hochschulen ausgesetzt sind, haben in ihnen den Ge danken entstehen lassen, Frauenuniversitäten ins Leben zu rufen. Vielleicht ließe sich von Staats wegen eine Neu tralisierung der Geschlechter ermöglichen. 6 rchtskälls. Ein kranzösischer Major vor deutschen Geschworenen. Vor dem Schwurgericht in Frankjurt a. M. hatte sich der franzö sische Major Dupic wegen Totschlags zu verantworten. Er hatte im November vorigen Jahres in der Villa seiner Braut einen Mitbcwokmer, den Kaufmann Cohn, infolge fortgesetzter WohnungSstreitigkciten erschossen. Cohn, von dem er angegriffen zu sein vorgibt, war durch ihn in der Notwehr verletzt worden. Dupic hat dann auf den auf dem Boden liegenden Mann neck fünf Schüsse abgegeben. Die Geschworenen verneinten die Frage, ob der Angeklagte Cohn vorsätzlich und mit Überlegung getötet habe. ES erfolgte daraufhin ein Freispruch. Die Kosten trägt die Staatskasse. Dupic wurde sofort aus der Haft ent- lassen. sondern die zweite Möglichkeit wäre nach christlichen Ehr begriffen tausendmal vorzuziehen. Ich also brauch' mein bares Geld nicht — dir aber würde es Marl in die Knochen geben. Und keine Sorge, daß ich etwa aus falscher Senti mentalität handelte. Hätte ich die Überzeugung» daß du ein leichtsinniger Flauscnkopf bist, ich würde den Deuwel tu« und hier zu solcher Stunde meine Beine unter deinen Tisch strecken. So aber kenne ich dich und hab' Respekt vor dir und bitte dich, meinen Vorschlag anzunehmen." Hansjürgen erwiderte ohne Besinnen: « „Sei herzlich bedankt, Onkel Droukau. Aber wie damals Lei meinem ersten Besuch in Reiherhorst, so lehne ich auch heute deinen Wunsch ab. Ich ru's nicht, Onkel Dronkau; ich setz' nicht Sckuldcmvirtschaft fort, die hier eingerissc« ist. Ich beiß' die Zähne zusammen und kämpf' mich durch — entweder zum Erfolg oder zum letzten bittern Ende. Aber mag mir auch das beschieden sein — wenigstens kann ich dann vor mir selbst de« Kopf: hochtragen. Und das ist vielleicht überhaupt der schönste?Erfolg, den ein Mann sich von seiner Arbeit wünschen kann." Langsam trank der Forstmeister sein Grogglas le-r. In unverkennbarer Sorge ruhten seine Augen auf dem Jüngeren. „Blaß stehst du aus, Hansjürgen — verflucht spack und zusammengefallen. So kenn' ich dich eigentlich garnicht. Als du kamst, warst du doch noch ein ganz anderer Kerl. Bengelchen — was haben die letzten Wochen aus dir ge macht?! Ich sag' dir nach einmal — ich hab' alle« Respekt vor dir und deinen Überzeugungen und deiner Energie. Aber nimm nicht die Kandare zwischen Lie Zähne und geh' nicht wie wild durch; damit verplemperst du zu schnell deine besten Kräfte, die dir doch weiß Gott bitter notwendig sind. Tu's nicht, Bengelchen. — „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben!" Das steht in der Bibel: und in der Bibel steht auch noch ein anderes Wort, derb zwar aber verflucht zutreffend: — „Du sollst dem Ochsen, der da drischt, das Maul nicht verbinden!" . . . und darum laß mich alte« Kerl nicht mit einer unerfüllten Bitte wieder aus diesem Hause gehen. Nimm an, Hansjürgen, was ich dir freudige« Herzens biete. Du nimmst dir eine Sorge und schenkst mir eine Freude... — zum Donnerwetter, Krottmann, alles Suppenhuhn — sitzen Sie nicht so duckmäuserisch da, sondern Hessen Sie!" Der aber schüttelte störrisch den Kopf: „Ich bring' mich nicht in Gewissensnöte, Herr Forst meister. Und bann — Herr von Schilk hat recht! Es lieg! ihm nicht: e§ paßt nicht zu ihm, Hilfe von dritter Seite an- zunehmen." Da gab'S der alte Dietrich Dronkau natürlich achsel- zuckend auf. Er sah, hier war eine Mauer, gegen die ttichl einmal die bitterste Not des Tages würde Sturm laufen könne«. Aber seine Liebe zu Hansjürgen von Schilk wm dadurch noch gewachsen. Und fortan beobachtete er unoL- lässig, was aal Wrowwwo geschah. Suchte auch hin uni wieder unauffällige Begegnungen mit dem Inspektor Krott mann. Der mich nicht cmS. Nur — wenn das Gespräch auf die Hmwthekengeschichten kam, dann wiederholte er immer sein Wort von Len Gewissensnöten. Hansjürgen von Schilk ritt in den Vormittag bwein. Stundenlang hatte er morgens draußen auf ven ein zelnen Schlagen der Feldmark die Beftellungsardeirrn beauf sichtigt, war den Pflüger« gefolgt, wenn sie ihre schwere Drcischaar durch den fetten Lehmboden trieben, wenn sie immer und immer wieder die Pferde mit ihren Zurufen an feuerten; hatte aufmerksam das Arbeitc« der Egge und Walze verfolgt — war bald hier, bald dort gewesen. Aber als die Leute ihre Frühstückspause machten und, am Grabenrande liegend, von der Arbeit ausruhten — da wendete er den Gaul und ritt einen Feldweg entlang und dann quer durch die Forst zum allen Dietrich Dronkau. Es war eine plötzliche Eingebung, der er folgte.. Eine Sehnsucht sprang in ihm auf, wieder einmal dem allen Herrn gegenüberzusitzen und ... sich ein wenig ermutigenden Zu spruch zu holen. Ja — das war es letzten Endes gewesen, was ihn zu dem Ritte nach Neiherhorst getrieben. Sticht, als ob dir wirtschaftliche Not nun mit einem Male so dicht oor de, Tür stand, daß er nicht mehr hätte den Eintritt verwehre» können . . . noch blieb ihm eine Galgenfrist. (Fortsetzung folgl.1 ,
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