Volltext Seite (XML)
Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Die ,Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens- st tag, Donnerstag und Sonnabend. Bezugs-Preis: Vierteljährlich 1,80 Wark, ff bei Zustellung durch die Boten 2,— Mark. 2« Falle höherer Gewalt sKrieg od. sonst, fj nzendwelcher Störungen des Betriebes der L Zeitung, der Lieferanten od. d. Vefvrderungs- Einrichtungen) hat der Bezieher keinen Än- U »Mch auf Lieferung oder Nachlieferung der st Zestung od. auf Rückzahlung d. Bezugspreises, tl . Anzeigen-Preis : Die kle «gespalten« Zeil« oder deren Raum wird mit 28 Pfg-, «es der ersten Seite mit 50 Pfg. berechnet. Anzeigen werden an den Lrschemungstagen . bis spätestens vormittags 10 Uhr in die BeschSfisstelle erbeten. f Jeder Anspruch aus Nachlaß erlischt, »en» . der Bnzetgcn-Betrag durch Klag« eingezoaeo s w«^«u muß »der wenn der Anftr仫« in K»«tt«r» geiLt. »trnsprech-Anschluß: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 3s. j)ostscheck-Ronto: Leipzig Nr. 29148. Schriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühle, löroß-Okriüa . . - : -2.: — -- " - ! ! ! ,' Kummer 96 Sonntag, dsn ^7. August l9^9 ^8. Jahrgang. Neuestes vom Tage. — In Oberschlesien greift der Streik weiter uw. sich. Mistende Gruben haben sich dem Streik anaeschlosscn: Hohen- !°Üern, Myslowitz, Ludwigslust, Georg, Oheim, Hanni und Mere. D>e Nüchter-Schächte, die gestern arbeiieten, streike Wie wieder. Der Streik hat rast das aanzc obeischiesiick Menrevier ersaht. Heute sind es 85 bis 90 v. H. de> Belegschaft, die nicht arbeitet — Die Arbeiterschaft der obcrschlesifcheu Gruben und Men sowie der Zentrale der Oberschlesicn Elektrizitätswerke M die KleinbahnangestelÜen haben in einer Entichließinw Agende Forderungen ausgestellt: Restlose und sofortige Ein- "Eung der entlassenen Arbeiter. Sofortige Inbetriebnahme stillgelegtcn Betriebe. Grenzschutzleute, die aus eigenem Mied zum Grenzschutz gegangen sind, dürfen unter keinen Mständen wieder eingestellt werden. Aufhebung des Be- Mrungszustander. Sofortige Oefsnung der Grenzen, um "fr Lebensmittelnot zu steuern; Entlastung der politischer' Mangenen, Ausnahme des Delegiertenvorstandcs der Ob- Me in die Gemeinschaft der Organisation mit entscheidender «timme, Bewilligung einer allgemeinen Zulage. . — Zum Kohlenstreik in Schlesien erfahren wir, daß Me Sitzung beim Staatskommiffar«iberaumt ist, an der Melkschaftsvertreter aller Richtungen teilnehmen, um über Abnahmen zur Verhütung einer Katastrophe zu beraten. ^Urch erfolgte Betricbseinstellung des Zaborzer Lichd Mes ist die Erregung in der von diesem Werk belieferten Agenden noch gestiegen. Die Arbeiterschaft des Thorzower Miwerkes will erst heute ihre entgültigen Entschlüsse Mn. ,, — Von Hüttenwerken mußten infolge Kohlenmangel "Ecgen: Die Baildon-Hütte und die Ulhemaun-Hütte bei Mppinitz. Die Arbeiterschaft der Könrgshütte ist arbeits- Mg, wird aber, da keine Kohlenbelieserung durch die Mende L«ura-Hütte erfolgt, im Laufe des Tages ebenfalls "in Betrieb schließen muffen. „ — Nachdem die Arbeiterschaft des oberschlesischcn Mlrokraftwerkes Zaborze sich dem Ausstunde der Berg- M Hüttenleute, die zu 95 Prozent ausständig sind, ange- Mossen hat, beginnt die Lage sich zuzuspitzen und das Mtschaftsleben zu lähmen. Im Bezirk Hindenburg und dlkiwitz ist wieder jeglicher Verkehr lahmgelegt, da clek- We Kraft und Llcht völlig fehlen. Sie haben nur Mchte Ersatzbeleuchtung. Das Erscheinen der Zeitungen ? in Frage gestellt. Ueber die übrigen Bezirke Ober-^ Asiens wird nach der Besprechung zwischen Behörden und ^beiterschaft die Entscheidung fallen. . — Die deutsch-polnischen Verhandlungen haben zu M Erfolge geführt, daß die beiderseitigen Kriegsgefangen Mt ausgetauscht, die Internierten und Geiseln entlassen n Verurteilten begnadigt werden. Noch schwebende Ver ben werden eingestellt. — Der VerwaltungSrat der Compagnie generale du Mail verlangt von der französischen Regierung die sofortige Rüstung der Konzentrationslager und eine menschenwürdige Handlung der Ausländer. Seit 9 Monaten sei der Krieg K Ende und nichts rechtfertige das Bestehen der Lager. Mn müsse endlich zu gerechten Zuständen zurückkehren. . — Nach einer Meldung aus Lugano wird der direkte Mnbahnverlehr zwischen Julien und Deutschland über die Schweiz als wieder ausgenommen bezeichnet. , — Am Donnerstag ist in Berlin eine erste große Mgebung des Bundes deutscher Frauen zur Befreiung Kriegsgefangenen abgehalten worden, die einen recht Mischen Verlauf genommen hat. Die Erschienenen lieven ? Redner nicht zu Ende sprechen, sondern riefen immer Mer dazwischen: „Wir wollen keine Erzählungen! Wrr Men endlich Taten!" Schließlich gelang es, einen Auo- M zu wählen, der sich nach Weimar begeben soll, um ^Forderungen des Bundes zu vertreten Oertliches «nv Sächsisches. Gttendorf.Vknlla, den zs, August Wd- Aus vielseitigen Wunsch findet heute Sonnabend im Mos zum Hirsch eine zweite Aufführung des Theater- Ms „Die gelbe Gefahr", veranstaltet von der hiesigen , ^malischen Gruppe „Die Rödertaler" statt. — Aus unserem Leserkreise erhalten wir folgende Zu- M: Wucher und Aussaugung des Volkes durch die Mdwirte! Es ist empörend und aufreizend, wenn die Mirte, auch in unserem Orte, für 1 Pfund Frühkartoffeln E—50 Pfg. verlangen! Diese schändlichen Landwiik^ müßten der Staatsanwaltschaft rücksichtslos ausaelieser! werden, nicht aber die Kartoffeldiebe, die durch die Wucher- meise der Landwirte gezwungen sind, sich die Kartoffeln zu -hlen. Denselben Wucher treiben die Landwirte mit den urn und der Milch. Ist ein Ei schon mit 20 Pia. be- a>hlt, hat trotzdem die Regierung 50 Pfg. für ein Ei fest gesetzt. Die Habgier der Landwirte verlangt 70 Pfg. bis l Mark! Genau so verhält es sich mit der Milch. Der Höchstpreis beträgt 40 Pfg., verlangt wud aber 48 Pfg., ja es wird darauf hinaearbcitet, 00 Pfg. -u verlangen. — Dreizehnte Mehlverieilung in der Amtshauptmann schaft Dresden-Neustadt. Im Bezirke der Amtshauptmann- schast Dresden-Neustadt einschl. der Stadt Radeberg wird auf Abschnitt 10 der verschiedenfarbigen Einfuhrzusatzkarte ein halbes Pfund amerikanisches Weizenmehl zum Einheits preise von 82 Pfg. für 1 Pfund oder ouf Abschnitt 10 der arauen Zusatzkarte ein halbes Pfund inländisches 94 prozentiges Weizenmehl zum Preise von 32 Pfg. für ein Pfund verteilt. — Für die Einwohner der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt, einschließlich der Stadc Radeberg, sind den Kleinhändlern dieses Bezirks Heringe zugewiesen worden, die in den nächsten Tagen zum Verkauf kommen. Es entfällt auf den Kopf etwa 1 Pfund Heringe. Beim Verkauf an die Verbraucher darf der Preis von 2,20 Mk für das Pfund nicht überschritten werden. Da seit 1. August 1919 der Handel mit Herigen sreigegeben ist, können die Heringe ohne Vorlegung eines AusweiseSavgegeben werden. — Fleischversorgung in der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt einschl. der Stadt Radeberg. Für die Woche vom 11. bis 17. August erhalten auf die Reichs- fleischkarten Reihe „Z" Personen über 6 Jahre aus die Reichsfleischmarken 1—10 150 gr Büchsenfleisch oder -Wurst Personen unter 6 Jahren auf die Reichsfleischmarken 1—5 75 gr Büchsenfleisch oder -Wurst. Ein Anspruch auf eine bestimmte Sorte besteht nicht. Wird die Ware ausgewogen, so beträgt der Preis bei Büchsenfleisch 5,40 Mk., bei Büchsenblutwurst 3,65 Mk., bei Büchsenleberwurft 4 20 Mk für das Pfund bei Abgabe an die Verbraucher. Bei Ab gabe einer ganzen Kilodose bei Büchsenfleisch 9 Mark, bei Buchsen - Blutwurst 5,70 Mark, bei Büchsen - Leberwmst 6,70 Mk. — Erhöhung des Brotanteils. Zu den Meldungen über eine in Aussicht genommene Erhöhung der Mehl-Kopf- ! Quote, die gegenwärtig 260 Gramm täglich beträgt, erfährt man von unterrichteter Seite, daß in der Tat der Wunsch und die Absicht besteht, je nach dem Ausfall der neuen Ernte, die erfreulicherweise eine gute Mittelernte zu werden verspricht, und nach dem Umfang der ausländischen Getreide- und Mehlzufuhren, die Mehlrate zu erhöhen und die Aus mahlung des Brotgetreides, die sich zur Zeit auf 94 v. H. des Korns beläuft, herabzusetzen. Im Reichsernährungs- ministerium und in der Retchsgetreidestelle schweben dahin gehende Erwägungen schon feit einiger Zeit, doch können Entschlüsse erst gefaßt werden, wenn sich das Ergebnis der neuen Bcolgetretüeernte, die noch im Gange ist, genauer übersehen läßt. Keinesfalls dürste mit einer Heraufsetzung des Mehl- und damit des Brotanteils vor dem 1. Oktober zu rechnen sein, und auch die Frage, ob die Ausmahlung auf 82 oder 84 v. H. herabgefetzt werden fall, läßt sich erst zu diesem Zeitpunkt entscheiden. Jmmcchin kann schon heute so viel gesagt werden, daß mit sehr hoher Wahr scheinlichkeit auf eine Besserung unserer Mehl- und Brot- versorgung vom Herbst d. I. ab gerechnet werden kann. — Als eine große Härte wird in den ländlichen Ge meinden das noch bestehende Backverbot für Privatbedarf in Bäckereien empfunden. Bei der reichlichen Mehl belieferung ist es wohl niemand zu verdenken, wenn er nach om bisherigen Entbehrungen sich einen Kuchen leisten will, zumal in der Zeil der Früchte, die hierfür in Betrachts kommen. Freilich muß dann aber die Haussrau ihren kost baren Kvhlenvorral amechcn, während beim Bäcker die Hitze zwecklos zur Esse hinausraucht. Im Interesse des Bückcrei- gewerbes sowohl, das während des Krieges doch sehr gelitten, als auch in dem der Allgemeinheit bei der entsetz lichen Kohlenknappheit muß also eine Verfügung fallen, Vie wohl in der verflossenen Zeit von Wert war, jetzt aber vollständig zwecklos ist. Denn gebacken wird doch! Außer dem scheint diese Verordnung lokaler Naiur zu sein, da man in anderen Gegenden unseres Vaterlandes das weid- liche Geschlecht ganz srievensmäßig iyre wertvolle Bürde in das Backhaus tragen sieht. Arnsdorf. Drei Einbrecher wurden auf dem diesigen Bahuhof verhaftet, als sie eben mit dem Zuge nach Dresden abfahren wollten. In ihren vollbepackten Rucksäcken sand man neben anderen Wertsachen und Lebensmitteln auch 34 Stück Butter. Kamenz. Arbeitseinstellungen in großem Umfange sind hier e, folgt. Wegen Lohnstreitigkeiten traten die Arbeiter in den Betrieben: Cdammottefabrik Jesau, Ziegelei Wiesa, Cdaw.mottefabnk A.-G. Thonberg und Ton und Chaolin- werke Friedrich Hermann Reif in den Ausstand. Es kommen gegen 200 Arbeiter in Frage. Nossen. In der hiesigen Papierfabrik geriet der 17 jährige Kolleunüller Martin Dämmig aus Deutschen- bora in die Zerfaserungsmaschine wobei ihm der Kopf zerquetscht wurde. Borna. Ern Raubüberfall wurde auf der Straße Negis—Deutzen in der Nähe der Kiesgrube verübt. Der Kassierer der N'ederlausitzer Kohlen-Werke „Kraft 2", Fug mann, der in Begleitung eines Kutschers in einem Wagen diese Stelle passierte wurde von drei unbekannten Männern — angeblich zwei Ruffen und einem Deutschen — überfallen und durch Bedrohung mit Revolvern, zur Herausgabe von 65000 Mark mitgeführter Lohngeldsr gezwungen. Die Räuber flüchteten danach Fugmann und der ebenfalls mit dem Tode bedrohte Kutscher nahmen sofort die Verfolgung auf, sic wurden aber so heftig beschossen, daß sie davon ab lassen mußten Die Gendarmerie hat die Verfolgung ausge nommen. Wurzen. Zwischen dem am Montag hier ein gerückten Militär und Kommunisten hat am Donnerstag abend ein blutiger Zusammenstoß stattgesunden, bei dem es auf Scit-N des Militärs einen Toten und auf Seiten der Zivilisten mehrere Verwundete gab. Die zweite leichte Munitionskolonne hielt im Schweizer Garten einen internen Einzugsball ab, zu dem nur Reichswehrangehörige mit ihren Damen eiugeladen waren. Schon vor Beginn hatte sich vor dem Schweizer Garten eine große Schar jugend licher kommunistischer Elemente zusammengerottet, die den Einlaß erzwingen wollten. Als dies von den ausgestellten Posten verwehrt wurde, belästigten sie die Posten und die eingehenden Damen. Schließlich arteten die Beschimpfungen in tätliche Angriffe aus, wobei dem Unteroffizier Rothe von der 4. Batterie mit einem Beil der Schädel gespalten wurde, so daß das Gehirn bloslag. Auch Schüsse wurden auf beiden Seiten gewechselt und mehrere Zivilisten ver wundet. Die Vorgänge sind der Erfolg einer am Vorabend hier obgehaltenen öffentlichen Versammlung, in der zu scharfem Vorgehen gegen das neue Militär gehetzt worden war. Flöha Ein Einbruch wurde in das Kammergebäude des hiesigen Bezükskommandos verübt, den Tätern fielen u. a 24 Militärmäntel, 15 vollständige Zivilanzüge, 7 Milrtärhosen, Hemden usw. in die Hände. Hainichen. Tödlich verunglückt ist auf der Staats straße bei Bockendorf die 27 Jahre alte Gutsbefitzersehefrau Altermann. Sie befand sich mit ihrem Kinde auf einem j Lastgeschirr, um nach Hainichen zu fahren. Unterweg« «scheuten die Pferde und gingen durch. Durch Abspringen von dem in rasender Fahrt befindlichen Wagen erlitt die iFrau einen doppelten Schädelbruch, der ihren sofortigen ! Tod herbeiführte. Leipzig. Die Ziffer der zur Herbst - Mustermesse ! angemeldeten Aussteller hat zurzeit annähernd 8000 erreicht- ! Alle Ausstellungsräume find vermietet und für rund 2000 Aussteller konnten geeignete Räume nicht mehr beschafft werden. — Am 7. August wurden ca. 18 Zentner Schokolade, Kaffee und Kakao aus einer dem Tischler Max Lippert ge hörenden Niederlage in der Kochstraße 4 gestohlen. Jetzt hat sich herausgestellt, daß Lippert selbst die Waren teil- weise verkauft oder an Geschäftsleute in Kommission ge geben hat. Utr chennaHerchteu. Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den 17. August 1919. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. (Herr Pfarrer Gräf aus Meerane.)^ Katholischer Gottesdienst in Moritzdorf. Vorher: heilige Beichte.