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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend si Die ,Ott-ndsrser Aeitnn.g" erscheint Diens- ii tag, Doimerstag und Sonnabend, ff U Bezugs-Preis: MertsWhrltch 1,8V Mark, ff St bei Anstellung durch die Boten 2,— Mark, st Im Kalle höherer Gema» (Krieg vd. sonsl. ff u irarnbo,e!n;rr Srörnngen des Beiriede» der f, r, Ae lÄNg, »,r Lieferanten »d. d- Belöiöerungs« 8 ei Etürichtunqen) Kat der Bezieher keinen An- si « Gruch au? Ltrsening oder Rachltef-rung der ff Frtimig os.aufRückzahlrmgd. Bezugspreis«. " ^ernsprech-Avschiufi: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 3!,. Psstscheck-Äonto: ^ip-ia Nr. 29148. Achriftieitung Druck und Verlag: Hermann Rühle, Krvtz-MrAa Freitag, den 5 Dezember Nummer ^2 ^8. Jahrgang. NeNeRss VE T«gs. — In der von Clemenceau unterzeichneten Anlwolsnote, die dem deutschen Vertreter in Paris am 2 Dezember zn- gestsllt morden ist, wird derselbe Faden von früher fort gesponnen. Eine unzweideutige, bei den Verhandlungen über die deutschen Kohlenliefcrungen gegebene Zusage der Herm- schaffung der deutschen Gefangenen wird nachträglich in eine „humanitäre Erklärung aller Verbündeten" verdreht und weiter wird, wenn das auch mit einigen Phrasen verschleiert wird, ja zugegeben, daß man die deutschen Kriegsgefangenen al« Faustpfand und als Geiseln für die Innehaltung des des Versailler Vertrages und für die Auslieferung der so genannten „Schuldigen" in der Hand behalten will. Aus dem Schluffe der Note ergibt sich, daß Deutschland mit Er füllung der Vertragsbedingungen — nicht etwa seine Ge fangenen zurückerhalten soll — sondern, wenn das „Unrecht" wieder gut gemacht bat und die „Verbrecher" der Strafe zugesührt hat, dann vielleicht wieder in die Gemeinschaft der Völker aufgenommen werden und „Verzeihung" finden soll Es ist also eine gemeine Erprefserpolitik, zu der sich Herr Clemenceau in dieser neuen Note bekcnt. Das Verfahren aber ist das gleiche wie früher. Die Hoffnung auf H :M- betörderung de-, deutschen Kriegsgefangenen aus bei französischen Hölle wird wie eine Wurst einem Ziehhunde vorn an die Deichsel gebunden und unsere grausamen Peiniger wollen vor Lachen fast vergehen, wenn sie nunmehr zusehen, wie sich das gequälte Wesen vergeblich abmüht, diesen Köder zu erreichen. — Der Reichsrat hat am Sonnabend, wenn auch mit schwerem Harzen, den neuen vom Reichsfinanzminister Erz berger vorgelegtm Sttueroorlagcn über den Kapüalsert ag das Reichreinkommen und die Landessteuern seine Zu stimmung erteilt. Nunmehr ist das erste Gesetz über Vie Landessteucrn der Nationalversammlung unterbreitet worden. Wer sich bisher noch mit der Hoffnung trug, daß es ge lingen könnte, die ReichsfinanzverhälMlsse ohne tiefe Eingriffe in die Steuerhoheit der Länder und Gemeinden zu sanieren, der sieht sich enttäuscht. Das Reich zieht die wichtigsten Steuern, die bisher den Ländern und Gemeinden zur Be friedigung ihrer Bedürfnisse dienten, an sich. Wir stehen vor einer völligen Umgestaltung der finanziellen Verhältnisse zwischen dem Reich, den Ländern und den Gemeinden. Die Vorlage über die Landesneuem weist dem Reiche die führende Rolle zu und läßt den Ländern und Gemeinden Nur einen verhältnismäßig geringen Spielraum für eine eigene Betätigung. Von dieser Einschränkung werden nicht bloß die Länder, sondern vielleicht noch in höherem Mabe die Gememocn betroffen. Vor allem wird dre Erhebung gleichartiger Steuern durch Vie Länder und Gemeinden ausgeschlossen, wenn nicht reichsgesetzlich ein anveres vorge- schrieben ist. Das gilt besonders von den durch die Rerchs- einkommensteuer und die KupitalvertragSsteuer ersetzten Ver- Mögens-(Ergänzungs-)steuem. Der Versuch der badischen Regierung, die den Ländern und Gemeinden das Recht zu erkennen wollte, Zuschläge zu dem Emkommensteuertans zu erheben, in bekanmlich vom Reichsrat abgciehnt worxn- Die Erhebung von Zuschlägen zu Reichsfleuern ist den Ländern und Gemeinden nur aus Grund reichsgesetzlicher Ermächtigung gestattet. Auch soweit Landes- und Gemeinde steuern die Steuereinnahmen des Reiches zu schädigen ge eignet sind, sollen sie nicht werter erhoben werden, wenn überwiegende Interessen der Rerchsftnanzen entgegenstehen. Ebenso müssen steuerliche Bestimmungen der Länder und Gemeinden aufgehoben oder derart abgeäudert werden, daß ein Widerspruch mit den Reichsgesetzen und den Interessen der Reichsfinanzcn mcht mehr besteht. Bei neuen Sieuer- verordnungen von Gemeinden kann die RetchSbehörde binnen einen Monat Einspruch erheben, wenn die Ordnungen mit dem Reichsrecht nicht vereinbart sind. Im ganzen bedeutet dieser Gesetzentwurf einen außerordentlich starken Eingriff in die bisherige Steuerrechte der Länder und Gemeinden. Auch wer an sich der Meinung ist, daß die Steuerhoheit des Reiches gegenüber den früheren Zuständen ganz wesentlich verstärkt werden muß, der wird sich doch du Frage vorlegen, ob es unter den hier vorgeschlagenen Ein schränkungen den Ländern und Gemeinden künftig noch möglich sein wird, ihre wirtschaftlichen und noch mehr ihre Kulturaufgaben in dem notwendigen Maße zu erfüllen. Ganz besonders verdient erwähnt zu werden, daß mit dieser steuerlichen Entrechtung auch die Vertretungen der Länder Und der Gemeinden ganz erheblich an Einfluß und Be deutung verlieren müssen. — Die für die Sozialdemokratie und für die heutige Regierung fo unerfreuliche Affäre Sklarz gebt weiter und verursacht immer neuen Staub. Zu den Anklägern der Sozialdemokratie bzw. der in die Affäre verwickelten Persönlichkeiten gesellt sich auch der sozialdemokratische Schriftsteller Baumeister, der der Presse Material zum Falle Sklarz in außerordentlich reichem Maße übergibt. Darnach ist festzustellen, daß die „Vorwärts"-Redaktion, die Sklarz und Genossen, die Scheidemänner usw. aus der Affäre herausznhauen sucht, schon seit Wochen vieles aus dem Material in Sachen Sklarz kennt, ohne daß der Ver- such unternommen worden wäre, reinen Tisch zu machen. Am 28. November suchte der „Vorwärts" nachzuweisen, daß die Skiarzschen Geschäfte hauptsächlich das alte System be lasten. Der Sozialdemokrat Baumeister stellt mit Recht die Frage - „Hat denn blos Sklarz Aufträge des alten Systems ausgeführl oder haben das auch andere Genossen getan? Baumeister weist ferner darauf hin, daß NoSke schon im Januar Scheidemann und andere spätestens im März ein dringlich von Sklarz gewarnt hatte. Um so interessanter ist ss, daß Sklarz dennoch sür eine Anzahl Leute des neuen Regimes der vermittelnde Geschäftsmann verblieb. OeErcheK- und OäiyftjchVs» Gttsndorf-VkriÜa, den s- Dezember Wg- — Viele Eltern sind oft im Zweifel, was sie ihren Kindern zu Weihnachten schenken sollen. Eines der passendsten Weihnachtsgeschenke ist und bleibt ein gutes Buch- ES ist ver beste Freund unserer Kruder, denn es unterhält und belehrt und veredelt dadurch ihre Seele. Was kann die langen Winterabende besser ausfüllen, als dre Beschäftigung mit guten Büchern! Mogs dann auch draußen stürmen und schneien, sie lassen unsern Kindern eine neue Welt er blühen, eine Welt des Geistes. — Bielen Eltern aber fällt vie Auswahl schwer. Sie greisen zu Schund, vergeuden so ihr Geld und vergiften ihren Kindern Geist und Gemüt. Die hiesige Lehrerschaft will den Eltern Gelegenheit geben gute Bücher kennen zu lernen und wird deshalb nächsten Sonntag, den 7. Dezember nachmittags von 3 bis 5 Uhr im Lehrerzimmer der neuen Schule eine Ausstellung veran stalten, die alle möglichen Arlen nur der besten Bücher, passend sür alle Kkssenuufen, umfassen wird, Bilderbücher für vie Kleinen und Geschuhlenbücher sür vie Großen in mäßiger Preislage. — Auch eme reiche Auswahl guter, wirklich künstlerisch ausgeführier Bilder wird vorhanden sein. Wer also seinen Kindern ein gutes Buch schenken oder sein Heim mit künstlerischen Bikern schmücken will, der benütze oie dargebolene Veranstaltung zur Bildung des Geistes und Gemütes und sehe sich die sehr reichhaltige Ausstellung an. Es wird dem Geschmack und Bedürfnis eines Jeven Rechnung getragen sein. — Der Gemeindeoerband Dresden und Umgebung er hält zur Versorgung der Bevölkerung seines Bezirkes nur eine bestimmte verhältnismäßig geringe Menge Weizenmehl. Infolge des seit Anfang November in den Verkehr ge brachten niedriger ausgemahlenen Weizenmehl haben sich die Abforderungen solchen Mehtes seitens der Verbraucher derart gesteigert, daß der Verbrauch die Zuweisungen erheblich übertroffen hat. Der Gemetndeverdand Dresden und Um gebung ist zurzeit außerstande, allen Anforderungen auf Zu weisung von Weizenmehl zu entsprechen, vielmehr gezwungen, vorübergehend zur Hälfte an Stelle von Weizenmehl 75 prozenttgcs Gerstenmehl zu liefern. Es wird deshalb in vcn Kleinhandels- und Bäckcreigeschäften vorübergehend auch 75 prozentiges Gerstenmehl an Stelle von 80 pryzentigcm Weizenmehl zum Verkaufe gelangen. Dev Preis für das 75prozentlge Gerpenmchl stellt sich für das Pfund um 2 Pfg. geringerer als der für Weizenmehl. Da die An träge des Gemeindeverbaudes Dresden und Umgebung auf höhere Belieferung mit Weizenmehl bis jetzt kernen Erfolg gehabt haben, kann 80 prozentiges Weizenmehl auch in Zukunft nur in demselben Umfange ven Verbrauchern zu- gesüyrt werden, wie früher das 94 prozentige, weniger be gehrte Weizenmehl. Dre Bevölkerung muß sich damit ab- finoen, oaß oas Weizenmehl zwar besser, die zur Verfügung ueyende Menge aver nicht gröber geworven ist- — Der Lanoeskuliurrat für ven Freistaat Sachsen hat sich dem Kriegsnunistenum gegenüber bereit erklärt, den Verkauf der überzähligen Pfe-de zu vermitteln. Gesuche um Ueberlassung solcher Pferve sind durch die Amtshaupt- mannfchaften bzw. Stadträte einzureichen. Da die Zahl der verfügbaren Pferde wahrscheinlich sehr viel geringer sein wird als die Nachfrage, macht es sich notwendig, die Gesuche einer eingehenden Prüfung zu unterziehen, damit die be dürftigsten Fälle in erster Reihe berücksichtigt werden können. Zur Usberprüfung dieser Gesuche ist ein Ausschuß beim Landeskulturrat gebildet worden. Meißen. Nach einem seit Tagen hier verbreiteten Gerücht soll die Polizei hinter Zuckerschiebungen großen Stils gekommen sein und die Beteiligten, unter denen drei bekannte Meißner Geschäftsleute genannt werden, verhaftet worden sein. Das „M. T." hat sich an den Stellen, die davon unterrichtet sein müssen, erkundigt, doch war von der Angelegenheit dort nichts bekannt. — Am Freitag nachmittag ist von der alten Elbbrücke ein junger Mann in die Elbe gesprungen. Es ist ein 21 Jahre alter Handlungsgehilfe aus Dresden, dessen Eltern hier wohnen uns der in einem Anfalle geistiger Störung den Tod gesucht hat. — Gestohlen worden sind nachts aus einem Schuppen im Grundstück Großenhainer Straße 49 ein Faß mit 300 Litern Benzol und außerdem etwa 170 Liter Benzol au» zwei Fässern und etwa 75 Liter Motoröl im Gesamtwerte von 750 Mark. Die Diebe haben ein Vorlegeschloß auf- gesprengt und die gestohlenen Sachen auf einem Kraftfahr zeuge weggefahren. Senftenberg. Viehdiebe brachen unweit Naun dorf beim Kolonisten Jank in das Stallgebäude ein und schlachteten ein fast zwei Zentner schweres Schwein ab, ebenso sechs Gänse und eine Anzahl Hühner, bis auf vier, die ihnen entwischten, und entkamen mit ihrem Raube un behelligt. Finsterwalde. Auf der hiesigen Eisenbahnstation wukde ein Waggon mit etwa 180 Zentnern Butter, die vsm Rheinland nach dem Senftenberger Jndustriebezirk verschoben werden sollte, beschlagnahmt. Da der Inhalt des Waggons verdächtig erschien, durchsuchte man letzteren und fand darin nicht „Düngemittel", wie auf dem Fracht briefe angegeben war, fondern die genannte Buttermenge in großen Kisten verpackt, Leipzig. Am 27. Oktober wurde in der UniversttätS» straße 12 der ledige Agent Emil Ungelenk ermordet aufge- sunden. Mit einem Ziegelstein war ihm der Schädel einge schlagen. Der Verdacht lenkte sich auf den Händler Karl Weigelt und die Ehefrau Marie Eichwaldt. Die Spur der letzteren führte nach Hamburg. Am Montag wurde sie nun am Fürstenplatz ermittelt und verhaftet. Sie bestritt jede Schuld, mußte aber schließlich zugeben, daß sie am 22. Okt. abends mit Ungelenk über den Kauf eines Hauses in seiner Wohnung verhandelt habe. Am 23. Oktober will sie nach Stralsund gefahren sein. Der Händler Weigelt, der am Sonnabend in Bremen verhaftet wurde, soll sich nach Aus sage der Frau am 22. und 23. Oktober in Hamburg auf gehalten haben. — Die Hebammen Leipzigs, die andauernd über schlechte Geschäfte klagen, haben den Rat um Gewährung einer Beschaffungsbeihilfe ersucht. Sie sollen je 500 Mark als Beschaffungsbeihilfe erhalten, der Staat erstattet dazu die Hälfte. — Durch Fälschung von Lohnkarten hat die Kontoristen Klara R-, die in einer Fabrik in Mockau angestellt war, innerhalb zweieinhalb Jahren nicht weniger al» 28 000 Mk. veruntreut. Sie wurde zu einer Gefängnisstrafe von sech« Monaten verurteilt. Lichtenstein. Nach mehr wie siebenjähriger Ab wesenheit kehrte der totgeglaubte Sohn des hiesigen Stadtrats Pampel, ein Ostasrtka - Kämpfer, jetzt unverhofft heim. Plauen. In einer stark besuchten Versammlung von Arbeitern und Arbeiterinnen der hiesigen Spitzen-, Stickerei- und Konfektionsindustrie gab der Geschäftsführer Hahn des deutschen Textilarbeiterverbandes bekannt, daß der bisherige Lohntartf unter dem 15. November ge kündigt sei und voraussichtlich am 15. Januar 1920 ein neuer Lohntarif geschaffen sein werde. Der Entwurf wird im Laufe dieser Woche der vogtländischen Fabrikantenschutz gemeinschaft unterbreitet werden. Der neue Tarif sieht eine nicht unwesentliche Erhöhung der Löhne vor. Nicht un interessant war dis Mitteilung Hahns, daß es an guten Arbeitskräften für die Stickereiindustrie fehle.