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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend : »Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens ¬ tag, Donnerstag und Sonnabend. Bezugs-Preis: Vierteljährlich 1,80 Mark, »ei Zustellung durch die Boten 2,— Mark. Im Falle höherer Gewalt (Krieg od. sonst, agendwclchcr Störungen des Betriebes der Zeitung, der Lieferanten od. d. Defördcrungs- Bmrtchtungen) hat der Bezieher keinen Än- Mch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung od. auf Rückzahlung d. Bezugsvreises. Anzeigen - Preis : Die KIrmgespaltn» Hell« 8 I oder deren Raum wird mit 26 Pfg., «tfW der eisten Seite mit 50 Pfg. berechnet. Anzeigen werden au den Erschein»ngstaaen bis spätestens vormittags 10 Uhr tu »t« Geschäftsstelle erbeten. ' Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, »«u» . der Anzeigen-Betrag durch Klag« eingezvoen I werden muß oder wenn der Lufträggeurr in Ko »tu» gnät. iernsprech-Anschluß: Amt Hermsdorf b. Dr. Nr. 2s. Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 2Ys^8. Schriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühle, Groß-DkrÄa —^77777^ — — ' . — !— 7^"^'-...:^..- , a—., ««» >>> !»n «r ' 1,1'» Kummer 8^ Sonntag, den 20. ^uli ^9^9- ^8. Jahrgang. ver Schrei nach sienre. Wer irgend etwas, entweder Ware oder Arbeit, in den Mrjahren frei verkaufen konnte, der „machte sich gesund". haben nicht nur in den Puvatkonloren der großen Mustriewerke oder in den Ecken der Schieberkaffees die Kriegsgewinnler gesessen, man braucht nur in den Rauch ^engeschästcn nachzufragen, welche Menge teuere Pelze an Mtersraum in dieser Zeit geliefert worden ist; oder du ^Mk der Sparkassen nachzulesen; oder sich der jungen Mbuben zu erinnern, die in Weinstuben den Prokuristen Men. Jammervoll stand es um um alle diejenigen, die unter Preissteigerung an den Mann bringen konnten, ändern vertraglich zu den festen Bezügen der Früdensarbett ^erarbeiteten: um die Beamten. Dann ebenso oder noch Ammer um die kleinen Rentiers, die Invaliden, die Mwen mit Ruhegehalt. Der Deutschen Nationalversammlung, die sich mit der ^Höhung aller Renten, namentlich sür Kriegsbeschädigte, H Kriegshinterbliebene befaßt, liest der Präsident Fehren- gehörig den Text. Es ist niemand im Hause und ^er dem House, der nicht wüßte, daß die Renten unter H heutigen Lebensbedingungen völlig unzureichend sind, M nur für Kriegsbeschädigte und sür Hinterbliebene von Gefallenen, sondern auch für Jnvaliditäts- und Altersrentner sonstige Pensionäre vom Schlachtfelds der Friedens- Ml. Aber ebensowenig weiß jemand von heute auf zu sagen, woher man die etwa erhöhten Bezüge Micn soll. Selbst wenn wir an Sielle des Zauber- Mngs Erzberger, dem die Wasser bald bis an den Hals Uen werden, einen Meister als Finanzmann Härten, Ante er nichts versprechen, weil — noch niemand weiß, ob Entente uns nicht überhaupt einen Strich durch unser Ajes Rentenwcsen macht. Nach dem Friedensvertrag, den jetzt so munter interpellierenden Sozialdemokraten unter- Mieden haben, sind unsere Feinde berechtigt, uns jede Wung an die eigenen Notleidenden zu verbieten, ehe wir M sämtliche Pensionen für ihre, die feindlichen, Kriegs- Atzten und Hinterbliebenen entrichtet haben. Davon sticht heute kein Mensch. Man fließt über von Wohlwollen '"t die Armen, und die schwarzrote Regierung verspricht ^ch ihr möglichstes zu tun: das ist alles. Noch eine Here Tatsache erwähnt niemand. Es heißt immer, der und nicht die Revolution sei an allem Unheil schuld, ^chon da müßte man wenigsten sagen: der verlorene Krieg. HM wir durchgehalten hätten, statt auf den Scheidemann- Mrger-Frieden hinzutreiben, so stünde es anders um uns. AW kommt die ungeheure Vergeudung der Reichsmittel M die Revolution. Es ist von der Regierung selber Hn zugestanden worden, daß Heeresgut im Werte von süns Milliarden Mark in den ersten Umsturzmonaten Mios verschwunden ist, ein Betrag, der, als Rente ange- A die gule Versorgung von rund 250000 Kriegsbe- Miglen auf Lebenszeit ermöglicht hätte. Rechnet man H übrige erpreßte, geraubte, verschleppte Geld der neuen Ma hinzu, so ergibt ein einfaches Drvtsionsexempel, daß H damit die ganzen Not unserer Rentner hätien steuern Men. Sie haben ihre Not also ausschließlich den jetzt Verenden Herren zu verdanken, die zuerst einen deutschen Aeg untergruben und dann unseren verfügbaren Besitz Fludern ließen. Es ist elende Heuchelei, wenn jetzt die -»sialdemokralie sür die Armen „eimritt". Der Räuber APeßt Tränen und kondoliert seinem Opfer! Das ist der Mgene revolutionäre Parlamentarismus in Reinkultur. täte not, wenn die Millionen betrogenen Deutschen :Vst wachgepeitscht würden, nicht nur durch Zeitungen, nicht in alle Hände gelangen, sondern von Mund zu Md, von einem Haus zum anderen, im Hinterhof, in den ^gen Küchen, auf den Arbeitsstätten. Das gebefreudige Haus stimmt auch der Erhöhung der Mente für natürliche Kinder zu. Ebenso will es allen A in der Heimat nicht im Kriegsdienst angestellten Be- Mn der letzten fünf Jahre, die sich bei Kohlrüben und Astigem Ersatz durchgehungert haben, diese schweren Jahre das Pensionsatter doppelt anrechnen, genau so wie den »wirklichen" Kriegsteilnehmern. Kleine Geschenke erhalten Freundschaft. Sie verärgern manchmal auch den zu« Menden Dritten. Hier handelt es sich außerdem um das ^sprechen eines Geschenks, dessen Ersüllung wie alles Here davon abhängen wird, was die Feinde genehmigen. Nationalversammlung hat uns ja völlig in ihre Hand Men. Der Schrei nach deutscher Rente, der aus Frank- H kommt, wird den unserigen übertönen. Neuestes vsm Tags. — Zur Aufhebung des Belagerungszustandes in Stettin meldet die deutsche Tageszeitung abweichend von dem Wolsbericht, daß die Arbeiter auch heute die Arbeit vollständig ruhen lasten, nur die Arbeiter der Gas- und Wasserwerke kamen zu den Werkstätten, aber nur, um festzn- ellen. daß sie im Anschluß an den Generalstreik in den Lobnstreik eintreten wollten. Der pommersLe Landarbeiter oerband hat ein Protesttelegramm an die preußische Landes- Versammlung gerichtet, in dem er sagt, daß, solange ein Landwirtschaftsminister auf Kosten des Volksganzen die Ereignisse treiben lasse und nur auf Orientierung durch den Landarbeiterbund hin derartige Kundgebungen veröffentliche, wie es der Minister Braun getan habe, anstatt die Bereit willigkeit der Landwirte zum Wiederaufbau zu nutzen, dieser Minister des Vertrauens der Bevölkerung, die er vertreten solle, entbehren werde. — Wegen der Ermordung des französischen Sergeanten Mannheim ist eine Note von Marschall Foch in Berlin ein getroffen. In der Note wird von uns erstens eine Be schleunigung des gerichtlichen Verfahrens wegen des Vor falles, Uebernahme der Bestattungskosten, eine Entschädigung von 100 000 Fr. sür die Familie des Ermorderten, eine Buße von einer Million Franken von der Stadt Berlin und Entschuldigung wegen des Vorfalles verlangt. — Auf die Note des Marschalls Foch, worin er -ine Buße von 1 Millian Goldmark durch die Stadt Berlin forderte, ist die Antwort im Kabinet fertiggestellt worden. Sie wird sofort überreicht werden. Sie stimmt der Zahlung von 10000 Mark an die Familie des Getöteten zu, lehnt aber die Kontribution von 1 Million Mark ab, da ein Ver» schulden der Stadt Berlin nicht vorliege. — Unhaltbare Zustände auf einem Flugplätze. Im Lager der Flugzeugmeisterei Adlershof sind etwa 6000 Arbeiter in Loyn, ohne irgend eine positive Arbeit zu leisten. Für die Verwaltung der Lager würden 500 Mann genügen. Es werden wöchentlich etwa 750000 Mk. Lohn ausgezahlt. Täglich ergehen Meldungen zahlreicher Drebftähle, die sich schon in die Hunderttausende von Mark erstrecken. Kaum ein Arbeiter verläßt die Anlagen, ohne sich etwas einzustecken. Die Sicherbeitskompagnie ist als größte Diebesgesellschaft bekannt. 400 Mann stark, sollte ihr schon im Februar gekündigt werden. Es geschieht nicht. Täglich nach 4 Uhr nachmittags fängt der systematische Raub von Staatseigentum dort an. Als Gesamtschaden des Staates seit det Revolution sind in Adlershos etwa 22 Millionen zu verzeichnen. Eine Einnahme von 175000 Mark soll dem gegenüberstehen. Alles wird für die hohen Löhne ausgegeben, die sich in phantastischer Höhe halten. Danzig. Das große Schwimmdock der Reichswerft sollte nach Kiel abgeschleppt werden. Die Arbeiter, die durch die fortdauernde Entführung von Material und Maschinen aus den Staatsbetrieben in großer Erregung Und, weigerten sich, die dazu nötigen Arbeiten auszuführen, verlangten die Zurücknahme des Befehls zum Abtransport und drohten mit der Versenkung des Docks. Da man auf dem Abtransport verharrte, erfolgte die Versenkung. — In der amerikanischen Presse sind seit einiger Zeit Meldungen verbreitet über die Aufnahme eines größeren amerikamschen Kredits sür Deutschlands. Es ist nicht aus geschlossen, daß seitens der deutschen Handelswelt diesbezüg liche Verhandlungen angebahnt sind, doch läßt sich Positives hierüber noch nicht sagen. In der soeben eingetroffenen Meldung aus New-Jork, daß die Deutsche Bank im Namen der deutschen Regierung über ein größeres Anlehen in Amerika verhandle, von dem der erste Kredit 50 Million Dollar betragen soll, wird von der Deutschen Bank er klärt, daß davon nichts bekannt ist. OerMches nnd Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, iS. Juli iM — Am gestrigen Freitag war es dem Tischlermeister August Tamme nebst Gemahlin vergönnt, im Kreise ihrer Kinder und Verwandten daß Fest der gordenen Hochzeit zu feiern. — Am heutigen Tage vollenden sich 25 Jahre, daß Herr August Leonhardt in Groß-Okrilla als Standesbeamter m unserem Otte seine Tätigkeit ausübt. — Marmelade-Verteilung. Auf Grund der Bekannt machung vom 29. Januar 1919 werden in drr Amtshaupt- mannfchaft Dresoen-Neustadt etnschl. der Stadt Radeberg Abschnitt 23 der weißen Brotaufstrichkarte mit 250 Gramm Marmelade, Abschnitt 23 der rosaen Brotaufstrichkarte mit 125 Gramm Marmelade beliefert. — Um die zum Zwecke der Steuerflucht ins Ausland gebrachten Kapitalien steuerlich zu erfassen, plant die Re gierung ein Notgesetz, nach dem an einem bestimmten Tage die Stempelung solcher Wertpapiere vorgenommen wird. Obne diesen Stempel verlieren sie ihren Geldwert. Dadurch werden die Besitzer solcher ins Ausland gebrachten Kapitalien gezwungen, sie ins Inland zurückzuschaffen, wenn sie sich vor einer völligen Entwertung ihrer Wert-Papiere schützen wollen. — Wind ist Brennstoff! Der Chemiker I. Stransky in Freiberg machte folgenden zeitgemäßen Vorschlag: Kohle, Petroleum, Benzin, Spiritus ist in der jetzigen Zeit schwierig oder gar nicht zu beschaffen. Es fehlt uns an Heiz- und Leuchtstoffen D'e Kraft des Windes ist überall vorbanden und harrt der Ausnutzung. Treibt man durch den Wind motor eine Dynamomaschine an und leitet den erzeugten Strom ins Wasser, so entsteht aus dem Wasser Sauerstoff gas und Wafferstoffgas, von letzterem das Doppelte. Dieses Wasserstoffgas entwickelt bei der Verbrennung die größte Hitze und im Glühstrumpf das schönste Licht ohne eine Spur von Rauch und Ruß. Eine Pferdekraft liefert nach Schoop in der Stunde 136 Liter Wafferstoffgas. Das GaS kann in Gasometern von windreichen in auf windarmen Zeiten aufgespeichert werden. Der Winter liefert viel Sturm, infolgedessen viel Brennstoff. Die Anlage kann für einzelne Grundstücke oder auch für Gemeinden auige- führt werden. Auch kann das erzeugte Gas bestehenden Gasanstalten als Unterstützung zugeführt werden. Die jetzige Zeit erfordert schnelles Zugreifen und Ausführen, zumal es sich um eine altbekannte Sache handelt. Im ganzen Deutschen Reiche muß uns der Wind als Kampf« genösse zur Seite stehen. — Man darf gespannt sein, wa» die „Fachleute" zu diesem Vorschlag sagen werden! Wenn der Vorschlag brauchbar ist, sollte er sofort verwirklicht werden, da der kommend« Winter große Licht- und Feuerungsnot bringen wird. Radeburg. Am Sonntag hielt der Elbgau-SSnger« bund in den Mauern unserer Stadt seinen 50. Sängertag ab. Zu Ehren der Gäste hatte die Stadt Flaggenschmuck angelegt. Sonnabend nachmittag und abend trafen die Abgeordneten ein. Von abends 8 Uhr an fand im Schieß- Haus-Saale ein Begrüßungs-Kommers statt. Der einmütig zum Vorsitzenden für den Sängertag gewählte Bundes vorsitzende gab sodann den Bericht der Bundesleitung über das Geschäftsjahr. Beschlossen wurde, daß fernerhin die Bundesehrenzeichen aus Eisen hergestellt und mit silberner und goldener Umrandung verliehen werden sollen. Der nächste Sängertag soll im kommenden Jahr in Ottendorf- Okrilla stattfinden, und die Bundesleitung wurde ermächtigt, Schritte für das Sängerfest in Neustadt einzuleiten. Riesa. Rat und Stadtverordnete wählten zwei Aus schüsse, die sich mit der Frage der Vereinigung von Riesa, Gröba, Weida und Pochra, sowie mit der Umbenennung von verschiedenen Straßen und Plätzen zu befassen haben werden. Roßwein.' In Marbach entstand im Pötzsch'schen Gute neben der Kirche Feuer. Es brannte ein Wirtschafts gebäude nieder, in dem u. a. eine größere Menge Heu untergebracht war. Schon vor 8 Tagen ging in demselben Orte ein Teil des Erbgerichts in Flammen aus. Freiberg. Die Stadt Freiberg soll künftig ein Bataillon Reichswehr (vom Infanterie - Regiment 38) in Garnison erhalten. Die Reichstruppe wird in der bisherigen Jägerkaserne untergebracht werden. Burgstädt. Die Stadtverordneten beschlossen, bei der Amtshauptmannschast zwecks schärserer Erfassung der Butter und Ergreifung geeigneter Maßnahmen zur Be kämpfung des Schleichhandels vorstellig zu werden. Döbeln. Mit Beginn der Ernte haben auf ver schiedenen größeren Gütern der Umgebung Streiks eingesetzt, z. B. auf Rittergut Noschkonitz, in Großbauchlitz, Klein- bauchlitz usw. Durch diese Streiks soll erzwungen werden, daß Nichtorganisierte Landarbeiter, die sich vom Streik fern- halten, entlassen und bessere Arbeitsbedingungen festgesetzt werden. Plauen i. V- Wegen Schwarzschlächterei wurde hier ein Gastwirt von der Ferienstrafkammer zu 320 Mk. Geld strafe verurteilt. Das beschlagnahmte Fleisch nebst Wurst wurden eingezogen. Das Schöffengericht hatte ihn freige sprochen.