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Ottendorfer Zeitung : 12.12.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-191912123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19191212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19191212
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-12
- Tag 1919-12-12
-
Monat
1919-12
-
Jahr
1919
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.12.1919
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angehörigen nach erfolgter DeWvbiNsierrmg daS Demobil- Machungsgeld und einen EntlässungSanzug zu gewähren. Der Oberpräsident habe ferner bei der Reichsregierung die Einlösung deS als Löhnung gegebenen Bermondtgeldes befürwortet. Die Entscheidung der Reichsregierung werde von dem Verhalten der Truppen abhängig. Oberpräsident Winnig äußerte sich weiter dahin, daß die lettische Kriegs erklärung nicht etwa aut die leichte Schulter zu nehmen sei, zumal Gerüchte im Umlauf feien, daß die litauische Regierung dem lettischen Beispiel folgen werde. ES fei immerhin möglich, daß sich lettisch-litauische Banden und einzelne Truppenteile am ostpreußischeS Gebiet begeben, was di« ohnehin schon äußerst schwierige Lage Ostpreußens aufs äußerste verschlimmern, würde. Entschlüsse zur Ab wehr seien noch nicht gefaßt.. ' ' t'u - I Seläfragen — Geläsorgen. Ein fachmännischer Mitarbeiter schreibt: ES ist schwer, wirklich schwer, bei Betrachtung unserer Finanzlage auf den Grund der Dinge zu kommen. Der Erzbergerschen Steuerrede vom Mittwoch läßt sich nach- rübmen, daß sie ein allumfassendes Bild unserer Einnahmen und Ausgaben, ihrer Entwicklung für die nächste Zukunft und der Möglichkeiten, allmählich zu einer Gesundung der völlig zerrütteten Reichs- und Staatsfinanzen zu gelangen, gegeben hat; aber sie mußte eine so große Reihe von un sicheren, ja von unbekannten Faktoren in Rechnung stellen, daß die ganze Lege sich schon morgen wieder von Grund aus verschoben haben kann. Unter solchen Umständen die ! Bevölkerung willig zu machen zur Übernahme neuer, nach Milliarden und aber Milliarden zählenden Lasten, ist wahrlich keine verlockende Aufgabe. Herr Erzberger hat sie unternommen; mit welchem Erfolge, das läßt sich freilich beute noch nicht beurteilen. Ansgehen konnte er von der immerhin erfreulichen Tatsache, daß die schon in Weimar beschlossenen Steuern Überwiegend günstige Erträge geliefert haben. Minderein nahmen aus der Umsatzsteuer, dem Post-und Telegrayben- verkehr, dem Personen- und Güterverkehr stehen »um Teil erhebliche Mehreinnahmen aus anderen Quellen gegenüber. Von den beiden einmaligen Steuern, der außerordentlichen Kriegsabgabe und der Vermögenszuwachssteuer, erwartet er die Summe von 12 Milliarden, di« ihm sozusagen alS Reserveposten dienen sollen für den notwendigen Ausgleich an anderen Stellen, wo die Wirklichkeit hinter den Er wartungen »urückbleiben sollt«. So wird es für möglich Sehalten, schon in diesem Jahre di« lausenden Ausgaben durch Steuern zu decken. Aber im ganzen wird der zu künftige Ausgabenbedarf, wie bekannt, auf 24 Milliarden veranschlagt. Wie soll man dieser Rieiewumme bei kommen? Herr Erzberger errechnet sich aus den schon erwähnten 12 Milliarden der Vermögenssteuer einen jährlichen Anfall von 720 Millionen, aus dem Reichs- notovfer, besten Gesamtertrag er mit rund 46 Milliarden annimmt, einen solchen von 2880 Millionen; beides zu sammengenommen würde also einen jährlichen Ertrag aus der Vermögensbesteuerung von 8,6 Milliarden Mart bedeuten. Das ist, fügt der ReickMnamminister hinzu, wehr als vor der Finanzreform von 1007 überhaupt in Reich, Staat und Gemeinden an sämtlichen Steuern er hoben wuroe. Dazu kommt, an zweiter Stelle, die Besteuerung deS Einkommens, die Zentralsteuer der Zukunft. Für sie > werden drei Abwandlungen bereitgebalten: die allgemein« Besteuerung, die in Zukunft besonder- die unteren ! Echichten stärker als bisher heranziehen wird, die Be steuerung der Körperschaften und der Toten Hand, und »ndlich die Vorbelastung des sogenannten fundierten, also ! des fest angelegten Einkommens auS Grund und Boden, bewerbe und Kapitalrente. Das alles hübsch liebevoll ausgebaut, soll die runde Summe von acht Milliarden jährlich ergeben, in die Reich, Länder und Gemeinden sich tu teilen haben, und dazu noch 2,4 Milliarden, die über wiegend beim Reiche verbleiben werden. DaS bedeutet in der Tat, Herr Erzberger ist wett davon entfernt, es zu verlennen, eine vollkommene Umwälzung auf finanzwirt- schmtlickem Gebiete; aber sie ist unS durch die Verhält- vtsse amgezwungen, es bleibt uns keine Wahl. Wertzu wachs, Vermögens Übergang durch Vererbung werden Natürlich auch nicht vergessen; wobei als neuer Gedanke hinzukommt, daß auch der verhinderte Vermögenszu wachs, und zwar der durch übertriebenen Aufwand ver hinderte Zuwachs im Wege einer Art Bestrafung für nicht Senügend genützte Sparmögltchkeit für die Reichskasfe herangezogen werden soll. Man sieht, «8 wird nichts vergessen. So gelangt Herr Erzberger, um zusammenfastend zu berichten, zu einer Gesamtbesteusrüng aus direkten Quellen von rund 16 Milliarden, wovon 9'0 Milliarden ! auf das Reich, 6^« auf Länder und Gemeinden entfallen i würden. Dem stellt er an Einnahmen aus indirekten Steuerguellen den Betrag von 11 Milliarden gegenüber, wovon der Löwenanteil von der ihrer endgültigen Verab schiedung entgegengehenden Umsatzsteuer zu stellen ist. Die Entwickelung der Verbrauchssteuern ist natürlich nichts weniger als abgeschlossen; eine Erhöhung der Kohlensteuer, j di« schon jetzt zwei Milliarden im Jahr abwirst, soll sehr I bald vorgeschlagen werden, und auch mit der Ausgestaltung deS Branntweinmonopols hat Herr Erzberger mancherlei im Sinn. Aber hier bet den indirekten Steuern drängt ° sich ihm, sehr begreiflicherweise, der Vorbehalt auf, daß sie nur halten können, waS sie versprechen, wenn unsere s gesamte Volkswirtschaft wieder ordentlich in Gang kommt j — eine Voraussetzung, der gegenüber selbst der Opti mismus dieses Mannes sich einigermaßen skeptisch zurück hält. Immerhin, er rechnet mtt 15 Milliarden direkten gegen 11 Milliarden indirekten Steuern, von denen noch 1'0—2 Milliarden so gut wie ausschließlich von den wohl habenderen Schichten der Bevölkerung einkommen dürsten. Wird dieses Verhältnis Gnade finden vor den Augen der Sozialdemokraten oder gar erst der j Unabhängigen? Herr Erzberger enthält sich jeder Prophe zeiung. Er stellt nur fest, daß 76 deS geiamten riesigen SteuerLeüarfs von dm Besitzenden genommen werden !oll und meint, Laß diese Verteilung sich sozial wohl sehen lasten könne. Im übrigen macht er kein Hehl daraus,, daß er sehr bald wieder mit neuen Steuervorlagen wird kommen müssen; er ist für stufenweise Heranziehung des Steuerzahlers. Er ist auch für die Hebung der Steuer- moral, für Medlich-fried'iche Verständigung zwischen Reich, Ländern und Gemeinden bei entschiedenster Stärkung der Steuergewalt des Reiches, er ist für die Heran- i bildung eines unbestechlichen leistungsfähigen Beamten standes, ja er ist sogar auch für möglichste Schonung des — Steuerzahlers, unbeschadet der Notwendigkeit, ihm ! .schwere, fast allzu schwer« Lasten* aufzuerlegen. Vor; rmä Mit der AuSgab« der SV-Pfennigstücke auS Alu- Minium soll nunmehr begonnen werden. Sie ist schon angeordnet worden, so daß die wegen des Kleingeld- mangels ersehnten Münzen wohl bald im Verkehr er scheinen werden. Deutsch - niederländischer Postfrachtstückverkehr. Wegen der schwierigen Verkebrsverhättnisse im deutsch- niederländischen Postfrachtstückverkebr find am 1. Dezember folgende Änderungen «ingetreten: Bostfrachtstücke können vorläufig nicht mit Nachnahme belastet werden. Bis auf weiteres können Postfrachtstücke auS Deutschland nach den Niederlanden nur dis zur deutsche» Grenze freigemacht werden: die auf die Niederländische Beförderungsstrecke entfallenden Gebühren werden von dem Empfänger ein gezogen. Im Falle der Unbestellbarkeit derartiger Sen dungen hat jedoch der Absender außer sämtlichen Gebühren für die Rückbeförderung auch die sonst vom Empfänger zu entrichtenden niederländischen Gebühren für die Hin beförderung zu tragen. Fracht-Gebührenzettel sind bei Poüfrachtstücken nach L«n Niederlanden nicht mehr zulässig, Di« Berliner Gastwirte »vollen zugunsten des Schleichhandels streiken. Die scharfen Verordnungen gegen Schleichhandel und Wucher haben bei den Berliner Gastwirten böses Blut gemacht. Auf Anregung des Hotelbeiitzer-VereinS wird in der nächsten Woche eine grobe Protestverscmmlnng aller Verbände des Gastwirts- gewerbeS stattfinden. Der Versammlung wird der Antrag vorgelegt werden, unter Umständen mit dem 10. Dezember sämtliche Küchenbetriebe in Gaststuben, Restaurants und Hotels zu schließen. DaS Neustrelitzer Schlaft ein Kurhaus. Das großherzogliche Schloß in Neustrelitz, das zuletzt von dem verstorbenen Großberzog Friedrich und seiner Mutter be wohnt war, wird jetzt, nachdem auch die Herzogin-Mutter für immer nach Dänemark übergesiedelt ist, an eine Berlin- Hamburger Großsirma verpachtet werden. Das Schloß wird mit seinen Nebenbauten und Gartenanlagen zu einem Kurhaus eingerichtet werde». Deutscher Dampfer gesunken. Der durch den Nordostseekanal mit einer Koksladung getommeue Dampfer „Elbing" ist auf der Fahrt nach einem östlichen deutschen Hafen in der Hohwachter Bucht, Nachdem das Schiff vorher auf Grurid geraten und leck geworden war, gesunken. Die Bemannung ist gerettet. > « Personenautomobile im ganzen Reich. Das Reichs- vostministerium beschäftigt sich angelegentlich Mit der MO richtung von Automobillinten für Personenbeförderung. Die nene Art der Versonenbeförderung ist als Ergänzung bereits bestehender Boll- und Kleinbahnen oder als Ersatz für nicht voll auszunutzende Kleinbahnen gedacht. Die Vorarbeiten zur Verwirklichung des Projektes sind bereits sehr weit gediehen. Zur Verwendung sollen im AHe- meinen Kraftwagen mit Verbrennungsmotoren gelangen, die mit 12 bis 18 Sitzplätzen ausgestattet, eine Nutzlast von zwei Tonnen befördern können. Auf geeigneten i Strecken soll diesen Kraftwagen ein Anhänger fiir eine ! Tonne Nutzlast beigegeben werden, der zur Beförderung von Postfrachtstücken dienen soll. Leider stoßt aber die Beschaffung von Wagen bisher auf Schwierigkeiten. Die Verhältnisse hier liegen augenscheinlich ebenso ws bei den Lokomotivbauanstalten. Auch von den Wagen der Heeres bestände find nicht allzu viele für den Postdienst geeignet, da der Umbau der Wagen sowie auch die Beschaffung von Ersatzteilen durch die reichseigrne Autohauptwerlstatt auf Hindernisse stößt. Daneben sind die für diesen Zweck be willigten Mittel zu gering; die Herstellrmg dec Garagen stößt auf Schwierigkeiten und auch die Frage der BreAM ftoffbeichaffung für die Wagen ist noch nicht gelöst.^ D« ! neue Autodienst soll dem flachen Lande wie auch den Großstädten zugute kommen, wo durch die Ablösung des Pserdebetriebes dem Reiche erhebliche Summen erspart werden können. Massenreisen von Amerikanern nach Emwpa. „Daily Telegraph" meldet aus Newyork, daß sich 7000 Amerikaner nach Europa eingeschifft hätten. Diese 7000 j Personen bilden nur den Vortrupp von etlichen 10 KM Amerikanern, die im Frühjahr und Sommer das aits s Europa besuchen werden. Dürre i« Australien. In Australien, besonders in ! NeusüdwaleS, herrscht, nach englischen Meldungen, eine j furch bare Dürre, furchtbarer noch als dis von 1902, die j bisher als die entsetzlichste galt. Es sei fraglich ob noch genug Saatgut und Jungvieh für das kommende Jahr vorhanden sein wird. Tausende von weißen Ansiedlern sind zugrunde gerichtet. Wohnsitze, die von den ersten Pionieren Les Landes gebaut waren, werden von den Nachkommen verlassen. DaS Land im Nordwesten von SüdwaleS gleicht einer Wüste. Vermischtes. El« ««weltliches Riesentier. Aus dem Kongostaat wird durch den Chefingenieur Lepage, der dort einen Bahnbau leitet, über daS Auftreten eines bisher noch nie gesehenen Ttei riesen, Ler das Dorf Fungurume überfiel und mehrere Bewohner tötete, berichtet. Das Tier fei mit Schuppenpanzer, in dreifacher Größe eines Nashorns, mit einem Höcker und einem kürzen Horn zwischen den Nüstern auLgestattet. Es kam aus einem bis jetzt «och nicht erforschten Sumpfgebiet, in das auch Lie An geborenen sich nicht wagen. Die Regierung des Kongo staates hat die Eröffnung der Jagd auf Las urweftliche Unikum verboten. Es fei darauf hingewissen, daß der alte Hagenbeck in Hamburg schon im Jahre 1812 erzählte, daß er auS dem Innern Afrikas zwei Berichte über das Vorkommen eines sozusagen vorsintfluMchen Ungeheuers erhalten habe. Der eine Bericht stammte von einem seiner zuverlässigsten Reisenden, der andere von einem englischen Ingenieur. In beiden Berichten wurde daS Untier als auf höheren Vorder- als Hinterbeinen stehend geschildert, bedeckt mit einem Schuppenyanzer, mit einem Kopf,-dessen Form an einen verbreiterten Krokodilkops erinnere, und von der doppelten Größe eines Elefanten. Die Lieblingsnahrung dieses Tieres follten junge Nil pferde bilden, doch auch der Ntemch würde von ihm als kleine Nahrungszugabe nicht verschmäht. In Felsenhöhlen follten sich Zeichnungen, und zwar gar nicht einmal sehr unkünstlerische, aus einer früheren, offenbar höheren Kulturepcche der Eingeborenen, finden, die ein Bild des Tieres wiedergeben. Der alte Hagenbeck bezeichnete es damals als den Schluß seiner Lebensaufgabe, eine be sondere Expedition auszurüsten, um sich des — Kopfes des Riesentieres zu bemächtigen. """ Zu Zweien einsam. Koman von H. ToarthS-Mahler. iy Machdruck verbot»«^ Sie fühlte sich so müde und unlustig, so einsam und »rdemütigt, daß sie am liebsten nicht von Ler Stelle ge- Sangen wäre. DaS Übermaß deS Leiden-, daS st« In der letzten Zeit zu tragen gehabt hatte, stumpfte st« ab gegen »lies, waS an ste herantrat. Als sie fertig zur Slbfahrt himmterkam, warteten di« beiben Herren in der Halle bereits auf ste. Wolf sah Le- wrgt in ihr blasses Gesicht. War eS nicht zuviel, waS er ihr beute znmntete? Aber «S sollte ja nun ein Ende gemacht werden mit diesem haltlosen Zustand. Er hatte seinen Vater gebeten, M nach Gernrode zu fahren, trotz seines Rheumas, und dieser Latte sich sofort dazu bereit erklärt. ES war ja Nicht abzusehen, wie die Unterredung mit Sibylle abltef, Und Fritz Gernrodes Anwesenheit konnte nur von Nutzen ßin. Es wurde nicht viel gesprochen zwischen den Dreien während der Fahrt. Jeder hing feinen eigenen Ge danken nach. , AlS ste in Gernrode ankamen, fanden ste die Gesell- Aaft fast vollzählig versammelt. Sibylle begrüßte sie mtt strahlendem Gesicht und fieberhaft glänzenden Augen. Sie wug eine entzückende Toilette auS schwarzem Chiffon mit Wicher Paillettcnstickerei, und die blasse, müde Liselotte sah lehr unvorteilhaft auS gegen die sieghaft schöne Frau. , . Sibylle vreßte Wolfs Hand fest -wischen Ler ihren dei Ler Begrüßung und sah ibn bedeutungsvoll au. Er wwiderte diesen Blick mit ernstem Gesicht. . Sibylle war in einem unbeschreiblichen Zustand der Aufregung. Unfähig, Wolfs Zurückhaltung länger zu er- Mgen, hatte sie ihm jenen Brief geschrieben. Sie mußte wn allein sprechen, ihm allein gegenübersteken, um zu sehen, Wre weit sie ihre Macht über ihn verloren, waS sie noch A Lossen hatte. In den letzten Tagen war ein würgender Weisel in ihr aufgestiegen, ob eS gelingen würde, Heo wtann wieder »u gewinnen. Sie mußte Gewißheit darüber haben, mußte retten, war noch zu retten war, wenn sie nicht Len Verstand ver lieren sollt«. Mit ihrem Manne hatte sie, Sendens wegen, nach der Heimkehr von der Wartburg eine Szene gehabt, die damit endete, Laß er darauf verzichtete, Senden zur Rede zu stellen, wenn dieser ihm durch sein Verhalten nicht er neut Anlaß dazu gäbe. Senden kam nach wie vr,r nach Gernrode, wurde den einen Tag liebenswürdig von Sibylle empfangen, Len andern spottschlecht behandelt und hatte Labet das etwas unbequemliche Gefühl, daß ihn der Hausherr sehr mißtrauisch beobachtete. Sibylle hatte jedoch auf fein Herz einen so starken Eindruck gemacht, Laß er sie nicht aufzugeben vermochte. Auch heute abend war er natürlich zugegen und Sibylle batte mtt grobem Geschick manövriert und ihres Gatten Eifersucht benutzt, um diese beiden für den Abend unschädlich zu machen. Sie wußte, ihr Mann würde Senden nicht aus den Augen lassen. Mtt doppelter Liebenswürdigkeit kam sie Senden ent gegen. Er war ihr Tischnachoar und fühlte sich durch diese Auszeichnung in sehr animierter Stimmung. „Wie soll ich Ihnen danken, schönste, reizende Frau, daß Sie mir den Platz an Ihrer Seite gönnen." „Dadurch, daß Sie sehr artig sind, Herr von Senden, und mir nicht immer so fade Schmeicheleien sagen." „Schmeicheleien? Sie wissen ja selbst, daß alle meine Worte zu arm sind, um auszudrücken, wie sehr mich Ihr Anblick entzüÄ." „ES wäre mir lieber, Sie unterhielten mich etwa- interessanter." „Sie selbst find für mich Ler interessanteste Ge sprächsstoff." „Da ich mich sehr genau kenne, bin ich mir selbst indes »ar nicht interessant. Sprechen wir also von etwas anderem, was mich mir Vergnügen macht." „Gut, wie Sie befehlen. Wie wäre es mtt einem Gedankenaustausch über Rtibenbau?" Sie lachte. „Nicht mein Fall, dafür werden Sie sich Mehr, erwärmen können als ich." „Kaum glaublich. Ich hass« LieS Thema geradezu, aber Ihnen zuliebe beschäftige ich mich auch damit. Was gäbe eS überhaupt, daS ich Ihnen nicht zuliebe täte!" „Sie langweilen mich ganz entschieden." — „Sibylle, warum so grausam?" Sie sah ihn ärgerlich an. „Unterlassen Sie eS doch, mich beim Vornamen zu nennen. Mein Mann hat Ihnen dieselbe Vertraulichkeit von der Wartburg noch nicht ver gessen. Hört er e- wieder, gibt es ganz sicher eine Katastrophe." Senden seufzte. „ES ist ein Elend. Ich muß die Eifersucht Ihres Gatten ertragen, ohne daß er dazu Ver anlassung hätte. Mit Wonne würde ich ste auf mich nehmen, wenn er ein Recht dazu hätte." „Sie wollen mich ernstlich böse machen?" — „Nein, um alles nicht. Wissen Sie, daß ich noch tausendmal eifersüchtiger bin als Ihr Gatte?" „Auf wen?" — „Auf Gernrode. Leugnen Sie nicht, ich weiß, ich fühle eS, daß er Ihnen mehr: gilt als alle andern Männer." Eie zuckte die Achselu. „Sie find ein Tor, Senden. Herr von Gernrode ist als Flitterwöchner total ungefähr lich. Ich verstehe überhaupt nicht, wie Sie sich in diese Idee verrennen können. Ich habe Ihnen doch wiederholt versichert, daß ich ihn kaum zu Gesicht bekomme." „Aber wenn Sir ihn ansehen, dann reden Ihre Augen eins Sprache, die, gälte ste mir, mich vor Glück um Sipn und Verstand brächte." „Dann ist eS ja ein Segen, daß ich dies Unheil nicht bei Ihnen anrichte. Aber ernstlich, Senden, verschonen Eie mich mit Liesen Eifersüchteleien. DavoL Habs ich genug von meinem Mann zu kosten, in bezug auf Sie, und keiner von Ihnen bat Veranlassung dazu." „Ihr Gatte leider nicht." — „Genug — ich Mag nichts mehr hören", sagte sie zornig. Nachdem die Tafel ayi- gehoben war, zerstritten sich die Gäste in -Manglvsen Gruppen in die Nebenzimmer. Die älteren Herren unters nahmen ein Spielchen, einige jüngere Damen »«d-Lerren musizierte« oder fanden sich zu einem harEseü Flirt susamme» " tSortjetzrms folgt.)
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